Thema: Briefmarken Messe Essen 08.-10.05.2014 - Philaseiten war dabei
drmoeller_neuss Am: 15.05.2014 17:56:45 Gelesen: 29611# 53@  
Für mich ist die Messe Essen ein "Heimspiel", und traditionell gehöre ich zu den "Donnerstagsbesuchern". Man kennt in der Zwischenzeit die Händler, bei denen es sich lohnt, und die, um man die einen Bogen macht. Ich habe auf der Messe Essen wieder einmal etliche Belege aus den 50 cent und 1-Euro-Kisten gezogen, die selbst unter Freunden 20 Euro wert sind. Natürlich ist das wieder eine Milchmädchenrechnung, da ich meinen eigenen Stundenlohn nicht rechne. Spesen hatte ich tatsächlich nicht, da ich Selbstversorger war, bei der Bahn eine Flatrate in Form einer Monatskarte habe und die Messe kein Eintritt gekostet hat. Für die Auswärtigen wurde die Zimmersuche durch die in Düsseldorf gleichzeitig stattfindende "Interpack" erschwert und hat so manchen von einem Messebesuch abgeschreckt.

Bei den Postverwaltungen war ich nicht, das gleiche Material bekomme ich online, wenn ich mich für Neuheiten stärker interessieren würde. Hier wird die Kartonphilatelie für teures Geld in Umlauf gebracht, die sich zehn Jahre später wieder in den besagten Wühlkisten findet. Sammlungen waren Schnäppchen oder preisliche Frechheiten, das gleiche galt auch für Belege.

Die Deutsche Post brachte die Sportmarken in Umlauf, die Motive von Uli Stein haben sicher den ein oder anderen zusätzlichen Käufer motiviert. Dieses Jahr gab es keine Autogrammstunde mit Uli Stein, sondern "nur" mit dem Typographen und langjährigem Briefmarkenentwerfer Hans Werner Schmidt. Hier hielt sich der Andrang in Grenzen und man konnte sich mit dem Künstler unterhalten.

Das Publikum bestand zum grössten Teil aus Rentnern, man könnte ja Berufstätigen und Schülern etwas entgegenkommen und die Öffnungszeiten eine Stunde nach hinten verschieben. So verläuft auch die Jugendarbeit beim besten Willen im Sande. Angesichts der hohen Standmieten sind die Händler auf ein kaufkräftiges Publikum angewiesen, und vielleicht gar nicht böse darum.

Die Ausstellung war der ruhigste Teil der Messe, zwischen den Rahmen war man meistens alleine.

Auf dem Philaseiten-Stand war immer etwas los, und nicht nur wegen der leckeren Kekse, die Brigitte besorgt hatte. Trotz meiner Bedenken ist der Fernseher während der drei Tage nicht von dem wackeligen Regal heruntergefallen. Schön waren auch die abendlichen Treffen im Essener Vorort Steele, die Wim im Kulturforum organisiert hatte. Brigitte hatte das "Schlachtschiff" im wahrsten Sinne des Wortes (es regnete in Strömen und man hätte auch genauso gut schwimmen können) geschickt nach Steele manövriert, und dabei schnell gemerkt, dass der Strassenverkehr einer Grossstadt wie Essen nicht so beschaulich wie in Leutkirch ist.

Lohnt sich die Messe denn überhaupt? Wühlkisten gibt es auch auf grossen Tauschtagen, und viele meiner Stammhändler sind ebenfalls dort. Aber die Sammler reisen eben von weiter an, und man trifft Leute, die man sonst nicht sieht.

Für mich war das Gespräch mit dem Briefmarkenkünstler Hans Werner Schmidt am interessantesten. Schmidt ist einer der wenigen Künstler, die noch richtig zeichnen und nicht nur ein Photo aus einer Datenbank auswählen und mit Photoshop nachbearbeiten. Der Künstler plauderte aus dem Nähkästchen, dass man es ihm am ehesten zugetraut hatte, zu den filigranen Figuren von Uli Stein die passende Schrift für die diesjährigen Sportmarken auszuwählen. Eine weitere Einschränkung: Aus drucktechnischen Gründen müssen alle neuen Marken mindestens eine weisse Seite aufweisen, oder soll doch nur der Stempel besser erkennbar sein? Von den älteren Ausgaben sind die Olympia-Marken von 1970, der Dinosaurierblock und die Sondermarke für den Kartographen Waldseemüller am bekanntesten. Daneben gibt es zahlreiche Marken zu verschiedenen Stadtjubiläen aus der Feder des Künstlers Schmidt. Seine Ehefrau hat mir noch gestanden, dass man dafür die Orte persönlich besichtigt hatte, um die Gebäude für die Motive auswählen. Am aufregednsten waren die Recherchen für die Waldseemüller-Briefmarke. Es sollte die einzig erhaltene Waldseemüller-Karte von 1507 dargestellt werden ( http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Waldseem%C3%BCller ). Die hatte aber gerade die US-amerikanische Library of Congress für zehn Millionen Dollar gekauft und erst einmal gut weggeschlossen. Es bedurfte der Vermittlung durch die Bundeskanzlerin persönlich, damit der Künstler für den Briefmarkenentwurf einen Blick auf die teure Karte werfen durfte. Der Deutschen Post war der Aufwand auch einiges wert, und man hat ausnahmsweise einmal den edlen Stichtiefdruck spendiert, der in den Niederlanden durch die Wertzeichendruckerei Enschede ausgeführt wurde.


 
Quelle: www.philaseiten.de
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