Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
volkimal Am: 17.05.2014 17:00:06 Gelesen: 300971# 63@  
Hallo zusammen,

es wird Zeit, dass ich die Geschichte der Familie Hübner endlich fortsetze. Zunächst noch einiges aus den Lebenserinnerungen von Herbert Hübner:

Nach dem beschwerlichen Abstieg in die Wanjakiussa-Ebene überschritten wir zunächst den Rumakario, den uns aus dem Bergland bekannten Fluß. Nur eine halbe Stunde Weges entfernt floß er an unserer Station Bulongwa vorüber… Der zweite Fluß, der überquert werden muß, ist der Lutisio, der sich bei der Station Muakaheli, wo unser Vater später als Superintendent wirkte, mit dem Matari vereinigt… Neu-Wangemannshöhe … ist das Ziel unseres ersten Reisetages.
Der zweite Reisetag führte wieder zu dem Hafen, in dem einst der Vater seine lang erwartete Braut in die Arme schließen konnte. Nun kreuzte wieder über den Wogen des blauen Njassasees ein Schiff auf, diesmal schöner und größer als das alte: der deutsche Dampfer Hermann von Wissmann.

Die fünf Tage der Seefahrt sind bald vorüber, und nun geht es weiter auf dem Ausfluß des Njassasees, dem Schire, nach Süden hin, streckenweise auf einem Flußdampfer mit Schaufelrädern, der sich manchmal nur langsarn aus dem Geschlinge der Wasserpflanzen herausmanöveriert, streckenweise auf einem Hausboot. Dann kommt wieder für zwei oder drei Tage eine Landpartie zur Umgehung der Wasserfälle. Und endlich sitzen wir auf einem Dampfer, der uns vom Hafen Blantyre den breiten Sambesistrom zum Indischen Ozean trägt. . Draußen auf der Reede wird auch sehr bald der Ozeandampfer sichtbar, der uns weiter führen soll. Aber da kommt die peinvolle Überraschung: Auf diesem Dampfer ist für uns kein Platz mehr! Eine entscheidende Stelle hatte versäumt, uns rechtzeitig anzumelden. So haben wir nur das Nachsehen, als das große Schiff in die Ferne entgleitet. Wir müssen zehn Tage warten, bis der nächste Dampfer kommt.

Der Dampfer Kanzler:

Die zehn Tage Wartezeit gehen langsam dahin; doch endlich ist das neue Schiff da, etwas über 3000 t groß, mit Namen "Kanzler". Ein Schiff dieser Größe ist ja für heutige Begriffe kaum seetüchtig zu nennen….

Wir aber verlassen in Genua das Schiff. Offenbar wollen die Eltern die nicht eingeplante Wartezeit am Indischen Ozean wieder einholen und noch vor dem Pfingstfest in der deutschen Heimat sein. Es geht also nun mit der Eisenbahn weiter.


Soweit die Ausführungen von Herbert Hübner. Zwei Jahre später reist die Familie wieder in das afrikanische Missionsgebiet zurück. Die drei ältesten Geschwister müssen in Deutschland im Internat zurückbleiben, damit sie eine ordentliche Schulausbildung erhalten.



Diese Karte an den Schüler Herbert Hübner in den Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale bekam er von seiner Mutter. Sie schrieb die Karte während des Heimaturlaubes am 16.1.1908 in Finsterwalde.

Viele Grüße
Volkmar
 
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