Thema: Geheimsache Ebay: Regeländerungen für Verkäufer
Richard Am: 20.08.2008 23:50:07 Gelesen: 18410# 2@  
Ebay ändert sein Geschäftsmodell - Mehr Festpreise im Internet-Handel

Von Holger Schmidt

Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ (20.08.08) - Der Internet-Marktplatz Ebay senkt die Einstellgebühren für seine gewerblichen Händler drastisch. Statt 0,25 bis 4,80 Euro, die bisher je nach Produktkategorie fällig wurden, berechnet Ebay in Deutschland künftig höchstens 10 Cent je Produkt. Auch die zeitliche Begrenzung der Angebote wird aufgehoben.

„Ein gewerblicher Verkäufer kann jetzt auf Ebay das tun, was er auch in anderen Webshops tun kann, nämlich sein gesamtes Inventar online stellen und zum Verkauf anbieten. Der Verkäufer ist nicht mehr darauf angewiesen, innerhalb von zehn Tagen zu verkaufen, weil das Listing ausläuft, sondern kann das Angebot mit unbegrenzter Laufzeit zeigen“, sagte Stefan Groß-Selbeck, der Deutschland-Chef des Marktplatzes, der in Deutschland 15 Millionen aktive Käufer und Verkäufer hat.

Dieser Schritt wird das Angebot an neuwertigen Produkten, die von Händlern zu Festpreisen angeboten werden, auf dem Marktplatz spürbar erhöhen. Ebay reagiert damit auf die Abwanderung vieler Händler zu Konkurrenten wie Amazon, die erst beim Verkauf des Produktes eine Provision berechnen, aber keine Einstellgebühr verlangen. Das Modell verlagert das Risiko eines nicht verkauften Produktes vom Händler zum Plattformbetreiber.

Pauschaltarife für Verkäufer

Für Verkäufer, die von den Käufern gut bewertet werden, bietet Ebay zudem einen Pauschaltarif an. „Ein Abonnement für 299 Euro im Monat berechtigt die Shopbetreiber, so viele Produkte einzustellen wie sie möchten“, sagte Groß-Selbeck. Das Ziel sei mindestens die Verdopplung der angebotenen Artikel auf Ebay, um die Attraktivität für die Käufer zu erhöhen.

Parallel zur Senkung der Einstellgebühren für die gewerblichen Anbieter ändert Ebay die Provisionen, die nach erfolgreichem Verkauf an Ebay entrichtet werden müssen. „Die Verkaufsprovision steigt in einigen Bereichen an. In vielen wesentlichen Produktkategorien sinkt die Gesamtgebührenbelastung für die gewerblichen Händler aber“, sagte Groß-Selbeck. Um die neuen Konditionen zu bekommen, müssen die Händler allerdings das Ebay-eigene Bezahlsystem Pay Pal anbieten, das zusätzliche Kosten verursacht. „Die meisten Verkäufer werden inklusive Pay-Pal-Gebühr mindestens gleich gut oder besser wegkommen als bisher“, sagte Groß-Selbeck.

Dieser Senkung der Einstellgebühren für gewerbliche Händler war schon im Februar ein ähnlicher Schritt für private Verkäufer vorausgegangenen (Radikalreform soll Ebays Wachstum ankurbeln). „Das hat dem Geschäft zwischen privaten Konsumenten richtigen Schub gegeben. Vor der Preisänderung hatten wir etwa 1,4 Millionen Angebote privater Nutzer in der klassischen Auktion. Heute sind es 3,7 Millionen. Das bedeutet, dass der Anteil der privaten Angebote auf der Seite von 35 auf 46 Prozent hochgegangen ist. Der Preisschritt hat also eine deutliche Stärkung des klassischen Ebay-Segments gebracht“, sagte Groß-Selbeck.

Produktsuche mit neuer Logik

Ebay ändert auch seine Produktsuche. Käufer hatten in der Vielzahl der angebotenen Produkte zuletzt immer mehr Schwierigkeiten, die gewünschte Ware zu finden. Das soll jetzt besser werden. „Unsere Suche hatte als Standardeinstellung, die Suchergebnisse nach Restlaufzeiten der Auktionen zu sortieren. Diese Sortierlogik ist für Auktionen sehr sinnvoll, für Festpreisangebote aber nicht. Diese Produkte werden wir künftig nach ihrer Popularität sortieren, die sich wiederum an den verfolgten Verkäufen orientiert. Den Mix aus Auktion und Festpreis werden wir künftig nach Käuferbedürfnissen steuern“, sagte Groß-Selbeck. Zudem werden die Angebote der Ebay-Shops, die bisher separat ausgewiesen wurden, in die normale Suche integriert. „Damit schaffen wir quasi über Nacht eine Verdopplung des Angebotes auf mehr als 18 Millionen Artikel“, sagte Groß-Selbeck.

Um den Schutz vor Betrügern zu erhöhen, die bezahlte Ware nicht liefern, erhöht Ebay den Käuferschutz in seinem Zahldienst Pay Pal. „Im Pay Pal-Käuferschutz waren die Käufer bis zu 1000 Euro abgesichert. Das Limit fällt künftig weg; Käufer sind unbegrenzt abgesichert. Auf der Verkäuferseite erweitern wir den Schutz auch auf grenzüberschreitende Transaktionen. Wenn ein Käufer im Ausland seine Kreditkartenzahlung zurückgebucht hat, ist der Verkäufer dagegen heute nicht geschützt. Ab sofort übernimmt Pay Pal dieses Risiko“, sagte Groß-Selbeck.

Schärfere Sanktionen für schwarze Schafe

Zudem sollen Verkäufer, die von ihren Käufern schlecht bewertet wurden, schärfer sanktioniert werden. „Wir führen Sanktionen für die Verkäufer ein, die unsere Standards nicht erfüllen. Dazu gehört die Rückstufung in den Suchlisten über eine Begrenzung der Einstellungen bis hin zum Ausschluss“, sagte Groß-Selbeck. Auch überhöhte Versandkosten, die vor dem Kauf nicht ersichtlich waren, sollen künftig ausgeschlossen werden. „Schon seit Mitte Juni gelten für 31 Kategorien Obergrenzen für Versandkosten zwischen 5 und 8 Euro je Lieferung - und wir planen solche Grenzen auch für weitere Kategorien. Darüber hinaus müssen unsere Verkäufer zukünftig mindestens einen Versandservice mit allein anfallenden Kosten mit angeben. Ohne die Angabe von Versandkosten können künftig keine Produkte mehr eingestellt werden“, sagte Groß-Selbeck.

Mit diesen Änderungen des Geschäftsmodell geht Ebay in Deutschland einen Sonderweg. „So weit wie Deutschland ist kein anderer Ebay-Marktplatz gegangen. Eine Änderung des Geschäftsmodells wird es in anderen Ländern nicht geben“, sagte Groß-Selbeck. Dort sollen aber auch die Einstellgebühren für die Händler sinken.

(Quelle: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E9F3CF96BA3FB4C67A68EB50C59812797~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

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