Thema: Irland: Stempel bestimmen
bayern klassisch Am: 17.06.2014 15:00:07 Gelesen: 37371# 26@  
Liebe Sammlerfreunde,

Brief aus ?? (Nummernstempel 151) über Dublin in Irland, welches ja postalisch seit 1801 zu Grossbritannien gehörte, wenn ich nicht irre, nach Bad Kissingen. Das Aufgabedatum geht nur aus der Siegelseite hervor und es war der 18.6.1858. Der Empfänger war ein gewisser Charles Cooper, Esquire in in Poste Restante Pr. Kissingen.





Der Absender frankierte 4d und 2d = 6d, die aber leider nicht ausreichten, denn das Franko betrug für GB mit Irland 7d = 21x ab dem 1.1.1855. Die Aufgabepost stempelte die Marken und gab den Brief nach Dublin (19.6.) weiter, von wo aus es mit dem Schiff über die irische See nach Liverpool ging und mit der Bahn weiter nach London. Dort stempelte man am 21.6. insufficently pre-paid, also ungenügend frankiert und gab ihn ohne Nachtaxe per Schiff nach Calais weiter. Dort kam er am 21.6. an und wurde per Bahn nach Paris gefahren, wo er am 22.6. ankam.

Paris gab ihn der Bahnpost Paris - Strasbourg am selben Tag mit, wobei er dann in den Zug der Strecke Nancy - Forbach umgeladen wurde. Über Forbach und Saarbrücken, dann queer durch die Pfalz, erreichte er via Frankfurt am Main (Taxis) Würzburg am 24.6. als Kartierungsbüro Bayerns zu Frankreich.

In Würzburg notierte man damals immer in tiefblauer Tinte und weil der Brief unterfrankiert war, hatten ihn GB und Frankreich als Portobrief weiter spediert, so dass nach dem PV Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 als unfrankierter Brief bis 7,5g 24x anzusetzen waren. Zwar gab es ab 1.1.1855 eine Gebührenmoderation für welchselseitige Briefe auf 7d bzw. 21x, doch galt diese nur für frankierte Briefe, nicht für die un- oder unterfrankierten, was oft vergessen wird. Die Instruktion füge ich den beiden Briefscans bei. Der Wert der Marken ( 6d = 18x ) war also verfallen, weil der Postvertrag keine Teilfrankobriefe mehr vorsah. Von den 24x waren 15x an Frankreich abzuführen und 9x (abzüglich der Transitkosten für Preußen und Taxis) flossen in die bayer. Staatskasse (Rest: 7x).

Mit 24x belastet wurde er nun von der Hauptbriefpostexpedition Würzburg der Postexpedition in Bad Kissingen zugeleitet. Diese las "Poste Restante" und erinnerte sich der Tatsache, dass dergleichen Poststücke 4x für den Empfänger kosteten, denn sie mussten in das Lagerbuch eingetragen und ausgehängt werden, bis sich einer meldete, der sie abholen wollte. Hierzu war der Pass einzusehen und gfs. auch ein Bürger der Stadt hinzu zu ziehen, wobei beide im Restantebuch unterschreiben mussten, denn jeden konnte man dort auf der Post ja auch nicht kennen und wenn ein wichtiger Brief in die falschen Hände gefallen wäre, hätte das für die Post unangenehmen Folgen haben können.

Die Restante Gebühr verblieb dem Expeditor für seine gesteigerte Mühewaltung mit dem Brief und war nicht Teil der Einnahmen der bayerischen Postverwaltung (man nannte das Emolument). Wann der Brief letztlich in Kissingen abgeholt wurde, wissen wir nicht, nur, dass es am 25.6. dort eintraf. Hätte man ihn nicht innerhalb von 3 Monaten dort abgeholt, hätte Kissingen auf die Adressseite schreiben müssen: Geschah keine Nachfrage, retour!

Die Frage ist: Wer weiß, zu welchem irischen Ort die Stempelnummer 151 gehörte?

Liebe Grüsse von bayern klassisch und vielen Dank bereits im voraus!
 
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