Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 26.08.2008 11:36:22 Gelesen: 1328524# 124@  
Die Kunst des Miniplakats

ddp-nrw (19.08.08) - Die Wuppertalerin Andrea Voß-Acker zählt zu den erfolgreichsten Briefmarken-Designerinnen.



Man klebt sie meist achtlos auf Briefe und Postkarten, ohne die sorgfältig gestalteten Motive zu würdigen. Briefmarken sind kleine Kunstwerke, und sie zu entwerfen, ist harte Arbeit.

Eine der erfolgreichsten deutschen Designerinnen von Briefmarken lebt in Wuppertal. Mehr als 30 Marken hat die 40-jährige Andrea Voß-Acker in den vergangenen Jahren entworfen.

«Briefmarken sind wie Miniplakate. Man darf das Design nicht überladen, sondern muss darauf achten, dass es im kleinen Maßstab funktioniert», erläutert die Diplom-Designerin ihre Arbeit. «Deshalb muss das Thema grafisch klar auf den Punkt gebracht werden», fügt sie hinzu. Ein weiterer Reiz ihrer Arbeit sei, dass Briefmarken auch «ein Stück Zeitgeschichte» darstellten.

Ob Sport, Technik, Geschichte und Soziales - Voß-Acker nimmt jede thematische Herausforderung beim Gestalten von Briefmarken an. «Die Vielfalt macht den Beruf sehr abwechslungsreich. Man beschäftigt sich intensiv auch mit Themen, zu denen man bislang noch keinen Zugang hatte», sagt sie. In der Vorbereitung besorgt sie sich Bücher zum jeweiligen Thema, recherchiert im Internet, macht Notizen und erste Skizzen. Das eigentliche Design geschieht dann am Computer, wo Fotos oder Collagen zu einem Motiv entwickelt werden.

Ihre jüngste Arbeit ist die vor wenigen Wochen erschienene vierteilige Reihe der diesjährigen Wohlfahrtsmarken mit berühmten Luftfahrzeugen. Die Motive zeigen das Flugboot Dornier Wal, den Hubschrauber Bo 105, die legendäre Junkers 52 und den Großraum-Airbus 380. Beim Airbus fällt auf, dass die Maschine von hinten und so ein wenig aus der Distanz zu sehen ist. «Das Vogelhafte des Flugzeugs kommt so nach meiner Einschätzung am besten rüber», erläutert Voß-Acker.

Am liebsten hat sie Themen, die man abstrakt darstellen muss. Für die 2003 erschienene Briefmarke «10 Jahre Vertrag von Maastricht» etwa entschied sie sich, die Sterne der EU-Fahne leicht verzerrt und damit als in Bewegung darzustellen. «Damit soll deutlich werden, dass sich die EU in einem fortwährenden Prozess befindet», sagt Voß-Acker. Beim Motiv «50 Jahre Deutsche Welle», ebenfalls 2003 erschienen, sieht man Funkwellen, die sich vom Standort Köln aus auf einer Weltkarte ausbreiten.

Ihre Laufbahn als Briefmarkendesignerin begann Voß-Acker 2001 kurz vor ihrem Studienabschluss an der Universität Wuppertal. Am Schwarzen Brett entdeckte sie damals die Ausschreibung für die Sondermarke «Kinder- und Jugendtelefon». Sie gewann den Wettbewerb - und ist seitdem im Geschäft. Unter anderem war sie für die Sondermarken zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und das Postwertzeichen für den Weltjugendtag 2005 verantwortlich.

Der Wettbewerbscharakter ihrer Arbeit sei indessen geblieben, sagt Voß-Acker. Für jede Marke lasse sich das Bundesfinanzministerium als Auftraggeber von mehreren Designern Entwürfe vorlegen. Der Kunstbeirat entscheide schließlich, welcher Entwurf grünes Licht bekomme.

Rund 100 Briefmarkendesigner gibt es in Deutschland - die meisten sind auch in anderen Branchen aktiv. So auch Andrea Voß-Acker: Ihre Arbeit umfasst außerdem die Gestaltung von Magazinen, Plakaten, Briefbögen und Anzeigenkampagnen.

In der Briefmarkenszene ist Voß-Acker inzwischen auch bei Sammlern gut bekannt. Auf der diesjährigen Briefmarkenmesse in Essen, wo sie bei der Vorstellung der von ihr entworfenen vierteiligen Markenserie «Für den Sport» mit dabei war, wollte mancher Briefmarkenfan ein Autogramm. «Das hat mich schon etwas überrascht», räumt sie ein.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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