Thema: (?) (241) Nachportobelege / Nacherhebung von Porto
juni-1848 Am: 11.07.2014 18:10:33 Gelesen: 164944# 73@  
@ ligneN [#57]
@ ligneN [#72]

Eigentlich hatte ich nach einer ganz anderen Ungereimtheit auf einem Beleg gesucht und bin im "Posthandbuch für die Wirtschaft im In- und Auslandsverkehr" dieser Zeitperiode über folgendes gestolpert:

Anschriftenprüfung Sammelauftrag (1 Anfrage mit mehreren Anschriften an den gleichen Bestimmungsort): Gebühr für jede Anschrift = 5 Pf (dabei: Rundung auf volle 10 Pfennig).

Dazu murmelte gestern Abend ein steinalter Postler, den ich zufällig bei einem Kunden traf:

Ich war 1954 für ein halbes Jahr in Berlin. Da war immer noch viel kaputt und manche Postsendung war noch an ausgebombte Anschriften adressiert. Bei irgendwie wichtig ausschauenden Briefen an Firmen haben wir schon mal die örtlichen Behörden angefragt. [...] Der 14. Mai war ein Mittwoch und Übersee-Luftpost kann schon mal 3, 4 Tage unterwegs gewesen sein. Am Wochenende hatten die Behörden geschlossen. Wir haben dann sogar einmal bei Polizeidienststellen nachgefragt und bei erfolgreicher Auskunft dem Empfänger 5 Pf für eine "Anschriftenprüfung" als Nachgebühr berechnet. Da kamen mit 1 Stunde Telefonieren schon ein paar Märker zusammen. Irgendjemand hat damals gesagt, dass die Gebühr für eine Anschriftenprüfung so nicht anzuwenden sei. Es hat jedoch keine Rückweisung gegeben. Die Firmen haben alle schön die Nachgebühr bezahlt!

Meine Frage, ob es denn damals schon den Polizei-Notruf gegeben habe, bejahte er. Der sei wohl kurz nach dem Krieg 1947/1948 eingeführt worden.

Das würde dann auch das blaue Kürzel rechts unter der Schreibmaschinen-Adresse erklären: " Pol 112".

Tja, für mich eine durchaus plausible Erklärung, auch wenn sie nicht der Gebührenordnung genügt.

Wie man mal wieder sieht, schienen findig-loyale Behörden-Mitarbeiter zu allen Zeiten Kraft Auslegung diverser Gebührenordnungen ihrem Dienstherren mit Blick auf die nächste Beförderung das Säckli füllen zu wollen. ;-)

Euch allen ein schönes Wochenende - und für das zu erwartende Argentinien-Desaster keine Gratis-Brötchen versprechen, gelle?

Werner
 
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