Thema: Dr. Heiko Übler: Rücktritt als Leiter der BDPh Fälschungsbekämpfung
drmoeller_neuss Am: 15.07.2014 13:14:35 Gelesen: 20571# 12@  
Generell wäre an dieser Stelle eine Grundsatzdiskussion über die Aufgaben und die Ausgestaltung der "Bundesstelle Fälschungsbekämpfung und Sammlerschutz" sinnvoll.

Zumindest bei mir entsteht der Eindruck, dass die BDPh-Fälschungsbekämpfung ihr Hauptaugenmerk auf ebay legt und dort als Minenräumkommando tätig ist, damit der unwissende (und beratungsresistente ?) Sammler dort gefahrlos einkaufen kann. Daneben bietet man noch Rechtsschutz - angesichts der Selbstbeteiligung von 150 EUR eher für wohlhabende Sammler.

Wie sollte am besten die Fälschungsflut bekämpft werden? Möchtest Du noch mehr Sandsäcke an die Bevölkerung verteilen oder lieber die Deiche erhöhen? Wer sich als Sammler halbwegs mit seinem Sammelgebiet beschäftigt, kann 90% aller angebotenen Fälschungen sicher erkennen. Für die restlichen 10% Zweifelsfälle gibt es Prüfer. Gut, Prüfer verlangen unverschämterweise für ihre Dienstleistung Geld (in den meisten Fällen noch nicht einmal kostendeckend !).

Oder ein Beispiel aus dem Alltag: Du möchtest das erste Mal in Deinem Leben Parkett in Deiner Wohnung verlegen. Natürlich darf das nichts kosten. Parkettverleger sind viel zu teuer, also machst Du das selbst. Das Ergebnis entspricht nicht Deinen Erwartungen und Du schneidest Dich mit der Stichsäge noch ins Bein. Jetzt beschwerst Du Dich lautstark über den Baumarkt, der Dich doch hätte warnen müssen.

Fälschungen kann es nur solange geben, wie es (unwissende) Sammler gibt, die so etwas kaufen und darauf hereinfallen. Fälschungsbekämpfung fängt mit Aufklärung an. Statt Angebote zu löschen und sich mit unbelehrbaren Anbietern herumzuschlagen, sollte die BDPh-Fälschungsbekämpfung lieber in die Breite gehen. So könnte der BDPh alle Vereine verpflichten, auf Tauschtagen einen Stand zum Thema Fälschungsbekäpfung aufzubauen und zu betreuen. Das kostet im Durchschnitt vielleicht 100 EUR, macht bei 400 Besuchern 25 Eurocent mehr Eintrittgeld. In der "Philatelie" könnte eine Serie zum Thema "Fälschungsbekämpfung" zum Ausschneiden erscheinen.

Ausserdem halte ich es nicht für sinnvoll, einen "Mister Fälschungsbekämpfung" alias Lars Böttger oder Dr. Übler zu ernennen, der als Buhmann für die Nation dasteht, wenn wieder einmal auf ebay ein zweifelhaftes Angebot durchgerutscht ist. Fälschungsbekämpfung kann ruhig auf mehrere Schultern verteilt werden. Und die Ortsvereine sollten sich überlegen, ob sie neben einem Katalogwart, einen Neuheitenwart lieber einen Fälschungsbekämpfer als offizielles Amt besetzen sollen. Nicht jeder Verein kann hier Spezialisten aufwarten, aber wer einen Rundsendedienst organisieren kann, kann auch Prüfgegenstände von den Mitgliedern zu Sammelsendungen für Prüfer zusammenstellen. Der einzelne Sammler spart dann Portospesen und hat kein Problem mit der Mindestgebühr für Prüfsendungen. Im Übrigen würde das auch den Prüfer das Leben erleichtern.

Mit einem dichten Netzwerk aus Fälschungsbekämpfern hätten es Betrüger schwieriger. Wir müssen uns aber von der Vorstellung verabschieben, das Internet regelt das von alleine. Die meisten Sammler haben keinen Bezug zum Internet.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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