Thema: Michel Deutschland Spezial bald in drei dicken unbezahlbaren Bänden ?
Richard Am: 31.07.2014 09:07:12 Gelesen: 7263# 1@  
Vor mir liegt der Michel Deutschland Spezial Katalog 1970, erschienen im Juli 1969. Im Vorwort wird auf die Umstellung der Katalogpreise von Bruttopreisen auf "durchschnittliche Handelspreise" hingewiesen, entsprechend den "vielseitigen Wünschen der Sammler und Händler. Der Katalog hat einen Umfang von 900 Seiten. Welcher Preis dafür zu zahlen war, geht aus dem Katalog nicht hervor.

Zehn Jahre später kam der Deutschland Spezial 1979/1980 bereits auf 1.150 Seiten und kostete umgerechnet 21 Euro.

Der aktuelle Spezial 2014 erscheint inzwischen in 2 Bänden mit über 2.500 Seiten, farbig und teilweise durch Inserate der Auktionsfirmen finanziert zum Preis von zusammen 160 Euro.

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In der "philatelie" Juli 2014 schreibt Erich H. Slaby [1], der jahrzehntelang für den Schwaneberger Verlag, unter anderem die Preisbearbeitungen des Katalogs, tätig war, in einem Leserbrief zur Frage des Umfangs und der Spezialisierung des Michel Deutschland Spezial Katalogs [2]:

Trotz entsprechender Warnungen des ehemaligen Michel Chefredakteurs Gerhard Webersinke, seinem späteren Nachfolger Jochen Stenzke und mir als lange Jahre "verantwortlichem Textredakteur" und Pressesprecher, bitte nicht den Versuch unternehmen zu wollen, den Michel Deutschland Spezial zu einer Art Vorstufe eines Handbuchs der Deutschland Philatelie auszubauen wurde und wird noch immer heftig genau in dieser Richtung daran gearbeitet.

Slaby meint, daß sich oft nur "eine Handvoll Spezialisten mit weit fortgeschrittenen Interessen" für eine solch weitgehende Spezialisierung interessieren, die besser in den Handbüchern der Arbeitsgemeinschaften aufgehoben wäre statt in einem Michel "Handbuch für Alles".

Nach Meinung Slabys wird der Spezial bald nicht mehr in nur 2 Bänden erscheinen, sondern auch der Preis je Band durch die umfangreiche redaktionelle Arbeitszeit immer teurer werden. Schließlich würden durch den Umfang die Normalsammler abgeschreckt "wenn das alles so kompliziert ist".

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Die Beiträge in den philatelistischen Foren zeigen den Zwiespalt der Meinungen. So wird auf den Philaseiten von den Spezialisten der DDR Ulbricht Dauerserie seit vielen Jahren über die fehlenden Katalogisierungen geklagt, während andererseits die Katalogkäufer durch die jährlich schnell steigenden Katalogpreise abgeschreckt werden und nur noch im Abstand von mehreren oder vielen Jahren einen neuen oder 2-3 Jahre alten Katalog zum halben Preis erwerben.

Ich meine, ein Dilemma in den Wünschen der Katalogkäufer, welches durch einen wirtschaftlich orientierten Verlag wie Schwaneberger nicht zu lösen ist, zumindest nicht durch die von mir bevorzugte gedruckte farbige Katalogversion. Vorschläge, wie die Senkung der Verkaufspreise oder den Druck als Loseblattwerk können, wie mir als jahrelangem Verlagsleiter bekannt ist, nicht zu einer sinnvollen wirtschaflichen Lösung führen.

Über eines müssen wir uns im Klaren sein: Fällt der Schwaneberger Verlag mit seinem von der ganzen Branche und Sammlerschaft verwendeten Nummern- und Preissystem aus, wird dies früher oder später zu erheblichen Einschnitten der Umsätze von Händlern und Auktionsfirmen führen. Möglicherweise werden diese vorübergehend kräftige finanzielle Zuschüsse an den Schwaneberger Verlag leisten, hoffentlich ohne diesen in eine wirtschaftliche Abhängigkeit von den Geldgebern zu führen.

Schöne Grüsse, Richard


[1] http://www.briefmarken.de/allgemein/aktuelles_detail.php?pId=327&i=110

[2] Phlatelie Juli 2004, Seite 60 und 61
 
Quelle: www.philaseiten.de
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