Thema: (?) (203) Kriegsgefangenenpost
DL8AAM Am: 25.08.2014 20:38:20 Gelesen: 202268# 110@  
Kaum ist man einmal wieder eine Woche im Kurzurlaub und schon landet etwas recht interessant Zwielichtiges im Briefkasten

Umschlag der US Post USPS mit Eindruck " CORRESPONDANCE DES PRISONNIERS DE GUERRE / FRANC DE PORT - ÉTATS-UNIS", was soviel bedeutet wie "Portofreie Kriegsgefangenensendung aus den USA". Der Brief mit Zudruck des POW-MIA Logos [1] trägt keinerlei Absender. Beigelegt waren Fotokopien zum Thema UN-Feindstaatenklausel [2] inklusive eines Spiegelartikels aus der Ausgabe 39/1968 [3]. Es handelt sich sogar um Ausdrucke des Artikels aus eben diesem SPIEGEL-Onlinearchiv (erkennbar an den Rasterungen - insbesondere bei den Bildern - , die der SPIEGEL beim seinerzeitigen Scannen seiner Altmagazine selbst hinzugefügt hat).



Das gesamte kommt mir doch sehr komisch bzw, sehr Zwielichtig vor:

1. Sendungen aus den USA tragen in aller Regel immer eine schwarze Strichkodierung der amerikanischen Post USPS.
2. Der Inhalt ist im europäisch-deutschen DIN A4-Format und nicht in der sonst (bedeutend breiteren) amerikanischen Business-Briefgröße, deshalb auch der rechte Knick.
3. Der alte Luftpostaufkleber "Label 19-B" (Version Januar 2002) wurde wiederverwendet, er trägt - am Rand noch gut erkennbar - noch Reste eines USA-typischen, braun-orangefarbenen Umschlags von dem er abzogen wurde (beim Anlüpfen zusätzlich bestätigt).



Als guter "moderner Philatelist" ist es ja immer eine der elementaren Hauptaufgaben in möglichst viele Adressbanken zu gelangen, um täglich gleich mit kistenweise Werbesendungen - mit zeitnah (hoffentlich) interessanten neuen modernen Frankturen - beglückt zu werden. Aus diesem Grund verteilt man natürlich die eigene Adresse sehr großzügig - auch international - auch im Internet. ;-) Bei amerikanischen Listen trage ich mich (um auf den ersten Blick nicht gleich als 'Nichtzielgruppe' geoutet zu werden) im City-Feld mit "GOETTINGEN-GERMANY" und unter 'Staat mit ZIP' als "ND 37085" (ND für Niedersachsen, hi), aber nie mit dem offiziellen ISO 3166-2 Kürzel "NI", ein. Also dürfte die Sendung nicht aus einer dieser Einträge generiert worden sein.

Das Adresslabel (89 x 41 mm) stammt von einem Thermo(direkt)drucker, ähnlich der deutschen Digitalmarken (75 x 40 mm großen Filial-Frankturlabels von TOSHIBA TEC Geräten) der DPAG, siehe auch die dafür typischen schwarzen Schlieren. Das verwendete Format gibt es (u.a.) von/für Dymo LabelWriter.

Ich vermute, dass diese Sendung a) nicht den Weg über die bzw. aus den USA genommen hat (auch wenn die Anschrift amerikanisiert wirkt/wirken soll) und es sich b) um keine echte Kriegsgefangenensendung handelt, oder liege ich hier etwa falsch? ;-)

Der Umschlag der Marke "ReadyPost™" selbst - ReadyPost ist ein Warenzeichen der USPS [4] - mag vielleicht noch authentisch sein (?), auch der Zudruck könnte noch echt sein (?)(Kennt jemand derartige Bedarfsbelege?), die Gesamtheit aber dürfte eine "Ganz-Fälschung" darstellen, die irgendwie bzw. irgendwo in das UPU-System (bei der DPAG?) eingeschleust wurde. Der Umschlag trägt die typische orangene Kodierzeile der DPAG.

Ich kannte solche bzw. ähnliche Propaganda-Postsendungen eigentlich nur aus dem Zweiten Weltkrieg. Wer aber heute dahinter stecken mag, ist mir noch gänzlich unklar. Bisher finden sich auch noch keine Meldungen im Internet (z.B. bei den Aufregern der Spam-Wächterbewegung etc.) hierzu, falls es sich um eine größere Aktion handeln sollte. Der wiederverwendete Luftpostaufkleber dürfte aber eigentlich gegen ein Massenmailing sprechen. Wenn aber doch ..., ... wenn man aber die Gruppen in denen die "UN-Feindstaatenklausel" noch heute ein Thema ist anschaut, könnte man eine bzw. inzwischen sogar zwei mögliche Richtungen (aus Deutschland selbst) denken. Eine Herkunft aus den USA schließe ich eigentlich aus den oben genannten "Kennzeichen" vollkommen aus.

Aber was unsere Post so alles ohne Kontrolle nun zustellt. Aber wer weiss, welche Aktivisten heimlich und bisher unentdeckt in irgendein Postamt eingebrochen sind und dort einen Postsack zurückgelassen haben, hi Oder vielleicht hat sich auch nur irgendein Spassvogel hier, einen gut gemachten Joke geleistet. Los Gesteht! ;-)

Hat jemand weitere Infos zu dieser sehr sehr wahrscheinlich gefälschten Kriegsgefangenensendung?

Gruß
Thomas

[1]: http://de.wikipedia.org/wiki/POW/MIA-Flagge
[2]: http://de.wikipedia.org/wiki/UN-Feindstaatenklausel
[3]: http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/45935451 & http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/45935452
[4]: https://store.usps.com/store/browse/subcategory.jsp?categoryId=readypost-shipping
 
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