Thema: Passen die Bewertungskriterien Literatur bei elektronischen Medien ?
Jürgen Witkowski Am: 06.09.2014 17:15:51 Gelesen: 9581# 1@  
Auf der gut organisierten und sehenswerten Multilaterale 2014, einer Rang 1-Ausstellung, war auch Philastempel.de als Exponat in der Literaturklasse vertreten. Die Seite wurde im Bereich der elektronischen Medien in die Rubrik „Kataloge“ eingeordnet, erreichte dabei 65 Punkte von 100 möglichen Punkten und bekam dafür eine Silbermedaille.

Die stärksten Abweichungen von der Höchstpunktzahl waren in den Bewertungsmerkmalen „Inhaltliche Bearbeitung“ und „Originalität, Bedeutung, Tiefe der Forschung/inhaltliche Qualität“ zu verzeichnen. Auf Wunsch von Richard führte ich ein Jurygespräch, um zu erfahren, wo man Kritikpunkte und Verbesserungspotential sieht. Die komplette Jury bestehend aus den beiden erfahrenen Juroren und den beiden nicht minder hochkarätigen Eleven für Rang 1 nahm sich fast eine Stunde Zeit, um mit mir ein überaus konstruktives Gespräch zu führen.

Die Kritikpunkte der Jury:

Im Gegensatz zu Katalogen, die ähnlich einem gedruckten Buch ein Thema behandeln, dass den Wissensstand des jeweiligen Autors oder Autorenteams zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wiedergibt, ist Philastempel.de ein dynamisches Projekt, das sich durch die Eingaben der Stempelreporter ständig verändert und weiter entwickelt. Dieses Ansammeln von Informationen ist eine Vorstufe der Forschung, stellt aber noch keine Forschung dar.

Weiterhin werden in Katalogen, insbesondere in Stempelkatalogen klare und eindeutige Abbildungen erwartet, die in der Regel mit Scans von Stempeln, die von gelaufenen Belegen stammen, nicht erreicht werden können.

Die Suche in einer Datenbank fällt ungeübten Nutzern schwerer, als die gewohnte Arbeit mit gedruckten Werken, da die Suchmöglichkeiten nicht immer erkannt werden.

Die Arbeit der Stempelredakteure wurde nicht wahrgenommen, da sich diese weitgehend im Hintergrund abspielt. Die Arbeitsweise in und mit der Datenbank müsste in der Exponatbeschreibung deutlicher dargestellt werden.

Im Vergleich zu einem Katalog eines begrenzten Gebietes und/oder Zeitraumes wird Philastempel.de als webbasierte Datenbank deutscher und ausländischer Stempel nie vollständig werden.

Mein Fazit:

Philastempel.de ist mit den derzeitigen Bewertungskriterien nur schwer im Literaturbereich zu bewerten, da viele dem Projekt zugrunde liegende Intentionen sich nicht in Bewertungspunkten wiederspiegeln:

- Anregung für Sammler, sich mit Stempeln zu beschäftigen,
- fachliche Weiterbildung der Sammler, da beim Einstellen der Stempel Dinge wie
Verwendungsart, Stempelform, Schreibweisen und vieles mehr abgefragt werden,
- Erfahrungsaustausch mit Fachleuten aus dem Kreis der Stempelredakteure,
- Treffen, die zu intensiven fachlichen und sozialen Kontakten führen,
- Entwicklung vom Mitläufer zum Fachmann,
- Zulieferung von Stempeldaten für Fachveröffentlichungen und Kataloge,
- Ideenfindung für eigene Sammlungen,
- …

Wenn man darüber hinaus noch in Betracht zieht, welche Möglichkeiten das Gesamtprojekt Philaseiten.de mit dem Diskussionsforum, mit Inflaseiten.de, der Philaseiten-Auktion und den Tausch-, Verkaufs- und Kaufangeboten, der Möglichkeit virtuelle Alben vorzustellen, einem deutsch-englischen Wörterbuch philatelistischer Fachbegriffe und nicht zuletzt der Möglichkeit, sich über die Phila-Bücherbörse und Philabuch kostengünstig mit Literatur zu versorgen, bietet, kann man in der Gewissheit, dass die stetig steigende Zahl der Mitglieder alle diese kostenlosen Leistungen eines Betreibers ohne kommerzielle Interessen sehr wohl zu schätzen weiss, beruhigt nach vorne blicken.

Das Ausstellungswesen ist im Bereich der elektronischen Medien erst am Beginn eines noch langen Weges. Die Geschichte lehrt uns, dass Pioniere es schwerer haben, als deren Kinder und Enkel. Richard ist mit seinem Projekt ein solcher Pionier. Dafür sei ihm an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Quelle: www.philaseiten.de
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