Thema: Portobestimmung von Belegen: Österreich - Schweiz
juni-1848 Am: 13.09.2014 09:26:27 Gelesen: 24327# 10@  
@ Baber [#9]

1000 Dank, Bernd, für diese ausführliche Recherche und Interpretation der Kainbacher-Ausführungen.

Leider kann ich zwei weitere 50er-Jahre Express-Belege aus dem Ostblock nach Österreich mit eben einem solchen Botenlohn-Stempel nich mehr zeigen, da bereits "weggetauscht". Auf einem befand sich ein Vermerk "Geschäft geschlossen" mit Uhrzeit und ebenfalls die von 4,00 S auf 8,00 S verdoppelte Gebühr in Vielfachen von 0,80 S. Ob die Rumänien-Frankatur allerdings portogerecht war, entzog sich meiner Kenntnis.

Zurück zum gezeigten Beleg von 1961:

Die Höhe der handschriftlichen Angaben sind eindeutig Vielfache von 0,80 S.

Wenn der Eilbrief vom Postamt in Vandans zum 500 m entfernten Haus 65 befördert und hierfür ein Botenlohn eingehoben wurde, dann stellen sich mir folgende Fragen:

Trotz seiner Entfernung von nur 500 m vom Postamt Vandans muss entweder das Haus 65 (?) ODER das Postamt Vandans (?) selber offensichtlich einer der Definitionen zu "Außenbezirk des Ortsbezirks" genügt haben, nämlich:

- erweiterter Ortszustellbezirk,
- Landzustellbezirk oder
- unbegangener Außenbezirk.

In jedem Fall würde ich jedoch schließen, dass der besondere Bote für JEDE Eilzustellung (außer Pakete) ab dem Postamt Vandans seinen Lohn von 0,80 S je angefangenen Kilometer für den Hin- sowie auch für den Rückweg zum Adressaten kassierte - ohne Überschußverrechnung mit dem Postamt.

Die Verdoppelung könnte folgende Erklärung haben:

1. Zweimaliger Zustellversuch:

Der Adressat war als Bauingenieur auf den schnellen Erhalt von Unterlagen angewiesen. Ein hochbetagter Bauingenieur konnte dazu anmerken, dass er seinerzeit bei dem jeweils seinen Einsätzen in den "Außenbezirken" (Staudamm- und Kraftwerksbau) nächstgelegenem Zustellpostamt den Auftrag hinterließ, Eilzustellungen sofort und falls vergebens, ggf. auch mehrmals zu bestellen. Und so manches Mal erhielt er mehrere Eilbriefe gleichzeitig, meist am Dienstag oder Mittwoch (Der 7.3.61 - Tagesstempel Vandans - ist übrigens ein Dienstag). Die Höhe des hierfür zu bezahlende Botenlohn hat mit Blick auf die Dringlichkeit nebensächlich niemanden interessiert.

Wer auf die Anschrift des abgebildeten Eilbriefes schaut, stellt fest, dass die Briefe offensichtlich voradressiert vorbereitet waren und nur der jeweils geplante Aufenthaltsort des Ingenieurs (mit einer anderen Schreibmaschine) nachgetragen wurde. Wahrscheinlich waren sie auch mit 80 Pf. vorfrankiert - für den einfachen Inlandseilbrief. Übrigens liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Vandans die beiden Kraftwerke Rodund I und Rodund II der Vorarlberger Illwerke samt ihrer Stauseen.

oder

2. Gleichzeitiger Abtrag mehrerer Eilsendungen an den gleichen Empfänger

Weitere Sendungen wurden bei gleichzeitigem Abtrag mit einer geringeren Gebühr versehen, deren Höhe ein Teilbetrag von 0,80 S war (0,40 S ???). Der Botenlohn wurde auf einem der Couverts vermerkt, und genau dieses Couvert landete dann als Beleg in der Spesenabrechnung des Empfängers. Deswegen sind derlei Belege extrem selten und haben oft eine Aktenlochung. Derlei Österreich-Botenlöhne für gleichzeitigen Abtrag habe ich bisher ganze 2 gesehen, beide mit Aktenspuren (Lochung, Kleberand).

Schade, dass dieser Brief OHNE die fällige Nachgebühr durchgerutscht ist.
Eine Kombination Nachgebühr + Botenlohn habe ich niemals gesehen.

Sonnigen Start ins Wochenende,
Werner
 
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