Thema: Alliierte Besetzung SBZ Mecklenburg OPD Schwerin: Feldpost
Georgius Am: 12.10.2014 13:35:35 Gelesen: 11179# 5@  
@ Marko Haucke [#4]

Hallo Marko, habe Deinen Feldpostbrief erst heute gesehen.

Natürlich kann ich helfen, wenn es auch fast eine Stunde Schreibarbeit kostet.
Meine Enkel wollen auch gern an meinen PC, um ein Spielchen zu machen, deshalb beeile ich mich jetzt.

Adresse:

Moskau 61
8.Tscherkassowskaja Str.
Haus 6, Wohnung 11
Petrowa E.G.

Absender:

Feldpost 26138 "R"
Schmukow E.A.

Kreisstempel:

Feldpost
26.9.45

Dreizeiler:

Durchgesehen
Miltärzensur

Inhalt:

Guten Tag meine liebe Mamusja!
Ich sende Dir meinen herzlichen Gruß und einen innigen Kuß.
Einen Brief schicke ich Dir noch. Ich denke, daß irgend etwas davon Dich erreicht. Jetzt bin ich in Deutschland, ungefähr 40 km nordwestlich von Berlin entfernt. Ich diene in einem Truppenteil der Besatzungsarmee.
Wohne im Moment nirgendwo, aber brauche nichts. Das Geld nutze für Dich, ich brauche es absolut nicht. Wenn mir hier etwas fehlt, dann ist es nur Schreibpapier, um Euch Briefe zu schreiben.
Wahrlich, es ist ein bischen einsam, ich vermisse meine Brüder und Euch alle und warte auf unser Wiedersehen. Mama, wir treffen uns wahrscheinlich nicht so bald, weil ich ja nicht in der Berufsarmee diente, sondern vom Betrieb aus einberufen wurde. Aber glaube mir, Mama, Daß ich Dich noch wiedersehen werde.
Mütterchen, ich würde vor Dir meine ganze Seele ausschütten, all meine Gedanken und Vorstellungen. Jedoch kann man denn das alles im Brief ausdrücken? In diesen 4 Jahren habe ich so Vieles gesehen, erlebt und überstanden. Ich habe erfahren, was ein Leben in der Fremde bedeutet.
Nun, Mamotschka, bis bald. Ich warte auf Antwort.
Grüße an Schura, Natalja und alle Verwandten.
Ich küsse die kleine Ljuba.
Dein Sohn
Jewgeni (Eugen)
25.IX.45

Das ist ein sehr eindrucksvoller Brief eines Soldaten an seine Mutter.

Viele Grüße
Georgius
 
Quelle: www.philaseiten.de
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