Thema: (?) (18) Brasilien: Stempel bestimmen
Gunni Am: 23.10.2014 13:22:16 Gelesen: 15836# 13@  
@ juni-1848

Hallo Werner,

zur Angabe von Marcel folgendes

M.P. => Mao Propria; sollte dem Empfänger persönlich übergeben werden - - bis heute ist der Stempel "M.P." nicht eindeutig geklärt; nach einer brasilianischen Dekret vom 17. April 1894 sollte bei persönlichem Empfang der Korrespondenz zusätzlich der Hinweis "M.P." auf den Beleg separat gestempelt werden (es existieren hierzu diverse Stempel, auch schon vor 1894 !) - - hier ist der Hinweis sogar im Stempel integriert, was wohl der Häufigkeit von Post aus Santa Catharina geschuldet ist, die an Schiffe ging.

Damit auch gleich zu der Frage, wieso die Post nach Süden ging, statt zum eigentlichen Empfänger nach Norden - bis Anfang der 30er Jahre waren die Postverbindungen von Santa Catharina nach Norden katastrophal (keine vernünftigen Straßen etc.) und das Postaufkommen war auch begrenzt - gleichzeitig war aber bis Uruguay eine gut ausgebaute Infrastruktur verfügbar, so dass man aus Zeitgründen über Rio Grande oder (noch schneller) Uruguay die Post befördert hat.

Interessant ist, dass die Karte in Hamburg mit 5 Pfg. nachtaxiert wurde - für den Empfang in Rio wären 1908 natürlich 50Rs. ausreichend gewesen - da aber wohl der Empfänger dort nicht mehr anzutreffen war, hatte sich die Post dann die Mühe gemacht und diese Karte dem Empfänger nachgeleitet - damit war die Karte natürlich in Hamburg untertaxiert, da dafür 100Rs. notwendig gewesen wären. - Die Laufzeit von ca. 1 Monat zeigt, dass man wohl umgehend die Post nachgeleitet hat (Standard nach Europa per Schiff 1908 waren etwa 3 -> 4 Wochen)

Solche Dinge wie die "kurze" Laufzeit und Empfängerweiterleitung sind heute undenkbar und zeigen doch schön, was "Kundenservice" damals für die Post bedeutet hat. - 100 Jahre später muss ich trotz schneller Luftpost im Schnitt 6 - 8 Wochen warten und bin ich mal nicht zuhause, schickt man umgehend alles zurück an den Absender.

Viele Grüße

Gunni
 
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