Thema: Postkarten erzählen Geschichte(n)
petzlaff Am: 20.09.2008 15:52:43 Gelesen: 14231# 9@  
@ Holger
@ Pete

Das mit der Anrede ist überhaupt nichts Ungewöhnliches.

Wir Deutschen neigen leider seit jeher dazu, immer wieder unseren eigenen Sprachgebrauch in andere Sprachgewohnheiten zu übersetzen.

Das typischste Beispiel ist das englisch/amerikanische "you", welches bedeutungsmäßig niemals in das deutsche "du", sondern immer in die Höflichkeitsform "Sie" übersetzt werden muß. Die Bewohner der iberischen Halbinsel pflegen das "usted" als "hochachtungsvolles Sie", welches aber zur Floskel verkommen ist und schriftlich nur noch als "Vd" oder "Ud" abgekürzt benutzt wird.

Die Franzosen liegen irgendwo zwischen der nord- und der südeuropäischen Sprechweise. Wahrscheinlich weiß keiner so genau, wo die Grenzen zu ziehen sind und wie fließend die Übergänge zwischen "du" und "Sie" in Praxis verlaufen.

Die meisten Sprachen dieser Welt kennen überhaupt kein "Sie", sondern verbinden stattdessen das "du" mit einer Höflichkeitsfloskel (etwas das Chinesische). Noch ganz anders sieht es bei die zahlreichen Indianersprachen aus. Viele dieser Idiome kennen weder das "du" noch das "Sie", manche noch nicht einmal das "ich", aber alle kennen Wörter für "wir" in der unterschiedlichsten Form: "wir beide", "wir als Lebengefährten", "wir als kleine Gruppe", "wir alle", "wir und ihr zusammen", "wir, die Menschheit insgesamt".

Um zurück auf die deutsche Sprache zu kommen. Das "respektvolle Sie" feiert auch bei uns im Familienkreis fröhliche Urständ, wenn ich es einmal salopp so bezeichnen darf. Welche(r) wohlerzogene Sohn/Tochter nennt den heutzutage bei uns seine Eltern, geschweige denn die Großeltern bei ihrem Vornamen? Nach wie vor geläufig ist doch immer noch Papa, Mama, Oma, Opa o.ä.

Danke für den nachdenkenswerten Beitrag - auch wenn er mit Philatelie nichts zu tun hat.

LG
Stefan
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/878
https://www.philaseiten.de/beitrag/9441