Thema: Diskussionen zum Thema Hitler auf den Philaseiten
Cantus Am: 08.11.2014 12:43:40 Gelesen: 42888# 32@  
Wenn man sich hier die letzten rund dreißig Beiträge so durchliest, könnte man meinen, einige frustrierte Menschen lassen hier ihren Zorn auf die Menschen um sich herum los, da sie anderes mit ihrer Zeit nicht anzufangen wissen. Eines ist doch klar, wenn Richard in diesem Thema eine Gefahr für das Forum sehen würde, dann wäre das Thema längst den Blicken der Öffentlichkeit entzogen und vermutlich gelöscht, das ist aber nicht so.

Was ich dagegen aber richtig schlimm finde, sind die persönlichen Angriffe gegen andere Sammler, besonders übel sind da die Äußerungen von gründi in Beitrag . Was, bitte, hat denn eine persönliche Lebensführung mit der Philatelie zu tun? Die Politik des Verdrängens und Verbietens hatten wir ja nun doch in beiden deutschen Staaten schon lange genug. Es sollte doch weithin bekannt sein, dass bis in die 60er Jahre hinein im Westen der Republik an vielen besonders einflussreichen Schaltstellen Altnazis saßen und die Geschicke der alten Bundesrepublik in ihrem Sinne lenkten. Auf der anderen Seite der Mauer waren die Altstalinisten an der Macht (das war auch nichts Besseres) und taten so, als wenn das westdeutsche Gedankengut gegenüber den eigenen Denkweisen verabscheuungswürdig wäre. Das wurde dann in den vielen Folgejahren etwas verwässert, ganz verschwunden sind diese Denkweisen aber bis heute nicht.

In den Jahren vor 1989 wurden im Westen Marken aus dem Dritten Reich nur vergleichsweise gering gehandelt, aber bereits kurz nach der Maueröffnung wurde der gesamtdeutsche Markt regelrecht mit derartigem Material überschwemmt, und woher kam das wohl?

In Österreich wurde ganz lange Zeit in den Briefmarkenkatalogen die Dauer der Annektierung Österreichs durch das Deutsche Reich ausgeblendet mit der Folge, dass die Zeit vom 12.3.1938 bis zum Ende des 2. Weltkriegs als Nichtexistenz Österreichs erschien. Seit einigen Jahren jedoch werden für diesen Zeitraum z.B. im ANK die Marken des Deutschen Reiches aufgeführt, die zwar keine österreichischen Marken waren, die aber in dem genannten Zeitraum für den Postverkehr innerhalb Österreichs oder von dort in alle Welt benötigt wurden. Die österreichische Philatelie hat sich also der Realität gestellt und entsprechend reagiert.

In deutschen Briefmarkenkatalogen wurde diese Zeit oder, wenn man korrekt wäre, die gesamte Zeit von der Machtergreifung Hitlers bis zum Ende des 2. Weltkriegs noch nie ausgeblendet oder negiert, denn auch diese Zeit gehört zur Geschichte und damit auch zur lückenlosen Abfolge der deutschen Philatelie. Und dabei ist es nun völlig egal, ob da auf den Marken das Bild Hitlers erscheint oder "nur" irgendwo ein Hakenkreuz, da sollte doch wohl kein Unterschied sein. Darüber hinaus tragen fast alle Sonderstempel aus der Zeit irgendwo ein Hakenkreuz, aber das gehörte nun einmal ganz einfach dazu. Jede Zeit hat ihre Regeln, daran kann man nachträglich auch nichts mehr ändern.

Niemand ist gezwungen, sich philatelistisch in irgendeiner Weise mit dem Dritten Reich zu beschäftigen, dieses Sammelthema aber aus rein politischen Gründen auszuklammern halte ich für weltfremd und völlig verfehlt. Also lasst die, die sich hier am Thema mit philatelistischen Beiträgen beteiligen wollen, zu Wort kommen, und wenn ihr schon Kommentare dazu verfasst, dann bitte nur zum Thema und nicht aus einer scheinbar politischen Ecke mit juristischer Besserwisserei.

Viele Grüße
Ingo
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/7343
https://www.philaseiten.de/beitrag/94471