Thema: Die unterschiedlichen Kalender
Heinz 7 Am: 15.11.2014 18:18:48 Gelesen: 320700# 7@  
@ volkimal [#4]

Hallo Leute,

das macht echt Spass mit Euch! Leider hatte ich heute einen grossen Datenverlust, weil ich wollte Euch einen grösseren Beitrag liefern zum Thema, und habe das Ganze offenbar etwas "überladen". Jedenfalls ging am Ende gar nichts mehr und ich flog raus. Alle Sicherungen waren weg - schade. Drei Stunden Arbeit sind vorerst mal weg. Nun portioniere ich die Beiträge in "verdaulichere" Happen und hoffe, so meine (Zeit-) Investitionen doch noch nutzen zu können. Immerhin die Scans habe ich noch alle auf dem Stick.

Vorweg eine konkrete Antwort: Ja, die rumänische Post stellte ihren Kalender um per 1.1.1865 auf den gregorianischen. Zuvor galt der julianische Kalender, sowohl in der Moldau, als auch in der Walachei und zu Beginn der Vereinigten Fürstentümer. Die Notiz im "Michel" stimmt also genau. Die Menschen verwendeten im 19. Jahrhundert in diesem Gebiet die Kalender munter nebeneinander, das sieht man auch an vielen Doppelnotierungen des Datums, z.B. 1./13. März 18xx.

Auf dem Gebiet der ehemaligen Fürstentümer Moldau und Walachei gab es auch fremde Postdienstleister. Dabei verwendete Österreich und Frankreich den gregorianischen, Russland und Griechenland hingegen den julianischen Kalender.

Ein ähnliches Beispiel zum obigen Brief (Beitrag 3) zeige ich Euch anbei: Brief von Ismail nach Corfu



Zwar hat der Brief einige Mängel (Stempel eher undeutlich, Marken z.T. angeschnitten, Rückseite mit Papier-Fehlstelle), aber für unsere Zwecke lässt sich alles zeigen: Ismail, eine ukrainische Stadt an der Donau, nahe bei der Mündung zum Schwarzen Meer, gehörte nur kurz, 1856-1877 zu Rumänien. Von 1812 bis 1856 und von 1877 bis 1917 gehörte die Stadt zum russischen Bessarabien.

Am 25.9.1871 wurde nun ein Brief von Ismail (Rumänien!) nach Corfu geschickt. Der Agraffen-Stempel gehört zur Gruppe A65 und ist ein rumänischer Stempel (fig. 401 Stempelbuch K. Dragomir 1990). Wiederum wurde die lange Route über Wien gewählt, wie deutlich vermerkt wurde. Der Brief erhielt auch alle Durchgangsstempel: GALATZ 26 / 9 - WIEN 30 / 9 / 71 - TRIEST (Datum fehlt) - KEPKYPA = KERKYRA 25 SEPT 71 (julianisch). Der Brief kostete 100 Lepta, die wurden bei Ankunft verklebt (griechische Frankatur) und entwertet: 25.9.1871 (julianisch). Also auch dieser Brief benötigte 12 Tage.



Die Briefrückseite ist, obwohl optisch alles andere als "Luxus", wichtig und wertvoll. Fortsetzung folgt

Heinz
 
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