Thema: (?) (105) Falschstempel erkennen
filunski Am: 17.11.2014 11:22:19 Gelesen: 94782# 31@  
Liebe Interessierte,

einige warten ja schon auf die Fortsetzung. Somit schließe ich hier jetzt direkt an Beitrag [#20] an.

Was enthielt nun die Sendung aus den USA? Einmal eine Gummiplatte (Matritze) mit den verschiedenen Stempeln, siehe Bild:



Dann eine doppelseitig klebende Schaumstoffmatte gleicher Größe zum Aufkleben der auszuschneidenden Stempel aus der Matte, und zum Befestigen auf einem Träger (Stempel oder wie ich es gemacht hatte, einfach ein kleiner Holzklotz). Des weiteren noch eine Übersicht über die gelieferten Stempel, sowie, und das sicher ganz interessant für den angehenden Fälscher (oh, Verzeihung, war wohl ein Freud'scher Fehler, sollte natürlich Historiker heißen ;-)), eine mehrseitige Anleitung/Informationen zur Gestaltung von Feldpostbelegen. Gespickt mit Tipps zur Verwendung welcher Art von Papier, Schreibgeräten usw., ich will das hier gar nicht zu sehr ausführen. Alles jedenfalls sehr hilfreich, damit der "Dokumentationsmaterial Herstellende" auch möglichst authentische Feldpostbelege "gestalten" kann.

Hier noch eine weitere Information, welche ich erst kürzlich zu dem US Hersteller erhielt. Es ist wohl tatsächlich so, dass dieser ursprünglich mit der bewussten Fälschung von Feldpostmaterial, um dieses an unbedarfte Sammler/Philatelisten etc. zu verhökern, nichts im Sinn hatte. Vielmehr hat er selbst, und dazu waren auch seine Gummimatritzen gedacht, Requisiten u.a. für Filmproduktionen angefertigt oder eben zur Nachstellung möglichst originalgetreuer Modelle von Schreibstuben, Feldposten u.ä. aus dem Zweiten Weltkrieg entsprechendes Papier- und Ausstattungsmaterial geliefert. Bei dieser Zielgruppe blieb es aber nicht, denn irgendwann kamen eben auch Fälscher von philatelistischem Material auf die Idee diese Quelle anzuzapfen. Spätestens seit Anfang diesen Jahres (vielleicht auch schon vorher, eventuell kann hier ja jemand noch mehr Informationen beisteuern) tauchten sowohl bei Ebay UK als auch bei Ebay Deutschland fertige (Falsch-) Stempel auf, angefertigt aus den Gummimatritzen dieses Herstellers. Deshalb hielt ich es auch für notwendig all diese möglichen Stempel hier vorzustellen um die philatelistische Gemeinde von deren Existenz in Kenntnis zu setzen und zu warnen.

Nur nochmals zur Verdeutlichung, diese Stempel sind keine Fantasiestempel, wie sie sich Stempelfälscher in der Vergangenheit ja auch schon ausgedacht und angefertigt hatten (ich zeige auch dazu gleich noch ein Beispiel), sondern 1:1 Kopien real existierender Stempel, die so auch echt vorkommen und vom Original nur anhand bestimmter schon erwähnter, bzw. noch zu erwähnender Merkmale unterschieden werden können.

So, bevor es dann im nächsten Beitrag mit der Stempelübersicht weiter geht hier noch ein Beispiel einer eher plumpen Stempelfäschung aus der Werkstatt des Fälschers Nicola Francesco Vitello, der unter dem Namen Gleichmann auftrat:



Abgesehen von dem auffälligen UB disqualifiziert sich dieser Stempel sofort durch die falsche Gebietsleitzahl, nämlich 16 statt 17a! Dem Fälscher lagen dazu anscheinend nicht genug Informationen vor. Dieser und noch einige weitere Falschstempel wurden im Januar 1977 in Pforzheim polizeilich beschlagnahmt. Der Musterabschlag stammt aus einem Prüfernachlass (Archiv Poststempelgilde). So einfach machen es uns die Falschstempel dieses US Anbieters nicht. :-(

Schöne Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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