Thema: Gestempelte, handschriftliche oder Postvermerke als Label auf Belegen
Carolina Pegleg Am: 23.09.2008 01:51:00 Gelesen: 546813# 58@  
@ Concordia CA [#57]

Ein interessantes Stück, zu dem ich mir ein paar ergänzende Anmerkungen und Vermutungen erlaube.

Zunächst, Frage: gibt es auf der Rückseite des Briefes noch irgendwelche Vermerke? Die Finger deuten ja "ins Leere." Mindestens die Adresse des Empfängers sollte daher wohl auf der Umschlagrückseite stehen. Sind dort noch weitere Stempel?

Warum sind hier zwei "Finger-Stempel" abgeschlagen? Einmal wäre doch genug, oder nicht? Und wenn es dem Beamten schon in den Fingern zuckt mehrfach zu stempeln, warum dann nicht derselbe Stempel zweimal, warum zwei verschiedene "Finger"?

Hier die -- vermutliche -- Erklärung. Der Brief ist addressiert nach Norfolk, Virginia, "General Delivery." "General Delivery" bedeutet "postlagernd." Grundsätzlich wurde in den USA die Vorschrift, dass Briefe ankunftsgestempelt werden müssen schon Anfang des 20 Jahrhunderts aufgehoben. Die einzige Ausnahme, bis heute, sind postlagernde Briefe, wo die Eingangsstempelung weiterhin vorgeschrieben ist, um nachzuweisen, dass der Brief für die vorgeschriebene Zeitperiode zur Abholung bereit lag.

Der Brief wurde am 26.10.1972 gestempelt. Der Aufgabeort ist nicht zu erkennen. Im Stempel gibt es nur eine unleserliche Postleitzahl des Briefzentrums. Jedenfalls, der Brief ging beim Postamt "Norfolk 23503" ein, wurde aber nicht abgeholt. Irgendwann vermerkte jemand am rechten Rand 11-10 = 10. November. Am 16.11. wurde der Brief dann zurückgeschickt. Hier bedurfte es dann zwei Stempel, um den Vorschriften zu genügen. Der erste Stempel dokumentiert das Rücksendedatum, der zweite Stempel den Rücksendegrund "unclaimed," was im allgemeinen unzustellbar, hier aber im eigentlichen Sinne auch "unbeansprucht," d.h. nicht abgeholt, heissen mag.

Sehr merkwürdig ist im übrigen die Frankatur, bzw. die Portostufe. Das Briefporto zu der Zeit für den Standardbrief war 8c für die erste Unze plus 8c pro weitere Unze. Mit 21c kommt man da vorne und hinten nicht mit einer Erklärung hin. Es handelt sich aber um Luftpostmarken, auch wenn es an einer entsprechenden Kennzeichung des Briefes als solches fehlt. Was das Inlands-Luftpostporto in 1972 war, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat hier ein Sammler einen Portostufenbeleg gebastelt. Ungewöhnlich genug ist die Frankatur für diese Annahme.
 
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