Thema: Vorphilatelie: Schnörkelbriefe und andere Belege aus der Vorphilazeit
roteratte48 Am: 27.09.2008 21:58:47 Gelesen: 305596# 23@  
@ duphil [#22]

Hübscher und sauberer Brief, den Du da erworben hast - Glückwunsch dazu, Peter! Vom Inhalt her ein typischer Dienstbrief der Zeit - aber musstest Du ausgerechnet einen Schreiber mit selbstverliebter, völlig uneinheitlicher Klaue aussuchen ?*gg* Der gute Mann drängt je nach Lust und Laune die Buchstaben zusammen oder zieht sie in der nächsten Zeile auf ein mehrfaches auseinander, das macht einige Worte für mich auf die Schnelle wirklich nahezu unlesbar. Zunächst die Anschrift:

"Denen Wohl- und Edlen, vesten großvestbahren, hoch- und Wohlgelehrten, auch wohl (..rechtweisen?) Herren Bürgermeistern und Rathe zu Schneeberg, meinen hoch- und vielgeehrten Herren - Schneeberg."

links unten "den Bothen zu lohnen mit 5 Groschen"

Im Text geht es, nach Wiederholung der bereits in der Anschrift gebrauchten Ergebenheitsfloskeln, um die Festlegung eines Termins zur Urteilsverkündung in einem Rechtsstreit; der Schreiber des Briefes ersucht "vigore commissionis [kraft Auftrages}" die Herren, am 4. Mai 1724 "vor der Commission im Churfürstlichen Sächsischen Ambte allhier obermelten Tages in rechter Zeit gebührend zu erscheinen, und der publication angeregten Urtheils" gegen Erlegung von 4 Talern Commissionsgebühren (die unter angelegter 'Liquidation' A [deine Seite 3] spezifiziert werden) beizuwohnen. Er schliesst mit "der ich im Übrigen verbleibe. Ambt Stollberg, d. 30. März 1724. meiner hoch- und vielgeliebten Herren dienstergebener und williger Gottlob Friedrich ..???..."

Seite 3 ist dann lediglich die Aufteilung der Kosten in 2 Thaler 16 Groschen moderierte Komm.gebühr und Vorlage sowie weitere 1 Thlr 14 Groschen "halb Urteilsgeld und Bothenlohn".

Viel Spass an diesem hübschen Beleg, der erste in einer langen Reihe, hoffe ich.

Gruss und schönen Abend - Rolf
 
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