Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia Ausgabe 1854 ff (Strubel)
Heinz 7 Am: 06.12.2014 17:49:51 Gelesen: 146127# 15@  
@ ziffer-freak [#12]

Hallo Andy,

ich meine, Deine Aussage, das Interesse an den Strubel-Ausgaben sei nach der Herausgabe des Handbuches Hermann gestiegen, trifft nicht unbedingt zu. Die Strubel-Marke war früher schon sehr beliebt und Objekt vieler Studien. Viele Sammler haben Spezialsammlungen nur dieser Ausgabe aufgebaut. Diskussionen über diese Ausgabe findet man auch durch alle Jahrzehnte. Nun hat Urs Hermann einen neuen "Standard" gesetzt in seinem über 600-seitigen Buch (!) nur zu diesen 7 Marken. Es gibt aber auch (viele) Sammler, die lassen sich durch allzu feine Unterscheidungen abschrecken, und geben das Sammeln dieser Ausgabe auf, weil es schlicht & einfach zu schwierig wird. Und das ist genau die Gefahr! Wenn nur noch eine handvoll Spezialisten die Marken genau bestimmen können, dann verlieren viele Sammler "Otto Normalverbraucher" daran das Interesse.

Ähnliche Probleme gibt es natürlich auch bei anderen Marken, nicht nur Schweiz. International denke ich da speziell an die griechischen Hermesköpfe, die Dr. Munk minutiös und bahnbrechend beschrieben hat. Seither gab und gibt es aber auch bei ihm immer wieder neue Anläufe...



Die Strubel-Ausgabe wurde genau untersucht von Mirabaud/Reuterskjöld bereits Ende 19. Jahrhundert. In ihrem Buch unterscheiden sie die 7 Marken bereits in 28 Varianten (Druck: 5 München/23 Bern; Wertstufen 5/10/15/20/40 Rp./1 Fr./2 Rp.: 6-6-4-3-5-2-2). Vgl. Seite 128.

Dann war es Ernst Zumstein, der mit seiner Katalogisierung(en) vor rund 100 Jahren ein sehr gutes Fundament erstellt hat zur Klassierung, an dem sich die Sammler ausrichten konnten.



Im 3. (und letzten) Handbuch von Zumstein (1924), massgeblich überarbeitet von Arthur Hertsch, wurde die Ausgabe vorbildlich und ausführlich beschrieben.

Knapp 20 Jahre später legte Frau Kuisel eine Studie vor zu dieser Marke. Vor allem der sensationelle Farbdruck der Marken in der Heftmitte (1943!) begeisterte die Sammler (26 Nummern und 7-6-5-2-4-2-1 Abb. der 7 Werte) und dient(e) vielen beim Bestimmen der Marken (Farben).



Seit den Zwanzigerjahren hatte sich in der Schweiz neben Zumstein ein weiterer Händler als massgebender Kenner etabliert, Ernst Müller, der als einer der grössten Händler/Philatelisten seiner Zeit angesehen werden muss. Seine Katalogisierung wich von der seines Konkurrenten Zumstein ab, wie ein Blick z.B. in seinen Katalog 1960 zeigt.



1982 kam ein neues Werk zu der "Strubel" Ausgabe von Walter d'Auhourd'hui auf den Büchermarkt mit dem selbstredenden Titel: "Neu Klassierung"



Das wiederum rief nun einen anderen hoch angesehenen Experten und Prüfer auf den Plan, Hans Hunziker RDP FRPSL AIEP. Bereits 1986 kam sein Handbuch auf den Markt, immerhin 140 Seiten A4-Format. In diesem Buch wurde die alte (Zumstein-) Ordnung bekräftigt.



2006 kam dann das grosse Handbuch von Urs Hermann heraus. Es hat einen Umfang von mehr als 600 Seiten und schlägt eine Neuklassierung vor. Auf Seite 450 sehen wir die vereinfachte Katalogisierung (38 Marken, 12 aus München, 26 aus Bern), auf Seite 451 die "Spezial-Katalogisierung" mit 65 Marken (12 aus München, 53 aus Bern).



Ich ziehe den Hut vor allen Autoren dieser Studien. Ich kann aber nicht alles verstehen und teilweise geht es mir auch zu weit. "Keep it simple" ist meine Devise. Und darum sitze ich manchmal ratlos hinter meinen schönen Briefmarken, weil ich ihre letzten Geheimnisse nicht kenne. - Aber jetzt wird es schon fast philosophisch.

Herzliche Grüsse - Heinz
 
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