Thema: Altdeutschland Norddeutscher Postbezirk: Belege
bayern klassisch Am: 11.12.2014 15:02:59 Gelesen: 192102# 63@  
Liebe Sammlerfreunde,

es gibt Briefe, an denen ich einfach nicht vorbei gehen kann, auch wenn ich sie gar nicht sammle. So war das auch hier:



In Braunschweig wurde am 21.4.1868 "Einliegend 90 Thaler scheribe neunzig Thaler in Braunschweigischen Bankscheinen" an "Das Königlich Bayersche Bezirksgericth Schweinfurt" unter "Criminalia" verschickt. Das Tinten - "B" stand wohl für Beutelstück.

Als Wertbrief war er von der Aufgabepost zu wiegen und das Wiegeergebnis auf dem Brief oben links zu notieren: hier 1 6/10 Loth. Die Taxen betrugen 21 Kr. und 3 Kr. = 24 Kr..



Chronologisch betrachtet lief er in Schweinfurt ein und erhielt den Vermerk auf der Siegelseite: "Enthielt eine Sendung in einer Kriminaluntersuchungssache, weshalb Porto diesseits nicht gezahlt werden konnte. Schweinfurt den 20. April 1868. Der k. Untersuchungsrichter F. Mayer".

Demnach war der Brief vom Empfänger geöffnet, ohne dass man das Porto zuvor bezahlt hatte und nach Anbringung dieses Vermerks wieder verschlossen worden. Hierbei ist zu beachten, dass die beiden kleinen, hellroten Siegel vom Absender stammen, der P(reußisch) B(raunschweigischen) L(andes) Polizei - Direction zu Braunschweig.

Nun schickte man den Brief wieder zurück, doch gab es ein Problem, wie uns die Siegelseite deutlich zeigt: "Emballage (= Verpackung) zerrissen, daher amtlich eröffnet, Inhalt richtig. Leipzig, den 22. April 1868 ?? Postexpedition No. 1. Unterschrift".

Vorne lesen wir: "Beanstandet - 21 / 3 = 24 135 und verte (= hinten)". Leipzig hat also neu versiegelt und vorne neu das Wiegeergebnis mit jetzt 1 15/20 Loth festgestellt ("nach Verschluß").

Wie ich finde, ein nicht alltägliches Briefchen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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