Thema: Zurück und nachgeschickt
juni-1848 Am: 03.01.2015 09:37:38 Gelesen: 581925# 286@  
Moin zusammen,

weniger spekrakulär als einige Stempelgesättigte weiter oben ist diese kleine Rohrpost-Brief:



Die Reise dieses Briefes - ein Versuch, den zeitlichen Ablauf zu rekonstruieren:

1a. Eingeliefert in BERLIN. N.W. \ 12.6.02.8-N \ * 7 * (Rohrpost)
1b. Blaustift " 62" des Postbediensteten der Rohrpoststelle " 7 " für den Leitweg der Rohrpost

2a. Ankunft in BERLIN.W. \ 12.6.02.8 30 N. \ * 62 * (Rohrpost, rückseitig)
2b. Vergeblicher Zustellversuch des Boten " 6." (Achteck-Rahmenstempel mit Botennummer, rückseitig)

3a. Zurück im Postamt BERLIN.W. \ 12.6.02.9-10 N. \ * 62 * (Tagesstempel)
3b. Weitere Zustellversuche (2?) des Boten " 3" (Achteck-Rahmenstempel mit Botennummer, rückseitig)
3c. Der Postbedienstete des PA " 62" ergänzte das neue Ziel (in schwarzer Tinte): " Nachgesandt 12/6. \ Marienbad \ Schloß Heilbronn" und strich die alte Addresse "Kurfürstenstrasse 100" durch.
Anmerkung: Da die Saison im Kurbad Marienbad vom 1. Mai bis zum 30. September dauerte, ist die Adressatin Else Glanz eher dem Personal als den Kurgästen zuzuordnen.
3.d. Der Postbedienstete des PA "62" notierte mit schwarzem Stift den neuen Leitweg "1" für die Nachsendung.

Anmerkung: Seit 1872 hat Marienbad einen Anschluss an die Eisenbahn (Pilsen - Cheb), wodurch eine Verbindung nach Wien und Prag geschaffen wurde, ab 1898 auch nach Karlsbad.

4. Ankunftsstempel " 13.6.02 \ MARIENBAD \ IV"

Könnte so der zeitliche Ablauf gewesen sein?

Es bleiben zwei ergänzende Fragen:

5. Warum wurde für die Nachsendung nach Böhmen (Österreich-Ungarn) kein Porto (z.B. Fehlbetrag zum Fernbrief) erhoben?

Anmerkung: Aus dem ursprünglichen Rohrpost-Ortsbrief wurde eine Nachsendung ins "deutschsprachige" Ausland (Böhmen, K.u.K. Österreich -Ungarn, ab 1918 Tschechoslowakei). Nach Österreich-Ungarn galten bis 30.9.1919 Inlandsgebühren.

6. Wofür steht die schwarze "1"?

Dank vorab und allen ein erstes sonniges Wochenende im Neuen Jahr
Werner
 
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