Thema: Bund: Nachentgelt für unterfrankierte Sendungen wird oft nicht erhoben
drmoeller_neuss Am: 06.01.2015 12:15:50 Gelesen: 18715# 18@  
Ich bekomme regelmässig den Posteingang eines grossen Empfängers. Unterfrankierte Kompakt- und Großbriefe kommen gelegentlich vor, sogar Grossbriefe, die nur mit 60 Cent frankiert sind. Dagegen muss man aber die überfrankierten Poststücke rechnen. Zweimal 60-cent für einen Kompaktbrief oder dreimal 60-cent für einen Grossbrief sind recht häufig und verschaffen der Post Zusatzeinnahmen. Nach meinem Gefühl gleichen die mit Briefmarken überfrankierten Sendungen die unterfrankierten mehr als aus.

Das andere Problem ist, dass die Erhebung der fehlenden Postgebühr für die Post unwirtschaftlich ist. Schliesslich muss die Transportleistung zweimal zusätzlich aufgebracht werden. Sollte der Brief versehentlich in der Postfiliale zu niedrig frankiert worden sein, setzt sich die Post sogar Schadensersatzansprüchen seitens des Kunden aus. Der hat ja alles unternommen, um sein Poststück korrekt freimachen zu lassen. Die strafrechtliche Keule greift schon gar nicht gegen den Kunden. Schliesslich kann die fehlende Briefmarke nach dem Einwurf in den Briefkasten abgefallen sein. Verkehrsunternehmen haben es da einfacher. Die 40 Euro "erhöhtes Beförderungsentgelt" gelten immer, egal ob der Fahrgast seinen Fahrschein wirklich nur verloren hat oder ob es sich um einen notorischen Schwarzfahrer handelt.

Wahrscheinlich ist absichtliche Unterfrankierung kein häufig auftretendes Phänomen und wird durch Überfrankierung wieder wett gemacht. Wenn die Post merkt, dass zu wenig Porto auf der Sendung klebt, schlägt sie zurück und ärgert den Absender mit einer verlängerten Laufzeit, wenn der Brief zur Auffrankierung zurückgegeben wird. Oder der Empfänger darf eine Stunde seiner Freizeit opfern, um den Brief gegen Zahlung der Nachgebühr auf dem Postamt auszulösen. Unterfrankierung lohnt sich nur bei unwichtigen Briefen, an denen keine Fristen oder anderes daran hängt. Beim Schwarzfahren ist es anders. Der Lokführer fährt nicht deswegen langsamer, weil in seinem Zug Schwarzfahrer unterwegs sind.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/7455
https://www.philaseiten.de/beitrag/99317