Thema: (?) (28/36) Inflation weltweit ohne Deutschland - Briefmarken und Belege
Heinz 7 Am: 17.01.2015 21:01:57 Gelesen: 29600# 17@  
@ merkuria [#6]

Hallo Jacques,

infolge der Jugoslawien-Unruhen, die u.a. in kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Serben mündeten, zerbrach der Vielvölkerstaat Jugoslawien in mehrere Nationen. Slowenien im Norden fand einen Weg in eine mehr oder weniger friedliche Unabhängigkeit; andere Regionen hatten schreckliche Auseinandersetzungen mit vielen Tausend Toten.

Du hast recht: Die Inflation in Jugoslawien fand 1992 noch kein Ende, sondern setzte sich noch jahrelang fort, wie Du an Deiner Tabelle eindrücklich zeigen kannst. Es ist eine grosse Herausforderung, philatelistisch dies gut dokumentieren zu können.

Dass dies auch einiges an philatelistischem Wissen erfordert möchte ich an folgendem Beleg zeigen.



Was auf den ersten Blick aussieht nach einem farbenreichen Bunt-Brief mit der etwas seltsamen Frankatur von 244.50 Dinar (?) entpuppt sich als interessante Kombination von "Din1" und "Din2"- Marken!

Die erste, 3. und 5. Marke sind alle von 1990. Sie ergeben zusammen 7.5 Neue Dinar (Deine Definitin: "Din2"). Das hätte für die Sendung eines Briefes aus Jugoslawien in die Schweiz gereicht.

Der Absender verklebte nun aber nun noch 5 alte Marken. Die 2. und die 7. Marke mit Nominalen von 30 bzw. 100 Dinaren ("Din1") stammen aus dem Jahr 1986 (Mi. Nr. 2187+2181), als die Inflation schon zu kräftigen Preissteigerungen geführt hatte.

Die 4. und 8. Marke mit den Nominalen 4D und 3D stammen aus dem Jahr 1982 (Mi Nr. 1955+1954), als die Inflation erst am Anfang stand.

Die 6. Marke schliesslich, die Michel Nr. 1661 wurde im Jahre 1976 herausgegeben. Sie hatte eine Nominale von 1.00 Dinar ("Din1"), also nicht etwa 100, wie man meinen könnte. Die .00 waren die Paras. Ausgaben mit Para-Unterteilung wurden ab 30.4.1986 für ungültig erklärt; die 6. Marke hätte also nicht akzeptiert werden sollen (=> keine Abstempelung mehr).

Alle diese 5 Marken 1976-1986 hatten zusammen also einen Nominalwert von 138 Dinar ("Din1"). Diese waren nach der Währungsreform nur noch 0.0138 (Neue) Dinar Wert ("Din2").

Der Brief hat also eine Nominale von 7.5138 ND ("Din2"), wovon 0.0001 ND ungültig waren. Dies kümmerte den Postbeamten aber herzlich wenig, er stempelte alle 8 Werte ab. Hauptsache war ihm vermutlich, dass der Tarif von 7.5 ND erreicht war. Der Absender hat somit aus seinen praktisch wertlosen Briefmarken-Altbeständen immerhin noch einen philatelistisch interessanten Mischfrankatur-Beleg geschaffen. Wobei dafür keine philatelistische Notwendigkeit bestand, sondern der Absender dem Empfänger wohl eine Freude machen wollte (Zusendung von älteren Briefmarken).

Freundliche Grüsse - Heinz
 
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