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Thema: Paketabgabe für den Onlinehandel ?
Das Thema hat 39 Beiträge:
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bovi11 Am: 20.12.2020 19:08:22 Gelesen: 7851# 15 @  
@ alemannia [#13]

Ich stimme Dir voll zu.

Der Plan, den Onlinehandel mit einer Paketabgabe zu belasten, die letztlich natürlich der Verbraucher zu tragen hat, ist nichts anderes, als ein Zeichen für die Planlosigkeit der Politiker. Diese haben es nicht verstanden, in den letzten beiden Jahrzehnten die Weichen für attraktive Innenstädte zu stellen.

Die Innenstädte autofrei zu machen, treibt den Verbraucher halt in die Zentren auf der grünen Wiese und zum Onlinehandel.

Letztlich kommt dann halt der alte Kohlepfennig und wir warten auf den Kreuzungspfennig und den Wildwechselgroschen.
 
tobi125 Am: 20.12.2020 19:13:30 Gelesen: 7849# 16 @  
Meiner Meinung nac, ist das Ende des stationären Einzelhandel bereits seit knapp 10 Jahren in vollem Gange. Durch Corona beschleunigt sich dieser Prozess lediglich. Aufzuhalten ist dieser nicht, auch nicht durch eine solche Zwangszulage. Viel mehr müsste innerstädtisches Wohnen gefördert werden, um die Innenstädte mit Leben zu füllen/zu erhalten.

Das ist die Meinung eines Geographen (Schwerpunkt Stadtgeographie im Studium).

Gruß

tobi125
 
achim11-76 Am: 20.12.2020 19:37:41 Gelesen: 7835# 17 @  
@ Tobi

Da man ja jetzt gesehen hat, dass viele Menschen von zu Hause aus arbeiten können, wird mittelfristig weniger Büroraum in den Innenstädten benötigt.
Vielleicht werden die leerstehenden Büroflächen ja zu Wohnraum, der bezahlbar ist, umfunktioniert.
 
DL8AAM Am: 20.12.2020 20:29:50 Gelesen: 7817# 18 @  
@ tobi125 [#16]

Vor ein paar Wochen wurde passend ein Kommentar eines Stadtpoliters in unserem örtlichen Tageblatt veröffentlich. Der Tenor ging genau in Deine Richtung. Die Innenstädte werden, so der Schreiber, mittelfristig ihre überkommende Funktion als kommerzielle Marktplätze und stationären Handel verlieren. Dafür sollen Räume für Kunst, Kultur und zur Begegnung entstehen. Zusätzlich sollen auch produzierende Arbeitsplätze, wie z.B. "Einzelhandwerker" angesiedelt werden (wie aus arabischen Bazaren bekannt). Mit der Schaffung von arbeitsplatznahen Wohnraum. Der Schreiber war Corona sogar dankbar, denn Corona würde diesen für ihn positiven Trend nur beschleunigen.

Kein Kommentar von mir dazu, ich warte aber nur drauf, wenn alleine hier in Göttingen über 2-3 Kilometer "Geschäftszeilen" viele Dutzend Künstlerkolonien sowie Kunstgallerien entstehen, die alle auf zahlungskräftige Käufer (oder öffentliche Fördergelder?) warten - und das in jeder Stadt im Bundesgebiet ;-) Und soviel Kuchen im kollektiv-selbstorgansierten Bürgerkaffee kann der "Volksgesundheit" auch nicht förderlich sein.

Aber der Trend, dass Innenstädte für den Handel, aus welchem Grund auch immer (und das ist nicht nur wegen Corona oder Amazon geschuldet), immer weniger Bedeutung haben, ist seit vielen Jahren sichtbar. Da hilft auch keine Onlinepaketabgabe. Wem soll die helfen? Dem örtlichen Handel? Die einzige Infrastruktur, die Amazon ja verstärkt mitbenutzt, wären die Strassen (für die sie ja auch Kfz-Steuern zahlen) und ob die Abgabe dann auch dem Strassenbau zu Gunte kommen sollte, wage ich doch zu bezweifeln. BTW, wir waren am letzten Adventwochenende seit langer, langer Zeit auch mal wieder in der Innenstadt (man kommt da ja nur noch zu Fuß/Fahrrad oder "unschön" und umständlich mit dem Bus da hin). Da hingen inzwischen in einem Drittel der Geschäfte "Sale 50/70% - Ausverkauf wegen Geschäftsschliessung"-Plakate in den Fenstern. Auch in Kettengeschäften. Gut, das ist aktuell nur Corona geschuldet. Da hofften die verbliebenen Läden auch noch alle auf ein einträgliches Weihnachtsgeschäft, so dass sie die Umsatzeinbrüche des Frühjahrs zumindest teilkompensieren könnten. Nach dem Shut-Down dürften nach Ostern, in noch mehr Schaufenstern diese Plakate zu sehen sein. Da weht dann Tumbleweed auch durch unsere Strassen ;-) Übrigens, diese für den Wilden Westen so typischen Steppenläufer stammen ursprünglich aus Russland und wurden nur von russischen Einwanderen dort eingeschleppt (...) ;-)

In unserer direkten Nachbarstadt wird deshalb seit vielen Jahren darüber diskutiert, die Fussgängerzone wieder aufzuheben, damit die Innenstadtläden wieder per Auto aufgesucht werden können. Die Praktiker sind regelmäßig alle dafür, die Ideologen immer dagegen - und der Leerstand wächst jedes Jahr weiter.

Falls die Abgabe kommt, dann ist das nur eine weitere allgemeine Steuererhöhung für die Bürger. Eine Lenkungswirkung "gegen Amazon" hätte die sicherlich nicht. Das ist dann einfach nur eine Preiserhöhung. Wer sollte es denn sonst zahlen? Wenn die Kosten steigen, steigen die Endpreise. Was sonst?

Witzigerweise ruft die Politik ja aktuell sogar ausdrücklich zur Teilnahme am Onlinehandel auf und wenn sich selbst die Ottonormaloma erst einmal dran gewöhnt hat, lässt sich das nachcoronal auch nicht mehr zurückdrehen.

Gruß
Thomas



[18 Beiträge redaktionell verschoben in den Bereich ausserhalb der Philatelie, da die weit überwiegende Zahl der Beiträge mit dem Thema "Paketabgabe für den Onlinehandel ?" nichts zu tun hatte.]
 
drmoeller_neuss Am: 20.12.2020 20:43:50 Gelesen: 7805# 19 @  
Der allererste und einfachste Schritt ist die gerechte Bezahlung der Paketfahrer und die Einhaltung der elementaren Arbeitsschutzrechte, zum Beispiel die Beschränkung der Arbeitszeit auf 10 Stunden. Paketfahrer sollte beim Paketdienst angestellt sein und nicht als Sub-sub(..sub..)-Unternehmer arbeiten. Dann könnten sich auch Paketfahrer wieder eine Wohnung leisten und müssten nicht im Paketwagen leben und übernachten. Diese Lektion haben die fleischverarbeitenden Betriebe gerade hinter sich.

Dann sollte auf den Verpackungskarton wie auf jede andere Verpackung auch eine Umweltabgabe erfolgen, ähnlich dem Grünen Punkt. Die Sonderschichten der Müllabfuhr und der Stadtreinigung, die sogenannten "Beistellungen" neben den Containern zu beseitigen, zahlt zur Zeit die Allgemeinheit.

Die Paketpreise sind lächerlich niedrig. Das mag auch den ein oder anderen Briefmarkenkäufer freuen. Aber es kann nicht sein, dass heute ein Paket etwa das gleiche wie vor 30 Jahren kostet (berücksichtigt bitte, dass früher noch eine Zustellgebühr erhoben wurde, und Wertangabe extra bezahlt werden musste und heute bis 500 EUR im Preis enthalten ist).

Ich habe neulich eine SIM-Karte nebst ein paar Seiten bedrucktes Papier als Paket bekommen, weil das billiger als ein Einschreibebrief ist, bei besseren Leistungen.

Zu guter Letzt könnte man die Anbieter zwingen, den Versandkostenanteil am Gesamtpreis angeben. "Versandkostenfrei" ist Unsinn und täuscht den Verbraucher.

Über die Ökobilanz kann man sich streiten, solange es genügend Zeitgenossen gibt, die für zwei Brötchen beim Bäcker um die Ecke die Karre anwerfen.
 
Baber Am: 20.12.2020 20:49:01 Gelesen: 7796# 20 @  
Was hat die Paketabgabe, eine neue Steuer wenn sie kommt, mit der Philatelie zu tun?

Gruß
Bernd
 
drmoeller_neuss Am: 20.12.2020 20:52:53 Gelesen: 7790# 21 @  
@ Baber [#20]

Die Einkäufe bei ebay würden für Briefmarkensammler teurer werden. Vielleicht kommen dann wieder mehr Leute auf die Tauschtage.
 
bovi11 Am: 20.12.2020 21:12:08 Gelesen: 7779# 22 @  
@ drmoeller_neuss [#19]

"Dann sollte auf den Verpackungskarton wie auf jede andere Verpackung auch eine Umweltabgabe erfolgen, ähnlich dem Grünen Punkt. Die Sonderschichten der Müllabfuhr und der Stadtreinigung, die sogenannten "Beistellungen" neben den Containern zu beseitigen, zahlt zur Zeit die Allgemeinheit."

Das gibt es seit geraumer Zeit im Rahmen des Verpackungsgesetzes. Alle Onlinehändler müssen einem Systembetrieb angeschlossen sein. Die Verpackungsmengen werden regelmäßig gemeldet; bei größeren Unternehmen müssen die Angaben bestätigt sein.

https://www.gesetze-im-internet.de/verpackg/BJNR223410017.html

Zudem besteht ein Melderegister, bei dem sich jeder Händler registrieren muß und das öffentlich zugänglich ist:

https://oeffentlicheregister.verpackungsregister.org/Producer

"Zu guter Letzt könnte man die Anbieter zwingen, den Versandkostenanteil am Gesamtpreis angeben. "Versandkostenfrei" ist Unsinn und täuscht den Verbraucher."

Korrekt! Wenn jemand 3 Speichersticks "versandkostenfrei" bei einem Anbieter bestellt, bezahlt er die Versandkosten über den Preis dreimal. Allerdings habe ich mich selbst mit dem früheren Vorsitzenden des Wettbewerbssenats Büscher vor 4 Jahren schon darüber unterhalten. Er meinte, er sehe darin keine Verbrauchertäuschung. Ich sehe das anders. Die Meinung vom aktuellen I. Senat dazu kenn ich nicht; Koch & Co. haben sich dazu bislang nicht erklärt.
 
Christoph 1 Am: 20.12.2020 21:14:50 Gelesen: 7775# 23 @  
@ drmoeller_neuss [#19]

Hallo Uli Möller,

danke für diesen Beitrag, das bringt es auf den Punkt:

Physische und psychische Folgen von Krankheiten der prekär Beschäftigten bei Paketdiensten und bei großen Versandhändlern --> tragen die Betroffenen, Kosten zahlt die Allgemeinheit.
Umweltkosten für die Herstellung von Versandmaterialien in Rekordmengen --> zahlt die Allgemeinheit.
Entsorgungskosten für die Versandmaterialien in Rekordmengen --> zahlt die Allgemeinheit
Massive Einschräkungen in der Nutzung öffentlicher Räume durch das (regelwidrige) Abstellen von Paket-Lieferfahrzeugen --> hat die Allgemeinheit zu tragen.
Umweltbelastungen durch Millionen zusätzlicher zurückgelegter Kilometer mit umweltschädlichen Fahrzeugen (i.d.R. Diesel-Sprinter) --> hat die Allgemeinheit zu tragen.

Es ist ja richtig, dass am "Sterben der Innenstädte" nicht ausschließlich der Online-Handel die Schuld trägt. Es ist auch richtig, dass man hier mit integrierten Stadtentwicklungsansätzen einen Paradigmenwechsel einleiten muss (@tobi125 [#16] und @DL8AAM [#18]: Ich bin beruflich genau in diesem Bereich unterwegs und weiß somit, wovon ich spreche). Trotz alledem ist der Online-Handel einer der Sargnägel lebendiger Stadt- und Ortszentren. Und Innenstädte ganz ohne Handel werden nicht funktionieren und die will auch niemand haben. Wenn es dann am Ende darum geht, mit hohen Fördermitteln eine scheinheilige Welt aufrecht zu erhalten, weil ansonsten der Tourismus nicht mehr funktioniert und die städtische Identität verloren geht, nämlich das von den Deutschen so geliebte "gemütliche Stadtzentrum", dann wird das Jammern groß sein. Und - kleiner Scherz am Rande - genau die, die heute lauthals über die Politik hetzen (siehe hier im Beitrag [#13] und [#14] ), werden dann auch wieder am lautesten lospoltern, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Dieses "Sterben der Innenstädte" ist aber gar nicht der entscheidende Punkt, um den es hier geht. Es geht darum, dass Online-Händler und Paketdienste ihre Gewinne munter einstreichen, während sie die volkswirtschaftlichen Kosten ihres Tuns der Allgemeinheit aufbürden. Aber das will irgendwie niemand sehen, weil es eben so schön bequem ist, die Augen zu verschließen. Das hat Uli MöllerNeuß in seinem Beitrag [#19] sehr schön herausgearbeitet.

Ich stimme hier vollkommen zu: Die Pakete dürfen ruhig merklich teurer werden. Und zusätzlich sollten die Versandhändler und die Paketdienste eine Sonderabgabe entrichten, die sich gewaschen hat. Ähnlich wie bei der Eindämmung des unsäglichen Luftverkehrstourismus (zum Shoppen nach Barcelona für 25 € mit easyjet - wie pervers ist das eigentlich!) muss es richtig weh tun, damit eben nicht mehr das Katzenfutter und der kalifornische Wein über den Versandhändler und Hermes direkt ins Haus geliefert wird. Wer das will, soll auch das Doppelte bezahlen. Und wer seine Unternehmensgewinne auf diese Art maximieren möchte, muss auch die volkswirtschaftlichen Kosten tragen.

@ Baber [#20]

wie ich schon weiter oben in [#8] und [#10] geschrieben habe, glaube ich kaum, dass eine solche Paket-Abgabe überhaupt irgendwelche Auswirkungen auf den Briefmarkenhandel haben wird. OK, die Versandkosten werden steigen. Aber mangels Alternative werden die Kunden das auch akzeptieren. Neueröffnungen von Briefmarkengeschäften in Innenstädten wird es dadurch sicherlich nicht geben.

Viele Grüße
Christoph
 
DL8AAM Am: 20.12.2020 21:22:20 Gelesen: 7770# 24 @  
@ drmoeller_neuss [#19]

Und diese Fehlentwicklungen wird eine Extraabgabe abstellen? Für die von Dir angesprochenen Punkte gibt es übrigens bereits gesetzliche Auflagen, die nur kontrolliert und umgesetzt werden müssten. Wenn ein Päckchen 1 € teurer wird, dann bekommt den bestimmt nicht der Fahrer, sondern der Staat, und zahlen tut ihn der Verbraucher. Wenn wenn man den Käufer nicht 1.1 belasten will, dann geht das noch weiter zu Lasten des Personals.

Und zum Thema Kartonage, gehe mal am Mittwochabend (am Donnerstagmorgen wird hier Altpapaier abgeholt) durch die Innenstadt, da liegen meterhohe Berge vor den Geschäften. Und nicht in den Wohngebieten. Ich weiss zwar nicht, wie das aktuell aussieht, aber vor 1-2 Jahren gab es einen echten Kampf um das Altpapier zwischen der städtischen Abfuhr und der kommerziellen Konkurrenz. Es wurde sich um jeden Karton geschlagen. Es gab hohe Prämien dafür, dass man den Container der Firma A und nicht von B vor das Haus gestellt hat (als Gewerblicher).

@ Baber [#20]

Als "moderner Philatelist" beschäftigt man sich ja auch mit den heutigen Äquivalenten zu den klassischen Paketkarten, d.h. zum Bespiel auch mit den Barcode-Labeln von Deutsche Post DHL (und als Privatpostsammler auch mit denen von Hermes/DPD/GLS/Amazon et al.). Je mehr und unterschiedliche Formen man davon zeitnah aus dem Altpapier ziehen kann, desto besser ist es auch für die philatelistische Forschung und zur Dokumentation eben dieser Formen ;-) Und so wie man über Portoerhöhungen, Umsatzsteuerpflichteinführungen aus Postprodukte und ähnliche Entwicklungen, die das Post-Preiswesen betreffen, ist auch das Thema Paketabgabe ein Diskussionsthema.

Beste modern-philatelistische Grüße ;-)
Thomas
 
alemannia Am: 20.12.2020 22:25:08 Gelesen: 7748# 25 @  
@ Christoph 1 [#23]

Hallo Christoph,

....die heute lauthals über die Politik hetzen (siehe hier im Beitrag [#13] und [#14] ), werden dann auch wieder am lautesten lospoltern, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Ich stimme dir ja in vielen Punkten zu.

Aber warum hetze ich lauthals über die Politik?

Du stellst Thesen auf, die ich für die City meiner Heimatstadt nicht bestätigen kann.

Und ich wohne hier seit über 60 Jahren, kenne deren Entwicklung und Akzeptanz der Innenstadt in der Bevölkerung.

Aber es ist eben heutzutage so, dass man beim Versuch etwas zu begründen und seine Meinung äussert, sofort angegriffen wird.

Gruß

Guntram
 
TeeKay Am: 20.12.2020 22:34:37 Gelesen: 7737# 26 @  
Herrlich, diese reaktionären und so völlig vom aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft befreiten Forderungen von einigen hier nach mehr Autos in der Innenstadt.
 
Christoph 1 Am: 20.12.2020 22:40:36 Gelesen: 7730# 27 @  
@ alemannia [#25]
@ alemannia [#13]

"...einfach nur Quatsch, um von den wahren Problemen abzulenken"
"Die kriegen doch fast nichts geregelt, noch nicht einmal die Umstellung der Winter- / Sommerzeit"


Das sind die Zitate aus Deinem Beitrag [#13], auf die ich mich bezog. Für mich ist das populistisches Getöse. Politik-Bashing, ohne einen konkreten Adressaten zu benennen. Entspricht dem heutigen Zeitgeist. Nur am Rande: Die von Dir so gescholtene EU hat im März 2019 die Abschaffung der Zeitumstellungen beschlossen. Nur die Nationalstaaten wollen da mehrheitlich nicht mitziehen.

Gruß
Christoph
 
bovi11 Am: 20.12.2020 22:43:24 Gelesen: 7727# 28 @  
@ TeeKay [#26]

Laut trommeln hilft nicht. Die Praxis entscheidet.

"Kenntnisstand der Wissenschaft" - was soll das in dem Zusammenhang sein.

Der Verbraucher akzeptiert die autofreie Innenstadt nicht. Ich weiß aus der Praxis, wovon ich rede.
 
Christoph 1 Am: 20.12.2020 22:50:45 Gelesen: 7717# 29 @  
@ bovi11 [#28]

sehe ich anders: Der Verbraucher akzeptiert die autofreie Innenstadt dann, wenn sie trotzdem attraktiv und gut erreichbar ist. Siehe Münster, Freiburg, Stuttgart... oder international: Barcelona, Madrid, Oslo, Helsinki, Kopenhagen...

er akzeptiert sie nicht, wenn es keine attraktiven Mobilitätsalternativen gibt. Das ist meist in kleineren Städten der Fall, wo ich Fußgängerzonen auch eher für kontraproduktiv halte.

Ich weiß übrigens aus der Praxis, wovon ich rede ;-)

Gruß, Christoph
 
bovi11 Am: 20.12.2020 22:52:46 Gelesen: 7715# 30 @  
@ Christoph 1 [#29]

Davon sind fast alle deutschen Städte aber meilenweit entfernt.

Zudem ist der Zug bei den weitaus meisten Städten längst abgefahren.
 
alemannia Am: 20.12.2020 22:53:38 Gelesen: 7715# 31 @  
@ Christoph 1 [#27]

Nur am Rande: Die von Dir so gescholtene EU hat im März 2019 die Abschaffung der Zeitumstellungen beschlossen. Nur die Nationalstaaten wollen da mehrheitlich nicht mitziehen.


Gutes Beispiel, genau diesen nationalen Egoismus meine ich, gehört aber nicht zum Thema.

Scheinst es verstanden zu haben.
 
Christoph 1 Am: 20.12.2020 22:58:36 Gelesen: 7705# 32 @  
@ bovi11 [#30]

schau mal hier: Da stehen meine Argumente drin.
https://difu.de/publikationen/2020/ein-anderer-stadtverkehr-ist-moeglich

Gruß
Christoph
 
Baber Am: 21.12.2020 10:22:38 Gelesen: 7655# 33 @  
@ DL8AAM [#24]

Als "moderner Philatelist" beschäftigt man sich ja auch mit den heutigen Äquivalenten zu den klassischen Paketkarten, d.h. zum Bespiel auch mit den Barcode-Labeln von Deutsche Post DHL (und als Privatpostsammler auch mit denen von Hermes/DPD/GLS/Amazon et al.).

Hallo Thomas,

da gebe ich Dir recht. Vielleicht ist das die Zukunft der Philatelie, wenn Briefmarken in der heutigen Form als überholtes Rationalisierungsinstrument der Post immer mehr abgeschaft werden. Aber das ist dann eine Philatelie für Spezialisten im stillen Kämmerlein.Ein breites Publikum wird man damit nicht begeistern.
Wenn ist so ein Amazon Label betrachte, wo sind hier die Gebühren erkennbar?



Gruß
Bernd

P.S. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie die Diskusskion auf den Philaseiten vom Thema abschweift. Es ging ursprünglich um eine Paketabgebe für Online-Versender. Daraus wurde eine Diskussion über den Verkehr und die Läden in den Innenstädten und über die Zeitumstellung Winter- und Sommerzeit,
 
Francysk Skaryna Am: 21.12.2020 10:35:01 Gelesen: 7651# 34 @  
Moin,

@ achim11-76 [#18]
Da man ja jetzt gesehen hat, dass viele Menschen von zu Hause aus arbeiten können, wird mittelfristig weniger Büroraum in den Innenstädten benötigt ...

... Was ich für eine Milchmädchenrechnung halte!
Schlussendlich hat er Arbeitgeber ein ganz eigenes Interesse am Homeoffice seiner Angestellten. Oder bezahlt er etwa dem Mitarbeiter die Miete für die Bürofläche? Oder Bezahlt er etwa dem Mitarbeiter die Heizkosten? Oder bezahlt er etwa dem Mitarbeiter die Stromkosten? Oder bezahlt er etwa dem Mitarbeiter den Internetzugang?
Man hört nichts davon - wohl aber von einer steuerlichen Vergünstigung für Homeoffice. Unterm Strich bleibt Homeoffice, was es ist: Eine Kostenverlagerung zu Lasten Dritter.


@ tobi125 [#16]
Viel mehr müsste innerstädtisches Wohnen gefördert werden, um die Innenstädte mit Leben zu füllen/zu erhalten.

So wie im Stuttgarter Dorotheen-Quartier? Unter den spekulativen Mieten leidet die normale Bevölkerung in vielen Orten genauso wie der stationäre Handel.


@ TeeKay [# 9]
Die [Kosten] fließen genauso wie alle anderen Kosten in die Kalkulation ein. Der Endkunde zahlt immer, wer soll es auch sonst tun?

Alles andere wäre auch rosinenpickerei. Kosten, die man durch sein Handeln verursacht, sollte auch der Verursacher selbst bezahlen. Das ist hier auch schon angesprochen worden. Wer dem Onlinehandel die Möglichkeit der Kostenverlagerung gibt, darf sich auch nicht darüber wundern, wenn dieser die Möglichkeiten nutzt. Wer dann noch von (unternehmerischer) Freiheit redet, meint die Freiheit des Fuchses im Hühnerstall. Kann das die Lösung sein? Der Markt regelt eben nicht alles. Er regelt bestenfalls in seinem ureigenstem Sinne.

Ach ja: Im Modehandel werde bis zu 50% der Bestellungen retourniert. Wie Nachhaltig ist das eigentlich?

Gruss
 
Francysk Skaryna Am: 21.12.2020 12:37:37 Gelesen: 7616# 35 @  
Moin,

insgesamt geht es doch um fairen Wettbewerb statt um Umverteilung.
Der florierende Versandhandel schadet der Post in sofern, als dass sich die Marktmach einiger großer Internetgiganten auf Zustellorganisationen auswirkt. Die DHL befindet sich im Falle der Auslieferung von Amazon-Paketen nicht nur im Wettbewerb mit Hermes, sondern auch zunehmend mit der Amazon-eigenen Versandorganisation. Da Amazon nicht nur weiß, wo seine eigenen Kunden sitzen, sondern auch auf die entsprechenden Informationen seiner Marketplace-Partner zugreifen kann, denen man einen direkten Kontakt zu ihren Kunden weitgehend verwehrt, weiß man bei Amazon natürlich auch, wo sich die Kunden bündeln und wo sich ein eigener Zustellservice lohnt. Bis 2022 dürfte der Amazon-eigene Zustelldienst einen Umfang von etwa 50 Prozent der DHL-Zustellungen ausmachen und sich dabei auf Regionen konzentrieren, wo viele Kunden leben und die Zustellwege kürzer sind, als in den via DHL belieferten Regionen. Genau diese Entwicklung sorgt bei der DHL dafür, dass der geplante Gewinn in diesem Geschäftsjahr um eine Milliarde Euro geringer ausfallen wird.

Dem Handelsverband Deutschland fehlen bessere Kontrollen, die sicherstellen, dass auch Lieferungen aus Fernost hiesigen Regelungen für Produktsicherheit und Steuerzahlungen einhalten.

Ferner bleibt die Frage, ob sich der reine Versandhandel nicht noch zusätzliche Vorteile über eine schlechte Bezahlung seiner Angestellten verschafft. Dass vom boomenden Versandhandel zuweilen wenig bei den Arbeitnehmern ankommt, ist bekannt. konkret sieht das so aus, dass jeder dritte Vollzeitbeschäftigte im Versandhandel zum Niedriglohn arbeitet. Der Anteil der Niedriglohn-Beschäftigten liegt dabei fast 15 Prozentpunkte höher als bei den Beschäftigten insgesamt. Zudem sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit die im vergangenen Jahr im Versandhandel begonnen Arbeitsverhältnisse zu rund 60 Prozent befristet. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg waren dies nur 40,7 Prozent. Wie kann dies sein, wenn die Zustellung doch am Limit läuft?

Gruss
 
DL8AAM Am: 21.12.2020 15:06:07 Gelesen: 7585# 36 @  
Um wieder auf das Thema Amazon und Philatelie zurückzukommen ;-)

@ Baber [#33] Wenn ist so ein Amazon Label betrachte, wo sind hier die Gebühren erkennbar?

Hallo Bernd,

ein "interessantes" Label, zumindest für deutsche Sammler ;-) Österreichische Amazon-Labels sind hier ja auch recht selten zu finden ;-)

So einfach sind die Gebühren bzw. ist die Entgeltbegleichung bei den modernen "Paketkarten"-Labels nicht mehr (direkt) zu erkennen. Die Gebührenabrechnung erfolgt über die postzertifizierte/n Software/n, die bei der Erzeugung des Labels zum Einsatz kommen. Früher gab es dafür auf den Sendungen eingedruckte Postabrechnungsnummern, heute passiert das alles über die dahinterliegenden (Sammel-) Datensätzen. Vermutlich wohl auch, da viele Großeinlieferer Sonderkonditionen geniessen, dessen Ausgestaltung man sicherlich nicht so gerne nach Außen (und der Konkurrenz gegenüber) kommunizieren möchte. "Indirekt" sicht- bzw. ableitbar ist die Entgeltzahlung über die Sendungsnummern. Das ist ähnlich, wie im Bereich DIALOGPOST, bei dem inzwischen nicht einmal mehr ein TP-Schriftzug ("Entgelt bezahlt") auf der Sendung erscheint. Trotzdem werden die Entgelte ja gezahlt ;-) Die Frankatur versteckt sich dort im Abdruck des Schriftzugs DIALOGPOST plus Deutsche Post. Schöne neue Postwelt ...

Wir haben übrigens ein eigenes Thema zu den modernen Amazon-"Paketkarten" ;-) [1], wenn Du magst kannst Du das Label dort zeigen?

BTW, die Sendung stammt vom "Amazon Fulfillment Center" ('Warenhaus') MUC3 in Graben (bei München) und lief dort über das vor Ort angegliederte "3PL Amazon Sortation Center" MUC9, dass in Graben für die Kooperation zwischen Deutsche Post DHL und Amazon zuständig ist [3PL: Third-Party Logistics], bevor es anschliessend in den Postlauf nach Österreich ging. Das Label der österreichischen Post wurde also bereits in Graben erzeugt und dort verklebt. Eine Art von Remailing. Ob der Transport von München nach Österreich über DHL lief (und dort als eine Art von "Direct Mail" eingeliefert wurde), kann ich nicht sicher sagen, vermute es aber. Der angegebene österreichische Absender dient aber lediglich als "Rücksende-/Deckpostfach", da gemäß der UPU-Bestimmungen Rücksendungen üblicherweise nur in das "Frankaturland" erfolgen bzw. eine postalische Rücksendung nach Deutschland sowieso "zu teuer" wäre.

Netter Beleg ;-)

Beste Grüße
Thomas

[1] https://www.philaseiten.de/thema/11992
 
achim11-76 Am: 21.12.2020 17:53:01 Gelesen: 7538# 37 @  
@ Francysk Skaryna [#34]

@ achim11-76 [#18]
Da man ja jetzt gesehen hat, dass viele Menschen von zu Hause aus arbeiten können, wird mittelfristig weniger Büroraum in den Innenstädten benötigt ...

... Was ich für eine Milchmädchenrechnung halte!
Schlussendlich hat er Arbeitgeber ein ganz eigenes Interesse am Homeoffice seiner Angestellten. Oder bezahlt er etwa dem Mitarbeiter die Miete für die Bürofläche? Oder Bezahlt er etwa dem Mitarbeiter die Heizkosten? Oder bezahlt er etwa dem Mitarbeiter die Stromkosten? Oder bezahlt er etwa dem Mitarbeiter den Internetzugang?
Man hört nichts davon - wohl aber von einer steuerlichen Vergünstigung für Homeoffice. Unterm Strich bleibt Homeoffice, was es ist: Eine Kostenverlagerung zu Lasten Dritter.


Sehe ich anders. Ich wohne auf´m Dorf. Dort gibts keine gut bezahlten Arbeitsplätze, aber schöne grosse und günstige Häuser. Also fahr ich jeden Tag etwa 110 Kilometer, spare also schon mal Sprit und Abnutzung vom Auto. Öffis sind auch kein Option, da man da ohne Störungen und wenn alles pünktlich ist ca anderthalb Std pro Strecke unterwegs ist. Mit dem Auto brauch ich etwa 40-45 min meistens.

Internet und Telefonflatrate hab ich eh und die Heizung läuft auch wenn ich nicht zu Hause bin. Und das bisschen Strom was der Laptop braucht ist immer noch weniger als der Sprit und die Abnutzung vom Auto. Und man spart halt die Zeit, die man auf der Strasse vergeudet. Und was auch einen schönen Nebeneffekt von dem Ganzen ist, man muss kein Urlaub mehr nehmen, wenn ein Handwerker kommen will - und wenn er dann doch nicht kommt ist auch kein Urlaubstag vergeudet.
Und man kann auch vieles nebenbei laufen lassen, wenn man zu Hause ist. Die Waschmaschine kann man unter der Woche laufen lassen, wenn sie fertig ist dann alles in Trockner und die nächste Fuhre in die Waschmaschine - und man hat das dann am Wochenende von der Backe.
Oder Stichwort Abendessen. Gute Sachen schmecken am besten, wenn man sie den Tag über vor sich hinkochen lässt - würde man nie machen, wenn man nicht zu Hause ist. Oder Spare Ribs aus´m Smokergrill brauchen 6 h und man muss ab und zu mal gucken, ob die Temperatur noch stimmt. Könnte man im Büro auch nicht machen. Und ich bin entspannter geworden weil einfach der Stress mit der Fahrerei und der Ärger über Rücksichtslose Autofahrer massiv abgenommen hat. Die Liste lässt sich unendlich weiterführen.

Aber es ist hier halt wie im echten Leben wenn man miteinander quatscht...man kommt vom Ästchen aufs Stöckchen ^^
 
Redfranko Am: 21.12.2020 18:27:22 Gelesen: 7515# 38 @  
Hallo zusammen,

m.E. ist Krux an sich, dass so viele Leute alles online bestellen, obwohl es Alternativen gibt.

Beispiel: Bücher
Ich hatte mal einen kleinen Buchverlag. Wer nicht bei Amazon gelistet ist, existiert als Verlag eigentlich gar nicht. Also die Bücher bei Amazon eingestellt. Dabei genehmigt sich Amazon einen Rabatt von 53%. Zum Vergleich: der Buchhändler um die Ecke nimmt 20 - 30% Rabatt und die großen Buchhandelsketten 40% - die haben aber auch Ladenmieten und höhere Personalkosten.
Somit blieben bei einem Buchpreis von 8,23 EUR (Ladenpreis 9,80 EUR) noch 3,87 EUR. Dafür musste ich die Bücher auf meine Kosten an das Versandzentrum senden. Also gehen von den 3,87 EUR noch die Portokosten runter. Bis dato sehe ich aber noch keinen Cent von Amazon, denn erst wenn Amazon verkauft hatte, durfte ich eine Rechnung stellen. Die musste ich dann nach Luxemburg schicken, also 0,95 EUR Porto.
Kurz danach hat Amazon die Regelung eingeführt, dass erst bei einem Lieferantenkonto von mehr als 10 EUR etwas ausbezahlt wird. Also mussten 3 Bücher verkauft werden, eh ich überhaupt Geld auf meinem Konto hatte.
Entwickelte sich ein Titel als Ladenhüter, schickte Amazon die Bücher irgendwann zurück. Und das als "Gebühr bezahlt Empfänger".
Alles in allem: Einnahmen unter Herstellungskosten.

Das ist das erfolgreiche Geschäftsmodell von Amazon. Und ich glaube nicht, dass die anderen großen Versandhändler anders handeln.

Wahrscheinlich schön am Thema des Threads vorbei, aber ich musste das mal los werden.

Gruß, Frank
 
Francysk Skaryna Am: 26.12.2020 14:10:10 Gelesen: 7432# 39 @  
@ Redfranko [#38]

Moin,

m.E. ist Krux an sich, dass so viele Leute alles online bestellen, obwohl es Alternativen gibt.

Die Kunden haben sehr hohe Ansprüche, was eine möglichst schnelle Lieferung bis an die Haustüre betrifft. Der Leistungen der Dienstleister steht jedoch keine adäquate Zahlungsbereitschaft der Kunden gegenüber.

Ob eine "Paketversandsteuer" überhaupt kommt sei einmal dahingestellt. Vergleichbar der CSU-Autobahnmaut CSU hier noch einige europarechtliche Fragen zu beantworten. Nicht nur, weil vermutlich viele deutsche Versender ihre Geschäfte nach Polen, Tschechien, Österreich und anderen Nachbarländern verlagern werden. Die Paketabgabe soll sich in der Höhe proportional nach dem Bestellwert richten und wäre deshalb rechtlich gesehen möglicherweise eine Mehrwertsteuer.


Gruss
 

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