Moin,

die Frage nach dem Bahnstreik scheit ja viele zu bewegen, ist aber im Thema Philaseiten - was ist geplant, wie geht es weiter? [1] etwas unpassend und läßt die eigendliche Fragestellung fast schon in den Hintergrund treten.

@ Heinz 7 [#5]

Aber jetzt, mit dem deutschen Streik der Bahn, hätte ich die Teilnahme so oder so absagen müssen. Ich verstehe nicht, wie man ein Land so lahmlegen kann

Nein nein, nicht die Gewerkschaft ist schuld! Es sind Politik und Wirtschaft, die das Lied von Wachstum und Standortsicherheit singen und von den Arbeitnehmern Enthaltsamkeit fordern. Das wird nach Umsetzung der Freihandelsabkommen noch richtig lustig werden - nur nicht für den arbeitenden Teil der Bevölkerung.

Und im Kern geht es noch um einen weiteren Punkt, nämlich um den der Tarifautonomie, die derzeit in so vielen Bereichen beschnitten (oder sagen wir neudeutsch besser liberalisiert) wird. Das geplante Gesetz zur Tarifeinheit [2] ist im Grunde nichts anderes als die Schaffung von Einheitsgewekschaften. Der DB - Konzern hat während der Streiks bereit 200 Millionen Euro verbraten. Geld, mit dem man die Forderungen der GDL ohne weiteres auf Jahre hinweg hätte finanzieren können. Man bekommt den Eindruck, dass die Bahn Stimmung für das Tarifeinheitsgesetz machen will. Warum läßt sie den Streik sonst eskalieren?

Im übrigen hat sich die Bahn trotz Liberalisierung eine Monopolstellung erhalten. Im Personenbeförderungsgesetz heißt es im § 42a Personenfernverkehr [3], dass Busunternehmen von genehmigungspflichtigen Ausnahmefällen abgesehen keine Strecken bedienen dürfen, auf denen der Abstand zwischen den Haltestellen nicht mehr als 50 km beträgt oder die die Bahn in weniger als einer Stunde schafft. Der Stundenwert, von dem dabei ausgegangen wird, ist der theoretische - nicht der praktische (der bemerkenswert oft deutlich über den theoretischen hinausgeht).

Ich habe für den Streik volles Verständnis. Zum einen, da ist das Fahren eines Zuges eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe (wir reden dabei sowohl um die anvertrauten Menschen als auch Materialwerte in Millionenhöhe), die auch angemessen bezahlt werden sollte. Und es geht darum, dass Arbeitnehmer nicht einfach mundtod gemacht werden, wenn sie ihre Interessen vertreten.

Gruß

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=7823&CP=0&F=1
[2] http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Thema-Arbeitsrecht/entwurf-gesetz-tarifeinheit.pdf?__blob=publicationFile
[3] http://www.gesetze-im-internet.de/pbefg/__42a.html
 

@ Francysk Skaryna [#1]

Ich gebe Dir recht, es geht um die Tarifautonomie und leider um nichts anderes (mehr) bei diesem Streik.

Als ich gestern in Singen strandete, weil kein weiterer Zug mehr in Richtung Basel fuhr, machten wir Zwangspause bei einer bekannten Imbisskette. Die Mitarbeiter waren sehr freundlich. Wir waren uns einig, dass diese fleissigen und gestressten Angestellten ein ähnliches Angebot, wie es die DB nun unterbreitet, sofort und mit offenen Armen empfangen hätten (immerhin Einmalzahlung von 1.000,-- Euro). Ebenso die Reinemachefrau, die auf unserem Rückweg zum Bahnhof im Kaufhaus durchfegte. So ungerecht ist die Welt. Mein Verständnis für den Streik hält sich in Grenzen.

Liebe Grüsse

10Parale
 

Sorry - ich habe für diesen Streik kein Verständnis. Ebenso wenig für die Nörgler. Irgendwie kann man einfach nicht ignorieren, dass es uns im Schnitt noch nie so gut ging wie heute. So schlecht haben die Politiker und gerade die in Brüssel nicht gearbeitet.
 

Ich bin ja auch ehemaliger Eisenbahner, ist aber schon lange her.

Für Streiks dieser Mini-Gewerkschaften die praktisch, analog zur Pilotengewerkschaft, de fakto ganze Volkswirtschaften lahmlegen können, fehlt mir auch das Verständnis.

Gleichwohl ist das Streikrecht ein wichtiges Gut, aber nicht um das Ego einen einzelnen zu stärken. Das was nun passiert spielt der Bundesregierung bei ihrer geplanten Gesetzesänderung nur zu!
 

@ 10Parale [#2]

Hallo 10Parale,

da habe ich langsam auch kein Verständis mehr. Wenn man sieht, dass viele Touristen wertvolle Urlaubszeit durch die unnötige Warterei am Bahnhof verlieren und wichtige Geschäftstermine platzen - naja.

Beste Grüße aus Singen,

Yoska
 

Und ich dachte immer, politische Diskussionen jedweder Couleur hätten auf den Philaseiten keinen Platz?
 

@ gründi [#6]

Da gebe ich dir völlig recht, auch wenn es ein "heißes" Thema ist. Irgendwann finden sich dann 2 Forennutzer mit einem "kurzen Nervenkostüm - auch noch unterschiedlicher Art" und die Wogen kochen hoch. :-)

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[Thema redaktionell verschoben in den Bereich "außerhalb der Philatelie".

@ Gründi: Wenn wir vier Tage unterwegs sind und drei Tage von 7 bis 23 Uhr den Philaseiten Stand in Essen betreuen und vom Frühstück bis zur Nachtruhe meist philatelistische Gesprächspartner haben, können wir nicht noch gleichzeitig zu 100 % für das Forum tätig sein.]