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Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Das Thema hat 65 Beiträge:
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Bendix Gruenlich Am: 10.04.2021 21:03:00 Gelesen: 13437# 1 @  
Liebe Sammler,

Urlaub heißt Erholung, aber sicher auch Abenteuer. Und wer sammelt, der ist auch Jäger.

Was macht also der Sammler, wenn er in Urlaub ist?
Genau, er besucht die örtliche Post.

Einerseits in der Hoffnung auf einen guten Fang für die Sammlung, also auf Beute, ohne die man sich unmöglich zu Hause sehen lassen könnte. Und als Zeichen, dass man sich erfolgreich im Ausland durchgesetzt und zurechtgefunden hat, und welches deshalb für immer zum ewigen Ruhm als Trophäe in die Sammlung aufgenommen wird.

Natürlich muss auch was für die Urlaubsgrüße her, die man nach Hause schickt, und da hat man ja einen Ruf zu verlieren.
Dieser Tage erinnerte ich mich daran und schaute Karten durch, die überlebt haben.

Das älteste Exemplar – sozusagen die Nr. 1 - lade ich einmal hoch. Und das Ergebnis ist.....völlig trivial.

Tja, sieht so aus als, wäre man als ambitionierter Tiger gesprungen und als kastrierter Hauskater gelandet. So etwas kommt vor, wenn es dem bösen Postler nicht gefällt.



Was wäre hier nicht alles möglich gewesen? Praktisch alles ab 1936 – also von Franco (zum Gruseln) bis zu Kathedralen im Stichdruck (zum Niederknien schön). Aber seinerzeit (1990 – 21 Jahre alt – philatelistisch noch jung und dumm, ohne historische Bestände und Doubletten, und das Geld saß auch nicht so locker) gluckten ja alle auf ihren postfrischen Hortungsbeständen und das Preisniveau war ein anderes.

Gott sei Dank, habe ich damals noch in einem anderen Postamt eine Sonderausgabe gekriegt - das war ein Sechser-Zusammendruck historische Schmiedekunst in Stichdruck - und die wärmen mir bis heute noch immer das Herz, wenn ich im Album drüber stolpere.
 
buzones Am: 10.04.2021 21:27:14 Gelesen: 13423# 2 @  
Lieber Bendix,

da hast du eine klassische Erfahrung gemacht was den Briefmarkenkauf in Spanien angeht! Danke für den netten Text.

Die von dir erwähnten Sondermarken zur Schmiedekunst sind wirklich gelungen, nachfolgend ein Beispiel für die anderen Leser hier:



Noch eine kleine Anmerkung zur von dir erwähnten Drucktechnik: Es heißt "Stich tiefdruck", nicht "Stichdruck".

Die obige Abbildung stammt aus dem Onlinekatalog aller spanischen Briefmarken der FESOFI, dem spanischen Pendant zum BDPh. Einsehbar unter [1].

Mit philatelistischen Grüßen
Ralf

[1] http://catalogodesellos.fesofi.es/ - nur auf Spanisch verfügbar!
 
Bendix Gruenlich Am: 10.04.2021 21:52:52 Gelesen: 13404# 3 @  
Und hier noch alle sechs Kostbarkeiten, nicht optimal getrennt, aber wunderschön:


 
Bendix Gruenlich Am: 18.04.2021 21:22:01 Gelesen: 13275# 4 @  
Liebe Sammler,

ich teile heute einmal folgende Erfahrung mit Euch (für Freunde der Jagd, der Gegenwartsphilatelie oder des Sammelgebiets).

1992 fand ich mich im August in der Türkei. Also, wenn man schon mal auf Tour ist, gehört selbstverständlich ein Besuch des Postamtes in der nächsten größeren Stadt für den Philatelisten zum festen Teil des Besuchsprogramms.

Manavgat, mit 200.000 Einwohnern mittelgroße Stadt, befindet sich im Bezirk Antalya, nah an der Küste und in der Nachbarschaft zum antiken Side (Apollon-Tempel, griechisches Theater). Tourismus spielt eine entscheidende wirtschaftliche Rolle, internationale Besucher sind daher allgegenwärtig.

Als man in die Post reinkam, war vielversprechend, dass sich im Eingangsbereich der Post ein Rahmen mit verschiedenen Sondermarken befand, eine Präsentationsform die sich so ähnlich auch in den 1970er bis 1990er Jahren in den Postämtern Deutschlands finden lies.

Allerdings fielen die niedrigen Nominalen und die leichte Verblasstheit der Farben auf (typische Folge lang anhaltender Lichteinwirkung – nun ja, unter anderem wurde ein Block aus dem Jahr 1987 gezeigt, die Ausgaben waren daher ca. fünf Jahre alt).

So war denn auch festzustellen, dass die ausgestellten Marken, gar nicht verfügbar waren. Am Schalter habe ich dann nach „pul“ = Briefmarken und „filateli“ gefragt.

Nachdem der Tarif für Postkarten nach Deutschland klar war (TRL 1.500), habe ich aus den vorrätigen Marken eine Auswahl (siehe unten) mitgenommen. Herrlich, mal lässt sich Seite für Seite im Vorratsbuch zeigen, was da ist.
Vorfinden konnte man Marken aus den Jahren 1990-1992, insbesondere Freimarken – vorrätige Sondermarken waren Einzelwerte aus Sätzen. Ein Angebot vollständiger Sätze im Sinne einer philatelistischen Konfektion gab es nicht.

Daraus schließe ich
• Eine Limitierung des Verkauf von Marken nur satzweise fand daher in diesem Postamt nicht statt, obwohl die Auflagen der Sätze von zwei oder vier verschiedenen Nennwerten zu der Zeit einheitlich 0,6 Mio. Stück betrug
• Verfügbarkeit von Sondermarken = eine bedarfsmäßige Verwendung war einem breiten Publikum möglich

Andere Länder, andere Sitten – das macht das Reisen ja so spannend. So auch die Designs und Themen (siehe unten)

• Allgegenwärtig in der Türkei ist Kemal Atatürk, so auch auf den Freimarken. Er hat es wohl verdient:
- Kriegsheld des ersten Weltkrieges und des anschließenden Verteidigungskrieges gegen die schier maßlosen Annektionsaktivitäten der Ententemächte und ihrer Parteigänger
- Staatspräsident, radikaler Reformer, Schöpfer der modernen westlich orientierten Türkei – ihm haben wir es zu verdanken, dass wir die Beschriftung auf türkischen Briefmarken lesen können (in dem er das lateinische Alphabet eingeführt hat)
- Säkularisierer, aber auch autoritär. Dem Alkohol soll er auch zugetan gewesen sein, nun ja.
• Tiere (nicht mein bevorzugtes Motiv, aber hier mit lokalem Bezug was Tierwelt und Entwurf angeht, auch die Farbauswahl ist nicht kontinentaleuropäisch)
• Olympiade 92 – hier ist es schön zu sehen, dass die in der Türkei und in der Region allgemein populäre Sportart Ringen, es auf den Höchstwert gebracht hat
• Die Marken mit Postbezug (150 Jahre türkische Post und Mittelmeerkabel) haben eher Freimarkencharakter, man findet sie häufig in der Tagespost dieser Zeit.

Die unten gezeigte gestempelten Marken mit Normalstempel sind echt gelaufen und weisen den typischen türkischen Handstempel (am Schalter aufgelieferte Post). Die gezeigte Postkarte wurde hingegen in den Briefkasten geworfen und zeigt eine abweichende Stempelform.

Ebenfalls landestypisch ist der große Respekt und die Hilfsbereitschaft, die in der Türkei dem ausländischen Besucher entgegengebracht werden, was auch hier half, die Sprachbarriere zu überwinden (und da darf man sich nichts vormachen, was vermutlich im umgekehrten Fall schwerer wäre).

Bereits seinerzeit litt das Land an Inflation, die sich in den Folgejahren immer weiter emporschaukelte und 2004 zu Millionennominalen führte (weswegen die Mitnahme von Freimarken höherer Nomialwerte seinerzeit einfach nicht ratsam war).

Den unten gezeigten Block erwarb ich mit meinen letzten Banknoten (alles musste weg!) in einem Souvenir-Shop (dort lagen ca. 100 Blöcke lose übereinander, ich glaube zum Preis von TRL 12.000, was seinerzeit ca. DEM 2,40 entsprach. Die Nominale der prächtigen Atatürk-Ausgabe von 1981 beträgt immerhin TRL 500. Im Ausgabejahr entsprach das einem Gegenwert von ca. USD 4,00 bzw. DEM 7,50 oder dem Porto für rund 50 Inlandsbriefen.

Eine soweit gelungene Erfahrung, die Atatürk-Freimarken und die Sonderausgaben der 1970er blieben aber meine Favoriten.






 
Bendix Gruenlich Am: 08.05.2021 14:26:58 Gelesen: 13106# 5 @  
Abenteuer in Deutschland? Aber ja!

Erstens wird doch wohl jeder von uns seine Erfahrungen mit Postlern gemacht haben (viele gute, leider manchmal schlechte). So war es seinerzeit (wir schreiben das Jahr 1994) nicht selbstverständlich auf Service ausgerichtete Postmitarbeiter zu finden. Ich wache noch heute schweißgebadet auf, wenn mir im Traum der Giftzwerg begegnet, der mir als Dreizehnjährigen (1982) immer wieder gesagt hat „Haben wir nicht, kriegst du nicht, watt willste“ nur wenn ich mal eine Woche nach Ausgabetermin nach der Vorrätigkeit von irgendwelchen Neuheiten gefragt habe. Ich hätte es vielleicht vergessen, wenn es ein einmaliges Ereignis gewesen wäre, aber das Personal der Ämter meines hassgeliebten Heimatstädtchens, war darin spezialisiert, einen zu kujonieren.

Zweitens beginnt das Abenteuer doch schon immer bereits dann, wenn wir unsere Wohnhöhle verlassen. Wer weiß, was einen da erwartet? Vielleicht auch ein Grund, warum wir unsere Sammlung zu Hause lassen, wenn‘s rausgeht. Es soll ihr nichts passieren (oder sind wir da etwa übervorsichtig – erst geht es für die Marken über hunderte und tausende Kilometer vom Absender zum Empfänger -und dann, nichts mehr, Stillstand?). Wir sind da selbst mutiger; oder muten wir uns da mehr zu?

Wie dem auch sei, tatsächlich ging es seinerzeit auf Radtour (nix geplant, nix vorgebucht, nur die Richtung war klar, wo abends Schluss war – das war die Überraschung, ein paar Banknoten in der Tasche – Aus dem Leben eines Taugenichts).

Und es ist doch erstaunlich, kaum sind wir draußen und von zu Hause weg, schon wenden wir uns aus der Ferne (mit einem Kärtchen) nach Hause und lassen die anderen wissen: wir sind unterwegs, wir machen da was - aber an Euch, da haben wir gedacht.


 
Bendix Gruenlich Am: 15.05.2021 17:18:45 Gelesen: 13021# 6 @  
Wer das Abenteuer im Ausland sucht, kommt auch in Deutschland auf seine Kosten. Denn das ist doch eine Frage der Perspektive - wer von außen zu uns kommt, muss das Treiben hier ja auch als exotisch wahrnehmen (isses ja auch). Und Deutschland ist so verschieden. Man fährt 100 km und trifft die Sprache leicht verändert an, die Architektur wird anders, usw, usw. Ständen wir uns gegenüber, wir würden staunen.

Wem das nicht reicht und wer die Reise noch bunter haben will, kann ja auch von deutschem Boden aus, einen Abstecher ins Ausland machen, wir haben schließlich 3.758 km Außengrenze.

Z.B. kurz nach Frankreich. Da kam ich auf der Reise vorbei, und befand mich, ehe ich mich versah, ebenda und habe zielgerichtet anno 1994 die Post in Lauterbourg angesteuert. Dort wurde ich mit den unten gezeigten Marken belohnt. Nun sind Motive immer eine Geschmacksfrage - ich war von der Qualität der Marken jedenfalls schwer begeistert.



Und war das jetzt ein gutes Geschäft und die richtige Entscheidung?

Mir gefallen die Marken immer noch, und es ist erstaunlich. Sehe ich die, sind die immer mit der Reise und der verkaufenden Postlerin verbunden (da fand ich bemerkenswert, dass die 1 km hinter der deutschen Grenze, im Elsass, vorgab kein Deutsch zu verstehen – habe ich halt in rostiges Französisch gewechselt. Und natürlich wollte ich herausfinden, ob das jetzt Franzosen oder Deutsche sind. Was ist da dran an den Konflikten der Vergangenheit, die immer wieder zitiert werden, und was ist die kulturelle Realität? Also, wenn die Postlerin nicht aus Paris vom Geheimdienst geschickt wurde, um deutsche Reisende zu täuschen, dann dominiert das Französische).

Und wenn Ihr meinen vorherigen Beitrag gelesen habt, wo ich mal wieder über meine lokalen Postler in meiner Heimatstadt (50.000 Seelen) hergezogen bin. Was bekomm ich in einem französischen 3.000 Einwohner Städtchen? Ein tolles Markenheftchen Französisch-Schwedische Beziehungen (1,5 Mio. Auflage – was seinerzeit deutlich unterdurchschnittlich war) – na also, es geht doch.

Fazit: die Marken sind unbezahlbar.

Ach ja, und die Franzosen, die könnte ich immer noch verkleben, während es sich die Deutsche Post sich bei der Euro-Einführung nicht hat nehmen lassen, die ausgegebenen Marken zu devaluieren (mich ärgert vor allem, dass man sie nicht mehr benutzen kann - echt schade um die Fülle der tollen Motive).

Deswegen sage ich heute mal: Vive la France!
 
Bendix Gruenlich Am: 22.05.2021 23:39:35 Gelesen: 12922# 7 @  
Und manchmal kommt man bei der Reise unter die Räder – genau wie das unten gezeigte Stück, das Blessuren aufweist. Ich tippe auf einen Fehleinzug der Sortier- / Stempelmaschine.

Man sieht, dass das Reisen in Deutschland auch gefährlich sein kann.



Waldshut am Rhein, seinerzeit hatte ich das Postamt in Waldshut zum Depot gemacht, denn man konnte seinerzeit noch Pakete inländisch poste restante versenden, perfekt zum Wäschewechsel. Bei der Gelegenheit wurde noch ein Kärtchen nach Hause geschickt.

Völlig unbeschadet hingegen kamen die einen Tag zuvor in Basel beschafften Marken an. Denn die wurden auf der dortigen Hauptpost gekauft, dann im Gepäck verstaut und sicher nach Hause transportiert.

Werfen wir mal einen Blick auf die Schweizer (die nach der Heimkehr natürlich im Triumpfzug begleitet mit einem festlichen Essen und geistigen Getränken, in die Sammlung eingefügt wurden):



- Kunstwerke von Frauen – die 60er und der Höchstwert gefallen mit gut (Wer hätte daran gezweifelt, dass Frauen gute Designer sind? Denk ich an meine Schulzeit zurück, waren meine Mitschülerinnen in dem Bereich in der Mehrzahl einfach deutlich leistungsfähiger. Also: uns liegt hier eine politisch geprägte Ausgabe vor, und ich habe eine Vorliebe für gute Propaganda)
- die Jahrestage – so kennt man die Schweizer: nüchterne Designs. Interessant ist die Idee, vier unterschiedliche Themen in einem Satz zu packen. Also Formate gleich, Gestaltung und Gedenkanlass heterogen.
- Buchdruck - für meinen heutigen Geschmack bieder designte Ausgabe – andererseits die Qualität, für die Schweizer Marken in der Sammlerschaft geschätzt werden. Pralle Farben, ja wir sind in den 90ern.

So, eine Laudatio haben die guten Stücke heute also auch noch bekommen.

Da können wir schon nicht mehr von Gebrauchsgegenständen sprechen, sondern müssen wohl den Begriff des Kultgegenstandes verwenden – also damit höchsten Weihen, nämlich in unsere Sammlung aufgenommen worden zu sein.

Und was für Zeiten, kosteten damals nicht CHF 100,-- noch DEM 120,--? Das entspräche 1 EUR = CHF 1,62. Da soll noch einer sagen, das Sammeln von Briefmarken sei ein Verlustgeschäft.
 
Bendix Gruenlich Am: 29.05.2021 23:43:27 Gelesen: 12837# 8 @  
Jede Reise geht einmal zu Ende (denn wir gehen ja auch auf die Reise um wieder glücklich – sprich unversehrt – nach Hause zu kommen). Die letzten Etappen gingen vom Bodensee nach München. 1.000 km Deutschland + Besuch bei den Nachbarn. Phantastisch vielseitig – wie unsere Markenwelt.

Auf der Hälfte der Strecke ging noch mal eine Karte nach Hause, aus Schongau. Drehte man sich nach Süden um, sah man die Alpen.

Also noch einmal auf die Post – und toll wieder eine andere Marke zum Postkartentarif.

Gestempelt im Stil der Zeit – lesbar, mit Ortsbezeichnung. Maschinenstempel mit Werbezudruck, damals für Philatelisten nicht die bevorzugte Form der Entwertung.

Wie wurde anno 1994 gesammelt: überwiegend saubere Normalstempel. Und die Zeiten ändern sich, heutzutage soll es doch der Vollstempel sein, der Ort und Zeitpunkt angibt. Dann noch echt gelaufen und Bedarf, am besten noch als Beleg – soviel Platz muss man erst einmal haben, denn da kommt über die Jahre einiges zusammen.


 
Cantus Am: 29.05.2021 23:56:19 Gelesen: 12832# 9 @  
@ Bendix Gruenlich [#8]

Wir sind vor Jahren einmal über Luxemburg gekommen. Meine Frau sammelte damals Münzen und in einem kleinen Ort suchten wir eine Bank und trugen unsere Wünsche nach Sonder- und Gebrauchsmünzen vor. Daraufhin ging der Bankbeamte extra in den Tresorraum und holte frische Münzrollen für uns heraus. In Deutschland undenkbar.

Viele Grüße
Ingo
 
Bendix Gruenlich Am: 13.06.2021 00:19:31 Gelesen: 12733# 10 @  
Höchste Zeit mal gen Osten aufzubrechen. So im Jahr 1995, als man Deutschland wiedervereinigt vorfand (jetzt schon seit 31 Jahren – sensationell, wer hätte das, sagen wir einmal 1988, gedacht).

Bin Westler, wäre aber 1989/90 gerne nach Ostdeutschland und Berlin gefahren, Atmosphäre schnuppern. Dank meines seinerzeitigen zwangsweisen 15-Monats-Aufenthalt im Staatsdienst (mit Reiseverbot für das Warschauer Pakt-Gebiet und lausiger Bezahlung unter Grundsicherungsniveau, war ans Reisen nicht zu denken). Mann, war ich froh, als ich am 30.06.90 meine persönliche Freiheit wiedergewann (deshalb ist 1990 auch das Jahr der Befreiung, jawohl).

Also, sagen wir der Repression Ade. Und erinnern wir uns des Preises der Freiheit: es wurden leider die DDR-Marken und wohl als notwendige politische Konzession in diesem Zuge auch die Berlin-Marken ungültig (schade, schade - aber seien wir mal froh, dass die bundesrepublikanischen Marken bis zum 30.06.2002 gültig blieben). Wir Deutschen glauben ja immer, wir seien Weltmeister in allem - bei der Gültigkeit von Postwertzeichen sind wir das jedenfalls nicht und mit Blick auf die Vielzahl der Teilgebiete kann man uns wohl nur als Raubstaat bezeichnen.

Die Marke habe ich in Eisenach gekauft und in Weimar verschickt. Das war die seinerzeit erhältliche Sondermarke für Postkarten. Motiv Regensburg, aber selbst von einem Philatelisten kann man nicht verlangen, dass er immer nur dahin fährt, wo sich bei der Post im Ausgabejahr eine spezifische passende Ausgabe finden lässt.

Die Post in Eisenach war seinerzeit noch unrenoviert und hatte den Charme eines höchstfunktionalen, seit Jahrzehnten im erfolgreichen Betrieb befindlichen Postamts. Bester Service im Bereich Marken und Pakete durch selbstbewusster Postlerinnen (die wussten, was sie taten).



Hier noch ein Beweis, dass ich seinerzeit auch wirklich in Thüringen war (von wegen alles nur vorgegaukelt, alles gefälligkeitsgestempelt, alles nur gefaked, das ist ja gar kein Bedarf, Du hast Dein Zuhause gar nicht verlassen, sondern bei Hermann E. Sieger bestellt usw. usw.): die Thüringer auf dem Domplatz in Erfurt kostete seinerzeit DEM 1,00 pro Stück, und ich habe drei davon verputzt. Na, überzeugt?

Vom Rheinland nach Thüringen, da ist doch auch was dazwischen. Aber was? Also gut, musste eh noch ein paar Neuzugänge wegsortieren, nahm mir daher die letzten 60 Seiten meiner Deutschland-Sammlung vor (Lücken, Lücken, Lücken – aber die DEM-Marken-Ungültigkeitserklärung zusammen mit der voraussichtlich nicht dauerhaften Aufbewahrungsfähigkeit selbstklebender Marken in postfrischer Qualität hat eben ihre dauerhaften seelischen Schaden hinterlassen).

Das Ziel: du findest irgendwas was zum Thema

Die Erkenntnis: es gibt Leben zwischen Düsseldorf und Weimar!

Untenstehend Beweise auf Briefmarke:

• Die innerdeutsche Grenze ist weg? Nein, sie besteht immer noch, nur ist sie heute ein Naturschutzgebiet und ein Wanderweg. Kaum zu glauben (tolle Farbwahl)
• Tradition: im preußischen Teil des Weges galten mal Marken des Norddeutschen Postbezirks – die deutsche Post würdigt das mit einer Sonderausgabe – zu Recht
• Wer auf der Reise Hunger kriegt, für den gibt es deutsche Spezialitäten. Deutsches Brot – ich war schon an vielen Orten, sage aber mit voller Inbrunst: hier gibt es das Beste! Für einen Marke zu Ehre des deutschen Brots wurde es höchste Zeit
• Frankenberg / Eder – fantastische Fachwerkstädte lassen sich in Hessen entdecken. Hier Fachwerk mit Ziegelornamenten. Prachtvolles Deutschland!
• Die Wartburg – mit ein Idealbild für die Burg im deutschen Mittelgebirge – ich war da seinerzeit Essen (ja, wir sind halt Republik)
• Gehört zum Thema: Reformer oder je nach Perspektive mitteldeutscher Aufrührer und Populist – Martin Luther – Design der Marke: Zitat einer bekannten ikonographischen Darstellung
• Gotha – noch ein Schloss, aber in Thüringen gab es ja auch genug Fürstenhäuser
• Auf der Strecke allgegenwärtig: deutscher Wald (kaum Autobahn, kaum Eisenbahn, alles ist Mittelgebirge, kleine Städte – Deutschland Land der Romantik) und mittendrin satter grüner Wald und dünn befahrene Landstraßen
• Gebrüder Grimm – legendäre Sprachwissenschaftlicher, die kennt in Deutschland jedes Kind. Hessen vermarktet sich touristisch als Märchenland und die Waldgegenden, die wirken an manchen Stellen auch so wunderbar verwunschen.
• Prachtvolle Bauten – allerorten zu finden, hier ein Beispiel vor der Styroporisierung deutscher Fassaden



Na, Lust bekommen auf die Gegend? Ich hab es ja vor kurzem im „Luxusgut-Artikel“ in diesem Forum gesagt: Briefmarken sind sinnliche Inspiration auf kleinstem Raum.

Sinnliche Inspiration? Wie wäre es zum Schluss mit zusätzlich was zu Essen. Habe just diese Reise (bzw. die zweite Etappe von Morsbach nach Biedenkopf) vor ca. zwei Monaten kulinarisch mit Gästen geehrt:

• Spargelsuppe
• Gebackene Forelle, Kartoffeln, Salat – dazu grüne Sauce
• Paprikaschnitzel mir Fritten und Krautsalat
• Apfelpfannekuchen
• Getränke: Quellwasser, lokale Biere, Wein vom Rhein, Doppelwacholder

Danach singt Ihr die Nationalhyme, also die deutsche, wenn das Essen gelungen ist!

Denn folgendes: das Anfeuchten von Briefmarkengummierung alleine macht nicht satt!

Und das waren Inspirationen (wenn auch von Hölzken auf Stöcksken) aus acht, auch noch unvollständigen sechs Jahrgängen deutscher Briefmarken.

Und da ist noch viel, viel mehr in unseren Alben, das es zu entdecken und wiederentdecken gibt.
 
Bendix Gruenlich Am: 26.06.2021 18:37:41 Gelesen: 12613# 11 @  
Abenteuer? Hier vielleicht noch eine von der Distanz (5.200 km) her wirklich abenteuerliche Destination.

Wir wäre es denn mal mit St. Pierre & Miquelon (Archipel vor der kanadischen Küste, letzte französische Kolonialbesitzung in Nordamerika, ehemals ein Fisch-Dorado – bis der Kabeljau ausblieb).

Erst einmal, wie kommt man dahin?

Bus 790 der Rheinbahn, dann S-Bahn nach Leverkusen, dort in die Regionalbahn – umsteigen in Koblenz. Dann nach Frankfurt, dann hopp, in den Flieger nach Halifax (dann ist man schon mal in Kanada). Von da geht ein Flieger der Air St. Pierre nach St. Pierre (und das hab ich mir nicht ausgedacht, sondern 2019 wirklich so gemacht).



Das Postamt auf St. Pierre ist ein prägnanter Bau am Hafen.



Am Nachmittag kam ich auf St. Pierre an – erst einmal Postkarten besorgen (beim Fotografen Michael Briand wurde ich fündig). Abends ins Restaurant, bei der Gelegenheit schon mal Karten geschrieben und Frankaturen angebracht.

Zugegeben, diese Aktion hatte ich detailliert vorbereitet (Tarif erfragt, bei der Post die Gültigkeit der Marken abgefragt, schon zu Hause die Frankaturen vorgedacht, mögliche Dimensionen vorgeplant), denn hier durfte man wohl nichts dem Zufall überlassen. Wann ist man schon auf dem Archipel?

Die freundliche Antworten von dort (ich erhielt gleich zwei): alle Marken seien noch gültig, wenn sie die Bezeichnung „St. Pierre & Miquelon“ bzw. SPM tragen. Darunter alte Franc, CFA-Franc (entspricht dem alten Franc), neue Franc und Euro.


 
Bendix Gruenlich Am: 03.07.2021 19:48:38 Gelesen: 12520# 12 @  
Es gab auch einmal eine Periode (1976-1985), wo die Inseln als französisches Departement geführt wurden und Marken des Mutterlandes ohne Aufdruck benutzt wurden.

Bis heute sind für SPM über 1200 Michel-Nrn. verzeichnet.

Unfassbar, es sind also auch noch die Marken in den Kolonialzeichnungen gültig, deren Kleinstwerte sich in unterschiedlichster Erhaltung in vielen Anfängersammlungen finden.

Beim Katalogpreisniveau fällt auf. Dass die Marken bis 1976 zum Teil sehr hohe Katalogwerte aufweisen, z.B. Nominale FRF 4,00 – Katalogwert EUR 24,00 postfrisch. Das Niveau ändert sich, nach der Wiederaufnahme der Emission eigener Marken in 1986, z.B. FRF 5,00 - Katalogwert EUR 3,40 postfrisch.

Auflagen nennt der Michel für die Marken bis ca. 2015 keine, erst danach werden sie vereinzelt verzeichnet, z.B. 50.000 für eine Sondermarke mit gängiger Nominale, 40.000 für einen Block.

Die Einwohnerzahl des Archipels beträgt ca. 6.000 (90% auf der kleineren Insel St. Pierre mit 26 km², nur 10% auf der 10mal größeren Insel Miquelon/Langlade). Gehen wir also davon aus, dass das Interesse von nicht auf SPM ansässigen Sammler hoch ist.



Über den Sinn eigener Briefmarken für ein Gebiet mit 6.000 Menschen kann man streiten. Gehen wir aber davon aus, dass es nicht nur Lokalpatriotismus ist, sondern konkrete wirtschaftliche Vorteile Motive gibt.

Die Nennwerte erscheinen im Vergleich mit denen des Mutterlandes hoch, dafür weisen die Marken die gleiche hervorragende Qualität wie die des Mutterlandes aus.

Und sie sind dauerhaft gültig.......das ist einfach stark! Also man hält sein Versprechen, ohne dass es der Post weh tut, denn selbstverständlich hat die Inflation, die Nominalwerte devaluieren lassen.

Günstig war, dass ich kurz vor meinem Aufenthalt, eine Partie Marken aus den Jahren 1990 bis 2002 für einen Bruchteil (ca. 35%) ihrer Nominale erstehen konnte, ca. 300 Stück, so dass ich aus ich aus dem Vollen schöpfen konnte.

Zeit für einen Beleg



Und zwei Impressionen - Blick auf Saint Pierre und auf das menschenleere Langlade (subarktische Wildnis) von der Ostseite der Insel St. Pierre aus.



(wird fortgesetzt)
 
Bendix Gruenlich Am: 11.07.2021 19:39:11 Gelesen: 12434# 13 @  
SPM / Teil 3

Als ich das Postamt am folgenden Tag betrat, schlug mir das Herz, denn das war doch wirklich unglaublich.

Ich ging dann erst einmal zum Schalter, dort lagen unter Glas die vorrätigen Marken. Habe Kleinstwerte erworben und alles was mir gefiel (es waren ungefähr die Ausgaben der letzten drei Jahre vorrätig). Bedienung war bestens, allerdings war es vorteilhaft, noch etwas Schulfranzösisch sprechen zu können.

Als Appetitanreger ein Blick auf einen Teil der Beute



Ich zog mich dann zurück, gegenüber vom Schalter konnte man sich setzen (ca. drei Sitzplätze) und in Ruhe die Karten vervollständigen, einen A4-Umschlag an Sammlerfreunde hatte ich auch dabei.

Es war ganz schön Betrieb, viele Einheimische waren vor Ort (insbesondere Paketdienst). Wer auf St. Pierre seine Briefpost haben will, muss übrigens auch die Post besuchen, denn es gibt nur Postfächer, keine Hauszustellung (wobei das wirklich kein Problem wäre, so groß ist die Insel nicht).

Dann alles bestückt und mit klopfenden Herzen zurück an den Schalter und um Handstempelung gebeten. Hatte darauf hingewiesen, dass ich alles EUR-cent-genau vorgerechnet habe, habe auch noch einmal den Betrag erläutert.



Der Postler war aber völlig aufgeräumt, professionell und nicht überrascht. Er sagte mir die gewünschte Entwertung zu (und hat Wort gehalten - einfach hervorragende Arbeit!). Habe mir bei der Gelegenheit noch historische Kleinstwerte abstempeln lassen (was für ein Souvenir!).

Und da schauen wir mal gemeinsam drauf.

• Mi-Nr 73 von 1909: Auf SPM dreht sich alles um die See und die Fischerei. Mit einem Seemann / Fischer wurde daher ein treffendes lokales Motiv gefunden. Typische erste Kolonialzeichnung, die es für jedes französische Gebiet im einheitlichen Format zweifarbig gibt. Das Nominal beträgt alte Franc 0,01. Seinerzeit bestand Goldstandard, so gelingt eine Umrechnung, das entsprach 0,82 Pfennig. Und da die Marke bis zur Entwertung 110 (!) Jahre später gültig war, gucken wir mal auf den Wert in EUR. Das waren EUR 0,0000152449.
• Mi-Nr 134 von 1932: Die nächste Serie der Kolonialzeichnung, Franc 0,02 - Hügel mit Leuchtturm.
• Mi-Nr 170 von 1938 – mit alten Franc 0,02 ebenfalls der Kleinstwert. Bedenkt man, dass zu der Zeit ein Inlandbrief in Frankreich 0,75 Franc kostete, spürt man, dass dieser Wert keine große kommerzielle Bedeutung gehabt haben kann. Man sieht Schlittenhunde, weil es dort im Nordatlantik mit 120 Frosttagen pro Jahr eher frisch ist
• Mi-Nr 381 von 1957 – jetzt in CFA-Franc, der dem alten Franc entspricht. Nominal Franc 0,40. Ein Inlandsbrief in Frankreich kostete seinerzeit alleine schon 15,00. Man sieht einen Kabeljau, der Reichtum des Gebietes (und übrigens auch Neufundlands) und die wirtschaftliche Grundlage der Inseln zu dieser Zeit. Tragisch, dass man ihn massiv überfischt zu haben scheint. Moratorium / Fangverbot in 1992 – bis heute immer noch keine Erholung.
• Mi-Nr 375 von 1955 – für meinen Geschmack toll gezeichnet, im Stichtiefdruck der Refrigerateur, also das Kühlhaus. Das steht noch, wenn es auch nicht mehr im Betrieb gewesen zu sein schien, es liegt außerhalb der Siedlung, die Straße endet dort. Dort findet man das Ding, zusammen mit Infrastruktur (Öltanks etc., typisch Überseegebiet). Nominal CFA-Franc 0,40.
• Mi-Nr 347 von 1947: ein Fels vor Langlade, Marke ebenfalls in hervorragender Qualität ausgeführt.



Das sind die Marken, die wir in vielen Anfängersammlungen finden (sei es von SPM oder anderen französischen Überseegebieten). Das lässt den Schluss zu, dass diese Werte vor allem hergestellt zu sein scheinen, um an Sammler verkauft zu werden, zum kleinen Preis, daher die niedrigen Nominalen (mich würde mal interessieren, wie seinerzeit der Vermarktungsmechanismus war und wieviel die Post mit den ganzen Kolonialzeichnungen eingenommen hat). So sind mir diese Stücke über die Jahre auch in die Hände gefallen, sozusagen als Beifang.

Teilweise fehlte die Gummierung. der älteste Wert wies Spuren von ca. vier Falzen auf, auch bei den Werten aus den Fünfziger war noch Falz festzustellen. Was lag also näher als, wo ich schon mal da war, die Marken zu veredeln. Auch weil gestempelte Marken mir seltener erscheinen, als postfrische. Also alles Spielerei? Also mir hat das wahnsinnigen Spaß gemacht, die sind Bestandteil meiner Sammlung, und ich freue mich und schmunzle, wenn die sehe und ich daran erinnert werde, dass ich wirklich vor Ort war. Auch das Datum des Aufenthalts kann ich jetzt nicht mehr vergessen. Waschechte Trophäen also!

Einen Wert in CFA-Franc immerhin konnte ich noch sinnvoll nutzen.



Ich bin anschließend noch für ein paar Wochen nach Kanada gefahren (es gibt Fährverkehr von SPM nach Kanada, der Fähranleger – ist ja klar – legt direkt hinter der Post), aber von Freunden hörte ich, die Post sei rasch angekommen.



Es wäre auch möglich gewesen nach Miquelon überzusetzen, dort gibt es ebenfalls eine Poststelle, aber die Fähren fahren nicht täglich und es war leider, leider nicht wirksam mit Kanada zu synchronisieren (das muss alles sehr detailliert geplant werden, Unterkünfte sind rar und man muss schauen, wo man über Nacht bleibt).

Übrigens SPM-Tourismus weist auf ihrer website darauf hin, dass eine Anreise auch mit dem eigenen Boot möglich ist, Ankerplätze gibt es südlich der Post im Segelschulhafen. Meiner Meinung nach der am besten auf den Aufenthalt vorbereitende Anreiseweg (7 Tage auf See und dann in den sicheren Hafen einlaufen – das wäre doch was, da stimme ich sofort ein Seemannslied an...)

Also Leute, Anker auf!
 
Bendix Gruenlich Am: 28.11.2021 12:11:20 Gelesen: 12110# 14 @  
Reise? Dann schauen wir doch einmal was da geht (siehe Foto, oben beginnen - von links nach rechts)



1. Als erstes brauchts da mal Ferien - Gott sei Dank haben wir Deutschen einige Tage an Urlaub im Jahr, darum beneidet uns die Welt. Um das zu feiern gab‘s von der Post eine Marke - natürlich für den Postkartentarif, denn kein Urlaub ohne Urlaubsgrüße

2. Begeben wir uns also auf die Reise, die in meinem Fall (meinem Wohnort) immer in Deutschland beginnen muss. Schwarz-Rot-Gold sind unsere aktuellen Farben. Also gut, bleiben wir doch erst einmal in Deutschland

3. In 1996 war Ostdeutschland für einen Westdeutschen noch exotisch – denn der friedliche Umbruch war nur wenige Jahre alt. Unglaublich, wie schnell das damals ging, und unblutig – seien wir da froh.

4. Also los geht’s...mit der Eisenbahn...in wenigen Stunden ist man weit weg....und kommt in Mecklenburg an

5. Mecklenburg, also „Ostzone“ wie mein von dort stammender Großvater immer gesagt hat. Und was ist eine der größten Errungenschaften der DDR? Genau, es ist das Sandmännchen, denn nach einer guten Geschichte schläfts sich einfach besser. Gönnen wir unseren Jüngsten dieses Vergnügen der letzten leisen Aufregung vor einem tiefen, erholsamen Schlaf.

6. Früher Sommer in Norddeutschland, da kann man solche Felder und Alleen antreffen wie auf der Marke.

7. Norddeutschland, da hat die Hanse ihre bis heute sichtbaren Spuren hinterlassen, bis sie von der Kriegsmaschinerie des 30 jährigen Krieges zermalmt wurde

8. ...und dann bewegen wir uns der Küstenlinie lang von West nach Ost – Wismar – so schön, dass es Weltkulturerbe wurde

9. Rostock – Stadt mit architektonischem Licht und Schatten

10. Rügen und seine Steilküsten

11. Nochmal Rügen diesmal im DDR-60er-Jahre Design (pastellfarben, gefällig fürs Auge)

12. Stralsund – Tor zu Insel Rügen – hier Rathaus der Weltkulturerbestadt

13. Ostseeküste: mit der einzigartigen Mischung von Kiefernwäldern und Sandstränden

14. Sassnitz – Fährhafen für Schweden. Also, setzen wir über......und schauen im kommenden Beitrag, was da zu finden war.
 
Bendix Gruenlich Am: 11.12.2021 17:38:09 Gelesen: 11965# 15 @  
Es wurde höchste Zeit, das jetzt auch einmal fortzusetzen. Etwaig zwischenzeitlich aufgekommene Gerüchte, das Schiff – also die Fähre nach Schweden – sei vermutlich seinerzeit gesunken, und daher könne der Bericht nicht fortgeführt werden, sind natürlich falsch.

Nein, die Überfahrt war unkompliziert und nach wenigen Stunden landete ich in Ystad an.

Ach ja, Schweden und Skandinavien – deutsche Sehnsuchtsorte, deswegen sind auch die Gebiete bei uns Sammlern ungewöhnlich beliebt. Woran liegt das? Vermutlich eine Form von „Ewig singen die Wälder“-Romantik – da finden völkerwandernde Deutsche bevorzugt im Wald, immer ganz plötzlich und überraschend freundliche, junge, blonde Mädchen vor, die seit einigen Jahren auf einen warten. Schön, dass sie eine Hütte an einem See hat, in der ihr bleiben könnt, bevor ihr sie auf Euer weißes Pferd hebt und sie nach Wolfsburg, Leverkusen oder Gelsenkirchen, wo ihr als Diplom-Ingenieur arbeitet, mitnehmen könnt.

Märchenhaft schön jedenfalls sind die Briefmarken des Landes, insbesondere ab Beginn der 1970er Jahre. Bis dahin waren die Marken von erstaunlich nüchternen, meist ein- / zweifarbigen Designs im Stichtiefdruck geprägt.

Auch danach noch haben die Schweden einen Großteil ihrer Marken gestochen, übrigens bis heute, auch wenn zunehmend mehr Offset eingesetzt wird.

Ganz typisch sind die Verkaufsformen in Schweden. Freimarken werden in den Poststellen von großen Rollen verkauft, Sondermarken in der Regel im Heftchen (also im Zusammendruck, mit einem i.d.R. leichten Karton außen herum – was sehr angenehm ist, weil man die ins Album stecken kann, ohne dass das ausbeult. Dazu gibt es einen erläuternden Text, seinerzeit nur auf schwedisch – das aber für uns Germanen nicht schwer zu verstehen ist.

Dabei muss man vor allem den Gebrauchswert eines Heftchens schätzen: die Briefmarken wirksam schützend, mehrere Exemplare bevorratend, gut in Brief- oder Handtasche aufbewahrbar, damit leicht zu transportieren und immer zur Hand.

Ich bin in Schweden keinen sprachlichen Barrieren begegnet, die nicht leicht zu überwinden gewesen wären. Englisch war unproblematisch, Deutsch erstaunlich weit verbreitet.

Nach der Anlandung habe ich Westkurs eingeschlagen - und schon ist man in wenigen Kilometern in der schwedischen Großstadt Malmö. Da bin ich dann in der Innenstadt auf die Post.

Auf der Post gab es eine große Auswahl an Ausgaben. Die gingen - wir schreiben das Jahr 1996 - bis 1992 zurück. Die letzten beiden Jahrgänge waren vollständig da, viel auch aus Vorjahren. Insgesamt eine sehr erfreuliche Ausbeute, da freut sich der Sammler.

Hier zwei Beispiele

a. Damit Ihr Euch in Schweden einfühlen könnt: schwedische Häuser zum Inlandstarif
b. Einer meiner absoluten Favoriten: Design des frühen 20. Jahrhundert – diese phantastischen Muster und prachtvollen Gegenstände! Bereit, auch heute noch aufgestellt zu werden. Ich liebe das blaue Tapetenmuster. Sagenhaft!



Und weil die Beute so reichhaltig war noch eine Stichprobe

a. Passte wunderbar zur Überfahrt mit der Fähre: historische Segler
b. Goldschmuck – ebenfalls im Stichtiefdruck



Und dass Briefmarken auch einen Zweck haben, sieht man mal wieder hier. Natürlich echt gelaufen - sieht gut aus, macht neugierig, was für eine schöne Überraschung für den Empfänger.



Und man kann so ziemlich jede Marke seit 1920 noch benutzen – allerdings ist die Nominale einer Marke aus den 1950ern (SEK 0,05 bzw. 5 Öre kaum nutzbringend zu gebrauchen). Übrigens habe ich seinerzeit noch Kleinstwerte kaufen können. Die niedrigste Wertstufe war SEK 0,05, also EUR 0,005 bzw. DEM 0,01.

Ich bin hier als Sammler voll auf meine Kosten gekommen. Wenn Ihr also sagt, dieser Beitrag ist hier wie ja eine Werbesendung für das Sammeln schwedischer Briefmarken, dann ist das schon richtig. Hier hat einfach alles gestimmt.

Ich bin noch ein paar Tage die Küste entlangetourt – und in Halsingborg nach Dänemark übergesetzt. Aber das ist dann eine andere Geschichte.
 

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