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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 937 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 07.03.2022 23:34:16 Gelesen: 206061# 838 @  
@ BD [#2]

Auf unserer Tabelle haben wir 101 Briefmarken gesehen, die im Senf 1912 mit RM 750 und mehr bewertet wurden.

Auf Platz 102 kommt dann die nächste Marke mit einem Katalogwert von RM 700. Es war (ist) die Nummer 3 der Toskana, der 2 Soldi-Wert ungebraucht der Ausgabe 1851 "Löwe mit Wappenschild".



Diese Marke ist ungebraucht sehr selten. 1912 war sie bewertet mit RM 700, während das gestempelte Stück mit RM 200 zu Buche stand.

Wie hat sich die Marke entwickelt?

Im Michel-Katalog 2010 steht sie mit Euro 35'000 / Euro 5'000 für die Erhaltungen * / gest. - Gestutzt habe ich aber, als ich die Sassone-Notierung sah; sie soll Euro 130'000 betragen. (Ergänzung: Nach Angabe eines freundlichen Lesers stehen im Band 5 Europa 2020 unveränderte Preise).

Das ist nun doch etwas viel. Gemäss einer anderen Notiz sehe ich eine USA-Notierung (wohl "Scott") von US$ 57'500. Das sind unüblich grosse Unterschiede.

Die oben gezeigte Marke steht in den USA zum Verkauf, Los 941 bei Cherrystone, New York. Der Estimate liegt bei US$ 25'000. Man darf auf das Resultat gespannt sein.

Heinz
 
bignell Am: 08.03.2022 18:23:12 Gelesen: 205991# 839 @  
@ Heinz 7 [#838]

Hallo Heinz,

Bewertung der Toscana 3 im Sassone 2022 stolze 140.000 €, damit die zweitteuerste im Satz nach der Nummer 9 (60 Crazie) für schlappe 220.000 €.

Liebe Grüße,
harald
 
Heinz 7 Am: 09.03.2022 08:55:34 Gelesen: 205947# 840 @  
@ bignell [#839]

Vielen Dank, Harald.

Ich verstehe diese Notierungen im Sassone nicht. Gab es Resultate, welche diese Wahnsinnspreise rechtfertigen, oder schwelgt die Redaktion dort noch immer in der Welt der altitalienischen Lira? Die Umstellung auf Euro - seit mehr als 20 Jahren - müsste doch auch auf der Redaktionsstube Sassone angekommen sein.

;-)

Heinz
 
bignell Am: 09.03.2022 18:05:37 Gelesen: 205896# 841 @  
@ Heinz 7 [#840]

Hallo Heinz,

ich denke das erklärt sich durch die unterschiedliche Beliebtheit in den Märkten, wobei auch die Qualitätsansprüche unterschiedlich sein mögen. Sassone führt acht verschiedene Qualitätsstufen auf (Eccezionale = 2-3facher Katalogpreis, Splendido = Katalogpreis, Bello = halber Katalogpreis, Mediocre = 1/3-1/4, Apparentemente bello = -75-80%, Scadente = -85%, Di scarto = -90%). Für "Splendido" gilt u.a. "Margini grandi", also breitrandig, ich weiss nicht welche Kriterien für den Michel-Katalogpreis gelten.

Liebe Grüße,
harald
 
Martin de Matin Am: 09.03.2022 21:28:46 Gelesen: 205872# 842 @  
@ Heinz 7 [#838]

Der Sassone-Katalog mit seine Bewertungen scheint ein sehr beliebter Katalog bei manchen deutschen Auktionshäusern zu sein. Ein schönes Beispiel dazu von der 113. Auktion Gert Müller.

Beschreibung: Los 2345 Österreich Michel 9

DER ZINNOBERROTE MERKUR: 6 Kr. zinnoberrot, Type IIIb, sogenannter "ZINNOBERROTE MERKUR", leuchtend farbfrisch, dreiseitig enorm breitrandig, links an die Randlinie geschnitten, ungebraucht mit voller, besonders frischer Originalgummierung und zarter Falzspur. Diese Ausgabe gehört zu den ganz großen Raritäten der Philatelie und fehlt in nahezu allen Sammlungen. Es sind nur wenige Exemplare erhalten geblieben, die nahezu alle keine Gummierung und mehr oder weniger starke Mängel aufweisen. Ein Paradestück der Österreich-Philatelie und zugleich eine der großen Kostbarkeiten der klassischen Philatelie überhaupt. Fotoattest "DURCH DIE FRISCHE DER MARKE ZÄHLT DIESES STÜCK ZU DEN SCHÖNSTEN BEKANNTEN EXEMPLAREN. ES HANDELT SICH UM EIN PRACHTSTÜCK DIESER ALT-ÖSTERREICH UND WELTRARITÄT" Steiner/VÖB. Sassone 375000,- €

Auktion Nachverkauf
Ausruf
50.000,00 EUR



Warum benutzt ein Auktionshaus in Deutschland den Sassone-Katalog und nicht den Michelkatalog?

Man kann mit unrealistisch hohen Katalogpreisen glänzen. Ein drittel oder die hälfte des Sassonepreises sieht halt nicht so schön aus.

Das oben gezeigte Beispiel ist nur eins von vielen. Wenn man die Sassonepreise sieht denkt man eher an den olympischen Gedanken "schneller, höher, weiter" ergänzt um teurer.

Gruss
Martin
 
bignell Am: 09.03.2022 22:05:44 Gelesen: 205862# 843 @  
@ Martin de Matin [#842]

Hallo Martin,

ich würde sagen, der rote Merkur fällt in die Sassone-Qualitätsstufe "Scadente" - "un margine corto", somit "85% di sconto", Sassone 2022: 360.000€ - 85% = 54.000€, damit wären wir am Ausrufpreis. Natürlich wird man aufgrund der Seltenheit der Marke kaum einen schöneren finden.

Liebe Grüße,
harald
 
Heinz 7 Am: 18.03.2022 23:31:49 Gelesen: 204680# 844 @  
Eine bei uns wenig bekannte Rarität kommt aus Canada. Bei der Ausgabe 1868, der ersten Ausgabe "Dominion of Canada" wurde die Queen (Victoria) in 8 verschiedenen Wertstufen (von 1 Cent bis 15 Cents) hergestellt, wobei die 1 Cent Marke in zwei Farben herauskam (braunrot und gelb). Wir haben also 9 Marken, die bei Michel die Nummern 16-24 tragen. Im Scott sind dies die Nummern 21-29, dazu gibt es noch die Nummer 30 (da wurden für die 15 Cents Marke zwei Hauptnummern vergeben).

Drei Werte wurden auch auf speziellem Papier gedruckt "laid paper", sie sind selten. Scott gab diesen Marken die Nummern 31-33. Eine aussergewöhnliche Rarität ist die 2 Cents green, laid paper, Scott no. 32. Gemäss Census von Siegel kennt man heute nur 3 Exemplare dieser Marke! Alle drei sind gestempelt, als "mit Fehlern" beschrieben.



Die hier gezeigte Marke ist seit 1924 bekannt. Sie war in der Sammlung Ferrary. 1924 wurde an der 10. Ferrary-Auktion in einem Sammellos (Nr. 53) auch eine Marke 2 Cents auf Papier vergé verkauft (eine von 19 Marken dieses Loses). Gemäss der Encyclopaedia von Williams kam das Stück via Händler Colson in die Sammlung von Lewis L. Reford.

In dieser Sammlung (Reford) war diese Marke dann ein hoch beachtetes Spitzenstück. Bei der 2. Reford-Auktion 3.-6.10.1950 Harmer, Rooke & Co. Inc., New York, wurde als Los 955 diese Marke angeboten, und für sehr hohe US$ 3'800 verkauft. In der Katalogbeschreibung 1950 wurde geschrieben, dass nur 2 Stück dieser Marke bekannt seien. Das dritte Stück (heutiger Stand) war damals offenbar nicht bekannt. Auch bei Leon N. Williams / David Feldman, 1997 waren nur zwei Stücke aufgeführt.

Im Scott-Katalog "2000" war die Marke No. 32 bewertet mit US$ 175'000.

Das dritte Exemplar wurde (gemäss Census Siegel) erst 2014 gefunden, offenbar in einem Rundsendeheft!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.03.2022 10:45:28 Gelesen: 204648# 845 @  
@ Heinz 7 [#410]

Die "schönste Kanadierin" habe ich ja bereits ausführlich vorgestellt: Die Briefmarke 1851, welche Queen Victoria zeigt, Nominale 12 Pence, war schon im XIX. Jahrhundert sehr geschätzt und sehr teuer.



Wie erwähnt schaffte sie es bei Schubert auf Platz 31 (gestempelt, Mark 1'600), bei Haas gar auf Platz 10 (vermutlich: ungestempelt). Im Senf war die Senf Nr. 6 nur gestempelt bewertet, für ungebraucht notierte Senf "-". Eine Bewertung nahm zum Glück Paul Kohl in seinem Briefmarken-Handbuch 1915 vor, und er unterschied auch noch nach Papiervarianten:

6A: gestreiftes Papier: * 2250 Mark, gest. 1750 Mark
6B: gewöhnliches einfaches Papier: * 3000 Mark, gest. -.- (unbewertet)

Diese Unterscheidung ist umstritten. Im Katalog Scott 2000 finde ich folgende Notiz:

"Most authorities believe the 12p black does not exist on wove paper". Nur die Marke auf "laid paper" erhält eine Nummer (Scott no. 3).

Diese Marke war und ist ein "Hingucker" ersten Ranges für jede Canada / British North America / British Empire - Sammlung und gilt als eine der teuersten Marken der Welt. Im Scott-Katalog 2000 war sie bewertet mit US$ 80'000 für ungebraucht (US$ 55'000 ohne Gummi) und mit US$ 50'000 (gestempelt). Die Marke hat in ihrer langen Geschichte auch schon mehrfach diese Preise übertroffen.

Der Census bei Siegel ist nun extrem hilfreich, um die Seltenheit der Marke wirklich einschätzen zu können. Sie ist nicht ganz so selten, wie es ihr Preis vielleicht vermuten lässt.

Nach Siegel kennen wir:
17 Marken ungebraucht
4 Paare ungebraucht
9 Marken ungebraucht ohne Gummi
36 Marken gebraucht
2 Paare gebraucht
4 Briefe mit dieser Marke (alles Einzelfrankaturen).

Total also 72 Stück. Siegel klassiert diese 72 Stück sogar noch nach Erhaltung und notiert:
40 x "sound"
30 x "fault"
2 x "unknown"

Die "unknown"- Klassifizierungen sind angebracht bei folgenden nicht zugänglichen Grossraritäten:
- Paar ungebraucht (No. 1): Tapling Sammlung, British Library, London
- Brief mit Einzelfrankatur (No. 3): Sammlung der Queen of England, London

(Fortsetzung folgt)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.03.2022 12:14:40 Gelesen: 204633# 846 @  
@ Heinz 7 [#845]

Unter den 17 ungebrauchten Marken sticht eine besonders hervor. Ich habe sie bereits gezeigt



Es soll die einzige Marke sein, die niemals gefalzt wurde "never hinged", also das einzige "postfrische" Stück, zudem mit perfekten Rändern und nach US-Klassierung atemberaubenden hoch klassiert: "Graded superb 98, Never Hinged" (Philatelic Foundation New York, certificate no. 486541).

Gemäss Auktionskatalog ist dieses Exemplar seit mindestens 1965 bekannt, als Auktionator Sissons die Marke schriftlich beurteilte. Einen "Stammbaum" (Provenienz-Angaben) habe ich aber nicht gefunden, weder im Auktionskatalog 2011 noch im Siegel Census. Dort ist lediglich die Auktion erwähnt, an welcher das Stück offenbar zum ersten Mal (?) öffentlich auftauchte.

Am 27. Januar 2011 wurde die Briefmarke in New York bei Spink, Shreves Galleries, verkauft. Der Erlös war angeblich US$ 425'000 (unklar, ob mit oder ohne Kommission von 15% (20% auf die ersten $ 2'000; d.h. wohl US$ 63'850 = total US$ 488'850).

Dies ist nochmals deutlich mehr als andere, auch sehr spektakuläre Zuschlagpreise der letzten Jahre.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.03.2022 14:30:11 Gelesen: 204557# 847 @  
@ Heinz 7 [#845]

Von Canada's berühmtester Marke gibt es 11, die besonders hervorstechen:

- 1 postfrische Marke (siehe Beitrag [#846])
- 6 Paare (4 x *, 2 x gest.)
- 4 Briefe

(siehe Liste der 72 Stück gemäss Census Siegel).

Ein Stück, das bei einigen Sammlern als Stück "non-plus-ultra" galt, ist das Paar, das einst die Sammlung von Sam C. Nickle zierte.



Es wurde 1988 verkauft bei Charles G. Firby (USA, Birmingham/MI). Es stammt, wie ersichtlich, vom unteren Bogenrand. Es ist im Census von Siegel als Ex. "3-OG-PR-04, Sound" aufgelistet.

Los 167 erreichte 1988 immerhin ein Ergebnis von US$ 150'000 + 10 % Aufgeld. Dies war 1988 ein sehr hohes Ergebnis.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.03.2022 15:37:18 Gelesen: 204548# 848 @  
@ Heinz 7 [#847]

Richard, ich bitte Dich, folgende "Gesundheitswarnung" über meinen nachfolgenden Beitrag zu stellen:

"Vorsicht! Der Inhalt des nachfolgenden Beitrages kann gesundheitsgefährdende Folgen nach sich ziehen, wie Herzrasen, Bluthochdruck, Ohnmachtsanfälle..."

Jeder Liebhaber von Canada-Marken kommt ins Schwärmen, wenn er die "Canada"-Sammlung von Louise Boyd-Dale-Lichtenstein studiert. Ich zeige hier einen scan aus dem Auktionskatalog vom 18.-21.11.1968: British North America. Auf Seite 18 und 19 sind die Lose 56-59 vorgestellt. Sie zeigen nicht weniger als 3 Super-Raritäten von Canada Twelve Pence black:

Los 56 - waagrechtes Paar ungebraucht (später: Sam Nickle, siehe Beitrag 847)
Los 58 - waagrechtes Paar, gestempelt
Los 59 - Einzelfrankatur auf Brief von Montreal nach New York



Bei Siegel sind diese Super-Gems registriert als
3-OG-PR-04, Sound = Paar *, Los 56
halloooo ?!? nicht registriert ?!? = Los 58
3-COV-02 Fault = Einzelfrankatur, Los 59
dazu: Los 57 ist offenbar auch nicht registriert.

Na, das ist dann doch eine grössere Überraschung. Ich werde Siegel schreiben.

Bleiben wir bei der Auktion 1968. Die Ergebnisse waren:

Los 55: US$ 17'000 (ein ungebrauchtes Stück)
Los 56: US$ 39'000 (Paar *)
Los 57: US$ 13'000 (gestempeltes Einzelstück), man beachte den damaligen Katalogpreis von US$ 7'500
Los 58: US$ 12'000 (Paar gestempelt)
Los 59: US$ 16'000 (Einzelfrankatur)

Den Leuten, die gerne "Farbe" sehen, sei noch die Abbildung des Briefes gegönnt:(Kopie aus dem Census Siegel)



Na, jetzt habe ich selber "Herzrasen" erlebt, als ich sah, dass im Siegel-Census zwei Marken aus dem Sale Dale-Lichtenstein fehlen!

Frohen Sonntag wünscht

Heinz
 
Heinz 7 Am: 21.03.2022 22:56:53 Gelesen: 204490# 849 @  
@ Heinz 7 [#848]

Die Frage der Erfassung der existierenden Stücke bei Siegel hat mich beschäftigt. Ich habe zwei oder sogar drei Lose der Auktion 18.11.1968 (Dale-Lichtenstein) bei Siegel NICHT gefunden, und das ist doch erstaunlich, denn die Sammlung Dale-Lichtenstein ist ja eine der ganz berühmten und muss bei einer "Bestandsaufnahme" natürlich berücksichtigt werden.

Ich habe mir die Auktionen Dale-Lichtenstein auch noch genauer angeschaut, und festgestellt, dass es nicht bei den 5 oben genannten Losen blieb, sondern dass noch mindestens vier (!) weitere Lose hinzukamen!

21.5.1969: Los 413: 12 Pence black, gestempelt

29.1.1970: Los 836: 12 Pence black, *

7.12.1970: Los 76: 12 Pence black, * Paar
do. Los 77: 12 Pence black, gestempelt

Diese 9 Lose wurden gemäss Ergebnislisten alle verkauft, ich notiere die folgenden Zuschläge:

21.5.1969: Los 413: 12 Pence black, gestempelt = US$ 2'500 (Stück mit Fehler)
29.1.1970: Los 836: 12 Pence black, * = US$ 26'000
7.12.1970: Los 76: 12 Pence black, * Paar = US$ 40'000 (!)
do. Los 77: 12 Pence black, gestempelt = US$ 5'000

Und vermutlich war das nicht einmal alles! In einer "Preview" -Broschüre ist noch ein weiterer Brief mit einer Einzelfrankatur abgebildet, den ich aber an keiner der fünf "British North America"-Auktionen im Angebot gefunden habe. Er ist auch im Siegel-Census nicht aufgelistet!

Die Siegel-Auflistung scheint also lückenhaft zu sein. Aber in einem Punkt kann ich Siegel doch entlasten: das Los 58 der Auktion 18.11.1968 (das Paar) ist nämlich bei Siegel aufgelistet, aber als ZWEI Einzelmarken (!), weil irgend ein Depp das Paar nach 1968 offenbar auseinander geschnitten hat.



Die Siegel-Nummern 3-CAN-32 und 3-CAN-15 scheinen die rechte und die linke Marke des ehemaligen Paares zu sein. Bei 3-CAN-15 steht bei Siegel auch ein Vermerk, dass das Stück einst in einem Paar war; das Stück 3-CAN-32 habe ich aufgrund der Ränder und dem Stempelbild wohl zutreffend identifizieren können. Bei Siegel steht aber in der Kurzbeschreibung von 3-CAN-32 nichts davon.

Ausserdem wird beim Census Siegel der vierte Brief "3-COV-04" als "ex Dale-Lichtenstein" bezeichnet, aber ich kann diesen Brief in den Auktionskatalogen nicht finden. Los 55 vom Sale 18.11.1968 könnte die Nr. "3-OG-11" sein, aber bei Siegel fehlt ein entsprechender Vermerk und die Identifikation von ungebrauchten Marken ist immer schwieriger, weil meist nur der Rand/der Schnitt als Unterscheidungsmerkmal dienen kann, während bei Stempeln es sehr selten vorkommt, dass zwei Stücke genau gleich aussehen.

Schade. Da hat jemand bei Siegel offensichtlich nicht sehr sorgfältig gearbeitet.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.04.2022 01:01:26 Gelesen: 198986# 850 @  
Das Auktionshaus Peter Rapp hat in den rund 50 Jahren seines Wirkens schon viele äusserst wertvolle Briefmarken anbieten können. Dass die Schweiz Marke Nr. 1 von 1849 (Bundespost) ungebraucht äusserst selten ist, haben wir in diesem Thema schon besprochen.

Nun gibt es eine Gelegenheit, diese seltene Marke bei Rapp zu kaufen. Sie ist optisch sehr schön, mit breiten Rändern.



Ich nehme nicht an, dass der Schätzpreis ausreichen wird, diese Marke zu erwerben. Der Katalogwert liegt bei Euro 35'000 (Michel 2010).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 17.04.2022 14:19:19 Gelesen: 195719# 851 @  
@ Richard [#3]

Richard hat schon vor 12 Jahren darauf hingewiesen, dass der "Schwarze Einser" zu den berühmtesten Briefmarken der Welt gehört. Mit einem Katalogwert von lediglich

30 Mark (Senf 1912, gestempelt)
2'600 Euro (Michel 2010, gestempelt)
liegt die Marke in Bezug auf den Wert aber nur im "erweiterten Mittelfeld".

Viele populäre Marken, die einzeln, lose, nicht besonders teuer sind, wie die "Grossbritannien 1840 Penny Black", die "Schweiz/Basel 1845 Basler Taube", "USA 1847, Benjamin Franklin" oder eben die "Bayern 1849 Schwarzer Einser" sind aber bei besonderen Verwendungen (z.B. grössere Einheiten, seltene Briefe) durchaus sehr begehrt bei den Sammlern und entsprechend teuer.

Die erste Briefmarke von Bayern existiert in einigen grossen Einheiten (z.B. 45er-Blocks), die vereinzelt sogar noch eine kopfstehende Marke beinhalten. Diese sind in der Regel sehr teuer. Daneben gibt es aber auch einen Halbbogen zu 90 Marken, der 1992 zur Auktion kam.

Dank dem Hinweis eines Lesers ergänze ich, dass es noch einen zweiten Halbbogen zu 90 Marken gibt, ex Sammlung Elster - (Danke Charly!)



Beim süddeutschen Auktionshaus "Götz" wurde diese Preziose angeboten und war heiss umkämpft.



Bei einem Schätzpreis von DM 500'000 erreichte der Halbbogen beeindruckende DM 880'000 Zuschlag. Zählen wir den Aufpreis (Kommission) von 17 % dazu, errechnen wir einen Preis von DM 1'029'600.

Damit reihte sich dieses Los in die höchsten Resultate aller Zeiten ein, durchaus vergleichbar mit anderen mega-Ergebnissen, die z.B. anlässlich der ersten 11 Boker-Auktionen 1985-1992 erzielt wurden.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 06.06.2022 11:53:18 Gelesen: 180029# 852 @  
@ Heinz 7 [#484]

Es gibt Briefmarken, die sind unglaublich selten, und wohlbekannt, fast jeder Philatelist kennt sie. Z.B. Weltraritäten aus Mauritius, British Guiana, Hawaii oder Rumänien.

Dann gibt es auch weitere Weltraritäten, die stehen in Seltenheit ihren berühmten Schwestern in nichts nach, sie sind aber viel weniger bekannt und sie sind viel weniger im Scheinwerferlicht zum Beispiel bei grossen Ausstellungen.

Ich bin froh, dass ich eine aufregende Geschichte von Weltraritäten der zweiten Kategorie hier erzählen kann. Es kam nämlich soeben zum Verkauf von gleich drei Welt-Raritäten.

Vorgeschichte.

1862 erklärte Großbritannien die Stadt Lagos und ihre direkte Umgebung zum Protektorat und 1886 zur Kronkolonie. Damit übten sie erstmals in diesem Gebiet direkte Herrschaft aus und die Kronkolonie Lagos wurde zur Keimzelle des späteren Protektorats Süd-Nigeria. Im Gebiet wurde ein Territorium «Oil Rivers Protectorate» genannt, 1893 wurde der Name geändert zu «Niger Coast Protectorate». 1892 erschienen erstmals Briefmarken für dieses Gebiet; englische Briefmarken von 1881 und 1887 mit den Aufdruck «BRITISH PROTECTORATE / OIL RIVERS». In wenigen Jahren (1892-1900) wurden nicht weniger als 38 Briefmarken herausgegeben, zu denen es noch mehrere Aufdruck-Varianten und -Abarten gibt.

Der «Senf»-Katalog 1912 listete 38 Nummern auf, wobei allerdings die seltensten Marken ohne Bewertung blieben. Es waren folgende Marken:
1893. Marken 1892 mit Aufdruck des neuen Wertes, Name OIL RIVERS durchstrichen: 20 Shilling auf 1 Shilling grün
Senf 13a. Aufdruck violett
Senf 13b. Aufdruck ziegelrot
Senf 13c. Aufdruck schwarz



Wie auf dem Foto ersichtlich ist, wurden die Aufdrucke etwas zu hoch angesetzt, sodass das geplante Durchstreichen der Ortsbezeichnung OIL RIVERS bei diesen Werten nicht realisiert wurde.
 
Heinz 7 Am: 06.06.2022 11:58:15 Gelesen: 180026# 853 @  
@ Heinz 7 [#852]

(Teil 2)

Die Michel-Katalogisierung 1968 war nahezu dieselbe, während das Kohl-Handbuch 1915 43 Nummern katalogisierte. Die 3 oben genannten Marken hatten bei Kohl die Nummern 18a, 18b und 18c. Kohl bewertete die Nr. 18a mit 4000 Mark! Das war damals ein Wert, der die Marke unter die teuersten Briefmarken der Welt einordnete, wie ich in diesem Thema schon ausführlich zeigte.

Bei Stanley Gibbons trugen die Marken 1906/07 und 1932 die Nummern 33,34 und 35. Später hat eine Neu-Numerierung stattgefunden.

Die Marken waren sehr selten, wurden praktisch nur ganz vereinzelt gehandelt und waren in den Katalogen zum Teil gar nicht bewertet. Der ultimative «Härtetest» folgte dann 1921-1925, als die Ferrary-Sammlung auf den Markt kam! Fast alle Raritäten der ganzen Welt kamen damals zeitnah zum Verkauf und ein Vergleich der Werte untereinander wurde auf eine ganz neue Basis gestellt.

Ferrary hatte alle drei Marken in seiner Sammlung!



An der 5. Auktion (November 1922) kamen zwei Marken zum Verkauf:

Los 127: surcharge violette (also unsere Michel 13a)
Los 128: surcharge noire (also Michel Nr 13c)

Die Ergebnisse lagen bei FRF 16'000 bzw. FRF 12'500 + 17.5 %

An der 9. Auktion (April 1924) kam die dritte hinzu:
Los 32: surcharge vermillion (also Michel 13b)

Der Preis damals war FRF 20'000 +19.5 %

Diese Preise zeigen, dass die Sammler die Seltenheit dieser Marke anerkannten und hohe Preise dafür auslegten. Allerdings erreichten sie keine absoluten Spitzenplätze in der «Ferrary-Hitparade».

(Fortsetzung folgt)
 
Heinz 7 Am: 06.06.2022 12:06:04 Gelesen: 180021# 854 @  
@ Heinz 7 [#853]

(Teil 3)

Dass die Marken von den Philatelisten aber hoch geschätzt wurden zeigt auch die Tatsache, dass sich die British königliche Sammlung darum bemühte, diese Werte zu haben. Im Prachtsband «The Royal Philatelic Collection» von Sir John Wilson (1952) sind auch alle drei Briefmarken abgebildet, zwei davon sogar auf einer der raren Farbfototafeln! (siehe: Plate VII, British Africa).

@ Heinz 7 [#484]

Die Möglichkeiten, eine dieser drei Raritäten zu kaufen, waren in den letzten 100 Jahren sehr begrenzt. Nur sehr vereinzelt gelangten gelegentlich Stücke zur Auktion. Briefmarken-Krösuse wie Colonel Green oder Arthur Hind hatten diese Rarität auch, aber insgesamt war der Markt dafür fast leer.

Umso aufgeregter schauten nun die Kenner dieser Rarität nach Zürich, wo alle DREI Marken bei Corinphila angeboten wurden!
Los 5251 A - 20/- in violet, Gibbons no. 42, Katalogwert GB£ 140'000, «2 examples recorded »
Los 5251 B: 20/- in vermillion, Gibbons no. 43, Katalogwert GB£ 120'000 «3, possibly 4 examples recorded»
Los 5251 C: 20/- in black, Gibbons no. 44, Katalogwert GB£ 120'000. «3 examples recorded»
Die Lose 5151A+5251C sind aus der Ferrary-Sammlung.

Corinphila bot die Marken zuerst als Los an: alle drei Marken zusammen. Wäre das Los nicht verkauft worden, wären die Einzelwerte einzeln angeboten worden.

Doch dazu kam es nicht. Mehrere Sammler erkannten den Wert dieses Angebotes und so wurde der Startpreis von CHF 160'000 für das Sammellos weit übertroffen! Erst bei CHF 520'000 fiel der Hammer! + 22 % Aufgeld ergibt einen Preis von CHF 634'400, das heisst im Schnitt mehr als CHF 200'000 pro Marke, und das ist mehr als ihr voller Katalogwert.

Der Käufer darf stolz sein. Meines Wissens gelang es erst drei Sammlern vor ihm, alle drei Nummern in einer Sammlung zu vereinen:
bis 1922: Ferrary –
bis heute: königliche Sammlung
bis 2022: Sammler mit Name "Besançon"
nun: neuer Käufer 2022.

Ich bin gespannt ob wir die Namen der Sammler 3 und 4 einmal kennen werden.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 06.06.2022 14:06:47 Gelesen: 179993# 855 @  
@ Heinz 7 [#854]

Hallo Heinz,

ich hätte eine Frage zu diesen Marken.

Im Auktionskatalog der Dale-Lichtenstein-Sammlung (Harmers New York 14.3.1991) wird bei der Einleitung für die Lose 201 (roter Aufdruck mit Zahnfehler oben, ex. Hind: unverkauft) und 202 (schwarzer Aufdruck: 50.000 Dollar) wird über die Sammlung von Col. Green geschrieben, das er drei von diesen Aufdruckmarken hatte (das Stück mit dem schwarzen Aufdruck stammt daher). Hatte Col. Green drei verschiedene Marken oder waren welche doppelt vorhanden?

Vielleicht ist es aber nur ein Fehler des Verfassers des Vorworts, denn es werden für Ferrary nur zwei angegeben, dies ist ja offensichtlich falsch.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 06.06.2022 23:01:35 Gelesen: 179943# 856 @  
@ Martin de Matin [#855]

Lieber Martin

Ich freue mich über Deine Frage!

Den Auktionskatalog von Dale-Lichtenstein 14.3.1991 habe ich soeben konsultiert. Er gibt in der Tat interessante Infos, die wir verifizieren wollen.

Die Fotos sind sehr gross und klar, wir sehen, dass die Exemplare Dale-Lichtenstein sicherlich ANDERE Marken sind, als die drei Stücke aus der Besançon collection.

Die Colonel Green Sammlung habe ich auch vor mir und - ja, es gibt DREI verschiedene 20 Shilling-Aufdrucke!

Los 1102: violet surcharge, inverted (angeblich SG no. 35a)
Los 1103: red surcharge (angeblich SG no. 35)
Los 1104: black surcharge (angeblich SG no. 36)

ALSO: Green hatte auch ALLE drei Marken, die violette allerdings nicht mit normalstehendem Aufdruck, sondern sogar mit kopfstehendem! Wir lesen im Corinphila-Katalog 2022, dass es davon EIN Exemplar gibt (zwei normalstehende, ein kopfstehender Aufdruck). Da die kopfstehende Aufdruck-Abart sogar seltener ist, als die Normalmarke, ist es sicher zulässig, auch Col. Green zu ehren, dass er alle drei Marken hatte.

Der Auktionskatalog von Harmer Rooke, New York, 13.-18.11.1944 gibt wohl falsche Katalognummern an; Los 1102 sollte wohl (damals) SG no. 36 gewesen sein und Los 1103 damals SG no. 37. Die Nummer 35a existiert tatsächlich im Katalog Stanley Gibbons 1932: es ist die Marke mit "surcharge inverted".

Als Erkenntnis dürfen wir aber festhalten: es existier(t)en also offenbar bzw. nachweislich 5 Sammlungen mit allen drei Marken

Ferrary
Brit. Königl. Sammlung
Green
Besançon
Käufer 2022

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.06.2022 19:33:26 Gelesen: 179878# 857 @  
@ Heinz 7 [#856]

Ich möchte an dieser Stelle folgende Briefmarke zeigen:

Niger Coast Protectorate

1893. Britische Briefmarken mit Aufdruck "BRITISH PROTECTORATE / OIL RIVERS",
mit Handstempel-Überdruck neuer Wert: 20 Shillings auf 1 Shilling, Aufdruck in violett.
Aufdruck KOPFSTEHEND
Stanley Gibbons No. 35a (Ausgabe 1932)



Die Foto ist aus dem Auktionskatalog von Harmer Rooke, New York, 13.-18.11.1944

Am 16.11.1944 wurde u.a. auch Los 1102 angeboten und verkauft.

Gemäss Auktionskatalog/handschriftlicher Notiz hatte die Briefmarke damals einen Katalogwert von GB£ 500 und erreichte einen Zuschlagpreis von US$ 925.

Offenbar gibt es die oben genannte Marke nur 3 x, zweimal mit normalstehendem Überdruck und einmal mit kopfstehendem Überdruck. Das bedeutet nichts anderes, als dass die oben gezeigte Marke offenbar ein Unikat ist! Auch im Auktionskatalog Corinphila 2022 ist kein anderer "Stand des Wissens" vermerkt.

Heinz
 
merkuria Am: 11.06.2022 15:52:24 Gelesen: 179258# 858 @  
@ Heinz 7 [#856]

Ich denke, die Gelegenheit, diese drei Raritäten zusammen zeigen zu können, ist schon eine aktuelle Farbabbildung wert!



Dazu noch die vorhandenen Atteste zu diesen Ausgaben:




Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Heinz 7 Am: 14.06.2022 16:24:42 Gelesen: 178946# 859 @  
@ Heinz 7 [#856]
@ Heinz 7 [#857]

Die Briefmarke Nigerküste, Michel 13 a, ist seit mehr als hundert Jahren bekannt und ist in den Briefmarkenkatalogen der Welt auch schon lange bekannt, wie folgende Übersicht zeigt:

Senf-Katalog / Michel (1912+1993)

13a = violet = ohne Preis + DM 200’000
13b = rot = ohne Preis + DM 200’000
13c= schwarz = ohne Preis + DM 200’000

Yvert & Tellier « Cote d’Or » (1938 + 1994)

No. 17 = violette = FF 60'000 + FF 500’000
No. 17a = noir = FF 175'000 + FF 800’000
No. 17b = vermillion = FF 90'000 + FF 650’000

Stanley Gibbons (1906/07 + 2008)

No. 35, später 42 = 20s. violet = ohne Preis + GB£ 120’000
No. 36, später 43 = 20s. vermillion = ohne Preis + GB£ 120’000
No. 37, später 44 = 20s. black = ohne Preis + GB£ 120’000

Scott (2000)

No. 34 = US$ 62‘500
No. 35 = US$ 85‘000
No. 36 = black = US$ 85‘000

Nur einer dieser vier Kataloge führt aber eine sehr markante Abart – nämlich: Aufdruck kopfstehend! – ebenfalls in den Katalogen, es ist der Katalog Stanley Gibbons.



Die einmalige Variante „surcharge inverted“ (SG 35a) war 2008 noch 33 % höher bewertet als die Grundmarke, also GB£ 160‘000 (statt GB£ 120‘000).
 
Heinz 7 Am: 14.06.2022 16:37:05 Gelesen: 178941# 860 @  
@ Heinz 7 [#859]

Dies sind nun alles Werte, welche die Briefmarken doch als sehr wertvolle Exemplare hervorheben. Trotzdem werden sie in mehreren Verzeichnissen über Raritäten nicht aufgeführt, was uns natürlich zur Frage führt: warum?

Das Zusammenstellen von Basiswissen
Entstehung: Hintergründe, Zeitpunkt, Ort, Auflage
Seltenheit/Wert: Vorkommen, Katalogpreise, Verkaufspreise
ist in Einzelfällen in wenigen Stunden „beinharter Arbeit“ (wissenschaftlich abgestützt) erledigt, in anderen Fällen muss der ambitionierte Forscher – nach Dutzenden von aufgewendeten Stunden - aber durchaus auch oft feststellen: (wie Goethe schon seinen „Faust“ summieren liess):

„Da steh ich nun, ich armer Tor
und bin so klug als wie zuvor“

Schwierig ist in unserem Fall, dass die wohl bekanntesten „Raritäten-Dokumentierer“, die Gebrüder Williams, diese Marke in keinem ihrer Werke erwähnten. Ob es dafür einen Grund gibt (gab), würde mich interessieren.

Ich habe mir in den letzten Tagen einige Stunden zusammen gestohlen und wurde nun dafür reichlich belohnt. Ich habe nämlich eine Schrift gefunden, in welcher diese Briefmarken ausführlich behandelt werden! Fast alle meine Fragen wurden auf einen Schlag erledigt… eine Situation, wie wenn eine Schatztruhe zum ersten Mal geöffnet werden kann!



(Fortsetzung folgt)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.06.2022 16:43:29 Gelesen: 178937# 861 @  
@ Heinz 7 [#860]

Die Publikation wurde unspektakulär an alle Abonnenten des „London Philatelist“ verteilt, als „Supplement“ zur Ausgabe „The London Philatelist“, Volume 118. March 2009.

Der grosse Philatelist John Sacher beschreibt in dieser 80 seitigen (!) Broschüre in 15 Kapiteln „alles“, was er zur Zeit über diese Marken wusste. Er beschränkt sich nicht auf die drei Spitzenwerte, sondern geht auf alle Marken des Gebietes „Oil Rivers“ & „Niger Coast“ ein, das sind, nach Stanley Gibbons, 64 Briefmarken (Hauptnummern mit vielen, vielen Zusatznummern).

So zeigt er insbesondere die verwirrende und schwierig zu überblickende Vielfalt der Aufdrucke und ihrer Abarten auf. Diese kommen vor: in den verschiedensten Farben, kopfstehend, verdreht, doppelt angebracht oder auch „vergessen“. Es braucht eine gehörige Portion „Mut“ (und Hartnäckigkeit!) dazu, dieses Thema so ausführlich zu behandeln.

Ich will nicht auf zu viele Details dieser wunderbaren Studie eingehen, sondern mich auf „unsere“ drei Marken „Stanley Gibbons no. 42+43+44“ beschränken. Dazu lese ich Erstaunliches!

Alle drei Marken entstammen offenbar einem EINZIGEN Bogen der „One Shilling Marke“, die die Überdrucke „BRITISH PROTECTORATE / OIL RIVERS“ und „20 / -„ (für „20 Shilling“) erhielten! Warum die zweiten Überdrucke nicht mit EINEM Handstempel in EINER Farbe durchgeführt wurden, sondern in DREI verschiedenen Farben (!), dazu gibt es wohl nur eine plausible Erklärung: „Philatelistische Interessen“! - - Nun, es ist mir bewusst, dass ein solches Urteil für viele Sammler einem „tödlichen Dolchstoss“ für die Attraktivität dieser Marken gleichkommt, und vielleicht haben gerade DARUM die Gebrüder Williams die Marke nicht behandelt… ?

John Sacher schreibt auf Seite 68 (Kapitel „Conclusions“):

„That there were philatelists involved with the issue of all the surcharges provisionals is clear“

Sacher gibt genaue Angaben zu diesen seltenen Briefmarken. Laut seiner Dokumentation gibt es nur 9 solche Briefmarken, die Sacher auf Seite 50 der Broschüre alle zeigt! Sacher zeigt die neun Marken sogar zusammenhängend als unregelmässigen Neunerblock!

1. Reihe, 1. Marke: fig. 188 = violet, surcharge inverted
1. Reihe, 2. Marke : fig. 189 = violet
2. Reihe, 1. Marke : fig.190 = violet
2. Reihe, 2. Position: fig 194 = black
3. Reihe, 2. Position: fig. 195 = black (1. Position: fehlt)
3. Reihe, 3. Marke: fig. 196 = black
4. Reihe, 2. Position: fig. 193 = vermilion
4. Reihe, 3. Position fig. 191 = vermilion
5. Reihe, 2. Position: fig. 192 = vermilion
 

Heinz
 

Heinz 7 Am: 14.06.2022 16:53:50 Gelesen: 178934# 862 @  
@ Heinz 7 [#861]

(Schluss)

Wäre es (bei der Produktion) ein regelmässiger 15-er-Block gewesen (5 Reihen à 3 Marken), würden also noch 6 Marken fehlen, doch Sacher weist darauf hin, dass seit 1903 kein weiteres Stück ans Tageslicht gelangt sei.

Aus «Copyright»-Gründen sollte ich wohl auf eine Wiedergabe der Seite 50 aus der Broschüre verzichten.

Wir kennen also exakt 3 Exemplare pro Farbe, wobei ein Exemplar den Aufdruck kopfstehend trägt. Bei dieser Kenntnislage ist also auch die Katalogisierung von Stanley Gibbons sehr schlüssig:

No. 42 = 20s. violet = GB£ 120’000
No. 42a = do. Surcharge inverted = GB£ 160’000
No. 43 = 20s. vermillion = GB£ 120’000
No. 44 = 20s. black = GB£ 120’000

Die anderen Katalognotierungen, insbesondere bei Yvert + Tellier, die unter den Marken grosse Wertunterschiede sahen, sind daher, aus heutiger Sicht, nicht verständlich. Doch müssen wir wissen, dass eine Marke «black» längere Zeit angeblich als Unikat galt, gleichzeitig wurde behauptet, von der Marke «violet» seien 5 Stück bekannt (siehe Seite 48).

Besonders wertvoll ist auch die Aufzählung bei Sacher aller ihm bekannten Besitzer der 9 Marken. Daraus wird ersichtlich, dass die Royal Collection London offenbar 1915 eine Marke «vermilion» erwarb (fig. 191) und 1920 eine Marke «black» (fig. 194). Mich erstaunt, dass 1922, als eine Marke «violet» im Angebot war (Ferrary-Auktion!) die Trustees der Sammlung diese Marke aber nicht kauften! Erst 1934 wurde ein Stück «violet» für die königliche Sammlung gekauft (fig. 190), Seit 1934 ist also hier die Reihe komplett, wie zuvor schon bei Ferrary.
Dieser kaufte bereits 1901 offenbar alle 3 Varianten; fig. 189+fig 192+fig 194).

Die drei Stücke ex Besancon, die nun in Zürich für Aufsehen sorgten, sind die fig. 189 (violet), fig. 193 (vermilion) und fig. 196 (black). Ich habe sie in Farbe schon oben gezeigt.

@ Heinz 7 [#852]. Jacques hat noch 4 Atteste dazu gezeigt @ merkuria [#858]. Gemäss Sacher wurden die Marken natürlich auch früher schon attestiert.

Zum Besitzer der einmaligen SG no. 42a lesen wir bei Sacher (2009): "Private Collection" (1987); gemäss seiner Übersicht wurde die von mir gezeigte Marke aus der Sammlung Green seit 1944 nicht mehr öffentlich verkauft. Das Unikat sei darum also anbei nochmals gezeigt



Heinz
 

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