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Thema: (?) (183-184) Mit Brief und Siegel: Was sagt uns die Rückseite ?
Das Thema hat 184 Beiträge:
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ginonadgolm Am: 21.04.2016 14:10:21 Gelesen: 146520# 135 @  
Nachgesiegelt

Dieser Wertbrief wurde offensichtlich nicht richtig gesiegelt.



Das wurde dann beim Postamt München 3 nachgeholt und per Nebenstempel dokumentiert.



Unversiegelte Grüße von
Ingo aus dem Norden

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Wertbriefe"]
 
zockerpeppi Am: 30.06.2016 19:29:03 Gelesen: 142676# 136 @  
Auf den ersten Blick ein sehr schlichter Beleg, geschrieben in Brüssel am 15.5.1817.



Der Schreiber: Wilhelm (Guillaume), Prinz von Oranien, geboren im Haag am 6.12.1792, verstorben in Tilburg nach kurzer Krankheit am 17.3.1849. Vater war der spätere Wilhelm I., Mutter die Prinzessin Wilhelmina von Preußen. Beim Ausruf der Batavischen Republik mussten die "Oranies" fliehen. Fernab der Heimat, wurde der Prinz in Berlin und Oxford ausgebildet. Er diente unter Wellington in der Englischen Armee. Nach der Ernennung seines Vaters zum König kehrte er in die Niederlande zurück und befehligte die niederländische Armee, mit der er bei der Schlacht um Quatre-Bras und Waterloo kämpfte und leicht verwundet wurde.

Der Prinz bittet den Leutnant General Woronzow einige Briefe (Diplomatenpost) mit der Fuhre von Tags darauf nach Petersburg aufzugeben. Unterschrieben Guillaume Prce d’Orange, das Siegel des Prinzen auf der Rückseite. Mitglieder aus dem Königshaus genossen Portofreiheit. Die allererste Postinstruktion welche dies bestätigt fehlt noch in meinem Archiv, aber es gibt diverse königliche Erlasse zwischen September 1815 und März 1816 welche eine Portofreiheit bestätigen:

-vom 18.12.1815 PI an die Distrikte 4/5, Artikel 9. uneingeschränkte Portofreiheit (Franchise) für die Korrespondenz der Königlichen Familie: ihre Majestät, dem König, ihrer Majestät, der Königin, dem Königlichen Prinzen von Oranien, dem Königlichen Prinzen Frederic der Niederlande.
-vom 16.03.1816 PI n° 19 "droit des barrières" (Schranken- bzw. Wegegeld) keine Gebühr für die Pferdepost und Personal, welches die königliche Post, die der Prinzen und Prinzessin und ihrem engen Gefolge auf den Routen befördern.



beste Sammergrüße
Lulu
 
bayern klassisch Am: 29.11.2016 18:27:38 Gelesen: 135982# 137 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen netten Brief mit interessanter Anschrift aus dem schönen Ried an "Seiner Hochgeborn Herrn Grafen Maximilian v. Arco-Valley erblicher Reichsrath der Krone Bayern, Sr. Majestät des Königs von Bayern Kämmerer, Großkreuz des Ordens vom heiligen Georg, Connandeur des russischen St. Anna Ordens et cet. München" vom 3.4.1854, der via Schärding am Folgetag in München eintraf. Für Briefe bis 1 Loth unter 20 Meilen (gerade so) war er mit 6 Kreuzer CM korrekt frankiert.



Das Siegel sieht aus, als wäre es gestern mit seiner Petschaft aufgebracht worden und stammt vom Verwalter der Arco´schen Verwaltung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Marcel Am: 04.12.2016 15:16:21 Gelesen: 135762# 138 @  
Hallo!

Nachdem ich von Max den im Thema Schnörkelbriefe # 191 gezeigten Brief an den Pfarrer Bliedner erhalten habe, erhielt ich einen weiteren Brief vom Rittergut Kaimberg bei Gera vom 30.06.1871 an die eben besagte Person, leider mit fehlender Marke.



Der Empfänger heißt mit vollen Namen Karl Friedrich Johann Bliedner, Pfarrer von Drößnitz/Keßlar (1847-1871) und Großeutersdorf (1871-1875), geb. am 02.04.1810 in Buchheim bei Eisenberg gest. am 09.01.1875 in Großeutersdorf.



Der Absender trägt dieses gut erhaltene Siegel und heißt mit vollen Namen Heinrich Iwan Baumbach (* 17. März 1832 in Altenburg; † 15. Januar 1905 in Altenburg).



Baumbach - Religion: evangelisch-lutherisch, entstammt aus einer alten hessischen Soldatenfamilie - besuchte das Gymnasium in Altenburg und die Kriegsschule in Erfurt. Als Kadett trat er ins Herzoglich Sächsisch-Altenburgische Kontingent ein, 1867 wurde er in preußische Dienste übernommen. Er nahm an den Kriegen 1848/49 in Schleswig-Holstein, 1866, 1870/71 teil (Eisernes Kreuz) und war Hauptmann und Kompaniechef des 153er Thüringischen Infanterieregimentes. Baumbach wurde zum Generalinspekteur der Krieger- und Militärvereine der Länder Sachsen-Altenburg und Reuß jüngere Linie ernannt. Er wurde am 21.04.1891 zum Oberst durch seine Majestät dem Kaiser ernannt, schied später als Oberst aus dem Dienst und war persönlicher Adjutant des Herzogs von Sachsen-Altenburg. 1869 rief er zur Gründung des Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger für das Herzogtum Sachsen-Altenburg auf. Später übernahm er den Besitz des Rittergutes Kaimberg bei Gera von seinem Schwiegervater, dem Altenburger Kommerzienrat Theodor Schmidt. Er wohnte teils in Altenburg und teils auf dem Rittergut Kaimberg bei Gera.

Von 1887 bis 1898 war er Mitglied des Deutschen Reichstags für den Wahlkreis Herzogtum Sachsen-Altenburg 1 (Altenburg, Roda) und die Deutsche Reichspartei - während dieser Zeit bewohnte er eine Wohnung in der Charlottenstraße 71 (Hotel Brandenburg) in Berlin.

Wegen seiner vielen Verdienste wurde Baumbach vom Herzog zu Sachsen-Altenburg in den Adelsstand erhoben. Von seinen 2 Kindern heiratete seine Tochter den Geh.Staatsrat Stöhr zu Nöbdenitz und der Sohn Bernhard Baumbach von Kaimberg (gest. 1929 in Gotha) war Polizeipräsident, dann Oberregierungsrat in Staßburg. Dieser verkaufte auch das Gut Kaimberg 1917. Quelle: Das Kirchspiel Thränitz - Chronik von ca.1930

Bei meinen Recherchen bin ich auch auf derer von Helldorff gestoßen, so daß ich mich feue einen weiteren Beleg zu haben der mit in meine Helldorffsammlung kommt.

Hintergründe 1]

Die Vereinsgründung in Altenburg „Landesverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger für das Herzogtum Sachsen-Altenburg“ am 30.01.1868 - heute „DRK-Kreisverband Altenburger Land e.V.“

Im Januar 1869 hatten sich die Altenburger Herren Iwan Baumbach (Hauptmann und Kompaniechef des 153er Thüringischen Infanterieregimentes) und Dr. Löwer (Oberstabs- und Regimentsarzt) zusammengetan, um den „Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger für das Herzogthum Sachsen-Altenburg“ zu bilden. Sie verfassten einen Aufruf am 09.01.1869, den sie unter der Altenburger Bevölkerung kursieren ließen.

Schirmherr des Vereins war von 1869 bis 1908 ERNST I. - Herzog von Sachsen-Altenburg.

Verbindung zu denen von Helldorffs auf Drackendorf

Im Gründungs - Mitgliederverzeichnis 1869 des „Landesvereines zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Kriege des Herzogtums für Sachsen-Altenburg“ steht neben Iwan Baumbach auch der damalige Staatsminister Georg Heinrich v. Helldorff, Ehemann von Anna Marie von Helldorff.


24.09.1900 Gründung „Agnes-Frauenverein vom Roten Kreuz von Sachsen-Altenburg“

Der Agnes-Frauenverein vom Roten Kreuz für Sachsen-Altenburg

Der Verein stand in Verbindungen zum „Landesverein vom Roten Kreuz für Sachsen-Altenburg“ und dem „Landesverein für christliche Liebestätigkeit“. Er übernahm die Wohlfahrtspflege, Ausbildung und Einstellung von Landeskrankenpflegerinnen und die Unterhaltung von Kochstellen in den einzelnen Krankenhäusern sowie im Kinderhospital.

Die Vereinsgründerin war Anna Marie von Helldorff auf Drackendorf. Sie war verheiratet mit dem herzoglichen Kammerherrn - Freiherr Georg Heinrich von Helldorff - dieser hatte die Vereinsgründung im Jahre 1900 angeregt. Von Gründung an war Anna von Helldorff auf Drackendorf Vorsitzende des Agnes-Frauenvereins bis zu ihrer Erkrankung 1912.
1872 erhielt von Helldorff die Rettungsmedaille am Bande, 1908 die Herzog-Ernst-Medaille und am 20.10.1906 die Rotkreuz-Medaille 3.Klasse.



Dem Brief entnommen geht es um ein Antwortschreiben, wo sich der Vater an einen Herrn von Brandenstein wenden soll.

schöne Grüße
Marcel

1] http://www.drk-altenburg.de/fileadmin/daten/3_kreisverband/chronik_drk_altenburg.pdf

PS: Womöglich auch ein Beleg für das Thema: Rotes Kreuz Belege !
 
zockerpeppi Am: 23.12.2016 18:06:52 Gelesen: 134744# 139 @  
Adam Adalbert Graf von Neipperg, Sohn von Leopold Johann Nepomuk [#128]

Geboren am 8. April 1775 in Wien, gestorben am 22. Februar 1829 in Parma. Ausgebildet wurde er auf der Hohen Karlsschule in Stuttgart und trat 1790/91 in die österreichische Armee ein. Er heiratet; aus erster Ehe gehen vier Kinder hervor. Es folgte eine bemerkenswerte Laufbahn. Er diente im französischen Revolutionskrieg und büsste sein rechtes Auge ein. Er avancierte zum Generalmajor, später zum Feldmarschallleutnant, kämpfte in der Völkerschlacht von Leipzig. Er beteiligt sich mit seinen Truppen an der Jagd nach Murat und der Belagerung des französischen Département du Gard. In Folge dessen hat er auch den angehängten Brief geschrieben, ein Dankesschreiben an den Bürgermeister von Aix en Provenance.

Aber auch politisch war er nicht inaktiv. Er fungierte als Diplomat am schwedischen Hof, vertrat beim Wiener Kongress die Interessen Marie-Louises, der Gattin Napoleons, geborene Prinzessin von Österreich, Tochter von Kaiser Franz Josef. Die beiden kamen sich näher und, was soll man sagen! Er schnappte sich doch wahrhaftig des Kaisers Gemahlin.



Portofreies Schreiben von Neipperg an den Bürgermeister von Aix datiert auf den 3 November 1815. Das Siegel auf der Rückseite ist sehr gut erhalten:

ARMEE DIVISIONS COMMANDO Graf Neipperg

liebe Grüße
Lulu
 
zockerpeppi Am: 19.08.2017 10:18:20 Gelesen: 122754# 140 @  
Ich interessiere mich seit einiger Zeit für die Grafen von Neipperg. Zwei der Herren habe ich hier ja nun schon vorgestellt [#128] [#139]. Es werden noch weitere folgen. Dank dem Tipp von Bayern Klassisch konnte ich folgenden Beleg ohne Inhalt mit Siegel Rückseitig erwerben



A Monsieur
Monsieur le Comte de Neipperg
Chambellan, General Feldmarechal
Lieutenant et Colonel d'un Regiment d'Infanterie
Gouverneur et Commendant de Luxembourg de Sa Maj:Imprle et Cathol.
à Luxembourg

Oberhalb noch ein Vermerk Ctse Luchs was für Citissime steht --> Schnell nach Luchsenburg. Keine Angaben über das Porto. Der Absender genoss wohl Portofreiheit was einen Hinweis für eine gehobene Stellung bei Hofe wäre.

Der Empfänger gibt keine Rätsel auf

Wilhelm Reinhard [3] geboren am 27.5.1684 in Schwaigern. Der Vater Eberhard Friedrich von Neipperg kaiserlicher Feldmarschall, Mutter Margareta Lucretia von Hornberg. Mit 18 trat er in die kaiserliche Armee ein. 1726 heiratet er die Hofdame Maria Franziska Gräfin Khevenhüller. Er wird Im gleichen Jahr zum Reichsgrafen befördert. 1724 wird er Inhaber des Infanterieregiments des Vaters. Seine Militärische und Politische Laufbahn ist bemerkenswert. 1730 wurde er Gouverneur von Luxemburg und blieb dies bis 1753. Durch eine Fehlentscheidung im Friedensvertrag von Belgrad im September 1739, für welche er nicht bevollmächtigt war wurde er inhaftiert. Die Kaiserin hat ihn bei ihrer Thronbesteigung rehabilitiert. 1753 wurde Ritter des Odens vom Goldenen Vlies eine sehr hohe Auszeichnung. Verstorben ist er in Wien 1774. Wichtig zu erwähnen sei noch dass seine Tochter Maria Wilhelmine, Prinzessin v. Auersberg eine der Mätressen vom Kaiser Franz Stephan war.

Der vermeintliche Absender schon: ich habe Bignell um Rat gebeten da ich auch nach zwei Tagen emsigen googelns nicht fündig wurde. Laut handschriftlichem Hinweis auf der Rückseite hat jemand, vielleicht einer der Vorbesitzer das Datum 7.1.1737 vermerkt sowie den Namen F v Lothr. Der Absender wäre somit Franz Stephan von Lothringen. So auch in der Beschreibung des Beleges angegeben.

Franz Stephan [1][2] war ein Sohn von Herzog Leopold von Lothringen (1679–1729) und Prinzessin Elisabeth Charlotte von Bourbon-Orléans (1676–1744). Seine Mutter entstammte der französischen Königsdynastie. Nach dem Tod des älteren Bruders und des Vaters übernahm er 1729 die Herrschaft über Lothringen und Bar. 1736 wurden er und Marie Theresia feierlich vermählt. Durch diese Vermählung musste er (aus politischen Gründen) auf Lothringen-Bar verzichten und erhielt dafür die Toscana. 1740 wurde er Mitregentin den habsburgischen Erblanden und in 1745 dann Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

So gesehen wäre es nicht abwegig dass Franz Stephan der Absender dieses Schreibens an den Neipperg war, den letzterer war sein Erzieher als er 15 jährig an den österreichischen Hof nach Schönbrunn kam. Wäre da nicht das Briefsiegel. Die Ornamente im Siegel passen irgendwie nicht zu Lothringen-Bar. Auch unter Toscana konnte ich nichts Passendes finden.

Deshalb mein Aufruf: Kennt ein Forumler eventuell dieses Siegel und könnte mir einen Tipp geben und meine Zweifel ausräumen? Den Brief kann ich jetzt nicht so wie geplant in meine Sammlung einbauen.



beste Sammlergrüße
Lulu

[1] http://www.habsburger.net/de/kapitel/franz-stephan-der-lothringer-wien
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_I._Stephan_(HRR)
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Reinhard_von_Neipperg
 
Max78 Am: 19.08.2017 16:29:01 Gelesen: 122718# 141 @  
Servus Lulu,

an der Schrift bezweifle ich lediglich, dass der Vermerk Ctse. luchs = schnell nach Luchsenburg bedeutet. Wäre es ein s in Ctse, dann wäre der erste Buchstaben von luchs kein l und der letzte kein s. Auch zu jener Zeit kann ich mir nicht vorstellen, dass man Luxemburg mit "ch" schrieb, da das Wort eher von Lëtzebuerg stammt. Sehr schwer zu deuten, eventuell ein Hinweis zu Portofreiheit aus dem Ausland (ähnlich Affranchie etranger ?). Nur meine Denke.

Am leichtesten wird es wohl sein, mal den Vorbesitzer (wenn möglich) zu kontaktieren, um zu fragen wie es ihm möglich war, das Papier auf das genaue Jahr zu datieren, sprich entweder hat(te) er den Inhalt oder gab vor das genaue Jahr + Absender zu kennen.

Ich würde das Siegel folgendermaßen interpretieren. Bitte nicht für bare Münze nehmen, ich kenne es nicht und gehe bei solchen Dingen etwas freier an die Sache. ;-)

Die Krone wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Rang darstellen, unter dem Begriff Rangkrone lässt sich so einiges finden (toller Hinweis von Mitglied Adriana). Da nicht klar, aus welchem Raum der Brief stammt, gehe ich jetzt mal von der bisherigen Vermutung aus. Die Krone könnte den Rang eines Herzogs darstellen, was Franz zu diesem Zeitpunkt ja noch war. Das Bildnis unter der Krone ist ähnlich einem Doppeladler vertikal gespiegelt. Unter dem Orden vom Goldenen Vlies lassen sich Siegel/Wappen finden, die ähnlich aufgebaut sind (unter der Krone mit Blattzinken und Perlen einzelne Funken). Franz war seit 1740 Großmeister dieses Ordens. Eventuell war es gewollt, dass man durch die einzelne Punkte/Funken das eigentliche Symbol "abstrahierte".

Ich denke, es könnte gut möglich sein, dass die Vermutung stimmt. Ein eindeutiges Einordnen wird allerdings schwer, da man auf wenig zurückgreifen kann. Selbst durch die Handschrift wird es nicht möglich sein, da die auch von einem Untertanen stammen kann.

Auf alle Fälle ein schöner Beleg,

mit Grüßen Max
 
zockerpeppi Am: 19.08.2017 21:30:49 Gelesen: 122675# 142 @  
@ Max78 [#141]

Den Begriff Rangkrone kannte ich nicht. Da findet sich so einiges bei Google. Gute Idee von Adriana.

vielen Dank

Lulu
 
Max78 Am: 20.08.2017 01:29:58 Gelesen: 122648# 143 @  
@ zockerpeppi [#142]

Servus Lulu,

hier noch etwas Vergleichbares aus anderer Ecke: André Chevalier, Drucker und Herausgeber der ersten Luxemburger Zeitung La Clef du cabinet des princes de l'Europe, die später auch in Lothringen herausgegeben wurde:

https://de.wikipedia.org/wiki/La_Clef_du_cabinet_des_princes_de_l’Europe

Dort lässt sich auch der link zur Nationalbibliothek Luxemburg finden, welche alle Ausgaben dieser Zeitung digital zu Verfügung stellt:

http://www.luxemburgensia.bnl.lu/cgi/luxonline1_2.pl?action=fv&sid=clefcabinet&year=1736&issue=02&page=79&zoom=3

Hier noch ein weiteres Exemplar von 1731:



Die Krone würde in diesem Fall dann eventuell doch eher auf den Niederadel deuten.

mit Grüßen Max
 
zockerpeppi Am: 20.08.2017 21:23:35 Gelesen: 122592# 144 @  
@ Max78 [#143]

Vielen Dank für deine Mühe.

Die Nationalbibliothek ist bei mir Standard Ausrüstung (shortcut auf dem Desktop). Die Zeitung kam seit Juli 1704 1x im Monat heraus. Ab Juli 1774 dann 2x monatlich. Eingestellt im Juli 1794, wohl unter der Besatzung der Franzosen. Allerdings habe ich sie noch nie konsultiert.

Den Ornamenten der Rangkrone, Wort das es bis gestern in meinem kargen deutschen Wortschatz noch nicht gegeben hat, hätte ich doch auf eine Herzogskrone getippt. Und das Korpus des Siegels ist nur so von Perlen übersät. Wie auch immer. Ich muss wohl davon ausgehen dass der Vermerk auf dem Verso so seine Richtigkeit hat. Jusqu'à preuve du contraire - bis zum Gegenbeweis.

beste Sammlergrüße
Lulu
 
Max78 Am: 20.08.2017 22:09:26 Gelesen: 122583# 145 @  
@ zockerpeppi [#144]

Hallo Lulu,

kein Problem, ich finde solche Recherchen immer recht interessant und man lernt immer dazu, auch wenn bei "um so älter/um so weniger Vergleich" manchmal nur Interpretation übrig bleibt (da geht es Wissenschaftlern nicht anders). Aber gerade das reizt mich. Die Dinge mit Kinderaugen betrachten und anderen Dingen gegenüberstellen. ;-)

Noch ne' kleine Phantasie zu Perlen: eventuell von der Ritterkrone (Belgien) kopiert, da Nachname Chevalier = Ritter heisst. Man hatte damals ja schon gerne gespielt. Auf die Zeitung bin ich gestossen, als ich "Neipperg + Luxemburg" in der Suchleiste eingetragen hatte. Du kennst Sie anscheinend wesentlich besser als ich. Er wurde in dieser Zeitung öfter mal behandelt, eventuell wäre somit ein schriftlicher Kontakt gar nicht so abwegig. Gibt's ein Wasserzeichen?

Vielleicht äussert sich ja noch ein Altbrieffreund, der eventuell erklären könnte, ob es 1737 eine länderübergreifende Portofreiheit gab. Auch würde mich interessieren wie man sich den Transport eines Briefes von hochrangigen Persönlichkeiten wie Franz I vorstellen kann.

Schönen Start in die Woche, mit Grüßen Max
 
Max78 Am: 21.08.2017 00:42:16 Gelesen: 122563# 146 @  
Hier mal ein Beispiel aus den heimischen Gefilden, Ebingen - Erbach 1813 (vom 2. ins 3. Rayon):



Hätte ich gleich gewusst, dass Adressat auch mit dem rückseitigen Siegel in Verbindung steht, wär's schneller gegangen. Im Gegensatz zum letzten Beispiel hat man hier das Glück, auf Reste des Inhalts zu stossen:



Schwammige Schrift: das a, e, r und n sind kaum zu unterscheiden. Mit Anfangsbuchstaben W war dann klar, dass es sich um's Schloss Werenwag handeln muss. Ein Blick auf wikipedia genügt, um die Besitzer Freiherren von Ulm zu Erbach zu finden. Man erwartet eine Rangkrone mit 7 Perlen, aber das Siegel zeigt eine Grafenkrone (9 Perlen). Liegt wahrscheinlich an Adam Joseph Ignaz Freiherr von Ulm zu Erbach, der per Diplom aus Wien den Reichsgrafenstand erhielt, welcher allerdings im Jahre 1814 wieder erlosch. Auf dem Siegel ist unterhalb der Grafenkrone auf der linken Seite das Wappen der Freiherren Ulm zu Erbach (1 zu 1), das auf der rechten Seite mit Fisch? kann ich nicht deuten, eventuell "von Rheinau" großmütterlicherseits:



Und weil ich das Streiflicht so schön fand, hier noch das Schloss (ohne Schnörkel):



Gut's Nächtle, Max
 
Max78 Am: 22.08.2017 04:14:57 Gelesen: 122497# 147 @  
@ zockerpeppi [#140]

Möchte noch etwas geradebiegen: die Behauptung (Vermutung) von mir bezüglich "Luchsenburg" stimmt nicht. Es gibt sehr wohl Quellen (auch gedruckt), die Luxembourg mit "ch" aufführen. Aber das wusstest Du bestimmt schon. Portofrei durfte Herr Chevalier seine Briefe wahrscheinlich auch nicht versenden. Es wäre wirklich interessant zu wissen in wie weit sich die Briefsiegel von den Siegeln von Urkunden unterscheiden, wenn sie von so hochrangigen Personen stammen. Eventuell gab's da ja "Vorsichtsmassnahmen" für Briefe, die man in fremde Hände gab, auch wenn das nicht die gewöhnlichen Boten waren? Ich stell' mir grad' Frau Merkel in der Postfiliale vor.

mfg Max
 
zockerpeppi Am: 22.08.2017 21:35:33 Gelesen: 122464# 148 @  
@ Max78 [#147]

Ich könnte dir da einen Vortrag über persönliche Portofreiheiten von unserem lieben Bayern Klassisch empfehlen.

--> Die gingen nicht zum 'Schalter', die liessen gehen. Alleine beim Anblick des Siegels galt das Gebot ja nix vermasseln. Und wehe dem der die Post der noblen Herrschaften nicht mit Sorge behandelt hätte. BK hat das so gut geschildert, ich hörte schon Kettenrasseln.

:-*

Lulu
 
bayern klassisch Am: 23.08.2017 06:15:41 Gelesen: 122444# 149 @  
@ zockerpeppi [#148]

Liebe Lulu,

vielen Dank für deine netten Worte - schön, wenn du dich meines kleinen Vortrages noch erinnerst, auch wenn er nur Bayern zum Thema hatte. Anderswo wird es aber auch nicht viel anders gewesen sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 16:49:10 Gelesen: 119551# 150 @  
Liebe Freunde,

Brief aus Weilheim an Herrn Notar Speckner in Dießen am Ammersee vom 15.3.1873, angekommen am selben Tag (was wunder!), mit 3 Kr. Nr. 23 korrekt frankiert.



Siegelseitig allerliebst das rote, geprägte Siegel des Absenders: K. Advokat August Meixner, Weilheim.

Die blauen Stempel auf dem blauen Briefpapier sind so deutlich zu erkennen, wie eine Träne im Ozean und mein Dank gebührt dem Absender für sein nettes Kleberchen, ohne das alles nichts wäre!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
fogerty Am: 19.11.2017 17:52:21 Gelesen: 117384# 151 @  
Wertbrief aus dem Jahre 1964 aus der Abgeordnetenkammer in Rom. Empfänger war das Organistaionskomitee der Int. Galopprennen am Pferderennplatz in Meran. Die Siegel auf der Rückseite: Poste Italiane-Roma-Camera dei deputati.



Grüße
Ivo
 
ego Am: 23.12.2019 19:48:38 Gelesen: 67878# 152 @  
Auch wenn hier schon länger nichts mehr geschrieben wurde, so möchte ich dennoch einen Post anhängen.

Vielleicht kann mir auch jemand von euch sagen, um wen oder was es sich bei dem Siegel handelt?

Wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest!


 
bayern klassisch Am: 23.12.2019 19:51:08 Gelesen: 67876# 153 @  
@ ego [#152]

Aus Nürnberg mit den Initialen E. R. wird es sicher viele Dutzende Menschen gegeben haben. Das heraus zu finden dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein (es sei denn, die Dame (Empfängerin) wurde von einem Ernst Rohwolt oder so geehelicht).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
ego Am: 24.12.2019 07:56:06 Gelesen: 67837# 154 @  
Danke dir sehr für deine Antwort, Ralph.

Dein Gedanke mit Ernst Rowohlt ist vll. gar nicht so verkehrt, wobei das Weitere von mir auch für mich etwas weit hergeholt ist. :)

Ernst Rowohlt war 1912 für kurze Zeit mit einer Schauspielerin "Emmy Reye".
Adressiert ist der Brief im Jahre 1906 an eine "Emmy Stürmer" ... vll hieß die Dame zu der Zeit so.

Wer weiß :) Ich habe mehrere Belege, aus dieser Zeit, die an diese Dame adressiert sind, aber nur einer davon war halt mit einem Siegel versehen.
Da ich auch einen Beleg an diese Dame von 1919 habe (lautend auf den Nachnamen "Stürmer") glaube ich aber nicht, dass die Emmy Reye und Emmy Stürmer die gleiche Person ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Rowohlt#Eheschlie%C3%9Fungen
https://www.t4-denkmal.de/deu/Emmy-R

Danke dir nochmals für deine Antwort und schöne Feiertage.

Gruß, Peter
 
bayern klassisch Am: 24.12.2019 08:58:12 Gelesen: 67829# 155 @  
@ ego [#154]

Hallo Peter,

da müsstest du vlt. in der Firmengeschichte (wenn es die gibt) von Rowolt forschen, ob sie vlt. Literatin war, oder eine nette Bekanntschaft usw.

Vlt. sind auch dort noch Briefe von ihm erhalten, die siegelseitig eingescannt wurden (glaube ich eher weniger). Dann wäre es ein Leichtes, den Brief festzumachen. Aber so sind viele wäre und hätte dabei - zu viele.

Liebe Grüsse und Frohes Fest,
Ralph
 
M.P.D. Am: 19.03.2020 22:22:48 Gelesen: 65047# 156 @  
Hallo,

kann mir evtl. jemand etwas über das Siegel sagen (Krone über einem S)?

Konnte im Netz nichts dazu finden. Weiß aber inzwischen, dass es ein Faltbrief ist, Thurn und Taxis, gelaufen von Darmstadt nach Laubach, respektive umgekehrt. 1857.

Den Absender kann ich nicht entziffern, daher die Frage nach dem Siegel.

Gruß
Mike


 
bayern klassisch Am: 19.03.2020 22:26:37 Gelesen: 65046# 157 @  
@ M.P.D. [#156]

Hallo Mike,

der Brief wurde mit einer modernen Freiherrenkrone zu 7 Perlen gesiegelt (Freiherr = Baron). Wenn du also schaust, ob es mit diesen Initialen eine Person um 1850 dort gab, der Freiherr/Baron war, hast du den Absender schon gefunden.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
M.P.D. Am: 19.03.2020 22:41:05 Gelesen: 65041# 158 @  
Familie Solms-Laubach.

Daumen hoch.

Danke.

Gruß
 
bayern klassisch Am: 19.03.2020 22:46:51 Gelesen: 65039# 159 @  
@ M.P.D. [#158]

Na das ist doch klasse, was du schon so alles heraus findest! Chapeau!

Liebe Grüsse,
Ralph
 

Das Thema hat 184 Beiträge:
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