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Thema: Der Nachbarortsverkehr der Deutschen Reichspost vom 1.4.1900-5.5.1920
bekaerr Am: 21.05.2013 17:22:54 Gelesen: 82490# 1 @  
Hallo zusammen,

mein Name ist Bernd und ich möchte hier eines meiner Spezialgebiete, den Nachbarortsverkehr der Reichspost von 1.4.1900 – 5.5.1920 vorstellen.

Vielleicht haben ja auch andere Mitglieder der philaseiten den ein oder anderen Nachbarortsbeleg in Ihrer Sammlung und möchten ihn vorstellen. Oder aber es schlummern noch unentdeckte Nachbarortsbelege in der Sammlung. Manchmal ist die Identifizierung eines solchen, bzw. die Abgrenzung zum „normalen“ Ortsverkehr gar nicht so einfach. Wenn jemand Fragen hat, bin ich gerne bereit zu helfen.
Andererseits habe selber ich bei vielen Nachbarortsverbindungen noch Fragen zu den Enddaten, hier können mir vielleicht andere Sammler mit Ihrem Wissen weiterhelfen.

So, nun genug der Vorrede, ich fange am besten am Anfang an. Und wie auch in der Philatelie oft so üblich ist: Am Anfang steht das Wort.



Welche Postorte in den Genuß der ermäßigten Ortsgebühren kamen, war in einem Verzeichnis, das am gleichen Tag erschien festgelegt. Dieses (erste) Verzeichnis nannte weit über 1.000 Zulassungen auf einen Schlag.

Mein bisher frühester Nachbarortsbeleg:



Postkarte aus Wildpark nach Potsdam vom 14.5.1900

Diese Verbindung wurde gleich im ersten Verzeichnis ab 1.4.1900 zugelassen. Vom absendenden Postort Wildpark ausgesehen, war der Ortstarif auch nach den Postorten Bornim, Bornstedt, Kleinglienicke und Nowawes-Neuendorf möglich. Ab 1909 kam auch Neubabelsberg dazu. Obwohl Wildpark m. W. politisch immer zu Potsdam gehörte, galt es bei der Reichspost als eigenständiger Postort.

Über 40 % aller Nachbarortsverbindungen wurden in der OPD Berlin zugelassen.



Brief von Berlin-Niederschöneweide nach Berlin vom 10.6.1913 per Einschreiben, korrekt mit 25 Pf frankiert. Die Zulassung des Nachbarortsverkehrs zwischen Berlin und Niederschöneweide wurde erst relativ spät, am 28.9.1910 veröffentlicht.

Das war`s für`s erste, ich freue mich über jeden Kommentar.

Beste Grüße,
Bernd
 
muemmel Am: 21.05.2013 18:48:36 Gelesen: 82469# 2 @  
@ bekaerr [#1]

Hallo Bernd,

vielen Dank dafür, dass Du dieses Thema hier aufgreifst. Ich glaube, dass es nicht nur bei mir sondern auch bei anderen Forum-Mitgliedern an tiefschürfenden Kenntnissen mangelt.

Bin sehr gespannt, was Du uns noch an weiteren Dingen präsentierst.

Schöne Grüße
Mümmel
 
iceland10 Am: 21.05.2013 20:53:11 Gelesen: 82440# 3 @  
Drucksache im Länderübergreifenden Nachbarortsverkehr von Mannheim (Reichspostgebiet) nach Ludwigshafen (damals Bayern) einmal über den Rhein für 2 Pfennig.

Man beachte, die neue Rechtschreibregel war in Mannheim bereits 1900 bekannt, Schifffahrt mit 3 f.

Gruß


 
volkimal Am: 22.05.2013 15:20:10 Gelesen: 82393# 4 @  
Hallo zusammen,

ich habe mich zwar noch nie mit dem Nachbarortsverkehr beschäftigt, bin in meiner Sammlung aber auf zwei Belege gestoßen, die verdeutlichen, wie schwierig das Thema ist:



Postkarte aus Cannstatt in das ca. 5 km entfernte Stuttgart zum Württembergischen Ortstarif von 5½ Pfg. Nach Wikipedia: "Am 1. April 1905 wurde die Oberamtsstadt Cannstatt mit der Residenzstadt Stuttgart vereinigt, aber nicht eingemeindet."

Die große Frage: Gilt damit für den Briefverkehr zwischen Cannstatt und Stuttgart der Ortstarif oder handelt es sich um den Nachbarortstarif?

Interessant finde ich auch den Text der Karte: "Werter College! Teile Dir mit das die Bewegung beendet ist. Wir haben 10% weiter bekommen. Damit ist auch meine tätigkeit als Vertrauensmann zu Ende. Für solche Coll. werde niemals ein Finger rühren. Teile es der Verbandsleitung mit."

Ging es um irgendwelche Tarifverhandlungen?



Ein weiteres Beispiel zu der Problematik „Nachbarortsverkehr“ ist dieser Brief an meinen Urgroßvater. Der Brief aus Dobrilugk (heute Doberlug-Kirchhain) geht in das 8 km entfernte Friedersdorf, wo Urgroßvater als Pfarrer arbeitete. Der Brief ist übrigens nicht frankiert, sondern es handelt sich stattdessen um die preußischen Zähldienstmarken. Preußische Dienstbriefe wurden nicht frankiert, sondern Preußen bezahlte der Reichspost einen Pauschalbetrag für das Porto. Mit den Zähldienstmarken wurde im Jahre 1903 überprüft, wie viel Post Preußen tatsächlich verschickt hat und wie hoch die Pauschale in den folgenden Jahren sein würde.

Nun zum Porto des Briefes. Für den Brief galt der Ortstarif von 5 Pfennig. Obwohl er in das benachbarte Friedersdorf ging, handelt es sich nicht um den Nachbarortsverkehr. Friedersdorf hatte kein eigenes Postamt, sondern es wurde von Dobrilugk aus versorgt. Der Brief zählt also zum Ortsverkehr im Landzustellbereich. Dadurch stimmen der Aufgabestempel und der Ankunftsstempel auf der Rückseite überein - und das einschließlich der Uhrzeit.

Viele Grüße
Volkmar
 
blaujacke Am: 22.05.2013 17:26:00 Gelesen: 82371# 5 @  
@ volkimal [#4]

Hallo Volkmar,

ob es sich wohl um den Ringer Franz Reitmeier (s. Wikipedia) handelt und die Karte von einem Vereinskollegen kommt? Ich habe das "ergoogelt"!

Viele Grüße
Uwe
 
bekaerr Am: 23.05.2013 12:43:30 Gelesen: 82335# 6 @  
Hallo an alle,

freue mich sehr über die bisherigen Meldungen und Scans.

@ iceland10 [#3]

Vielen Dank für den schönen Beleg, da möchte ich gleich die Gegenrichtung dokumentieren:



Es handelt sich um eine - in meinen Augen etwas rätselhafte Einladung. "Es wird gebeten in Couleur zu erscheinen". :-) Vielleicht kann jemand bei der Entschlüsselung der Abkürzung "M. L. a. H. S. C." helfen?



Die Verbindung zwischen dem zum Reichspostgebiet gehörenden Mannheim und dem damals noch bayerischen Ludwigshafen war eine der wenigen grenzüberschreitenden Nachbarortsverbindungen. Daneben waren ab 1.4.1900 zugelassen:

Altenwald - Schnappach
Ebernburg - Münster am Stein
Kreuzwertheim - Wertheim
Maxau - Maximiliansau
Schnappach - Sulzbach

Belege Ludwigshafen-Mannheim und anders herum findet man immer wieder mal, alle anderen sind vermutlich seltener als der Schwarze Einser. Das Postaufkommen dieser Orte dürfte aufgrund der geringen Einwohnerzahl auch nicht besonders groß gewesen sein.

@ volkimal [#4]

Du bringst es genau auf den Punkt! Ich habe mich immer gefragt: Wie erkenne ich den Unterschied? So richtig konnte mir das niemand erklären. Das hat mich dann gereizt, der Sache auf den Grund zu gehen, weil es ein Thema war, das offensichtlich noch gänzlich unbeackert war.

Zu Württemberg:

Der Württembergische Nachbarortsverkehr war bis 1919 gänzlich anders strukturiert. Ich bin da nicht ganz so sattelfest, aber der dortige Nachbarortsverkehr richtete sich lange Zeit nach der Entfernung. Dazu gehörten Briefsendungen in einem Umkreis von (ich glaube) 10 km - bitte korrigieren, falls falsch - lag. Dann gab es noch den sog. Oberamtsverkehr. Dieser beinhaltete ermäßigte Briefsendungen, die das Gebiet eines Oberamtes nicht verließen. Vielleicht können die Württemberg - Spezialisten hier noch genauere Angaben machen? Diese Württemberger Besonderheiten änderten sich laut Handwörterbuch des Postwesens erst ab 1.7.1919. Ab diesem Datum sollte der Nachbarortsverkehr - analog zum Reichspostgebiet - nur noch zwischen bestimmten, von der Postverwaltung zugelassenen benachbarten Postorten gelten. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, ein Verzeichnis solcher Zulassungen zu finden.

Zur Frage NOV oder OV zwischen Stuttgart und Cannstatt: Ich tippe eher darauf, dass sich Status nicht verändert hat, da eine politische Eingemeindung nicht zwangsläufig die postalische Vereinigung zur Folge hatte. Im Gebiet der Reichspost gibt es eine ganze Reihe von Beispielen, in denen der Nachbarortsverkehr zwischen Postorten neu zugelassen wurde, die jedoch schon lange vor dieser Zulassung politisch in der gleichen Gemeinde oder Stadt lagen. Eine seriöse Antwort kann man aber nur geben, wenn man definitiv anhand von Quellen nachweisen kann, wie lange der Postort Cannstatt tatsächlich eigenständig war. Ein Indiz können die Angaben im "Hass: Deutsche Postorte ..." sein. Dort ist bei Cannstatt bis 1920 keine "Ortsnamenänderung" verzeichnet. Das spricht für meine These, bestätigt sie aber nicht zu 100%, denn eine Ortsnamenänderung bedeutet nicht zwangsläufig den Verlust der Eigenständigkeit.

Um die Verwirrung komplett zu machen: Im ersten Verzeichnis vom 1.4.1900 wurden u. a. folgende Nachbarortsverbindungen zugelassen:

Borgholzhausen 1 (Ort) - Borgholzhausen 2 (Bhf)
Bordesholm (Ort) - Bordesholm (Bhf)
Bremen-Horn - Bremen-Woltmershausen

Das sind nur drei Beispiele von einigen Dutzend! D. h., allein aus der postalischen Benennung ist der postrechtliche Status nicht eindeutig zu ermitteln. Dazu später sicher noch mehr.

Zum Inhalt kann ich Dir leider nicht weiterhelfen. :-(

Dein zweites Beispiel würde sich auch in meiner Sammlung gut machen, er paßt hervorragend zu folgendem Beleg:



Postkarte von Kirchhain (Niederlausitz) nach Dobrilugk vom 30.1.1903 Das ist echter Nachbarortsverkehr, die Zulassung wurde veröffentlicht am 1.4.1900. Zu Deinen Angaben kann ich noch ergänzen, dass beide Postorte 1950 in der DDR zur Doppelstadt "Doberlug-Kirchhain" zusammengelegt wurden. Die Namensänderung von Dobrilugk nach Doberlug wurde 1937 vollzogen, da der slawische Ursprung des Ortsnamens politisch unerwünscht war. (Quelle: wikipedia)

Im Gegensatz zu vielen anderen Nachbarortsverbindungen handelt es sich hier um eine singuläre Verbindung, d. h. die Verbindung bestand nur zwischen diesen beiden Postorten.

Beste Grüße,

Bernd
 
jmh67 Am: 23.05.2013 14:14:29 Gelesen: 82316# 7 @  
@ bekaerr [#6]

Es wird gebeten in Couleur zu erscheinen

Das war typisch für Studentenverbindungen, die hatten alle ihre eigenen Farben an Mützen, Schärpen, Säbelgriffen, Quasten an Tabakspfeifen usw., trugen bei Zusammenkünften auch eine Art Uniform und benutzten einen "Zirkel", d. h. ein monogrammartiges Zeichen - das ist der Schnörkel neben dem Namen des Adressaten. S. C. könnte für Senioren-Convent stehen, also eine übergeordnete Vereinigung, worauf auch der Doktortitel des Einladenden hinweist.

Jan-Martin
 
reichswolf Am: 23.05.2013 14:51:40 Gelesen: 82309# 8 @  
@ bekaerr [#6]

M.L. bedeutet wahrscheinlich Mitglied der Leopoldina, der Deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften. Den Rest kann ich grade nicht entschlüsseln. Um das zu klären, kannst du dich ja eventuell einfach mal an die Leopoldina wenden.

Beste Grüße,
Christoph
 
bekaerr Am: 26.05.2013 18:52:14 Gelesen: 82245# 9 @  
@ reichswolf [#8]

Habe die Leopoldina angeschrieben. Wenn die Antwort kommt, werde ich sie hier veröffentlichen. Vielen Dank für den Hinweis, von allein wäre ich da nie drauf gekommen.

@ jmh67 [#7]

Auch Dir ein herzliches Dankeschön.

Werde nächste Woche mit neuen Belegen weiter den Nachbarortsverkehr vorstellen.

Beste Grüße,
Bernd
 
guy69 Am: 27.05.2013 08:45:32 Gelesen: 82202# 10 @  
Andersherum gefragt. Wie lange bestand denn die Möglichkeit zur kostengünstigeren Versendung im Nachbarortsverkehr? Gibt es im Internet die Ortspaare einzusehen?

Habe hier eine Karte von Mainz nach Wiesbaden vom 24.01.1954


 
Rainer HH Am: 27.05.2013 10:10:20 Gelesen: 82186# 11 @  
@ guy69 [#10]

Gibt es im Internet die Ortspaare einzusehen?

Jetzt ja. ;)

Auch im Inlandsverkehr gab es ein paar Regeln, die man als Belegsammler beachten muss.

Nachbarorte

Normalerweise galten die ermäßigten Gebühren für den Ortsverkehr nur innerhalb einer Stadt oder Gemeinde. Bis 31.3.1921 galten sie auch im Nachbarortsverkehr.

Nachbarortsverkehr ist ein Begriff der deutschen Postverwaltungen, der die ermäßigte Gebühr für Briefsendungen im innerörtlichen Verkehr auf bestimmte Nachbarorte ausgedehnte.

Zum Nachbarortsverkehr sollten nicht nur zusammenhängende Postorte, sondern auch solche Postorte zugelassen werden, die, ohne baulich zusammenzuhängen, so nahe bei einander lagen und in so engen wirtschaftlichen Beziehungen standen, dass sie als ein einheitlicher Verkehrsbezirk angesehen werden konnten. (Aus der Begründung des Entwurfs zum genannten Gesetz). Quelle: Wikipedia

Ab 1.1.1922 wurden im Einzelfall Ausnahmeregelungen für gewisse benachbarte Orte getroffen, zwischen denen ab dem gelisteten Datum Ortsgebühren galten.

1.1.1922
Bremen - Hemelingen
Bremerhaven - Geestemünde
Bremerhaven - Lehe
Münster a. Stein - Ebernburg (OPD Coblenz-Speyer)
Bingen (Rhein) - Bingerbrück
Mainz - Biebrich
Hamburg - Altona
Hamburg - Wandsbek
Hamburg - Bramfeld
Hamburg - Kirchsteinbek
Hamburg - Lokstedt
Hamburg - Schiffbek
Hamburg - Stellingen
Hamburg - Wilhelmsburg
Besenhorst - Geesthacht
Harburg - Moorburg
Lübeck - Stockelsdorf
Mannheim - Ludwigshafen
Wertheim - Kreuzwertheim
Bad Süderode - Gernrode
Wilhelmshafen - Schaar
Ulm - Neu-Ulm

8.5.1922
Hamburg - Altenwerder

3.7.1922
Hamburg - Kleinflottbek

Postkarten und Standardbriefe zwischen oben genannten Orten unterlagen bis zum 28.2.1962 dem Ortsporto, danach galt das geringere Porto nur noch innerhalb von Berlin!

Ich habe oben genanntes Verzeichnis komplett aufgezeichnet, viele Orte (insbesondere bei den Hamburg-Verbindungen) wurden im Laufe der Geschichte eingemeindet.
 
guy69 Am: 27.05.2013 10:21:06 Gelesen: 82184# 12 @  
Hübsche Aufstellung. Leider ist die Verbindung Mainz-Wiesbaden nicht aufgeführt. Die Oranienenstrasse liegt in der Innenstadt von Wiesbaden. Biebrich ist ein Vorort von Wiesbaden. Liegt hier ein ermäßigtes Porto für Nachbarortsverkehr (Postkarte Ortstarif) oder um 2 Pfennig unterfrankierte (unbeanstandete) Inlandspostkarte vor?
 
Rainer HH Am: 27.05.2013 11:06:24 Gelesen: 82172# 13 @  
Oben genannte Aufstellung habe ich dem Postbuch von Werner Steven entnommen.

In der Postordnung vom 30.1.1929, die auch im Bereich der Bundespost Gültigkeit hatte, sind folgende Nachbarorte aufgeführt:

* Bad Münster a Stein - Ebernburg
* Bingen (Rhein) - Bingerbrück
* Frankfurt (Main) - Offenbach
* Frankfurt (Main) - Neu-Isenburg
* Wiesbaden - Mainz
* Wiesbaden - Bischofsheim
* Wiebaden - Ginsheim-Gustavsburg
* Hamburg - Garstedt
* Hamburg - Harksheide
* Hamburg - Schenefeld
* Lübeck - Stockelsdorf
* Lübeck - Bad Schwartau
* Mannheim - Ludwigshafen
* Wertheim - Kreuzwertheim
* Bad Siderode - Gernrode
* Ulm - Neu-Ulm

Unter § 6 (Briefe) heisst es dort:

I. Briefe werden im Ortsverkehr gegen ermäßigte Gebühr befördert.
II. Ortsverkehr ist der Verkehr innerhalb des Orts- und Landzustellbezirks des Aufgabeortes. Liegen mehrere Postanstalten in derselben Gemeinde, so bilden ihre Orts- und Landzustellbereiche einen einheitlichen Ortsverkehrsbezirk. Ortsverkehr kann vom Bundesminister f+r das Post- und Fernmeldewesen zugelassen werden, die baulich zusammenhängen und durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Ländern gehindert sind, sich zu einer Gemeinde zusammenzuschließen.
Soweit im Zuge der Neugliederung des Bundesgebietes in der Zugehörigkeit der Orte zu verschiedenen Ländern Änderungen eintreten, bleibt es bei dem bisher zugelassenen Ortsverkehr.

Anweisung zur Durchführung der AmtsblVf. Nr. 54/1963 (zum 01.03.1963)

5. Wegfall der Ortsgebühr für Briefe und Postkarten
Die ermäßigte Gebühr für Briefe und Postkarten im Ortsverkehr ist weggefallen.
Wegen der besonderen Verhältnisse in Berlin wird die ermäßigte Gebühr für Briefe und Postkarten für dieses Gebiet unverändert beibehalten.

Dort findest Du jetzt auch Deine Postkarte im Nachbarortsverkehr Mainz-Wiesbaden!

Gruß Rainer
 
guy69 Am: 27.05.2013 11:09:42 Gelesen: 82170# 14 @  
Vielen Dank. Das ist es.

Superschnelle Infos.

Dankeschön Rainer.
 
bekaerr Am: 27.05.2013 13:27:24 Gelesen: 82146# 15 @  
@ guy69 [#10]
@ Rainer HH [#11]
@ Rainer HH [#13]

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Frage und die Antworten. Sowohl Frage und auch Antworten zeigen die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung der jeweiligen Definitionen. Der "Nachbarortsverkehr" galt nur vom 1.4.l900 - 5.5.1920. Die Karte in guy69 [#10] kann demnach kein Beleg aus dem Nachbarortsverkehr sein. Auch die in den Beiträgen Rainer HH [#11] und Rainer HH [#13] aufgeführten Ortspaarungen sind keine Verbindungen des Nachbarortsverkehrs. Dennoch hat Rainer Recht, wenn er schreibt, dass zwischen diesen benachbarten Orten das ermäßigte Ortsporto galt! Die Lösung liegt in der postamtlichen Definition. Das Handwörterbuch des Postwesens (1953) schreibt dazu auf S. 442 unter Nachbarorstverkehr:

"... Der Nachbarortsverkehr hat im ganzen Deutschen Reich zu bestehen aufgehört. ... Jetziger Rechtszustand: Vom 1.4.1921 an sind zwar ... ermäßigte Gebühren für Postkarten und Briefe wieder eingeführt worden; der frühere Nachbarortsverkehr ist aber nicht wieder aufgelebt. Der auf Grund des Gesetzes über Postgebühren vom 19.12.1921 seit 1.1.1922 zugelassene Ortsverkehr zwischen Orten, die baulich zusammenhängen, aber durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Ländern gehindert sind, sich zu einer Gemeinde zusammenzuschließen, kann nicht als Nachbarortsverkehr gelten. Es handelt sich dabei vielmehr um einen erweiterten Ortsverkehr, worüber der Wortlaut des Gesetzes vom 19.12.1921 § 1 Abs. 2 keinen Zweifel aufkommen läßt."

Für den Postbenutzer machte es zwar keinen Unterschied, ob es "Nachbarortsverkehr" hieß, oder "erweiterter Ortsverkehr", Hauptsache die Kosten waren gering. Für die Post war dies aus rechtlichen Gründen offenbar jedoch immens wichtig, da das Handwörterbuch diesen rechtlichen Unterschied gleich mehrfach betont.

Ich persönlich halte mich an die Sichtweise der Post, da es sich in der Tat um zwei völlig verschiedene Dinge handelt. Der wichtigste Unterschied ist der, das beim späteren "erweiterten Ortsverkehr" nur Ortspaarungen zugelassen werden konnte, die in jeweils verschieden Gliedstaaten (zuerst des Deutschen Reichs, später der Bunderepublik) lagen und sich deshalb politisch nicht zusammenschließen konnten. Das zeigt sich allein schon an der Anzahl der zugelassenen Verbindungen. Die von Rainer genannte Aufstellung nennt schon die meisten davon. Im Vergleich dazu gab es im vorherigen "Nachbarortsverkehr" über 2.600 (!) Verbindungen.

Eine Übersicht über die Verbindungen des "erweiterten Ortsverkehrs" wurde von ein paar Jahren in der Rundschau der Arbeitsgemeinschaft Forschung Deutsche Bundespost abgedruckt.

Zwischenfrage: Gibt es die Möglichkeit, Excel-Tabellen in die Beiträge einzubauen? Dann könnte ich den aktuellen Forschungsstand veröffentlichen. Ansonsten für alle Interessierten: Ich sende Euch gerne die Tabelle mit den EOV-Daten per E-Mail.

Es gibt übrigens eine ganze Reihe von Ortspaarungen, die erst in den Genuß des "Nachbarortsverkehrs" kamen und später vom "erweiterten Ortsverkehr" profitierten, z. B. Mannheim-Ludwigshafen (siehe bekaerr [#6]) und:



Zwischen Mainz und Wiesbaden dagegen existierte kein Nachbarortsverkehr zwischen 1.4.1900 und 5.5.1920.

Mit Abschaffung des ermäßigten Ortsverkehrs im Bereich der DBP zum 28.2.1963 wurde gleichzeitig auch der EOV abgeschafft.

Beste Grüße,
Bernd
 
guy69 Am: 27.05.2013 13:32:00 Gelesen: 82145# 16 @  
Also ist die Karte als Sondertarif im erweiterten Ortsverkehr zu bezeichnen.
 
Rainer HH Am: 27.05.2013 14:07:43 Gelesen: 82126# 17 @  
@ bekaerr [#15]

Vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag. Zur Erklärung meiner Ausführungen muss ich gestehen, das ich zwar postgeschichtlich interessiert bin, allerdings lediglich in dem Zeitraum ab Beginn der Bundespost. Ich hatte mich anfangs sogar gewundert, das die Postordnung vom 30.01.1929 zu diesem Zeitpunkt (50er Jahre) gültig war.

Die von Rainer genannte Aufstellung nennt schon die meisten davon.

Für weitere Kombinationen des "erweiterten Ortsverkehrs" wäre ich dankbar.

Gruß Rainer
 
bekaerr Am: 27.05.2013 16:33:50 Gelesen: 82096# 18 @  
@ guy69 [#16]

" Sondertarif im erweiterten Ortsverkehr" ist viel besser als Nachbarortsverkehr, ich selber lasse den " Sondertarif" weg, die Besonderheit steckt ja schon im " erweiterten", das ist aber Geschmackssache.

@ Rainer HH [#17]

Die gewünschten weiteren Kombinationen mußte ich erst forumtauglich machen. Excel-Tabelle einfügen ging nicht, auch nicht als PDF. Also alles ausdrucken und als Bild einscannen. Hat leider etwas gedauert. Vielleicht kennt ja ein Mitleser einen Trick, wie man Excel-Tabellen hier einfügen kann?






Wer sich die Tabelle ansieht, wird merken, dass beim EOV noch längst nicht alle Daten geklärt werden konnten, es bleibt also noch spannend.

Generell kann man sagen, dass es gar nicht so leicht ist, jede Verbindung wenigstens einmal zu belegen. Am bekanntesten sind noch:

* Frankfurt - Offenbach
* Frankfurt - Neu-Isenburg
* Wiesbaden - Mainz
* Lübeck - Bad Schwartau
* Lübeck - Stockelsdorf

Alle anderen Verbindungen sind selten bis sehr selten. Das liegt z. T. auch daran, dass sie nicht als EOV-Belege erkannt werden. Wie z. B.:



Postkarte vom Postort Harksheide nach Hamburg, zum Ortsporto (8 Pf) mit Eilzustellung (+ 60 Pf) vom 1.11.1958 (Tarif 1.7.1954 - 28.2.1963)
t Eilzustellung) hervorgehoben. Der EOV wurde nicht erkannt.

Vom Verkäufer wurde als verkaufsförderndes Argument vor allem die Portostufe hervorgehoben, der EOV wurde nicht erkannt.

Das schleswig-holsteinische Harksheide erhielt offenbar erst 1954/1955 eine eigene Postanstalt. Friedrichsgabe hatte im gesamten in Frage kommenden Zeitraum keine eigene Postanstalt. Die Postkarte wurde also in Harksheide aufgegeben und zum Ortstarif nach Hamburg versandt. Die Zulassung Hamburg - Harksheide erscheint erstmals in der ADA V, 1, und zwar als Berichtigung im Zeitraum zwischen Juli und Dezember 1955.

Hier noch der Auszug aus dem Hamburger Strassenverzeichnis von 1951:



Es war also schon vor der Einrichtung einer Postanstalt in Harksheide möglich, Briefe und Postkarten zwischen HH und Harksheide, bzw. Friedrichsgabe zu versenden. Offenbar gehörten diese beiden Orte zum Landzustellbezirk von Garstedt, mit dem der EOV schon seit 1.8.1931 zugelassen war.

So, das war`s für heute. :-)
 
Brigitte Am: 29.05.2013 12:21:38 Gelesen: 82030# 19 @  
@ bekaerr [#18]

Vielleicht kennt ja ein Mitleser einen Trick, wie man Excel-Tabellen hier einfügen kann?

Hallo bekaerr,

Excel-Tabellen können nicht importiert werden, ebensowenig PDFs.

Schöne Grüsse,

Brigitte
 
bekaerr Am: 30.05.2013 14:40:16 Gelesen: 81981# 20 @  
@ Brigitte [#19]

Danke für Deine Antwort. Schade, da bleibt also nur den Umweg über Ausdrucken und als Bild wieder einscannen.

Nachdem wir etwas in den Jahrzehnten herum gesprungen sind, möchte ich heute wieder den Fokus auf den Anfang des vergangenen Jahrhunderts lenken.

Der Raum Hamburg bietet sich dabei wunderbar an, die Vielfältigkeit des Nachbarortsverkehrs darzustellen. Ich habe einmal versucht, die trockenen Daten in eine für`s Auge besser wahrnehmbare Form zu bringen:



Hier einige dazu gehörende Belege:



Postkarte von Altona nach Hamburg-Borgfelde. Anders als bei den Berliner Vororten, bei denen das "Berlin" im Stempel lediglich für die geographische Nähe steht, weist die Doppelbezeichnung im Ankunfts-KOS auf die politische Zugehörigkeit hin. Eine Erklärung, für diese unterschiedliche Handhabung habe ich bisher nicht finden können. Ich glaube, dass muss man einfach so akzeptieren.

Hier ein etwas späterer Brief, von Hamburg nach Wandsbek, Tarif 1.8.1916 - 30.9.1918:



Gerade eben wird Kuchen geliefert, muß daher dringend Pause machen. :-)
 
bekaerr Am: 30.05.2013 16:12:36 Gelesen: 81966# 21 @  
Weiter geht`s mit vollem Magen:



Postkarte von Hamburg nach Groß-Borstel vom 10.1.1919

Postkarten konnten erst wieder nach der Abschaffung der Reichsabgabe zu ermäßigten Gebühren im Ortsverkehr verschickt werden. Der 7 1/2-Pfennig-Tarif galt vom 1.10.1918 bis 1.10.1919. Laut "Hass" erfolgte 1913 eine Ortsnamenänderung von Groß-Borstel nach Hamburg-Großborstel. Kann jemand weitergehende Auskünfte geben, ob sich mit dieser Ortsnamenänderung auch der Status als selbständiger Postort geändert hat?



Eindeutiger NOV von Lokstedt nach Hamburg, Postkarte vom 20.7.1904



Postkarte von Stellingen nach Hamburg vom 26.8.1901

Das sind alle Belege, die ich in den letzten Jahren aus dem Raum Hamburg zusammentragen konnte. Wenn man sich die Übersicht in [#20] ansieht, fällt auf, wie viele Verbindungen ich noch nicht belegen konnte. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn der ein oder andere Mitleser die eine oder andere Lücke mit Belegmaterial füllen könnte. :-)

Beste Grüße,
Bernd
 
volkimal Am: 07.06.2013 18:02:32 Gelesen: 81883# 22 @  
Hallo zusammen,

diesen Nachbarortsverkehr von Berlin nach Charlottenburg findet man vermutlich sehr häufig.



Charlottenburg wurde erst 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet. Daher handelt es sich bei der Karte von 1901 um Nachbarortsverkehr.

Viele Grüße
Volkmar
 
bekaerr Am: 08.06.2013 15:35:42 Gelesen: 81843# 23 @  
Hallo zusammen,

nach einer arbeitsreichen Woche finde ich nun endlich wieder Muße für`s Hobby. :-)

@ volkimal [#22]

Vielen Dank für den Beleg. Nachbarortsbelege zwischen Berlin den Vororten sind in der Tat relativ häufig anzutreffen. Aber wer genau hinschaut, kann auch hier interessante Belege finden:



Brief von Berlin nach Charlottenburg, 29.11.1919. Der Brief konnte trotz intensiver Bemühungen - er wurde mehrfach weitergesandt (an die Postämter Halensee, W. 62, Britz, W. 15 und ein weiteres), bei zwei Postämtern wurde im Verteilerraum ausgerufen, ob jemand den Empfänger kenne - nicht zugestellt werden und wurde daher am 2.12. an das Aufgabepostamt C2 zurück gesandt (Tarif 1.10.1919 - 5.5.1920).

Ebenfalls ein später NOV-Beleg von Berlin nach Halensee vom 23.1.1920, gute drei Monate vor Ende des Nachbarortsverkehrs:



Tarif 1.10.1019 - 5.5.1920

Halensee war als Kolonie nie selbständig, es gehörte stets zu Wilmersdorf, der Postort Halensee genoß den ermäßigten NOV mit Berlin ab dem 1.4.1900.

Über 40 % (ca. 1100 !) aller Nachbarortsverbindungen betrafen das heutige Gebiet von Berlin. Ich bin mir fast sicher, dass ich es allein nicht schaffen werden, für jede Verbindung auch einen Beleg zu finden. Freue mich daher auf weitere Berliner NOV-Belege von Euch!

Beim nächsten Mal werde ich einige Belege der Berliner Vororte untereinander zeigen.

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 08.06.2013 15:42:22 Gelesen: 81841# 24 @  
Einen besonders schönen habe ich noch:


 
mumpipuck Am: 09.06.2013 11:06:26 Gelesen: 81789# 25 @  
Hier kann ich noch einen Beleg für den Nachbarortsverkehr Hamburg - Billwärder vom 08.04.1902 nachreichen:


 
mumpipuck Am: 09.06.2013 23:25:10 Gelesen: 81724# 26 @  
Nachfolgend möchte ich noch einen Beleg vorstellen, der zeigt, dass auch die Einwohner der betroffenen Orte sich nicht so sicher waren, wo der Nachbarortsverkehr (NOV) bestand und wo nicht.

Es ist ein Brief von Zollenspieker ins benachbarte Kirchwärder vom 31.12.1901. Er wurde zum Ortsporto frankiert. Der NOV galt zwischen diesen Orten aber erst ab 21.03.1905, weshalb entsprechend Nachporto erhoben wurde. Ab 01.04.1938 gehörten beide Orte zu Hamburg und dort zum Ortsteil Kirchwärder des Stadtteils Hamburg-Bergedorf. Kirchwärder als Poststelle I Hamburg-Kirchwärder 1 und Zollenspieker als Postamt Hamburg-Kirchwärder 2.


 
westfale1953 Am: 10.06.2013 10:49:58 Gelesen: 81685# 27 @  
Hallo Bernd,

ich habe hier eine Ganzsachen-Postkarte von ENDERSBACH nach ??? frankiert mit 5 1/2 Pfg. Diese Portostufe lässt mich vemuten, dass es sich hier um eine Sendung im Nachbarortsverkehr handelt. Ist das korrekt?

Kann jemand den Bestimmungsort identifizieren?



Bernhard
 
Jahnnusch Am: 10.06.2013 11:01:02 Gelesen: 81677# 28 @  
Breitnersbach - gibt es nicht
Beutnersbuch - gibt es nicht
Leutersbach gibt es in Sachsen
 
reichswolf Am: 10.06.2013 13:04:43 Gelesen: 81655# 29 @  
@ westfale1953 [#27]

In einem solchen Fall geht man wie folgt vor: Endersbach in Google suchen. Dann findet man heraus, daß der Ort heute ein Stadtteil von Weinstadt ist, und daß der Nachbarstadtteil Beutelsbach heißt. Da das sowohl zur Portostufe als auch zum etwas unleserlichen Bestimmungsort passt, würde ich damit das Problem als gelöst angehen, besonders wenn man folgendes berücksichtigt:

"Im inneren Verkehr Württembergs (PO für das Königreich Württemberg vom 27. Juni 1892 und vom 21. Mai 1900, Regierungsblatt für das Königreich Württemberg 1892 S.197 und 1900 S. 369) umfasste seit dem 1. April 1900 der Nachbarortsverkehr den Verkehr zwischen Postanstalten, die bis zu 10 km voneinander entfernt waren." (Quelle: wikipedia)

Beste Grüße,
Christoph

PS: Der Stempel von Aichberg passt auch sehr gut ins Bild. Aichberg ist heute eine Nachbargemeinde von Weinstadt.
 
bekaerr Am: 10.06.2013 13:54:42 Gelesen: 81649# 30 @  
@ westfale1953 [#27]

Hallo Bernhard,

beide Orte lagen in Württemberg. Der Bestimmungsort heißt "Beutelsbach" und war zumindest 1910 (für die Jahre danach fehlen mir leider noch Quellen) selbständiger Postort.

Heute gehören beide zu Weinstadt: http://de.wikipedia.org/wiki/Weinstadt

Vorausgesetzt, Beutelsbach war auch 1919 noch selbständiger Postort, handelt es sich auf jeden Fall um einen echten Nachbarortsverkehr. Beide Orte lagen nur ca. 2 km voneinander entfernt. In Württemberg gab es ja bis Mitte/Ende 1919 noch den sog. Oberamtsverkehr, bzw. einen 10 km-Bereich (siehe auch: @ bekaerr [#6])

Gratuliere zu dem Beleg. :-)

@ mumpipuck [#26]

Auch dieser Beleg passt hervorragend zum Thema, da er zeigt, dass nicht nur wir Sammler von heute Probleme mit den Geltungsbereichen haben, sondern auch schon die damaligen Postbenutzer. Im Handwörterbuch des Postwesens (Ausgabe 1927) wird das sehr anschaulich erläutert (besser, als ich es mit eigenen Worten könnte):

"Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland eingetretene ... ständig verdichtende Besiedelung des flachen Landes hatte zur Folge, daß viele politisch selbständige und mit eigenen PAnst. ausgestattete Gemeinden ineinanderwuchsen. Im Verkehr zwischen diesen baulich zusammenhängenden oder unmittelbar aneinander grenzenden Orten bereitete die Abgrenzung der Geltungsbereiche für die Ortsbriefgebühr große Schwierigkeiten, zumal die Grenzen der Zustellbezirke der PAnst eng benachbarter Orte sich häufig nicht mit den Gemeindegrenzen deckten. Es kam daher häufig vor, daß für Teile einer Ortschaft, die zum Zustellbezirk eines benachbarten Postortes, nicht aber mit den übrigen Teilen des eigenen zu einer anderen PAnst gehörenden Ortes die ermäßigte Ortsbriefgebühr galt."

Deswegen wurde der Nachbarortsverkehr eingeführt. Der Beleg von Zollenspieker nach Kirchwärder spiegelt in meinen Augen genau diese beschriebene Unsicherheit wieder. Schön, dass Du auch die weitere historische Entwicklung, das Zusammenwachsen, bzw. Ineinanderaufgehen der beteiligten Orte nachzeichnet. So wird aus einem einfach Beleg echte Post-Geschichte.
 
westfale1953 Am: 11.06.2013 08:30:38 Gelesen: 81582# 31 @  
Guten Morgen!

Christoph und Bernd: Vielen Dank für eure Hilfe! Ich habe bei der Entzifferung des Ortes ebenso Probleme gehabt wie Jahnnusch. Aber dank eurer Hilfe ist ja jetzt alles klar. Ich habe eine weitere Ganzsachen-Postkarte gefunden, die in diesen Thread passen könnte:

GOLDBERG (Schlesien) nach LIEGNITZ 25.10.16



Die beiden Orte liegen auch nur wenige km auseinander. Ist in diesem Fall das Porto (7 1/2 Pfg.) Hinweis auf den Nachbarortsverkehr?

Danke nochmals,

Bernhard
 
bekaerr Am: 12.06.2013 14:42:19 Gelesen: 81523# 32 @  
@ westfale1953 [#31]

Hallo Bernhard,

für Postkarten gab es in der Zeit vom 1.7.1906 - 30.9.1918 keine Ermäßigungen im Ortsverkehr. Eine Postkarte aus diesem Zeitraum kann daher schlecht zur Dokumentation des Nachbarortsverkehrs herangezogen werden, das geht leider nur über Briefe.

Nach meinen Unterlagen gab es aber auch für Briefe keine Ermäßigung zwischen Goldberg und Schlesien.

Freue mich auf weitere Belege!

Bernd
 
bekaerr Am: 15.06.2013 13:42:00 Gelesen: 81397# 33 @  
Hallo zusammen,

passend zu dem Beleg in mumpipucks Beitrag [#26] fand heute folgende Postkarte den Weg zu mir:



Postkarte vom 24.4.1900 von Berlin nach Cöpenick (man beachte die moderne Schreibweise mit "K" in der Anschrift)

Cöpenick ist allgemein als Berliner Vorort bekannt und wird als solcher auch im KBHW aufgeführt. Dennoch reichten die 2 Pf nicht aus, da zwischen Berlin und Cöpenick, das noch dazu in der OPD Potsdam lag, kein ermäßigter Nachbarortsverkehr zugelassen war (und auch später niemals wurde). Der Empfänger mußte daher 10 Pf Nachporto zahlen.

Die folgenden Belege sind dafür echte Nachbarortsbelege, alle zwischen den Berliner Vororten gelaufen.



Baumschulenweg nach Schöneberg, NOV zugelassen ab 30.6.1900



Charlottenburg nach Wilmersdorf, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Charlottenburg nach Halensee, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Charlottenburg nach Plötzensee, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Friedenau nach Steglitz, NOV zugelassen ab 1.4.1900



Grunewald nach Südende vom 23.6.1906. Etwa eine Woche später kosteten Postkarten entfernungsunabhängig 5 Pf (vgl. bekaerr [#32])

Es liegt in der Natur der Sache, dass NOV-Belege von nahe beieinanderliegenden Berliner Postorten immer wieder zu finden sind. Wirklich selten sind hingegen Belege, zwischen weit entfernten Nachbarpostorten. So ist es mir bisher leider noch nicht gelungen, beispielsweise einen Beleg von Oberschöneweide nach Tegel (Zulassung ab 17.12.1910) zu finden.

Beste Grüße,

Bernd
 
bekaerr Am: 20.06.2013 20:03:30 Gelesen: 81265# 34 @  
Ein sehr reizvolles Teilgebiet des Nachbarortsverkehrs ist ein solcher per Bahnpost. Was sich auf den ersten Blick unsinnig anhört (mit Bahnpost verbindet man vor allem Fernziele), fand sogar in einer amtlichen Verfügung Niederschlag:



Man kennt diese Regelung aus der Zeit vor dem einheitlichen Porto für Fernbriefe.

Solche Nachbarortsbelege sind wirklich schwierig zu finden, ich habe bis jetzt erst etwa eine Handvoll finden können. Richtig spannend finde ich, die Hintergründe eines solchen Beleges mit der Kombination Nachbarortsverkehr und Bahnpost nachzuzeichnen.



Postkarte von Netzschkau nach Mylau per Bahnpost vom 11.11.1902 mit vorschriftsmäßiger Angabe des Aufgabeortes neben dem Kursstempel. Ohne diese Angabe hätte kein Mensch gewußt, ob es sich nicht um eine unterfrankierte Postkarte handelt und demnach Nachgebühr fällig gewesen wäre.

Die Bahnlinie „Reichenbach – Eger“ wurde am 1.11.1865 eröffnet und führte von Beginn an das „Fahrende Postamt Nr. 5“ mit. Die Postkarte wurde in Netzschkau in den Bahnsteigbriefkasten oder direkt in den am Bahnpostwagen befindlichen Briefkasten des aus Eger kommenden Zuges eingeworfen. Da es zwischen Netzschkau und Mylau aufgrund des großen Höhenunterschieds von ca. 100 m auf etwa 1,5 km Luftlinie keine direkte Bahnverbindung gab, ging die Reise erst nach Reichenbach (5,3 km) und von dort über die am 30.4.1895 eröffnete Nebenbahn weiter nach Mylau (7,8 km). Insgesamt legte die Postkarte eine Bahnstrecke von 13,1 km zurück. Der Bahnhof in Mylau wurde in den 1970er Jahren stillgelegt. (Quellen: wikipedia, Reichskursbuch 1905)

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 27.06.2013 15:39:20 Gelesen: 81161# 35 @  
Auch diese Postkarte ist per Bahnpost im Nachbarortsverkehr gelaufen:



Laut handschriftlicher Ortsangabe neben dem Kursstempel von Leutzsch nach Leipzig am 30.1.1906, Nachbarortsverkehr zugelassen ab 1.4.1900

Leutzsch wurde erst 1922 sowohl politisch als auch postalisch nach Leipzig eingemeindet. Reudnitz ist hingegen bereits seit 1889 Stadtteil von Leipzig und seit 1900 kein eigenständiger Postort mehr. Ein Indiz dafür ist, dass auf der Karte kein Ankunftsstempel von Reudnitz abgeschlagen wurde, dafür ein Leipziger Bestell- oder Ausgabestempel. Die Bahnstrecke belief sich auf 6,7 km, zwischen Leutzsch und Leipzig hielt der Zug an den Bahnhöfen Gohlis-Möckern und Gohlis-Eutritzsch (Quelle: Reichs-Kursbuch Juli 1905).

Es ging aber auch ohne Bahnpost:



Auch hier wieder der gleiche Leipziger Bestell- / Ausgabestempel

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 11.07.2013 10:39:41 Gelesen: 81001# 36 @  
Hallo zusammen,

nach etwas Abstinenz vom Hobby möchte ich mit den Besonderheiten des Nachbarortsverkehrs weitermachen. Heute zeige ich eine 27 Pf - Frankatur einer Postkarte, wie sie zum damaligen Zeitpunkt im Reichspostgebiet nur im Berliner Nachbarortsbereich vorkommen konnte:



Postkarte von Berlin nach Grunewald per Rohrpost vom 4.4.1906.

Postkarten kosteten im gesamten Berliner Rohrpostbereich 25 Pf. Der Zielort Grunewald lag nun einerseits außerhalb der Rohrpostbezirks,andererseits innerhalb des Nachbarortsbezirks von Berlin und Wilmersdorf. Wilmersdorf war die letzte Rohrpoststation vor Grunewald. Für den Weg von Wilmersdorf nach Grunewald mußte also das normale Porto für die Weiterleitung bezahlt werden, im NOV 2 Pf.

Der gezeigte Beleg wurde vor einigen Jahren bei einer Auktion angeboten. Seitdem habe ich nur einen weiteren ähnlichen Beleg im Auktionsmarkt entdeckt, der allerdings deutlich schlechter beinand war.

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 18.07.2013 21:21:42 Gelesen: 80862# 37 @  
Hallo zusammen,

abgesehen von "Einschreiben" sind alle sonstigen Zusatzleistungen im Nachbarortsverkehr äußerst selten zu finden. Heute zeige ich einen von zwei mir bekannten Nachnahmebriefen:



Brief von Bant nach Wilhelmshaven vom 23.9.1908, NOV zugelassen ab 1.4.1900

Bant wurde am 1.5.1911 mit den Gemeinden Heppens und Neuende zur Stadt Rüstringen vereinigt. Bant gehörte damals zum Gliedstaat Oldenburg, Wilhelmshaven zu Preußen. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 wurden Rüstringen und Wilhelmshaven vereinigt.

Die Mängel sind in meinen Augen aufgrund der großen Seltenheit vernachlässigbar.

Beste Grüße,
Bernd
 
christel Am: 19.07.2013 13:04:37 Gelesen: 80825# 38 @  
@ bekaerr

Bernd, "dein Wunsch sei mir Befehl".

Wir bewegen uns mal zur "Hauptstadt" Lothringens und einem Ort des Landkreises Metz, Montigny (heute: Montigny-lès-Metz).

Ich schrieb vorhin: "Ich glaube recht nett ?" und bekam zur Antwort: "Du glaubst richtig!"

Also, haltet alle die Augen offen, damit wir noch mehr der Schätzchen hier sehen.

Es grüßt euch.
Christel


 
bekaerr Am: 20.07.2013 13:48:14 Gelesen: 80790# 39 @  
@ christel [#38]

Hallo Christel,

"dein Wunsch sei mir Befehl": wenn das meine Frau liest. -:)

Vielen Dank für die Blumen, hier die versprochene Auskunft:

Metz mit Devant-les-ponts, Longeville (Langenheim), Montigny (Monteningen), Plantières-Queuleu, Plappeville (Papolsheim), St. Julien (St. Julian), Woippy(Wappingen) ab 1.4.1900, mit Sablon ab 21.3.1905. Alle auch untereinander.

Damit das ganze nicht zu trocken wird:



Straßburg mit Bishheim-Hönheim, Kehl (OPD Karlsruhe) ab 1.4.1900, mit Eckbolsheim ab 20.3.1907 und mit Lingolsheim ab 21.3.1914.

Leider habe ich noch keinen Beleg aus der Oberpostdirektion Straßburg, vielleicht kann jemand der Mitleser einen beisteuern.

Beste Sommergrüße,
Bernd
 
christel Am: 20.07.2013 20:15:17 Gelesen: 80761# 40 @  
@ bekaerr [#39]

Hallo Bernd,

da sich bisher noch niemand gemeldet hat, um den ersten Beleg der Oberpostdirektion Strassburg vorzuzeigen, möchte ich dem Wunsche des Themenstarters nachkommen.

Bischheim-Hönheim >>> Strassburg

Das Datum will ich nicht schreiben, weil ich glaube wohl auch hier den "Rekord" des Eröffnungstextes um ein paar Tage zu übertreffen. Aber ich suche auch noch den 01. April 1900 heraus.



Und nun allen ein schönes Wochenende von Christel
 
volkimal Am: 21.07.2013 07:58:37 Gelesen: 80732# 41 @  
Hallo Bernd,

diese Karte passt eigentlich nicht ganz genau in dieses Thema, aber ich möchte für Württemberg kein eigenes Thema eröffnen.



Im Beitrag [#6] schreibst Du:

Der Württembergische Nachbarortsverkehr war bis 1919 gänzlich anders strukturiert. Ich bin da nicht ganz so sattelfest, aber der dortige Nachbarortsverkehr richtete sich lange Zeit nach der Entfernung. Dazu gehörten Briefsendungen in einem Umkreis von (ich glaube) 10 km - bitte korrigieren, falls falsch - lag. Dann gab es noch den sog. Oberamtsverkehr. Dieser beinhaltete ermäßigte Briefsendungen, die das Gebiet eines Oberamtes nicht verließen. Vielleicht können die Württemberg - Spezialisten hier noch genauere Angaben machen?

Demnach wäre diese Karte ein Beispiel für den Oberamtsverkehr, denn sowohl Uhingen als auch das 5 km entfernte Ebersbach gehören zum Oberamt Göppingen. Beim Ankunftsstempel heißt es dementsprechend unten "O/A GÖPPINGEN"

Viele Grüße
Volkmar
 
Baldersbrynd Am: 21.07.2013 16:46:36 Gelesen: 80711# 42 @  
@ christel [#40]

Hallo Christel,

ich kann Dir eine zeigen . Ortspostkarte gesendet in Flensburg am 1.4.1900.

Beste Grüße
Jørgen


 
christel Am: 23.07.2013 20:04:44 Gelesen: 80646# 43 @  
Damit sich der Themenstarter wieder freut und auch inspiriert wird, Weiteres zu zeigen. Alle anderen Mitleser natürlich auch!

Bischheim-Hönheim >>> Strassburg, zum zweiten mal [bleibt aber trotzdem selten ;-) ]



Und jetzt noch einer der bei der Liste [#38] für Strassburg fehlenden NOV-Orte:

Schiltigheim >>> Strassburg



Und nun verabschieden wir uns vorübergehend mal von Elsass-Lothringen (später schauen wir da aber noch nach Metz, Colmar und Diedenhofen), jetzt geht´s mal auf nach Sachsen. Denn auch dort gibt es winzige Orte mit +/- 1000 Ew.

Chemnitz >>> Kleinolbersdorf (Zustellung durch Oberhermersdorf)



Seid alle gegrüßt von

Christel
 
bekaerr Am: 15.08.2013 14:54:50 Gelesen: 80322# 44 @  
Melde mich nach längerer Pause wieder zurück.

Erst einmal herzlichen Dank für die wirklich schönen Belege an Christel in [#43]. Besonders die Karte von Chemnitz in den Landbestellbezirk von Oberhermersdorf ist ein echtes Sahnestückchen. :-) Gratulation.

Ich bleibe mal in der OPD Chemnitz:



Gemäß Postordnung vom 20.3.1900 berechnete sich das Porto für Briefe mit Zustellungsurkunden aus dem gewöhnlichen Briefporto (im Ortsverkehr 5 Pf) + der Zustellgebühr (20 Pf) + 10 Pf für die Rücksendung der Urkunde. Im Orts– und Nachbarortsverkehr galten aber Ausnahmen, die im § 37 Abs. 3 geregelt waren: „… für Rücksendung der Zustellurkunde wird im Ortsverkehr keine, im Nachbarortsverkehr eine solche von 5 Pf erhoben.“ Der Brief ist also erst einmal mit 30 Pf korrekt freigemacht (5 Pf + 20 Pf + 5 Pf). Laut dem violetten Rechteckstempel auf der Vorderseite wurden aber „25 Pf. Porto und Zustellungsgebühr erstattet.“ Der Grund dafür findet sich auf der Rückseite:



Dort hat der Zusteller vermerkt: „Arbeiter Lohse in Schönau bei Chnz unbekannt, soll vielleicht Arbeiter Lohs gemeint sein?“ Die Urkunde konnte also nicht zugestellt werden. Daher wurde der komplette mit Urkunde Brief am 20.7. zurück gesandt. (handschriftlicher Vermerk auf der Vorderseite oben / Eingangsstempel „CHEMNITZ / 20.7.08 1-2N. / * 1 y“ auf der Rückseite). Nach § 45 der Postordnung war die Rücksendung unzustellbarer Sendungen portofrei. Somit mußte dem Absender, der Anteil für die nicht erbrachten Leistungen - Zustellung (20 Pf), Rücksendung der vollzogenen Urkunde im Nachbarortsverkehr (5 Pf) – erstattet werden. Dies geschah am 21.7.1908 (Handzeichen + Datum unter dem violetten Stempel).

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 19.09.2013 13:24:00 Gelesen: 79965# 45 @  
Hallo zusammen,

nach den Ferien möchte ich mit der Vorstellung von Nachbarortsbelegen weiter machen. Heute zeige ich zwei Belege aus der OPD Essen:



Postkarte von Essen nach Borbeck, 27.6.1904

Borbeck wurde am 1.4.1915 zusammen mit u. a. Bergeborbeck, Dellwig, Frintrop und Gerschede nach Essen eingemeindet. Zwischen allen genannten Postorten war der Nachbarortsverkehr ab 1.4.1900 zugelassen.



Brief von Essen nach Stoppenberg mit Zähldienstmarke von Preußen, 15.1.1903.

Im Gegensatz zu den Borbeck und den anderen o. g. Orten, erfolgte die Eingemeindung von Stoppenberg nach Essen erst zum 1.8.1929. Nachbarortsbelege mit preußischen Zähldienstmarken sind relativ selten. Es müßte auch unfrankierte Aversbelege im Nachbarortsverkehr geben. Bisher ist jedoch leider noch keiner aufgetaucht. :-(

Beste Grüße,
Bernd
 
juni-1848 Am: 20.09.2013 07:35:29 Gelesen: 79937# 46 @  
Moin zusammen,

es gab noch eine Besonderheit im Nachbarortsverkehr:

Vom 1.4. 1900 bis zum 30.06.1906 galt auch ein ermäßigtes Porto von 2 Pf (statt 3 Pf) für Drucksachen bis zu 50 Gramm:



Die hektographierte Mitteilung des Großherzoglich Badischen Bezirksamtes Schönau mit violettem Absender-Stempel "frei lt. Avers No. 16 \ GROSSH. BADISCHES \ BEZIRKSAMT" ist innen adressiert "An sämtliche Gemeinde- und Verwaltungsräte des Großherzogtums" (ähnlich einer Massendrucksache) und handschriftliche adressiert nach Holzinshaus (Aitern).
Als Betreff lesen wir: "Die Vornahme unvermuteter Kassenstürze seitens der Gemeindebehörde betr.".
Freigemacht wurde mit der Dienstmarke Mi.-Nr. 9, die überwiegend auf Ortspostkarten des gleichen Zeitraums zu finden ist.
Die Entwertung erfolgte mit Kreisgitterstempel "SCHÖNAU \ 17.6.05.10-11V. \ *(WIESENTHAL)a".

Die Wegstrecke zwischen diesen beiden Orten mag damals bei etlichen Höhenmetern gute 6 km betragen haben (Luftlinie keine 4 km):

[https://maps.google.de/maps?saddr=Sch%C3%B6nau&daddr=Holzinshaus,+Aitern&hl=de&ie=UTF8&ll=47.799665,7.890759&spn=0.043933,0.077162&sll=49.252866,9.178927&sspn=5.464963,9.876709&geocode=FUUk2QIdKnV4ACn7hW-RnVWQRzFAnN-lt2sfBA%3BFQ5-2QIdZj94ACmxVr9SqKqRRzFw4NYAciA6Lw&oq=sch%C3%B6nau&mra=ls&t=m&z=14]

Und nach dem unfrankierten Aversbeleg im Nachbarortsverkehr durchsuche ich noch meine "Heimat-Bestände".

Sammlergrüße, Werner
 
erron Am: 21.09.2013 14:30:27 Gelesen: 79886# 47 @  
Auch dieser Beleg passt zu diesem Thema:



Postkarte, frankiert mit einen Zähldienstmarke Nr. 9 als Ortspostkarte nach Lichtenthal.

Das Kloster Lichtenthal wurde 1909 in den Stadtkreis Baden-Baden eingemeindet.

Die Wegstrecke Baden-Baden nach Kloster Lichtenthal beträgt 4,3 KM.

mfg

erron
 
BD Am: 21.09.2013 15:14:31 Gelesen: 79881# 48 @  
Hallo Werner,

@ juni-1848 [#46]

Dieser Beleg wurde nicht mit der Zähldienstmarke freigemacht, den er bedurfte durch das Aversionalverfahren Nr. 21 keiner Freimachung. Die Zähldienstmarke diente nur der Festsetzung der Pauschalzahlung Preußens an die Reichspost für die weiteren Jahre.

Andererseits hast du natürlich Recht, im Jahr 1903 musste auf Aversionalbelege in Preußen eine Zähldienstmarke verklebt werden.

Gruß Bernd
 
juni-1848 Am: 21.09.2013 22:43:17 Gelesen: 79822# 49 @  
@ BD [#48]

Danke, Bernd, für die nähere Erläuterung.

Meine Beschreibung war etwas oberflächlich - zumal die Bezeichnung Zähldienstmarke für sich spricht. Allerdings war mir die Zusatzinformation "im Jahr 1903 musste auf Aversionalbelege in Preußen eine Zähldienstmarke verklebt werden" nicht bekannt. Werde meine Aversionalbelege gelegentlich dahingehend würdigen.

Schönen Sonntag, Werner
 
juni-1848 Am: 04.10.2013 20:14:54 Gelesen: 79632# 50 @  
@ juni-1848 [#46]

Nach diversen Rückmeldungen muss ich die Beschreibung dieses Beleges korrigieren:



Vom 1.4.1900 bis zum 30.06.1906 galt ein ermäßigtes Porto von 2 Pf (statt 3 Pf) für Drucksachen bis zu 50 Gramm:

Die seltenste Verwendungsart unter den eh schon extrem raren Belegen mit 2 Pf - Zähldienstmarke.

Obwohl Schönau und Holzinshaus nur runde 5 km entfernt lagen, handelt es sich NICHT um Nachbarortsverkehr !

WAS ICH NICHT WUSSTE:

In Baden waren Ortssendungen von der Aversionierung ausgeschlossen, wobei "Ortssendung" sich ausdrücklich auf die politische Gemeindegrenze bezog.
Sendungen in den Landbestellbezirk fielen jedoch unter den Avers-Vertrag. Und um genau so einen Beleg müsste es sich hier handeln - wenn für Holzinshaus die Zustellpostanstalt damals Schönau war (um 1925 war das jedenfalls so - und dass im Ortsbuch für das Deutsche Reich die Einwohnerzahl nicht genannt wird ...).

Bernd, weisst Du es genauer ?

Sammlergrüße, Werner
 
bekaerr Am: 05.10.2013 16:25:09 Gelesen: 79578# 51 @  
@ juni-1848 [#50]

Hallo Werner,

wenn Du mich so direkt fragst. :-)

Laut "Brunckow: Wohnplätze des Deutschen Reiches, Abt. II Deutsches Reich ausser Preussen, Berlin-Schöneberg 1910" lebten in Holzinshaus ganze 59 Einwohner. Brunckow verrät uns auch, dass der Weiler Holzinshaus zum Dorf Aitern (insgesamt 340 Einw.) gehörte, für das - BINGO - als Zustellpostamt Schönau (Wiesent.) genannt wird. So passt dann eines zum anderen.

Gratuliere zu dem tollen Beleg, davon wird es nicht viele geben!

Beste Gruesse!
Bernd
 
westfale1953 Am: 30.10.2013 15:04:10 Gelesen: 79232# 52 @  
Hallo, Bernd,

heute habe ich diese Postkarte erhalten, die ich mir eigentlich nur wegen des sauberen Stempels gekauft habe. Jetzt fällt mir die Frankatur auf: 2 Pfg.
Datum: 2. Febr. 05. Da Zuffenhausen und Ditzingen ca. 20 km auseinender liegen, ist das aber eher kein Nachbarortsverkehr, oder?



Danke für eine Aufklärung!

Bernhard
 
volkimal Am: 30.10.2013 15:48:10 Gelesen: 79221# 53 @  
@ westfale1953 [#52]

Hallo Bernhard,

könntest Du bitte einmal die Rückseite der Karte zeigen. Dann ist das Porto vermutlich zu erklären.

Volkmar
 
westfale1953 Am: 30.10.2013 15:55:36 Gelesen: 79217# 54 @  
Hallo, Volkmar,

Rückseite ist unauffällig, nur Text.



Bernhard
 
volkimal Am: 30.10.2013 16:39:44 Gelesen: 79208# 55 @  
@ westfale1953 [#54]

Hallo Bernhard,

mit dieser Rückseite bin ich überfragt. Ich hatte vermutet, dass es eine Postkarte mit maximal fünf Worten war, die damals auch nur 2 Pfg. kostete.

Wie Bernd im Beitrag [#6] schreibt, war der Württembergische Nachbarortsverkehr war bis 1919 gänzlich anders strukturiert als der im Deutschen Reich. Vielleicht kann Bernd oder ein anderer Württemberg-Spezialist weiterhelfen.

Volkmar
 
wuerttemberger Am: 31.10.2013 19:43:50 Gelesen: 79163# 56 @  
@ westfale1953 [#52]

Da Zuffenhausen und Ditzingen ca. 20 km auseinender liegen, ist das aber eher kein Nachbarortsverkehr, oder???

Grob geschätzt ist das sicher nicht ganz verkehrt. :-) Die Entfernung beträgt tatsächlich ca. 9 km, also innerhalb der Grenzen des württembergischen Nachbarortsverkehrs (bis 10 km)

Gruß

wuerttemberger
 
bekaerr Am: 04.11.2013 11:47:27 Gelesen: 79053# 57 @  
Hallo zusammen,

tut mir leid, dass ich jetzt längere Zeit abwesend war. Ich schreibe im Hintergrund an einer umfassenden Übersicht zum Thema. Da bleibt für das aktuelle Tagesgeschehen leider keine Zeit.

@ westfale1953 [#52]

Hallo Bernhard,

freue mich, dass Deine Postkarte den Weg hier ins Forum gefunden hat. Deine Frage hat ja wuerttemberger [#56] schon beantwortet. Bei den Württemberger Nachbarortsbelegen gab es neben der 10 km - Grenze auch noch den sog. "Oberamtsverkehr": Alles, war innerhalb des Oberamtes bliebt, genoss ebenfalls ermäßigte Gebühren. Bei Deiner Karte ist es nun so, dass Ditzingen im Bereich des Oberamts Leonberg liegt, Zuffenhausen in dem von Ludwigsburg. Deine Karte dokumentiert also den Oberamtsübergreifenden Nachbarortsverkehr. Sowas sieht man auch nicht alle Tage, Gratuliere!

Beste Grüße,
Bernd
 
wuerttemberger Am: 04.11.2013 14:55:27 Gelesen: 79033# 58 @  
@ bekaerr [#57]

Deine Karte dokumentiert also den Oberamtsübergreifenden Nachbarortsverkehr. Sowas sieht man auch nicht alle Tage

Das ist für Württemberg absolut nicht ungewöhnlich und eigentlich sehr leicht zu finden, denn innerhalb der Gemeinde von Württembergsammlern interessiert sich praktisch niemand dafür. Ich würde sowieso vorschlagen die württembergischen Belege aus diesem thread auszugliedern, weil sie schon gar nicht zur Überschrift passen - außer einem kleinen Zeitfenster vom 1.4.1920 bis 5.5.1920. Zudem sind sie so häufig, dass die seltenen Nachbarortsverkehre im Reichspostgebiet auch wie Massenware aussehen.

Gruß

wuerttemberger
 
bekaerr Am: 05.11.2013 08:13:50 Gelesen: 78973# 59 @  
@ wuerttemberger [#58]

Das ist für Württemberg absolut nicht ungewöhnlich

Vielen Dank für den Hinweis, das war mir bisher nicht bewußt. Aber das passiert halt, wenn man sich zu einem Thema äußert, bei dem man sich nicht wirklich auskennt. Da kann ich nur selbstkritisch sagen: "Schuster, bleib' bei Deinen Leisten". :-)

Der Idee, ein extra Thema zum Württemberger NOV aufzumachen, schließe ich mich an. Werde dies heute übernehmen und gleich einen interessanten Beleg zur Diskussion stellen. An dieser Stelle die Bitte an Richard, die passenden Beiträge ins neue Thema zu kopieren. (Danke im Voraus!)

Das eine " eigentlich sehr leicht zu finden" und das andere " innerhalb der Gemeinde von Württembergsammlern interessiert sich praktisch niemand dafür. " haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun, schließen sich aber auch nicht aus. Aber woran liegt das, dass sich gerade von den Württembergsammlern so gut wie niemand dafür interessiert? Ohne tiefer einsteigen zu wollen, denke ich, dass hier noch nicht alles endgültig erforscht ist (da ich jetzt vorsichtig geworden bin: ich lasse mich gerne korrigieren).

Beste Grüße,

Bernd
 
bekaerr Am: 06.11.2013 12:17:48 Gelesen: 78911# 60 @  
@ bekaerr [#45]

Zum Thema unfrankierte Aversbelege aus dem Nachbarortsverkehr: Habe endlich einen gefunden. :-)



Wie könnte es auch anders sein: "Natürlich" aus der OPD Berlin.

Beste Grüße,
Bernd
 
westfale1953 Am: 22.11.2013 13:20:42 Gelesen: 78514# 61 @  
Hallo zusammen,

3-2-1-meins

Postkarte (Königreich Württemberg) vom Forstamt HIRSAU an die Straßenbauinspektion in CALW vom 23.11.03 frankiert mit Württemberg-Dienstmarke 214 (2 Pf.)

Sollte auch in diesen Thread passen.




Schönen Gruß

Bernhard
 
Manne Am: 22.11.2013 14:16:41 Gelesen: 78491# 62 @  
@ westfale1953 [#61]

Das ist doch eine Ganzsache.

Gruß
Manne
 
westfale1953 Am: 22.11.2013 17:04:03 Gelesen: 78468# 63 @  
@ Manne [#62]

Stimmt natürlich, brauche wohl eine neue Brille.

Bernhard
 
westfale1953 Am: 16.01.2014 14:14:09 Gelesen: 77729# 64 @  
Hallo, Bernd!

Zwei Neuerwerbungen möchte ich heute zeigen, die in diesen Thread passen müssten:

WANDSBEK - HAMBURG 5.4.00



und HANNOVER - WALDHAUSEN 10.3.05



Viele Grüße aus Westfalen

Bernhard
 
bekaerr Am: 17.01.2014 15:26:35 Gelesen: 77668# 65 @  
Hallo Bernhard,

vielen Dank für`s zeigen Deiner Belege. Mit der Karte Wandsbek-Hamburg hast Du ja fast einen Porto-Ersttag. :-)

Die 2. Karte Hannover-Waldhausen gehört m. E. zu den eher selteneren Nachbarortsverbindungen. Waldhausen wurde mit einigen anderen Vororten 1907 politisch nach Hannover eingemeindet. Nach "G. Hass: Deutsche Postorte" erfolgte im gleichen Jahr die Umbenennung von Waldhausen nach Hannover-Waldhausen.

Möchte mich mit einem ähnlichen Beleg revanchieren, der erst vor kurzem den Weg zu mir gefunden hat.



Forst wurde am 1.4.1906 nach Aachen eingemeindet.

Und noch etwas ganz feines:



Altendorf wurde bereits zum 1.7.1900 nach Chemnitz eingemeindet. Der Nachbarortsverkehr war hier als nur drei Monate möglich!

Ich hoffe, demnächst wieder mehr Zeit zum Zeigen zu haben.

Bis dahin beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 26.01.2014 10:40:32 Gelesen: 77538# 66 @  
Hallo zusammen,

heute eine Nachbarortspostkarte aus der OPD Minden:



Brackwede wurde erst 1973 in die Stadt Bielefeld eingemeindet.

Beste Grüße,
Bernd
 
westfale1953 Am: 28.01.2014 10:15:24 Gelesen: 77492# 67 @  
Hallo Bernd,

heute mal eine Postkarte von PANKOW nach Berlin S.W. 29 vom 31.12.1902:



Bernhard
 
bekaerr Am: 30.01.2014 14:49:18 Gelesen: 77420# 68 @  
@ westfale1953 [#67]

Hallo Bernhard,

vielen Dank für`s Zeigen, freue mich über jeden, der mitmacht. :-)

Heute eingetroffen, versteckt in einem kleinen Sammellos bei ebay. Zu lesen war nur der Absenderstempel und die letzte Silbe des Zielorts "brück":



Postkarte von Bingen (Rhein) nach Bingerbrück vom 20.02.1902

Bingerbrück gehörte zur OPD Coblenz, Bingen zur OPD Darmstadt. Da beide Postorte darüber hinaus auch noch in verschiedenen Ländern lagen (Bingen in Hessen, Bingerbrück in Preußen), konnten sie ab 1.1.1922 auch die Ermäßigungen des "erweitertern Ortsverkehrs" in Anspruch nehmen (bekaerr [#9])

Beste Grüße,
Bernd
 
volkimal Am: 04.02.2014 19:31:32 Gelesen: 77319# 69 @  
Hallo Bernd,

im Beitrag [#33] schreibst Du: "Wirklich selten sind hingegen Belege, zwischen weit entfernten Nachbarpostorten." Diese Beförderungsstrecke dieser Karte ist zwar nicht so weit wie die von Dir gesuchte Strecke von Oberschöneweide nach Tegel (über 20 km).



Aber immerhin: Zwischen Weissensee und Charlottenburg liegen fast 15 km:

Viele Grüße
Volkmar
 
Marcello Am: 05.02.2014 19:21:50 Gelesen: 77279# 70 @  
@ alle [#69]

Anbei eine Ortspostkarte zum Ortsporto von 2 Pfg innerhalb Hamburg versandt. Nach dem Empfängerort "Immenhof" habe ich gegoogelt, es kam eine Straße in Hamburg dabei raus. Ich vermute, das es sich damals um einen kleinen Ortsteil oder eine Art Hof gehandelt haben muß. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Die Postkarte kam beschädigt beim Postamt 1 in Hamburg an und wurde dort mit zwei Verschlußoblaten und einer Verschlußvignette "bei dem Postamt in Hamburg 1 beschädigt eingegangen" verschlossen. Ich habe Vorder- und Rückseite abgebildet.



Schönen Abend wünscht
Marcel
 
bekaerr Am: 15.02.2014 10:16:59 Gelesen: 77097# 71 @  
@ Marcello [#70]
@ volkimal [#69]

Danke für`s Zeigen Euch beiden!

Erst vor kurzem bei mir eingetroffen:



Ein Kartenbrief per Einschreiben, gelaufen im Nachbarortsverkehr von Berlin nach Halensee. Obwohl ich mich nun wirklich schon länger mit dem Thema beschäftige, ist das mein erster Kartenbrief. :-)

Beste Grüße,
Bernd
 
westfale1953 Am: 18.02.2014 17:11:09 Gelesen: 77011# 72 @  
Hallo und guten Abend!

TONNDORF-LOHE (BZ. HAMBURG) nach HAMBURG 4.8.18



CÖLN EHRENFELD nach CÖLN 11.5.06



Bernhard
 
juni-1848 Am: 19.02.2014 06:38:52 Gelesen: 76972# 73 @  
Moin zusammen,

unlängst wurde in ebay dieser (141163438547) angeboten (Zuschlag knappe 30 EUR):



Brief vom 12.1.1918 ab Vaihingen im Nachbarortsverkehr nach Stuttgart (7,5 Pf) per Nachnahme (10 Pf), frankiert mit Germania 15 Pf und 2 1/2 Pf.

Kann mich nicht erinnern, wann ich diese Kombination zuletzt gesehen habe.

Sammlergruß, Werner
 
westfale1953 Am: 01.04.2014 09:14:40 Gelesen: 76432# 74 @  
Auch mal wieder eine Postkarte von mir:

HANNOVER - RICKLINGEN (HANNOVER) 10.11.03



Ricklingen wurde 1913 in die damalige Stadt Linden und mit dieser 1920 in die Stadt Hannover eingemeindet.

Bernhard
 
bekaerr Am: 12.04.2014 18:06:16 Gelesen: 76273# 75 @  
@ westfale1953 [#74]
@ westfale1953 [#72]
@ juni-1848 [#73]

Danke für's Zeigen! Freue mich, dass Ihr immer wieder an dieses Thema denkt. :-)

Selber war ich auch nicht untätig und konnte zwischenzeitlich folgenden Beleg ergattern:



Hin-Brief mit Postzustellungsurkunde von Berlin nach Pankow im Aversverfahren aus der Zählperiode.

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 03.05.2014 11:57:48 Gelesen: 75989# 76 @  
Hallo zusammen,

heute mal wieder ein Nachbarortsbeleg aus der OPD Berlin:



Gelaufen von Groß-Lichterfelde (KBHW V98) nach Reinickendorf, 5.4.1906. Das sind nach meinen Recherchen ca. 28 km Luftlinie zu einem Preis von 2 Pf! Der Nachbarortsverkehr zwischen beiden Postorten wurde ab 21.3.1905 zugelassen.

Beste Grüße,
Bernd
 
bekaerr Am: 07.06.2014 13:19:34 Gelesen: 75603# 77 @  
@ bekaerr [#20] [#21]

Hier mein neuester Zugang aus dem Bereich Hamburg:



Postkarte innerhalb der Landherrenschaft Geestlande von Ohlsdorf nach Fuhlsbüttel, 12.2.1906. Beide Dörfer wurden 1913 nach Hamburg eingemeindet.

Beste Grüße,
Bernd
 
westfale1953 Am: 22.08.2014 15:49:40 Gelesen: 74747# 78 @  
Hallo, Bernd,

dann will ich doch gleich meine Neuerwerbungen zeigen:

BERLIN NW 21 - Schöneberg 11.3.05



und 2 x LÜBECK - TRAVEMÜNDE 5.7.55 und 4.7.56



Bernhard
 
bekaerr Am: 29.08.2014 17:56:35 Gelesen: 74541# 79 @  
@ westfale1953 [#78]

Hallo Bernhard,

vielen Dank für's Zeigen und Augen offen halten.

Lübeck-Travemünde in der Nachkriegszeit ist reinrassiger Ortsverkehr. Travemünde wurde 1913 in die Stadt Lübeck eingemeindet. Damals gab es immer wieder Bestrebungen, zwischen Travemünde und Lübeck den Ortstarif zuzulassen. Obwohl bereits damals die Gesetzeslage scheinbar eindeutig war (Ortsverkehr war Verkehr innerhalb einer Gemeinde!), widersetzte sich die Reichspost erfolgreich allen Bestrebungen des Lübecker Senats nach Ausdehnung der Ortstaxe bis nach Travemünde. Kann man bei einer Entfernung von ca. 20 km zwar irgendwie nachvollziehen, war dennoch juristisch nicht ganz einwandfrei. Aber so war das in vielen Fällen hinsichtlich Orts-, bzw. Nachbarortsverkehr. Neben Travemünde wurde noch eine Reihe weiterer Gemeinden nach Lübeck eingemeindet, von denen lediglich Moisling nach der Eingemeindung das Privilig des Nachbarortsverkehrs genießen konnte. Vermutlich änderte sich das alles erst nach 1921, nach der erneuten Einführung ermäßigter Ortsgebühren.

Beste Grüße,
Bernd
 
mumpipuck Am: 22.11.2014 02:26:00 Gelesen: 73758# 80 @  
Hier mein Neuzugang:

Nachbarortsverkehr Billwärder - Hamburg vom 24.03.1902.


 
guy69 Am: 22.11.2014 07:32:58 Gelesen: 73745# 81 @  
@ westfale1953 [#78]

Die beiden letzten beiden Karten (Heuss) bitte auch in den thread "Sondertarif zum erweiterten Ortsverkehr vom 19.12.1921-28.02.1962" posten. Leider kann ich das gezeigte Ortspaar LÜBECK - TRAVEMÜNDE dort nicht finden.

Viele Grüße
Harald
 
juni-1848 Am: 06.03.2015 22:59:07 Gelesen: 72883# 82 @  
Moin zusammen,

heute zeige ich eine extrem seltene Kombination eines Ortsbriefes innerhalb des Oberamtsbezirks mit Eilzustellung in einen anderen Landzustellbereich!



(Datenbank # 7529)

Vorab eine Anmerkung:

Unter Wahrung des Postregals verzichtete die Königlich Württembergische Regierung ab dem 1.4.1902 auf die Herausgabe eigener Freimarken und benutzte die Marken des Deutschen Reichs. Nur Dienstmarken wurden auch weiterhin verwendet - bis 31.7.1925.

Das Königl. Württ. Amtsgericht Künzelsau sendete einen Eilbrief an das Schultheißenamt in Buchenbach. Da Buchenbach im Oberamt Künzelsau (Post Mulfingen) liegt, waren 5 Pf Porto fällig für Briefe bis 250g im Oberamtsverkehr sowie die Gebühr für die Eilzustellung.

Zunächst wurde Eilzustellung in einen anderen Ortszustellbezirk (25 Pf) vermutet, also insgesamt 30 Pf frankiert mit der Dienstmarke „Amtsverkehr“ für Staatsbehörden, Mi. 233 (30 Pf), und am 21.JUN.12 mit dem Einkreiser Künzelsau entwertet.

Erst am nächsten Tag fiel auf, dass Buchenbach im Landzustellbezirk des Zustellpostamts Mulfingen liegt (also nicht im Landzustellbezirk des Aufgabepostamts).

Hierfür betrug die Eilgebühr 60 Pf.

Die fehlende Gebühr von 35 Pf wurde nachfrankiert mit den Dienstmarken Mi. 229 (5 Pf) sowie 3x Mi. 230 (10 Pf) und am 22.JUN.12 ebenfalls mit dem Einkreiser Künzelsau entwertet.

Übrigens: Die direkte Entfernung zwischen Aufgabepostamt und Empfängerort (Luftlinie) ist kleiner als 10 km, hingegen zählt die kürzeste Wegstrecke (heute) rund 10,8 km.

Allen ein erfreuliches Wochenende
Werner
 
bekaerr Am: 08.03.2015 09:07:36 Gelesen: 72829# 83 @  
@ juni-1848 [#82]

Ein wirklich toller Beleg, Gratulation und Danke für's Zeigen!

Ich möchte nach langer Zeit auch einmal wieder etwas zeigen. Zwei Belege aus der OPD Düsseldorf:



Beide Belege aus Wald (Rheinland). Einmal per Einschreiben nach Ohligs, das andere Mal eine Postkarte, von der der Absender dachte, dass sie im Ort verbliebe. Beim Postamt stellte man fest, dass die angegegebene Adresse zum Zustellbereich des Amtes Weyer gehörte, strich die Angabe "Wald" und stempelte den Hinweisstempel "Postbestellbezirk / Weyer (Rhld.)". Beide Verbindungen waren ab 1.4.1900 zugelassen. Wald und Ohligs wurden beide 1929 nach Solingen eingemeindet. Für Weyer konnte ich das Eingemeindungsdatum noch nicht recherchieren. Es muss auf jeden Fall vor 1911 gewesen sein, da im Ortslexikon von 1911 Weyer bereits als Teil der Stadtgemeinde Ohligs genannt wird.

Zum Thema ist mittlerweile ein umfangreiches Handbuch erschienen, das über die beiden herausgebenden Arbeitsgemeinschaften bezogen werden kann:

http://www.arge-krone-adler.de und http://www.germania-marken.de

Das Buch nennt alle Nachbarortsverbindungen mit dem jeweiligen Veröffentlichungsdatum der Zulassung. Darüber hinaus wird ausführlich auf die Abgrenzung Ortsverkehr / Nachbarortsverkehr eingegangen.

Beste Grüße,
Bernd
 
mumpipuck Am: 27.11.2016 00:35:04 Gelesen: 63578# 84 @  
Als Heimatsammler von Bergedorf (heute Hamburg-Bergedorf) interessieren mich auch einige Verbindungen des Nachbarortsverkehrs. Heute geht es mir um die Relation Billwärder-Hamburg, die ab 01.04.1900 bestand.

Billwärder hatte eine eigene Postagentur. Trotzdem sind viele Belege aus und nach Billwärder über das Postamt in Bergedorf geleitet worden. Seit 01.04.1900 galt zwischen Billwärder und Hamburg (nicht aber zwischen Bergedorf und Hamburg) der ermäßigte Tarif des Nachbarortsverkehrs. Mit liegen mehrere Belege mit drei verschiedenen Einzeilern "Billwärder" oder "aus Billwärder" aus den Jahren 1902-1906 vor. Es geht mir darum zu ergründen, wo und warum diese angebracht wurden.



Es fällt auf, dass die Vermerke/Stempel "aus Billwärder" sich ausschließlich auf in Bergedorf gestempelten Belegen nach Hamburg oder (in einem Fall nach Bergedorf) finden, die zum ermäßigten Tarif im Nachbarortsverkehr frankiert sind.

Ich habe daraus die These abgeleitet, dass zumindest ein Teil der Post von/nach Billwärder regelmäßig über das Postamt Bergedorf, statt über die Postagentur in Billwärder geleitet wurde. Diese Vermerke/Stempel gälten dann der Vermeidung der Erhebung von Nachgebühren, da der ermäßigte Tarif ja zwischen Bergedorf und Hamburg nicht galt. Grund dafür könnte die Weitläufigkeit des Gebietes Billwärders gewesen sein.

Neu bekommen habe ich eine Ganzsache, gestempelt in Bergedorf am 19.11.1900:



Diese trägt statt der oben diskutierten Einzeiler "Billwärder" oder "aus Billwärder" aus den Jahren 1902-1906 einen handschriftlichen Vermerk "Aus Billwärder" Dann folgt ein für mich nicht eindeutig lesbarer Name und das Datum 19/11. Dieser Vermerk ist somit ein Vorläufer der oben genannten Einzeiler.

Meine These wird m.E mit den vorliegenden Beleg erhärtet. Erstmalig gelang es mir einen Absender aus Billwärder zumindest annähernd zu lokalisieren. Laut Fernsprechverzeichnis von 1912 befand sich die Firma "Carl Pfützner Nachf. Import für Gärtnereibedarf" in Oberbillwärder, Oberster Landweg 26-28. Mit der Karte wird ein Angebot für Gartenschläuche erbeten, so dass das der Absender sein dürfte. Die Straße gibt es heute nicht mehr. Aber es gibt den Unteren, Mittleren und Oberen Landweg. Diese verlaufen jeweils in Nord-Süd Richtung. Der Untere ganz im Westen (heute Hamburg-Billbrook) der Obere im Osten Billwärders (heute Hamburg-Billwerder) und der Mittlere dazwischen. Das erlaubt die Annahme, dass der "Oberste" ganz im Osten zu lokalisieren ist.

Die Postagentur Billwärder befand sich im Westen Billwärders in der Nähe des Unteren Landwegs. Das Gebäude besteht noch unter der Adresse Billbrookdeich 284. Das Postamt Bergedorf befand sich in der Kampstraße (heute Weidenbaumsweg) direkt am Bahnhof.

Nimmt man den Oberen Landweg, so beträgt die Entfernung zum Postamt Bergedorf weniger als 1 km, die zur Postagentur Billwärder ca. 5,5 km auf einer kurvenreichen, wohl unbefestigten Deichstraße. Bei einer angenommenen Lage des Obersten Landwegs noch weiter östlich wüchse der Unterschied weiter. Das war bei der damaligen Straßenbeschaffenheit und den vorhandenen Verkehrsmitteln ein erhebliche Distanz. Ferner konnte die Post nach Hamburg in Bergedorf auf die Bahn gegeben werden.

Weiteres Indiz ist der Absenderstempel mit der Angabe "Billwärder-Bergedorf". Bergedorf war keinesfalls ein Ortsteil Billwärders, sondern der wesentlich größere Ort. Somit kann diese Angabe als Leitweg "der Teil Billwärders, der über Bergedorf geleitet wird" interpretiert werden.

Dafür sprechen auch zwei Belege vom 16.06.1899 und vom 22.03.1905 (letzterer an besagte Fa. Pfützner), auf deren Anschriften hinter Billwärder ebenfalls "Bergedorf" ergänzt wurde:



Beide tragen Eingangsstempel von Bergedorf und nicht von Billwärder, der von 1899 zusätzliche einen der Postagentur im benachbarten Allermöhe!

1912 wurde der westliche, industrialisierte Teil Billwärders als "Hamburg-Billbrook" nach Hamburg eingemeindet. Die Postagentur Billwärder wurde entsprechend umbenannt.



Der dörfliche Teil im Osten hieß weiter Billwärder und erhielt erst im Rahmen der Landpostverkraftung 1929 eine Poststelle eben des Postamts Bergedorf. Auch dieses ein Indiz für meine These.



Leider habe ich (noch) keinen besseren Abschlag.

Wenn man den Namen auf dem handschriftlichen Vermerk aus Personalakten der Post klären könnte, wäre es auch möglich die Frage zu beantworten, wo die "aus Billwärder" Vermerke angebracht wurden. In Frage kommen hier die Briefträger, die die Post in Billwärder entgegengenommen oder Postkästen geleert haben oder das Postamt Bergedorf.

Um meine These zu erhärten, würde ich mich freuen, wenn Ihr weitere Belege, die zwischen Billwärder und Hamburg oder allgemein nach Billwärder gelaufen sind, zeigen würdet.
 
westfale1953 Am: 13.04.2018 12:49:32 Gelesen: 50298# 85 @  
Hallo zusammen,

nachdem fast 18 Monate Ruhe in diesem Thread war, möchte ich heute eine kleine Besonderheit zeigen:

Postkarte von HAMBURG nach HINSCHENFELDE vom 18.06.01 mit undeutlichem Ankunfts-K1 vom 19.6.01



Ab 1902 gehörte Hinschenfelde zu WANDSBEK, die nächste PK aus 1906 an den gleichen Empfänger trägt also den Ankunftsstempel WANDSBEK



Bernhard
 
guy69 Am: 16.03.2019 15:02:25 Gelesen: 38812# 86 @  
Hallo zusammen

In einem Nachbarforum tauchte diese Frage auf die bis jetzt ungelöst ist.

Hallo,

ich habe hier eine Postkarte vom 08.03.1919 frankiert mit Werteindruck 7 1/2 Pf. gelaufen.

Ist die Karte unterfrankiert? Oder galt hier der Ortstarif für einen Nachbarsort?

Kann mir bitte jemand den Sachverhalt erklären.

Mit freundlichem Gruß



 
guy69 Am: 16.03.2019 15:04:03 Gelesen: 38810# 87 @  
Wobei gesagt werden sollte: Coesfeld und Buer liegen 50 km auseinander.
 
volkimal Am: 16.03.2019 15:08:15 Gelesen: 38806# 88 @  
@ guy69 [#86]

Hallo guy69,

zwischen Coesfeld und Buer (heute Ortsteil von Gelsenkirchen) galt garantiert kein Nachbarortsverkehr. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:

1) die Postkarte ist unterfrankiert
2) das Stempeldatum ist falsch eingestellt. Bis zum 30.09.1918 kostete eine Postkarte im Fernverkehr nur 7 1/2 Pfg.

Steht ein Datum auf der Rückseite der Postkarte?

Viele Grüße
Volkmar
 
guy69 Am: 16.03.2019 15:21:01 Gelesen: 38803# 89 @  
Datum ist keines vermerkt.

1. Stempelfalscheinstellung
2. Unterfrankatur

sind tatsächlich die beiden Antworten. Unterfrankatur bei einem Tarif der schon ein halbes Jahr galt? Falscheinstellung ist auch mit Bauchschmerzen zu sehen.
 
guy69 Am: 16.03.2019 17:42:56 Gelesen: 38775# 90 @  
Iceland hat im anderen Forum eindeutig belegt, dass es nur eine durchgeschlüpfte Unterfrankatur 6 Monate nach Portoerhöhung sein kann.

Vielen Dank fürs Lesen.
 
philast Am: 18.02.2021 20:15:55 Gelesen: 26734# 91 @  
Hallo,

anbei eine Postkarte von Kostheim 18.2.1902 1-2N nach Amöneburg-Kastel, mit Ankunftsstempel Biebrich 18.2.1902 3-4N.

Kastel und Amöneburg wurde nach Mainz eingemeindet am 1.4.1908. Kostheim wurde nach Mainz eingemeindet am 1.1.1913.

Amöneburg gehörte 1902 als unselbständiger Gemarkungsteil zur Stadt Kastel. Eigentlich sollte das daher als Ortsporto in Ordnung gehen, war Kastel doch der Nachbarort von Kostheim.

Die Karte ist jedoch von Kostheim nach Kastel gekommen, dort wahrscheinlich per Zug zum über "Biebrich Curve" (heute Wiesbaden Ost) nach Biebrich Rheinbahnhof transportiert worden. Damit war es kein Nachbarortsverkehr mehr. Zusätzlich gehörte Biebrich zum Herzogtum Nassau, Kastel und Amöneburg zum Herzogtum Hessen, also war noch eine Landesgrenze zu überwinden.

Sozusagen liegt hier ein innerdeutscher kleiner Grenzverkehr vor. ;-)

Da kein Nachbarortsverkehr vorlag wurde die Postkarte nachtaxiert, d.h. mit 10 Pf Strafporto belegt und die 2Pf Frankaturwert abgezogen. So kamen wohl die ausgewiesenen 8Pf Nachporto zustande. Ob das so stimmt ist mit nicht ganz klar, in früheren Beiträgen [#33] ist eine Postkarte mit 10Pf Strafporto abgebildet, [#27] ist ein Brief mit 15Pf Strafporto abgebildet. Welche Nachportoberechnung ist hier nun die Richtige?



Grüsse philast

siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mainz-Am%C3%B6neburg
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiesbaden-Biebrich
https://de.wikipedia.org/wiki/Mainz-Kastel
https://de.wikipedia.org/wiki/Mainz-Kostheim
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Wiesbaden_Ost
https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinbahnhof_Biebrich
 
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