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Thema: (?) (2877) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2885 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 18.07.2020 12:10:25 Gelesen: 562408# 1911 @  
Liebe Freunde,

zum 1.1.1868 änderte sich vieles in Bayern - nur die Routine nicht. Im pfälzischen Alsenz (ich bin mir mit der Ortsangabe nicht so sicher, wie der Verkäufer) wurde ein Recobrief nach Bad Bergzabern am 3.1.1868 aufgegeben, der portofrei war, aber die Recogebühr musste vom Absender entrichtet werden.



Bis zum 31.12.1867 existierte der DÖPV mit der Maßgabe, dass diese Recogebühr das Doppelte eines einfachen Briefes bis 10 Meilen kosten sollte, also 2 Silbergroschen, oder für die Südstaaten 6 Kreuzer.

Ab dem 1.1.1868 aber wurde die Währung des Norddeutschen Bundes / Preußens 1 zu 1 übernommen, so dass jetzt 2 Silbergroschen paritätisch 7 Kreuzer wurden. Das war für Bayerns Postexpeditoren deshalb schön, weiß man pro Einschreiben eine Kreuzer mehr verdiente, floss das Geld doch in die eigene Tasche und nicht ins Staatssäckel.

Nur in der Pfalz war der Routine von 1850 - 1867 noch so verhaftet, dass man am 3.1.1868 noch die alte Gebühr von 6 Kreuzern notierte und kassierte. Ob es später aufgefallen ist und man den Absender um Nachzahlung des fehlenden Kreuzers bat?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
DERMZ Am: 20.07.2020 16:52:37 Gelesen: 561881# 1912 @  
@ bayern klassisch [#145]

Guten Tag Ralph,

bitte nicht falsch verstehen, aber ich muss doch mal nachfragen, es geht um den "Transit-Stempel" von "W. Selters". Ich habe mal die Reiseroute versucht an der Karte nachzuverfolgen, Kaiserslauter-Mainz ist klar, aber ich denke es handelt sich nicht um Selters an der Lahn (da wo das Mineralwasser herkommt), sondern eher um Selters im Westerwald, dieses liegt etwa auf halber Strecke zwischen Montabaur und Marienhausen. Das macht meiner Ansicht nach mehr Sinn, als der Umweg über Selters an der Lahn.

Auf Deinen Beleg bin ich gestossen, weil ich über einen Stempel aus Selters recherchiere, siehe philastempel 327135. Ich vermute, daß dieser aus Selters im Westerwald stammt, aber auch da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Meines Erachtens ein "alter" Stempel aus dem Norddeutschen Postbezirk, jedoch mangelt es mir hier an Literatur. Jedoch habe ich ein wenig Hoffnung, daß Du mir da eventuell ein wenig helfen kannst.

Beste Grüße aus dem südlichen Süden

Olaf
 
bayern klassisch Am: 20.07.2020 17:01:42 Gelesen: 561876# 1913 @  
@ DERMZ [#1912]

Hallo Olaf,

ich glaube du hast Recht - sorry, aber bei kleinen Orten außerhalb Bayerns bin ich nicht immer sattelfest. Danke fürs Aufpassen!

Der Brief stammt aber aus der Zeit vor dem NDP, insofern ist alter Stempel relativ, denn er muss ja älter sein (das Datum habe ich glaube ich angegeben).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 27.07.2020 11:01:45 Gelesen: 560546# 1914 @  
Liebe Freunde,

ein netter Brief aus Kraiburg vom 20.1.1854 lief bei mir ein, den ich jedoch nicht wegen der Marke, oder dem recht seltenen Stempel 505, hier recht gut abgeschlagen, erworben habe, sondern weil er von einem Armenpflegschaftsrat an einen anderen Armenpflegschaftsrat verschickt wurde und dergleichen Sendungen unterlagen dem Frankozwang.



Die Marke sollte eine 2II Platte 2b sein, wenn ich nicht irre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.07.2020 10:24:37 Gelesen: 559494# 1915 @  
Liebe Freunde,

bei einer Einzelfrankatur von "Rhapsody in Blue" zu reden, dürfte i. d. R. reichlich übertrieben sein. Hier aber vlt. weniger:





Ein einfacher Brief wurde von seinem Absender Heinrich Hirschler (* 7.3.1824 in Heßheim, + 27.7.1887 in Mannheim) am 5.9.1872 an die Firma Wolff & Compagnie im nahen Ludwigshafen verschickt. Da Hessheim (heute: Heßheim) erst 1885 eine eigene Postexpedition erhielt, die jedoch schon 1898 zur Postagentur zurück gestuft werden musste, erfolgte die Aufgabe im nahen Frankenthal.

Die Nr. 23 war schnell aufgeklebt, doch der violette Halbkreisstempel von Frankenthal taugte hinsichtlich seiner Klar- und Lesbarkeit weder bei der Entwertung der Marke, noch als Aufgabestempel sonderlich gut, so dass der Expeditor wohl sein Stempelkissen auftanken musste, um endlich einen lesbaren Stempel zu fabrizieren. Es ist eigentlich sonderbar, aber diese blauen bzw. violetten Stempelabschläge sind in der Masse nicht sonderlich deutlich, wurden jedoch kaum "nachgebessert" wie hier, wiewohl man dergleichen viel häufiger zu erwarten hätte.

Im Inhalt schreibt Hirschler: "Belieben Sie gefälligst von der mir bemusterten Gerste sofort 2 Sack unter meiner Adresse St(ation) Frankenthal ergehen zu lassen".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 05.08.2020 19:56:21 Gelesen: 557977# 1916 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief aus Langquaid (früher Langwaid)vom 22.8.1870 spediert über Wallersdorf nach Bamberg an Herrn Rost ... meister in Bamberg, dort kam der Brief noch am selben Tag an.



Für das Franko nahm man eine Bayern Nr.15, was diese oben zu viel beschnitten ist hat man dafür unten mehr gelassen.

Gestempelt wurde mit Einkreis Zierstempel von Langquaid (Winkler 18a mit Rauten) auf der Rückseite der Halbkreisstempel von Wallersdorf (Winkler 12a) sowie für die Ankunft den Einkreisstempel Bamberg Bahnh. (Winkler 19).

Da der Stempel von Langquaid 18a ab 1870 im Einsatz war und der Stempel von Wallersdorf bis 1870 deshalb ist meine Annahme das Jahr 1870 auch wenn ich dafür keine direkte Bestätigung habe.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 06.08.2020 10:22:16 Gelesen: 557740# 1917 @  
@ Gernesammler [#1916]

Hallo Rainer,

"Herrn N. N. Koch Schieferdeckermeister" steht da als Adresse. Wenn man einen Namen (Vor- oder Zunamen) nicht wusste, schrieb man "nomen nescit" = N. N. für "Namen unbekannt". Sicherlich gab es mehrere Kochs und der Absender nahm an, über den Nachnamen und die Standesbezeichnung auch ohne Vornamen den Brief zugestellt zu bekommen, was ja dann auch so war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 06.08.2020 16:35:13 Gelesen: 557663# 1918 @  
Liebe Freunde,

ein echter Bischofsbrief vom Ordinariate Regensburg ging am 8.11.1871 ab dort nach Johannesbrunn per Vilsbiburg ab. Dass er erst spät ankam, verwundert bei 65 km doch ein wenig, aber egal.



Das teilvorgedruckte Schreiben zeigt die Franchise A.K.S.R.S. (Allgemeine Kirchen Sache / Regierungs Sache). Zur Info: AKS fielen unter den Oberbegriff RS und waren portofrei.

Doch hier hatte ein Pfarrer gebeten, umziehen zu dürfen und dieses Gesuch war kein obrigkeitlich dienstliches Gesuch, sondern jetzt als Partei Sache portopflichtig, wobei die Aufgabepost das mickrig geschriebene P.S. vlt. kaum gesehen hatte und den einfachen Brief daher mit 7 Kreuzern taxierte, statt korrekt mit nur 3 Kreuzern bei Partei - Sachen.

Schön die 3 Stempeltypen - Einkreisstempel mit Datum, Zweikreisstempel und Zierstempel - viel mehr ging wohl kaum.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 09.08.2020 18:34:23 Gelesen: 556704# 1919 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief von Friedrich Fleischmann in Marktbreit vom 25.5.1870-75 an Friedrich Ritzinger in Deggendorf wo der Brief am 27.5. zur Ausgabe kam (leider kein Inhalt).

Für das Franko nahm man eine Bayern Nr.15 gestempelt mit offenem Mühlradstempel Nr.301 und dem Halbkreisstempel von Marktbreit (Winkler 11b) auf der Rückseite der Halbkreisstempel von Deggendorf (Winkler 12a) dieser wurde verwendet ab 1870 deshalb meine Eingrenzung 1870-1875.

Es klebt auf der Rückseite ein noch recht gut erhaltenes Papiersiegel der Firma Fleischmann.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 09.08.2020 18:39:37 Gelesen: 556703# 1920 @  
@ Gernesammler [#1919]

Hallo Rainer,

da dein Brief eine Marke vom Mai trägt, die mit einem Mühlradstempel entwertet wurde, muss der Brief aus 1867 oder 1868 stammen, weil es danach keine Mühlräder mehr gab.

Diese Stempeldaten basieren (oder soll man besser sagen basierten) auf den Beständen der Altvorderen. Wenn da steht 1870 - 1875, dann ist es gut möglich, dass es den Stempel schon 1868 gab und noch 1880.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
10Parale Am: 12.08.2020 19:28:46 Gelesen: 555932# 1921 @  
Hier ein Franko Faltbrief aus Ingolstadt (Halbkreisstempel) nach München mit vollständigem Inhalt. Datum: 23.11.1870 - taggleiche Zustellung. Dürfte Geschäftskorrespondenz sein.

Ich denke es ist die Michel Nr. 23, 3 Kreuzer, die rote 5 könnte auch noch was bedeuten. Für 3,50 € Einkaufspreis wohl kein schlechter Beleg.

Liebe Grüße

10Parale



 
bayern klassisch Am: 12.08.2020 19:43:39 Gelesen: 555929# 1922 @  
@ 10Parale [#1921]

Hallo 10Parale,

ja, Nr. 23 ist richtig - die 5 hat keine postalische Relevanz; vermutlich hat man das privat später hingeschrieben (diese Briefe wurden auch mal, allerdings vor langer Zeit, für 5 Pfennige verkauft).

Mit dem gezahlten Preis hast du sicher nichts falsch gemacht, zumal er von hinten auch nett daher kommt. Und die Münchener Stempel dieser Type waren oft nur in den ersten Monaten ihrer Existenz so adrett.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
siegfried spiegel Am: 14.08.2020 14:20:06 Gelesen: 555312# 1923 @  
Ein schöner Brief mit einem Dreierstreifen der Nr.3 Ia (vermute ich zumindest), sauber entwertet mit dem Mühlradstempel 171 von Langenfeld.

Kann jemand behilflich sein bei der Entzifferung des Textes?


 
bayern klassisch Am: 14.08.2020 14:34:09 Gelesen: 555262# 1924 @  
@ siegfried spiegel [#1923]

Hallo Siegfried,

ein herrlicher Brief, 3Ia ist richtig. Senkreichte Dreierstreifen sind seltener, als Waagrechte.

Im Inhalt ging es um die Zinsen bei einer Gerichtssache, also nichts besonderes. Der Schreiber hat lustigerweise das Jahr zuerst "184" geschrieben, um es dann auf "1851" zu korrigieren; lebte wohl noch einige Zeit in der Vergangenheit.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
siegfried spiegel Am: 14.08.2020 16:38:01 Gelesen: 555207# 1925 @  
Hübscher Brief von Langenfeld nach Würzburg.Frankiert mit 3 Kreuzer Nr. 2 Ia.

MR 177 (1, Verteilung) und Halbkreisstempel, Antiqua 11b 20/8/(1850), Ankunftstempel rückseiteig WÜRZBURG 20.AUG.1850


 
siegfried spiegel Am: 14.08.2020 17:15:08 Gelesen: 555182# 1926 @  
Briefhülle, von Langenfeld nach Würzburg.

MR 177 (1. Verteilung) und HK 11b. Frankiert mit 3 Kreuzer Nr.2 Ia (hell), vermute ich zumindest.


 
siegfried spiegel Am: 14.08.2020 17:20:28 Gelesen: 555179# 1927 @  
Handelt es sich bei diesem Beleg um Postbetrug?


 
bayern klassisch Am: 14.08.2020 17:34:47 Gelesen: 555172# 1928 @  
@ siegfried spiegel [#1926]

Hallo Siegfried,

sehr schöne Brief der Erstausgabe und dem Mühlradstempel sieht man an, dass er erst 20 Tage im Einsatz war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 14.08.2020 17:40:40 Gelesen: 555169# 1929 @  
@ siegfried spiegel [#1927]

Hallo Siegfried,

ja, eine offensichtliche "Defraudation" = Betrug zum Schaden der Postverwaltung. Der Postexpeditor hatte wohl einen Brief selbst bekommen mit einer blauen 3x Marke, die schwach gestempelt worden war und er dachte sich, die pappe ich auf den Brief des nächsten Kunden; fast hätte er seinen Nummernstempel deckungsgleich aufgesetzt, aber das war sehr schwer und eine Millimetersache.

Dass der Nürnberger Kontrollstrich drüber gemacht wurde, ohne das zu sehen, spricht nicht für die Akkuratesse des Mittelfranken - hier hätte er den Brief an das vorgesetzte Bezirksamt (Nürnberg) einsenden müssen, damit Anzeige erstattet worden wäre.

Solche Briefe gibt es von Bayern in ca. dreistelliger Zahl - dennoch sind es begehrenswerte Stücke, von denen die allermeisten Sammler keine Ahnung haben, dass es sie überhaupt gab. Aber Postexpeditoren waren halt keine aufrichtigen Beamten, sondern neudeutsch "Subunternehmer", denen das Hemd näher war, als der Rock und wenn ein Expeditor am Tag vlt. 3 Briefe bekam sind das pro Woche ca. 20 Briefe - wenn auch nur 2 oder 3 Marken (praktisch nur 3x oder 6x Marken) nicht, oder nicht gut entwertet worden waren, hatte er für sich und seine Familie schon ein Mittagessen gespart.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
siegfried spiegel Am: 14.08.2020 17:45:28 Gelesen: 555166# 1930 @  
@ bayern klassisch [#1929]

Hallo Ralph,

vielen Dank für deine "Expertise".

Darf ich das in einem anderen Forum veröffentlichen?

Grüße aus Mittelfranken,
Siegfried
 
siegfried spiegel Am: 14.08.2020 18:03:52 Gelesen: 555159# 1931 @  
Kompletter Brief mit Inhalt.



 
bayern klassisch Am: 14.08.2020 18:40:38 Gelesen: 555142# 1932 @  
@ siegfried spiegel [#1930]

Na klar.

LG,
Ralph
 
10Parale Am: 14.08.2020 22:05:03 Gelesen: 555034# 1933 @  
@ siegfried spiegel [#1923]
@ bayern klassisch (#1924)

Ja, ich lese mit und finde diesen Beleg mit dem Mühlradstempel 177 und dem senkrechten Dreierstreifen ebenfalls herrlich. Doch es bewegt mich eine einfache Frage: Würde der Beleg einer Prüfung standhalten? Keine der 3 Stempel reicht über die Markenränder hinaus. Solche Dreierstreifen gibt es vielleicht in der einen oder anderen Sammlung?

Bitte nicht falsch verstehen. Ich halte den Brief für echt und wunderschön. Eine kleine Preziose. Ich habe aber an anderer Stelle schon gehört, dass Stempel, die nicht den Brief außerhalb der Marke berühren, schwierig zu beurteilen sind.

Liebe Grüße

10Parale
 
bayern klassisch Am: 15.08.2020 00:00:45 Gelesen: 554996# 1934 @  
@ 10Parale [#1933]

Hallo 10Parale,

ich verstehe deine Argumentation, aber ich halte alle hier gezeigten Briefe für echt in jeder Beziehung. Bei Schönstemplern, auch wenn sie Betrüger waren, ist halt die Crux, dass Stempel nicht übergehen können, sonst wären es ja keine Schönstempler.

Das potentielle Argument mit dem durchschlagenden Stempelabdruck greift übrigens oft nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
siegfried spiegel Am: 15.08.2020 07:12:06 Gelesen: 554850# 1935 @  
Auf der Briefrückseite sind die durchschlagenden Stempelabdrucke gut zu erkennen.

Im Übrigen habe ich den Brief aus absolut seriöser/kompetenter Quelle erworben.

Beste Grüße,
Siegfried
 

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