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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 770 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 14.10.2022 11:27:41 Gelesen: 68384# 621 @  
Liebe Freunde,

in einem Konvolut befand sicher ein Portobrief aus Esslingen vom 9. Mai 1843 an Herrn Fidel Goehl in Nesselwang per Kempten. Esslingen taxierte mit kaum lesbarer Rötel 4 Kreuzer für Württemberg, auf denen Augsburg seinen Auslagestempel abschlug und man addierte 6x für Bayern hinzu. Später addierte man auf 10x und rechnete für den Boten noch 1x auf 11x hinzu.



Da ich noch andere Briefe günstig erwerben konnte, bekommt Rainer (Gernesammler) den geschenkt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2022 11:37:19 Gelesen: 68382# 622 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus Elberfeld vom 18.9.1830 an Firma Zumstein in Kempten kostete 2 1/2 Silbergroschen für Preussen in roter Tinte. Da Bayern in Gutengroschen rechnete, entsprachen diese 10x. Für den Transit durch Thurn und Taxos setzte man in Augsburg weitere 10x an = 20x, die auch so im Auslagenstempel stehen.



Bayerns Inlandsporto von 14x ab Aschaffenburg bis Kempten kam dazu, so dass Zumstein total 34x zu zahlen hatte.

Absender der wunderbar vorgedruckten Rechnung war die Firma Metzger & de Bary schon am 14.9.1830. Warum der Brief erst 4 Tage später der Post aufgegeben wurde, weiß ich nicht, aber es gibt zahlreiche Postbetrügereien aus dem Raum Wuppertal nach Kempten - vlt. wartete man noch ab, ob sich weitere Briefe finden ließen, die man dann zusammen verschicken konnte?

Interessant auch die Fakturierung in rheinischen Gulden über 795 Gulden und 30 Kreuzer, wobei 18% Rabatt und Sconto gewährt wurden, immerhin 143 Gulden und 11 Kreuzer weniger. Gerne würden heutige Geschäftsleute solche Einkäufe tätigen ...

Interessant ist auch der Inhalt (2. Seite), in dem man Zumstein mitteilte, dass dieser in der Warensendung auch bunte und schwarze Tücher finden werde, in der Hoffnung auf weitere Bestellungen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.10.2022 09:47:39 Gelesen: 68270# 623 @  
@ bayern klassisch [#621]

Liebe Freunde,



verfasst am 9.7.1840 in Reutlingen erfolgte die Postaufgabe dort mit der Leitung über Augsburg, wo 4 Kreuzer württembergisches Porto in Auslage genommen wurden und weiter ging es für 6x nach Sonthofen, von wo aus 1x für den Boten nach Nesselwang hinzu kam, so dass der Empfänger Fidel Göhl 11x zu bezahlen hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.10.2022 09:53:58 Gelesen: 68269# 624 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Isny im Allgäu vom 24.1.1850 wurde 2 Tage später von der Firma C. U. Springer an C. A. Venino in Würzburg unfrei verschickt, wofür in Rötel 1 Kreuzer Sonderporto für Württemberg anfiel, welches von Augsburg in Auslage genommen wurde. Mit dem bayerischen Inlandsporto von 12x ergab sich folglich ein Gesamtporto von 13x.



Briefe mit Sonderporti mag ich sehr, vor allem, wenn sie aus Isny stammen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.10.2022 10:34:27 Gelesen: 68261# 625 @  
Liebe Freunde,

obwohl mir badische Briefe nach Bayern wahrlich nicht fremd sind, bereitet mir dieser hier Probleme.

Geschrieben wurde er in Mannheim am 8.3.1850, womit er unter den Postverein Baden-Bayern ab 1.8.1843 bis 30.4.1851 fiel. Als einfach galt das halbe Loth; für jedes weitere halbe Loth kamen 50% mehr in Ansatz.



Die Aufgabepost taxierte den "sehr pressant" erwähnten Brief wohl mittig mit 12x als 1,5fach über 6-15 Meilen (Mannheim-Würzburg = 111 km = 14,9 Meilen (bis 6 Meilen = 4 Kreuzer, über 6-15 Meilen = 8x und über 15 Meilen = 12x Gemeinschaftsporto). Demnach war er über 8,75g bis 17,5g schwer.

Allerdings strich Mannheim diese 12x wieder ab und notierte oben links jetzt 18x Gemeinschaftsporto. Bei 14,9 Meilen wäre auch möglich die 3. Entfernungsstufe mit 12x einfachem Porto bei 1,5fachem Gewicht = 18x.

Bei der 2. Entfernungsstufe wären keine 18x zu erreichen (8, 12, 16, 20x usw.).

Es ist also zu unterstellen, dass Mannheim ihn in die 3. Entfernungs- und 1,5fach Gewichtsstufe packte.

Am Folgetag kam er in Würzburg an und wurde, s. Inhalt, ausgeliefert.

Allerdings wurde er wieder verschlossen, nach Roggenburg per Dillingen (von Würzburg aus 140 km = 18,6 Meilen) umadressiert und eine zweite 12x Taxe angebracht. Diese wurde aber wieder abgestrichen und es wurde die Augsburger Auslage von 18x belassen (wobei man sagen muss, dass Briefe aus Mannheim üblicherweise direkt nach Würzburg liefen und nicht den Umweg über Augsburg machten!).

Bei einer erneuten Postaufgabe in Würzburg hätte man dort Aufgabe stempeln müssen, die Augsburger 18x streichen müssen und ihn als innerbayerischen Brief über 12 Meilen mit 12x taxieren müssen (noch kein Portozuschlag, jetzt bis 1 Zollloth (15,625g). Das ist hier nicht zu sehen.

Dazu kommt, dass es verboten war, briefliche Inhalte auf den Außenseiten der Briefe zu notieren - hier hat man einen ganzen Beitrag rückseitig aufgeschrieben, was eigentlich die Annahme der Sendung hätte verhindern müssen (in Würzburg).

Für fachliche Verbesserungen oder alternierende postgeschichtliche Beschreibungen bin ich offen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 10:27:03 Gelesen: 66861# 626 @  
Liebe Freunde,



eine Postkarte aus Bonn vom 17.2.1873 nach Kempten, dort ohne Ankungsstempel verblieben, wurde korrekt mit 1/2 Groschen frankiert. Man bittet um Angabe der äußersten Preise für Sennbutter, einen Terminus, den ich trotz lebenslanger Butter-Esserei nicht zuvor gehört hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 10:52:27 Gelesen: 66859# 627 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Lyon vom 17.10.1841, der in der 2. Gewichtsstufe lag und somit für seinen Empfänger, Monsieur Alphonse Lancon in München, ein bisserl teuer wurde.



Aus dem 3. französischen Rayon kosteten einfache Briefe 20 Kreuzer, die mit doppeltem Gewicht aber degressiv nur 38x, statt 40x, wie man hätte erwarten können. Eigentlich sollte sich der franz. Teil des Portos verdoppeln, aber tatsächlich erhöhte er sich nur um ca. 90%.

Bayerns Gewichtsstufen waren da moderater gefasst, denn je halbes Münchener Loth erhöhte sich das bayer. Porto nur um 50% - hier also für einen doppelt schweren Brief 18 + 9 = 27x ab Kehl bis München.

Somit wurde gerechnet: 38x für Frankreich plus 27x für Bayern = 1 Gulden 5x, wie sie mittig auch notiert wurden.

Aber der Absender hatte noch vermerkt: "Bureau restant" und hat damit die Lagerung auf der Post vorgegeben, wodurch es ein poste restante gestellter Brief wurde, bei dessen Abholung durch Herrn Lancon weitere 4x (nicht notiert, wie so oft in München) dazu kamen, ergo das Endporto auf 1 Gulden und 9x gesteigert wurde.

Die Nummer 3359 mittig dürfte die Lagernummer für poste restante gestellte Postsendungen in München des Jahres 1841 gewesen sein (wenigstens hat man sie nicht vergessen) und sie zeigt uns, dass in knapp 11 Monaten (Ankunft in München am 21.10.1841) fast 3.400 poste restante Sendungen dort aufgeschlagen waren - eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, wie wenige es heute noch gibt (vermutlich liegt der Weltbestand an diesen Sendungen in der Vormarken- und Kreuzerzeit nach ganz Bayern weit darunter).

Jedenfalls ist das der Brief mit der höchsten Lagernummer Bayerns, den ich je gesehen habe und das ist doch auch schon etwas ...

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 10:57:28 Gelesen: 66858# 628 @  
Liebe Freunde,

und noch gleich einen hinterher, diesmal im 1. Gewicht, aus Paris (3. Rayon) vom 21.2.1840 an Herrn Baron von Würtzbourg in München. Augsburg notierte 20 Kreuzer französisches Porto bis Strasoburg und addierte ab Kehl für Bayern 18x, so dass der Empfänger total 38x zu zahlen hatte.



Schön die Kombination blau, orange (beide Paris) und rot (Bayern) ... fast eine Tricolore.

Inhalt war eine Rechnung der Firma C. Blanchon 40, Boulevard du Temple in Paris über 54 Francs.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.10.2022 11:11:14 Gelesen: 66853# 629 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus dem Kgr. Sardinien (Turin = Torino) vom 29.8.1845 wurde abgeschickt mit folgender, interessanten Adresse: "Monsieur Erneste Weber à Gera aux Soins de Mons. Leonh. Kalb Nürnberg Allemagne".



Der Empfänger war also Herr Weber aus Gera (Thurn und Taxis), aber geschickt wurde er an Leonhard Kalb, wohl den größten Forwarder in Bayern.

Der Absender zahlte 9 Decimi (hinten) bis zur sardisch-österreichischen Grenze. Österreich verlangte 12 Kreuzer Conventionsmünze, die nicht angeschrieben wurden, sondern sofort in 15 rheinische Kreuzer reduziert wurden, auf denen Augsburg am 24.10.1845 seinen Auslagestempel abschlug. Dazu kam das bayer. Inlandsporto von 18 Kreuzern bis Nürnberg, so dass Leonhard Kalb für seinen Kunden total 33 Kr. auslegen durfte.

Später erfolgte die Weiterleitung von Nürnberg aus - evtl. als Einzelbrief in einem Kuvert, evtl. auch mit anderen Briefe an Weber, was zu einer Portoersparnis führte.

Teilfrankobriefe an bayer. Forwarder für Kunden im Fürstentum Reuß jüngere Linie sind nicht sehr häufig.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 14:18:44 Gelesen: 66089# 630 @  
Liebe Freunde,

aus Carlsbad (Karlsbad) an Herrn Ferdingang Hoffmann in Altenkundstadt in Bayern für 2 Neukreuzer war tarifgerecht vom 3.7.1874.



Bayern stempelte am Folgetag Ankunft auf der Rückseite der Karte, wiewohl das so nicht vorgesehen war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 14:30:32 Gelesen: 66086# 631 @  
Liebe Freunde,

was macht der schlaue und sparsame Schweizer, wenn er einen Brief ins weit entfernte München 1866 zu schicken hatte? Antwort: Er dachte nach und zwar darüber, wie günstig das gehen könnte. So geschehen am 14.11.1866 in Zollikon bei Zürich durch D. Herder, den ich leider nicht ergooglen konnte.



Er ließ seinen Brief an "Herrn Andr(eas) Sedlmayer, Werckzeugfabrikant am Anger in München" in München für nur einen Kreuzer als Ortsbrief bis 1 Loth aufgeben und sparte sich somit eine Menge Geld - nämlich 11 Kreuzer (Postaufgabe in der CH: 10 Rappen für die CH bis Lindau und 30 Rappen für Bayern bis München = 40 Rappen = 12 Kreuzer).

Die Tatsache, dass dies erst 6 Tage nach Schreibens des Briefes erfolgte, war ihm wohl egal - 11x waren auch viel Geld.

Wie der Brief letztlich von Zollikon nach München kam und wer ihn dort mit 1x frankierte, werden wir wohl nie erfahren. Innen ist ein Teil einer technischen Ansicht/Zeichung noch vorhanden, mit der man aber nichts anfangen kann - hoffentlich anders, als damals, 1866.

Briefeschmuggel Schweiz - Bayern kommt hin und wieder vor, aber so weit von der CH weg findet man so gut wie keine Briefaufgaben mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.10.2022 19:24:44 Gelesen: 66046# 632 @  
@ bayern klassisch [#631]

Hallo Ralph,

schönes Stück, von Zöllikon bis Zürich waren es nur 3,75 Kilometer Luftlinie und in Zürich gab es auch Forwarder z.B. Escher-Wyss & Co. ab 1842.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 26.10.2022 19:50:55 Gelesen: 66043# 633 @  
@ Gernesammler [#632]

Hallo Rainer,

danke für die Infos - aber leider ist nirgendwo etwas zu ersehen, wer den Brief geschmuggelt hat (könnte auch ein Privater gewesen sein, der beruflich nach München musste, weiß man halt nicht).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 31.10.2022 23:00:09 Gelesen: 64797# 634 @  
Liebe Freunde,

anläßlich der eben zuende gegangenen Jahreshauptversammlung unserer ARGE Bayern hielt unser 1. Vorsitzender Peter Zollner einen vortrefflichen Vortrag über die Fremdentwertungen bayerischer Quadratmarken, wobei die länderübergreifenden Bahnpostlinien eine entscheidende Rolle spielten.





Nicht verwechseln sollte man bei dieser feinen Thematik Briefe wie den jetzt hier abgebildenten, der in Frankfurt am Main am 26.9.1859 geschrieben wurde, aber sicher nicht dort auch aufgegeben wurde, auch wenn es eine Bahnlinie Frankfurt am Main - Aschaffenburg gab. Aber irgendwo in Bayern muss er in den Briefschlitz des Bahnpostwagens eingeworfen worden sein, sonst hätten die verklebten 6 Kreuzr nicht gereicht.

Aber der Bahnpoststempel, dessen Ortsangabe im Sehnenkreis ich leider nicht decodieren kann, wurde erst am 1.10.1859 eingesetzt, also satte 5 Tage später und der Passauer Ankunftsstempel bestätigt dieses quasi mit seinem Datum vom 3.10.

Dennoch finde ich das gute Stück eine interessante Abrundung zu dem auf der JHV gezeigten Thema.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 01.11.2022 12:25:51 Gelesen: 64704# 635 @  
@ bayern klassisch [#634]

Hallo Ralph,

der Bahnpoststempel ist der Typ IIIa mit kleiner Schrift in Antiqua im Sehnenkasten und in der Mitte des Stempels ist CH zu erkennen, auch in der Vergrößerung ist das E am Ende zu erkennen, deshalb würde ich auf München tippen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 01.11.2022 12:53:44 Gelesen: 64696# 636 @  
@ Gernesammler [#635]

Hallo Rainer,

vielen Dank - deine Augen sind besser, als die meinen es je waren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.11.2022 11:27:53 Gelesen: 63265# 637 @  
Liebe Freunde,





2 Postkarte zu je 1/2 Groschen aus Berlin Post-Expedition Numero 42 an Firma J. W. Helb, Verlagsbuchhandlung in Neu-Ulm, kann ich zeigen, die von der Firma Burmeister & Stempell stammen und fast identisch sind.

Die ältere Karte datiert vom 19.12.1873 und wurde zwischen 19.00 und 20.00 Uhr aufgegeben und gestempelt. Rückseitig verewigte sich der Absender mit seinem Firmenstempel. Weiter Poststempel mangeln. Wenigstens wurde der Wertstempel in Berlin perfekt getroffen.

Die jüngere Karte datiert vom 14.7.1874 und wurde zur selben Uhrzeit in Berlin aufgegeben. Die gleiche Adresse wurde aber nun postalisch präzisiert mit Bläuel "Baiern", denn mit Neu Ulm konnte man wohl sonst im weit entfernten Berlin eher wenig anfangen.

Hier hatte der Absender auf den Abschlag seines Firmenstempels verzichtet, dafür hat die Post in Neu-Ulm mit ihrem Ankunftsstempel auf der Textseite eine Contravention begangen, denn in Bayern sollten Postkarten bei der Ankunft bei Vermeidung von Textlesbarkeitsproblemen den Ankunftsstempel oben links abschlagen. Der Werteindruck wurde in Berlin nicht getroffen - Zufall, Schlampigkeit, oder war das 1874 nicht mehr vorgeschrieben?

Schon an diesen 2 billigen Postkarten kann man erkennen, dass Philatelie und Postgeschichte mehr ist, als Marke, Werteindruck oder Poststempel. Wer schrieb wem und warum? Immer derselbe Schreiber, oder mehrere Beschäftigte? Firmenstempel ja/nein? Wenn ja/nein, warum?

Aufgabestempel entwertet, oder auch nicht - Vorschriften hierzu? Wann geändert, wenn es eine Änderung gab?

Aufgabezeit immer dieselbe wegen Routine der Geschäftsstunden?

Warum Präzisierung der Adresse, warum nicht?

Warum Stempelung im Transit, warum unterlassen? (generelle Frage, nicht auf die beiden Karten hier bezogen).

Warum Stempelung bei der Ankunft, warum unterlassen? Wo erfolgte die Stempelung bei der Ankunft, warum nicht woanders?

Wer bei seinem Hobby Langeweile hat, ist immer selbst schuld. Wer glaubt, dass Altdeutschland langweilig wäre, hat keine Ahnung. Wer annimmt, dass moderene Postgeschichte nicht stattfindet, bekommt keine Post.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.11.2022 09:14:00 Gelesen: 62854# 638 @  
Liebe Freunde,

manchmal hat es Briefe, bei denen kommt mehr zusammen, als man sich gemeinhin erträumen darf. Hier wäre so einer aus Leipzig vom 20.4.1874 mit einem Groschen frankiert und doppelt entwertet durch den Zweikreiser Leipzig-Hof an "Herrn Wilhelm Schirmer aus Leipzig, Bamberg, poste restante".



Schon am Folgetag kam er dort an und wurde ins Lagerbuch für p. r. Sendungen eingetragen und harrte nun des Herrn Schirmer. Aber da harrte er lange, nämlich so lange, wie die Bamberger Post ihn liegen ließ, denn abholen wollte ihn keiner. Daher notierte man vorne "wurde nicht abgeholt", strich Bamberg und fügte "retour Leipzig" hinzu.

Weil man ohne den Absenderstempel hinten nicht hätte genau wissen können, woher der Brief kam, vermerkte man noch "Abs(ender) im Stempel" wohl am 31.7.1874 und sandte ihn zurück nach Leipzig, wo er am 1.8.1874 auch ankam. Da sieht man wieder, was so ein Firmenstempel wert sein kann.

Nach der Beschreibung des Auktionshauses soll die Marke einen Plattenfehler haben und auch der Einzeiler "Leipzig" soll nicht Massenware darstellen. Sogar der Bahnpost-Zweikreisstempel ist offenbar kein Standard-Stempel aus dieser Zeit.

Nicht abgeforderte Poste restante - Briefe sind äußerst sammelnswert, auch wenn dieser Postsonderdienst damals keine Gebühr mehr nach sich zog.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2022 12:17:36 Gelesen: 62388# 639 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus dem thurn- und taxisschen Gera vom 7.10.1822 an die Konfisserie Georg Langheinrich in Hof (Bayern) wurde mit einer "Probe ohne Werth" verschickt und mit 5 Kreuzer Porto taxiert.




Aber da es ein Portobrief war, könnte man fragen, wo ist das bayer. Porto, da nur 5x in typisch preussischer, roter Tinte vermerkt wurden? Nun, die Antwort liegt nicht auf der Hand: Da Hof ein sog. Gränzpostamt war, galt es zwar auch als bayerisch, aber postalisch auch als preussisch und sächsisch! Somit waren Briefe nach Hof nur mit einer Taxe zu belegen, hier mit 1 1/4 Gutengroschen = 5 Kreuzern. Da die Probe ohne Wert inliegend war, gab es auch keine theoretische Vergünstigung.

Schön das Kaufmannszeichen des Absenders innen und außen zu sehen - das Paket folgte dann schon.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.01.2023 12:10:36 Gelesen: 51334# 640 @  
Liebe Freunde,

nach unendlich langer Zeit ist es mir endlich gelungen, einen frankierten Brief von Thurn und Taxis nach Bayern zu finden, dessen Taxe(n) die niedrigst möglichen waren.



Erbach 16.91.1848 nach Amorbach, dort Ankunft am Folgetag mit dem schönen blauen Halbkreiser.

Hier sieht man ganz genau, dass der Absender 2 Kreuzer für Taxis und 2x für Bayern frankiert hatte - aber 2x Frankostufen gab es in Bayern eigentlich gar nicht, gab der Tarif doch bei Fernbriefen ein Mindestporto von 3x vor.

Aber es gab Absprachen/Verträge, die so abgeschlossen wurden, dass die nationalen Gebührensätze auch geringer sein konnten, wenn es dienlich war und das war es hier. Man reduzierte auf nur 2x und machte dadurch die Briefe günstig in der Erwartung, dass es keine Defraudationen geben würde und jeder Brief zur Post gebracht würde. Sicher hat diese Maßnahme dazu geführt, dass durch die Wohlfeilheit mehr Briefe mit der Post, als von Privaten befördert wurden, aber zu bekommen ist solch ein Stück nicht einfach, auch weil der Korridor ein ganz eng gezogener war und nur wenige Postorte umfasste.

Diese Variante müsste noch bis zum 30.9.1851 gegolten haben, als dieser Teil des Großherzogtums Hessens (Grafschaft Erbach) dem DÖPV beitrat, aber im Postvertrag Bayerns mit Taxis vom 1.5.1851 (pauschal) und der Aufnahme des Großherzogtums Hessen zum 1.10.1851 (VO- und Anzeigeblatt No. 59, lfd. Nr. 14.992 vom 30.9.1851 unter Punkt 3) c) " ... nach den vorgenannten Ländern aus der Pfalz bei unmittelbarer Überlieferung an die taxisschen Posten bis zu dem Grenzpunkte Frankenthal-Alzei, ohne Unterschied der Entfernung zu berechnen, und dagegen die zur Zeit noch beibehaltenen Austrittsposten Erbach, Fulda und Hanau in den Lokalmeilenanzeigern zu streichen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.01.2023 12:31:29 Gelesen: 50329# 641 @  
Liebe Freunde,

heute ein Brief aus Stuttgart der Firma Reihilen & Söhne vom 3.7.1857 an Bernhard Engel in Babenhausen in Bayern.



Von Stuttgart aus hätten wir damit 106 km Luftlinie und wären daher über 10 bis 20 Meilen = 6x Franko im Postverein. Stuttgart - Ulm waren nur 73 km, wofür 3x ausgereicht hätten.

Aber der Stuttgarter war schlau (oder sollen wir sagen kriminell?) und schmuggelte seinen Brief nach Ulm, wo er am Folgetag mit nur 3 x frankiert, von wem auch immer, nach Babenhausen lief und dort am 5.7. ausgetragen wurde. Von Ulm aus waren es nur 34 km bis Babenhausen und eine Postaufgabe in Neu-Ulm hätte kein anderes Ergebnis gebracht.

Immer wieder schön und interessant, was es so alles zu Ulm/ Neu-Ulm gibt und Briefe der württembergischen Erstausgabe liebe ich sowieso.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 15.01.2023 12:09:49 Gelesen: 50283# 642 @  
Hallo Sammlerfreunde,

kein klassischer Brief, sondern ein Aufgabeschein des Herzogtums Baden über baare Einzahlungen vom 24.4.1867.

Der Schein wurde verwendet von der "Direction der Grossherzoglichen Badischen Verkehrsanstalten" in Adelsheim und es wurde die Summe vom 26 Gulden und 30 Kreuzern in bar an Jonas Billigsnimer in Würzburg überwiesen, die Überweisung wurde von Herrn Wenzel in der Expedition angenommen.

Der Aufgeber erhielt immer laut Punkt vier auf der Rückseite auf Verlangen unentgeltlich einen Schein über die überwiesene Summe.

Gestempelt wurde der Schein mit dem L1 Einzeiler Adelsheim (Feuser Deutsche Vorphila, 15-3) verwendet ab 1840, wahrscheinlich wurde dieser zu diesem Zeitpunkt nur noch für die Fahrpost verwendet.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 26.01.2023 13:29:44 Gelesen: 48813# 643 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen lustigen Brief aus Wächtersbach vom 18.6.1855 an "Herren Krauss Hartenbach Wittner & Compagnie in Albsheim bei Worms". Da Auf- und gedachter Abgabeort in Hessen lagen, sollte es also ein innertaxischer Portobrief sein, der von der Aufgabepost Porto mit 6 Kr. taxiert wurde.



Am Folgetag war er in Frankfurt am Main und kam auch noch am 19.6. in Worms an, wie vom Absender notiert.

Aber bei Worms gab es kein Albsheim (nur ein Alsheim bei Worms).

Es verging ein Tag der Suche und in Worms strich man "Worms" durch und ersetzte es durch "Frankenthal". Jetzt stempelte man in Worms erneut, nun am 20.6. und leitete den Brief der Postexpedition Frankenthal in der bayer. Pfalz zu, die ihn am selben Tag erhielt, um ihn aber der Postexpedition Grünstadt zuzuleiten. Albsheim war nur durch den Grünstadter Kantonsboten zu erreichen, der 3 Kreuzer notiert hätte, wenn man ihm den Brief ausgehändigt hätte - hier hatte wohl der Empfänger ein Postfach, so dass dergleichen entfiel.

Bei einer Entfernung von Wächtersbach - Grünstadt von 111 km, hätte es aber nicht bei nur 6 Kreuzern Porto bleiben dürfen, denn über 10-20 Meilen (75-150 km) kosteten Portobriefe 6+3 = 9 Kreuzer.

Schuld war die zu geringen Taxe war Post in Worms, die am 20.6. hätte erkennen müssen, dass der Brief eben kein innertaxischer war, wofür die 6 Kr. gereicht hätten, sondern durch den Abzug in die Pfalz zu einem Postvereinsbrief geworden war, dessen Taxen anderen Vorschriften zugrunde lagen.

Aber Worms hatte ihn nur mit 6 Kr. belastet nach Frankenthal geschickt und Frankenthal ihn ebenso an Grünstadt weiter belastet. Nach Zahlung der 6 Kr. bei der Postexpedition in Grünstadt bonifizierte man diese an Thurn und Taxis und der Fürst musste in diesem Quartal mit 3 Kr. weniger auskommen, was seiner opulenten Hofhaltung offensichtlich aber nicht geschadet hat.

Ich liebe solche Briefe und kann gar nicht genug davon haben - nur gibt es kaum welche, schade!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.02.2023 10:29:32 Gelesen: 46967# 644 @  
Liebe Freunde,

ein Stück, wie man es heute nur noch selten findet, fand seinen Weg zu mir:



Verfasst in London am 23.10.1858 wurde es nach Augsburg geschmuggelt, wo es, wann genau kann man nicht sagen, einschlug und wo jemand Involviertes 1 Kreuzer für den Brief als Ortsbrief investierte, damit die Firma Beck & Compagny die neusten Erkenntnisse über "Commodities" auf dem britischen Weltmarkt erfährt.

Der Bericht selbst in London stammte von Julius Schenkenhofer, immerhin.

Der 5g leichte Brief hätte bei Versendung über Belgien und Preussen 18 Kreuzer gekostet, bei der Leitung über Paris und Strasbourg ebenso, so dass sich der Absender satte 17 Kreuzer gespart hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.02.2023 11:00:28 Gelesen: 46962# 645 @  
Liebe Freunde,

Briefe des 5. Rayons Frankreich zu Bayern findet man nicht häufig - und wenn dann noch eine kleine Besonderheit hinzu kommt, schlägt man zu, oder lässt sich sein Lehrgeld wieder auszahlen.

In Bordeaux am 12.3.1841 geschrieben, wurde der Brief an Firma Birkner (später: Birkner und Harmann) in Nürnberg unfrankiert auf seine Reise geschickt. Der Absender hatte "Par Forbach" notiert, wobei auch über Strasbourg möglich gewesen wäre, aber dazu später.



Er lief natürlich über Paris (14.3.) und doch Forbach (15.3.) über Preussen und Thurn und Taxis nach Würzburg (Kartenschluß Forbach - Würzburg), wo er am 17.3. eintraf und siegelseitig gestempelt wurde.

Briefe aus dem 5. franz. Rayon wurden in Bayern mit 28 Kreuzer franz. Porto angesetzt (einfach bis 1/2 Münchener Loth) und dazu gesellten sich 20 Kreuzer für Bayern für die Strecke ab Forbach bis Nürnberg, wo die beiden Beträge links oben korrekt zu 48 Kreuzern addiert wurden, die Firma Birkner zu zahlen hatte.

Die kleine Besonderheit ist die Tatsache, dass Nürnberg selbst einen eigenen Kartenschluß zu Strasbourg UND Forbach hatte, man also ihn in Paris über Forbach - Nürnberg oder Strasbourg - Nürnberg auch hätte leiten können.

Briefe an Orte mit eigenem Kartenschlußpostamt, die über ein anderes Kartenschlußpostamt liefen, sind m. E. nicht häufig und wenn sie mit 7 Stempeln und 3 Taxen daher kommen, sollte man sie nicht verschmähen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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