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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 960 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 09.01.2019 19:44:14 Gelesen: 249129# 361 @  
Liebe Freunde,

wer findet die Besonderheit? Nürnberg, 10.11.1875, nach Ellingen in Bayern für 3 Kreuzer Porto.

Bin gespannt, wer ihn mir erklären kann - jeder Tipp oder Hinweis wird besprochen, garantiert.





Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.01.2019 16:13:57 Gelesen: 248737# 362 @  
Liebe Freunde,

heute ein 3 Kreuzer Brief von Ering vom 10.1.1866 nach Landshut an den berühmten Advokaten Dr. Götz. Das Landgericht Erding hatte ihn siegelseitig mit Insinuationsvermerk versehen.





Interessant ist die rechte Schnittlinie der Marke - so noch selten gesehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 14.01.2019 18:29:12 Gelesen: 248708# 363 @  
@ bayern klassisch [#361]

Von einem Armenpflegschaftrath an einen anderen, wo es um den Ersatz von Kur und Verpflegungskosten für Johann Kreiner von Ellingen ging. Sehr schön!

Als Dienstbrief gab es kein Portozuschlag, also 3 Kreuzer richtig.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 14.01.2019 19:42:33 Gelesen: 248699# 364 @  
@ Magdeburger [#363]

Lieber Magdeburger,

hier spricht der Kenner - natürlich alles richtig.

Die Besonderheit in der Besonderheit: In Bayern hat man diese portopflichtigen Partei - Sachen bzw. Armen - Sachen i. d. R. falsch taxiert, also MIT Portozuschlag, statt ohne, wie es die Vorschrift war.

Wenn du also 100 dieser Dienstbriefe siehst, haben sicher 95 falschte (weil zu hohe) Taxen und nur wenige sind korrekt taxiert. Aber das korrekt taxierte Stück kann man nur am 3 Kreuzern Porto feststellen, weil aus 3 Kreuzer Franko 7 Kreuzer Porto und aus 7 Kreuzern Franko dann 11 Kreuzer Porto wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.01.2019 16:20:20 Gelesen: 248465# 365 @  
Liebe Freunde,

einen netten Dienstbrief aus dem pfälzischen Landau vom 9.9.1862 nach Weißenburg (Wissembourg) im Elsaß darf ich zeigen, der mit dem Landauer B.S.P. - Stempel für Bavière Service Public korrekt aufgegeben wurde und der so auch in beiden Ländern portofrei belassen wurde.



Einen Ankunftsstempel gibt es von Wissembourg nicht, weil Briefe dorthin (i. d. R. aus der Pfalz) nur den Vertragsstempel "BAVIÈRE - WISSEMBOURG" erhielten und sonst nichts (was wir auch von Strasbourg kennen, wo das genau so gehandhabt wurde).

Dass er für die paar Kilometer einen Tag bis Wissembourg brauchte, dürfte daran gelegen haben, dass er am 9.9. erst nach Postabgang auf seine Reise ging (Luftlinie nur 23 km).

Eigentlich sollten die B.S.P. - Stempel in roter Farbe abgeschlagen werden, aber sie finden sich auch in Orange und, wie hier, Violett wieder (was aber auch seinen Reiz hat).

Von Bayern sind ca. 180 Briefe mit B.S.P. - Stempeln nach Frankreich (und 2 über Frankreich!) bekannt. Umgekehrte Dienstbriefe von Frankreich nach Bayern mit Stempel F.S.P. für "FRANCE SERVICE PUBLIC" habe ich in meinem ganzen Leben nur 3 gesehen - den letzten vor ca. 20 Jahren - Massenware ist anders.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 08:47:49 Gelesen: 247762# 366 @  
Liebe Freunde,

eigentich brauche ich den nicht, aber er hat mich halt doch sehr angesprochen, zumal in Mühldorf die meisten Briefe mit vorausentwerteten Marken in ganz Bayern zu finden sein dürften - da ist es mal eine angenehme Abwechslung, mal einen übergehenden Stempel auf feinem Brief sein Eigen nennen zu können.



Vermutlich lag es daran, dass die Absenderbehörde eigene Marken vorrätig hatte und nicht auf die gestempelte Ware des Expeditors schielen musste.

Und schöne Briefe mit dieser schwierigen Marke als Teilvordruck muss man auch erst einmal finden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 08:59:48 Gelesen: 247758# 367 @  
Liebe Freunde,



am 1.1.1843 trat in Bayern ein neues Regulativ in Kraft, das die eher komplizierten Tarifstrukturen des Alten vom 1.12.1810 modifizierte. Aber entweder war das am 1.1.1843 noch nicht jedem bekannt, oder die Gebühren waren immer noch zu konsumentenunfreundlich, wie dem auch sei, in Nürnberg am 1.1.1843 (geschrieben noch 1842, weil man sich noch nicht am Neujahrstag an das Neue Jahr gewöhnt hatte!) wollte die Firma G. A. Schleicher keinen Frankobrief nach Tittmoning aufgeben, weil ihr das zu teuer war. Das waren nämlich satte 199 km und damit lagen wir in der neuen Zone von über 24 - 30 Meilen, wofür 10 Kreuzer hätten berappt werden müssen.

Das musste günstiger gehen und es ging auch - elegant wurde der Brief bis 1/2 Loth nach München (wie?) transportiert, ohne die teure Post einzuschalten und erst dann aufgegeben, wobei es selten ist, dass dergleichen Briefe frankiert wurden, gab es doch keinen Unterschied hinsichtlich franko und porto. Man zahlte also 4 Kreuzer (hinten kaum lesbar vermerkt) für jetzt nur noch 6 - 12 Meilen und sparte sich daher satte 6 Kreuzer.

Im Adressbuch der Stadt Nürnberg für 1842 findet sich just jeder G. A. Schleicher:

https://books.google.de/books?id=WLNAAAAAcAAJ&pg=PA115&lpg=PA115&dq=firma+g.+a.+schleicher,+n%C3%BCrnberg&source=bl&ots=7cgdfEdBCE&sig=ACfU3U2CWmgRiH_vqRSH8PBpXW6cLoZG2g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiA-e-Yvo3gAhWFLVAKHRPzD6IQ6AEwCHoECBEQAQ#v=onepage&q=firma%20g.%20a.%20schleicher%2C%20n%C3%BCrnberg&f=false

Ob er a la longue damit finanziell reüssierte, wissen wir nicht und auch die erhebliche Verzögerung von mindestens 2 Wochen, bis der Brief in Tittmoning war, hat man wohl nolens volens hingenommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:08:56 Gelesen: 247756# 368 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen gewöhnlichen Portobrief aus München vom 18.11.1859 an den Stadtmagistrat in Freystadt bei Neumarkt in der Oberpfalz. Die Aufgabepost hatte ihn angenommen, obwohl Briefe von Privaten unfrei nicht an bayerische Behörden anzunehmen waren und eigentlich hätten frankiert werden müssen.



Immerhin notierte man 9 Kreuzer Porto und da es keine Retoure gab, hat man diese wohl zähneknirschend in Freystadt auch bezahlt (einen Tag später).

Aber war der Absender tatsächlich ein Privater? Nein - nur hat man den Brief mit einem heute fragmentarischen Dienstsiegel verschlossen, aber sonst alle Pflichtaufgaben einer Absenderbehörde vergessen, so dass die Aufgabepost ihn wie einen Brief eines Privaten ohne Portofreiheitsprivileg behandelt und das ist wahrlich nicht häufig!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:18:25 Gelesen: 247755# 369 @  
Liebe Freunde,

harmlos von vorne, harmlos von hinten und doch wahrlich nicht alltäglich!



In Monheim sandte man am 2.9.1847 einen Portobrief "Dem Magistrat der Königlichen Stadt Oellingen". Die Aufgabepost taxierte ihn korrekt mit 3 Kreuzern, wobei dies schon inkludiert, dass man den Zielort, den es weltweit gar nicht gab und gibt, gekannt hatte, weil man sonst nicht auf eine Entfernung von bis zu 6 Meilen gekommen wäre, für die allein 3 Kreuzer zu taxieren gewesen wäre.

Siegelseitig sehen wir den Stempel von Donauwörth vom Folgetag und dann erst wieder 2 Abschläge von OETTINGEN vom 7.9., was auf eine vorübergehende Nichtauffindung eines Ortes wie Oellingen schließen lässt. Monheim ist von Oettingen nur 26 km Straße (!) entfernt und ein regulärer Brief wäre nur einen Tag nach dorthin unterwegs gewesen, bei morgendlichem Postabgang wäre er sogar noch am selben Tag zugestellt worden.

Aber irgendein Schlauer vermerkte unter Oellingen "Oettingen" und hatte natürlich Recht. Derart erleichtert unterstrich man die 3 mit Rötel und war froh, diesen schludrig adressierten Brief endlich losgeworden zu sein, auch wenn es ein paar Tage länger gedauert hatte, bis man sein Geld bekam. Auch hier nahm die Empfängerbehörde den Portobrief an, was eigentlich gegen die Vorschrift war, da dergleichen Briefe an bayerische Behörden zu frankieren waren, aber es gab halt auch Briefe, bei denen nichts klappte - schön für mich/uns.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:24:28 Gelesen: 247751# 370 @  
Liebe Freunde,

wer sagt mir, ob die Taxierung des Briefes aus München vom 28.11.1840 nach Tittmoning eine 3 oder eine 4 sein soll? Ich könnte es nicht sicher lesen, aber ich kläre auf - es soll eine 4 sein! Muss man wohl dazu schreiben.



Die nette Besonderheit ist aber eine andere - der kleine Stempel des Absenders S. Pichler s Erben, den ich so schnuckelig noch nie gesehen habe, obwohl diese Firma uns schon einiges hinterlassen hat.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:30:41 Gelesen: 247747# 371 @  
Liebe Freunde,

so noch nicht gesehen und daher sofort eingesackt:



Portochargébrief an die fürstlich von Seckendorfsche Gutsherrschaft in Obernzenn, bei der 3 Kreuzer Portoporto anfielen. Die Recogebühr von 4 Kreuzern hatte immer der Absender zu tragen. Der Aufgabestempel von Langenfeld zeigt den 17.9.1842.

Angekommen war der Brief am 21.9. lt. inseitigem Präsentationsvermerk - und eben dort steht: "7 xr Porto".

Da der Brief eine Stempelpapiernominale von 3 Kreuzern aufweist, ergäbe die Addition aus Porto und Stempel nur 6 Kreuzer.

Aber wenn man die 3 Kreuzer Porto und die 4 Kreuzer Chargégebühr addiert, kommt man auf die notierten 7 Kreuzer, auch wenn es kein reines Porto darstellt, damals aber sicher so bezeichnet worden wäre.

Ich kenne bis dato keinen Brief, in dem sich der Empfänger eines Recobriefes dazu bereit erklärt hätte, auch die Kosten für die Chargierung zu übernehmen - hier also der erste, den ich habe.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 12:57:59 Gelesen: 247326# 372 @  
Liebe Freunde,

Bayern wurde zu diesem Vertrag hin eingeteilt in 5 Rayons: 1. + 2. Rayon waren die Orte der Pfalz, 3., 4. + 5. Rayon waren die rechtsrheinischen Orte.

Briefe aus diesen Rayons sind alle Massenware - nur der 5. Rayon ist eine große Seltenheit, weil er praktisch nur die Stadt Passau und deren nähere Umgebung umfasste, also ein räumlich sehr kleines Gebiet, in dem Korrespondenten nach Frankreich leichter zu finden waren, wie Nadeln im Heuhaufen.



Ich habe neben diesem einen weiteren Brief aus Passau nach Strasbourg und meines Wissens sind keine 10 Briefe aus dem 5. bayerischen Rayon nach Frankreich bekannt geworden. Umso mehr freue ich mich, hier einen vorstellen zu können: Geschrieben in Passau am 23.6.1847 von Andreas Dafinger an G. F. Herrnschmidt in Strasbourg. Es dürfte sich um den letzten bekannten Abschlag des C.B.R.5 (Correspondance Bavarois Rayon 5) handeln, da zum 1.7.1847 bereits der neue Postvertrag in den Startlöchern stand und in den nächsten 7 Tagen sicher keine Zeit mehr war, nach Frankreich zu schreiben.

Bis 1841 notierten Portobriefe aus dem 5. Rayon mit 10 Decimes für Bayern und 2 Decimes für Frankreich, wenn sie nach Strasbourg liefen, in Summa also 12 Decimes. Danach aber wurden die Gebührenvormerkungen für die bayer. Seite abgesenkt und nur noch 9 Decimes (intern) angesetzt, zu denen weiterhin 2 Decimes für Frankreich bis Strasbourg kamen, so dass dann diese Portobriefe nur noch 11 Decimes wie hier kosteten.

Ab dem 1.7.1847 hätte der Brief nach dem Postvertrag franko noch 18 Kreuzer (6 Decimes) gekostet, aber weil Frankreich sein Portosystem auch mit dem neuen Vertrag nicht umzustellen bereit war, wäre er auch nicht günstiger geworden und 11 Decimes entsprachen postalisch ca. 33 Kreuzer (!!).

Bayern bekam je 30g Briefe aus dem 3. Rayon 80 Kreuzer intern vergütet. Dieser wiegt 5g, so dass man de facto für ihn von Frankreich gut 13 Kreuzer bonifiziert bekam (intern).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:25:54 Gelesen: 247311# 373 @  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, von denen man träumen kann, aber nicht immer werden diese Träume erhört. Bei diesem wurde ein Traum von mir erhört und ich will ihn euch gerne vorstellen.



Die K. B. Polizey - Direktion in München sandte am 7.1.1842 einen frankierten Brief an die "Mairie", also das Bürgermeisteramt der Stadt Strasbourg im Elsaß. Auf den Inhalt gehe ich später ein - er ist rein staatsdienstlich. Daher war der Brief auch zurecht mit der Franchise R.S. unten links zu versehen, was die Portofreiheit in Bayern zwingend nach sich zog. Weil man aber nicht wollte, dass der Brief vlt. in Frankreich als portopflichtig anzusehen wäre, notierte man ursprünglich unten links "franco Gränze".

Dann aber entschied man sich um und nahm den Brief wieder zurück. 3 Tage später erschien man wieder auf der Bildfläche, jetzt aber mit gestrichenem Vermerk "... Gränze", beließ aber das "franco", so dass man in Bayern gebührenfrei blieb, aber das französische Franko tragen wollte. So zeigt uns die Siegelseite im Nenner für Bayern die klassische NULL - Paraphe, also nichts bezahlt worden, weil portofrei, aber im Zähler das Franko eines einfachen Briefes in den 1. französischen Rayon mit 6 Kreuzern, die von Strasbourg später korrekt in 2 Decimes reduziert worden sind.

Welche Probleme die Post damals bei solchen sehr seltenen Briefen hatte, wird deutlich, dass ein C.B.R.4 - Stempel abgeschlagen wurde, aber auch zwei Abschläge des P.P. - Stempels angebracht wurden. Der 1. weist auf einen bayer. Portobrief aus dem 4. Rayon (München) nach Frankreich hin, die beiden anderen aber auf einen voll frankierten Brief, wie er es auch tatsächlich war. Das liegende X verdeutlichte nochmals die Frankatur.

Inhalt: "Die Polizey - Vorschriften für die Eisenbahn betreffend.

Höheren Auftrage zu Folge, gibt man sich die Ehre, um gefällige Mittheilung der Polizey - Vorschriften für die von der Stadt Strasburg ausgehende Eisenbahn das freundliche Ansuchen zu stellen, und erbietet sich unter Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung zu den bereitwilligsten Gegendiensten. München den 7ten Jaenner 1842 - In Geduld".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:37:11 Gelesen: 247307# 374 @  
Liebe Freunde,

bei folgender Briefrosine wäre mir Hilfe recht:



Geschrieben vom Kreiß- und Stadtgericht Ansbach am 5.11.1825 als Armen - Sache (!!) An das Kaiserlich französische Bezirksgericht zu Valencienne, wurde der Brief in Nürnberg mit dem Gewicht von 11g (oben links) verwogen und mit 26 Kreuzern Porto taxiert. Dazu setzte Nürnberg als Kartenschlußpoststelle unter "Valencienne" den Vermerk "par Rheinbaiern", wollte also die Leitung über Strasbourg vermeiden und präferierte hier Forbach.

Dann aber strich jemand die 26, sandte den Brief aber über Forbach, wie man am Stempel "BAVIERE PAR FORBACH" sehen kann, also doch die Leitung über die Rheinpfalz und Saarbrücken (Preussen).

In Valenciennes kam der Brief auch an, wurde jedoch siegelseitig mit einem Deboursé - Stempel 57 VALENCIENNES versehen (am 19.11.1825).

Frontseitig lese ich neben "An" noch "Dr de L´Hospice".

Leider kann ich den Brief nicht öffnen, ohne ihn zu beschädigen, sonst würden wir den sicher nicht uninteressanten Inhalt kennen.

Eine Armensache nach Frankreich hatte ich bisher noch nie gesehen und dieser Brief wird die Krönung meiner Sammlung Armensachen darstellen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.02.2019 16:29:43 Gelesen: 246501# 375 @  
Liebe Freunde,

einfach mal beboten und gekauft, ohne etwas gesehen zu haben vom Jahr - dann den Brief geöffnet und festgestellt, dass ich Glück hatte:





Hof, 13.3.1869 nach Burtscheid bei Aachen, dort 2 Tage später angekommen.

Am 9.3.1869 wies Bayern seine Poststellen an, die Mühlradstempel von den Schaltern zurück zu ziehen und der Materialverwaltung zu überstellen. Diese Order kam vlt. am 10.3., oder spätestens am 11.3.1869 an und wurde en masse auch beachtet. Hier aber nicht, obwohl die bayer. Beamten von Hof die absolute Elite des Königreichs waren.

Schön zu sehen, dass der späte offene 211 von Hof, eine nette Sondertype, schon etwas verschlissen war und es wohl nicht ins neue Jahr geschafft hätte. So kann man sich auch über kleine Dinge sehr freuen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.02.2019 09:00:16 Gelesen: 246081# 376 @  
Liebe Freunde,

wenn man nicht innen rein schaut, kann man auch nichts sehen. So ergeht es vielen Sammlern, die oft erstaunt sind, welche Rosinen vor ihnen liegen und die sie achtlos beiseite legen in Unkenntnis ihrer postalisch interessanten Eigenschaft(en).



Äußerlich haben wir es hier mit einem Dienstbrief "An die Kirchenverwaltung Berglern, Post Moosburg" zu tun, der mit R.S. und der dazu gehörigen Expeditionsnummer versehen wurde. Die Nennung des Absenders vorne hatte man vergessen, aber immerhin war er mit dem Dienstsiegel verschlossen worden.

Sein Reiz offenbart sich aber erst im Innenern, lesen wir doch dort folgendes:

Lieferschein über 15 f 13 x zehnfünf Gulden, dreizehn Kreuzer, welche unterfertigte Kirchenverwaltung von der Kirche Berglern als Conkurrenz - Beitrag erhalten hat.

Kirchenverwaltung Trudering den 1ten September 1860

Mathias Kreuzer Kirchenpfleger".

Hier sehen wir mal wieder, dass unterschieden werden muss zwischen einem Post - Liefer - Schein bzw. einer Retour - Recepisse und einem Dienstbrief, auch wenn dieser in seiner Funktion den beiden Vorgängern entsprach.

Dergleichen Belege hab es damals sicher zuhauf - nur haben sich nicht so viele erhalten, wie es der Postgeschichtler gerne hätte, daher bin ich froh, diesen hier zum Dumpingpreis geschnappt zu haben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.02.2019 10:32:54 Gelesen: 245622# 377 @  
Liebe Freunde,

vom 20.7.1873 stammt eine Regierungs - Sache als portofreier Dienstbrief vom Bezirksamt Mellrichstadt an den Herrn Bürgermeister in Fladungen, wo der Brief noch am selben Tag ankam (waren auch nur 18 km).



Die Besonderheit lag in dem Zusatz unten links: "Dringend mit Recepisse". Nur bei Dienstbriefe galt "dringend" als Aufforderung per Express zu versenden - da es hier ein Brief in den Ort mit Postexpedition war, kostete der Expresse nichts. "Mit Recepisse" hieß mit Rückschein - dieser konnte angehängt gewesen sein (mit Bindfaden), dann wäre es eine postalische Retour - Recepisse gewesen, oder eine selbst gebastelte, die auch portofrei unter R. S. hätte laufen können, das weiß man so nicht und einen Inhalt hat der Brief auch nicht mehr - aber die Kombination von Dienst - Express und Recepisse ist schon auch bei Dienstbriefen nicht so häufig, als dass ich mir den hätte entgehen lassen wollen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.02.2019 20:31:42 Gelesen: 245547# 378 @  
@ bayern klassisch [#374]

Liebe Freunde,

ein weiterer Brief aus Ansbach nach Valenciennes, jetzt vom 29.8.1823, sorgte erneut für große Probleme. Via Nürnberg - Forbach - Paris nach Valenciennes. Dort taxiert, trotz "Armensache" mit 26 Decimes, wurde wohl die Annahme durch den Bürgermeister dort verweigert. Den Text unterhalb der Vorderseite kann ich leider nicht ganz lesen.



Hinten sehe ich 13, oben vorn 11 - diese Zahlen kann ich nicht deuten.

Jedenfalls scheint der Brief wieder zurück gelaufen zu sein und der Absender musste wohl 21 Kreuzer (?) bezahlt haben für einen Brief, der nicht ankam.

Für Hilfe bei der Beschreibung wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 16.02.2019 04:42:53 Gelesen: 245490# 379 @  
@ bayern klassisch [#378]

Hallo Ralph,

viel sehe auch ich nicht. Was ich lesen kann, ist: ref. par le xxxxxxxx du loi.

refusiert durch den (xxxxxx des Rechts), abgelehnt durch den (Rechts.. xxxxxx)

Liebe Grüsse
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 16.02.2019 08:21:04 Gelesen: 245474# 380 @  
@ SH-Sammler [#379]

Lieber Hanspeter,

vielen Dank für deine Hilfe - vlt. liest noch ein alter Franzose mit. Im Notfall kenne ich eine Französin, die aber abseits aller philatelistischen Pfade wandelt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 23.02.2019 11:12:01 Gelesen: 244786# 381 @  
Liebe Freunde,

auch Auktionshäuser halten für uns Sammler Belege bereit, die es in sich haben - so geschehen bei einem Brief aus Ulm von der Firma Steiner & Friedmann, der am 6.9.1860 geschrieben und am Folgetag in Neu - Ulm mit 6 Kreuzer frankiert aufgegeben wurde. Empfänger war die mechanische Baumwollspinn- und Weberei in Bamberg. Von Ulm aus hätte der Brief (180 km = über 20 Meilen) 9 Kreuzer Franko erfordert, von Neu - Ulm aus aber nur innerbayerische über 12 Meilen 6 Kreuzer, wie verklebt.





Interessant ist noch der Ankunftsstempel von Bamberg - den kann man lesen oder interpretieren, wie man will, aber auf 1860 käme ich nie. Das wieder mal zu den Daten, die als gesichtert gelten und ich muss sagen (wie weiland schon in einem früheren Rundbriefartikel von mir der ARGE Bayern klassisch), dass man auch hier aufpassen muss, Stempeldaten als Wahrheit zu erkennen, denn das kann man oft nicht (hier würde ich auf 1859 wetten, wenn ich nicht den Inhalt usw. hätte).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 23.02.2019 12:25:48 Gelesen: 244778# 382 @  
@ bayern klassisch [#381]

Hallo Ralph,

der Stempel ist beim Abschlag verrutscht und somit quasi zweimal abgeschlagen, sieht man schön unten bzw am Bindestrich bei "7 - 8" und auch am inneren Kreis. Die Jahreszahl 1860 ist auch zweimal verschoben abgeschlagen, und die beiden 0 übereinanderliegend sehen aus wie eine 9, aber die untere Null ist auch leicht rechts verschoben.

Lg, h.
 
bayern klassisch Am: 23.02.2019 12:38:45 Gelesen: 244771# 383 @  
@ bignell [#382]

Hallo Harald,

da hast du sicher Recht - aber prima vista hätte doch jeder von uns 1859 gesagt und ich habe auch zwei Mal schauen müssen, ob die Absenderangabe 1860 wirklich stimmt.

Danke fürs Mitschauen - immer gerne gesehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 02.03.2019 08:57:34 Gelesen: 244197# 384 @  
Liebe Freunde,



eine Fürstliche Dienst Sache bekommt man nicht jeden Tag zu Gesicht, selbst wenn sie aus St. Emeran in Regensburg stammt - aber aus dem Jahr 1851 hatte ich noch keine, daher lief mir diese zu. Gerichtet war sie an das Thurn und Taxische Rentamt (Finanzamt heute) Buchau. Da Taxis mit all seinen Behörden in Bayern portofrei gestellt war, kostete der Brief nichts. Am 11.6.1851 aber war Württemberg noch taxisch und ich kenne Briefe davor, die für die württembergische Strecke taxiert wurden (oft 6 Kreuzer).

Weiß jemand, ab wann dergleichen Briefe auch in Württemberg portofrei belassen wurden?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.03.2019 09:09:05 Gelesen: 244194# 385 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Traunstein vom 5.12.1841 nach Langenau bei Ulm im Württembergischen ist ein kleiner Knobler für mich.



Taxiert mit 10 Kreuzer Porto bis zur bayer. - württembergischen Grenze bei Neu-Ulm / Ulm, kam nur noch 1 Kreuzer Botenlohn dazu (Bleistiftnotierung und daher nicht von der Post, die dergleichen nicht vornehmen durfte), so dass ich denke, dass die 10 Kreuzer bis Neu-Ulm berechnet wurden nach dem Inlandstarif vom 1.12.1810 und Ulm = Württemberg hier gar nichts bekam, obwohl Briefe umgekehrt von Ulm nach Bayern für Ulm immer ein Porto kosteten. Immerhin liegt Langenau ca. 10 km von Ulm entfernt.

Siegelseitig nur der Distributionsstempel von Ulm vom 7.12.1841.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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