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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 960 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 27.03.2021 14:30:22 Gelesen: 180011# 686 @  
@ siegfried spiegel [#685]

Hallo Siegfried,

schöne Seite! Ich würde aber immer bei vorausbezahlten Briefen von "Franko" sprechen, als "Porto" zu benutzen, auch wenn es später sogar in den Primärquellen eine Vermischung der beiden eigentlich gegensätzlichen Begriffe gab.

Der 1. Brief zeigt sicher das richtige Datum - oft wurden bei Dienstbriefen im Inhalt Probleme festgestellt, das heißt, die Briefe waren längst geschrieben und datiert, aber sie mussten vor ihrer Absendung vlt. noch einem Vorgesetzten vorgelegt werden, oder es war strittig, ob man frankieren musste, oder unfrei absenden sollte, dann kam es auch mal vor, dass ein Dienstbrief ein paar Tage lang bei der Absenderbehörde liegen blieb (hier: 6 Tage). An einen Mangel einer zweiten "1" im Stempel glaube ich nicht - dann hätte man, auch das gibt/gab es, hinter der ersten "1" eine weitere handschriftlich hinzu gefügt.

Falls du mal Fragen hast, was es mit Chargé hinsichtlich der Kosten, Aufteilung und der Höhe des Versicherungsschutzes zu tun hatte, darfst du sie anhand deiner Briefe gerne hier stellen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
siegfried spiegel Am: 27.03.2021 15:38:01 Gelesen: 180000# 687 @  
@ bayern klassisch [#686]

Hallo Ralph,

jetzt sollte die Seite korrekt beschrieben sein. Habe noch die Rückseiten beigefügt.

Besten Dank, Siegfried






 
bayern klassisch Am: 27.03.2021 15:44:37 Gelesen: 179998# 688 @  
@ siegfried spiegel [#687]

Hallo Siegfried,

das passt jetzt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 07.04.2021 12:43:22 Gelesen: 178111# 689 @  
Liebe Freunde,



weil meine Mini - Sammlung "Armensachen" eine eher weit gefasste Sammlung sein soll, habe ich mir den da gegönnt: Von der Armenpflege Neuhausen bei Neu-Ulm "An das Gräflich Waldbott - Bassenheimsche Rentamt in Buxheim bei Memmingen" vom 4.6.1856. Eine Portofreiheit lag hier nicht vor, so dass der Absender 6x für Briefe über 1 - 4 Loth unter 12 Meilen zu frankieren hatte. Am selben Tag kam der Brief in Memmingen an und wurde vom gräflichen Boten dem Rentamt (heute: Finanzamt) überbracht.

Nicht dass jemand meint, das wäre etwas "Besonderes" und sehr viel wert, oder äußerst selten - nur hat mir das Briefchen sehr gefallen und zu Ulm / Neu-Ulm habe ich ja schon seit langem ein inniges Verhältnis.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 08.04.2021 12:30:57 Gelesen: 177904# 690 @  
@ bayern klassisch [#689]

Hallo Ralph,

schönes Brieflein und ich denke es reicht, dass es für Dich etwas Besonderes ist da er in Deine Sammlung passt und ich gehe davon aus, jeder hier im Forum hat für sich Besonderheiten die nicht teuer sein müssen aber zu der man einen Bezug findet und alle auf Ihre Weise schön sind.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 08.04.2021 13:48:30 Gelesen: 177889# 691 @  
@ Gernesammler [#690]

Hallo Rainer,

so sehe ich das auch und da hast du ganz Recht.



Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Kuvert aus Augsburg vom dortigen Bahnhof vom 16.11.1871, bei dem ich gerne wüsste, warum ich es gekauft habe - und nein, es hat nichts mit den schönen Stempeln vorne und hinten zu tun, die Marke ist auch im besten Sinne des Wortes unauffällig und eine Emma Asch aus Krefeld wird auch nicht in die Annalen des Internets eingehen. Es ist also etwas Nachdenken gefragt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.04.2021 09:48:57 Gelesen: 177020# 692 @  
Liebe Freunde,

der Unterschied zwischen Brief- und Fahrpost ist jedem Postgeschichtler des 19. Jahrhunderts geläufig - es waren 2 völlig verschiedene Postdienste, wie Benzin und Diesel.



Hier einer vom 24.3.1847 vom Landgericht Euerdorf mit Postaufgabe in Bad Kissingen an das Landgericht in Werneck. Als R.S. war er dabei portofrei, aber er zeigte einen Absendervermerk, der ihn als Wertbrief eindeutig der Fahrpost zuordnete, nämlich unten "mit 7xr", also mit 7 Kreuzern (beschwert). Dies haben aber Absenderbehörde, Aufgabe- und Abgabepost übersehen - vlt. waren auch die jeweiligen Brillen gerade nicht greifbar.

Nach Ankunft in Werneck, das Datum kennen wir nicht, wurde der Brief umadressiert, jetzt von Werneck nach Euerdorf und am 31.3.1847 zur Post gegeben, wobei der 7x - Vermerk stehen blieb, womit auch die Rücksendung des Briefes der Fahrpost hätte obliegen sollen. Doch auch dafür gibt es kein Zeichen (Manualnummer, Wiegeergebnis usw.). Am Folgetag kam er in Bad Kissingen an und wurde wohl mit dem Amtsboten nach Euerdorf retourniert. 2 mal hin und her, 2 mal nichts gelesen - Glück, dass das gute Stück mit seinen (leider nur damals) 7 Kreuzern nicht verschütt gegangen ist.

Die Contraventionssammlung der Vormarkenzeit (VMZ) freut sich über einen adretten Neuzugung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.04.2021 09:56:12 Gelesen: 177017# 693 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus München vom 13.9.1854 viel mir weniger wegen seiner kalligraphischen Schönheit, der wundervollen Marke, oder seiner erstklassigen Stempel ins Gesicht, sondern zog allein aus seiner Adresse mein Augenmerk auf sich: "Ihrer Wohlgeboren Frau Kreisräthin Schaefer mit Briefen der Herren Stieber & Sohn in Nürnberg".



Üblicherweise, wenn man so überschwenglich schreiben darf, sehen wir diese Briefe ab ca.1820 bis 1870 bei geschäftlichen Adressen, worauf ja auch der Zusatz "der Herren Stieber & Sohn" hier hindeutet. Aber eine Frau Kreisräthin war halt "nur" die Frau eines Kreisraths und der war ein Beamter, hatte also mit dem Firmengeschehen eher wenig, bis nichts zu tun.

Leider hat sich der Inhalt, oder besser gesagt haben sich die Inhalte, nicht in die heutige Zeit herüberretten können, was sehr schade ist, aber zum Preis dreier Pizzen sollte man dergleichen Briefe nicht liegen lassen, nicht mal dann, wenn der Inhalt gesättigt hätte, wo die Adresse nur Hunger macht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 15.04.2021 20:09:05 Gelesen: 176809# 694 @  
Liebe Freunde,
hallo Ralph,

aufgrund der mich verwirrenden Taxen konnte ich an dem nicht vorbei:



Der Stempel (Feuser 1004-3, 1795, V. FREYSING) lässt auf etwa das Jahr 1800 schliessen.

Auf der Vorderseite meine ich folgende Taxen zu erkennen: 3 gestrichen, 4 1/2 zweimal, 7 rechts, 20 gestrichen rechts oben. Links oben ein Vermerk Mo??.

Rückseitig ein für mich unleserlicher Vermerk (Kra??ser Garten und A??er ??y?en), Rötelvermerk 16, Vermerk "12 alb", eine durchgestrichene Zahl und ein gestrichener Vermerk "2 x" (2 Kreuzer - Botenlohn?), weiterer unleserlicher gestrichener Rötelvermerk.

Die Anschrift:
Dem Dorfedlen und Viel
geehrten Hern Philipp ?Reil?,
Gräflich-Lehrbachschen Güter
Verwalter
Lehrbach (oder Lahrbach?)
in Sachsen

Leitvermerk:
???
Frankfurt
?Hammburg?

Wie sind die Taxen zu interpretieren? Und wohin ging der Brief eigentlich? Lehrbach (und auch Lahrbach) finde ich in der Nähe von Frankfurt, da macht Sachsen wenig Sinn - oder lese ich das auch falsch?

Vielen Dank, harald
 
bayern klassisch Am: 17.04.2021 12:04:34 Gelesen: 176435# 695 @  
Liebe Freunde,

ein Dienstbrief des Landgerichts Nürnberg vom 30.8.1821 an das "Königlich baierische, Gräflich- v. Pücklersche Patrimonialgericht zu Burgfarrnbach" wurde als K.D.S. = Königliche - Dienst - Sache unter 2 Expeditionsnummern (!!) kostenfrei befördert.



Die Absenderbehörde notierte, doppelt unterstrichen, "Citissime", also schnellstens, was auf eine expresse Zustellung schließen läßt und schon mal nicht so häufig ist (auch wenn am Ort Burgfarrnbach seit 1808 eine k. b. Postexpedition saß, so dass diese verpflichtet war, den Brief per Expressen kostenlos zuzustellen, wenn die Zustellung im Ort war - lag die Wohnung des Empfängers außerhalb, waren die gewöhnlichen Botengebühren zu entrichten (immer vom Empfänger), aber das wissen wir hier nicht.

Der Inhalt ist interessant, daher habe ich ihn gekauft: "Anliegende beide Signaturen übersendet man zu unverweilten (= sofortigen, daher auch Express) Insinuation an die Adressaten. Unterschrift Krumm".

Interessant ist die Tatsache, dass der Brief selbst am 28.8. verfasst wurde, aber erst 2 Tage später per Express abging. Vlt. auch gerade deshalb?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.04.2021 12:08:08 Gelesen: 176433# 696 @  
@ bignell [#694]

Hallo Harald,

eben erst gesehen - sorry, ging wohl irgendwie unter.

Ich kann leider auch wenig lesen bzw. interpretieren bei dem Stück. Ich tippe auf eine Verwendung im 18. Jahrhundert und kenne mich, da Bayern noch unter Taxis litt, nicht mit den Tarifen und Postverträgen damals aus. Ehe ich dann etwas Falsches schreibe bzw. mir etwas zurecht reime, überlasse ich lieber einem Kenner das Terrain. Ich hoffe nur, es findet sich einer.

Liebe Grüsse und schönes WE,
Ralph
 
Erdinger Am: 17.04.2021 14:44:14 Gelesen: 176398# 697 @  
@ bignell [#694]

Hallo Harald,

ich lese diese Anschrift so:

Dem Hochedlen und Viel
geehrten Herr J[ohann] Philipp Keil,
Gräflich-Lehrbachischen Güter
Verwalter
Lehrbach
in Hessen

bezahlt bis
Frankfurt
P[ost] Amöneburg

Schwierig wird’s mit den Taxen. Mir liegt der Tarif von 1784 vor (Vertrag Thurn und Taxis mit dem Kurfürstentum Bayern). Darin werden allerdings nur Angaben für München, Landshut, Ingolstadt, Straubing, Amberg und Burghausen gemacht. Hier können wir beispielhaft München ansetzen.



Demnach wäre der Brief als doppeltes Gewicht mit 16 Kreuzern bis Frankfurt frankiert gewesen (sogenanntes Absatzfranko). Von Frankfurt bis Amöneburg und weiter nach Lehrbach bin ich aufs Raten angewiesen: Es könnten dann 3 bzw. 4 1/2 Batzen angefallen sein. Ich habe noch eine Portotabelle für Frankfurt von 1782:



Auf dieser Grundlage komme ich allerdings mit den vorderseitig notierten Porti ins Schleudern. Das Problem liegt darin, dass ab etwa 1790 unter dem Einfluss der Revolutionskriege mit Frankreich das Tarifsystem durch Verteuerungen ins Wanken gekommen sein könnte, teilweise aber nur regional.

Die restlichen Notationen kann ich nicht deuten.

Die Verbindung Freisings zu Lehrbach liegt vermutlich in der Person des Domherrn Damian Hugo Philipp von Lehrbach [1] begründet.

Viele Grüße
Dietmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Damian_Hugo_Philipp_von_Lehrbach
 
bignell Am: 17.04.2021 17:37:27 Gelesen: 176373# 698 @  
@ bayern klassisch [#696]

Hallo Ralph,

kein Thema, niemand kann alles kennen.

@ Erdinger [#697]

Hallo Dietmar,

vielen Dank, Deine Transkription ist super.

Bzgl der Taxen sieht es so aus als wären die Postbeamten ebenso unsicher gewesen, 4 1/2 durch 3 ersetzt, 3 gestrichen und durch 4 1/2 ersetzt. Das rechts oben könnte vielleicht sogar 20 1/2 bedeuten - entweder als Summe oder vielleicht hat man auch zuerst die rückseitig notierten 16 übersehen.

Liebe Grüße, harald
 
bayern klassisch Am: 19.04.2021 11:16:32 Gelesen: 175971# 699 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Bettelbrief eines Württembergers aus Oberndorf am Neckar, ein gewisser Büchsenmacher Ignaz Ade, der in München am 18.9.1851 dem Stadtschultheißen einen Portobrief (!) für 12 Kreuzer zusandte, indem er seine Krankheit und missliche, finanzielle Situation schilderte und um Unterstützung bat.



Ausweislich des Inhalts, eine der übelsten Sauklauen, die ich je gesehen habe, sandte man in Oberndorf dem Petenten 8 Gulden in 4 2Guldenscheinen zu, wobei dieser Brief dem späteren Wertbrief beigeschlossen war, denn unser Petent quittierte in ihm den Erhalt des Geldes. Hat man auch nicht alle Tage.

Postgeschichte: Württemberg wurde erst am 1.9.1851 Mitglied des DÖPV, so dass wir hier einen sehr frühen Brief vorliegen haben, der über 20 Meilen 9x Porto und 3x Zuschlag (gab es vorher noch nicht) = 12x kostete. Die Aufgabe erfolgte bei der bayer. Bahnpost am 19.9. durch Einwurf in den Briefschlitz des Bahnpostwagens. Der Halbkreisstempel, noch ganz frisch aussehend, zeigt im Sehnenkasten auch "MÜNCHEN" an.

Württemberg unterstrich in typischer Tinte die bayer. Forderung, damit man sie nicht übersah (und strich NICHT das Wort "Neckar", wie man fälschlicherweise auch meinen könnte).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.05.2021 11:58:58 Gelesen: 172253# 700 @  
Liebe Freunde,

ein Brief von Martin Reichel aus Würzburg vom 11.6.1868 war an Firma Apian - Bennewitz in Leipzig adressiert, wofür die verklebten 3 Kreuzer ausreichten (bis 1 Loth). Aber er trug auch den Vermerk "Anhängend Muster". 1868 gab es die altbekannte Portomoderation des DÖPV schon lange nicht mehr, als je 2 Loth einfach kosteten, daher war der Vermerk für die Berechnung des Frankos nicht von Belang. Sehr wohl von Belang wäre aber gewesen, wenn der Brief ohne Muster in Leipzig eingetrudelt wäre, von daher machte er natürlich Sinn.



Nett ist in diesem Zusammenhang die Entwertung der Marke mit dem dafür nicht vorgesehenen Bahnposthalbkreisstempel der Linie 15 ohne Ortsangabe(n) im Sehnenkasten. Hierbei oblag nun der postalischen Besatzung eines Bahnpostwagens die Überprüfung, ob der Brief mit seinem Muster auch wirklich nur 1 Loth wog und ob das Muster tatsächlich auch eines ohne jeden kommerziellen Handelswert war.

Ich kann mir gut vorstellen, dass im Sommer 1866 in einem Abteil sitzend, in dem Helligkeit eher ein Fremdwort war, Wiegekünste nur im Stillstand Erfolg versprachen und Warenwertprüfungen nicht zu den Lieblingsübungen der Bahnpostler gehörten, die Annahme eines solchen Briefes nicht lustig, aber Pflicht war. Jedenfalls sind mir nicht viele Muster-ohne-Wert-Briefe mit Bahnpoststempeln bekannt, noch dazu, weil bei diesem die Entwertung mit dem offenen B.P. - Stempel hätte vorgenommen werden müssen - aber das wäre wohl zu viel des Guten gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.05.2021 16:57:34 Gelesen: 171839# 701 @  
Liebe Freunde,

ein portofreier Dienstbrief des k. b. Landgerichts Neu-Ulm vom 17.6.184? war zuerst gerichtet an das k. w. Oberamtsgericht zu Neresheim unter der Justiz-Nr. 2658. Der Inhalt mangelt und siegelseitig wurde er auch damals nur einmal geöffnet.



Eine andere Hand, wohl in Neresheim, änderte die Adresse in "Gerichtsnotariat Kirchheim" ab. Da man bekanntlich die Adresse nur dann mit Tinte abändern kann, wenn einem ein Brief ausgehändigt worden ist, den Postweg also verlassen hatte, hätte ich gedacht, dass er Zeichen dieses Vorgangs aufweisen müsste und zwar seitens eines Empfängers und seitens der neuen Aufgabepost - aber dem ist nicht so.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.05.2021 17:08:20 Gelesen: 171834# 702 @  
Liebe Freunde,

eine eierlegende Wollmilchsau kündigte sich an und hier ist sie, auch wenn sie total harmlos daher zu kommen scheint ...



Vom k. Landgerichte Wassertrüdingen schrieb man eine A.S. = Armen - Sache An den k. Advocaten Herrn Frobenius in Ansbach - und zwar am 12.6.1864.

Max II Joseph, der bayer. König, war am 10.3.1864 verstorben und eigentlich waren in Bayern alle amtliche Schreiben für die Dauer von 3 Monaten mit Trauerrand zu benutzen bzw. schwarz als Zeichen der Staatstrauer (die damals nicht angeordnet werden musste, weil die Leute ihren König liebten) zu siegeln.

Hier trauerte man noch ein wenig länger - wer könnte es den Wassertrüdingern verdenken?

Siegelseitig lese ich auch einen Insinuationsvermerk: "Ins. am zwölften Juny 1864 der K. Post auf der Eisenbahn, Unterschrift". Das hatte ich noch nie zuvor gelesen, dass man einen Dienstbrief bei der Eisenbahn insinuiren konnte/durfte/musste.

Hiermit passt der Brief in folgende Sammlungen bei mir: Bahnpost, Insinuationsvermerke, Besonderheiten bei Dienstbriefen (Trauerrand) und Armensachen. Jetzt darf ich es mir aussuchen, oder 3 gute Kopien anfertigen ...

In Ansbach kam er am selben Tag an und wurde ausgetragen. Verfasst wurde der Brief lt. Inhalt aber schon am 8.6.1864, was die Benutzung des Trauerrandbogens Papier wieder erklärlich macht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.05.2021 12:54:33 Gelesen: 171694# 703 @  
Liebe Freunde,



9 Stoffmuster lagen in einem Brief der Augsburger Firma Caspar Kek & Sohn, der am 21.2.1842 an Firma Louis Marx nach Lambrecht bei Neustadt in der Pfalz unfrankiert aufgegeben worden war, wofür der Empfänger dann 16 Kreuzer Postporto und 3 Kreuzer für den Kantonsboten in der Pfalz = 19 Kreuzer total zahlen durfte. Doch wie errechneten sich diese 16 Kreuzer? 298 km entsprachen ca. 31 Meilen, somit fiel der Brief in die Rubrik über 30 bis 36 Meilen und kostete 14x einfach plus für die kostenpflichtige Leitung über Württemberg und Baden i. H. v. 2x total 16x Postporto. Bei der Leitung eines Briefes aus Unterfranken über Frankfurt am Main in die Pfalz wären diese Transitkosten entfallen.

Musterbriefe in die Pfalz sind nicht häufig, weil es kaum verarbeitendes Gewerbe in der eher landwirtschaftlich geprägten Pfalz gab, daher bin ich sehr froh über diesen patinösen Brief.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.05.2021 13:02:17 Gelesen: 171692# 704 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Wunsiedel nach Creußen vom 3.12.1834 zeigt durch eine äußere und innere Versiegelung, dass tatsächlich ein Zuckermuster (Zucker war sehr teuer damals!) dem einfachen Brief angehängt worden war, wofür der Empfänger 5x zahlen durfte, damit er wußte, in welcher Qualität zu liefern war.



Bei einer Entfernung von 35 km = 4,7 Meilen (bis 6 Meilen) kostete ein einfacher Brief ohne alles 3 x (Kreuzer), ein solcher jedoch nur die Hälfte, also 1 1/2 Kreuzer. Er progressierte um 1/2x bis 1 Loth und danach je weiteres halbes Loth um je 1x, so dass er mit dem Muster zusammen über 2 bis 2 1/2 Loth gewogen haben musste.

5 Kreuzer Porti sind sehr selten - so schön mit blauem, frischen Fingerhutstempel wird man nicht mehr viele finden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.05.2021 11:50:24 Gelesen: 171340# 705 @  
Liebe Freunde,

heute kann ich einen weiteren Brief aus Neustadt an der Haardt nach Lambrecht vom 7.10.1841 zeigen, der von der Post mit 2x taxiert wurde und der dann dem Kantonsboten für weitere 2x zum Bestellung übergeben wurde, so dass der Empfänger total 4x zu zahlen hatte.



Schön zu sehen, dass sowohl der Absender, Firma Dacqué, als auch die Postexpedition in Neustadt (Pfalz) sich beim selben Anbieter von Stempelkissen bedient hatten. Häufig sind solche Briefe nicht und wer einen erhaschen kann, sollte nicht zögern, auch wenn es mal ein Zehnerle teurer wird, als gedacht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.06.2021 13:47:12 Gelesen: 168150# 706 @  
Liebe Freunde,



ein kleiner Postbetrug in Ehren kann man keiner Gögginger Firma verwehren - meinte wohl am 30.11.1874 die Zwirnerei & Nähfadenfabrik in Göggingen bei Augsburg, als sie ein großes Kuvert an Carl Bauer, einer Firma in Mannheim, zukommen ließ und mit 3 x (x = Kreuzer) für die 1. Gewichtsstufe korrekt frankierte.

Am Folgetag notierte der Empfänger hinten: Erhalten 1 Dezember 1874 Empfangsanzeigen für I. Bender Adolph Preis, so dass dem eigentlichen Kuvert 2 Schreiben für Mannheimer Kunden beilagen.

Aus dieser Korrespondenz kenne ich nur diese krummen Hunde und nicht einen einzigen Briefe ohne "Einlage", wie man das früher nannte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.06.2021 11:49:13 Gelesen: 166166# 707 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Hof in Bayern, der am 27.4.1848 von der Firma Wilhelm Poh... an die Firma Heinrich Schmidt in Oelsnitz im Vogtlande gerichtet war und den Absender 6 Kreuzer kostete. Ich kaufte ihn, weil er die große Besonderheit "mit Briefen d(er)Herren Balz & Comp(agnie)" zeigt und Briefe mit Briefen sind ausnahmslos sehr selten.



Transkribiert man den Inhalt, klingt es für mich aber eher nach einer Kurzbeschreibung militärischer bzw. bürgerrechtlicher Umstände, daher will ich diese euch nicht vorenthalten (und ALLES aus dieser Zeit 1848-49 ist brieflich äußerst selten, weil das Land darnieder lag und man nicht wußte, wie es weitergehen könnte, bzw. ob es so weitergehen konnte):

"Werther Herr Schmidt !

Im Auftrage des Herrn Lienhardt soll ich bei Ihnen anfragen, wo Sie die Rechnung vom Herrn Küntzel in Schwarzenbach zugelegt haben, denn dieser war jetzt schon 2 mal da, und wollte sein Geld haben, konnte es aber noch nicht bekommen, da wir die Rechnung nirgends finden konnten. Sie werden wahrscheinlich in jetzger Zeit auch nicht viel zu thun haben, weswegen Sie recht bald einen Abstecher nach hier machen wollen.

Wir haben jetzt gar nicht viel zu thun, und Herr Prinzing würde Ihre Briefe längst beantwortet haben, wenn nicht das Frei Corps, bei dem Herr Prinzing als Junker ist, mit dem Exerciren fechten schießen etc so viel zu thun hätte.

Die Fahne des Frei Corps hat Gulden 100 - gekostet und ist mit Seide gestickt.

Indem ich Ihren Antwort recht bald entgegensehe, grpße ich Sie freundschaftlichst Wilhelm Pon....

Richter läßt Sie schön wohl grüßen"

Den Inhalt kannte ich beim Kauf nicht - umso mehr war ich erfreut, ihn kennen zu lernen, zumal auch die Probleme mit Inlagen von Briefen (hier: Rechnungen) erörtert wurden, was man zuvor nur ahnen konnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.06.2021 10:50:37 Gelesen: 166141# 708 @  
Liebe Freunde,



eine optische Beule zeige ich heute und zwar ein Brief der Nr. 15 von Nürnberg der Firma Oscar Menningen nach Lüdenscheid vom 8.6.1868. Die Besonderheit wird sofort klar, wenn wir uns den rechten Zweikreisstempel betrachten, bei dem die Stundenangabe "2-3" weggelassen wurde. Nachdem das Versehen bemerkt wurde, stellte der Briefestempler in Nürnberg diese wieder ein und sorgte für einen 2., jetzt vollständigen Abdruck.

Zum Zustand von Marke und Brief (hinten blank!) sage ich besser nichts, denn mir ging es allein um den Stempel.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.06.2021 11:05:11 Gelesen: 166138# 709 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Lokal - Dienstbrief, portofrei als Regierungs-Sache, vom 11.1.1873, vom Bezirksamt Gerolzhofen an die Gemeindeverwaltung Rügshofen (2 km Entfernung nur).



Im Inhalt geht es um die Übermachung von 225 Gulden aus dem Armenfonds, kein kleiner Betrag also und die Erlaubnis der Gewährung als portofreien Dienstbrief. Dadurch passt er in meine Spezialsammlung "Armensachen", auch wenn äußerlich darauf wenig hindeutet.

Man sieht - innen (und hinten auch) ist es immer wichtig zu schauen, worum es sich handelt, wenn es um thematische Sammlungen geht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.06.2021 12:13:28 Gelesen: 166112# 710 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Brief aus Blieskastel vom 14.3.1841, der nach Lambrecht gerichtet war, welches fußläufig ca. 80 km entfernt lag, also nicht gerade vor der eigenen Haustür. Absender war die Firma Neuberger in Blieskastel, Empfänger Marx Louis. Zum Inhalt:

Den Herren J. Marx Louis

Ich bin noch nciht im Besitz des bestellten Tuchs da ich solches sehr nöthig habe so bitte ich nun durch Bringer dieses des Fuhrmann Braun zu senden 3 Sätze blaues Tuch vom Preis zu 1 Gulden 28 Kreuzer bis 2 Gulden 1 Kreuzer je Elle; sollten Sie diese Sorte nicht vorräthig haben so bitte ich Sie den Herrn Jacob Georg oder Jacob Wagner von 2brücken diesen Auftrag zu ertheilen. Bestens grüßt Sie - Neuberger. P.S. Diese 3 bestellten Tuche müßen in 3 Qualitäten sein.

Hier hat man offensichtlich einen Brief durch einen Dritten in Lambrecht besorgen lassen, ein klarer Verstoß gegen das Postregal - sonst hätte die Post hier 3 Kreuzer Porto an ihm verdient.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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