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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 971 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 11.10.2022 10:02:14 Gelesen: 90421# 847 @  
@ Gernesammler [#846]

Hallo Rainer,

genau so ist es - persönliches Kennen ist oft viel wert, aber es geht auch ganz gut übers Internet, wenn man Vertrauen zueinander aufgebaut hat. :-)

Hier mein neuester Fang:



Ab und zu findet man Postscheine für die Briefpost, die bei der Fahrpost eingesetzt wurden und umgekehrt.

Meistens betrifft das aber kleinere Poststellen, die nicht im Übermaß mit Postscheinen aller Art versorgt waren.

Hier ein Ausreißer im doppelten Sinn von Nürnberg, dem 3.10.1839, für ein Paket ("Pkt" und damit immer Fahrpost) an das k. Appellations-Gericht in Eichstätt, für das 42 Kreuzer Franko und eine eingedruckte Scheingebühr von 4 x verlangt und mit 46 x in toto auch bezahlt wurden.

Die richtige Scheingebühr bei der Fahrpost betrug 3x, somit hatte man seinen Postkunden um einen Kreuzer "beschissen".

Wieder ein Stück für die Contra-Sammlung der Vormarkenzeit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.10.2022 16:56:17 Gelesen: 90325# 848 @  
Liebe Freunde,

ich zeige heute einen ungewöhnlichen Dienstbrief, wenn es denn einer sein sollte, aus Ansbach (leider ohne Inhalt und Datum) an das Landgericht in Lauf.



Als Partei-Sache war er nur von einer Behörde aufgebbar, aber die hätte vorne oben genannt sein müssen - da ist aber niemand genannt.

Auch hinten ist kein Siegel mehr zu sehen.

Die Expeditions-Nr. 14437 deutet aber auf eine größere Behörde hin, weil 5stellige Fallzahlen bei kleinen Behörden im Jahr nicht erreicht wurden.

Von einer Recommandation ist nichts zu sehen, auch nicht der Wunsch der Absenderbehörde wie "gegen Schein", "bestens recommandirt", oder "Chargé" - und dennoch hat man nachdem die Aufgabepost ihn für seine Strecke mit 14 Kreuzer taxiert hatte (bei 56 km = 7,5 Meilen = 7. Gewichtsstufe), das Zeichen für die Recommanation in Rötel angebracht, das Porto von 14 x gestrichen und um 3 x Bestellgeld auf 17 x erhöht.

Über die Gründe darf spekuliert werden, mir fällt dazu spontan nichts ein und eine 3 x Zustellgebühr für einen Brief (also keine Fahrpost!) an ein Landgericht in dem kleinen Ort Lauf halte ich auch für ganz außergewöhnlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.10.2022 17:07:21 Gelesen: 90322# 849 @  
Liebe Freunde,

bei der routinemäßigen Durchsicht eigener Bestände fiel mir der hier in die Hände: S.B. (Soldaten-Brief) des Königlich Preussischen Feld - Lazareth No. 5 vom 6.8.1870 "An Frau Direktor Burchardt 30. Hollmann Straße 1 Treppe Berlin" mit Absendervermerk: "Feldpostbrief. Absender: Burchardt Chefarzt N 5. Feldlazareths des II. (?) Armee-Corps".



Siegelseitig nur der Ankunftsstempel vom 10.8.1870, was zur frühen Kriegslage passt.

Selbstverständlich habe ich zu den Beteiligten nichts im Internet gefunden, wie immer.

Interessant fand ich nur den Aufgabeort Lingenfeld bei Speyer, der auch heute noch ein verschlafenes Nest ist und das 1870 sicher keine Großstadt war - ich meine auch, keine 10 Belege von Lingenfeld aus der Kreuzerzeit jemals gesehen zu haben und Post von Chefärzten aus dem Krieg kenne ich aus der Pfalz auch keine.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.10.2022 17:19:39 Gelesen: 90304# 850 @  
Liebe Freunde,

Briefe des Postvertrages von 1822 zwischen Bayern und Frankreich gibt es en masse als Portobriefe, recht häufig noch als Frankobriefe und sehr selten als Chargébriefe.



Sehr selten sind aber Frankobriefe, bei denen die bezahlte Gebühr die beiden unterschiedlichen Gewichtssysteme der Postgebiete aufzeigt.

Ein Brief des Vaters an den Sohn von Augsburg, 23.9.1844, via Strasbourg (25.9.) nach Paris 27.9. zeigt, dass er in Bayern (bis 1/2 Münchener Loth = 8,75 g) noch einfach war und somit für die Strecke bis Kehl 16 x frankiert wurden.

Aber der einfache Satz für Frankreich hätte 15 Kreuzer betragen, doch weil Frankreich in Grammen und nicht in Loth rechnete, musste Bayern die französische Gewichtsprogression kennen, um ihn korrekt frankieren lassen zu können und dort war er im 2. Gewicht, so dass der Absender für die Strecke Strasbourg-Paris 30 Kreuzer zu zahlen hatte.

Strasbourg reduzierte diese in währungsparitätisch korrekte (1 f 1 d) für 1 Franc und 1 Decime, damit die spätere Generalabrechnung (quartiell zu erfolgen zwischen Augsburg und Strasbourg) stimmte.

Im Briefinneren schrieb der Vater schon in der 1. Zeile, dass er dem letzten Brief ja einen weiteren untergejubelt hatte von einer Verwandten und ähnlich muss es hier auch gewesen sein, weil dieser jetzt nur 5 g wiegt und nicht 8,75 g.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 11.10.2022 19:13:31 Gelesen: 90244# 851 @  
@ bayern klassisch [#849]

Hallo Ralph,

gerade gelesen, einmal gegoogelt, das sollte Dein Arzt sein [1].

Gruß Rainer

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Burchardt_(Mediziner)
 
bayern klassisch Am: 11.10.2022 19:16:02 Gelesen: 90241# 852 @  
@ Gernesammler [#851]

Hallo Rainer,

das sieht sehr gut aus. Ich hatte über die Adresse etwas versucht, das ist aber in die Hose gegangen - wie immer.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 14.10.2022 11:19:35 Gelesen: 89464# 853 @  
Liebe Freunde,

es lohnt sich immer, beim Kemser Schorsch herein zu schauen, so auch diesmal.

Objekt meiner Begierde war ein Kuvert ohne Inhalt aus Ansbach vom 29.6.18?? an Herrn G. Bogendoerfer, Assistent beim k. preusischen Ober Post Amt zu Frankfurt am Main.



Offenbar war der Absender aktiv portobefreit und das nicht nur in Bayern. Siegelseitig sehe ich ein Siegel mit Z.W.L., wenn ich das richtig lese, kann mir aber darauf keinen Reim machen.

Der Absender brachte auch ein liegendes X an als Zeichen, dass hier nichts zu bezahlen war.

Der Ankunftsstempel datiert vom30.6.18??.

Über die Person des Empfängers habe ich natürlich mal wieder nichts heraus gefunden, wäre aber über Daten sehr dankbar.

Meine Vermutung ist folgende: Der Absender wusste, dass Preussen die Thurn und Taxis-Post in Frankfurt am Main zum 1.7.1867 ablösen sollte und schrieb 2 Tage zuvor seinem "Post-Kumpel" in FFM. Vlt. korrespondierten diese und es war nicht klar, ob auch weiterhin kostenlos verschickt und empfangen werden konnte, was zu klären war, da ja die persönlichen Postportofreiheit verliehen war und nicht auch für Preussen gelten musste. Dann wäre der Brief am letzten Tag der Gültigkeit der TT-Post dort eingegangen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 14.10.2022 13:55:30 Gelesen: 89442# 854 @  
@ bayern klassisch [#853]

Lieber Ralph,

ich würde das Siegel umgekehrt betrachten, wohl JME.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 14.10.2022 14:08:50 Gelesen: 89438# 855 @  
@ bignell [#854]

Lieber Harald,

du hast Recht - ich sollte beim Yoga keine Siegel-Initialen zu interpretieren versuchen. :-)

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 21.10.2022 11:16:42 Gelesen: 87902# 856 @  
Liebe Freunde,

heute darf ich etwas Außergewöhnliches zeigen, wie wohl es damals nicht ganz außergewöhnlich war.

2 Briefe aus einer Korrespondenz, beide von Würzburg nach Großröhrsdorf bei Dresden, beide nur wenige Wochen auseinander liegend und doch ganz anders:

1. Brief vom 7.11.1865







Postaufgabe bei der Hauptbriefpostexpedition Würzburg, wo der Brief mit 4 Neugroschen (unter 1 Loth, über 20 Meilen) korrekt als Portobrief taxiert wurde. Später verdeutlichte man die 4 durch Wiederholung in blauer Kreide. 2 Tage später wurde der Brief zugestellt, wofür 3 Pfennige Bestellgeld zu zahlen waren, die der Empfänger siegelseitig mit 43 Neupfennigen zusammengefaßt hatte (ein Neugroschen hatte 10 Neupfennige).

Den Inhalt kann ich aber gar nicht lesen, was nicht so oft vorkommt, und ich wäre entzückt, wenn das einer transkribieren könnte. Dazu hatte man noch noch seitlich notiert: "Brief habe abgeschrieben", was mir nicht so ganz ohne den Inhalt zu kennen erschließt.

2. Brief vom 8.12.1865





Postaufgabe jetzt 3 Tage später, aber nicht in Würzburg, sondern in Siegmar bei Chemnitz in Sachsen, daher als innersächsischer Brief nur mit einem Neugroschen taxiert und am Folgetag für weitere 3 Pfennige Bestellgeld (13 Neupfennige) ausgeliefert. Auch hier kann ich den Inhalt der Würzburger Firma Fränkel nicht lesen und wäre dankbar, diesen untragbaren Zustand zu ändern.

Man sieht aber, dass der Absender sich Zeit ließ und seinen Brief illegal über die bayerisch-sächsische Grenze schmuggeln ließ, um sich 3 Neugroschen = postalisch 9 Kreuzer, zu sparen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 21.10.2022 11:52:17 Gelesen: 87897# 857 @  
@ bayern klassisch [#856]

hallo Ralph,

viel ist Aufgrund der "Sauklaue" nicht zu lesen, aber in der zweiten Zeile des ersten Briefes steht etwas von Proben.. auf Wunsch in guter Qualität, der Herr Schöne hatte eine Gurt- und Bandweberei [1], ich denke es hatte etwas damit zu tun.

Gruß Rainer

[1] https://www.alles-lausitz.de/grossroehrsdorfer-schoene-schornstein-ist-geschichte.html
 
bayern klassisch Am: 21.10.2022 12:30:43 Gelesen: 87885# 858 @  
@ Gernesammler [#857]

Hallo Rainer,

vielen Dank für den Link - mit Proben könntest du Recht haben, aber der Kontext ist für mich nicht lesbar, leider. Vlt. ist einer besser als wir es sind und hilft hier weiter.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 04.11.2022 16:22:02 Gelesen: 84446# 859 @  
Liebe Freunde,

unterfrankierte Ganzsachenkuverts gibt es bei Bayern nicht viele - wer wählerisch ist, hat i. d. R. gar keines in seiner Sammlung, wenn überhaupt.



Hier zeige ich eine Ganzsache zu 3x nach Dresden vom 20.4.1872 aus Kulmbach, bei der die Aufgabepost folgendes feststellte:

"reicht nicht", "2" und "2" mittig. Links oben war die Gewichtsstufe zu notieren - da es ab 1.1.1868 nur noch 2 Gewichtsstufen bei Briefen gab, hier also die über 1 Loth bzw. 15 g. Der Absender hätte also 7x frankieren müssen, was die Ganzsache sicher schöner gemacht hätte, aber dafür weniger interessant.

Die Nachtaxe bayer. Sendungen ins Reich war stets in der Reichswährung auszuführen, hier also 2 Groschen, die paritätisch 7x entsprachen.

Frage: Wäre genau dieses Stück statt nach Dresden ins Deutsche Reich nach Nürnberg oder München gelaufen, hätte welche Nachtaxe notiert werden müssen?

Bin gespannt, ob es einer weiß!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 04.11.2022 16:41:30 Gelesen: 84438# 860 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief aus Ludwigshafen am Rhein vom 15.7.1852 nach Bonn gibt Rätsel auf:



Er sollte 9 Kreuzer Franko über 20 Meilen unter 1 Loth kosten. Man taxierte ihn mit 4 Silbergroschen nach. Demnach wäre er 1 bis unter 2 Loth schwer gewesen. Aber bis 30.6.1856 wäre zu rechnen gewesen: Ganzer Brief unfrankiert, also 3 und 3 plus 1 und 1 = 8 Silbergroschen, abzüglich des Frankos von ursprünglich mal 9 Kr. (= 3 Sgr. postalisch) = noch 5 Sgr. beim Empfänger.

Als Brief höherer Gewichtsstufen können wir ihn vergessen, dann wäre die Diskrepanz noch weitaus krasser.

Immerhin hat man wohl ursprünglich nur 9x verklebt, dann wurde der Brief dem Absender zurück gegeben mit der Bitte um Auffrankatur und danach wurden die (eh falschen) 4 Sgr. wieder gestrichen. Erstaunlich auch, dass er so schnell in Bad Kreuznach war, dem Auswechselpostamt Preussens zur bayerischen Pfalz.

Was es nicht alles gab.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Frankenjogger Am: 04.11.2022 17:25:38 Gelesen: 84430# 861 @  
@ bayern klassisch [#860]

zuerst mal, ganz sicher ein schöner Beleg, den nur der Kenner einzuschätzen weiß. Ich bin da leider kein Kenner.

Nun jedoch meine Anmerkung bzw. Frage: Wie errechnet sich die zwei Mal + 1 Sgr? War das eine Strafgebühr für nicht freigemachte Briefe?

Wenn aber doch der Brief mit 9 Kr freigemacht war, wären dann nicht nur einmal 3 + 1 Sgr, also 4 Sgr richtig gewesen?

So würde ich das interpretieren, als jemand, der keine Ahnung hat. Sicher wirst du für Aufklärung sorgen. Oder waren die 1 Sgr eine andere Gebühr?

Viele Grüße,
Klemens
 
bayern klassisch Am: 04.11.2022 17:37:30 Gelesen: 84424# 862 @  
@ Frankenjogger [#861]

Hallo Clemens,

danke für deinen Mut und schön, dass du einiges weißt über komplizierte Tarifstrukturen im 19. Jahrhundert.

Bis 30.6.1856 war bei unterfrankierten Briefen in den Postverein wie hier zu rechnen:

1. Gewicht unfrankiert = 9x bzw. 3 Sgr. plus 3x bzw. 1 Sgr. Zuschlag (Strafgebühr klingt vlt. ein bisserl hart) = 12x bzw. 4 Sgr..

Ein unfrankierter Brief von Ludwigshafen nach Bonn hätte also genau 4 Sgr. gekostet (12x).

Ein unterfrankierter Brief der 1. Gewichtstufe (unter 1 Loth = 15,625g) hätte auch 4 Sgr. gekostet, abzüglich des Wertes der verklebten Marke(n).

Also bei 6x Marke = 12x minus des Wertes der Marke = 6x Nachgebühr = 2 Sgr. beim Empfänger zu kassieren.

Aber bei schweren Briefen wie diesm hier galt: Beide Gewichtsstufen mit Zuschlag zu belegen und erst dann den Markenwert abzuziehen.

Also: 4 Sgr. für das 1. Gewicht und 4 Sgr. für das 2. Gewicht = 8 Sgr. minus der verklebten 9x = 5 Sgr. Nachporto.

Ab 1.7.1856 hätte man anders gerechnet: 1. Gewicht mit 9x korrekt frankiert und nur das 2. Gewicht unfrankiert, daher jetzt nur noch 4 Sgr. Nachporto. Aber der Brief ist von 1852 und damals konnte noch keiner wissen, welche Verordnung 1856 mal in Kraft treten würde.

Oder man hat es einfach falsch gemacht, wovon ich ausgehe.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Frankenjogger Am: 04.11.2022 18:12:19 Gelesen: 84417# 863 @  
@ bayern klassisch [#862]

Hallo Ralph,

danke für die Erklärung.

Ich muss nur eine Stelle korrigieren: "dass du einiges weißt über komplizierte Tarifstrukturen im 19. Jahrhundert"

Das stimmt (leider) nicht. :-(

Bei mir reicht es aller höchstens zu einfachen Tarifstrukturen. :-)

Viele Grüße,
Klemens (mit"K") ;-)
 
bayern klassisch Am: 04.11.2022 18:46:43 Gelesen: 84407# 864 @  
@ Frankenjogger [#863]

Hallo Klemens,

als Lateiner bitte ich die irrtümliche Verwendung des "C" in deinem Namen zu entschuldigen,

na, stelle mal dein Licht nicht unter den Scheffel - die Masse der Sammler hätte es erst gar nicht gewagt, sich hier zu äußern; da bin ich doch ganz froh, dass einer den Mut gefunden hat und Mut kommt (auch) vom Wissen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Martin de Matin Am: 05.11.2022 16:06:17 Gelesen: 84227# 865 @  
@ bayern klassisch [#860]

Ein Frage zum dem Brief hätte ich noch. Gehört die grüne 9 Kr Marke überhaupt zu dem Brief? Denn wie ist es möglich, das die Stempelfarbe bei den drei auf den Brief übergehenden Schaufeln des Mühlradstempels bis ganz an die Marke intensiv schwarz ist und auf der Marke nur blass und porös ist.

Da die Marke höher liegt als das Briefpapier, würde ich es eher umgekehrt erwarten.

Gruss
Martin
 
bayern klassisch Am: 05.11.2022 20:23:00 Gelesen: 84175# 866 @  
@ Martin de Matin [#865]

Gute Frage - eine 9 Kreuzer Marke war sicher auf dem Brief; ob es diese genau ist, wird sich schwer ermitteln lassen, aber 1852 passt vom Farbspektrum her zu dieser Nuance und so oft wird man keinen 190-er auf einer 5a finden. Aber zweifeln kann man immer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.11.2022 09:15:09 Gelesen: 83806# 867 @  
Liebe Freunde,

heute stelle ich einen Bestellzettel für den General-Anzeiger zu den Verordnungsblättern der k. b. Verkehrsanstalten von Carl Sittl (Passau) vor, wie ich ihn noch nicht gesehen habe. Mit diesem Bestellzettel, der an sich als Zeitungssache portofrei war, konnten die angeschriebenen Posthalter/Postexpeditoren/Postverwalter usw. bei dem Postassistenten Carl Sittl Literatur bestellen, die ihnen ihren praktischen Dienst erleichterte und somit das Suchen in manchmal zig Jahre alten Verordungsblättern ersparte.





Sittl hatte sich seine Werke von der Oberbehörde amtlich absegnen lassen und bot diesen Dienst um 36 Kreuzer feil. Interessierte, wir kennen ca. 250 dieser Bestellzettel dank Herrn Peschl, hatten nun folgende Möglichkeiten:

1. Sie fügten 36 Kreuzer in Marken dem Zettel bei, verschlossen diesen und schickten ihn kostenlos an Sittl zurück,

2. Sie überwiesen per Postanweisung 36 x an Sittl (der dann wartete, bis die Postanweisung mit dem Geld bei ihm in Passau eintraf), oder

3. Wir haben einen Fall wie diesen vor uns - er läßt uns knobeln, wie Sittl an seine 36 x kam, denn der Rücksender war Franz Maier, Posthalter in Tittling, wenn ich das richtig lese und der hatte ein Exemplar bestellt, aber den Bestellzettel offen an Sittl zurück gesandt.

Was in Bläuel vermerkt wurde, vorne wie hinten und außen, dürfte von Sittl selbst stammen - der Posthalter hatte ja in sepia Tinte geschrieben. Aber Sittl notierte ein Exemplar oben, machte darunter eine Buchhalternase für erledigt und vermerkte hinten eine 9, vlt. die Auftragsnummer, die er im Nachhinein vergeben hatte.

Lustig ist für mich als Contra-Sammler die Tatsache, dass alle andere ca. 249 Bestellzettel vorne - wie es die Vorschrift war - den Aufgabestempel (hier: Tittling) zeigen. Siegelseitig beweist der Passauer Ankunftsstempel, dass er schon mit der Post befördert wurde, ein Einschluß war also nicht getätigt worden.

Wieder eine kleine Seite für die Contraventions-Sammlung der Markenzeit.
 
bayern klassisch Am: 14.11.2022 11:42:22 Gelesen: 81391# 868 @  
Liebe Freunde,

einen Dienst-Express-Brief aus Neuötting mit Postaufgabe in Altötting vom 21.9.1836 von der dortigen Kgl. Bezirks-Bau-Inspektion an das Pfarramt Neuhofen bei Pfarrkirchen darf ich zeigen, der als Königliche-Regierungs-Sache mit dem in roter Tinte gehaltenen Vermerk "Äußerst Dringend" versehen wurde. Ausweislich des Präsentationsvermerks erfolgte die Zustellung am 23.9.1836.



Da Neuhofen heute ca. 170 Einwohner hat, wird es damals nicht viel mehr gehabt haben und daher ohne eigene Post gewesen sein. Es war also ein waschechter Dienst-Expressbrief aufs flache Land und der Bote, vom Postexpeditor der Abgabepost zu dingen, hatte (s)einen Botenlohn zu fordern, auch wenn dieser nicht auf dem Brief vermerkt wurde.

Lustig ist noch vorne oben links die Franchise "Ex Offo" = Ex Officio = aus dem Büro, den es in Bayern gar nicht geben durfte, weil die Franchise-Vermerke vorgeschrieben waren und "Ex Offo" war eine österreichische Franchise.

Im Inneren des Briefes lesen wir den Grund für die eilige Zustellung:

"Den angebogenen Kostenvoranschlag wolle gefälligst durchgangen und insofern Erinnerungen zu machen, für nöthig erachtet werden selbe beyge (Textverlust) ausserdessen aber nur die Namensunterschrift angefügt, und dieses Etats-Product umgehend wieder hierher rückgesendet werden, da das Etats-Exbonat bey höchster Kreis-Regierung schon vorliegen soll. Mit Hochachtung! Der Kgl. Bezirks-Ingenieur gez. Unterschrift".

Unten ist noch ein Kostenvermerk angefügt, der über 282 Gulden und 59 Kreuzer ausgefertigt wurde.

Eine Quittung für die Kosten des Expressbotens ist nicht erhalten geblieben. Die Entfernung von Pfarrkirchen bis Neuhofen beträgt fußläufig ca. 9,5 km einfach, so dass ich mir einen Botenlohn von etwas unter einem Gulden vorstellen kann.

Besonders schön ist die Tatsache, dass der Express-Vermerk in roter Tinte ausgeführt wurde, die sonst nicht auf dem Brief innen und außen zu finden ist - die spätere Express-Vorschrift sagte aus, dass Expressbiefe in roter Tinte in den Manualen und Briefkarten einzutragen waren, damit der emfpangenden Post sofort auffallen musste, dass Expressbriefe unterwegs waren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2022 11:55:50 Gelesen: 81389# 869 @  
Liebe Freunde,

Expressbrief des Grafen Guttenberg "An Den Freiherrlich von Guttenbergischen Patrimonial-Richter 1. Classe Herrn Raab Wohlgeboren cito cito in Weisendorf über Nürnberg und Emskirchen der Herr Posthalter wird gebeten den Brief sogleich nach Weisendorf zu senden".



Die Aufgabepost in Günzburg taxierte ihn mit 6x am 20.1.1834. Der Inhalt, den ich teilweise wiedergebe, erklärt, warum er sofort ausgetragen werden sollte:

"... künftigen Mondtag den 23. dieses reise ich, wenn nicht ein unvorgesehenes Hinderniß eintritt, von hier ab und werde also am 24. in Weisendorf eintreffen, wollen Sie dieß meinen Leuten sagen, ich komme mit Fanny, meiner Frau Mutter, dem kleinen Frantz, seinem Erzieher, die Meine ...".

Aus dieser Korrespondenz kennen wir mehrere Expressbriefe, die außen/innen Expressbotenlöhne aufweisen (oft 15 Kreuzer) - hier ist innen und außen aber nichts vermerkt worden - vlt. kamen an dem Tag auch mehrere Expressbriefe gleichzeitig an, oder der Herr Amtsrichter weilte gerade zufällig bei der Briefankunft in Emskirchen? Wir werden es nie erfahren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2022 12:00:44 Gelesen: 81388# 870 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Beutestück der JHV diesen Jahres - ein Brief vom Münchener Bahnhof vom 3.2.185? an Frau Bojanowski poste restante Kosten Großherzogtum Posen Preußen.



9 x reichten für über 20 Meilen unter 1 Loth - in Preussen waren p.r. Briefe kostenlos zu verwahren und eine Lagerbuchnummer bekam er auch nicht.

Siegelseitig sehen wir einen Bahnpoststempel Leipzig-Berlin vom Folgetag und einen Ausgabestempel ohne lesbares Datum.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.12.2022 12:35:33 Gelesen: 75035# 871 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich meinen 4 x Brief von Bayern (Einlieferung bei der Bahnpost, wo unbekannt) nach Rödelheim (heute: Frankfurt am Main, Kreuzerbezirk), der in meiner Contraventions-Sammlung bestens aufgehoben ist, denn der Bahnpostbeamte hätte im Falle einer Aufdeckung der Nichtstempelung der beiden Marken das 10fache des Markenwertes bezahlen müssen, also eigentlich 40x.



Frage: Da die 1 x Marke das taxische Bestellgeld decken sollte, was nicht möglich war, hätten im Falle der Aufdeckung nicht auch 30 x Strafe gereicht?

Siegelseitig der Zettel von Maria Brettl, die mit einer bayer. 4 x Frankatur in den DÖPV nichts anfangen konnte, wie die allermeisten damals um 1990.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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