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Thema: **** (?) Portugal Klassik bis zum Jahr 1900
Das Thema hat 108 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 12.01.2018 06:36:42 Gelesen: 49157# 59 @  
@ Michael Ehrig [#58]

Hallo Michael,

ein sehr attraktiver Brief - danke fürs Zeigen und Beschreiben der Herstellungsmethode dieser feinen Marken.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Pepe Am: 12.01.2018 20:24:24 Gelesen: 49098# 60 @  
@ Michael Ehrig [#58]

Den sechzigsten Beitrag erreicht und gerade mal bei Michel Nummer 17 angelangt. Freue mich auf die nächsten interessanten Artikel und danke für die aufschlussreichen Infos zu den damaligen Druckpraktiken.



1866 10 05, Wertbänder in geschweifter Form, Farbbezeichnung laut Katalog: schwarz? Hier ein Beispiel für die Qualitätsbeschreibung: leicht berührt. Das mindert den Wert. Jedoch scheint die Kerbe unter dem unterem I ein Plattenfehler zu sein. Das gleicht die Minderung hoffentlich wieder aus.



1866 10 05, Mi 17, vollrandiges Stück. Mit schwarz habe ich Bedenken, es wäre schön Vergleichsstücke zu sehen.

nette Grüße Pepe
 
Michael Ehrig Am: 28.01.2018 23:45:56 Gelesen: 47761# 61 @  
@ Pepe [#60]

Die Farbe schwarz kommt - wie so häufig - in Tönen von hellerem grauschwarz bis zu einem tiefschwarzen Ton vor. Der bei der ersten von Dir gezeigten Marke "Plattenfehler" ist eine Beschädigung des Druckstöckels, der bei Teilauflagen der Typen I und VI der 5 Réis-Marke der Ausgabe "Wertbänder in geschweifter Form" vorkommt. Allerdings sind diese Fehler nicht wirklich wertsteigernd, da sie jeweils auf allen Marken des Bogens (es war ja Einzeldruck) einer jeweiligen Teilauflage vorkommen.

Bei den von Dir gezeigten Marken dürfte es sich wohl um die Typen I und II handeln (soweit das am Scan identifizierbar ist). Die Typenunterschiede sind im portugiesischen Spezialkatalog abgebildet und im Handbuch von Armando Mário Vieira beschrieben. Gerade bei dieser Ausgabe macht eine derartige Spezialisierung Sinn, denn es gibt eine geschnittene und eine gezähnte Ausgabe.



Anhand dieser Abbildung sieht man einige Töne der schwarzen Farbe und noch etwas - obwohl alle Marken breitrandig aussehen stammen alle Marken aus der gezähnten Ausgabe, deren Zähnung abgeschnitten worden ist. Erkennbar ist dieses anhand der Typen, denn alle gezeigten Marken entsprechen den Typen VI und VII, die ausschließlich gezähnt herausgegeben worden sind.

Viele Grüße

Michael
 
Markus Pichl Am: 29.01.2018 08:42:37 Gelesen: 47715# 62 @  
@ Michael Ehrig [#61]

Bei der nachstehenden Marke vermute ich zwar, dass es sich um eine ungezähnte handelt, aber der gesamte Oberrand ist angesetzt, dort sogar das Markenbild umfangreich nachgemalt und auch im linken unteren Markenbereich (von vorne gesehen) finden sich großflächige Ausbesserungen. Als mir die Marke diese Tage in die Pinzette kam, war ich richtig geschockt, wie umfangreich doch selbst eine so recht preiswerte Marke repariert worden ist.





Was mich aber auch interessieren würde, weil ich es nicht einschätzen kann, ob es sich bei der augenscheinlichen MiNr. 1 um eine echte oder um einen Neudruck einer solchen oder gar schlimmeres handelt? Einen derartigen Nummernstempel "52" (aus Porto ?), mit nicht geschweifter "5", habe ich hier im Thema auch noch nicht entdecken können. Mir fehlt zu dieser Marke und Stempel jegliche Erfahrung. Über eine vorläufige Einschätzung Ihrerseits, würde ich mich sehr freuen. Selbstverständlich kann dann noch eine Vorlage im Original, samt weiteren Marken, per Prüfsendung erfolgen.



Beste Grüße
Markus Pichl
 
Michael Ehrig Am: 30.01.2018 00:05:04 Gelesen: 47498# 63 @  
@ Markus Pichl [#62]

Leider werden nicht nur augenscheinlich teure Marken derart grob "misshandelt". Wären die Ränder echt, würde es sich allerdings auch um ein Ausnahmestück handeln, das dem einen oder anderen Sammler durchaus einen kleinen Aufschlag beim Kaufpreis wert wäre. Daher "lohnt(e)" Kosmetik eigentlich immer.

Zur Nr. 1 kann ich am Scan lediglich anmerken, dass die Marke auf den ersten Blick nach Zeichnung und Farbe eher nach Original als nach Neudruck aussieht, mit Sicherheit jedoch ist´s nur bei Vorlage des Originals zu sagen, zumal die verwendete Papiersorte auch von Bedeutung ist.

Der Stempelabschlag gefällt mir allerdings nicht wirklich. Von Porto sind bislang 19 Nummernstempel mit der Nummer 52 bekannt, davon alleine 5 verschiedene mit der Balkentype 4:6:4. Das hier vorliegende Stück zeigt einen stark verquetschten bzw. etwas nach oben versetzten doppelten Abschlag, er wirkt eiförmig statt rund und die Balken sind nicht wirklich exakt parallel, vielleicht Folge des Doppelabschlags, möglicherweise aber auch nachgemalt. Das kommt immer wieder mal vor und das Stück hier könnte durchaus dazu gehören. Unter dem schwarzen Nummernstempel sind zudem Spuren eines blauen Stempels, der leider nicht zu entziffern ist, zu erkennen. Doppelentwertungen sind bei portugiesischen Marken eher selten anzutreffen. Da kommen schon ein paar Auffälligkeiten zusammen, die nicht unbedingt Hoffnung auf ein positives Prüfergebnis machen.

Viele Grüße

Michael Ehrig
 
Pepe Am: 30.01.2018 21:22:18 Gelesen: 47264# 64 @  
@ Michael Ehrig [#61]

Ich danke für die Aufklärung. Frage ist nur, warum wurden die gezähnten abgeschnitten? Kostet nach meinem Michel (2002/2003) die gezähnte Nr.: 17 = 50,-Mi€ und die geschnittene 10,- MI€. Da hat sich doch jemand stark verschlechtert.

Ja die Thematik Spezialliteratur holt mich immer wieder ein. Ich habe in den frühen 80igern eine Generalsammlung Alt Europa gekauft und müsste nun für jedes Land die Spezialliteratur anschaffen. Das übersteigt meine Möglichkeiten und um ehrlich zu sein, ich habe den Glauben an die Zukunft der Philatelie mehr und mehr verloren. Erst fälscht man die Marken, dann die Gummierungen, dann die Stempel und letztendlich die Prüfzeichen. Irgend wann werden auch die Allerletzten sich die Finger verbrannt haben und dieses Hobby muss sich neu erfinden oder geht sang und klanglos den Bach hinunter.

Ich freue mich hier im Forum noch faire und ehrliche Leute zu wissen. Und wenn man auch nicht zu tief in die Materie einsteigen kann, ich würde mich freuen wenn Sie mir den heißen Rat gäben würden, mal ein Stück prüfen zu lassen.

So ich wieder ab ins Jahr 1866



Michel Nr.: 18 a, geprüft 'Star' . Gelb



Michel Nr.: 19, olivbraun



Michel Nr.: 20, rosa aus 1867



Rückseitig auf der rechten Marke vermutlich Besitzerzeichen?

nette Grüße Pepe
 
Michael Ehrig Am: 30.01.2018 23:17:10 Gelesen: 47223# 65 @  
@ Pepe [#64]

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, zur Frage warum man die Zähnung abgeschnitten hat hier ein Beleg zur Illustration. Die Zähnung war zum damaligen Zeitpunkt etwas fürchterlich Neues für manchen Postbeamten, so eine Art Hexenwerk und man schritt daher bei der Trennung der Marken aus dem Bogen zu der Methode, die man seit Jahrzehnten gewohnt war - man schnitt sie mit der Schere heraus, hier dargestellt an einem Beleg aus meinem liebsten Ferienort:



Wurde nun eine solche Marke vom Beleg abgelöst, wie das noch im letzten Jahrhundert usus war, so konnte man der Marke nur dann zu einem Marktwert verhelfen, indem man einfach die defekte Zähnung abschnitt. Und schwupps, wurde aus einer defekten Gezähnten eine perfekte Ungezähnte.

Aber nicht entmutigen lassen, Fälschungen und Co. kommen zwar überall vor, sie sind jedoch bei Portugal nicht wirklich an der Tagesordnung. Die gezeigte 10 Réis gelb zum Beispiel ist ein sehr schönes Stück. "Star" war übrigens die Signatur von Herrn Friedrich Starauschek, einem Berliner Prüfer, siehe auch unter https://briefmarken-pruefer.de/de/1223-Friedrich-Starauschek.html

Zum Abschluss noch ein netter Beleg zur Michel Nr. 19, hier als tarifgerechte Einzelfrankatur auf einer Auslandsdrucksache nach Italien aus der Korrespondenz eines Seidenraupen-Züchters.



Das Zeichen auf der 25 rs. dürfte wohl ein Besitzer- oder Händlerzeichen sein.

Viele Grüße

Michael
 
Pepe Am: 31.01.2018 23:08:13 Gelesen: 46986# 66 @  
@ Michael Ehrig [#65]

Wieder was dazugelernt. Und dann diese ausdrucksstarken Briefe. Großes Kino. Vielen Dank dafür.

Auch der Prüfer Link ist ein kleines Wunder. So hat der Starauschek einst in Berlin Karlshorst gewohnt. Nicht nur das ich dort mein Elternhaus, meine Kindheit, Jugend - fast mein halbes Leben verbrachte. Der Prüfer wohnte damals neben dem Haus, in welchem die Großeltern wohnten. Und der Altsammler Alteuropa war ebenfalls Jahrzehnte lang Karlshorster. Die werden sich sicher persönlich gekannt haben. So spielt manchmal das Leben.



1867 02 20, Michel Nr.: 21 a geprüft Kretzschmar, 21 b



1866 09 01, Michel Nr.: 24 geprüft Kretzschmar



1867 02 20, Michel Nr.: 23, graulila; 1866 07 27, Michel Nr.: 24, blau, geprüft Star

nette Grüße Pepe
 
Michael Ehrig Am: 03.02.2018 23:00:18 Gelesen: 46521# 67 @  
@ Pepe [#66]

Toll welche Parallelen sich manchmal zwischen der Philatelie und der eigenen Familiengeschichte ergeben! Übrigens hat besagter Alteuropasammler einen guten Geschmack gehabt und die von Dir gezeigten Marken sind überwiegend überdurchschnittlich gut erhalten, sie würden einen wirklich schönen Einstieg in eine Portugal-Klassiksamlung darstellen!

Da Du nun mit schönen Marken vorgelegt hast, versuche ich dazu ergänzend ein paar Briefe zu zeigen:

Zunächst die Nr. 21 auf Inlandsbrief der zweiten Gewichtsstufe.



Viele Grüße

Michael
 
Michael Ehrig Am: 03.02.2018 23:11:13 Gelesen: 46516# 68 @  
Die Nr. 22 in ganz typischer Verwendung auf Auslandsbrief nach Paris:



Die Marke ist extrem schmalrandig, kann aber dennoch zweifelsfrei der geschnittenen Ausgabe zugerechnet werden. Denn die gezähnte 80 Réis-Marke kam erst einen Monat später, im September 1867 zum Verkauf.

Hier nun ein Beleg mit 3x Nr. 23 als tarifgerechte Frankatur eines Briefes der zweiten Gewichtsstufe nach Italien. Zwei Marken waren über den Oberrand zur Rückseite überlappend geklebt und sind zur schöneren Darstellung von der Rückseite gelöst worden:



Und zum Abschluss die Nr. 24 als tarifgerechte Frankatur auf einem voll bezahlten, einfachen Auslandsbrief nach England:



Viele Grüße

Michael
 
Pepe Am: 04.02.2018 21:38:32 Gelesen: 46339# 69 @  
@ Michael Ehrig [#68]

Bevor die Marken mit Zähnung beginnen, hoffe ich auf unserem Portugalfan und natürlich auf andere Interessierte Freunde dieses Sammelgebietes. Die Briefe sind sehr schön anzusehen. Danke auch fürs Markenlob. Nun etwas Geduld und erst mal wieder Scans machen.

nette Grüße Pepe
 
Markus Pichl Am: 04.02.2018 23:01:40 Gelesen: 46320# 70 @  
@ Michael Ehrig [#63]

Erst einmal vielen Dank, für ihre interessante Antwort - die weitere Fragen meinerseits nachzieht.

Im Michel ist die Portugal MiNr. 1 in zwei Farben unterteilt. Ferner sind vier verschiedene Neudrucke katalogisiert.

Neben dem Michel habe ich noch einen Spezial-Katalog aus dem Jahre 2004, wenn ich es richtig sehe, ist dieser von AFINSA aufgelegt. In diesem wird die Portugal 1 in zwei Typen unterteilt und Typenmerkmale werden dargestellt. Bei meinem Exemplar, was auch immer es genau sein mag, sind die im Katalog gekennzeichneten Typenmerkmale teils überstempelt. Was mir aber an Bildern auffällt, ist bei meiner Marke der kurze obere Bogen vom "S" in "REIS". Wobei ich nicht weiß, ob dies ein Feldmerkmal ist, welches nur bei Originalen oder auch bzw. nur bei Neudrucken vorkommt?

In vielen anderen Sammelgebieten unterscheiden sich amtliche Neudrucke von den Originalen vor allem im Plattenzustand, als auch im Papier und/oder in der Druckfarbe. Das zieht sich quasi wie ein roter Faden, durch die mir bekannten Sammelgebiete. Portugal ist mir leider noch nicht wirklich bekannt.

Daher ist meine Vorstellung, dass Sie bei Originalvorlage sicher über Original oder Neudruck unterscheiden können. Wenn die Marke ein Original sein sollte, was ich nicht einschätzen kann, da ich kein entsprechendes Vergleichsmaterial habe, so dreht es sich dann doch "nur noch" um die Beurteilung der Echtheit der Entwertung. Nun ist Portugal Nr. 1 in ungebraucht weitaus seltener, als in gebraucht. Die Anzahl der 19 verschiedenen Nummernstempeltypen "52" wird sich doch wahrscheinlich um solche verringern, die Punkte statt Balken um die Nummer haben?

Haben Sie denn schon einmal eine originale Portugal MiNr. 1 mit falschem oder verfälschten Stempel in der Pinzette gehabt?

Beste Grüße
Markus
 
Michael Ehrig Am: 07.02.2018 00:30:41 Gelesen: 46015# 71 @  
@ Markus Pichl [#70]

Das auf Ihrem Scan sichtbare, d. h. nicht überstempelte Typenmerkmal ist die Zeichnung der unteren linken Girlande, die auf ein Original in Type II hinweist, aber eben auch auf die Neudrucke, die mit einem überarbeiteten Druckstempel der Type II bzw. ab 1885 einem neu angefertigten Druckstempel, der der Type II sehr ähnelt, hergestellt worden sind. Leichte Abweichungen in der Ausführung der Buchstaben sind unter anderem auch dem Zustand des Druckstempel (die sog. Arbeitsstempel nutzten sich ab und wurden mehrmals ersetzt) aber auch dem Zustand des Gegenstempels und der Stärke des Farbauftrages geschuldet, teils können die Details besonders der Inschriften wahrnehmbar voneinander abweichen. Insofern kann aus dem kürzeren oberen Bogen des S kein sicherer Rückschluss auf Original oder Neudruck gezogen werden.

Die Farbe Ihrer gezeigten Marke auf dem Scan dürfte dem im Michel als a, also hellbraun genannten Farbton der Originale entsprechen, wobei ein sehr ähnlicher Farbton auch beim ND 1905 zu verzeichnen ist. Die anderen ND weichen im Farbton deutlich von den Originalen ab und sind dunkelbraun gehalten. Allerdings sind Farbtonbestimmungen am Scan ohne Vergleichsstück nicht unproblematisch, gerade wenn es sich wie bei der Portugal Nr. 1 in den Varianten a (hellbraun) und b (rotbraun) um relativ nahe beieinander liegende Farbtöne (beim Original) handelt. Gegen einen ND 1905 spricht bei Ihrem Stück die Tatsache, dass unten am Dutt Ansätze einer Haarlocke zu sehen sind, die beim ND fast völlig fehlen. Daher meine Aussage, dass Ihre Marke eher nach Original, als nach Neudruck aussieht. Eine ganz klare Aussage kann am Originalstück anhand der Markenzeichnung getroffen werden (besonders bei der Haarlocke unten am Duttdie bie den ND ab 1885 fehlt), wenn die überstempelten Teile des Reliefs im Schräglicht zu sehen sind und auch das verwendete Papier und die Druckfarbe untersucht werden können. Denn Papier und Druckfarbe lassen ebenfalls klare Rückschlüsse auf Original oder ND zu.

Die 19 verschiedenen Balkenstempel mit der Nr. 52 beziehen sich nur auf die in Portugal als "20-Balken-Type" bezeichnete Stempeltype, wobei anzumerken ist, dass die tatsächliche Anzahl an Balken zwischen 23 und 13 Balken liegt (vgl. Post #27). Von den Punktstempeln mit der Nr. 52 sind 15 unterschiedliche Typen bekannt.

Eine originale Nr. 1 mit falschen Stempel hatte ich noch nicht unter der Pinzette, verfälschte, also stellenweise nachgemalte bzw. nachgezeichnete Stempel schon, Neudrucke mit Falschstempeln ebenfalls. Leider kommen nachgemalte Stempel bei den klassischen Ausgaben Portugals immer wieder vor, vgl. hierzu auch den interessanten Faachbeitrag von José Miranda da Mota in "Fakes, Forgeries, Experts" No. 10.

Viele Grüße

Michael Ehrig
 
Markus Pichl Am: 09.02.2018 13:23:34 Gelesen: 45920# 72 @  
@ Michael Ehrig [#71]

Das klingt nun wirklich richtig spannend. So viele verschiedene Typen des Nummernstempels "52", verschiedene Druckplatten, Druckfarben, Papiersorten, Neudrucke, Fälschungs- und Verfälschungsmöglichkeiten. Eine so große Bandbreite von Möglichkeiten macht Philatelie erst wirklich interessant.

Nächste Woche werde ich mich über meine Portugal-Marken stürzen, rein in der Hoffnung, noch weitere "prüfwürdige" Marken zu entdecken und dann eine Prüfsendung an Sie absenden. Diese wird aber wahrscheinlich erst gegen Ende der übernächsten Woche bei Ihnen eintreffen. Im Falle Sie dann irgend eine meiner Marken im Vergleich zu Ihren Vergleichsstücken zeigen möchten, im Falle das Sinn machen bzw. für Sammler eine Erkenntnis bringen sollte oder könnte, dann können sie dies natürlich gerne tun.

Beste Grüße
Markus
 
Pepe Am: 22.02.2018 19:51:42 Gelesen: 45603# 73 @  
Nun folgen die ersten gezähnten Marken aus dem Jahr 1867



1867 11 05, Mi 25, schwarz, gezähnt 12½, siehe [#60] ff

Nette Grüße Pepe
 
Pepe Am: 23.02.2018 21:03:47 Gelesen: 45558# 74 @  
Hier fällt im rechten Schriftband die Unterbrechung der Außenlinie auf. Plattenfehler oder Zufall?





1869 04, Mi 27, olivbraun; 1867 09 09, Mi 28, rosa

Für um die 150 Jahre alten Stücke erstaunliche Farbfrische. Dies kann ja von der gesamten Portugal Klassik behauptet werden.

Nette Grüße Pepe
 
Michael Ehrig Am: 25.02.2018 20:11:50 Gelesen: 45496# 75 @  
@ Pepe [#74]

Die Unterbrechung der Außenlinie ist einer von mehreren für die Type VI typischen Defekte des Druckstempels. Diese Defekte treten, wie gesagt, wegen des Einzeldruckverfahrens im gesamten Bogen von 28 Marken auf. Nicht jede Marke der Type VI zeigt jedoch immer alle Defekte, da sich diese erst im Laufe der Zeit durch Beschädigungen des Druckstempels einstellten oder sich Einkerbungen oder Kratzer im Druckstempel während des Druckprozesses mit Farbresten zusetzten. An der von Dir gezeigten 5 Réis-Marke der Type VI zeige ich die darauf sichtbaren Defekte mit der entsprechenden Kennzeichnung nach Vieira (in Kleinbuchstaben):



Deine Marke zeigt also die Defekte a, d, e, f, g, h, während sie die Defekte b, c und i, die bei der Type VI auch vorkommen können, nicht sichtbar sind.

Wie es sich mit den Typen der Druckstempel und den Defekten verhält ist der speziellen Produktionsmethode geschuldet. So handelt es sich bei der Herstellung der Druckstempel um ein mehrstufiges Verfahren. Ich beschreibe hier mal kurz den Herstellungsprozess bei den Ausgaben für die Marken mit geschweiften Wertbändern bzw. Wertbändern in Türbogenform.

A) Zunächst wurde der Königskopf aus einem Stück Metall in erhabener Form geschnitten/gefräst.
B) Das Metallstück (Punção Reprodutor Original = Originaler Reproduktionsstempel) mit dem plastisch gearbeiteten Königskopf wurde sodann gehärtet und dann in ein Stück weichen Metalls eingeprägt.
C) Dieses weiche Metallstück (Matriz Geral = Allgemeine Matrize) enthielt nun den Königskopf in vertiefter Form, sonst war es glatt.
D Der Graveur gravierte nun den Rest der Markenzeichnung, jedoch ohne die Wertziffern, in die Allgemeine Matrize ein. Die Allgemeine Matrize wurde nun gehärtet.
E) Von dieser gehärteten Matrize wurde mit einem weichen Metallstück ein Abdruck gefertigt, der Allgemeine Reproduktionsstempel (Punção Reprodutor Geral). Dieser enthielt das Markenbild ohne die Wertziffern.
F) Nach dem Härten wurden von diesem Allgemeinen Reproduktionsstempel, wiederum durch Eindrücken in weiches Metall, mehrere Matrizen hergestellt, nämlich so viele, wie der Markensatz an Werten enthielt. In jede dieser Matrizen wurden nun die Wertziffern eingraviert. Anschließend wurde die Matrizen gehärtet.
G) Nun wurde mittels der Matrizen für jede Wertstufe jeweils ein Reproduktionsstempel (Punção Reprodutor) aus weichem Metall hergestellt, der dann wieder gehärtet wurde.
H) Von diesem Reproduktionsstempel wurden nun für jede Wertstufe die Arbeitsstempel (Cunhos do Serviço) hergestellt, die das Markenbild - wie zuvor die Matrizen - als Vertiefungen enthielten.

Die erhabenen Stellen der Arbeitsstempel wurden beim Druckprozess eingefärbt und druckten die Farbflächen wegen des flexiblen Gegenstempels aus Leder, der sich unter dem Papier in der Druckmaschine befand, vertieft in das Papier ein, während die weißen Teile der Markenzeichnung in die farbfreien Vertiefungen des Arbeitsstempels gedrückt wurden und damit als erhaben geprägt erschienen.

Da das ganze Herstellungs- und Druckverfahren nicht gerade materialschonend verlief, mussten sowohl die Arbeitsstempel als auch die Matrizen der verschiedenen Werte abhängig von den Auflagezahlen erneuert werden (also musste der Prozess ab F) bzw. H) wiederholt werden). Da bei der Erneuerung der Matrizen die Wertziffern jeweils neu graviert werden mussten, kam es zu Unterschieden in der Stellung der Wertziffern innerhalb der Wertbänder und damit zu den verschiedenen Typen bei den Ausgaben der geschweiften Wertbänder bzw. Wertbändern in Türbogenform.

Ich hoffe das war jetzt weder zu kompliziert, noch zu langweilig.

Viele Grüße

Michael
 
Michael Ehrig Am: 25.02.2018 20:16:42 Gelesen: 45493# 76 @  
Ein kleines Rätsel hätte ich noch:

Wem fällt etwas an der im Post [#74] gezeigten 20 Réis-Marke auf? Ein kleiner Tipp: Es ist nicht die Markenzeichnung, die mir nicht gefällt.

Die Auflösung und ein paar Bilder gibt es später, muss jetzt mal für die Familie da sein.

Viele Grüße

Michael
 
Pepe Am: 26.02.2018 20:31:53 Gelesen: 45414# 77 @  
@ Michael Ehrig [#75]

Hallo und guten Abend Herr Ehrig,

das hat ja schon richtig Lehrbuchcharakter, was Sie uns hier zum Besten geben. Einfach große Klasse und hier zeichnet sich eben der Fachmann ab. Aber es ist immer wieder erstaunlich, wie tief man in die Materie eindringen kann. Und ein Prüfer muss dies auch tun. Die Philatelie erfordert für Endscheidungskräfte ein horrendes Grundwissen. Ich bin richtig froh über Leute wie Sie, die der großen Gemeinschaft ein Teil Ihres Wissens abgeben. Ich wünschte auch andere Freunde hier im Forum sehen das genauso. Aber an dieser Stelle von mir ein großes Dankeschön und hoffentlich noch viele weitere so tolle Beiträge.

Ein wenig schade, dass in diesem Sammelgebiet leider nur so wenig Leute unterwegs sind. Aufruf an die verehrte Leserschaft - mitmachen und mutig sein, es lohnt sich wirklich.

Ich will demnächst noch ein weiteres Thema eröffnen, da soll es mal um die Norweger Marken gehen. Mal sehen was daraus wird. Einige Gebiete klappen ja richtig gut wie die Schweiz und natürlich Rumänien. Aber wieso funktioniert so wenig bei den Frankreich Freunden? Und Skandinavien scheint ja Schlummerland zu sein. Das aber nur am Rande.

@ Michael Ehrig [#76]

So ist es, zig mal hatte ich diese Marke betrachtet, und nur weil Sie es angestoßen haben, die Zähnung nachgemessen. Und siehe 12½:12½:12½:13½ - eine Mischzähnung, oder?

Noch mal für Alle. Die ½ wird mit der Tastenkombination Alt+0189 geschrieben. Wenn man es lange nicht gebraucht hat, gerät so was schnell in Vergessenheit.

Und nun erst mal einen dicken Holzscheit nachgelegt. Freue mich wenn's weitergeht und nette Grüße
Pepe
 
Michael Ehrig Am: 26.02.2018 23:29:27 Gelesen: 45397# 78 @  
Hallo Pepe,

vielen Dank für die Blumen. :-)

Ich finde es ebenfalls sehr schade, dass sich nur wenige Sammler für dieses doch hochinteressante Sammelgebiet begeistern aber vielleicht gelingt es ja hier den einen oder anderen Sammler zu begeistern.

Zum Rätsel: Genau das meinte ich, die Marke ist links nachgezähnt. Mischzähnungen kamen bei den ersten gezähnten portugiesischen Ausgaben in den Zähnungen 12½ und 13½ nicht vor, die Marken wurden offiziell ausschließlich mittels Kastenzähnung des einen oder des anderen Zähnungsmaßes gezähnt (die geschweiften Wertbänder ausschließlich 12½).

Viele Grüße

Michael Ehrig
 
Pepe Am: 27.02.2018 21:28:28 Gelesen: 45313# 79 @  
@ Michael Ehrig [#78]

Ich überlege immer noch, wie kann ich mir das Nachzähnen vorstellen? War die Marke nun ursprünglich 12½ gezähnt und hat dann jemand noch zwei zusätzliche Zähnungslöcher nachgestanzt? Erscheint mir fast unmöglich. Rechts richtigerweise 16 und links fälschlicherweise 18 Zähnungslöcher. Oder war die linke Seite aus welchen Gründen auch immer gar nicht gezähnt und wurde später nachgezähnt. So recht kann ich das noch nicht verstehen.

Trotz Lücken will ich gleich mal mit der 80 Reis weitermachen. Zum Vergleich mal die geschnittene und gezähnte nebeneinander:



1866, Mi 22 und 1867, Mi 30, beide orange und doch mit vielen Abweichungen

Nette Grüße Pepe
 
Michael Ehrig Am: 28.02.2018 23:32:47 Gelesen: 45276# 80 @  
@ Pepe [#79]

Das mit der Nachzähnung kann man sich so vorstellen (virtuelle Nachzähnung anhand einer typischen 25 Réis-Marke mit beschädigter Zähnung):

Die Marke weist an einer Seite eine defekte Zähnung auf:



Der Zähnungfälscher setzt nun im Bereich des Markenrandes sein Zähnungseisen an:



Nachdem nun der Rand nachgezähnt worden ist, sieht die Marke fast schon wieder "schön" aus:



Jetzt werden die zu langen Zähne noch ein wenig gekürzt und voilà, eine "perfekt" gezähnte Marke. Das bisschen kleinere Format merkt doch keiner und die unpassenden Eckzähne, die werden schon so schnell keinem auffallen - oder?



An der 20 Réis-Marke im Post [#74] kann man das durch die Nachzähnung verkleinerte Markenformat gut im Vergleich mit der daneben abgebildeten 25 Réis-Marke erkennen.

Bei der "Mischzähnung" der 20 Réis-Marke aus dem Post [#74] hat der Nachzähnungsbeauftragte dummerweise zum falschen Zähnungseisen gegriffen. Das passiert übrigens öfter als man denkt.

Viele Grüße

Michael Ehrig
 
Markus Pichl Am: 02.03.2018 22:47:34 Gelesen: 45174# 81 @  
Hallo Herr Ehrig,

meinen herzlichen Glückwunsch zu Ihrem heutigen Geburtstag, alles Gute und Gesundheit für das neue Lebensjahr.

Vielen Dank, für Ihre wertvollen Beiträge und ich hoffe, dass wir hier noch viele von Ihnen Lesen werden.

Habe es eben anderswo gelesen, dass Sie heute am 02.03. Geburtstag haben.

Meine angekündigte Prüfsendung, kommt noch (habe endlich die anderen Marken wieder gefunden).

Beste Grüße
Markus Pichl
 
Pepe Am: 03.03.2018 11:24:28 Gelesen: 45153# 82 @  
@ Michael Ehrig [#80]

Ich schließe mich nachträglich mit besten Grüßen und Wünschen zum Ehrentag an.

Und bedanke mich für die ausführliche Aufklärung über die Zähnungsfälscher. Zeitlich muss dies alles vor 1984 geschehen sein. Denn so lange schlummern die Marken unberührt in meinem Besitz. Bleibt die Frage, was nun tun mit solchen Fälschungen und was wäre damit geschehen, wenn ich diese bei Ihnen zur Prüfung vorgelegt hätte. Auch aus kostentechnischen Gründen. Die Mi 27 steht ja im Katalog mit 120,- M€, aber bei der auch schon vorgestellten Rumänien Mi 5 liegt der Michelwert im fünfstelligem Bereich, welche Kosten entstünden bei Prüfervorstellung?

Die Fälschungsflut, wie man hier ja oft hört wird ohnehin die Philatelie entwerten. Ist halt ähnlich wie die Dieselverfälschung. Zwar hinkt dieses Beispiel, aber die Absätze brechen so dramatisch ein und eines Tages ist diese Technik nur noch Geschichte.



1869 03 .., Mi 31 dunkellila



beide 1867, 07 27, Mi 24 und 11 05, Mi 32, dunkelblau

Von diesen beiden Ausgaben (Wertbänder geschweifte Form) kann ich nichts weiter zeigen.

Nette Grüße Pepe
 
Michael Ehrig Am: 03.03.2018 17:17:20 Gelesen: 45134# 83 @  
@ Markus Pichl und Pepe

Vielen Dank für die Glückwünsche!

@ Pepe

Zur Frage, welche Kosten beim Prüfen einer gefälschten oder verfälschten Marke entstehen, gibt die Ziffer 10.3 der Prüfordnung des BPP folgende Auskunft:

"10.3. Die Vergütung für als falsch oder verfälscht zu kennzeichnende Prüfgegenstände beträgt jeweils bezogen auf einen echten, gleichartigen Prüfgegenstand entweder bis zu 1% des MICHEL-Katalogwertes gemäß Ziffer 10.2., oder wenn ein solcher nicht feststellbar ist, bis zu 2,5 % des Handelswertes, den der Prüfer nach billigem Ermessen schätzen darf. Die Höhe der Mindestvergütung für jede Prüfsendung und jeden einzelnen Prüfgegenstand gemäß Ziffer 10.2. bleibt unverändert."

D. h. also ganz konkret im Falle der Mi 27 beträgt 1% des Katalogwertes 1,50 Euro (bei 150,- Euro Katalogwert). Da dieser Betrag unterhalb der Mindestvergütung nach Ziffer 10.2 der Prüfordnung liegt, würde dann die Mindestvergütung von 3,00 Euro pro Marke erhoben werden. Ziffer 10.2 besagt allerdings auch, dass die Mindestvergütung pro Prüfauftrag nicht unter 25,00 Euro liegen soll. Daher lohnt es sich eigentlich immer bei Marken, die nicht allzu teuer sind, mehrere Stücke zu einer Prüfsendung zusammenzufassen.

Was würde jedoch mit der Marke an sich geschehen? Nun, das ist die Prüfordnung des BPP ebenfalls recht klar in der Aussage, nach Ziffer 7.1 in verbindung mit Ziffer 7.4 bin ich verpflichtet, das Stück rückseitig mit dem Stempel "falsch" und dem dazu quergestellten Prüfzeichen zu versehen. Dass der Marktwert einer solchen Marke dann weit unterhalb des Marktwertes eines Altdiesels ohne Rußfilter liegt, ist offensichtlich.

Viele Grüße

Michael Ehrig
 

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