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Thema: (193) Briefzentren DPAG: Tintenstrahlentwertungen mit Werbeentwertern seit 2017
Das Thema hat 204 Beiträge:
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Journalist Am: 17.03.2020 07:18:21 Gelesen: 36757# 1 @  
Hallo an alle,

wie schon im "klassischen Thema "Briefzentren und ihre Stempel" vor kurzem andiskutiert, eröffne ich nun hier das neue Thema, da im Herbst 2017 erste Vorversuche zur Ablösung der bisherigen AM 990/91 Stempelmaschinen in den Briefzentren mangels Ersatzteilversorgung anstand.

Die bisherigen Maschinen sehen so aus:



Dies ist eine Funktionsskizze und dazu noch ein passendes Foto:



Je nach Größe eines BZ hat dieses zwischen einer und drei sogenannte Briefordnereien, jede Briefordnerei hat eine so gezeigte Maschine AM 990/91.

Diese werden nun ersetzt durch Tintenstrahldruckmodule, die in die Standard- und Kompaktbriefsortieranlagen integriert werden. Diese Druckmodule sehen so aus:




Die ersten Andeutungen, das diese Umstellung ansteht, gab es auf der Postexpo 2017 in Genf, wo auf dem Stand des Tintenstrahldruckherstellers PostJet Systems Ltd. ein ungewöhnliches internes Testmuster für eine Siemenssortieranlage zu sehen war:



Knapp vier Wochen später (25. Oktober 2017) tauchte dann ein ähnliches Layout zusätzlich zur normalen Freimachung erstmals auf echten Brief in Deutschland auf:



Wie sich kurze Zeit später herausstellte, war dies der erste Vorversuch, der im BZ 60 stattfand. Dieses erste Layout wurde schnell geändert und die folgenden Vorversuche hatten folgendes Aussehen;



Hier war nun eine Frankierwelle ohne Datumsangaben und ohne Werbung zu sehen.

Die nächste Phase war die folgende:



Man versuchte nun auch nur noch diese Frankierwellen auf Belegen mit Briefmarken aufzudrucken.

Am 8. Oktober 2018 folgte die nächste Phase:



Dies war das erste mal, das nun nur Briefmarkenbelege mit dieser neuen Form entwertet wurden. Circa 4 Wochen später wurde der Versuch auf das BZ 46 ausgeweitet:



Gleichzeitig wurde hier auch die bisherige Werbefläche versuchsweise erweitert.

Prinzipiell kann das System im Falle einer Mehrfachfrankatur, die über die gesamte obere Länge des Briefes verklebt ist (beispielsweise 8 x 10 Cent) alles entwerten, indem dann je nach Frankatur eine zweite oder sogar dritte Entwertung nebeneinander gesetzt wird.

Gegen Ende 2019 wurde zuerst in einem erweiterten Versuch das BZ 21 mit der selben Technik ausgestattet, danach das BZ 99 - hier ist allerdings die Besonderheit bisher, es gibt noch keine Werbung , daher wird hier nur die Frankierwelle mit Datum gespritzt, falls nötig auch mehrmals nebeneinander.

Ganz neu ist nun auch die Meldung von vor einigen Tagen, das nun auch im BZ 97 diese Technik installiert wurde. Soweit ein kurzer erster historischer und chronologischer Zeitablauf der bisherigen Entwicklung.

Weitere Hintergründe und Infos findet man auch unter folgenden Link:

http://jolschimke.de/briefzentren/das-ende-der-maschinenstempel.html

In diesem Artikel aus der philatelie 508 - Oktober 2019 wurde alles was ich hier ganz kurz vorgestellt habe, etwas ausführlicher erläutert.

Geplant war nun, das diese Umstellung nun zügig bis Ende 2022 abgeschlossen sein sollte, da die Ersatzteilsituation extrem kritisch ist und der Druck in den Briefzentren sehr groß ist.

Wie vor einigen Tagen nun aber im Rahmen der Digitalisierungsoffensive bekannt wurde, sollen zukünftig auch Briefmarken, egal ob Dauermarke oder Sondermarke, einen Matrixcode erhalten.

Da dieser lesbar sein muss, gäbe es nun mit der schwarzen Stempelfarbe zukünftig Probleme, wenn diese Tintenstrahlentwertungen bei der Standard- und Kompaktbriefsortierung oder bei der Großbriefsortieranlagen (GSA neu) den Datamatrixcode ungünstig erwischen und so unlesbar machen.

Zwar gibt es Überlegungen und scheinbar auch technische Möglichkeiten, zumindest bei den Standard- und Kompaktbriefsortieranlagen mit Tintenstrahldruckmodul den Druck so zu steuern, das der Matrixcode nicht getroffen wird, bei den Druckmodulen der GSA neu ist dies aber leider nicht möglich. Hier würde eine Änderung der Stempelfarbe helfen, da man dann mit Farbfiltern doch den Matrixcode lesen kann.

Daher ist meine Prognose, die schwarze Tintenstrahlentwertung ist tot, es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier vermutlich blau oder rot als neue Farbe eingeführt wird.

Da aber die Ersatzteilproblematik so extrem groß ist, dürfte es mit großer Wahrscheinlichkeit dazu kommen, das man mehr oder weniger notgedrungen, zwar die neue Technik in schwarz installiert, diese aber eventuell schon in naher Zukunft durch eine Farbänderung der Tinte etwas modifiziert werden könnte.

Soweit nun ein erster Einstieg in das neue Thema. Ich fordere alle auf hier zukünftig kraftig mitzuarbeiten und auch die bisher schon bekannten Stempelvarianten von den oben genannten Briefzentren noch einmal schrittweise nachzutragen, da ich davon nicht immer die passenden Scans oder Bilder habe und dann natürlich zukünftig auch die neuen Entwicklungen hier zu zeigen.

Viel Spaß beim neuen Thema wünscht Euch allen

Jürgen

P.S. Ich hoffe, die Einführung ist so einigermaßen ok :-)
 
Araneus Am: 17.03.2020 09:35:59 Gelesen: 36724# 2 @  
@ Journalist [#1]

Hallo Jürgen,

danke für deinen umfassenden Einführungsbeitrag und die Eröffnung dieses neuen Threads.

Kopfschütteln hat bei mir allerdings die Überschrift verursacht. Was bitte ist ein „ Werbeentwerter“? In meinen Augen ist das weder ein postalischer noch eine philatelistischer noch ein technischer Begriff, Google findet ihn nur bei einem Autor auf den Philaseiten. Bei den alten Stempelmaschinen spricht die Post selbst von „Werbestempeln mit Fremdwerbung“.

Ein Ärgernis auf den Philaseiten ist meines Erachtens nicht selten die Benutzung von unpräzisen Begriffen, was oft eine Suche erschwert. Statt üblicher Fachbegriffe werden Eigenkreationen verwendet, die kein normaler Sammler in die Suchmaske eintippt. Der hier verwendete Begriff „Werbeentwerter“ scheint mir so ein Begriff zu sein. Die Diskussion hier auf den Philaseiten zur Benennung des Threads hat doch deutlich gemacht, dass der Wunsch nach Präzision und Systematik vorhanden ist.

Wer sagt uns denn, ob es Werbeeinsätze bei der Tintenstrahlentwertung in einem Jahr überhaupt noch gibt. Dass es anders sein kann, zeigen die Hinweise in deinem Beitrag auf die frühen Muster und auf das Briefzentrum 99. Vielleicht laufen alte Werbeverträge einfach aus.

Ich bin überzeugt, dass technische Neuerungen und Designfragen bei Tintenstrahlentwertungen hier in den nächsten Monaten eher die Diskussion bestimmen als Werbeeinsätze, wobei beides sicher seine Berechtigung hat. Die Überschrift sollte diese Diskussion aber nicht unnötig einengen.

Schöne Grüße
Franz-Josef
 
filunski Am: 18.03.2020 13:06:25 Gelesen: 36657# 3 @  
@ Journalist [#1]

Hallo Jürgen,

danke für die tolle Zusammenfassung! ;-)

Aus heutigem Posteingang der Würzburger (BZ 97) Tintenstrahler (neu):



Viele Grüße,
Peter
 
MichaelS Am: 18.03.2020 19:39:40 Gelesen: 36615# 4 @  
Hallo,

der bisherige Stempelabdruck im BZ 21 ist in den letzten Tagen etwas verwässert:



Dafür gab es heute ein neues (altes) Klischee:



Von mir auch vielen Dank für die tolle Einleitung zum Thema von Jürgen.

Schönen Gruß,
Michael
 

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