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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
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Postgeschichte Am: 12.02.2009 22:23:15 Gelesen: 1404915# 310 @  
@ BD [#510]

Das Amtsblatt Nr. 50 ist natürlich von 1915.

Vfg. Nr. 96 vom 30. März 1915 Stadtpostsendungen der Militär- und Marinebehörden.

Ich habe zwar die Verfügung jetzt auch nicht greifbar, aber wieso soll die Portofreiheit für Stadtpostsendungen der Militär- und Marinebehörden für die Rohrpost nicht gelten? Auch bei Feldpostsendungen besteht oft die Annahme, daß diese grundsätzlich portofrei wären. Es gibt verschiedene Fälle, in denen Feldpostsendungen zu ermäßigten Sätzen oder mit den ganz normalen Sätzen zu frankieren waren.

MfG
Postgeschichte
 
Schmuggler Am: 13.02.2009 13:27:23 Gelesen: 1404883# 311 @  
@ Postgeschichte [#509]

Ich versuche mich erst einmal an dem Thema "Porto- und Gebührenfreiheiten":

Grundsätzlich hast Du mit dem Verweis auf das Regulativ ohne wenn-und-aber Recht: Im Ortsverkehr gab es bis zum 1. Weltkrieg (1915) nur ganz wenige "Freiheiten" - alle anderen Militaria und sonstige Behörden und Ämter waren Porto- und Gebührenpflichtig.

Im Fernverkehr sah das alles wieder gaaaaanz anders aus.

Die von Dir zitierte Verfügung 96 aus dem Amtsblatt Nr. 50 hat die postalisch richtige Formulierung " Die von den Militär- und Marinebehörden ausgehenden und an Empfänger im Orts- oder Landbestellbezirke des Aufgabe-Postorts gerichteteten Postsendungen" für eine portofreie Beförderung von entsprechend gekennzeichneten Sendungen im Ortsverkehr.

ABER:

1. Nach der obigen Definition waren die portofreien Militärsendungen auch auf den " Bestellbereich des Aufgabepostamtes" ausgedehnt worden. Ergo aber nicht auch auf den Nachbarort-Gebietsverkehr - oder gibts dazu möglicherweise spätere Ergänzungen?

Aus der Sicht eines Schöneberger Postbenutzer war eine Briefpostsendung seit 1912 nach Friedenau zu dieser Zeit bereits wieder "Fernverkehr" - nach Berlin aber der vergünstigte "Nachbarorts-Gebietsverkehr" in der Briefpost. Für die Rohrpost lagen beide Ortschaften im Rohrpostbezirk.

2. Es wird immer von portofreien Sendungen gesprochen - die Rohrpostbeförderung war jedoch eine Gebühr. Auch im Ortsverkehr. So waren z. B. die Ganzsachenumschläge für den Admiralsstab (DRUB) alle mit eben dieser Gebühr "frei" gemacht - da die Rohrpostbeförderung eben kein "Porto" war - und musste frankiert werden. Im Fall der Vorlage: "Hätte frankiert werden müssen."


Zum Thema "Groß-Berlin" kann ich ergänzend beitragen:

Ab ca. 1900 stieß ich bei meinen Recherchen auch immer wieder auf diesen kommunalen Begriff: Die Vision von "Groß-Berlin" geisterte jedoch bereits lange vorher durch die Amtsstuben.

Erstmals wurde am 1.4.1912 ein "Zweckverband Groß-Berlin" per Gesetz(!) als 1. erkennbares, kommunales Zeichen zu einer Vereinigung gegründet. "Beteiligt waren an dem Zweckverband die Stadt Berlin, Charlottenburg, Lichtenberg, Rixdorf bzw. Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf, ebenfalls gehörten die Kreise Niederbarnim und Teltow in der Mark dazu. Ferner sind die Dörfer bzw. Gutsbezirke Biesdorf, Falkenberg, Hellendorf, Höhenschönhausen, Kaulsdorf, Mahlsdorf, Maldow, Marzahn und Wortenberg genannt. Nicht zu vergessen: Preussens größtes Dorf – der unselbständige Postort Steglitz."

Der Zweckverband umfasste ein Gebiet von ca. 3.500 km2 mit ca. 3 Millionen Einwohnern.

Jetzt lege ich erst einmal ein Stopp ! ein, damit eventuelle weitere Ergänzungen und Kenntnisse einfließen können. Sollte der besseren Übersicht- und Verständlichkeitkeit dienen.
 
BD Am: 14.02.2009 08:40:31 Gelesen: 1404827# 312 @  
@ Schmuggler [#512]

Hochinteressant !

An die DRUB habe ich nie gedacht, obwohl man schon Stücke in Auktionskatalogen gesehen und bewundert hat.

Vielen Dank für die Recherche.

Mit besten Grüssen BD
 
Schmuggler Am: 14.02.2009 19:10:20 Gelesen: 1404808# 313 @  
@ BD [#312]

Sag ich doch. Seit über 300 Beiträgen:

Die Verquickung von Stempel, Ortsgeschichte, Portostufen, Früh- und Spätdaten, Ganzsachen, Postgeschichte, Stempelautomation, Technik, katalogisiertes Wissen und vieles vieles mehr macht dieses Sammelgebiet m. E. so interessant - und individuell. Selbst das verfolgen einer Sendung im Rohrpostnetz an Hand der Stempel und Notizen kann eine sehr spannende Geschichte sein: Viele Wege führten nach Rom.

Apropos: Die Flugpost hatten wir z. B. noch gar nicht besprochen.

Machtwort: Aber erst werden die Fragen und Antworten zur Abbildung im Beitrag Nr. 302 aufgearbeitet! :-))
 
Postgeschichte Am: 14.02.2009 23:29:30 Gelesen: 1404790# 314 @  
@ Schmuggler [#313]

Ein Machtwort? Da bekomme ich aber Angst und will mal schnell antworten :-))

Zum Beleg in Beitrag [#304]:

Die Aussage "Im Ortsverkehr gab es bis zum 1. Weltkrieg (1915) nur ganz wenige "Freiheiten" - alle anderen Militaria und sonstige Behörden und Ämter waren Porto- und Gebührenpflichtig." kann ich bestätigen. Und hier setzt ja auch meine Erklärung mit der Verfügung aus Amtsblatt Nr. 50 / 1915 ein. Diese besagt nämlich, daß vom 1.6.1915 an bis zur Beendigung des Krieges die Militär- und Marinebehörden und Truppenteile auch alle Stadtsendungen der Post zur Bestellung übergeben konnten.

Das Porto für diese Sendungen, die keine Portofreiheit nach dem Gesetz von 1869 genossen, war durch Zahlung einer Pauschsumme abgelöst. Die Sendungen der Militärbehörden usw. waren wie die der Staatsverwaltungen zu behandeln. Diese hatten mit dem Norddeutschen Bund oder mit dem Reichspostgebiet Verträge abgeschlossen und durch Zahlungen von Pauschbeträgen das Recht erworben, ihre Postsendungen unfrankiert absenden zu können (Angabe - Frei durch Ablösung Reich). Ein Unterschied bestand in der Bezeichnung. Die Staatsverwaltungen mußten auf den zu befördernden Postsendungen die Bezeichnung "Frei durch Ablösung Reich" mit der entsprechenden Verwaltungsnummer aufführen, während die Militär- und Marinebehörden und Truppenteile den Vermerk "Heeressache" und den Dienststempel anzubringen hatten.

Unter das Ablösungsverfahren fielen auch die Gebühren für alle von der Behörde aufgelieferten Inlands-Postsendungen einschließlich der Sondergebühren für Zustellungsurkunden, Nachnahmen, Postaufträge, Einsammlung durch Landbriefträger, Rückscheine, Nach- und Rücksendung, Unbestellbarkeitsmeldungen und Laufschreiben fielen (Handwörterbuch des Postwesens). Die Rohrpost- und Eilbotengebühren wurden hier nicht genannt.

Ohne eine neue Diskussion über Porto und Gebühren zu entfachen, möchte ich hier nur kurz auf dieses Thema eingehen. Der Begriff "Porto", aus dem italienischen "porto die lettere" abgeleitet, war lange Zeit die allgemein gebräuchliche Bezeichnung für Postbeförderungsgebühr. Später wurde der Begriff in "Porto" und "Franko" aufgespalten, wobei für Porto die vom Empfänger und Franko für die Absender zu zahlende Gebühr darstellte. Die vom Empfänger zu zahlende Gebühr wurde mit Einführung der Postwertzeichen ebenfalls vom Absender im Voraus bezahlt (Beförderungsgebühr oder auch Porto).

Daß in dem angesprochenen Beleg kein Porto (oder Gebühr) angebracht oder vermerkt ist, weist auf eine Portofreiheit hin. Es liegt offenbar aber keine Portofreiheit gemäß dem Portofreiheitsgesetz vor.

Der angebrachte Vermerk

Rohrpost / franko Eilbestellung / laut Vereinbarung.

deutet vielmehr auf eine Portoablösung hin (franko = Freigebühr). Da die Rohrpost- und Eilbotengebühr in dem Ablösungsverfahren (s.o.) nicht explizit genannt wurden, war eine besondere Vereinbarung erforderlich (die ich allerdings nicht suche). :-)))))

Dies meine Erklärung für die Porto- bzw. Gebührenfreiheit des Beleges unter [#304].
 
ilogy Am: 15.02.2009 18:05:06 Gelesen: 1404742# 315 @  
Hallo Postgeschichte,

zum Thema Ablösung des Eilbestellgeldes gibt es zumindest eine Vereinbarung, die am 15. November 1918 im Amtsblatt Nr. 77, S. 294 veröffentlicht wurde: Ablösung des Eilbestellgelds für Briefsendungen des Demobilmachungsamts.

Warum sollte es nicht weitere Verträge geben, gerade auch auf lokaler Ebene?

Ich bin auf weitere Beiträge gespannt.

ilogy
 
Postgeschichte Am: 16.02.2009 00:46:30 Gelesen: 1404722# 316 @  
@ ilogy [#315]

Es gab mehrere Vereinbarungen, die mit einzelnen Behörden abgeschlossen wurden und gegebenenfalls auch zeitlich befristet waren. Die mir vorliegenden Verfügungen über Portoablösungen weisen sowohl gebietsmäßige Beschränkungen, Zweckbindungen und Bestimmungen für bestimmte Postsendungen aus.

Vielleicht gelingt es ja einem Forscher, die mit den Militärbehörden 1915 geschlossene Vereinbarung aufzutreiben und kann damit meine Aussagen in Beitrag [#314] bestätigen.

postgeschichte
 
Schmuggler Am: 22.02.2009 12:15:09 Gelesen: 1404599# 317 @  
Da spontan keine weiteren Beiträge zu erwarten sind, möchte ich zwecks Übersicht zusammenfassen:

Eine Porto- und Gebührenfreiheit im Ortsverkehr begrenzte sich in Berlin ab 1868 auf "Königliche Angelegenheiten" plus einige wenige Ausnahmen. Ein regionaler Avisionierungsvertrag könnte es bis 1880 für das Porto gegeben haben.
Der Aversvertrag von 1894 ("Frei laut Avers 21") enthielt keine Vereibarung zur Avisionierung der Rohrpostgebühr.

Eine neue Situation ergibt sich für den Ortsverkehr 1915 in Berlin mit der Verf. 96 vom 30.3. mit der Überschrift "Stadtpostsendungen der Militär - und Marinebehörden".
Alle Dienstsendungen des Militärs und der Marine waren im Ortsverkehr grundsätzlich Porto- und Gebührenpflichtig – deshalb wurden in Friedenszeiten die Beförderung und Bestellung solcher Sendungen durch eigene Mitarbeiter (Soldaten und Matrosen im Rang eines Unteroffiziers) ausgeführt. In der Kriegszeit griff man daher lieber auf die Reichspost statt dem eigenen Personal zurück, siehe Amtsblatt Nr. 50 vom 2.April 1915, hier S. 203 mit der Verfügung Nr. 96 in welcher auch das Porto von dienstlichen Stadtpostsendungen per einem unnummerierten Portoablösungsvertrag an die Reichspost pauschal vergütet wurde; gültig ab dem 1.4.1915. Offen bleibt dabei die Frage, ob neben dem Porto auch eine Gebühr, also auch die Rohrpostgebühr, in diesem Vertrag genannt sind. Dem steht dagegen daß die sog. DRUBs (= Ganzsachenumschläge des Admiralstabes zur Rohrpostbeförderung),sehr wohl die jeweils aktuelle Rohrpostgebühr zeigen.

Ab ca. mitte 1918 wirds turbulent: Ein korrekt bezeichneter Brief wird zweifelsfrei von Schöneberg nach Friedenau ohne Taxierung per Rohrpost befördert; zu der Gegebenheit ist keine amtliche Vereinbarung o. ä. bekannt. Der rote handschriftliche Text bezieht sich dennoch auf eine solchige Vereinbarung.

Eine Eil-Bestellgebühr wird laut obigem Beitrag 313 ab dem 15.11 dem Demobilisierungsamt zugestanden - von einer Rohrpostgebühr steht vordergründig auch nichts darin, gleichwohl werden diese Sendungen bei freier Kapazität auch per Rohrpost befördert worden sein.
 
Schmuggler Am: 22.02.2009 12:44:40 Gelesen: 1404594# 318 @  
Damit nicht immer nur der Kopf - sondern auch mal wieder die Augen strapaziert werden:

Rohrpost Ganzsachenumschlag mit handschriftl. Entwertung und der Notiz
" wenden".



Auf der Rückseite fällt erst einmal der Stempel vom Postort STEGLITZ auf,
welcher Vorderseitig gar nicht genannt ist ...



... plus handschriftlicher Text:



"War in einer Drucksache nach Steglitz-Abfertigung (Name) 26.2., 5 N."

Um 7,10 Uhr Nachmittags war der Brief wieder in Berlin im PA 9, um "wie der Blitz" um 7,30 im R 8 zu sein und von dort bestellt zu werden.

Eine nicht häufige Nettigkeit aus dem Rohrpost-Alltag.
 
Postgeschichte Am: 24.02.2009 21:59:16 Gelesen: 1404519# 319 @  
@ Schmuggler [#318]

Hierher passt auch diese Rohrpost-Karte, die offensichtlich in einen Straßenbriefkasten eingeworfen und von dem Postamt 48 (* 48 e) mit dem Stempel "A. d. Briefkasten" versehen, der Rohrpost übergeben wurde (* 48 *).



Ankunft beim Postamt 49 um 5.20 N.
 
Lars Boettger Am: 01.03.2009 14:34:53 Gelesen: 1404443# 320 @  
Expressbrief Wien - Leipzig

Der anhängende Expressbrief ist zweimal mit der Rohrpost befördert worden, einmal in Wien und dann wieder in Leipzig. Auf der Vorderseite ist ein Minutenstempel von Wien zu sehen, rückseitig der Einzeiler der Leipziger Rohrpost, dazu ein Nummernstempel, den ich nicht einordnen kann (Briefträgerstempel?). Als Laien würde mich interessieren, ob so eine Kombination selten ist oder eher häufig.

Beste Sammlergrüsse!

Lars

<p>
 
Postgeschichte Am: 01.03.2009 15:01:59 Gelesen: 1404435# 321 @  
@ Lars Boettger [#320]

Hallo Lars,

Rohrpost gab es meines Wissens nach im Deutschen Reich nur in Berlin und München. Der Einzeiler ist ein Stempel der üblicher Weise bei der Eilzustellung verwendet wurde, auch in Städten, in denen es keine Rohrpost gab. Der Nummernstempel ist ein Zustellstempel (Botenstempel) von Leipzig.

Aber auch ohne die zweite Beförderung durch eine Rohrpost ein schöner Beleg.

Gruß
Manfred
 
Lars Boettger Am: 01.03.2009 16:58:20 Gelesen: 1404428# 322 @  
@ Postgeschichte [#321]

Hallo Manfred,

vielen Dank für Deinen Beitrag! Wenn ich in Wikipedia hineinsehe, dann wird dort ein Rohrpostnetz in Leipzig beschrieben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rohrpostnetze_in_Deutschland

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Postgeschichte Am: 01.03.2009 18:42:47 Gelesen: 1404409# 323 @  
@ Lars Boettger [#322]

Hallo Lars,

herzlichen Dank für den Hinweis auf Wikipedia. Wenn ich dem Handwörterbuch des Postwesens Glauben schenken darf, wurden auch Stadtrohrpostanlagen in Mannheim, Dortmund, Köln und Nürnberg errichtet, die bei Wikipedia nicht namentlich genannt sind. Vermutlich fehlen aber noch immer einige Städte.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 01.03.2009 21:03:18 Gelesen: 1404395# 324 @  
@ Lars Boettger [#320]

Das ist ein wirklich hochinteressanter Beleg. Der einzeilige Stempel auf der Rückseite könnte in der Tat der Rohrpost zuzuschreiben sein, wenn man die Ausführungen auf Wikipedia zu Grunde legt.

Selbst habe ich noch keine Rohrpostbelege gesehen, die in Leipzig gelaufen sind, aber vielleicht hat ein Heimatsammler dergleichen in seinem Bestand und kann uns etwas dazu sagen.

Innerhalb der Poststempelgilde wird übrigens darüber nachgedacht, eine Studiengruppe Rohrpost zu gründen, um die bisher in den verschiedenen ARGEn und bei "freischaffenden Sammlern" bestehende Kompetenz zu bündeln. Die Mitglieder der Studiengruppe müssen nicht zwingend auch Mitglied der Poststempelgilde sein.

Die bestehende neuere Literatur sowohl von Rainer Linden als auch von Paul-Jürgen Hueske hat für einige Zeitabschnitte bereits Grundlagen geschaffen. An einem Werk über die Germania-Zeitepoche wird gearbeitet. Es besteht aber noch für eine Menge von Spezialgebieten weiterer Forschungsbedarf. Ich denke nur an das weite Feld der Nebenstempel, insbesondere der mechanischen und, wenn es sie denn gab, der maschinellen Ausgefertigt-Stempel mit automatischer Uhrzeitangabe.

Auf der IBRA in Essen stehe ich als Ansprechpartner für Interessenten gerne zur Verfügung. Den Besuchern der Alpen-Adria-Ausstellung 2009 München wird auch der Vorsitzende der Poststempelgilde, Jürgen Zalaszewski, zu diesem Thema etwas sagen können.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


2 Typen von Ausgefertigt-Stempeln auf einem Beleg
 
Schmuggler Am: 02.03.2009 12:51:55 Gelesen: 1404356# 325 @  
Fein, dass es auch ohne mich mit so interessanten und informativen Beiträgen weiter geht. Muß es auch, denn ich ziehe mich aktuell aus dem aktiven Tagesgeschäft aus gesundheitlichen Gründen zurück - bleibe aber im Hintergrund erhalten! :-))

Die von Concordia skizzierte Möglichkeit einer Interessensgruppierung unter dem Dach der Stempelgilde ist eine sehr gute Idee - müssen die Stempelsammler doch auch die politischen Zeitabschnitte missachten, um der Gesamtdarstellung Rechnung tragen zu können. Die Stempelforschung ist sowieso hier "gut" aufgehoben. Kurz: Danke Concordia! :-))

Der im Beitrag [#320] von Lars Boettger gezeigte Lang-Stempel(?) mit Minuten-zeit muß nicht von der Rohrpost sein - auch Telegraphenämter und Privatfirmen führten solch einen (Eingangs-) Stempeltyp. Auch hier könnte eine verknüpfte Forschung mit z. B. einem Heimatsammler noch viele Überraschungen bringen!?

Ähnlich ergeht es einem Lang-Informationsstempel(?), welche vor kurzem via eBay.com angeboten und verkauft wurde:



Bekannt war der Stempeltyp ab 1910 auf Eilsendungen nach HH. Er ist aber bereits 1905 so abgenutzt, dass er durchaus bereits sehr viel früher und häufiger in Verwendung gewesen sein könnte. Nicht vergessen: Die (interne) Rohrpost in Hamburg wurde 1888 geöffnet.
 
Schmuggler Am: 04.03.2009 09:36:49 Gelesen: 1404277# 326 @  
@ Schmuggler [#325]

In Ergänzung zu dem HH Rohrpost-Beitrag stelle ich einen Eilbrief aus Nürnberg von 1914 ein, welcher fast den gleichen Stempeltyp wie 1905 zeigt.



Quelle: Festpreisliste der Firma Gärtner, Bietigheim
 
Postgeschichte Am: 11.03.2009 08:41:24 Gelesen: 1404085# 327 @  
@ Schmuggler [#325]

Im Hintergrund halten und dann unsichtbar andere User mit dem Rohrpostfieber infizieren? Das entspricht aber nicht der Rohrpostordnung. :-)))

Ich wünsche Gute Besserung. Vielleicht bewirkt der Vorschlag von Jürgen mit einer Studiengruppe "Rohrpost" eine schnelle Genesung.

Hier ein Beleg der zeigt, wie man im August 1914 Mitarbeiter motiviert hat. Es handelt sich um eine Karte, in der das Haupttelegraphenamt einen Mitarbeiter am Sonntag zum Dienst "bittet":




Am Sonntag, dem 16.8. ist Werktagsdienst zu leisten. Der Dienstausfall ist aufgehoben.

Gruß Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 11.03.2009 09:52:14 Gelesen: 1404079# 328 @  
@ Postgeschichte [#327]

Da hat Manfred mal wieder ganz tief in seine Schatzkiste gegriffen, um unseren guten Schmuggler und auch die Gemeinde der Rohrpost-Interessierten zu erfreuen.

Derartige portofreie Belege sind wahrlich nicht häufig zu finden. Den Postbediensteten wird es immer noch besser gefallen haben, an einem Sonntag zum Dienst gerufen worden zu sein, als der von der Generalmobilmachung des gerade begonnenen 1. Weltkrieges erfasst zu werden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Postgeschichte Am: 11.03.2009 12:04:32 Gelesen: 1404071# 329 @  
@ Concordia CA [#328]

Ich vermute, daß die Mobilmachung auch der Auslöser für die Einbestellung zur Arbeitsleistung am Sonntag war. An diesem Wochenende müssen die Drähte und Rohrpostleitungen gequalmt haben und Arbeitskräfte waren rar.

Gruß
Manfred
 
DerLu Am: 12.03.2009 08:18:55 Gelesen: 1404041# 330 @  
Hallo,

hier ein Rohrpostbeleg der in den Rohrpostbezirk verschickt wurde:

Die Karte wurde am 28.12.1911 von Schmargendorf nach Charlottenburg geschickt. Das Gesamtporto (5 Pf plus 25 Pf für die Rohrpostbeförderung) ist als schöne MeF der Mi.85I verklebt.


 
Jürgen Witkowski Am: 08.04.2009 20:30:48 Gelesen: 1403547# 331 @  
Es wird mal wieder Zeit für ein wenig Rohrpost!

Der Absender dieses Briefes hat im Jahr 1936 die schnellsten Versendungsformen der damaligen Zeit kombiniert.

Innerhalb von Berlin wurde per Rohrpost befördert, innerhalb Deutschlands per Luftpost und im Transatlantikverkehr in die Vereinigten Staaten per Zeppelin.

Das Porto in Höhe von 85 Pf. teilt sich auf in 25 Pf. für den Auslandsbrief bis 20 g, 10 Pf. Rohrpostgebühr und 50 Pf. Luftpostgebühr für Briefe bis 5 g in die USA.

Frankiert wurde mit MiNr. 530 zu 10 Pf. und MiNr. 607 zu 75 Pf.

Der Brief wurde am 19.06.1936 10.20 Uhr in Berlin-Steglitz zur Rohrpost aufgegeben. Der handschriftliche Vermerk des Absenders "Mit Rohrpost zum Flughafen!" wurde auf dem Postamt mit blauer Tinte korrigiert in "C2" und erhielt mit Rotstift den Leitvermerk 2. Berlin C2 war das für die Flugpostabwicklung zuständige Postamt. Zudem wurde ebenfalls mit blauer Tinte das Briefgewicht von 3 g vermerkt.

Rückseitig befindet sich der Ankunftstempel des Rohrpostamtes Berlin C2 von 10.50 Uhr.

Von dort ging der Brief per Luftpost weiter nach Frankfurt am Main und erhielt den Flugbestätigungsstempel mit dem dort verwendeten Kennbuchstaben C. Das Luftschiff "Hindenburg" (LZ 129) hob am 19.06.1936 um 20.52 Uhr in Frankfurt zur 3. Nordamerikafahrt des Jahres 1936 ab und landete am 22.06 um 10.22 Uhr in Lakehurst, in der Nähe von New York.

In New York erfolgte der letzte postalische Eintrag auf diesem Brief. Die dort gebräuchlich Schreibweise der Straße wurde mit Bleistift ergänzt: 12 W 76

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 07.05.2009 23:25:02 Gelesen: 1403114# 332 @  
Mein heutiges Beutestück von der IBRA 2009 ist ein Rohrpostbeleg aus dem Jahr 1890, der gleich zwei der von mir gesuchten Stempeltypen mit Minutenanzeige aufweist. Doch der Reihe nach:

Oben rechts Aufgabestempel BERLIN,N. P55 (R14) 5 XII 90* 2 N
Unten links Ankunftstempel BERLIN,W. H.T.A. (R1) 5 XII 90 * 2.20N
Oben rechts blauer Stempel 1890 H.T.A. 5 DEC 2 27
Mittig schwarzer Rechteckstempel 5/12.90 * 2.31 N.

Bei dem blauen Stempel und dem Rechteckstempel handelt es sich vermutlich um "Stechuhrstempel", die der innerbehördlichen Dokumentation dienten. Beide Stempeltypen habe ich auf anderen Belegen auch mit dem Wort Ausgef. oder Ausgefertigt vorliegen. (siehe auch [#269]

Wer kann nähere Angaben zum Einsatzzweck dieser Stempel machen?

Wer kennt die Stempelvorrichtungen oder Maschinen, die dabei zum Einsatz kamen?

Wer hat ähnliche Belege und kann mir davon Scanns mit 300 DPI zur Verfügung stellen, da ich zusammen mit unserem Mitglied DerLu versuchen möchte eine Typisierung der unterschiedlichen "Minutenstempel" der Rohrpost zu erstellen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Jürgen Witkowski Am: 20.05.2009 20:19:55 Gelesen: 1402842# 333 @  
Am 01.10.1919 wurden die Postgebühren erhöht und ein Rohrpostbrief kostete 60 Pf., statt wie bis dahin 35 Pf. Der vorhandene Bestand der alten Umschläge, MiNr. RU8, musste daher mit 25 Pf. Zusatzfrankatur versehen werden. In diesem Fall waren es MiNr. 85 II und 87 II.

Der Aufgabestempel ist BERLIN,N.O. *43* 11.1.20 10.30 V., zusätzlich kam handschriftlich mit Rotstift noch der Leitvermerk 29 hinzu. Auf der Rückseite wurde der Aufgabestempel noch einmal abgeschlagen und mit Rotstift durchgestrichen. Kann der Stempel eine Bedeutung haben, oder war es nur ein Versehen, dass korrigiert wurde?

Der Ankunftstempel BERLIN,S.W. *29* 11.1.20. 12-V. zeigt an, dass der Brief knapp 1,5 Stunden unterwegs war, um einmal diagonal durch Berlin zu gelangen. Vorderseitig befindet sich noch der Botenstempel mit der Zahl 11 unterhalb der 5 Pf.-Marke.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 22.05.2009 15:39:47 Gelesen: 1402793# 334 @  
@ Concordia CA [#332]

Es ist der "Ausgefertigt" Stempel vom HTA (13) der in ca 20 Varianten vorkommt. Es handelt sich um einen internen Stempel.

In Rainer Lindens Fleißarbeit über die Rohrpost in Berlin von 1876 bis 1902 steht einiges darüber ab Seite 134 drin.

Leider fehlt mir die Zeit Einzelheiten hier abzuschreiben. Aber der Stempel ist nicht selten, sollte aber zu jeder Rohrpostsammlung gehören.

Beste Grüsse
Helmut Knapp
 

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