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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
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cartaphilos Am: 21.06.2010 08:49:23 Gelesen: 1377220# 535 @  
Hallo Ludger [#532],

danke für Diskussion und Anregung, die mich noch einmal zu vertieftem Studium der Unterlagen und Nachdenken über die Verhältnisse veranlaßt haben.

Zum ersten Beleg ist es klar, daß nur die Ableitung über W 9 sinnvoll war, denn nur über dieses RPA konnte der Anschluß nach Steglitz erreicht werden. Mir scheint, daß die Zeit noch ausreichend gewesen sein dürfte, die Sendung vor Rohrpostschluß (22.02 Uhr für Steglitz) bis Steglitz durchzubekommen. Von W 9 bis Steglitz ist nach Rohrpostfahrplan folgende Fahrtzeit anzusetzen:

W 9 - 2 min. - W 35 - 2 min. - W 57 - 3 min. - Schöneberg 1 - 3 min. - Friedenau - 3 min - Steglitz

Es ergibt sich eine Gesamtfahrtdauer auf dieser automatisierten Schnellrohrpostlinie von 13 Minuten.

Da auf der Schnellrohrpostlinie HTA - Steglitz im 5-Minutentakt gefahren wurde, käme auf diese Weise selbst eine Rohrpostsendung, die mit dem Zug um 21.45 Uhr abgesendet würde, noch vier Minuten vor Rohrpostschluß in Steglitz an. Da die vorliegende Sendung um 21.30 in W 9 bearbeitet wurde, ist es sehr wahrscheinlich, daß sie noch einen der vier Rohrpostzüge (21.30, 21.35, 21.40, 21.45) oder gar den letzten Richtung Steglitz um 21.50 Uhr erreichte, der laut Rohrpostfahrplan um 22.02 Uhr dort ankam. Nach den technischen Daten und den Fahrplänen stand also einem rechtzeitigen Erreichen von Steglitz per Rohrpost nichts im Wege.

Wie es dann von dort aus weiterging, kann man nur erahnen: mit dem Krad, mit dem Auto, gar mit dem Postbeutel auf der Wannseebahn, einer Teillinie der Berliner S-Bahn (gab es diese Beförderungsart überhaupt vor dem Postschnelldienst von 1949?)

Beim zweiten Beleg stellt sich die Frage, wo sich die zuständige Eilzustellung befand, denn nicht jedes Postamt verfügte auch über eine Eilzustellung. Außerdem ist es fraglich, ob ein so großer Postkunde wie der Verlag der sogenannten DAF nicht Selbstabholer war, der mehrfach am Tag die eingehende Post abholte, und die Selbstabholung auch Eilsendungen betraf. Wir wissen nicht, wie im Jahre 1936 das Reglement zwischen der Reichspost und dem Verlag war. Aus eigener Beobachtung kann ich jedoch sagen, daß noch bis in den Beginn der 1990er Jahre hinein Selbstabholer aus den in dieser Region Berlins zahlreich angesiedelten Verlagen auch aus anderen, entfernteren Zustellbereichen ihre Post an den Paketschalter des Postamts O 17 (in der DDR dann 1017 Berlin) brachten, denn dies war der Schalter für Massenauflieferungen und ZKD-Sendungen, und von dort auch abholten. Warum dies so war, kann man einfach erklären: Die im Verlagswesen für das Hin- und Hersenden von Druckplatten und Korrekturfahnen so wichtigen Bahnhofssendungen wurden über O 17 eingeliefert und dort, so wie es laut Ordnung für die Bahnhofssendungen vorgesehen war, vom Empfänger auch abgeholt. Weshalb O 17 und kein anderes Amt? O 17 war das Bahnpostamt mit eigenem Postbahnhof direkt am Ostbahnhof gelegen, hier kam die kiloschwere Post für die Verlage per Bahn an.

Kann man aus den Verhältnissen von 1990 auf die von 1936 schließen? Ja und nein: Politisch war alles anders geworden, doch in den Verfahren der Post gibt es eine unglaubliche Beständigkeit: was sich einmal als funktional erwiesen hat, wird so schnell nicht geändert.

Es waren also - so ist mit einiger Berechtigung anzunehmen - regelmäßig Boten der Verlage in Richtung O 17 unterwegs, um dort Postgeschäfte zu erledigen. Ist das eine Erklärung für die Ableitung der Rohrpost-Eilboten-Sendung aus dem Olympischen Dorf nach 0 17 anstelle von SO 16? Denn wenn wir nicht den dargelegten Umstand oder eine Rohrpoststörung annehmen, dann hätte die Sendung über O 27 nach SO 16 abgeleitet werden müssen, wenn dies ein Zustellamt mit Eilzustellung gewesen wäre.

einen schönen Tag noch
wünscht
telosgraphein007
 
DerLu Am: 21.06.2010 14:58:46 Gelesen: 1377198# 536 @  
@ telosgraphein007 [#535]

Hallo telosgraphein007,

ich meinte, dass die Karte nicht mit der Rohrpost-Schnelllinie nach Steglitz und dann mit Boten weiter nach Zehlendorf geleitet wurde, sondern vom Potsdamer Bahnhof mit dem Zug (Stichwort Wannseebahn) direkt nach Zehlendorf geleitet wurde. Dies war zu dem fraglichen Zeitpunkt wahrscheinlich schneller als mit der Rohrpost nach Steglitz und von dort mit Boten nach Zehlendorf.

Zur Frage O17 oder SO16:

Vorweg ich bin mit dem Zeitraum nach 1923 nicht ganz so vertraut, aber ich wundere mich über die Aussage dass das Postamt SO16 keine Eilbestellung besaß. M.M. nach macht ein Rohrpostamt ohne Eilbestellung keinen Sinn. Zumindestens bis 1923 hatte jedes Postamt mit Rohrpostbetriebsstelle eigene Boten, die für die sofortige Bestellung der eingehenden Telegramme und Rohrpostsendungen bereitstanden. Denn nur so war die unverzügliche Zustellung gesichert.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 21.06.2010 23:47:32 Gelesen: 1377180# 537 @  
@ DerLu [#536]

Hallo Ludger

zu Beleg 1.

möglicherweise wäre die Verladung in die Wannseebahn ab S-Banhhof Potsdamer Platz nach Zehlendorf schneller gewesen, zumal das Umladen in Steglitz in die S-Bahn oder die Übergabe an einen Boten entfallen wäre. Aber auch in diesem Fall der direkten Übergabe an die Wannseebahn hätte die Karte oder der Postsack, in dem sie transportiert wurde, erst einmal zur S-Bahn gebracht werden müssen, was auch seine Zeit kostet.

Zudem habe ich ja nicht gesagt, daß die Karte per Rohrpost-Schnellinie transportiert worden ist, sondern daß die Zeit allemal ausgereicht hätte, sie innerhalb des Postbetriebes selbst noch zeitgerecht bis nach Steglitz zu befördern. Leider ist kein Stempel von Steglitz drauf, was uns weiter rätseln läßt. Nun eien Frage: was hat es mit dem Postsack auf sich, der per S-Bahn nach Zehlendorf transportiert worden ist. Wo gibt es Informationen darüber?
Bekannt ist (gemäß der damaligen Berlin-Reiseführer), daß bereits gegen 1914 eine Schnellpostverbindung unter Nutzung der S-Bahn nach Grunewald in Betrieb war. Belege fehlen jedoch. Gab es so etwas auch Richtung Zehlendorf - immerhinn auch eine reiche Ecke von Berlin mit ihren speziellen Privilegien?

zu Beleg 2.

Nach reiflicher Überlegung scheint es mir die - von mir als Vermutung formulierte - These plausibel zu machen, daß SO 16 wahrscheinlich keine eigene Eilzustellung hatte: Rohrpostanschluß bedeutete damals vor allem, daß die Sendungen laufend eine der vier bis sechs täglichen Zustellungen erreichen konnten. Das war ja auch der Sinn der Entkoppelung von Rohrpost- und Eilbotenporto ab ca. 1933/34. Man konnte Sendungen per Rohrpost zur nächsten Zustellung befördern lassen.

Nach meinen Erfahrungen - gelernter Spandauer, wobei Spandau vergleichbar ist mit einer Stadt mit ca. 220.000 Einwohnern - gab es in Spandau für den ganzen Bezirk eine einzige Eilzustellung - also von Hakenfelde im Norden bis nach Kladow im Süden, von Staaken im Westen bis nach Siemensstadt im Osten -, obgleich es natürlich zahlreiche Postämter gab (so um die 14 einschließlich Kladow, Gatow, Hakenfelde, Haselhorst, Siemensstadt, Staaken, die meistens jeweils mehr als ein Postamt hatten). Die Rechnung lautete also nicht pro Postamt eine Eilzustellung, sondern die 'Eilbullen' (wie wir sie Anfang der 70er Jahre als Aushilfszusteller der Bundespost in Spandau nannten) deckten den gesamten Bezirk ab. Sinn der Maßnahme war es, daß es ökonomisch effizienter war, die ca. 15 bis 20 Eilzusteller alle Stunde oder nach Zugang einer ausreichenden Menge an Telegrammen und Eilsendungen auch öfters mit dem Motorrad in alle Richtungen des Bezirks loszuschicken, als pro Postamt eine eigene Eilzustellung zu unterhalten.

Wenn man nun bedenkt, daß auch für das Stadtzentrum entsprechende ökonomische Überlegungen galten, dann scheint es plausibel, daß eine Eilsendung, wenn sie denn als solche zugestellt worden sein sollte - immerhin fehlt dieser Sendung das rückseitige 'Brikett', der in Berlin übliche brikettförmige Botenstempel also -, dann wohl von 0 17 ausgehend, einem Postamt, das sich weniger als 2 km vom Postamt SO 16 entfernt befand.

Hier wird wohl die Regelung, die bis 1923 galt, schon aufgeweicht gewesen sein: keine eigenen Boten für jedes Rohrpostamt, denn dies war einfach zu kostenintensiv hinsichtlich des variablen Kapitals, also der Personalkosten. Die ganze Geschichte der Rationalisierung der Post weist in diese Richtung des Herunterfahrens des Personalbestandes, und die Rohrpost selbst ist genau schon ein Ergebnis dieser Entwicklung, Sendungen mit geringem oder keinem Personaleinsatz von A nach B befördern zu können.

Aber beenden wir die Spekulationen: was wir brauchen sind zeitgenössische (also 1935-1937) Rohrpost-Eilbotenbelege nach SO 16, die tatsächlich auch den entsprechenden RP-Stempel und dann auch noch den Brikettstempel des Eilboten aufweisen. Dann sehen wir - vielleicht - klarer.

pneumatische Grüße
von
telosgraphein007
 
DerLu Am: 22.06.2010 11:12:12 Gelesen: 1377152# 538 @  
Hallo telosgraphein007,

ich hoffe ich kann es für 1904 belegen (aus "Postbuch für Berlin und Umgebgend" Oktober 1904):

"Unter Postverbindungen von Berlin nach den Orten der Umgebung" sind für die Postorte die Abgangszeiten und das Abgangspostamt gelistet.
Unter "Vorbemerkung" heisst es : "" ..; bei den an den Bahnhöfen belegenen Postämtern 4, 9, 11, 17, 36 und 40 ist jedoch als Abgangszeit der mit der Eisenbahn beförderten Posten die Abfahrtszeit des Eisenbahnzuges angegeben."

Unter "Zehlendorf (Wannseebahn)" sind die Postämter "Berlin C1 u. C2" und "Berlin W 9" als Abgangspostämter gelistet. Zusammen mit den Vorbemerkungen ziehe ich den Schluß, dass die Post ab W 9 mit dem Zug nach Zehlendorf gelangte (dort ist übrigens an Werktagen der letzte Zug um 23:30 gelistet).

Ob man natürlich diese Verhältnisse auch ins Jahr 1937 extrapolieren kann, weiß ich nicht.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 22.06.2010 15:24:27 Gelesen: 1377126# 539 @  
@ DerLu [#530][#531][#533][#534][#535][#536][#537][#538]

Danke.

Diese Belege historischer Vorschriften haben einiges für sich, doch die Frage ist, ob Zehlendorf noch im Jahre 1937 postalischerseits zu den Vororten zählte, die mit einem eigenen Bahnpostwagen entsprechend beliefert wurden. Der Ankunftsstempel von 24 Uhr legt nahe, daß die Karte nicht schon spätestens um 22.02 Uhr in Steglitz war, denn von dort nach Zehlendorf 1 ist es erheblich kürzer, sodaß eine Abstempelung zur Stunde 23 hätte drin gewesen sein müssen.

Doch ein weiteres: Wie der Zufall so spielt, entdecke ich soeben in einem Konvolut von Berliner Telegrammen, die allesamt per Rohrpost gelaufen sind, folgendes:



Das Telegramm ist adressiert an die Köpenicker Str. 88, also genau 34 Hausnummern oder - gemäß der Hausnummernverteilung in Berlin: rechts die ungeraden, links die geraden oder umgelehrt, je nachdem aus welcher Richtung man kommt - 17 Häuser neben dem PA SO 16, das in der Köpenicker Str. 122 untergebracht war. Das zuständige Zustellamt ist jedoch O 17, wie die rote Wegevorschrift durch das sicherloich gut informierte HTA Berlin und der Ankunftstempel der Rohrpost in O 17 belegt. Mein Schluß: Wenigstens im Jahre 1937 war das für den Einzugsbereich des PA SO 16 für Eilsendungen und Telegramme zuständige Amt das PA O 17. Dies würde erklären, weshalb der Beleg aus dem Olympischen Dorf ebenfalls über O 17 der Zustellung zugeleitet wurde.
 
cartaphilos Am: 24.06.2010 20:00:19 Gelesen: 1376979# 540 @  
@ DerLu [#538][#539]

Ergänzung zum vorherigen:

Fahre heute zufälligerweise am Köllnischen Park im Bezirk Mitte vorbei und plötzlich beginnt die Köpenicker Straße:

Alles Nummern unter 100, und zwar westlich noch der Brückenstraße und des Standortes des ehemaligen PA SO 16 in der Köpenicker Str. 122. Das bedeutet, daß sogar das PA SO 116 selbst im Zustellgebiet der Telegramm- und Eilzustellung des PA O 17 gelegen war und der Eilbote regelmäßig - wenn er z.B. in die Köpenicker Str. 88 oder gar in die weiter westlich gelegenen Verlagshäuser wollte, am PA SO 16 vorbeifuhr. Es sieht also so aus, als sei dies nicht nur 1937 - wie das Telegramm es zeigt - sondern auch im Jahre 1936 bei der Beförderung des Rp-Eil-Orts-Bfes aus dem Olympischen Dorf per Eilzustellung des PA O 17 der Fall gewesen. Eine Eilzustellung des PA O 16 ist wohl vorerst nicht zu vermuten.

einen schönen Tag noch
und pneumatische Grüße
telosgraphein007
 
DerLu Am: 25.06.2010 07:32:48 Gelesen: 1376944# 541 @  
@ telosgraphein007 [#540]

Das ist natürlich praktisch, wenn man quasi vor Ort mal eben vorbei schauen kann. ;-)

Nur zur Ergänzung aus einem "Strassenverzeichnis von Berlin mit Angabe der Zustellpostanstaltenanstalten" aus dem Jahre 1925, dort ist für die Cöpenicker Str. mit den Hausnummern 30 - 142 das PA SO16 genannt ( für die Hausnummern 1-20 und 143 bis Ende war das PA SO33 zuständig ). Für den Köllnischen Park wird ebenfalls das SO16 genannt.

Jetzt wäre es interessant heraus zu finden ob es ein Einzelfall war, dass das größere PA O17 die Eilzustellung für das SO16 übernahm (ab wann ?) oder dahinter eine strategische Umorganisierung der Eilbestellung stand bei der die Eilbestellung auf wenige Postämter konzentriert wurde. Steht dies eventuell auch in Zusammenhang mit dem Aufheben der zwangsweisen Verbindung zwischen Eilbestellung und Rohrpostversand im Jahre 1935?

Dann könnte man aber auch spekulieren, dass der Rohrpostbrief aus dem Olympischen Dorf wäre er ohne verlangte Eilbestellung dann doch nach SO16 geleitet worden wäre?

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 25.06.2010 12:35:46 Gelesen: 1376922# 542 @  
@ DerLu [#540]

Genau meine Meinung: Gewöhnliche Zustellung - auch mehrmals täglich - über SO 16, Eilzustellung, die einen wesentlich größeren Zustellbezirk hatte, über O 17. Das hat seinen Sinn darin, daß die Zahl der Eilsendungen und Telegramme erheblich geringer ist als die der gewöhnlichen Post, es also sinnvoll ist, Zusteller für größere Bezirke vorzusehen. Der Hintergrund der Aufsplittung des einheitlichen Rohrpostportos in den Rohrpost- und den Eilbotenanteil scheint mir einleuchtend, wenn nicht mehr alle Zustellämter auch über eine Eilzustellung verfügten. Die Nagelprobe wäre dann tatsächlich der einfache Rohrpostbeleg, der nur "zur nächsten Zustellung" tatsächlich nach SO 16 gefahren worden wäre. So ein Beleg liegt mir noch nicht vor, ich bin aber sicher, daß so etwas auch auftauchen wird. Immerhin hat Hueske zwei Brücke-Gitter-Stempel (einer mit Sternchen) von SO 16 aus den späten 30er Jahren abbilden können, wobei es sich in beiden Fällen um Ankunftstempel handeln dürfte.

beste Grüße

telosgraphein007
 
DerLu Am: 28.06.2010 11:05:37 Gelesen: 1376710# 543 @  
@ telosgraphein007 [#542]

Ich habe noch einmal meine Unterlagen befragt. Laut einer Quelle war bereits ab dem 1. August 1927 für Sendungen nach außerhalb Berlins, die innerhalb von Berlin per Rohrpost nach Bahnpostämtern bzw. zum Flughafen gesendet wurden die Eilbestellgebühr nicht mehr zwingend erforderlich. Diese Trennung der Rohrpostbeförderung und Eilbestellung wurde dann später auf weitere Sendungen ausgeweitet.

Ich glaube, dass es für die Zeit zwischen 1923 und 1945 bei der Rohrpost noch viel zu erforschen und zu entdecken gibt.

Zu dem SO16 Rohrpoststempel: Wieso meinst du, dass es "nur" ein Ankunftsstempel war? M.W. waren Rohrpoststempel immer zugleich Aufgabe- und Ankunftsstempel.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 01.07.2010 23:15:29 Gelesen: 1376604# 544 @  
@ DerLu [#543]

Ich denke, daß Hueske Ankunftstempel abgebildet hat, weil die Reproduktion so klar ist. Inwiefern Rohrpoststempel tatsächlich am Schalter eingesetzt wurden, läßt sich schwer sagen, insbesondere für SO 16, solange keine entsprechende Sendung, und hier bitte möglichst ein am Schlter eingeleifertes Einschreiuben per Rohrpost vorliegt. Nach der Rohrpostordnung für Berlin, die mir in verschiedenen Fassungen der Zwischenkriegszeit vorliegt, sollten die für die Rohrpost bestimmten Sendungen am Schalter angenommen und die Marken entwertet werden, dann zur Rohrpostabfertigung weitergeleitet und dort mit dem Minutenstempel bedruckt werden. Der Minutenstempel - vulgo: Rohrpoststempel - dokumentiert also die vom Schalter aus durchgehenden und weiterzuleitenden oder die mit den Rohrpostzügen eingehenden Sendungen. Es gibt Sendungen, bei denen die Frankatur mit dem Minutenstempel entwertet ist. Ob dies am Schalter oder erst in der Rohrpostbearbeitung des entsprechenden Postamtes stattgefunden hat, ist schwer zu sagen. Per Rohrpostbriefkasten eingelieferte Sendungen sollten in jedem Fall zur Dokumentation dieses Sachverhalts am für die Rohrpostkastenleerung zuständigen Schalter gestempelt werden, und das ist dann wieder der gewöhnliche Stempel. In jedem Fall macht die Rohrpostordnung für Berlin einige erstaunliche Unterschiede hinsichtlich der Behandlung der Sendungen, die alle jeweils genau auf die Behandlungsart der entsprechenden Sendung hinweisen. Das auszuführen müßte man jedoch ausführlioch die Vorschriften der Rohrpostordnung für Berlin zitieren. Vielleicht ein andermal. Nach den Informationen aus den Dienstordnungen waren die Minutenstempel vor allem hausinterne Durchgangs- und natürlich auch Ankunftstempel. An welchen Sachalten Minutenstempel im Einsatz waren, ist ungewiß. Nach meinen Beobachtungen aus den 1960er Jahren dürften es in der Regel immer nur der Schalter 1 oder ggf. auch der Achalter 2 gewesen sein. Schalter 1 oder die beiden ersten Schalter waren für die Annahme vorrangiger Sendungen zuständig: Über der Schalteröffnung befand sich ein Transparent mit Schriften wie "Telegramme und Eilsendungen" oder auch ein rotes Transparent mit der Inschrift "Rohrpost". Wer solche Sendungen einzuliefern hatte, durfte auch mit Vorrang vor alle anderen Wartenden in der Schlange nach vorne treten - nicht ohne vorher gefragt zu haben, ob noch jemand anderes eine schnelle Sendung aufzugeben hatte - und seine Sendung aufgeben.

Diese SAchalter komen jedenfalls für den Einsatz der Minutenstempel in Frage. Fütr das dauernde Umstellen der Stempel - jedenfalls der gewöhnlichen Stempel, wie ich es beobachten konnte - gab es spezielle Kräfte, die beständig im Einsatz waren, die Stempel im Postamt umzustellen und die Umstellung durch einen entsprechenden Abdruck auf einem Kontrollblat zu dokumentieren. Man stelle sich vor, was der zuständige Postbeamte am Rohrpostschalter in Berlin-Neukölln zu tun hatte, zumal dort mindestens ein 5-Minutenstempel zum Einsatz kam! 12 mal pro Stunde schritt er zur Tat!

Einen schönen Abend noch

wünscht telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 03.07.2010 13:42:40 Gelesen: 1376426# 545 @  
Guten Morgen,

irgendwie bringt mich die Frage der Behandlung unzustellbarer oder mit Schwierigkeiten zustellbarer Sendungen immer tiefer in meine Belegekisten, und schon kommt ein Telegramm nach Berlin vom 25. September 1899 mit massiven Rohrpostmerkmalen zum Vorschein:



Es geht an eine Hochzeitsgesellschaft oder wenigstens an eine der an der Eheschließung beteiligten Personen. Die Freunde, Verwandten oder Bekannten aus Schochwitz, die auch telegraphisch gratulieren wollten, wußten wohl nur in etwa, wo die Feier stattfinden sollte (in Berlin üblicherweise in einer Gaststätte, einem Wirtshaus, einer Schenke oder eben ganz proletarisch in einer Kneipe) und adressierten voller Postvertrauen wohl an eine der Hauptpersonen der Hochzeitsgesellschaft in der Cottbuserstraße 41. Dabei ist es ganz bemerkenswert, daß der Ortsname in diesem Straßennamen korrekt mit "C" geschrieben ist, während entsprechende Berliner Straßennamen, wie der des Kottbuser Tores, der Kottbusser Straße und des Kottbusser Dammes bis heute falsch mit "K" geschrieben werden.

Das Telegramm kam im HTA (Haupttelegraphenamt) Berlin an und damit begannen die Probleme. Wohl gibt es eine Kottbusser Str. im Bezirk Kreuzberg (Bereich des PA SO 26) und schon ging das Telegramm - eingegangen beim HTA um 15.16 Uhr - per Rohrpost von HTA nach SO 26, wo es um 15.50 respektive 3.50 N ankam. Nur eien Frau Arnold in der Kosbusser Str. 41 konnte der Telegramm- und Eilzusteller nicht ermitteln. Ein anderer Straßenname mußte her: Kottbusser Damm - gleich die Verlängerung der Kottbusser Straße - oder gar Putbusser Straße im zwei Bezirke weiter nördlich im Bezirk Wedding gelegenen Gesundbrunnen.

Die Odyssee dieses Telegramms im Berliner Rohrpostnetz ist mustergültig durch die verschiedensten Minutenstempel dokumentiert. Die verschiedenen Zuleitungen des Telegramms per Rohrpost sind gemäß Rohrpostordnung Berlin oben links mit Rotstift als Wegevorschriften aufgeschrieben und ggf. auch wieder ungültig gemacht worden:

25.9.99, 3.50 N, Berlin SO 26
25.9.99, 5.10 N, Berlin S 59
25.9.99, 6.50 N, Berlin SO 26
25.9.99, 8.50 N, Berlin SO 26
25.9.99, 9.15 N, Berlin HTA
26.9.99, 7.15 - 8.45 V, Zustellversuch durch PA SO 26, dann wieder Rohrpost
26.9.99, 9.#5 V, Berlin W ?
26.9.99, 9.50 V, Berlin N 31

Danach verlaufen sich die Spuren des Weges im Nichts. Ob dieses Telegramm jemals seine Adressaten erreicht hat, ist zweifelhaft. Der letzte verzweifelte Zustellversuch führte dieses Telegramm nach intensiven Bemühungen um seine Zustellung im Grenzbereich zwischen Kreuzberg und Neukölln gar noch am nachfolgenden Tag nach Wedding, dies schon zu einer Zeit, als die Teilnehmer dieser Hochzeitsgesellschaft wohl irgendwo in Berlin noch ihren Rausch ausschliefen, das Brautpaar aber schon längst vollzogen hatte, was es in einer Hochzeitsnacht womöglich eben so zu tun gab.

Aber:

Der 25. September 1899 war ein Montag und wer heiratete schon an einem Montag? Also war dies nur ein nachträgliches Glückwunschtelegramm und die Brautleute waren schon woanders hin verzogen? ;-) Oder hatten wenigstens noch schöne Erinnerungen an ihre Hochzeit, die sie am 23. September 1899 auf dem Standesamt, und am 24. September 1899 wohl in der Kirche und zwischendurch und anschließen in der Gaststätte oder wo auch immer vebracht hatten.

einen schönen Tag noch, pneumatische Grüße und ein spannendes Fußballspiel heute nachmittag.

telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 03.07.2010 20:30:18 Gelesen: 1376405# 546 @  
@ Schmuggler # 115

Ich hole heute einmal eine alte Kamelle hervor. Vor zwei Jahren rauschte folgender Beleg mit dem rätselhaften Rohrpost-Stempel BERLIN *Ztr* hier durch den philatelistischen Cyberspace:



Schmuggler schrieb dazu:

"Deutlich sieht man, dass oben neben "Berlin" eine Leerstelle ist und unten im Doppelkreis *ZTR* steht: Es ist ein Entwertungsstempel vom HTA , welcher nur ganz kurze Zeit mit diesen Einsätzen verwendet wurde. Das Auktionsergebnis zu diesem Stück schockierte und elektrisierte viele Stempelsammler. (24. Harlos-Auktion, 2007)."

Nun finde ich bei dem Sortieren meiner jahrelang immer nur in die Kisten geworfenen Telegramme folgendes vom 31. Juli 1920, das ich wegen seines Zustandes als 'Leiche' bezeichnen würde, das ich aber nur wegen seines Inhalts (es geht um den Wiederaufbau der deutschen Handelsmarine nach dem 1. Weltkrieg und wegen des seltsamen Stempels oben rechts in der Ecke aufgeboben habe):



Links oben ist mit Rötel der Leitvermerk "ztr" angebracht. was bedeutet, daß "ztr" innerhalb des Rohrpostalltags fester Bestandteil der gängigen Nomenklatur und Abkürzungen für die Richtungsangabe der Sendungen war:



Rechts oben finden wir zwei lesbare, aber mäßige, weil leicht verwischte Abschläge des Rp-Stempels Berlin /31.7.20 9 - N / *Ztr.*:



Was lehrt uns dieses Stück?

Es handelt sich um ein Telegrammformular der HTA Berlin. Auf diesem ist ein Telegramm aus Stettin ausgefertigt. In äußerster Zartheit ist oben links noch der Abdruck - die Buchstaben JUL für Juli) des automatischen Ausfertigungsstempels des HTA zu erkennen:




Laut Wegevorschrift ging das dann weiter an die Reichsanstalt für den Wiederaufbau der Handelsflotte (RA.f.d.Wdb.d.Handelsflotte) in der Charlottenstraße 46 III, die etwas nördlich des Gendarmenmarkts gelegen war. Dort kam das Telegramm dann auch an und es sieht so aus, als handelte es sich weniger um einen kurzfristig im Einsatz befindlichen Entwertungsstempel des HTA als vielmehr um den Rohrpoststempel des Hauspostamtes eines Hauses, in dem Dienststellen der jungen Weimarer Republik untergebracht waren. Das Telegramm weist zusätzlich einen Eingangsstempel der adressierten Dienststelle vom 2. August 1920 auf: also doch kein Hauspostamt?, sondern Zustellung vom PA Berlin Ztr aus? Nun war der 31. Juni 1920 ein Samstag und um 9 N Uhr, also Stunde 21 wurde dort bestimmt nicht mehr gearbeitet, man saß vielleicht in der Friedrichstraße gegenüber im Café Moka Efti und gab dort über das Hauspostamt eine Postkarte mit dem Stempel "Berlin W 75 / Datum / Moka Efti" auf, gearbeitet wurde dann aber wieder am Montag, den 2. August 1920, wie der Eingangsstempel der Dienststelle zeigt. A propos Moka Efti: Das Hauspostamt des Cafés Moka Efti hatte die Nummer W 75 erhalten. Auf der anderen Seite, südlich der Straße unter den Linden, also für das mutmaßliche Hauspostamt in der Charlottenstraße 46, die praktisch ein Eckhaus der Straße Unter den Linden war, dürfte einstmals eine ähnliche Numerierung erfolgt sein, etwa W oder SW kombiniert mit einer Ziffer zwischen 70 und 79, denn diese Ziffern wurden für die Postämter zwischen Friedrichstraße im Westen und Alexanderplatz im Osten, sowie im Umkreis nördlich und südlich davon verwendet.

Wer kann etwas über die oben gezeigte Karte mit dem Entwertungsstempel Ztr. sagen? Wer kennt den Absender und kann damit weiterhelfen, etwas über den Charakter dieses Postamtes herauszufinden? Und vor allem: Bitte bei anderer Ansicht andere Erklärungen dieser Verhältnisse liefern.

es bedankt sich

telosgraphein007
 
DerLu Am: 06.07.2010 09:26:12 Gelesen: 1376176# 547 @  
@ telosgraphein007 [#546]

Bei Büttner ist für diesen Stempel als ( bekannter ) Verwendungszeitraum 9.6.1920 bis 19.1.1923 angegeben und als Kommentar "vermutlich Stempel der Rohrpostzentrale".

In Ihrem Artikel "Die Entwicklung der Berliner Rohrpost" zeigt Frau Butschkau einen Beleg mit diesem Stempel als Ankunftststempel (!) : " ... Rückseite ( Fotokopie) Ak.: Stegstpl. BERLIN, Z.t.r. -9.6.20 12.50 N. Dieser Stempel wurde kurze Zeit beim Postamt Berlin C2 Zentralpostamt geführt." ( neben diesem Stempel ist ebenfalls einer der typischer Botenstempel zu sehen ). Laut Butschkau ist es also kein Stempel des HTAs sondern des Postamts C2.

Da ich leider nur wenig erhellendes zu diesem Stempel zu sagen haben gibt es wenigstens einen weiteren Beleg aus dem Jahre 1922: beide Marken entwertet mit diesem '* Z.t.r. *' - Stempel.



Gruß

DerLu
 
cartaphilos Am: 06.07.2010 10:57:01 Gelesen: 1376163# 548 @  
@ DerLu [#547]

Guten Morgen

danke, das ist eine Erklärung, die mir einleuchtet, zumal nach dem Vorliegen des Telegramms vom HTA ja klar war, daß dies kein Stempel des HTA gewesen sein kann. Die Reichsanstalt für den Wiederaufbau der Handelsflotte war eine von 1919 bis 1923 existierende, dem Reichsministerium für Wiederaufbau nachgeordnete Dienststelle, und es erscheint sinnvoll, daß die Postversorgung über C2 als dem alten Regierungspostamt, respektive einer dort für die Ministerien tätigen Zentrale (abgekürzt: Ztr.) erfolgte. Sollte in der Lücke neben BERLIN also einstmals C2 gestanden haben?

einen schönen Tag noch

telosgraphein007
 
DerLu Am: 06.07.2010 11:29:31 Gelesen: 1376158# 549 @  
@ telosgraphein007 [#548]

Zuerst ich muß leider einen Tippfehler in meinem letzten Beitrag [#547] korrigieren: Der gezeigte Beleg mit dem '* Ztr. *' Stempel stammt aus dem Jahre 1921, genauer vom 10.06.1921.

Ich glaube nicht, dass eine möglicherweise vorhandene Schrift 'C2' (wahrscheinlicher ist wenn schon nur 'C') entfernt wurde, da ein entsprechender Stempel nicht bekannt ist. Aber vielleicht gibt es auch hier noch Überraschungen.

Gruß

DerLu
 
Rainer HH Am: 10.07.2010 15:23:59 Gelesen: 1375870# 550 @  
Mein erster Rohrpostbeleg?

Wenn ich diese Karte richtig deute, ist diese in Berlin mit Rohrpost befördert (Minutenstempel Berlin-Charlottenburg). Kann mir das ein Spezialist dieses Gebietes bestätigen?


 
Postgeschichte Am: 11.07.2010 03:19:30 Gelesen: 1375802# 551 @  
@ Rainer HH [#550]

Hallo Rainer,

Minutenstempel ist nicht gleich Rohrpoststempel. Auch bei Eilsendungen, die auf Grund des vorhandenen Personals z.T. auch durch die Telegraphenämter zugestellt wurden, wurden Minutenstempel eingesetzt. Ob die Karte mit Rohrpost befördert wurde, lässt sich m.E. anhand des Stempels alleine wohl nicht nachweisen.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 12.07.2010 07:24:39 Gelesen: 1375745# 552 @  
@ Rainer HH [#550]

Postgeschichte / Manfred hat Recht: Es gab z.B. in Hamburg in den 1920er und 1930er Jahren Minutenstempel, die für die per Straßenbahnbriefkasten zugeführten Sendungen eingesetzt wurden. In anderen Städten, wie Leipzig z.B. in den 1930er Jahren wurden sie bei der postinternen Rohrpost eingesetzt.

Der gezeigte Beleg aus Berlin ist jedoch per Rohrpost gelaufen:

Er wurde am 7.12.1953 im Postamt Berlin SW 11, Stunde 9 (Stempelfragment rechts unten) bearbeitet und per Rohrpost der Eilzustellung des Postamtes Berlin-Charlottenburg 2, 9.10 Uhr zugeleitet. Da diese Zeit noch als Postschnelldienst-Zeit gilt, gehört der Beleg auch in die Postschnelldienst-Abteilung. Leider kleben auf der Karte 10 Pf zu viel. Das richtige Porto ist: 10 Pf Fernkarte plus 60 Pf Eilzustellung. Auch wenn man noch 5 Pf Luftpostgebühren hinzudenkt, bleiben 5 Pf Überfrankierung übrig.

Es könnte aber auch sein, daß in dem Fall, daß jemand ein sogenanntes 'Postholz' versendet hatte, die Karte so schwer war, daß die Briefgebühr zu entrichten war, die 80 Pf Porto dann also korrekt sind. Dann aber schnappt die Falle der technischen Bedingungen zu: Sie ist in Berlin - Röhrendurchmesser bei der Rohrpost 65 mm - nicht zu einer Rohrpostsendung zu rollen, also kommt sie für die Rohrpostbeförderung nicht in Frage.

dies mit einem Augenzwinkern
und einen guten Tag wünschend von
telosgraphein007
 
DerLu Am: 18.07.2010 09:06:23 Gelesen: 1375383# 553 @  
Ich möchte noch einmal einen älteren Beitrag von Schmuggler hervorkramen [#66].

Dort wurde ein, vermutlich automatischer, Stempel des Postamtes 19 aus September 1889 gezeigt.

Ich habe mittlerweile einen weiteren Beleg, ebenfalls aus September 1889, mit diesem Stempel gefunden, den ich hier verbunden mit einer Frage zeigen möchte.



Meine Frage an die Leser dieses Forums: Kann jemand weitere Belege mit diesem Stempel zeigen oder zu mindestens Verwendungsdaten angeben ?

Viele Grüße

DerLu
 
Rainer HH Am: 18.07.2010 15:35:00 Gelesen: 1375324# 554 @  
@ telosgraphein007 [#552]

Besten Dank für die umfangreiche Information! Die Überfrankatur war mir natürlich bewußt, ist die 80er doch Massenware auf Eilbriefen. ;-)
 
die_ganzsache Am: 23.07.2010 10:34:45 Gelesen: 1375078# 555 @  
Ein schönes Stück: Ein Dienstpost-Rohrpost-Umschlag des Admiralsstabs der Marine von 1919. Es sollen von diesem Umschlag (teilweise auch komplett ohne Vordruck) 1.000 Stücke aufgelegt worden sein - alle tragen einen Numeratorstempelabdruck. Nach Auflösung des Stabs kamen Restbestände dieses Umschlags in private Hände. Hier eines der ganz seltenen Stücke, die von einer Privatperson bedarfsgebraucht wurde (portogerechte Verwendung im Fernverkehr).

Gruß
Joachim


 
heide1 Am: 04.10.2010 20:03:01 Gelesen: 1368202# 556 @  
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag wurde aus dem Thema "Bund: Dauerserie Heuss" hierher kopiert.

Moin,

etwas zur Klärung der Zustellerstempel (Briefträgerstempel) 1960-1985:

Jeder Zusteller hattte einen persönlichen Stempel, der mit einer Nummer versehen war.Damit nachgewiesen werden konnte, welcher Zusteller Eilboten oder nachzuweisende Sendungen (Einschreiben-Wert-Nachnahme etc.) zustellt bzw. zugestellt hatte, stempelte der Zusteller mit dem Nummernstempel die Auslieferungsscheine und Sendungen. Zumindest sollte er das tun.

Mir sind Belege bis 1985 bekannt, die diesen Zustellerstempel tragen, oft auf der Rückseite.

Noch etwas zur Telegramm- und Eilzustellung in Hannover:
Die Dienststelle befand sich in Hannover in der Herschelstraße. Die Briefe wurden vom Briefabgang und auch vom Briefeingang in die Dienststelle geholt.
Telegramme kamen mit der Rohrpost vom Fernmeldeamt in der Rosenstraße zur Dienstelle in der Herschelstraße. Die Zustellung wurde im inneren Stadtbereich Hannover mit dem Fahrrad durchgeführt, wobei der innere Stadtbereich großzügig ausgelegt wurde.

Ich kenne einen Zusteller persönlich, der mit dem Rad auch in die Gartenkolonie in der Steintormasch gefahren ist. Hannoverkenner wissen, wo das ist - und großzügig als innerer Stadtbereich ausgelegt. Sendungen für die weitere Entfernung in Hannover wurden mit dem Auto ausgeliefert. Zu der Zeit gab es auch Motorroller für die Zustellung.

In Orten außerhalb von Hannover wurde die Eilzustellung durch den Beamten durchgeführt, der die Briefkastenleerung machte. Telegramme an die Orte Isernhagen, Barsinghausen, Laatzen u.s.w., wurden telefonisch vom Fernmeldeamt übermittelt.

Die anderen Sendungen für die Eilzustellung wurden mit den Versanden zugeführt, mit denen auch die gewöhnlichen Sendungen kamen. Das war morgens und nachmittags, bzw. abends der Fall. Das ist mein Wissen dazu.

Gruß von Jürgen (Heide1)
 
cartaphilos Am: 05.10.2010 23:04:46 Gelesen: 1368106# 557 @  
@ heide1 [#152]

Plötzlich kommen hier Worte vor meine Augen, die ich noch nicht gehört habe:

"Rohrpost in Hannover"

und die mich ganz hellwach werden lassen. Ich ahnte schon länger, daß es in der Leinestadt so etwas gegeben haben muß und halte auch entsprechend Eilbriefe mit Stechuhrstempeln zurück.

Konkrete Fragen:

Welche Linien gab es? Ich vermute, das Bahnhofspostamt hing auch im Rohrpostnetz, wenn es darum ging, zugeführte Eilsendungen rasch in die Zustellung zu bringen. Jedenfalls spricht die rückseitige Stempelei auf meinen Belegen dafür. Bitte weitere Auskünfte und ggf. Abgabe von Publikationen. In den amtlichen und halbamtlichen Schriftwerken der Bundespost wird Hannover nämlich nicht genannt.

Mit bestem Dank
 
muemmel Am: 09.10.2010 19:31:20 Gelesen: 1367641# 558 @  
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag wurde aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege" zusätzlich in dieses Thema kopiert.

Einen schönen guten Abend an die Freunde der Inflationsbelege,

nun ist ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Seit dem 6.10. befindet sich ein Rohrpostbrief in meiner Sammlung.





Abgeschickt von BERLIN SW 61 um 5:30 Uhr und in BERLIN-SCHÖNEBERG angekommen um 6:20 Uhr (jeweils nachmittags). Tarifrichtig mit 28 Millionen frankiert, vorderseitig mit Marken der 309 APa und rückseitig mit der 317 AP. Auch wenn auf der Rückseite zwei Marken ramponiert sind, allemal ein seltener Beleg, wie mir von Expertenseite mehrfach versichert wurde.

Rohrpostalische Grüße und einen sonnigen Sonntag wünscht
der Harald
 
Postgeschichte Am: 10.10.2010 22:02:27 Gelesen: 1367523# 559 @  
Rohrpostbelege mit Absenderfreistempel (AFS) hat es gegeben und wurden hier auch schon vorgestellt. Interessant an dem von mir gezeigten Beleg für Sammler des Motivs Olympiade ist die Absenderangabe BERLIN / STADT DER / OLYMPIADE / 1936 / DER OBERBÜRGERMEISTER, für Rohrpostsammler eher die Abstempelungen. Der Stempelkopf des AFS weist das Postamt Berlin C2 als Aufgabepostamt mit dem Datum 23.4.35 aus. Der Brief wurde, wie der Stempelabdruck des Postamtes Berlin C2 auf der Vorderseite zeigt, am gleichen Tag um 16- Uhr entgegengenommen und der Rohrpost übergeben. Rückseitig ist zu erkennen, daß er über das Postamt Berlin W 9 nach Berlin-Lichterfelde gelangte.



Die Fragen, die sich mir stellen, betreffen die Behandlung beim Postamt Berlin W 9. Hiervon sind zwei Stempelabdrucke auf der Rückseite angebracht worden. Zum einen mit dem Unterscheidungsbuchstaben (UB) * 9 a (23.4.35. 16 30) und dem UB * 9 b (23.4.35. 4 40 N). Aus welchem Grund wurden beim Postamt W9 zwei Stempel abgeschlagen (Posteingang, Postausgang?)? Aus welchem Grund erfolgte beim Stempel mit dem UB "b" die Uhrzeitangabe "4 40 N" und nicht "16 40"? War der Stempel nur mit dieser Einstellung vorgesehen? Vielleicht kann mir ein Rohrpost- oder Berlin-Spezialist hier weiterhelfen. 1935 ist nicht meine Zeit.

Gruß
Manfred
 

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