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Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
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DerLu Am: 23.12.2010 14:55:44 Gelesen: 1359396# 585 @  
@ Totalo-Flauti [#582]

Ich habe selber keinen Beleg aus Leipzig, habe diese Stempel aber schon einige Male bei anderen Sammlern gesehen. Du kannst dir bei Wikipedia einen Brief mit einem solchen Stechuhrstempel aus Leipzig ansehen.

Gruß und allen ein Frohes Weihnachtsfest!

DerLu
 
Hermes65 Am: 23.12.2010 15:57:41 Gelesen: 1359387# 586 @  
Tolle Belege habt ihr da, aber ich bin nur ein Rohrpostwaisenknabe, mein Lernen im Bezug aus Rohrpostbelege geht aber immer weiter: Minutenstempel beachten, weil nicht immer Rohrpost draufsteht! Es gab auch welche in L, N, DD usw.
 
cartaphilos Am: 25.12.2010 19:37:05 Gelesen: 1359137# 587 @  
[#582]



Hallo Totalo_Flauti,

schöne Weihnachten noch.

Ich denke, daß es nicht zu entscheiden ist, ob Dein Beleg durch die Rohrpost befördert wurde. Dafür spricht, daß er per Bahnpost ankam, und zwar dort, wo es einen Rohrpostanschluß zum Haupttelegraphenamt Leipzig, seit 1923 in Leipzig Mitte, gab.

Egentlich sollte der Beleg vorderseitig einen L1 der Leipziger Rohrpost aufweisen, wie etwa bei folgendem Beispiel:



Auf der Rückseite finden wir dann den Stempel des TA Leipzig:



Zur gleichen Zeit wurde am Postamt Leipzig C2 auch ein Minutenstempel verwendet, der abgeschlagen wurde auf Luftpostsendungen nach Leipzig:




Es gibt den Stempel Leipzig C2 auch als Handrollstempel mit Minuteneinstellung, was nicht wirklich häufig ist:



Sowie auf Luftpostsendungen ab Leipzig:




Bemerkenswerterweise wurde der auch eingesetzt, wenn Sendungen der Devisenkontrolle, also auch der Zensur vorgelegt wurden. Nach der Zensur mußte es ja besonders schnell gehen:




Man braucht erst einmal einen Überblick, wann wo welche Ämter lagen und mit welchen Aufgaben bei der Zustellung sie betraut waren. Besonders wichtig sind im Zusammenhang mit der Rohrpost offensichtlich Leipzig HTA, Leipzig C1, Leipzig C2 und Leipzig 13. Ich werde, weil das Thema gerade interessiert, noch mehr zur Leipziger Rohrpost auspacken, weiß aber noch nicht, wohin das führen wird. Vielleicht hilft DerLu mit seinen Kenntnissen über die zeitlichen Stationen der Entwicklung und des Ausbaus der Leipziger Rohrpost weiter?
 
Jürgen Witkowski Am: 26.12.2010 18:05:24 Gelesen: 1358948# 588 @  
@ telosgraphein007 [#577]

Tolle Aufstellung, bei der Du schon sehr stark ins Detail gehst. Ich will etwas vorher ansetzen und einmal die unterschiedlichen Stempeltypen des HTA vorstellen, die als Ausgefertigt-Stempel angesprochen werden können.

Wenn ich mir die hier im Thema im Laufe der Zeit vorgestellten Ausgefertigt-Stempel vom HTA so recht betrachte, muss ich meine Aussage von den 5 Haupttypen auf 6 Haupttypen erweitern. Ich will sie in der Reihenfolge ihrer Erstverwendung vorstellen. FD bedeutet frühestes mir bekanntes Verwendungsdatum, LD bedeutet letztes mir bekanntes Verwendungsdatum. Die etwas unterschiedlichen Größen sind dadurch bedingt, dass ich nicht alle Belege im Original vorliegen habe.


Typ 1 - Rechteckstempel, einzeilig, FD 03.03.1883, LD 21.05.1891


Typ 2 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD 20.09.1888, LD 24.11.1888


Typ 3 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD 13.08.1890, LD 30.07.1891 (Späterer Nachweis nur am 27.12.1912)


Typ 4 - Zeilenstempel, einzeilig, FD 27.07.1891, LD 18.01.1902


Typ 5 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD 20.09.1892, LD 10.06.1918


Typ 6 - Zeilenstempel, zweizeilig, FD+LD 02.04.1913


Handschriftlicher Zeitvermerk mit Paraphe, FD 04.04.1883, LD 22.05.1901

Zwischen 1883 und Ende 1900 gibt es in der Regel eine doppelte Zeitdokumentation, entweder mit zwei Ausgefertigt-Stempeln oder einem Ausgefertigt-Stempel und einem handschriftlichen Zeitvermerk. Danach habe ich nur noch Belege mit einem Ausgefertigt-Stempel vorliegen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 26.12.2010 20:48:49 Gelesen: 1358913# 589 @  
Danke Jürgen.

Ein wichtiger und richtiger Schritt bei der Systematisierung der Ausgefertigt-Stempel. Zudem gleich noch eine Ergänzung zu Typ 6 mit neuem Spätdatum vom 26. oder 28. April 1916 und, wenn ich es recht sehe, der zweite Beleg überhaupt mit diesem Stempel (und was für ein Beleg! Ein mit Bleistift kaum leserlich geschriebener, vergilbter Lappen, der 'fachmännisch' aus einer Personalakte mit reichlich Materialverlust auf der Rückseite herausgerissen wurde):




Beste Grüße
telosgraphein007
 
Jürgen Witkowski Am: 28.12.2010 16:33:49 Gelesen: 1358754# 590 @  
@ telosgraphein007 [#589]

Manchmal ist es doch wundersam, wie sich Dinge entwickeln. Erst kriegt man den Typ 6 so gut wie nie zu sehen, nun habe ich nach Deinem Spätdatum noch drei weitere Meldungen bekommen, die zwischen den beiden bisher bekannten Daten liegen. Sie stammen vom 06.09.1913, 25.02.1914 und 02.06.1914.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 03.01.2011 00:03:12 Gelesen: 1357981# 591 @  
@ Schmuggler [#246]

Und sowieso alle anderen auch:

Zuerst einmal allen ein schönes neues Jahr !



Mit genau den Funden von Rohrpostbelegen, von denen wir immer schon geträumt haben.

Wie wär's mit einer eingeschriebenen Rohrpost-Drucksache in München zum 4 + 15 + 40 = 59-Pfenning-Tarif bis zum 1.7.1954?

Oder das gleiche etwas später mit Rohrpost zum Flughafen aus Berlin zu 82 Pfenning?

Na ja, träumen wir weiter.

Nun aber Ernst komm her.

Schmuggler hat vor etlicher Zeit auf den Umstand hingewiesen, daß Rohrpostsendungen in Berlin seit ca. 1910 auch per Straßenbahn oder S-Bahn befördert werden konnten. Anbei nun ein Beleg, der am 6. November 1920 vom Haupttelegraphenamt per Straßenbahn nach Berlin-Neukölln befördert werden sollte. Zunächst die Vorderseite:



Das Telegramm wurde frühmorgens am 6. November 1920 in Bonn aufgegeben und über die Siemensleitung (von der Reichsppost gemietet) von Köln aus ans das HTA weitergeleitet. Um 8.50 Uhr fand die Ausfertigung im HTA durch Aufkleben der Tickerstreifen statt, doch keinen Rohrpoststempel des HTA finden wir hier, allerdings die mit Rötel handschriftlich angebrachte Rohrpost-Leitungsvorschrift "Nk", also Neukölln. Oben rechts ist dann der Rohrpoststempel von Neukölln, Stunde 11 Uhr abgeschlagen. Doch es ist vollkommen unklar, wie das Telegramm nach Neukölln gelangt ist, denn auf der Rückseite finden wir den Stempel:



" Wegen Einstellung des Straße[n-]
bahnverkehrs verzögert.
"

Einen derartigen Stempel meint offensichtlich auch Schmuggler, wenn er von Stempeln wegen "Verzögerung durch Straßenbahnbeförderung" schreibt. Können wir die Anbringung des Stempels auf der Rückseite so erklären, daß Rohrpostsendungen vom HTA üblicherweise auch mit der Straßenbahn befördert wurden und im Fall, daß die Straßenbahn versagte, ein entsprechender Verzögerungsvermerk auf der Rückseite angebracht wurde? Oder hat man im HTA, nachdem klar wurde, daß eine Beförderung mit der Rohrpost nicht möglich sein würde, auf den Abschlag des Rohrpoststempels verzichtet? und wie ist das Telegramm dann nach Neukölln geklangt? und vor allem: wo ist der Stempel angebracht worden, denn alle Logik spricht dafür, daß man diesen Stempel in Neukölln vorrätig hielt. Wir wissen darüber nicht viel, doch offensichtlich bedeutet die Ausfertigung des Telegramms im HTA um 8.50 Uhr und die Ankunft in Neukölln um 11 Uhr eine so große Zeitdifferenz, daß wir nicht mit einer normalen Beförderung rechnen können und folglich auch der Hinweis auf die Verzögerung angebracht werden mußte.

Nun bringt uns jedoch die Geschichte etwas von dem Hintergrund dieses Belegs und damit auch dem Verständnis näher: Am 6. November 1920 fand in Berlin ein Generalstreik der Arbeiter der Elektrizitätswerke statt, was zu einem weitgehenden Ausfall der mit Elektrizität betriebenen Transportmittel führte. In jedem Fall dürfte dazu auch die Straßenbahn gehört haben. Was es mit der Rohrpost an diesem Tag auf sich hatte, ist nicht bekannt, und ebensowenig ist bekannt, ob hier eventuell Ersatzgeneratoren zur Stromerzeugung eingesetzt wurden. In jedem Fall ging es an dem Tag drunter und drüber und die Post hat durch diesen interessanten Stempel eine Spur von den Folgen des allgemeinen gesellschaftlichen Geschehens auf diesem Beleg hinterlassen.

Es drängt sich hier eine Frage auf, die sich gleichfalls bei der Betrachtung der Verhältnisse in Hamburg und in München stellt: Wo hört die Rohrpostbeförderung auf und wo beginnt die Straßenbahnbeförderung? Wir wissen beispielsweise, daß in Hamburg Straßenbahnlinien zur Eilpost- und Telegrammbeförderung vom Postpavillon aus nach Wandsbeck ebenso unterwegs waren wie parallel dazu eine Rohrpostlinie betrieben wurde. Was kam also in den Postsack und was kam in die Röhre? Und welcher Stempel wurde beim Eingangspostamt auf der Sendung abgeschlagen? Und wenn der gleiche Stempel abgeschlagen wurde, was in Hamburg bei einzelnen Ämtern der Fall gewesen zu sein scheint, wie kann man dann Rohrpost- und Straßenbahnpostsendungen noch voneinander unterscheiden? Das gleiche gilt für den Anschluß Neuköllns an das HTA Berlin.

Fragen, Fragen, Fragen, die mit jedem ungewöhnlichen Beleg mehr werden.

Mit den besten Grüßen

telosgraphein007
 
AhdenAirport Am: 08.01.2011 16:54:03 Gelesen: 1357242# 592 @  
@ telosgraphein007 [#577]

Absolut beindruckende Darstellung des Rechteckstempels des HTA! Mir ist allerdings aufgefallen, dass zwei Belege falsch datiert und einsortiert sind:

Der sechste Beleg, von Dir datiert auf den 6.12.86, stammt aus 1885, ist aber trotzdem nach meinen Unterlagen ein neues Spätdatum des Zugstempels "R1 S".

Der elfte Beleg, von Dir datiert auf den 4.4.88, stammt aus 1883.

Das Original der an zweiter Stelle abgebildeten Karte steckt übrigens in meiner Sammlung, oder gibt es einen Klon? :-)

Grüße aus Berlin,
joey
 
cartaphilos Am: 08.01.2011 22:40:20 Gelesen: 1357166# 593 @  
Hallo Joey,

danke für die Korrekturen. Irgendwann sieht man einfach den Baum vor lauter Wäldern nicht mehr.

Ich werde das Ganze demnächst noch einmal neu fassen, denn es liegen mir inzwischen noch weitere Belege mit dem Rechteckstempel des HTA vor, auch solche, die sich noch in irgendwelchen Kisten bei mir herumgetrieben haben. Nicht aber die besagte N° 2 meiner Aufstellung, die bei mir nur ein virtuelles Dasein auf der Festplatte fristet, während sie in Deinen Kisten sich wohl munter mit anderen Rohrpostbelegen verstecken kann.

Du bist übrigens frei, jederzeit alle Abbildungen von Stücken aus meiner Sammlung zu jedem philatelistischen Zweck zu benutzen: Was ich ins Netz stelle, ist für jedermann, denn ich mache - im Gegensatz zu anderen, die sich als Spezialisten andienen und Informationsfluß immer nur als Einbahnstraße in die eigene Richtung verstehen, diese Leute spielen in diesem Forum aber glücklicherweise keine Rolle - keine Geheimnisse aus meinem Wissen.

Ansonsten heute einmal etwas nettes aus München: Eine Ortskarte per Eilboten, war 3 Rpf billiger als die Rohrpostkarte, aber ging genauso flott durch die bajuwarische Röhre:



Angenommen am 24. Juni 1924 in München 1 B.P. (Bahnpost? Briefpost?) vielleicht am Hauptbahnhof oder aber weiter östlich in der Residenzstraße, weitergeleitet in Richtung Westen nach München 2 B.Z. (Brief-Zentrum) in der Hopfenstraße. Dort gstempelt mit dem ovalen Brücke-Gitter-Stempel "München 2 b B.Z." (zur Unterscheidung von München 2 B.S. = Bayerstraße). Der Numerator im Stempel zeigt Stellung 629, was eher der Zahl der eingegangen Eilsendungen und Telegramme bis zur Stunde 10-11 V entspricht als einer Rohrpost-Fahrt Nr. 629. Eine Fahrt Richtung Osten mit der von 1910 bis 1988 in Betrieb befindlichen unterirdischen Post-U-Bahn für den Brieftransport, die es in München zwischen Hauptbahnhuf und München 2 B.Z. gab, zurück bis Hauptbahnhof kommt nicht in Frage, denn Rohrpostsendungen von München 2 B.Z. wurden über das Münchener HTA Richtung Osten gesendet. Zur Illustration dieses Sachverhalts nachfolgende Fern-Rp-Lp-Eilbarte aus Berlin nach München, die von München 2 B.Z. wahrscheinlich per Rohrpost ans HTA München zur Zustellung in der Landwehrstraße 18 (im Hause des Deutschen Theaters, wohl schon damals ein Hotel) zugeleitet wurde:



Hier ist nun interessant, daß der Numerator im ovalen Stempel die Sendungen in München 2 B.Z. erfaßt (bis Stunde 14 insgesamt 6755), währen der einzeilige Numerator der des TA München sein dürfte und nun schon die Ziffer 11002 zeigt, was in einjer Großstadt wie München alleine schon aufgrund des Telegrammaufkommens als plausibel erscheint.

Zurück zur 33-Pf-Orts-Eilkarte: Nach Abfertigung in München 2 B.Z. ging es weiter per Rohrpost in Richtung Osten über HTA München, München 6, München 1, München 26, München 11, München 30 nach München 8 in der Orléansstraße 7, wo der blaue L1 "8 24 Jun 24 V 11 08" abgeschlagen wurde und dann der Transport in die benachbarte Grillparzerstr. 53 erfolgte.

Da gibt es nur noch eine Bemerkung: Während die 36-Pf-Rohrpostkarten aus Berlin und München zur Weimarer Zeit mit gutem Willen und etwas Glück zu finden sind, habe ich bislang in etlichen Jährchen eine tatsächlich per Rohrpost beförderte Orts-Eilkarte im 33-Rpf-Tarif weder aus Berlin noch aus München zu Gesicht bekommen.

Und noch eine: Es scheint so zu sein, als sei der ovale Stempel von München 2 B.Z. ein mit einem Numerator kombinierter Tagesstempel. Erst wenn sich einer der Münchener Rohrpoststempel auf der Sendung befindet, können wir von einer Rohrpostsendung sprechen, der ovale Stempel von München 2 B.Z, reicht als Beleg nicht aus. Was aber mit der gezeigten Eilkarte aus Berlin? Hat nach Zuführung der Karte über den Münchener Flughafen nach München 2 B.Z. die Beförderung zwischen München 2 B.Z. und dem für die Zustellung zuständigen Telegraphenamt München per Rohrpost stattgefunden? Hier spricht alles dafür. Wer weiß mehr?
 
cartaphilos Am: 09.01.2011 22:28:30 Gelesen: 1356957# 594 @  
Und noch ein wenig weitergedacht zur Rohrpost München:

Zeitgleich mit dem ovalen Stempel von München 2 BZ ist auch der der blaue L1 von München 2 BZ im Einsatz, der seit ca. 1914 charakteristisch für Münchener Rohrpostsendungen ist - auch zur der Zeit, als die Rohrpost nur im internen Betrieb genutzt wurde. Hier ein Luftpost-Eilbotenbrief von München 13 nach Berlin-Charlottenburg:



Auf der Rückseite ist der Rohrpoststempel von München 13 abgeschlagen und der entsprechende Stempel von München 2 BZ:



Letzterer dokumentiert die Ankunft in München 2BZ, nicht aber die Weiterbeförderung zum Flughafen, denn der geplante Rohrpostanschluß zum Flughafen kam nie zustande.

Unterdes fungierte der ovale Stempel von München 2 BZ auch als Rohrpoststempel, wie auf diesem Eilbrief aus Neureut über Karlsruhe (Baden) zu sehen. Zunächst die Vorderseite:



Und nun die Rückseite:



Neben dem ovalen Stempel von München 2BZ erkennen wir den Handrollstempel des TA München, Stunde 9 sowie den Rohrpoststempel von München 23, was zunächst heißt, daß dieser Brief vom TA München über München 16 und München 36 per Rohrpost nach München 23 befördert wurde. Der Rohrpoststempel von München 23 weist als Rechteckstempel eine ungewöhnliche Form auf und kam in München 23 während des Krieges kurzzeitig zum Einsatz, als die alten L1-Stempel, die ja nun schon 25 Jahre in Betrieb waren, allmählich ihren Geist aufgaben. Doch hier noch den alten Rohrpost-L1 von München 23 in all seiner - natürlich wie üblich kopfstehenden - Pracht:



Was lehrt uns das Ganze? Der ovale Stempel München 2BZ kann ein Rohrpoststempel sein ... wenn er mit einem anderen Rohrpoststempel kombiniert auftritt. Oder?
 
Jürgen Witkowski Am: 10.01.2011 13:10:17 Gelesen: 1356922# 595 @  
@ telosgraphein007 [#593]

Du zeigst uns hier ganz großes Kino! Man staunt immer wieder, was Du aus dem "Untergrund" hervor holst und auf die Monitore bringst.

Die Münchener Rohrpost hat nach meinen Recherchen bisher kaum Niederschlag in der philatelistischen Literatur gefunden. Woran mag das liegen? Liegt es daran, dass kein Interesse daran besteht? Liegt es daran, dass nur recht selten entsprechende Belege zu finden sind?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
cartaphilos Am: 10.01.2011 16:02:06 Gelesen: 1356892# 596 @  
Es gibt ja auch einen Concordia-Filmverleih - also machen wir weiter mit dem Kino.

Danke für das Lob.

Ich glaube, daß vor jeder ernsthaften Beschäftigung mit der Münchener Rohrpost immer die Preisfrage, d.h. die Frage des Preises der Belege steht. Man weiß ja aus Michels Ganzsachenkatalog, daß Münchener Abstempelungen fünffach, zehnfach werten und auf Auktionen ggf. noch viel mehr erzielt wird. Auch frankierte Eil- und Rohrpostbelege von München erzielen, wenn sie nicht sogenannte 'stille Rohrpost' sind, d.h. wenn sie eine nachvollziehbare Stempeldokumentation auf der Rück- und/oder Vorderseite haben, immer an die 100 Euronen, was 'ne ordentliche Menge Holz ist. Das steigert sich bequem, wenn zwei oder drei, gar vier Münchener Rohrpoststempel drauf sind. Die gezeigte Münchener Orts-Eil-Karte im 23-Rpf-Tarif kostete z.B. so um die 280 Tacken incl. Rollgeld.

Tatsächlich sind die Münchener Belege selten, nicht etwa, weil die Rohrpost so wenig genutzt wurde, sondern weil die Sendungsstruktur in München ganz anders war als in Berlin: In München überwiegt der Anteil der Telegramme, auch der privaten Telegramme, so massiv, weil man dort schon immer genügend Geld hatte, sich einen zu telegraphieren anstatt sich einen zu rohrposten. Entsprechende Statistiken belegen dies.

Ich habe jahrelang darauf gewartet, einmal von einem Münchener Sammler den Ovalstempel von München 2BZ erklärt zu bekommen. Jetzt ist Schluß damit und ich mache mir meinen eigenen Reim drauf.

Um die Belege richtig zu interpretieren, braucht man vor allem klare Vorstellungen davon, wo die Ämter lagen und welche Ämter miteinander wie verbunden waren.

Da machen wir dann mal weiter.

Einen schönen Tag noch an alle
telosgraphein007
 
muemmel Am: 10.01.2011 18:37:17 Gelesen: 1356872# 597 @  
Salut an die Rohrpostler,

auch wenn das nicht meine Spielwiese ist, die Beiträge zu Thema Rohrpost finde ich ungeheuer spannend. Nicht nur wegen der schönen Belege, sondern auch wegen der ausführlichen Informationen zu diesem Thema.

Musste ich einfach mal los werden. Saubere Arbeit und weiter so.

Schönen Gruß
Mümmel
 
philast Am: 10.01.2011 19:51:53 Gelesen: 1356863# 598 @  
Hallo,

anbei ebenfalls ein Eilbrief nach München von Stuttgart 18.10.39 24 Uhr.
Ankunft München TA 19.10.39 13 Uhr, Rohrpoststempel Postamt 23 19.10.23 13:01 Uhr.





Des weiteren noch ein Beleg, bei dem ich mir hinsichtlich der Gebühren nicht sicher bin.





Von 1 Wien 3 (?) 23.10.40 11 Uhr --> Telegraphenamt Wien 23.10.40 11:20 --> 10 Wien 77 23.10.40 12:45 --> Tauschim 24.10.40 1 (Nordöstlich von Prag gelegen)
Gebühren: Fernbrief 2 24Pf + Eilboten Land 80 Pf + 10 Pf Rohrpost Wien = 114 Pf, also 2 Pf überfrankiert.

Ist das plausibel?

Grüsse philast
 
cartaphilos Am: 11.01.2011 00:26:52 Gelesen: 1356829# 599 @  
@ philast [#598]

Danke für das Zeigen der Belege.

Doch eine Korrektur: Der Stempel von München 23 auf der Rückseite zeigt das Datum 19 X 39 10 01. Ist ja klar, daß ein Brief mit Hindenburgfrankatur nicht im Jahre 1923 gelaufen sein kann.

Ich halte diesen Stempeltyp für sehr interessant, denn Rechteckstempel wie diesen gibt es nicht viel von der Münchener Rohrpost. Lediglich von München 19 ist mir noch ein entsprechender Stempel bekannt.





Ebenfalls befindet sich auf diesem Telegramm der Rohrpost-L1-Stempel von München IA

Zu diesem Stempeltyp noch eine kleine Rolle rückwärts, denn es ist wohl nicht so, wie ich vorgestern geschrieben habe, daß "die alten L1-Stempel, die ja nun schon 25 Jahre in Betrieb waren, allmählich ihren Geist aufgaben", denn sie waren wenigstens in München 23 weiterhin munter im Einsatz. Es sieht nämlich so aus, als seien der L1 von München 23 und der Rechteckstempel dieses Amtes gleichzeitig im Einsatz gewesen, denn soeben fällt mir ein Telegramm vom 13. März 1944 in die Hand, das rückseitig den alten L1 von München 23 zeigt:





Bei dem L1 von München 23 handelt es sich jedoch nicht etwa um eine Neuanschaffung oder - wenigstens was die Typen betrifft - um einen reparierten Stempel, denn genau das gleiche Stempelbild zeigt er bereits zehn Jahre zuvor:





Eine weitere Neuigkeit: Zudem gibt es neben dem ovalen Stempel und dem L1 von München 2BZ noch einen weiteren L1 von München 2BZ zu vermelden, der nur noch die Inschrift BZ und dann die Datums- und Uhrzeitgruppe zeigt:





Dieses Telegramm ist am 24.12.1937 Stunde 18 vom TA München ausgefertigt und dann nach München 2BZ per Rohrpost weitergeleitet worden. Als Telegramm ist es dann vielleicht mit der letzten Zustellung am 24. Dezember 1937 rausgegangen, als alle schon um den Weihnachtsbaum gehüpft sind? Wohl kaum! Es handelte sich um ein Brieftelegramm, das am 24. Dezember 1937 in Laufen/Baden als solches aufgegeben wurde und an einen Empfänger in München 13 gerichtet war. Geleitet wurde es über Frankfurt/Main und erreichte das TA München um 17.36 Uhr, wie der Ausgefertigt-Stempel links oben zeigt:



Und so wir finden folgerichtig auch keine Spur des Rohrpoststempels von München 13 - weder auf dem Telegramm noch auf dem Umschlag -, denn das Telegramm war nach seiner pneumatischen Beförderung vom TA München nach München 2BZ für die weitere Verteilung zur nächsten gewöhnlichen Zustellung in München 13 vorgesehen. (Das kann durchaus eine Zustellung am 1. Weihnachtstag gewesen sein, denn die Post machte damals noch alles mögliche, was heutigen neoliberalen Gewinnberechnungen widerstrebt.) In München 2BZ endete also die beschleunigte Beförderung dieses telegraphischen Weihnachtsgrußes, rasch noch den Rohrpost-L1 von München 2BZ - jedoch den ohne die "2" - hinten draufgehämmert und ab nach Hause zu Frau und Kindern untern Weihnachtsbaum.
 
cartaphilos Am: 11.01.2011 00:32:34 Gelesen: 1356827# 600 @  
@ philast [#598]

Zu dem Brief ab Wien kann ich nur sagen, daß es fraglich ist, ob Teschin selbst der Landzustellbezirk war, auch die zu bezahlende Rohrpost 'auf Verlangen' geht aus dem Brief und seiner Behandlung nicht hervor, sondern lediglich die unentgeltliche Rohrpost für Eilsendungen 'von Amts wegen', und da komme ich auf 40 Pf Eilboten plus maximal 24 Pf Doppelbrief. Ansonsten sind es schöne Bogenränder eines Pärchens 50 Pf Hindenburg, die auf Brief sicherlich nicht häufig sind.

Zudem stammt der Brief ja nicht mehr aus den ersten Monaten der Okkupationszeit Österreichs, als noch Schillinge in Reichsmark umgerechnet werden mußten, und dies nun auch noch teilweise auf der Grundlage der alten österreichischen Gebühren: also 30 Groschen Eilbotengebühren oder eben 20 Rpf anstelle von 40 Rpf respektive 60 Groschen wie im sonstigen Reichsgebiet, oder 40 Groschen respektive 34 Rpf Einschreibgebühr. Und wenn dann die bis 31. Oktober 1938 gültigen Groschen und Schilinge so gleich nach der Portoanpassung am 31. Juli 1938 mit den Pfennigen verwechselt werden, dann kommen abenteuerliche Überfrankaturen heraus. Dies ist aber nur in den ersten Monaten der sogenannten Ostmark sogar amtlicherseits der Fall, nicht aber im Jahre 1940. So einen Portostufenrohrkrepierer aus dem deutsch-österreichischen Bedarf von 1938 nachfolgend:



Wunderschön: Rohrpost in Wien durch zwei Stempel am 4. August 1938 verewigt und dann am nächsten Tag noch drei mal Stempel der Rohrpost Frankfurt/Main, zudem vorderseitig abgeschlagen. Sammlerherz, was willst du mehr? Klar will das Sammlerherz mehr, nämlich portorichtige Belege, denn da stimmt nix: 60 Rpf plus 3 Groschen, also 2 Rpf, ergo 62 Rpf kleben auf der Karte. Doch rechnen wir: 6 Rpf Postkartenporto, 40 Rpf Eilbotenzuschlag und nun denken wir uns noch virtuelle 10 Rpf Rohrpost für Rohrpost Wien dazu und noch luftig-volatile 5 Rpf Luftpost, dann kommen wir auf maximal erforderliche 61 Rpf. Aber halt: Postgeschichte ist kein Wunschkonzert und nicht portorichtig ist eben nicht portorichtig.

Ein Basis-Rohrpostbeleg zur Okkupationszeit aus Wien sieht etwa so aus:





12 Rpf Fernbrief plus 10 Rpf Rohrpost, freundlicherweise auch noch in Prag vom Telegraphenamt bearbeitet.
62 Rpf kostete ein Rohrpost-Eilbotenbrief in die Ferne, hier von Wien nach München am 6. Jänner 1943





Zur Wiener Rohrpost-Kür - jetzt als 'Rohrpost von Amts wegen' auf Luftpostbriefen - werden dann die krummen Portostufen der östereichischen Luftpost zur ersten Reichsmarkzeit, als da wären:

91,3 Rpf oder 1,37 Schilling in Mischfrankatur auf Luftpostbrief vom 28.4.1938 ab Wien 50 per Rohrppost über Wien Telegraphenzentralstation (T.Z.St.) und Wien 1 Luftpost nach Sumatra:





Übrigens kostete ein gleicher Luftpostbrief ab Berlin zur selben Zeit nur 80 Rpf. Könnten wir also die Überfrankatur von 11,3 Rpf als eine Art stillschweigender Rohrpostgebühr interpretieren? Wohl eher nicht.

Und Freude bereitet auch folgende 2,50 RM-Frankatur (3,75 Schilling) auf Luftpostbrief ab T.A. 17 Wien XIX (also Telegraphenamt 17 in Wien 19. Bezirk Döbling) vom 29.6.1938, wiederum per Rohrpost 'von Amts wegen' durch Wien und dann ab nach Buenos Aires:





Der gleiche Brief kostete zur gleichen Zeit ab Berlin nur 1,50 RM.

So, isch haben fertisch für heute Abend.

Allen eine gute Nacht
wünscht
telosgraphein007
 
cartaphilos Am: 11.01.2011 10:37:41 Gelesen: 1356791# 601 @  
à propos: Ganzsachen in der Münchener Rohrpost verwendet.

Unterschieden werden muß zwischen solchen, die von außen als Eilsendungen nach München durch das Münchener Rohrpostnetz geschleust wurden (A), und solchen, die zu den Münchener Rohrposttarifen in München aufgegeben wurden (B).

A 1. Eilkarte aus Tirschereuth vom 29. Juli 1936 nach München, daselbst noch am gleichen Tag durchs Rohr gepustet mit L1 von München 23:



B 1. Orts-Rohrpost-Eilkarte im 58-Pf-Tarif vom 28. September 1927 von München 6 nach München-Neuhausen. Unterwegs Rohrppost L1-Stempel von München 6, München IA und München 19:



B 2. Orts-Rohrpostkarte im 15-Pf-Tarif vom 27. Oktober 1940, mit L1-Stempel von München 1A:



B 3. DR RU 12 als Formblatt für einen Orts-Rohrpostbrief vom 27-7-1933 im 18 Pf-Tarif verwendet, da der Wertstempel ab 30. Juni 1933 ungültig war, unterwegs L1 von München 15, München IA und München 19:





Bemerkung: 18-Pf-Rohrpost-Ortsbriefe von München sind so selten wie die Ganzsachen, da zumeist Rohrpost mit Eilboten kombiniert frankiert wurde.

B 4. DR RP 23 am 1.8.1931 als Orts-Rohrpost-Eilkarte vom München 6 im erfreulichen Nachbarortsverkehr nach Pasing, das erst 1938 nach München eingemeindet wurde. Pneumatisch unterwegs wenigstens von München 6 nach München 2BZ:



Allen einen schönen Tag noch
telosgraphein007
 
kauli Am: 17.01.2011 15:49:21 Gelesen: 1355535# 602 @  
Ich zeige den abgebildeten Stempel mal hier im Rohrpost-Thread, weil T.A. 2 darauf schliessen lässt. In meiner einschlägigen Literatur über die Berliner Stempel finde ich ihn nicht. Kann jemand von den RP Spezies was dazu sagen, oder gar einen kompletten Beleg zeigen? Oder ist es was ganz anderes? Freue mich auf Antworten.

Bis dann
kauli


 
cartaphilos Am: 17.01.2011 21:28:58 Gelesen: 1355486# 603 @  
@ kauli [#602]

Ja, das hat etwas mit Rohrpost zu tun, denn Telegramme wurden in Berlin vielfach per Rohrpost transportiert. Es ist aber kein Rohrpoststempel, denn der dürfte sich nach Versand des Telegramms irgendwie als Beweis für den Bearbeitungszeitpunkt auf der Telegrammurschrift befinden, auf der auch einmal diese Marke klebte. Der Stempel auf der Marke ist eine der üblichen Telegrammentwertungen auf Marken des Deutschen Reiches, die sich auf praktisch allen Wertstufen wiederfindet. Die Marken wurden auf die Telegrammurschriften geklebt, dem Telegrammschalter übergeben, dort wurde die Frankatur überprüft oder, wenn noch keine Frankatur drauf war, diese aufgeklebt. Die Entwertung, früher bei den Telegraphenmarken des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches - siehe Michel-Katalog - mit schwarzer Tinte, fand jetzt mit einem - wie es scheint - Gummihandstempel statt. Solche Entwertungen gibt es aus Berlin auch vom HTA 1 sowie mit einiger Häufigkeit auch vom Telegraphenbüro der Reichspost in Stuttgart. Der gezeigte Stempel stammt aus der Berliner Börse, in dem das TA 2 untergebracht war. Man muß sich das so vorstellen, daß die Kauf- oder Verkauforder der Aktienhändler allesamt per Telegramm herausgingen oder auch entsprechende Aufträge hereinkamen. Sobald die Order auf die Telegrammurschrift geschrieben war, berechnete der Absender die Gebühren, klebte sie auf die Urschrift und übergab das Telegramm dem Telegraphenbüro.

Komplette Belege aus Berlin sind nicht bekannt, wohl aber entsprechendes aus Hamburg mit Krone-Adler-Frankatur oder mit Germania. Da hat früher einmal jemand sehr tief in die Abfalleimer der Hamburger Post gegriffen, und so schwirren diese Belege bis heute durch Auktionsgeschehen und werten je nach Frankatur so um die 200 bis 600 euronen. Hier ein Beispiel aus Hamburg Börse, das zeigt, wie das Berliner Telegramm in etwa einmal ausgesehen haben wird, bevor die Marken abgelöst wurden:



Eine Großrarität dürfte ein komplett erhaltenes Telegramm aus Friedrichshafen vom 17. August 1904 sein, das nach Südwest-Afrika zu den Truppen geschickt wurde, die gegen die aufständischen Hereros zu Felde geschickt wurden. Insgesamt 189,75 Reichsmark kosteten die wichtigen Nachrichten:



Eine wunderbare Riesenfrankatur - die es, ohne daß wir über entsprechende Belege verfügten, sicherlich bei den rohrpostnahen Telegraphenämtern Berlin HTA 1, Berlin Börse TA 2, München Telegraphenamt und Hamburg Telegraphenamt, Hamburg Börse gegeben hat - aber eben keine Rohrpost.

einen schönen Abend an alle
telosgraphein007
 
kauli Am: 17.01.2011 22:21:49 Gelesen: 1355460# 604 @  
@ telosgraphein007 [#603]

Vielen Dank für Deine, wie immer, fachkundige Erläuterung. Hat doch was mit Rohrpost zu tun, konnte auch nichts anderes sein. Schade, dass es keinen Beleg damit gibt, aber man soll nie nie sagen. Zumindest ist schonmal eine Marke aufgetaucht. Die Frankatur die Du zeigst ist ein Traum!

Grüße
kauli
 
cartaphilos Am: 22.01.2011 23:35:22 Gelesen: 1354143# 605 @  
Guten Abend

Heute gibt es einmal bewegte Bilder. In François Truffauts Film Baisers volés (1968) gibt es eine Szene, die zeigt, wie ein Rohrpostbrief durch das Netz der Pariser Rohrpost geschickt wird. Diese Szene habe ich bei youtube eingestellt und sie ist unter folgendem Link einzusehen:

http://www.youtube.com/watch?v=c-0RHeYRb7g

Den Link bitte kopieren, in die URL-Leiste des Browsers geben und los geht's.

Wie mir scheint, ist dies die einzige verfügbare Filmaufnahme vom Betrieb der Pariser Rohrpost, eventuell sogar der Rohrpost insgesamt.

Für alle, die das nicht hinbekommen sollten, setze ich wenigstens einige Bilder hier ein:

1. Einwurf des Rohrpostbriefes mit einer Briefmarke
2. Rohrpostbrief in der Falle mit zwei Briefmarken
3. Rohrpostbrief wird zum Stempeln hingelegt
4. Brief wird gestempelt (mit zwei Stempelabschlägen)
5. Brief wird 3x gefaltet
6. Brief wird in die Rohrposthülse gesteckt
7. Die Rohrposthülse wird in das Rohrpostsystem gesteckt
8. Rohrpostleitungen unter den Straßen von Paris
9. unterirdische Straßenkreuzung des Rohrpostsystems Rue Rivoli / Avenue de l'Opéra
10. Empfangsgerät der Rohrpost im Postamt des 17. Arrondissements von Paris
11. Herausnehmen der ausgeworfenen Rohrpostbüchse
12. Entnahme des Rohrpostbriefes aus der Büchse
13. Die Empfängerin hält den Rohrpostbrief ungeknickt und mit drei Stempeln auf der Vorderseite in den Händen
14. Auf der Rückseite weist der Brief einen Ankunftsstempel auf.

Hier ist interessant, wie der Filmemacher Truffaut seinen Bildwitz unterbringt. Der Brief, der in den Rohrpostbriefkasten geworfen wird, trägt eine Briefmarke, der Brief, der dann in den Kasten fällt und gestempelt wird, weist eine weitere Briefmarke neben der ersten auf: Versteckter Hinweis auf die Portoerhöhung von 1965 (von 1,50 Francs auf 1,60 F)? Der Brief wird dreifach geknickt, und zwar im Rhytmus des Wortes "pneu-ma-tique", der Brief, den die Empfängerin zum Schluß öffnet, ist wieder ungeknickt, weist jedoch eine ganz andere Position der Stempel auf als der Brief, der anfangs in das Netz geschleust wird.

Viel Freude damit
wünscht
telosgraphein007
 
Postgeschichte Am: 22.01.2011 23:59:38 Gelesen: 1354136# 606 @  
@ telosgraphein007 [#605]

Super Demonstration. Eine solche wünschte ich mir auch von der Rohrpost einer deutschen Stadt. Danke.

Gruß
Manfred
 
cartaphilos Am: 23.01.2011 10:10:32 Gelesen: 1354104# 607 @  
Für den Fall, daß der Link zu dem Truffaut-Film mit der Rohrpostszene einmal nicht funktioniert, habe ich hier noch einen weiteren Link gefunden, der zusätzlich den ganzen Handlungskontext bringt:

http://www.youtube.com/watch?v=YlGiysRDDJA&feature=related

Es handelt sich um die folgenden französischen Briefmarken des Jahres 1966, die Truffaut auf dem Rohrpost-Brief verwendet:

Die erste Marke, die auf dem Brief klebt, hat den Wert von 1 Ffr und ist Yvert/Tellier N° 1505:



Die zweite Marke, die erscheint, nachdem der Brief durch den Einwurf gesteckt wurde, ist Yvert/Tellier N° 1500 und hat einen Frankaturwert von 0,60 Fr:



Das entspricht der Portoerhöhung vom 15. Januar 1965 von FFr 1,50 auf FFr 1,60. Diese Portoerhöhung fand kurz vor dem 100. Jahrestag der Eröffnung des Pariser Rohrpostnetzes statt und wurde auch mit einer entsprechenden Briefmarke gefeiert.



Portogerechte Einzelfrankaturen mit dieser Marke auf Rohrpostbriefen der 1. Gewichtsstufe sind vergleichsweise selten zu finden:



Entsprechende Rohrpostganzsachen mit dem Wertstempel Chapelain zu Ffr 1,60 sind etwas häufiger. Hier eine solche mit dem seltenen roten Rohrpoststempel Paris 6, avenue de St.-Quen:



Außerdem hier einen us-amerikanischen Film über die Rohrpost in Paris:

http://www.youtube.com/watch?v=MvSeL_LfdbA

Allen einen schönen Sonntag
telosgraphein007
 
kauli Am: 23.01.2011 12:26:19 Gelesen: 1354090# 608 @  
@ telosgraphein007 [#607]

Prima, dass Du die Filmchen ausgegraben hast, höchst interessant. Ich hatte mal das Vergnügen den noch erhaltenen Teil im HTA, Oranienburger Str.zu besichtigen. War auch sehr beeindruckend, die sehr gut erhaltenen Anlagen anzugucken. Ein Verdienst der "Berliner Unterwelten". Inzwischen ist das Gebäude wegen Umbau geschlossen. Hoffen wir, dass der Rohrpostteil erhalten bleibt, heutzutage weiß man ja nie.

Schönen Sonntag
kauli



Leider vergriffen und wird auch nicht mehr aufgelegt
 
wuerttemberger Am: 23.01.2011 19:02:37 Gelesen: 1353996# 609 @  
@ kauli [#608]

Im ZVAB noch zu bekommen http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=155442515&b=1

Gruß

wuerttemberger
 

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