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Thema: (?) (66) Oberschlesien - Marken, Prüfer und philatelistische Zukunft
Das Thema hat 85 Beiträge:
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Stefan Am: 20.09.2017 18:50:36 Gelesen: 53558# 36 @  
@ Markus Pichl [#34]

vielen Dank, für Deinen Hinweis mit den Druckfarben bzw. Druckauflagen der Urmarken. Dies bringt mich bei den Buchdruckaufdrucken wieder ein Stück weiter.

Die zwei unteren Briefmarken auf dem ersten Scan (6x Mi-Nr. 40) fallen durch die Markenfarbe auf (a-Farbe) und sind dadurch als Fälschung erkennbar, dito das gestempelte Exemplar in der zweiten Reihe (Urmarke Mi-Nr. 26c). In Michel-Katalogen (älter als 30-35 Jahre) sind weitere Hinweise zum echten Aufdruck und der häufigsten Fälschung aufgeführt.

Zum Scan der gestempelten Mi-Nr. 30-32: bei dem verwendeten Prüfzeichen von Dr. Müller aus Leobschütz handelt es sich m.W. um einen frühen Prüfstempel, den er verwendet hatte. Dieser scheint eher auf echten Ausgaben vorzukommen. Dies gilt auch für Aufdruckfehler der Mi-Nr. 10-12.

Generell besteht bei den Mi-Nrn. 30-40 das Problem, dass der Fachliteratur (Handbuch von Oberschlesien bzw. Artikel in den Rundschreiben der ArGe) nach bereits kurz nach dem 20.03.1921 in der gleichen Druckerei begonnen wurde, Aufdruckfälschungen mittels Originaldruckmaterial (Druckstock, Druckfarbe) zu produzieren. Jene Ausgaben, welche die gleiche Druckfarbe (Restbestände der Aufdruckfarbe der am Schalter am 20.03.1921 verausgabten Mi-Nr. 30-40) aufweisen und nicht anderweitig auffallen, dürften am ehesten als Original durchgehen. Je weiter man sich von der Originaldruckfarbe entfernt, umso eher sollten Fälschungen auffallen, beispielsweise die rote Aufdruckfarbe anhand von unter UV-Licht erkennbaren Abweichungen.

Die CIHS-Handstempelaufdrucke sind nach meiner bescheidenen Meinung einfacher in echt und falsch aufteilbar, als die Buchdruckaufdrucke der MiNr. 30 bis 40. Optimal wäre es wohl, je einen Bogen mit echten drei- und der zweizeiligen Aufdrucke zu besitzen (natürlich jeweils in rot und in schwarz), um besser beurteilen zu können.

Das Problem ist bei dieser Ausgabe generell, Bogenmaterial zu finden. Selbst Einheiten sind bereits schwierig aufzutreiben. Diese Ausgabe durfte nicht bogenweise am Schalter verkauft werden. Die Nachfrage war der Literatur nach in diversen Postämtern größer als das vorhandene Material. Dadurch wurden diese Briefmarken lediglich rationiert (= einzeln) an das normale Publikum abgegeben. Abhängig vom Dienstalter bzw. Dienstrang erhielten bestimmte Postbeamte ganze Sätze bzw. kleinere Einheiten zur Erinnerung an den seinerzeit schicksalsträchtigen Abstimmungstag.

@ Meinhard [#35]

So wie ich es lese, wurde nur die 26b überdruckt, also alle Farben der 26a (dunkelkarmin) haben demnach falschen Aufdruck? Richtig oder falsch?

Der Logik nach handelt es sich bei Plébiscite-Aufdrucken auf der Urmarke Mi-Nr. 26a um Aufdruckfälschungen, dies ist richtig. Nachfolgend entsprechende Scans:



Mi-Nr. 39 - links Aufdruck falsch (Urmarke Mi-Nr. 25a) und rechts Aufdruck echt (Urmarke Mi-Nr. 25b)



Mi-Nr. 39 - links Aufdruck falsch (Urmarke Mi-Nr. 25a) und rechts Aufdruck echt (Urmarke Mi-Nr. 25b)

Gruß
Pete
 
Meinhard Am: 20.09.2017 19:42:26 Gelesen: 53538# 37 @  
@ Pete [#36]

Der Logik nach handelt es sich bei Plébiscite-Aufdrucken auf der Urmarke Mi-Nr. 26a um Aufdruckfälschungen, dies ist richtig.

Wenn unsere Bibel "Michel-Spezial" auch mal einen Buchstaben dazu schreiben könnte, bräuchten wir Sammler nicht unser Hirn einschalten. (Smile)

Habe mal einen lieben Scan von der Bibel gemacht und blaue Pfeile. Vielleicht liest ja jemand vom Michel hier mit. Zumindest bei diesen Ausgaben, wo bei den Urmarken verschiedene Farben unterschieden werden.



Gruß,
Meinhard
 
Markus Pichl Am: 20.09.2017 23:46:48 Gelesen: 53502# 38 @  
Hallo Meinhard,

in Beitrag [#35] hast Du da irgedwie die falsche MiNr. geschrieben und Pete hat sich davon auch etwas anstecken lassen.

Im Michel 2017 ist die MiNr. 25 wie folgt katalogisiert:

25 a rötlichkarmin
25 b lilabraun (Töne)

Nach meinem Farbensehen erachte ich die Farbbezeichnung "rötlichkarmin" als kritisch hinterfragbar, um es diplomatisch auszurücken. Karmin ist aber in jedem Fall in der a-Farbe vorhanden, die b-Farbe zeigt hingegen lilabraune Farbtöne.

Die oberste Aufdruckmarke ist die, bei der die Merkmale nicht ausreichen, um als eine echte signiert zu werden. Die anderen Aufdruckmarken sind je als Aufdruckfälschung sign. Gruber BPP. In Bezug der Urmarkenfarben sollte es sich bei den beiden linken Marken auf weißem Papier um MiNr. 25 a, bei den anderen drei auf gräulicherem Papier um Urmarke 25 b handeln?



Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 21.09.2017 05:19:28 Gelesen: 53485# 39 @  
Hallo,

im letzten Beitrag hatte ich mich zuerst wegen der Echtheit der Aufdrucke bei den beiden ungebrauchten Marken verhauen (nicht richtig auf die Rückseite gesehen. Die Marke, bei der gemäß Herrn Gruber die Echtheitsmerkmale nicht ausreichen, trägt eine Signatur "T. GRYZEWSKI", war AIEP-Mitglied). Der Text ist nun entsprechend korrigiert und ich habe in das Bild genau eingeschrieben, was die Prüfung bei Herrn Gruber ergab.

Jetzt komme ich aber wegen der Markenfarbe immer noch ein wenig ins Schleudern. Die einen haben mehr weiße, die anderen grauere bzw. gelblichere Papiere (im Prinzip ist der Unterschied vergleichbar mit den Papieren der französischen Marken aus dieser Zeit). Kann es sein, dass diese deutlich verschiedenen Farbtönungen dennoch alle "lilabraun" darstellen sollen? Sprich gleich Urmarke 25 b?

Nachstehend die zwei untersten Marken mit Aufdruckfälschungen, aus dem vorigen Vergleichsbild, mit einer weiteren Marke, die auch wieder weißeres Papier zeigt, im Vergleich.



Also selbst wenn diese unterschiedlichen Farbtönungen, die flankierenden haben m.E. einen Karminanteil in der Druckfarbe, dennoch alle zu lilabraun gehören sollten, dann handelt es sich doch aber dennoch um zwei verschiedene Papiersorten, oder nicht?

Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 21.09.2017 06:30:00 Gelesen: 53479# 40 @  
Hallo,

meine Frage, nach der Urmarkenfarbe bei meinen Marken, konnte ich mir soeben selbst beantworten, weil mir wieder eingefallen war, wo ich das nachstehende Blatt vergraben hatte. Die Marken auf diesem sind alle von Herrn Gruber nach Farben signiert.



Die MiNr. 25 habe ich dann noch einmal einzeln eingescannt und zusammen mit dem Scan der im vorstehenden Beitrag ganz rechts gezeigten Marke, in den Scan von Meinhard eingefügt. Da Meinhard auf einem fast baugleichen Scanner mit vergleichbaren Einstellungen einscannt, mußte ich nur meinen Scan der Aufdruckmarke etwas aufhellen, um die Farbe an Meinhards Scan etwas anzupassen.

Somit wird klar, dass alle von mir gezeigten 80 Pfg-Marken in den b-Farbtopf fallen.



Hier die ursprünglichen Scans, wenn auch stark verkleinert, der Marke ganz rechts im Bild.



Wieder ein kleines Rätsel gelöst und einen Schritt weiter. Nur die Sache, mit den wahrscheinlich verschiedenen Papiersorten, ist noch offen.

MfG
Markus
 
Gerhard Am: 21.09.2017 09:42:25 Gelesen: 53449# 41 @  
@ Markus Pichl [#40]

Zu den Papiersorten fällt mir spontan ein, dass wenn es dort Unterschiede gibt, dies am ehesten im Ivert & Tellier vermerkt sein müßte, da die Marken doch französischen Ursprungs sind. Leider besitze ich diesen nur für Frankreich.

MphG
Gerhard
 
Stefan Am: 21.09.2017 17:19:30 Gelesen: 53401# 42 @  
@ Markus Pichl [#39]

Also selbst wenn diese unterschiedlichen Farbtönungen, die flankierenden haben m.E. einen Karminanteil in der Druckfarbe, dennoch alle zu lilabraun gehören sollten, dann handelt es sich doch aber dennoch um zwei verschiedene Papiersorten, oder nicht?

Grundsätzlich kommen - analog den Ausgaben in Frankreich in dieser Zeit - Papiere verschiedener Qualität vor. Die Urmarken Mi-Nr. 1-9; 13-29 sowie die Aufdruckausgaben Mi-Nr. 41-43 wurden in der Pariser Staatsdruckerei "Atélier des timbres" gedruckt. Die Ausgabe Mi-Nr. 13-29 (bzw. vielmehr Mi-Nr. 15-29) wurde über mehr als zwei Jahre hinweg in verschiedenen Auflagen produziert, erkennbar an den unterschiedlichen Auftragsnummern, welche u.a. eine Tages- und Monatsangabe beinhalten (welche vor etwa 10 Jahren grob einer Jahreszahl zugeordnet werden konnten). Eine Ursache für die Nachauflagen war, dass die Abstimmung selbst erst verspätet stattfand wenn man die Termine in Allenstein, Marienwerder und Schleswig zum Vergleich nimmt. Des weiteren war der Bedarf an Briefmarken auch größer als ursprünglich geplant, daher auch zwei Dauerserienausgaben (Mi-Nr. 1-9 und 13-29 sowie die lokalen Provisorien Mi-Nr. 10-12 inkl. dem Aufdruckfehler Mi-Nr. 10F).

Zur Verwendung kam sog. GC-Papier (GC = "Grande consommation"). Dieses Papier war eher für den Massengebrauch ausgelegt und eher minderwertiger Qualität (im Vergleich zu Papier für bspw. Bücher). Die Farbe und Dicke der Papiere variiert, ebenso die Gummierung. Ich schließe nicht aus, dass einzelne Farbnuancen im Katalog daher rühren, dass einzelne Teilauflagen bedingt durch abweichendes GC-Papier im Laufe der Zeit nachgedunkelt sind (konkrete Beispiele Mi-Nr. 5c und 6c). Die Nachauflagen ex Mi-Nr. 15-29 wirken vom Druckbild her auch etwas ruhiger (bzw. fülliger) und nicht so sehr "ausgefranst".

Wenn ich es noch richtig im Hinterkopf habe, ließe sich die Mi-Nr. 25b meinem Eindruck nach grob in zwei "Farbtöpfe" aufteilen (von der Häufigkeit her ähnlich vorkommend), bedingt durch das GC-Papier und die Auflagen. Der zweite Scan in Beitrag [#39] zeigt dies recht gut: links Mi-Nr. 25a; Marke 2 und 3 als Mi-Nr. 25b ("Farbtopf" 1) und Marke Nr. 4 und 5 der Mi-Nr. 25b ("Farbtopf" 2).

Gruß
Pete
 
Meinhard Am: 22.09.2017 08:46:58 Gelesen: 53328# 43 @  
@ Pete [#42]

Hallo Pete,

lokalen Provisorien Mi-Nr. 10-12 inkl. dem Aufdruckfehler Mi-Nr. 10F.

Kannst Du die Farben 10-12 bzw. 10F hier mal zeigen?

Fange mal damit an: (von links nach rechts)

Mi. Nr. 10a, dunkelgraublau
Mi. Nr. 10b, blau
Mi. Nr. 10c, preußischblau (eindeutig anderes Papier)




Besser zum Betrachten der Farben sind die Paare mit Zwischensteg. Farben von oben nach unten die Gleichen. Auch hier noch besser zum Sehen - die c-Farbe hat ein anderes Papier.



LG, Meinhard
 
Stefan Am: 23.09.2017 14:59:03 Gelesen: 53233# 44 @  
@ Meinhard [#43]

Kannst Du die Farben 10-12 bzw. 10F hier mal zeigen?

Nachfolgend ein Scan, welcher als Urmarken die Mi-Nr. 6a; 6b und 6c zeigt, entsprechend BPP-signiert.



Die o.g. Stücke zeigen Aufdruckfehler der Mi-Nr. 11 bzw. ein senkrechtes Paar der Mi-Nr. 10.

Die Mi-Nr. 10F basiert auf der Urmarke Mi-Nr. 5. Für diese Ausgabe sind drei Farben im Katalog registriert (von links nach rechts Farben a; b und c).



Ein echtes (BPP-attestiertes) Exemplar ist in der Attestdatenbank vorhanden [1].

Aufdruckfälschungen kommen allerdings wie im vorherigen Scan ersichtlich, auf allen drei Urmarkenfarben vor. Die echte Mi-Nr. 10F ist lediglich auf der Urmarke Mi-Nr. 5c bekannt.

Die Mi-Nr. 12 unterscheidet sich in diesem Fall in der Aufdruckfarbe und nicht anhand der Urmarkenfarbe. Der Unterschied zwischen Mi-Nr. 12a und 12b ist am besten am Original zu betrachten. In der Attestdatenbank befindet sich ebenfalls ein Kurzbefund für eine Mi-Nr. 12b [2].

Gruß
Pete

[1] http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/5
[2] http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/811
 
Meinhard Am: 24.09.2017 17:21:25 Gelesen: 53127# 45 @  
@ Pete [#44]

Danke fürs zeigen.

Ich möchte nochmals die Farben der Mi. Nr. 11 zeigen (von links nach rechts). Für mich sind die geprüften Farben a und c ident und nicht wirklich verschiedenen?

Mi. Nr. 11a, dunkelgraublau
Mi. Nr. 11b, blau
Mi. Nr. 11c, preußischblau




Und auch noch mit den Zwischenstegpaaren (gleiche Farben von oben nach unten)



Gruß
Meinhard
 
Meinhard Am: 24.09.2017 17:41:54 Gelesen: 53119# 46 @  
@ Pete [#44]

Ich möchte jetzt mal zu den Mi.Nr. F 10 kommen, wo es anscheinend jede Menge FÄLSCHUNGEN gibt.

Zuerst aber die bereits von Pete in Beitrag [#44] gezeigten Farben der Urmarke Mi. Nr. 5.

Mi. Nr. 5a - dunkelgrauviolett
Mi. Nr. 5b - dunkelbläulichviolett
Mi. Nr. 5c - dunkelviolett
(von links nach rechts)




Die Mi. Nr. 10F gibt es laut Unterlagen nur von der 5c = dunkelviolett. Wie der Michel ja schon schreibt sind Marken mit dem Prüfzeichen "Haertel", "Dr. Müller" und "Richter" unbedingt nachprüfen zu lassen. Wie man bei meinen nachstehenden Marken sehen wird, sind auch die Prüfzeichen anderer Prüfer keine Sicherheit, dass es sich um einen echten Aufdruck handelt.

3 falsche Marken habe ich in meiner Sammlung - ich bezeichne diese bei den Bildern mit "A", "B" und "C".

Marke A:

1.) Urmarke 5b (dunkelbläulichviolett)
2.) Aufdruck der "5" liegt über dem Stempel





Marke B:

1.) Urmarke 5b (dunkelbläulichviolett)
2.) Hier haben wir jedoch ein andere Prüferzeichen (beim Erwerb der Marke ging ich von echt aus)





Marke C:

1.) Urmarke 5b (dunkelbläulichviolett)
2.) Aufdruck der "5" liegt über dem Stempel
3.) Auch hier keinen der genannten Prüfer sondern andere Prüfzeichen







Bitte jetzt keine Diskussion über den Sinn dieses Beitrages, sondern einfach nur zum Schauen. Das hier gezeigte wurde unter "Lehrgeld" abgschrieben. Ob das Prüfzeichen "Dr. Müller Leobschütz" echt ist, überlasse ich den Experten hier im Forum.

Schöne Grüße, Meinhard
 
Stefan Am: 25.09.2017 18:01:08 Gelesen: 53047# 47 @  
@ Meinhard [#45]

Ich möchte nochmals die Farben der Mi. Nr. 11 zeigen (von links nach rechts). Für mich sind die geprüften Farben a und c ident und nicht wirklich verschiedenen?

Ist bekannt, ob auf den gezeigten Exemplaren der Mi-Nr. 11 die Bleistiftsignatur von einem Prüfer vorgenommen wurde?

@ Meinhard [#46]

3 falsche Marken habe ich in meiner Sammlung - ich bezeichne diese bei den Bildern mit "A", "B" und "C".

Sehe ich das richtig, dass Herr Gruber BPP einen Kurzbefund für die gefälschten Aufdrucke der Mi-Nr. 10F (signiert Weinberg BPP als echt) ausgestellt hat?

Die Mi-Nr. 10F ist in punkto Häufigkeit echter Aufdrucke ein Thema für sich. Von 100 (ungeprüften) Exemplaren mögen (meinem Eindruck nach) im Durchschnitt vielleicht ein oder zwei echte Exemplare aufkommen. Der Katalogwert ist scheinbar etwas niedrig angesetzt, wenn man sich das Angebot eines ungebrauchten Exemplares mit der Aufdrucktype IIa (mit Falz, Fotoattest Gruber BPP) in [1] bzw. den Zuschlag in [2] anschaut (Auktion von 2015). Aktuell wertet ein ungebrauchtes Exemplar in der Erhaltung * im Michel-Spezial mit 200,00 Euro. Ein gelaufenes Exemplar der Mi-Nr. 10F auf Beleg (Mischfrankatur) wurde auf der gleichen Auktion für 1900 Euro zugeschlagen.

Generell sind Prüfzeichen von Dr. Weinberg auf Exemplaren der Mi-Nr. 10F meinem Eindruck nach schwierig. Mir liegen selbst entsprechend signierte Stücke vor. Von einer erneuten Prüfung habe ich nach Abgleich der Urmarkenfarbe und des Aufdruckes Abstand genommen, da die betroffenen Marken als Aufdruckfälschung gekennzeichnet zurückgekommen wären. Ich habe das Geld für den Erwerb der betroffenen Stücke gedanklich ebenfalls als Lehrgeld verbucht und die Marken als Referenzmaterial in die Sammlung aufgenommen.

Generell ist zu schreiben, dass die Mi-Nr. 10F dadurch ihre Existenz verdankt, dass einige Bogen (gemäß den Angaben in der Fachliteratur nach insgesamt 3-5 Schalterbögen à 150 Briefmarken = 450 bis 750 Stück) im März 1920 während der Produktion der Mi-Nr. 10 während des Überdruckvorgangs dazwischengelegt wurden. Im Nachgang wurde diese Ausgabe durch die Interalliierten Kommission anerkannt. Seitens interessierter Stellen erfolgte später ein bzw. mehrere Nachdrucke in der Druckerei Erdmann & Raabe in Oppeln mittels originalem Letternmaterial. Zur Mi-Nr. 10 (5 auf 20 Pf.) ist zu bemerken, dass die Ausgabe Schalterbogen für Schalterbogen an verschiedenen Tagen überdruckt wurde. Dabei benutzte die Druckerei im Verlauf der Produktion von der Zusammensetzung her unterschiedliche Druckfarben. Die heute als echt anerkannten Exemplare der Mi-Nr. 10F stammen aus der ersten Druckauflage, welche im Aufdruck selbst abweichende Merkmale im Vergleich zu den später vorgenommenen Überdruckaufträgen enthält. Die vorhandenen Nachauflagen dieser Ausgabe (inkl. der Mehrheit der Aufdruckfehler) wurden in späteren Druckauflagen produziert und weichen von der ersten Auflage ab.

Bei den in Beitrag [#46] gezeigten gestempelten Aufdruckfälschungen der Mi-Nr. 10F gehe ich davon aus, die Stempelentwertung ebenfalls gefälscht wurde. Zufällig weisen derartige Aufdruckfälschungen oftmals ein (angebliches) Stempeldatum aus dem Monat Mai 1920 auf (analog den Aufdruckfälschungen der Mi-Nr. 12), während die echte Mi-Nr. 10F (wie die echte Mi-Nr. 12a) im März 1920 produziert wurde.

Zur Mi-Nr. 12: die bis Mitte der 1990er Jahre als Mi-Nr. 12c katalogisierte Ausgabe von März 1920 wird heute als erste Aufdruckfälschung der Mi-Nr. 12a betrachtet. Demnach wurde damals bereits zeitnah der Aufdruck gefälscht. Der Fachliteratur nach (Handbuch von Oberschlesien) war die seinerzeitige Nachfrage auf dem Sammlermarkt auch gegeben (Angebot < Nachfrage) und von Oberschlesien gibt es quasi nichts, was es nicht gibt. Selbst die "C.G.H.S."-Aufdrucke auf den Dienstmarken (ex Mi-Nr. 1-20) wurden gefälscht!

Innerhalb einer Hauptnummer abweichende Druckfarbe trifft auch auf die Mi-Nr. 11 (10 auf 20 Pf.) zu. Man schaue sich die Druckfarbe von normalen Ausgaben der Mi-Nr. 11 sowie den Aufdruckfehlern der Mi-Nr. 11 (Doppel- bzw. Dreifachaufdrucke, dito Kopfsteher bzw. verschobene Aufdrucke) unter UV-Licht oder unter der Lupe bzw. Mikroskop an. Theoretisch kommen für die reguläre Mi-Nr. 11 drei (unter UV-Licht) gemäß der Fachliteratur (Handbuch von Oberschlesien) unterteilbare Aufdruckfarben vor, wobei die Mehrheit der normalen Mi-Nr. 11 eine Aufdruckfarbe (= aus der ersten Auflage) aufweisen dürfte, während die Aufdruckfehler meist eine der beiden anderen Aufdruckfarben zeigen. Meines Wissens werden lediglich o.g. Aufdruckfehler als echt anerkannt, wenn diese die erste Aufdruckfarbe aufweisen. Mir bekannte Exemplare der ungezähnten Mi-Nr. 11 weisen ebenfalls die erste Druckfarbe auf.

Die Mi-Nr. 10-12 inkl. der Mi-Nr. 10F wurden in der Reihenfolge Nr. 11 (10 Pf. auf 20 Pf.); Nr. 12a (50 Pf. auf 5 Mk. -> im Aufdruck "5" gegen "1" getauscht) und Nr. 10 inkl. Nr. 10F ("0" entfernt und die "5" neu ausgerichtet = zentriert) gedruckt, siehe auch die entsprechenden Erstausgabedaten im März 1920. Die Mi-Nr. 12b erfolgte im Mai 1920.

Gruß
Pete

[1] http://www.reinhardfischerauktionen.de/media/145_hk_text_gesamt.pdf (Los 8543, Ausruf 200,00 Euro und Los 8544, Ausruf 1000,00 Euro)
[2] http://www.reinhardfischerauktionen.de/media/145_rueck.pdf (Los 8543, Zuschlag 520,00 Euro und Los 8544, Zuschlag 1900,00 Euro)
 
Meinhard Am: 25.09.2017 18:59:11 Gelesen: 53033# 48 @  
@ Pete [#47]

Ist bekannt, ob auf den gezeigten Exemplaren der Mi-Nr. 11 die Bleistiftsignatur von einem Prüfer vorgenommen wurde?

Nein, kann ich nicht belegen, habe diese so erworben. War ja nicht bei der Prüfung dabei. (Smile)

@ Pete [#47]

Sehe ich das richtig, dass Herr Gruber BPP einen Kurzbefund für die gefälschten Aufdrucke der Mi-Nr. 10F (signiert Weinberg BPP als echt) ausgestellt hat?

Nein siehst du falsch - Hr. Gruber hat alle 3 als "Fälschungen" geprüft. Nur die Signatur "WEINBERG BPP" auf den Marken ist E C H T lt. Hr. Gruber. Die Prüfsignatur steht "RICHTIG" für Aufdrucke, also von unten nach oben ! Leider war mir zum Zeitpunkt des Kaufes nicht klar, dass auch die BPP Signatur WEINBERG nicht für ECHTEN Aufdruck steht. Über die Signatur von "Dr. Müller Leobschütz" hat er sich nicht geäußert ob echt oder falsch.

Besten Dank für die ausführliche Erklärungen.

Beste Grüße, Meinhard
 
Stefan Am: 25.09.2017 20:34:59 Gelesen: 53016# 49 @  
@ Meinhard [#48]

Kannst du bitte die vollständigen Mitteilungen (Kurzbefunde?) von Herrn Gruber BPP zeigen? Etwas Derartiges habe ich über die Mi-Nr. 10F bisher noch nicht gesehen.

Nein siehst du falsch - Hr. Gruber hat alle 3 als "Fälschungen" geprüft. Nur die Signatur "WEINBERG BB" auf den Marken ist E C H T lt. Hr. Gruber. Leider war mir zum Zeitpunkt des Kaufes nicht klar, dass auch die BPP Signatur WEINBERG nicht für ECHTEN Aufdruck steht.

Herr Dr. Weinberg signierte die Stücke vor mehr als 20 Jahren als Original (siehe Prüfordnung des BPP [1] für eine gezähnte Aufdruckmarke - Prüfzeichen von unten nach oben - unter Punkt 6.5), Herr Gruber stellte eine Mitteilung darüber aus, dass es sich (korrekterweise) jeweils um eine Aufdruckfälschung handelt. ;-)

Über die Signatur von "Dr. Müller Leobschütz" hat er sich nicht geäußert ob echt oder falsch.

Ich gehe erst einmal davon aus, dass die Signatur von Dr. Müller aus Leobschütz echt ist. Diese Signatur dürfte aus den 1920er oder 1930er Jahren stammen. Dr. Müller war einem Artikel in einem Rundschreiben der ArGe Oberschlesien nach Arzt vom Beruf sowie jüdischer Herkunft und nahm sich 1944 auf der Flucht vor dem NS-Regime das Leben.

Gruß
Pete

[1] https://www.bpp.de/de/pruefordnung.html#Signierung
 
Meinhard Am: 25.09.2017 20:47:01 Gelesen: 53002# 50 @  
@ Pete [#49]

Kannst du bitte die vollständigen Mitteilungen (Kurzbefunde?) von Herrn Gruber BPP zeigen? Etwas Derartiges habe ich über die Mi-Nr. 10F bisher noch nicht gesehen.

Es handelt sich hier um 2 "Gutachten" von diesen Marken. Es ging damals um "Haftungsansprüche" an den Verkäufer und ich benötigte 2 Gutachten, dass die Aufdrucke falsch waren - was sie ja auch korrekterweise sind und auch so geprüft und beschrieben wurden.

Jetzt könnte man im Michel schreiben: Alle Prüfer nachprüfen lassen, außer "GRUBER BPP".

Ich sammle dieses Gebiet NICHT mehr - diese Marken sind halt übrig geblieben.

LG, Meinhard
 
waarnstadt Am: 23.12.2017 18:16:55 Gelesen: 51392# 51 @  
@ Meinhard [#50]

Es gibt noch eine Reihe von Prüfsigna, die verlässlich sind, so sind mir Vossen und Mikulski bisher als korrekt bekannt für die Echtheit.

[Redaktionell eingefügt: Oberschlesien Atteste: http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/57 ]
 
Stefan Am: 31.05.2018 10:55:50 Gelesen: 46676# 52 @  
Ein in der Fachliteratur [1] durchaus ausführlich diskutierter Fall, ob es sich nun um eine Eintagsfliege handelt, ist der Satz Mi-Nr. 30-40 des Abstimmungsgebietes Oberschlesien:



Oberschlesien Mi-Nr. 30-40 (ohne Nr. 38), Stempeldatum 20.03.1921 des Stempelgerätes ZABORZE *1*

Die seinerzeit heftig umworbene und mit Spannung erwartete Volksabstimmung im Abstimmungsgebiet fand am Sonntag, den 20.03.1921 statt. Zur Erinnerung an diesen Tag erschien eine elf Briefmarken umfassende Aufdruckmarkenausgabe, wobei es sich bei den Urmarken um die seinerzeit gängige Dauerserie (ex Mi-Nr. 13-29) handelt. An diesem Tag hatten auch verschiedene Postämter (teils stundenweise) geöffnet, so dass die Aufdruckausgaben vom Publikum regulär an diesem Tage erworben werden konnten. Gebrauchte Stücke (einschließlich der Aufdruck- und Stempelfälschungen) weisen im Regelfall ein Stempeldatum vom 20.03.1921 auf.





Häufigste Aufdruckfälschung auf Mi-Nr. 32 und 35 mit wahrscheinlich rückdatiertem Abschlag des Gerätes OPPELN *2* vom 20.03.1921, rückseitig Signatur "Dr. Müller / Leobschütz". Die sonst gut gelungene Aufdruckfälschung ist u.a. an der "9" von "1921" erkennbar.

Ganz selten kommen auch Entwertungen nach dem 20.03.1921 vor - laut Fachliteratur meist innerhalb weniger Tage nach dem Abstimmungstermin - wobei dann nicht klar ist, ob es sich um irrtümlich durchgerutschte Stücke handelt, welche u.U. bereits nicht mehr gültig waren.

In größeren Postämtern wurden die Aufdruckmarken (laut [1]) aufgrund der Nachfrage limitiert, d.h. begrenzt in der Quantität pro Nominalwert und Format abgegeben. Die Marken - wenn verklebt - fanden Verwendung als Frankatur auf Sendungen (Bsp. Grußkarten vom Abstimmungstag) oder als Souvenir auf Zetteln aufgeklebt (wie in diesem Beitrag gezeigt) und mit dem Datum vom Abstimmungstag gefälligkeitsentwertet.

Das Ergebnis dieser Abstimmung führte zur Teilung des Abstimmungsgebietes, welche im Juni/Juli 1922 umgesetzt wurde - Angliederung der zu Polen gekommenen Stadt- und Landkreise als Ostoberschlesien bzw. Rückgliederung der beim Deutschen Reich verbliebenen Stadt- und Landkreise.

Gruß
Pete

[1] „Handbuch vom Abstimmungsgebiet Oberschlesien 1920-1922“ der ehm. Arge Oberschlesien e.V. (1970-1990)
 
Stefan Am: 20.02.2020 20:14:49 Gelesen: 35411# 53 @  
Der nachfolgende Text erschien bereits 2003 im Forum des BDPh [1]. Da zwischenzeitlich die dort vorgelegenen Abbildungen abhanden kamen und sich die Verausgabung des ersten Satzes des Abstimmungsgebietes Oberschlesien (Mi-Nr. 1-9) heute zum hundertsten Mal jährt, sei an dieser Stelle der recht lange Artikel in verschiedenen nach und nach erscheinenden Beiträgen wiederholt, dabei etwas überarbeitet und um weitere Abbildungen ergänzt.

Wer das erste Mal den Michel-Deutschland-Katalog oder die Spezial-Ausgabe zum Stichwort Oberschlesien aufschlägt, wird feststellen, dass es neben vielen Farbunterschieden bei insgesamt 105 Hauptnummern hier nur so von zahlreichen Aufdruckvarianten, Druckabarten, Halbierungen und vor allem vielen Fälschungshinweisen wimmelt. Gerade diese Dinge reizten mich sehr, innerhalb einiger Jahre eine Sammlung aufzubauen. Doch beginnen wir mit der Geschichte dieses kleinen aber feinen Markengebietes.

Aufgrund des Versailler Friedensvertrages von 1919 sollte das deutsche Kaiserreich als Kriegsverlierer das gesamte oberschlesische Gebiet nebst einigen Orten aus Niederschlesien an das neu gegründete Königreich Polen bedingungslos abtreten. Durch den Einspruch Deutschlands und Englands wurde der Artikel 88 im Vertrag revidiert und eine Volksabstimmung angesetzt, die am Sonntag, den 20. März 1921 stattfand. Die Ratifizierung des Friedensvertrages fand am 28.06.1919 (genau fünf Jahre nach Kriegsbeginn) im Spiegelsaal des berühmten Versailler Schlosses vom Sonnenkönig Ludwig XIV. statt. Diese Unterzeichnung gilt als "Geburtsurkunde" des damit entstandenen Abstimmungsgebietes Oberschlesien. Nach der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden in Paris im Januar 1920 rückten daraufhin die ersten französischen Besatzungstruppen und später die englischen und italienischen Besatzungstruppen in Oberschlesien (=OS) ein und übernahmen offiziell am 12. Februar 1920 die Machtbefugnisse in OS. Bis zu diesem Tag sollten auch die ersten eigens für die Abstimmung in Paris gedruckten Dauermarken (Mi-Nr. 1-9) in OS eintreffen und an die Postämter verteilt werden.

Bedingt durch Lieferschwierigkeiten kamen diese erst am Freitag, den 20.02.1920 an die Schalter, wobei diese Ausgabe spätestens bereits ab dem 18.02.1920 (Aschermittwoch) verteilt an Postämtern im Abstimmungsgebiet vorrätig war.



Oberschlesien Mi-Nr. 1-9, Nr. 9 gestempelt zum Ersttag vom 20.02.1920

Um die „markenlose“ Zeit zu überbrücken, kennzeichnete man für die Dienstpost Marken des Deutschen Reiches mit dem Handstempel „C.I.H.S.“ (Commission Interalliée de la Haute Silésie = Internationale Kommission für Oberschlesien), die als „Oppelner Notausgabe“ in die Philateliegeschichte eingingen.



Oppelner Notausgabe Mi-Nr. 12 und 13, erhöht signiert Gruber BPP

Dieser Stempel lag der Kommission in zwei Typen vor, wobei die Type I vom 14.02.-19.02.1920 zur Verwendung kam und am letzten Verwendungstag offiziell zerstört, während die Type II schon kurze Zeit später für fast alle im Handel befindlichen Nachdrucke (heute als Fälschungen bezeichnet) verwendet wurde.

Die Zivilbevölkerung in OS nutzte in dieser Zeit die wieder für gültig erklärten Marken des Deutschen Reiches. Diese gelten als Vorläufer, sind sehr selten und schlummern vielleicht auch noch unerkannt in vielen Briefmarkensammlungen des Deutschen Reiches.



Deutsches Reich Mi-Nr. 85 II mit Stempel GLEIWITZ *2d von Freitag, den 13.02.20 und Deutsches Reich Mi-Nr. 108 mit Stempel BOGUTSCHÜTZ SÜD (KR. KATTOWITZ) a von Samstag, den 14.02.20 (Letztere ein Fund in einem Lagerbuch Massenware Deutsches Reich)

Gruß
Pete

[1] https://forum.bdph.de/showthread.php?173-Abstimmungsgebiet-Oberschlesien-Teil-1
 
Stefan Am: 12.03.2020 18:44:45 Gelesen: 35012# 54 @  
Fortsetzung zu Beitrag [#53]

Bereits nach ca. zehn Tagen wurden die ersten Werte der dreisprachig gehaltenen und in verhältnismäßig kleiner Auflage gedruckten Mi-Nr. 1-9 an den Postschaltern knapp. Vor allem die Werte zu 5 Pf. und 10 Pf. wurden schon mit Beginn der Abstimmungszeit für die deutsche und polnische Propaganda und die Ausgaben zu 50 Pf. bzw. 1 Mk. für Einschreiben bzw. Pakete genutzt. Um den Markenmangel zu beheben, halbierte man vor allem in einigen Oppelner Postämtern bestimmte Marken.



Halbierungen der Mi-Nrn. 4 und 11 aus den Orten Oppeln und Kruppamühle vom 15.03. und 20.03.1920

Da das Problem mit dem Markenmangel nicht auf Dauer durch amtlich geduldete Halbierungen zu lösen war, vergab die Oberpostdirektion Oppeln den Auftrag zum Druck von Provisorien (Nr. 10-12) an die Oppelner Druckerei Erdmann Raabe. Diese recht primitiv eingerichtete Druckerei erstellte daraufhin innerhalb sehr kurzer Zeit die Druckform für die Marke zu 10 Pf. (Nr. 11) mit einzeln austauschbaren Drucklettern, die aus verschiedenen Lettersätzen stammten. Da nicht genügend Buchstaben und Ziffern eines Satzes zur Verfügung standen, ergab dies die im Michel-Spezial notierten einzelnen Aufdrucktypen für die Nummern 10-12 und den Fehldruck 10F.

Die Provisorien wurden ab Anfang März in der Reihenfolge 11; 10 (inkl. 10 F); 12a und 12b gedruckt. Für den Druck der einzelnen Marken baute man jeweils die bestehende Druckplatte um. Die Aufdruckausgaben zu 5 Pf. und 10 Pf. lassen sich in verschiedene Teilauflagen mit spezifischen Merkmalen der Druckfarbe und der Zusammensetzung der Druckfarbe unterteilen.



Oberschlesien Mi-Nr. 10; 11 und 12a - Ausgabe am 19.03., 06.03. und 12.03.1920 - Letztere auf den Tag genau vor 100 Jahren

Schon beim Überdruck zur Herstellung der Ausgabe zu 10 Pf. (Mi-Nr. 11) passierte die erste Panne: versehentlich wurden drei bis fünf Bogen der ungezähnten Urmarke Nr. 6 (20 Pf.) überdruckt und regulär am Postschalter ausgegeben.



Oberschlesien Mi-Nr. 11aU, die Einzelmarke entwertet OPPELN *1k vom 01.04.1920

Beim Druck der Aufdruckmarke zu 5 Pf. Mi-Nr. 10 passierte versehentlich (?) der zweite Fehler. Es wurden drei bis fünf Bogen der 15Pf-Marke (Mi-Nr. 5c) mit überdruckt und der Fehldruck 10 F entstand. Dieser wird als Original nur selten auf dem Markt angeboten (als Aufdruckfälschung aller Urmarkenfarben vergleichsweise sehr häufig vorhanden).



Oberschlesien Mi-Nr. 10F, Aufdrucktype IIa

Neben den geplanten normal stehenden Provisorien 10; 11 und 12a entstanden auch versehentliche Druckfehler der 10-12a; im Scan wird ein Beispiel für einen stark verschobenen Aufdruck aus der linken oberen Bogenecke gezeigt:



Oberschlesien Mi-Nr. 11b mit nach rechts verschobenem Aufdruck, dadurch u.a. 8x der Aufdruckfehler Mi-Nr. 11 XII

Es wurde auch eine Neuauflage der Mi-Nr. 12 a notwendig, um dem Weltpostverein in Bern zwei Bogen dieses Provisoriums abgeben zu können: die im Michel verzeichnete 12 b. Vier weitere Bogen (2x normal- und 2x kopfstehend) verschwanden sofort auf dem Sammlermarkt und wurden nie über den Postschalter verkauft.



Oberschlesien Mi-Nr. 12b, Aufdrucktype IVa

Nach dem Dienstschluss in der Druckerei wurde zunehmend heimlich weitere gezähnte Marken überdruckt, die als absichtlich produzierte Doppeldrucke, Kopfsteher, etc. zusammen mit Neudrucken der 10 F; 12a und 12b reißenden Absatz auf dem Sammlermarkt fanden. Es wurde gemunkelt, dass man sie auf Anlass interessierter Kommissionsbeamter herstellte. Diese Marken, die mehr oder weniger geringe Unterschiede zu den Originalen aufweisen, werden heute zurecht vom BPP-Prüfer als FÄLSCHUNG gekennzeichnet.



Oberschlesien Mi-Nr. 10-12 und 10F mit normalem Aufdruck, Doppelaufdruck bzw. Dreifachaufdruck



Oberschlesien Mi-Nr. 10-12 und 10F mit kopfstehendem Aufdruck und kopfstehendem Doppelaufdruck; die Mi-Nr. 10F (Urmarkenfarbe a) doppelt signiert Dr. Weinberg BPP, Aufdrucktype IVa

Selbst die vom verstorbenen BPP-Prüfer Dr. Weinberg als echt bestätigte ehemalig im Michel notierte Nr. 12c sollte auf jeden Fall noch einmal dem aktuellen Prüfer vorgelegt werden, da seit mehr als 20 Jahren neuere Forschungsergebnisse für die Nr. 12 vorliegen.

Gruß
Pete
 
opti53 Am: 12.03.2020 20:12:26 Gelesen: 34995# 55 @  
Hallo Pete,

Dein Beitrag ist sehr interessant. Da ich gerade in den Besitz einer 10 F gekommen bin, würde mich interessieren, wie man Original und Fälschung (Nachdruck) unterscheiden kann. Gibt es da irgendwelche Kriterien?

Viele Grüße

Thomas
 
Stefan Am: 13.03.2020 22:04:01 Gelesen: 34934# 56 @  
@ opti53 [#55]

Dein Beitrag ist sehr interessant. Da ich gerade in den Besitz einer 10 F gekommen bin, würde mich interessieren, wie man Original und Fälschung (Nachdruck) unterscheiden kann. Gibt es da irgendwelche Kriterien?

Ja, es existieren Kriterien, sowohl die Urmarke als auch den Aufdruck betreffend. Die Katalogisierung im Michel-Katalog verweist darauf, dass die Urmarke Mi-Nr. 5 mit der Briefmarkenfarbe c überdruckt wurde. Aufdruckausgaben, welche die Urmarkenfarben a und b aufweisen, sind per Definition falsch (auch wenn diese u.U. ein BPP-Prüfzeichen eines früheren Prüfers tragen, siehe Beitrag [#46]). Es kommen auch Aufdruckfälschungen auf der Urmarkenfarbe c vor.



Oberschlesien Mi-Nr. 5 in den Farben a; b und c sowie Mi-Nr. 10F in den Farben a; b und c (jeweils Aufdruck falsch)

Nahezu alle ungeprüften Exemplare der Mi-Nr. 10F dürften einen falschen Aufdruck aufweisen. Das in Beitrag [#54] gezeigte Exemplar war bei damaligem Erwerb auch ungeprüft, stellte sich allerdings bei näherer Betrachtung vor ca. 15 Jahren zufällig als prüfwürdig heraus und wurde später als Aufdruck echt attestiert (BPP).

Der Aufdruck für Exemplare der Mi-Nr. 10 F, welche auch heute noch als echt vom zuständigen BPP-Prüfer Herrn Gruber geprüft werden, weist konkrete Charakteristika auf. Die zu produzierende Mi-Nr. 10, wo während des Druckvorgangs einige Bögen der Mi-Nr. 5 beigemengt waren, wurde gemäß Literaturangaben an acht Tagen in drei Teilauflagen (12.03.-19.03.1920; 23./24.03.1920 und 03.04.1920) überdruckt, wobei die erste Auflage am 19.03.1920 verausgabt wurde.

Die beiden nachfolgenden Auflagen erschienen einige Tage später am Schalter Die dafür verwendete Druckfarbe variierte dabei von Druckauftrag zu Druckauftrag, so das sich anhand der Druckfarbe mindestens zwei verschiedene Teilauflagen (Auflage 1 und 2-3) unterscheiden lassen. Echte Aufdrucke der Mi-Nr. 10 F müssen die Zusammensetzung der Aufdruckfarbe aus der ersten Druckauflage aufweisen. Fälschungen datieren aus den beiden späteren Teilauflagen bzw. nach offiziellem Druckschluss mittels neu zusammengesetzten Letternsatz produzierten Auflagen für Sammlerzwecke.

Am einfachsten wäre es, einen Scan (300 dpi oder besser 600 dpi) der dir vorliegenden Mi-Nr. 10 F zu erstellen und hier zu zeigen.

Gruß
Pete
 
opti53 Am: 14.03.2020 19:35:10 Gelesen: 34873# 57 @  
Hallo Pete,

vielen Dank für das Angebot, das ich gerne annehme. Zu dem Scan muss ich sagen, dass mir meine Marke farblich dunkler erscheint, als das im Scan herauskommt.



Wie man sieht, ist auf der Rückseite der Prüfstempel von Dr.Müller, Leobschütz. Aber da hatte ich schon gelesen, dass das nicht zwangsläufig eine Garantie ist.

Jetzt bin ich gespannt, was der Experte sagt.

Viele Grüße

Thomas
 
Stefan Am: 15.03.2020 12:33:11 Gelesen: 34830# 58 @  
@ opti53 [#78]

vielen Dank für das Angebot, das ich gerne annehme. Zu dem Scan muss ich sagen, dass mir meine Marke farblich dunkler erscheint, als das im Scan herauskommt.

Auf den in Beitrag [#56] gezeigten drei Urmarkenfarben kommt die Farbe a (Marken links außen) auf dem Scan heller daher, als diese im Original erscheint.

Ich halte dein Exemplar für eine Aufdruckfälschung. In deinem Fall gehe ich davon aus, dass es sich bei der Urmarkenfarbe um die Farbe a (oder eher um die Farbe b) handelt. Damit wäre der Aufdruck im Sinne der Briefmarkenkatalogisierung per Definition falsch. Weiterhin wirkt insbesondere die Währungsangabe "Pf." unscharf bzw. teils auch verstümmelt. Insbesondere die erste Auflage der Mi-Nr. 10 war vom Druckbild her recht scharf und sauber gehalten. Weitere Unterschiede zwischen echt und falsch lassen sich anhand der Aufdruckfarbenzusammensetzung unter einer guten Lupe bzw. unter dem Mikroskop erkennen. Zum eigenen Vergleich der Aufdrucke empfiehlt es sich, Exemplare der Mi-Nr. 10 aus der ersten Druckauflage zu besorgen und selbst zu vergleichen.

Wie man sieht, ist auf der Rückseite der Prüfstempel von Dr. Müller, Leobschütz. Aber da hatte ich schon gelesen, dass das nicht zwangsläufig eine Garantie ist.

Wie der Michel-Katalog bereits richtig schreibt, sind die Prüfzeichen von Max Haertel (Oppeln) und Dr. Müller (Leobschütz) aus heutiger Sicht nicht als zuverlässig einzuschätzen. Im Verlauf der Jahre verwendeten beide Prüfer unterschiedliche Prüfzeichen. Es gibt jeweils ein Prüfzeichen, welches vergleichsweise eher auf Originalen vorkommt (vermutlich weil seinerzeit bei Verwendung des jeweiligen Prüfzeichens vergleichsweise mehr Originale und weniger Fälschungen zur Prüfung vorgelegt wurden). Der kleine Rechteckstempel "Dr. MÜLLER / LEOBSCHÜTZ" wurde für die meisten vom ihm signierten Briefmarken verwendet und es handelt sich dabei um einen Stempel, welcher vermutlich erst später zum Einsatz kam.

Gruß
Pete
 
opti53 Am: 15.03.2020 19:11:46 Gelesen: 34791# 59 @  
Hallo Pete,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Dann betrachte ich das gute Stück eben als eines, das mir zeigt, wie die 10 F in etwa ausgesehen hat.

Viele Grüße

Thomas
 
Wijäki Am: 01.04.2020 10:10:46 Gelesen: 34517# 60 @  
Hallo Pete,

bin begeisteter Oberschlesien Sammler und habe eine Frage: Könnte die abgebildete 10F echt sein?


 

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