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Thema: Schweiz Dauerserie Kreuz/Wertziffer
Das Thema hat 308 Beiträge:
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ziffer-freak Am: 11.11.2014 22:43:21 Gelesen: 227445# 234 @  
Zu den wohl bekanntesten Plattenfehlern der Ausgabe Kreuz/Wertziffern gehören die "stark eingebuchteten Ränder" (2.02) der Zst. 65B (Mi. 53Y). Hier die 4 auffälligsten der 6 verschiedenen:





Sie sind ein sehr gutes Beispiel für die Preispolitik der Firma Zumstein: Ihr Katalogwert wird mit je CHF 20.- angegeben. Tatsächlich liegt ihr Seltenheits-Grad lediglich zwischen 4-7 (von 10), womit sie eigentlich nicht gerade zu den Seltenheiten gehören. Von jeder Sorte besitze ich selbst bis zu 100 Stück!
 
Heinz 7 Am: 11.11.2014 23:08:37 Gelesen: 227437# 235 @  
@ ziffer-freak [#234]

Hallo Andy,

Du zeigst uns hier sehr schöne und markante Exemplare für diesen Plattenfehler. Da scheint mir dann ein Katalog-Preis von CHF 20 nicht überrissen.

Heinz
 
ziffer-freak Am: 11.11.2014 23:36:24 Gelesen: 227433# 236 @  
@ Heinz 7 [#235]

Ja Heinz,

es sind wohl schöne Exemplare, doch ihre eigentlich grosse Häufigkeit kann den Kat.-Preis (übrigens von 1992!) niemals rechtfertigen! Wenn man bedenkt, dass - zwar etwas unauffälligere - Plattenfehler, jedoch von sehr hoher Seltenheit (9-10) gemäss Zumstein gerade mal mit CHF -.50 bewertet werden!

Als "prominentes" Beispiel möchte ich einmal diesen unscheinbaren Plattenfehler anführen:



Er ist sehr unscheinbar, hat allerdings die Seltenheitsstufe 10! Davon besitze ich nur dieses eine gestempelte Exemplar!

Seine ganz besondere "Prominenz" verdankt er allerdings einer anderen Besonderheit, die ich hier schon weiter oben vorgestellt habe:



Er ist nebenbei ein untrügliches Zeichen für die Echtheit der 5 Rp.-Kehrdrucke: ALLE bekannten Exemplare weisen ihn nämlich auf. Auf einzelnen, losen Marken ist er kaum zu finden.

Liebe Grüsse
Andy
 
ziffer-freak Am: 12.11.2014 00:44:58 Gelesen: 227426# 237 @  
@ Heinz 7 [#235]

Nur so zur Visualisierung, und als Beispiel mal noch ein paar Exemplare der 1. Version:















Dieser (wohl der "schönste" der Plattenfehler 2.02) hat Seltenheitsstufe 6. Davon besitze ich noch einige mehr, als die hier abgebildeten. Er ist wahrlich keine Seltenheit! Wo soll da der Katalog-Preis noch gerechtfertigt sein?

Gruss Andy
 
jahlert Am: 12.11.2014 12:03:53 Gelesen: 227386# 238 @  
@ ziffer-freak [#237]

In welchem Katalog finde ich Angaben zur "Seltenheitsstufe", Andy? Mein 'Spezialkatalog Schweiz' meldet lediglich zu 65 B.2.02 einen Aufschlag.

Gruß Jürgen
 
ziffer-freak Am: 13.11.2014 00:43:09 Gelesen: 227346# 239 @  
@ jahlert [#238]

Hallo Jürgen,

diese Angaben findest du in keinem Katalog! Sie sind eine vernünftige - und vor allem zeitlose - Alternative, die Raimond Roux in seiner Publikation verwendete, die ab 1985 in der SBZ (Schweizer Briefmarken-Zeitung) veröffentlicht wurde. Er untersuchte dazu hunderttausende(!) Marken. Sogar die Angaben im "Zumstein Schweiz Spezial" basieren teilweise auf den Ergebnissen dieser Studie - ohne allerdings die Quelle konkret zu benennen. Besonders interessant ist dabei, dass der Firma Zumstein somit die tatsächlichen Seltenheits-Verhältnisse zwar durchaus auch bekannt sind, sie diese aber in ihrer "Preis-Gestaltung" trotzdem völlig ignorieren.

In diesem konkreten Beispiel (Zst. 65B.2.02) erwähnt Zumstein 6 verschiedene Varianten, und setzt für alle einen einheitlichen Zuschlag an. Und das, obwohl ihnen offensichtlich wohlbekannt ist, dass diese 6 Varianten 4 unterschiedlichen Seltenheits-Stufen (4-7) entsprechen.

Meines Erachtens betreibt Zumstein damit Preispolitik auf tiefstem Niveau: Ist ein gewisser Bestand vorhanden, wird der Katalog-Wert möglichst hoch gehalten, um höhere Gewinne zu erzielen; ist allerdings ein (möglichst günstiger) Erwerb seltener Ausgaben erwünscht, werden auch sehr seltene Stücke über Jahre, ja gar Jahrzehnte bewusst weit unter Wert taxiert. So geschehen z.B. bei Zst. 16I und 17I/Mi. 8I und 9I.

Seit jeher galt der "Zumstein" als alleingültiger Massstab für die Bewertung der schweizer Briefmarken. Vor einigen Jahren wurde jedoch der SBK (offizieller Katalog des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes) lanciert, und in diesem spiegelten sich dann die tatsächlichen Marktpreise wider. Zumstein hatte das erste Mal nach jahrzehntelanger "Monopol-Stellung" ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen, und musste in der Folge immer öfter auch ihre (Fantasie-)Preise korrigieren, um noch einigermassen glaubwürdig zu bleiben.

Der letzte Spezialkatalog von Zumstein ist übrigens mittlerweile schon längst Geschichte, und erst gerade neulich wurde gar bekanntgegeben, dass es keine Neuauflage mehr davon geben wird.

Lieber Gruss
Andy
 
jahlert Am: 13.11.2014 14:37:43 Gelesen: 227307# 240 @  
@ ziffer-freak [#239]

Vielen Dank für Deinen Hinweis, Andy. Von der Schweizer Briefmarken-Zeitung habe ich einige Exemplare.

Als Stempelsammler weiß ich, dass man ohne Literatur hinter dem Mond lebt. Zu den Ausgaben dieser Dauerserie kenne ich keine Literatur, die über den Spezialkatalog Schweiz hinausgeht.

So muss man z.B. bei Plattenfehlern, Perfins, ET-Bewertungen oder Kehrdrucken ;-) die Experten befragen.

Mit Gruß nach Luzern
Jürgen
 
ziffer-freak Am: 14.11.2014 04:02:25 Gelesen: 227277# 241 @  
@ jahlert [#240]

Hallo Jürgen,

da muss ich dir leider (fast) recht geben! Zu dieser Ausgabe gibt es bislang lediglich eine einzige Publikation von M. Schio, die in Heftform anno 1968 vom Zumstein Verlag veröffentlicht wurde. Sie umfasst gerade mal 20 Seiten (eigentlich 19 1/2), wozu Jahre später noch ein 2-seitiger Nachtrag (eigentlich 1 1/2) erschien. Im Vergleich zu den übrigen Altschweiz-Ausgaben ist diese Ausgabe also das mit Abstand am wenigsten dokumentierte Thema.

Nebst mir, einem guten Freund und gerade mal einer Handvoll anderer Sammler beschäftigt sich auch kaum jemand richtig intensiv damit. Grosse Seltenheiten - wie Kehrdrucke, Probedrucke, etc. - landen leider allzu oft (oder sogar meist) in anonymen "Trophäen-Sammlungen", oder als Wertanlagen in irgendwelchen Banktresoren, wo sie - der Öffentlichkeit unzugänglich - teils über viele Jahrzehnte ein trauriges, verborgenes Dasein fristen.

Deshalb ist es auch mir und den anderen erwähnten Sammlern auch ein grosses Anliegen, die Forschung auf diesem Gebiet unermüdlich voranzutreiben. Es bestehen noch so viele offene Fragen, Spekulationen und gar falsche Behauptungen in vielen Bereichen, die noch geklärt, respektive korrigiert werden müssen.

Alleine bei den Plattenfehlern, von denen R. Roux in seiner Publikation bereits 830(!) beschrieben hat, lassen sich immer wieder neue entdecken, sodass wir deren Zahl mittlerweile getrost auf über 900 beziffern können.

Auch bei den Ausgabe- resp. Frühdaten (aller Papier-Varianten) besteht Bedarf an einer umfassenden Überarbeitung! Es scheint sich nämlich immer mehr abzuzeichnen, dass hier keine allgemeingültigen anwendbar sind, wie sie im Katalog kommuniziert werden, sondern dass die Einführung (bei allen Ausgaben) jeweils fliessend, je nach Bedarf erfolgte.

So bekam ich kürzlich - auf eine Anfrage nach dem eigentlichen Ausgabedatum der grünen 5er - die Antwort "01.IV.1899". Das kam mir etwas seltsam vor, da ich aus meinen (mit 100'000 Stück sehr umfangreichen) Beständen bisher nur einzelne Exemplare vom V./VI. kannte. Darauf entdeckte ich auf eBay eine Karte vom 09.IV.99, die ich natürlich sofort erwarb, weil sie folglich ein sehr frühes Datum trug, und auch mein bester Freund (mit ungefähr gleich hohem Bestand) kein früheres Datum davon besass. Nur 10 Tage später überraschte dieser mich dann allerdings mit den Fotos einer Karte, die er erwerben konnte: Sie trug das Datum 23.III.99! Ganze 9 Tage vor dem Ausgabetag? Sensationell! Es dauerte nur gerade mal 2 Tage, da konnte ich seinen Fund gleich noch einmal um ganze 2 Tage toppen - mit einer Karte, die ich ebenfalls auf eBay erworben hatte: vom 21.III.99! Diese beiden Karten widerlegen nun also definitiv das bisher offizielle Ausgabedatum vom 01.IV.99. Das Schönste daran ist, dass es sich dabei nicht um vielleicht falsche Stempel-Einstellungen handeln kann, sondern es sich dabei um vollständige Poststücke mit jeweils klaren Abschlägen von Abgangs- und Ankunftsstempeln handelt, die die Daten zweifelsfrei belegen. Was geschah also anno 1899?

Auch Antworten zu vielen anderen Kriterien (wie z.B. Perfins, Markenträger, Stempel etc.) müssen sehr oft in anderen Quellen gesucht und herausgefiltert werden.

Wir bleiben jedenfalls dran. Wir haben auch schon darüber gesprochen, später mal eine umfassende Publikation in Buchform zu erarbeiten.

Liebe Grüsse
Andy
 
jahlert Am: 14.11.2014 12:40:01 Gelesen: 227254# 242 @  
@ ziffer-freak [#241]

Hallo Andy,

es ist ein klein wenig wie mit 'Ei und Henne'; wenn es keine weiterführende Literatur gibt, dann steigt der normale Sammler nicht tiefer ein und es gibt keine weiterführenden Informationen.

Vielen Dank für den Literatur-Tipp!

Jürgen
 
ziffer-freak Am: 02.12.2014 23:04:41 Gelesen: 226590# 243 @  
Nach etwas längerer Pause möchte ich nun ein nächstes Thema der Kreuz/Wertziffern angehen: Die Abstempelungen.

Nebst den allgemein üblichen Datumsstempeln fanden auch zahlreiche andere - teils sehr attraktive - Stempelformen auf diesen Marken Verwendung. Wohl am bekanntesten dürften die Stabstempel sein z.B.:



Stempel RAPPERSWEIL in kleiner Schrift



MOSEN in grosser (normaler) Schrift



oder LICHTENSTEIG auf einer Orts-Drucksache

Dies sind meistens Postablage-Stempel kleinerer Ortschaften. Nur bei Zustellung im Orts-Rayon durfte die Marken damit direkt abgestempelt werden. Ansonsten war der Stempel neben der Marke zu anzubringen, und diese wurde dann von der nächsten grösseren Sammelstelle mit einem Datumsstempel entwertet. Aber auch Bahnpostämter grösserer Ortschaften und Städte verwendeten Stempel in dieser Form. Dort wurden die Marken dann jeweils im Bahnpost-Wagen mit dem Stempel AMBULANT der entsprechenden Zugslinie entwertet.
 
jahlert Am: 03.12.2014 10:13:25 Gelesen: 226554# 244 @  
@ ziffer-freak [#243]

Hier ist ein Fahrpost-Stempel:



Manchmal ist der 2. Abschlag hilfreich.

Hier: Nr. 138 der Gruppe 144B (nach Andres,F / Emmenegger, H. / u.a.: Großes Handbuch, 1969)

Die Marke habe ich vor ein paar Tagen von einem Ziffermuster-Sammler aus Berlin bekommen. :-)
 
ziffer-freak Am: 04.12.2014 03:10:44 Gelesen: 226503# 245 @  
@ jahlert [#244]

Hallo Jürgen,

ich beabsichtige eigentlich, hier die eher ungewöhnlichen und speziellen Stempelformen vorzustellen. Trotzdem schön, dass du dich über deine Marke freust. Noch schöner wäre natürlich ein einzelner, zentrischer Abschlag auf deiner Marke. Allerdings zählen gerade die Fahrpost-Stempel insbesondere auf den 12ern und 15ern zu den gewöhnlichen Stempeln, denn diese Werte wurden hauptsächlich zur Frankatur von Nachnahmen verwendet (12er auf Drucksachen, 15er auf Postkarten oder Ortsbriefen).

Liebe Grüsse
Andy
 
ziffer-freak Am: 09.12.2014 22:54:11 Gelesen: 226233# 246 @  
Es gibt die Stabstempel der Schweiz aber auch noch in anderer Schrift, nämlich "Elzevir":



Diese (hier zwei von DONATH und HOMBURG) stammen meist sogar noch aus vor-philatelistischer Zeit.

Auch bei ihnen (wie bei allen Stempeln ohne Datum) galten die gleichen Anwendungs-Bestimmungen, wie bei [#243] beschrieben.
 
ziffer-freak Am: 22.01.2015 22:31:14 Gelesen: 224838# 247 @  
Lange ist's mittlerweile her seit meinem letzten Beitrag in diesem Thread. Deshalb möchte ich das begonnene Thema der besonderen Abstempelungen hier wieder aufgreifen, und noch ein paar besondere Stücke aus meiner Sammlung vorstellen.

Als erstes meinen neusten Zuwachs:



Es handelt sich hier um einen Tessiner Strahlen-Stempel von CAMPO V.M. Diese sehr seltene Stempelform findet sich hauptsächlich auf den Strubelis und den Sitzenden Helvetias. Nur enorm selten kommen sie teilweise auch noch auf Kreuz/Wertziffer und Stehenden Helvetias vor. Zudem sind sie meist ziemlich verschmiert, und solch klare Abschläge gehören zu den grossen Ausnahmen.

Mit der Zeit erlagen manchmal die gebräuchlichen Stempel ihrer (jahrelangen) Belastung, und mussten zur Reparatur eingesendet werden. Für die Übergangszeit wurde dann oft ein Provisorium mithilfe eines "Bausatzes" hergestellt, das je nach Bedarf zusammengestellt werden konnte:



Solche Aushilfsstempel, wie hier von COUMOENS LA VILLE, waren oft nur während kurzer Zeit (ein paar Tagen, oder ein zwei Wochen) im Einsatz. Entsprechend selten sind sie deshalb auch zu finden - vor allem von kleineren Orten wie diesem hier.

Zu erwähnen bleibt noch, dass diese selben alten "Bausätze" noch bis in die jüngste Zeit ihre Verwendung fanden (während rund 100 Jahren)!
 
Gernesammler Am: 25.01.2015 14:38:59 Gelesen: 224736# 248 @  
Hallo Andy,

schöne Sachen die Du zeigst, gerade die Strahlenstempel wachsen ja nicht an Bäumen und auch die Aushilfsstempel sucht man meist vergebens und findet diese meist nur durch Zufall.

Hier mal eine Postkarte von Mammern nach Siegershausen, verklebt wurde hier das normale Porto zu fünf Rappen. Schön ist, dass es sich hier um die Zumstein Nr.80 und 81 handelt, denn die 3 Rappenmarke sieht man ja auch nicht so oft auf Beleg.

Gruß Rainer


 
Heinz 7 Am: 25.01.2015 16:03:28 Gelesen: 224728# 249 @  
@ Gernesammler [#248]

Hallo Rainer,

ganz so einfach ist es nicht! Mich dünkt, dass der Brief mit nur 2 Rappen frankiert auf die Reise ging. Der Postbeamte hat dann den Abgangsort notiert "Mammern" (warum? Ein Rundstempel war ja vorhanden, siehe Abstempelung der 2-Rp.-Marke) und daneben "noch 3 Cts.". Der Rundstempel "Mammern 10.VII." wurde dreimal abgeschlagen: fast zentrisch auf die Marke, dann senkrecht darunter und ferner links neben der 2 Rappen-Marke, diese wurde von diesem dritten Stempel noch knapp getroffen.

Irgendwo kamen dann die 3 Rappen Nachporto auch noch auf den Brief, sie wurden NACHTRÄGLICH links der 2 Rappen Marke aufgeklebt. Wir hätten wohl eher eine Nachporto-Marke erwartet (wenn der Empfänger das Porto nachbezahlt hätte).

Von Mammern nach Lengwil sind es weniger als 30 Kilometer. Ich rätsle noch über den Stempel, wo die 3 Rappen-Marke gestempelt wurde. Ist es wieder "Mammern"? Es scheint mir so, aber, dass dieser Stempel erst am 11.VII. angebracht wurde. Mögliche Erklärung: Der Absender konnte die fehlende Frankatur noch nachliefern, (darum auch eine normale Freimarke, keine Nachportomarke der Post). Solange wurde der Brief zurückbehalten. Am 11.7. ging es dann los, in Siegershausen, knapp neben Lengwil, gab es den Ankunftsstempel. Der Vermerk "noch 3 Cts." hätte dann allerdings nach meinem Verständnis annulliert werden sollen.

Interessant, auf jeden Fall!

Heinz
 
Gernesammler Am: 25.01.2015 16:46:19 Gelesen: 224721# 250 @  
@ Heinz 7 [#249]

Hallo Heinz,

mit dem Stempel Mammern auf der Postkarte hast Du recht, im Nachgang wurde die zweite Marke aufgeklebt und erst am 11.7. in Mammern nochmals gestempelt. Vielleicht hat ja der Adressat auch das Ganze als Drucksache angesehen und dadurch das Porto von zwei Rappen verklebt was ja dann richtig gewesen wäre. Der Postbeamte selbst hat es dann richtig gestellt und die restlichen drei Rappen eingefordert. Das die handschriftlichen 3 Cts. nicht annuliert wurden, macht den Beleg eigentlich nur interessanter.

Gruß Rainer
 
ziffer-freak Am: 29.01.2015 22:34:25 Gelesen: 224554# 251 @  
@ Gernesammler [#248]

Hallo Rainer,

gratuliere, da hast du einen ganz interessanten Beleg mit einer offensichtlich sehr eigenen Geschichte (ganz nach meinem Geschmack) ! ;-)

Die 3 Rp.-Marken finden sich allerdings zuhauf auf Belegen ab ca. 1907, meist in Kombination mit anderen Werten (meist 2 Rp.). Offensichtlich hatten viele Leute Angst, die Kreuz/Wertziffer-Marken würden bald ihre Gültigkeit verlieren, weil inzwischen die neuen "Tellknaben", "Tell Brustbilder" und "Helvetias mit Schwert" im Umlauf waren, deshalb findet man wohl oft auch regelrechte Massenfrankaturen (4er-Blocks, Streifen etc.). Meist handelt es sich hierbei aber noch um Restbestände der Zst. 59B, da die Zst. 81 erst sehr spät (1906) herausgegeben, und nur relativ wenig gebraucht wurde. Die 3 Rp. war ja lediglich ein "Ergänzungswert", und der Bedarf dafür entsprechend gering.

Gruss Andy
 
ziffer-freak Am: 29.01.2015 23:19:59 Gelesen: 224546# 252 @  
Natürlich gab es noch zahlreiche weitere besondere Stempelformen, wie z.B. die wohl den meisten bekannten Zwergstempel (ohne Jahreszahl), oder diese etwas weniger bekannte Form:



Die nach ihrer Ausbuchtung am unteren Rand benannten Sackstempel von Genf. Während ihrer Lebensdauer (seit den "Sitzenden Helvetias") wurden sie oftmals repariert, ausgewechselt und verändert, sodass aus den ursprünglich 4 Ur-Stempeln mit der Zeit 11 verschiedene Varianten entstanden.

Nicht weniger interessant, und für seine Zeit ein Novum, war die Geburt der Sonderstempel:



Schützenfeste und Turnfeste erhielten erstmals um die Jahrhundertwende eigene Stempel, genauso wie auch z.B. die 25. Jubiläumsfeier des Weltpostvereins anno 1900.
 
Heinz 7 Am: 01.02.2015 17:23:51 Gelesen: 224372# 253 @  
@ ziffer-freak [#252]

Hallo Andi,

das sind schöne Beispiele. "Schützenfest"-Stempel habe ich auch, aber, wenn ich mich recht erinnere, nur auf "Tellknabe"-Ausgaben.

Einen schönen, beliebten Schweizer Stempel auf "Ziffer"-Marken kann ich aber auch beisteuern: den "Rasierklingen-Stempel":



Dieser Nachnahme-Beleg zeigt eine Besonderheit (meines Wissens). Geschäfte konnten mit der Post vereinbaren, dass eine Nachnahme nicht sofort bezahlt werden musste (wie üblich), sondern innert einer bestimmten Frist. Die Firma "Fritz Schrötler, Buchhandlung, Zürich" hat ihren Kunden diesen Spezial-Service eingeräumt. Ob die Post dafür vom Auftraggeber eine Gebühr verlangte, weiss ich nicht. Heute würde die Post so etwas bestimmt verrechnen, aber vor 110 Jahren war diese Dienstleistung vermutlich noch gratis.

Fritz Schröter half seinen Kunden auch mit dem Hinweis: "Bei sofortiger Bezahlung des ganzen Restes ersparen Sie Nachnahmespesen von 15 Cts. für jede Nachnahme." Dieser (und andere) Hinweis(e) standen auf der Rückseite des Beleges. Für die Nachnahme verrechnete Schröter offenbar 3 Rappen "Expedition" und 12 Rappen Postgebühr (für die Post).

Es scheint sich um ein Kredit-Geschäft gehandelt zu haben; der Empfänger musste (pro Monat?) 2 Franken an einem Kredit zurückzahlen. Die Not muss gross gewesen sein, wenn man sich auf ein solches Geschäft einliess, denn 15 Rappen "Monatszins" waren ein schlechtes Geschäft für den Schuldner!

Grüsse - Heinz
 
ziffer-freak Am: 02.02.2015 01:48:25 Gelesen: 224341# 254 @  
Ein Bisschen "off topic" möchte ich euch an dieser Stelle aus aktuellem Anlass den neuesten Zuwachs meiner Sammlung vorstellen, den ich heute per Internet ergattern konnte:



Es handelt sich hierbei um das allererste Markenheftchen der Schweiz, erschienen anno 1904, mit der Zst.65B (Mi.53Y)! Zwar enthält es "nur" noch 2 der ursprünglich 4 Blätter à 6 Marken, dafür ist es sonst noch im absoluten Original-Zustand! Noch vollständige Heftchen sind quasi unmöglich zu finden! Dagegen wirkt der tiefe Katalogpreis (CHF 1'400.-) schon fast wie ein schlechter Witz, und steht in keinem realistischen Verhältnis zur Seltenheit!

Die Bilder sind aus dem Angebot übernommen, und stammen nicht von mir. Sobald es bei mir eingetroffen ist, werde ich bessere, und grössere Bilder einscannen. Trotzdem sind darauf schon mal sehr gut die wichtigsten Details erkennbar, wie z.B. die Metallklammer, die das Heftchen zusammenhielt, und der typische Verschnitt der Marken, da diese damals noch aus kompletten 100er-Bogen ausgeschnitten wurden (Erste extra für Markenheftchen angefertigte Kehrdruck-Bogen wurden erst ab 1909 hergestellt). Besonders schön ist auch das Bild, das die Deckel-Rückseite zeigte.
 
Heinz 7 Am: 02.02.2015 21:16:40 Gelesen: 224277# 255 @  
@ ziffer-freak [#254]

Hallo Andi,

einmal mehr zeigst Du uns da "ganz grosses Kino"! Respekt! Markenheftchen-Blätter (und Bogen, -Kehrdrucke, -Zusammenhängende mit Zwischensteg) sind meines Erachtens ein faszinierendes (und seltenes!) Spezialgebiet der Schweiz-Philatelie. Erst durch das Studium des Produktionsprozesses und der zugrundeliegenden Sicherheits- bzw. Rationalisierungs-Überlegungen versteht man, dass das Meiste, was zum Teil auch schon despektierlich als "Mache für die dummen Briefmarkensammler" bezeichnet wurde, durchaus betrieblich Sinn machte und postalisch 100% berechtigt/vernünftig war.

Ich habe auch eine hübsche Sammlung mit Markenheftchen (oder Teilen daraus), aber keine so alten wie Du. 1904; das ist grossartig.



Ich zeige dazu eine hübsche Postkarte von 1906, die "fast sicher" auch mit einer Marke aus einem MH-Blatt freigemacht wurde. Viele Briefmarkensammler verschmähen Briefmarken, deren Zähnung abgeschnitten ist; das mag zwar verständlich sein, aber wenn wir wissen, dass diese Marken mit grösster Wahrscheinlichkeit aus Markenheftchen stammen, sind wir vielleicht gnädiger im Urteil darüber.

Oder was meinst Du?

Das oben gezeigte ist eine Inlandpostkarte mit Zusatzfrankatur (= Aufwertung zur Ausland-Postkarte) nach Italien, mit (anonymem) Bahnstempel "AMBULANT" und Durchgangs- Stabstempel. Und für Insider: die Marke ist mit grösster Wahrscheinlichkeit aus einem Markenheftchen.

Gruss Heinz
 
ziffer-freak Am: 06.02.2015 00:24:38 Gelesen: 224108# 256 @  
@ Heinz 7 [#255]

Hallo Heinz,

dass seit 1862 die Schweizer Briefmarken gezähnt erschienen (mit wenigen späteren Ausnahmen, wie z.B. Block-Ausgaben), dürfte ja niemandem ernsthaft unbekannt sein. Anfangs kam es zwar trotzdem noch teilweise vor, dass Marken mit der Schere aus den Bogen getrennt wurden, aber die Leute gewöhnten sich eigentlich recht schnell an die neue Trennungsart. Dass dies jedoch auch noch nach 20 Jahren, oder sogar über 40 Jahren noch geschah, ist mehr als nur unwahrscheinlich. Meist entstammen somit die "verschnittenen" wohl eher dem unsorgfältigen Ausschneiden von Belegen, und sind somit tatsächlich "wertlos".

Am besten zu erkennen sind "Markenheftchen-Marken" in senkrechten Paaren, oder wie auf diesem Brief:



Hierbei handelt es sich ganz eindeutig um einen 4er-Block aus dem Markenheftchen Nr. 3. Sehr gut zu erkennen ist das hier am typischen gleichmässigen Verschnitt aller 4 Marken an den oberen und unteren Rändern der Einheit.

Natürlich verdienen solche Belegstücke unsere Be- und nicht Verachtung (Diesen Brief fischte ich übrigens vor ein paar Jahren mal bei einem renommierten Händler aus einer Wühlkiste für CHF 1.-!). Es lohnt sich immer, die Augen offen zu halten. Allein der lose 4er-Block dieser Marke (Zst.82/Mi.84) hätte schon einen KW von CHF 40.-. Der Umstand, dass er auch noch aus einem Markenheft stammt, macht ihn sogar noch zu etwas ganz besonderen. Der Händler sah aber wohl nur den Verschnitt, und stufte ihn deshalb als "wertlos" ein. So kann man sich täuschen!

Gruss Andy
 
deCoppet Am: 06.02.2015 02:16:13 Gelesen: 224098# 257 @  
@ ziffer-freak [#256]

Hello Andy,

today I received a post card in the mail, a nice special use of these stamps. I thought I might share it.

When post cards first appeared the address was to be written on one side and nothing else, so messages were written on the picture side. Later "Split Cards" allowed messages to be written on the address side in the space provided if addressed to Switzerland, France, or Italy. Other countries did not allow messages on the address side until 1907. If messages were written on the address side, postage due was collected by the receiving country. This obviously was quite confusing for travelers on holiday.

The card below shows the perfect card to the USA 1906.



This shows written message in disallowed location with postage due assessed, 1904.



Finally the card I got today. The sender wrote on the address side, and to avoid postage due paid 25 centimes for the letter rate, 1904. These are not seen very often.


 
ziffer-freak Am: 10.02.2015 01:38:00 Gelesen: 223901# 258 @  
@ deCoppet [#257]

Hi Roger,

that's really a nice trio you show us here! An other nice "Special" I'll show you now (I give the description in german, because it's easier to read for most other members!):




Diese Inland-Postkarte wurde - auf den ersten Blick - eigentlich korrekt mit 5 Rp. frankiert. Wieso wurde sie dann austaxiert?

Diese Frage beantwortete mir ein erfahrener Experte, als ich ihm die Karte vorlegte: Postkarten, auf denen irgendwelche Fremdstoffe angebracht waren (z.B. Stoffmuster etc.), waren als gewöhnliche Briefe (10 Rp.) zu frankieren. Fremdstoffe? Wo denn? Was denn?

Die Lösung ist genau so einfach wie perfid: Auf der Bildseite dieser schönen Litho-Karte wurde - zur besonderen Betonung der Winterlandschaft - der Farbe etwas Glitter beigefügt. Und genau DAS galt nach den damaligen Bestimmungen nämlich auch als "Fremdstoff"! Deshalb wurde die Karte mit den noch fehlenden 5 Rp. austaxiert. Also ein nicht gerade alltägliches Belegstück für eine sehr spezielle Vorschrift.

Gruss Andy
 

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