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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 969 Beiträge:
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Magdeburger Am: 08.12.2018 15:07:02 Gelesen: 253511# 345 @  
@ bayern klassisch [#344]

Lieber Bayern Klassisch,

die 18 Kreuzer für Frankreich dürften die 6 Decimen entsprechen - Briefpost ist leider nicht so mein Bereich.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 08.12.2018 15:28:39 Gelesen: 253505# 346 @  
@ Magdeburger [#345]

Lieber Magdeburger,

du bist nah dran - Fahrpost hin, Briefpost her.

Bayern hatte sein Franko immer im Nenner zu notieren - hier 18 Kreuzer von München bis Kehl, was auch richtig war für Briefe bis 1/2 Münchener Loth (8,75g).

Das Weiterfranko für Frankreich hatte demzufolge stets und ausnahmslos im Zähler zu stehen - hier 12 Kreuzer.

Aber das war zu wenig - Frankreich notierte 6 Decimes = 18 Kreuzer, die ihm für den Brief bis Nancy zustanden. Bayern hatte also vom Empfänger 6 Kreuzer zu wenig kassiert.

Von den zahllosen Vormarkenzeitbriefen Bayerns, die ich gesehen habe, kenne ich nur eine Handvoll, die unterfrankiert waren - das hier ist einer davon.

Postgeschichtliches Procedere: Frankreich korrigierte die bayerischer Briefkarte um eben diese 2 Decimes = 6 Kreuzer, belastete also München mit dem fehlenden Franko, das in Nancy wegen der P.P. - Stempel nicht nacherhoben werden konnte. Jetzt hätte man in München vom Absender diese 6 Kreuzer nachfordern müssen - aber das war wohl eher theoretischer Natur, weil man sicher nach 5 oder 6 Tagen nicht mehr wusste, wer einen unterfrankierten Brief verbrochen hatte. Diese dürften daher aus der "Mannschaftskasse" genommen worden sein.

Danke fürs Mitknobeln - immerhin hat sich das kein Bayern hier gewagt!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.12.2018 10:55:51 Gelesen: 253393# 347 @  
Liebe Freunde,



in Nürnberg war man am 29.10.1825 spät dran für seinen Chargébrief an Herrn Rechtsanwalt Grimmer in Ansbach. Bei Chargébriefen musste man mindestens 1/2 Stunde vor Postabgang erschienen sein und das war hier nicht der Fall, weswegen die Aufgabepost den schnuckeligen Verzögerungsstempel "Nach Abg" abschlug, so dass er wohl erst am 30.10. auf seine Reise gehen konnte.

Unter der Reco - Nr. 1 (nach einer solchen hatte ich auch lange gesucht) ging er mit schwarzem CHARGÉ - Stempel Richtung Ansbach ab und 4 Kreuzer hatte Nürnberg als zutreffendes Porto notiert.

Wann er ankam, wissen wir nicht, aber ich vermute dass Ansbach ihn mit rotem CHARGÉ - Stempel in anderer Type nachgestempelt hat, sicherheitshalber.

Die Überraschung für mich war aber, als ich den Brief öffnete und irgendeinen gerichtlichen Inhalt erwartete, was nicht der Fall war. Statt dessen stellte ich fest, dass es eine Umfaltung war, die als neue Adresse folgendes zeigt:



An den Kgl. Adv(ocaten) H(errn) Greiner durch H(errn) v(on) ??igsthal zu Ansbach Citissime

Offenbar hatte jemand den Brief von Ansbach wieder nach Ansbach verschickt, aber einen Adligen als Boten gedungen, der ihn schnellstens auszutragen hatte, ohne die Post zu involvieren. Dergleichen Praxis habe ich noch nicht gesehen und für Kommentare aller Art bin ich offen und dankbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 09.12.2018 12:02:53 Gelesen: 253381# 348 @  
@ bayern klassisch [#347]

Hallo Ralf,

wie Du Dich sicherlich erinnern kannst, sind meine philatelistischen Kenntnisse bei Weitem nicht so ausgeprägt wie bei manch anderem. Aber ggf. hilft Dir die Info weiter, dass ich "durch Hr. von Königsthal" lese, welcher laut "Netz" zu jener Zeit ebenfalls als Advokat in Nürnberg beschäftigt war. Vielleicht hatte dieser zuerst eine Fahrt nach Ansbach geplant, diese aber dann doch nicht angetreten. Ich sehe sonst nur noch eine Registernummer 702, die auf etwas "amtliches" schließen lassen könnte. Es kann sich aber auch nur um eine fehlerhafte Anschrift handeln, die man dann durch Umdrehen des Umschlagblattes korrigiert hat.

Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gesehen.

liebe Grüße Max


 
bayern klassisch Am: 15.12.2018 11:22:45 Gelesen: 252543# 349 @  
@ Max78 [#348]

Hallo Max,

vielen Dank für deine Antwort und den Scan, die ich leider eben erst sehe. Ja, so könnte es gewesen sein - in jedem Fall, da sind wir beinander, ein hoch interessantes Stück und so wohl nicht häufig zu finden.

Liebe Grüsse,
Ralph

Liebe Freunde,

wenn ein Brief in Bayern geschrieben, aber an einem anderen Ort, als dem, wo er geschrieben wurde, aufgegeben wurde und dieser Zielort (deutlich) näher lag, als der Ort seines Schreibens, hatte meist einer die Finger drin, der diese Ersparnis bewirkte, ein "Gütiger", oder ein Forwarder, der einem Absender auch Geld sparte.





Hier haben wir aber den seltenen Fall eines Absenders aus Bamberg, der einen Brief über 1/2 bis 1 Loth (also die 2. Gewichtsstufe) an jemanden in Marzoll bei Reichenhall verschickte, aber ihn nicht in Bamberg zur Post gab, sondern erst im Rahmen seiner Reise nach München und wenn wir uns die Entfernungen ansehen, wird der Grund auch sonnenklar:

Bamberg - Reichenhall 282 km = 7. Entfernungsstufe, aber München - Reichenhall 107 km = 3. Entfernungsstufe. Da der Brief darüber hinaus noch schwer war, kostete er von München aus nur 6 + 3 = 9 Kreuzer, die der Absender siegelseitig bezahlt hatte und nicht wie von Bamberg aus 14 + 7 = 21 Kreuzer. Eine Ersparnis von 12 Kreuzern war eine Menge Geld, wenn man nicht gerade mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war und das war hier sicher nicht der Fall.

Da machte es auch nichts aus, dass man den Brief in Bamberg am 21.11.1839 geschrieben, aber erst 2 Tage später in München aufgegeben hatte - 12 Kreuzer waren halt 12 Kreuzer und das waren 2 volle Mahlzeiten mit Getränken.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.12.2018 12:14:02 Gelesen: 252239# 350 @  
Liebe Freunde,

es hat ein bisserl gedauert und ich habe mehr für ihn bezahlt, als er wohl wert ist, aber jetzt ist alles gut, denn ich wollte so einen immer schon haben.

3 Kreuzer aus Aschaffenburg von der Firma Franz Dessauer an die Gebrüder Bethmann in Frankfurt am Main. Franz Dessauer war mosaischen Glaubens, wie auch die Gebrüder Bethmann. Was genau er machte, weiß ich nicht, aber er war wohl spanischer und portugiesischer Konsul in Aschaffenburg und das ist ja nicht eben wenig.

https://www.geni.com/people/Franz-Johann-Dessauer/6000000023726856041

https://de.wikipedia.org/wiki/Bethmann_Bank

Wichtig war mit das Datum - der 7.5.1851, denn erst ab dem 1.5.1851 trat die freie Reichsstadt Frankfurt am Main dem DÖPV bei (unter der Ägide derer zu Thurn und Taxis), so dass es vor dem 1.5.1851 keine Markenfrankaturen gab, die gültig waren. Sicher ist das heute einer der ersten Briefe, die sich erhalten haben, denn Mai - 1851 - Briefe von Bayern nach Frankfurt am Main, oder in taxische Land überhaupt, sind handverlesen. Das wusste aber wohl auch die gut informierte Gegenbieterseite, aber ich wusste es halt noch ein bisserl länger.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.12.2018 12:20:23 Gelesen: 252237# 351 @  
Liebe Freunde,

nicht alle Ulmer Firmen habe ihr Briefe über die Donaubrücke geschmuggelt, um vom vergünstigten, bayerischen Inlandsfranko bzw. Inlandsporto zu profitieren.



Hier als Beweis ein simpler Portobrief der Firma Heinrich Berger vom 23.2.1857 an den Geigenbauer Baader & Cie in Mittenwald, der immerhin 12 Kreuzer Porto kostete. Bei einer Aufgabe in Neu-Ulm wäre er 3 Kreuzer günstiger geblieben.



Im Inneren des Briefes machte sich aber Herr Berger anheischig, zukünftig nur noch franko gegen franko zu korrespondieren - ich nehme daher an, dass der Hinbrief von Baader nach Ulm auch porto gelaufen war und man sich in Ulm nur ein wenig "rächen" wollte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.12.2018 12:46:17 Gelesen: 252234# 352 @  
Liebe Freunde,

groß war die Freude beim Anblick dieses Briefchens, welches am 1.5.1852 in Eichstätt vom dortigen Appellationsgericht an den kgl. Advocaten Thiem in Pleinfeld abging und das als portopflichtige Partei - Sache mit 6 Kreuzer Porto taxiert worden war. Unten lesen wir: "Ins(inuirt) der Post am ersten May 1852. Schwemmer."



Offenbar ließ sich der gute Advocat Thiem seine Post für 1 Kreuzer je Stück ins Haus bringen, sonst wäre keine Rötel für den Botenlohn ersichtlich. Insinuationen mit Botenlohnvermerken sind m. E. sehr selten und zum Preis eines Pizza-Dollars habe ich da wohl keinen Fehler begangen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 20.12.2018 13:15:25 Gelesen: 252226# 353 @  
Liebe Freunde,

in Chemnitz (Sachsen) am 17.2.1826 geschrieben, gelangte der Brief zur Firma Leonhard Kalb, Forwarder aus Nürnberg, wo die Postaufgabe erfolgte. Kalb zahlte 12 Kreuzer siegelseitig bis zur bayerisch - österreichischen Grenze. Ab da für 6 Crazie (ca. 14 Kreuzer rheinisch) pauschal zwischen Österreich und der Toskana für einfache Briefe verrechnet.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.12.2018 10:36:10 Gelesen: 252196# 354 @  
Liebe Freunde,

heute kann ich einen Brief der Stuttgarter Firma Adolph Epting an J. J. Wellhöfer in Leutershausen zeigen, der am 22.9.1858 geschrieben wurde.



Zur Postaufgabe gelangte er am 25.9.1858, also erst 3 Tage später - jedoch in Nördlingen, nahe an der württembergischen Grenze. Ab da kostete er nur ein Franko von 3 Kreuzern innerbayerisch bis 12 Meilen (hier: 50 km), wohingegen er bei einer ordentlichen Postaufgabe in Stuttgart als Postvereinsbrief über 107 km = 10 bis 20 Meilen immerhin 6 Kreuzer gekostet hätte.

Unser sparsamer Schwabe hat also 3 Kreuzer auf die Schnelle sparen können - leider ging Württemberg leer aus, musste aber dafür auch nichts tun, während Bayern etwas tun musste für den Brief, aber wenigstens noch etwas Geld für ihn sah. Am Folgetag wurde er zugestellt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.01.2019 13:30:13 Gelesen: 251440# 355 @  
Liebe Freunde,

Briefe mit Briefen habe ich ja schon mehrfach hier das Glück gehabt, vorstellen zu dürfen und diesmal ist mir gar ein Doppelfang geglückt, der es "in sich" hat.

Leider sind beide Briefe nicht datiert, aber das tut meiner Freunde über ihren Besitz keinen Abbruch.



Der 1. aus Fürth vom 22.7.186? zeigt einen Brief über 1 - 2 Loth (trotz Damenformat!) mit folgender Anschrift:

"Herrn Moritz Bauer mit Briefen des Herrn Heinrich Bauer in Augsburg". Zur Verwendung kamen 2 Marken der Nr. 4II Platte 3, so dass 1860-1862 höchst wahrscheinlich als Aufgabedatum dienen.

Einen Inhalt, wie die allermeisten Kuverts, hat dieses hier auch nicht - sieht man von der Innenseite der Kuvertklappe ab, in der die Absenderin sich verewigte:

"Guten Nachmittag mein theurer Schatz
Mit Bedauert sehr, daß ich dem Enveloppe für Theresen Brief
Einlagen kann, ich ersuche Dich meinem Liebsten es zu tun."

Ich denke, hier hat die Schreiberin ein Wort vergessen ...



Der 2. aus Fürth vom 11.1.186? (wohl 1863-1865) zeigt die gleiche Adresse und weist wieder Text auf der Klappe des Damenkuverts auf:

"Lasse dir den Moca gut schmecken ..." der Rest geht bei mir unter und am Ende steht noch etwas auf Französisch. Wer hier besser lesen kann, als ich, darf es gerne tun.

Jetzt waren nur 2 Stück der 3 Kr. Marke verwendet worden, daher war der Brief wohl noch einfach über 12 Meilen.

Als Freund von A3 - Seiten kann ich mir jetzt schon ausmalen, wie diese Seite aussehen wird, auch wenn die Qualität der beiden Damenkuverts sicher nicht die Beste ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 05.01.2019 14:49:32 Gelesen: 251429# 356 @  
@ bayern klassisch [#355]

Hallo Ralph,

ich lese den französischen Text folgendermassen:

Je vous aime de tous les (cj)ours, tous les jour vingtquatre heures. Wobei "tous les jours" 2x geschrieben steht. Evtl. wegen dem kleinen Schreibfehler.

Ich denke mal, dass Du dafür keine Übersetzung brauchst.

Liebe Grüsse
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 05.01.2019 14:57:38 Gelesen: 251425# 357 @  
@ SH-Sammler [#356]

Hallo Hanspeter,

danke für die Übersetzung - nein, dafür brauche ich keine Übersetzung. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 05.01.2019 16:13:23 Gelesen: 251418# 358 @  
@ SH-Sammler [#356]
@ bayern klassisch [#357]

Hallo ihr beiden,

es lesen auch noch andere und es wird ihnen vielleicht ergehen wie mir: Ich kann es nicht ohne Hilfe übersetzen.

Es wäre sehr freundlich, wenn dies noch geschehen würde.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
SH-Sammler Am: 05.01.2019 17:09:16 Gelesen: 251409# 359 @  
@ Magdeburger [#358]

Hallo Ulf,

hier in deutsch:

Ich liebe Dich die ganzen Tage, (die ganzen Tage) 24 Stunden

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 08.01.2019 15:46:27 Gelesen: 251197# 360 @  
Lieber Hanspeter,

diesen Text darfst du deiner Liebsten auch ungekürzt übermitteln - ich hoffe, sie freut sich über diese innige Liebeserklärung. :-)

Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus dem lieblichen Wunsiedel vom 25.10.1855 nach Waldsassen, wo er in Ermangelung eines lesbaren Ankunftsstempels sicher nicht viel später eingetroffen sein dürfte. Die P(artei) - S(ache) war mit 12 Kreuzern Porto belastet auf die Reise gegangen.



Mit der Ergänzungsverfügung vom 26.5.1850 kosteten Portobriefe bis 12 Meilen (hier: 22 km = 3 Meilen) bis 1 Loth 6 Kreuzer und über 1 bis 4 Loth 12 Kreuzer.

Der Grund für das höhere Gewicht wurde auch genannt: "Mit 1 Beilage". Dem Brief selbst war als ein sog. "Unterbund", also etwas mit Bindfaden untergebunden worden, was nicht in ihn passte, ohne seine Transportfähigkeit zu gefährden.

Der Kaufgrund war aber das, was neben dem Beilagenvermerk notiert wurde: "Eingetragen".

Nun wird man sich fragen, warum, wer auch immer, eine "Beilage" irgendwo eintragen sollte, schließlich gab es doch den Brief. Aber so einfach war das nicht, denn der Briefpostgegenstand, der hier zur Auflieferung kam, bestand aus a) dem Brief selbst und b) seiner Beilage (heute würden wir Anlage dazu sagen).

Dazu ist zu bemerken, dass die Post ihren Versendungsauftrag nur dann pflichtgemäß durchgeführt hatte, wenn a) Brief und b) Beilage zusammen dem Empfänger ausgehändigt werden konnten. Der Absender hier war das Landgericht Wunsiedel, der Empfänger das Landgericht Waldsassen - und in gerichtlichen Angelegenheiten waren Beilagen eben sehr wichtig, oft wichtiger, als der Brief selbst, der oftmals nur als Begleitdokument fungierte und jeden Tag neu hätte verschickt werden können. Das "Unikat" aber war i. d. R. die Anlage, auf die es ankam.

Große Probleme bereiteten allen Beteiligten, also Absender, Empfänger und der Post selbst die Fälle, in denen zwar der Brief selbst, nicht aber die Anlage zugestellt werden konnte, weil aus der Anlage allein, so sie überhaupt offen, zugänglich und lesbar war, kaum abgeleitet werden konnte, unter welchem Rubrum sie geführt wurde und wer ein Anrecht auf den Erhalt derselben ableiten konnte.

Dadurch, dass man "Eingetragen" notierte, bestätigte man im Postbuch des Landgerichts Wunsiedel, genau diesen Brief unter der laufenden Geschäftsnummer 323 MIT einer Anlage verschickt zu haben und war als Absenderbehörde fein raus.

War z. B. ein recommandirter Brief mit einer solchen Anlage versehen und ging dieselbe auf dem Transportweg zum Empfänger verloren, war auch dies allein schon ein Reklamationsgrund und es konnte ein Laufzettel nur für diese Anlage kostenlos abgefertigt werden! Viele Sammler wissen davon nichts und wundern sich, warum man damals doch so viel Wert auf diesen Terminus legte, der uns Philatelisten doch gar nichts sagt, weil die damaligen Anlagen heute natürlich alle vom Brief selbst getrennt sind und nicht mehr eruiert werden können. Aber damals waren sie äußerst wichtig und jede Besonderheit mit einem Brief mit Anlage ist schon eine Besonderheit in sich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.01.2019 19:44:14 Gelesen: 251086# 361 @  
Liebe Freunde,

wer findet die Besonderheit? Nürnberg, 10.11.1875, nach Ellingen in Bayern für 3 Kreuzer Porto.

Bin gespannt, wer ihn mir erklären kann - jeder Tipp oder Hinweis wird besprochen, garantiert.





Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.01.2019 16:13:57 Gelesen: 250694# 362 @  
Liebe Freunde,

heute ein 3 Kreuzer Brief von Ering vom 10.1.1866 nach Landshut an den berühmten Advokaten Dr. Götz. Das Landgericht Erding hatte ihn siegelseitig mit Insinuationsvermerk versehen.





Interessant ist die rechte Schnittlinie der Marke - so noch selten gesehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 14.01.2019 18:29:12 Gelesen: 250665# 363 @  
@ bayern klassisch [#361]

Von einem Armenpflegschaftrath an einen anderen, wo es um den Ersatz von Kur und Verpflegungskosten für Johann Kreiner von Ellingen ging. Sehr schön!

Als Dienstbrief gab es kein Portozuschlag, also 3 Kreuzer richtig.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 14.01.2019 19:42:33 Gelesen: 250656# 364 @  
@ Magdeburger [#363]

Lieber Magdeburger,

hier spricht der Kenner - natürlich alles richtig.

Die Besonderheit in der Besonderheit: In Bayern hat man diese portopflichtigen Partei - Sachen bzw. Armen - Sachen i. d. R. falsch taxiert, also MIT Portozuschlag, statt ohne, wie es die Vorschrift war.

Wenn du also 100 dieser Dienstbriefe siehst, haben sicher 95 falschte (weil zu hohe) Taxen und nur wenige sind korrekt taxiert. Aber das korrekt taxierte Stück kann man nur am 3 Kreuzern Porto feststellen, weil aus 3 Kreuzer Franko 7 Kreuzer Porto und aus 7 Kreuzern Franko dann 11 Kreuzer Porto wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.01.2019 16:20:20 Gelesen: 250422# 365 @  
Liebe Freunde,

einen netten Dienstbrief aus dem pfälzischen Landau vom 9.9.1862 nach Weißenburg (Wissembourg) im Elsaß darf ich zeigen, der mit dem Landauer B.S.P. - Stempel für Bavière Service Public korrekt aufgegeben wurde und der so auch in beiden Ländern portofrei belassen wurde.



Einen Ankunftsstempel gibt es von Wissembourg nicht, weil Briefe dorthin (i. d. R. aus der Pfalz) nur den Vertragsstempel "BAVIÈRE - WISSEMBOURG" erhielten und sonst nichts (was wir auch von Strasbourg kennen, wo das genau so gehandhabt wurde).

Dass er für die paar Kilometer einen Tag bis Wissembourg brauchte, dürfte daran gelegen haben, dass er am 9.9. erst nach Postabgang auf seine Reise ging (Luftlinie nur 23 km).

Eigentlich sollten die B.S.P. - Stempel in roter Farbe abgeschlagen werden, aber sie finden sich auch in Orange und, wie hier, Violett wieder (was aber auch seinen Reiz hat).

Von Bayern sind ca. 180 Briefe mit B.S.P. - Stempeln nach Frankreich (und 2 über Frankreich!) bekannt. Umgekehrte Dienstbriefe von Frankreich nach Bayern mit Stempel F.S.P. für "FRANCE SERVICE PUBLIC" habe ich in meinem ganzen Leben nur 3 gesehen - den letzten vor ca. 20 Jahren - Massenware ist anders.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 08:47:49 Gelesen: 249719# 366 @  
Liebe Freunde,

eigentich brauche ich den nicht, aber er hat mich halt doch sehr angesprochen, zumal in Mühldorf die meisten Briefe mit vorausentwerteten Marken in ganz Bayern zu finden sein dürften - da ist es mal eine angenehme Abwechslung, mal einen übergehenden Stempel auf feinem Brief sein Eigen nennen zu können.



Vermutlich lag es daran, dass die Absenderbehörde eigene Marken vorrätig hatte und nicht auf die gestempelte Ware des Expeditors schielen musste.

Und schöne Briefe mit dieser schwierigen Marke als Teilvordruck muss man auch erst einmal finden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 08:59:48 Gelesen: 249715# 367 @  
Liebe Freunde,



am 1.1.1843 trat in Bayern ein neues Regulativ in Kraft, das die eher komplizierten Tarifstrukturen des Alten vom 1.12.1810 modifizierte. Aber entweder war das am 1.1.1843 noch nicht jedem bekannt, oder die Gebühren waren immer noch zu konsumentenunfreundlich, wie dem auch sei, in Nürnberg am 1.1.1843 (geschrieben noch 1842, weil man sich noch nicht am Neujahrstag an das Neue Jahr gewöhnt hatte!) wollte die Firma G. A. Schleicher keinen Frankobrief nach Tittmoning aufgeben, weil ihr das zu teuer war. Das waren nämlich satte 199 km und damit lagen wir in der neuen Zone von über 24 - 30 Meilen, wofür 10 Kreuzer hätten berappt werden müssen.

Das musste günstiger gehen und es ging auch - elegant wurde der Brief bis 1/2 Loth nach München (wie?) transportiert, ohne die teure Post einzuschalten und erst dann aufgegeben, wobei es selten ist, dass dergleichen Briefe frankiert wurden, gab es doch keinen Unterschied hinsichtlich franko und porto. Man zahlte also 4 Kreuzer (hinten kaum lesbar vermerkt) für jetzt nur noch 6 - 12 Meilen und sparte sich daher satte 6 Kreuzer.

Im Adressbuch der Stadt Nürnberg für 1842 findet sich just jeder G. A. Schleicher:

https://books.google.de/books?id=WLNAAAAAcAAJ&pg=PA115&lpg=PA115&dq=firma+g.+a.+schleicher,+n%C3%BCrnberg&source=bl&ots=7cgdfEdBCE&sig=ACfU3U2CWmgRiH_vqRSH8PBpXW6cLoZG2g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiA-e-Yvo3gAhWFLVAKHRPzD6IQ6AEwCHoECBEQAQ#v=onepage&q=firma%20g.%20a.%20schleicher%2C%20n%C3%BCrnberg&f=false

Ob er a la longue damit finanziell reüssierte, wissen wir nicht und auch die erhebliche Verzögerung von mindestens 2 Wochen, bis der Brief in Tittmoning war, hat man wohl nolens volens hingenommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:08:56 Gelesen: 249713# 368 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen gewöhnlichen Portobrief aus München vom 18.11.1859 an den Stadtmagistrat in Freystadt bei Neumarkt in der Oberpfalz. Die Aufgabepost hatte ihn angenommen, obwohl Briefe von Privaten unfrei nicht an bayerische Behörden anzunehmen waren und eigentlich hätten frankiert werden müssen.



Immerhin notierte man 9 Kreuzer Porto und da es keine Retoure gab, hat man diese wohl zähneknirschend in Freystadt auch bezahlt (einen Tag später).

Aber war der Absender tatsächlich ein Privater? Nein - nur hat man den Brief mit einem heute fragmentarischen Dienstsiegel verschlossen, aber sonst alle Pflichtaufgaben einer Absenderbehörde vergessen, so dass die Aufgabepost ihn wie einen Brief eines Privaten ohne Portofreiheitsprivileg behandelt und das ist wahrlich nicht häufig!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2019 09:18:25 Gelesen: 249712# 369 @  
Liebe Freunde,

harmlos von vorne, harmlos von hinten und doch wahrlich nicht alltäglich!



In Monheim sandte man am 2.9.1847 einen Portobrief "Dem Magistrat der Königlichen Stadt Oellingen". Die Aufgabepost taxierte ihn korrekt mit 3 Kreuzern, wobei dies schon inkludiert, dass man den Zielort, den es weltweit gar nicht gab und gibt, gekannt hatte, weil man sonst nicht auf eine Entfernung von bis zu 6 Meilen gekommen wäre, für die allein 3 Kreuzer zu taxieren gewesen wäre.

Siegelseitig sehen wir den Stempel von Donauwörth vom Folgetag und dann erst wieder 2 Abschläge von OETTINGEN vom 7.9., was auf eine vorübergehende Nichtauffindung eines Ortes wie Oellingen schließen lässt. Monheim ist von Oettingen nur 26 km Straße (!) entfernt und ein regulärer Brief wäre nur einen Tag nach dorthin unterwegs gewesen, bei morgendlichem Postabgang wäre er sogar noch am selben Tag zugestellt worden.

Aber irgendein Schlauer vermerkte unter Oellingen "Oettingen" und hatte natürlich Recht. Derart erleichtert unterstrich man die 3 mit Rötel und war froh, diesen schludrig adressierten Brief endlich losgeworden zu sein, auch wenn es ein paar Tage länger gedauert hatte, bis man sein Geld bekam. Auch hier nahm die Empfängerbehörde den Portobrief an, was eigentlich gegen die Vorschrift war, da dergleichen Briefe an bayerische Behörden zu frankieren waren, aber es gab halt auch Briefe, bei denen nichts klappte - schön für mich/uns.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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