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Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
Das Thema hat 960 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 20.09.2017 15:25:17 Gelesen: 306362# 186 @  
Liebe Freunde,



nichts Berühmtes, aber doch ganz nett und lustig anzusehen: R.S. des Landgerichts Weiden mit Fingerhutstempel vom 3.11.1847 an das Landgericht in Nürnberg. Dort am Folgetag zuerst vorderseitig gestempelt, ehe man seinen Fauxpas bemerkte und siegelseitig nachstempelte, wie es die Vorschrift war. Um zu vermeiden, dass man Nürnberg als erneute Postaufgabe ansah, musste man mit seiner typische blau-wässrigen Tinte annullieren. Zum Preis einer Pizza konnte ich den nicht liegen lassen, auch wenn die Pizza hier etwas größer war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2017 11:21:46 Gelesen: 304914# 187 @  
Liebe Freunde,

ein Brief des k. Oberstaatsanwalts bei dem k. Appellationsgerichte von Schwabn und Neuburg in Neuburg an der Donau lief an die K. Regierung von Mittelfranken Kammer des Inneren nach Augsburg. am 9.5.1855.



Da wundert sich der Laie und knobelt der Fachmann, wieso eine Behörde für Mittelfranken im schwäbischen Augsburg residieren soll.

Tatsächlich kam der Brief am Folgetag am Bahnhof Augsburg (Siegelseite) an, wurde auch in die Stadt zum Filialpostamt (das mit dem Zweikreisstempel) weiter geleitet, dort jedoch der offensichtliche Anschriftenfehler bemerkt, Augsburg gestrichen und Ansbach vermerkt, wo man tatsächlich für mittelfränkische Belange örtliche zuständig war. Als Zeichen der erneuten Postaufgabe (wer hatte ihn denn entgegen genommen?) stempelte die Stadt jetzt Aufgabe und leitete ihn am selben Tag weiter, wo er scheinbar noch am selben Tag ankam!

Unten links lesen wir den Insinuationsvermerk der Absenderbehörde: Ins. d. neunten Mai 1855.

Der Brief passt hier in 4 Sammlungen (Besonderheiten bei Dienstbriefen, Insinuationen, weitergeleitete Briefe und Contraventionen beim Absender) und ich knoble noch, wohin er final wandern wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2017 11:34:09 Gelesen: 304912# 188 @  
Liebe Freunde,

eine J.P.S. = Justiz - Partei - Sache war immer kostenpflichtig, die vom Landgericht Werneck an den Notar Förster in Schweinfurt vom 8.8.1865 auch.



Der 1.8.1865 stellte ja eine Zäsur in der bayer. Postgeschichte dar, denn erstmals (!) wurde das ganze Land rechts und links des Rheins als ein Postgebiet angesehen, was zuvor nicht der Fall war, indem man unabhängig von Auf- und Abgabepost jeden einfachen Brief mit einem Franko von 3 Kreuzer festsetzte (6 Kr. Porto) und alle Briefe über 1 bis 15 Loth mit nur noch 6 Kr. Franko (12 Kr. Porto) tarifierte.

Das zeigt sich hier sehr gut am 8. Tag dieses neuen Regulativs, mit dem ja praktisch alle Briefe günstiger wurden, teils ganz erheblich sogar.

9 Tage vor diesem Datum im Regulativzeitraum 1.7.1858 bis 31.7.1865 hätte ein Brief nach der Entfernung (bis 12 und über 12 Meilen, bzw. der Pfalz) und je Loth abgerechnet werden müssen, was schon nicht immer so einfach war.
Von Werneck bis Schweinfurt waren es nur 12 Kilometer, so dass ein einfacher Portobrief 6 Kr. gekostet hätte. Mit jedem Loth mehr hätte sich dieses Porto verdoppelt bis hin zu 16 Loth, so dass wir im Extremfall auch Briefe mit 16 x 6 = 96 Kreuzern gehabt haben dürften (noch nie gesehen).

Dieser hier war sehr schwer, blieb jedoch mit 12 Kr. weit unter dem, was kurz zuvor noch möglich gewesen wäre.

Warum der Brief einzeln nach Waigoldshausen (9.8.) geschickt wurde, weiß ich aber auch nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.10.2017 18:31:57 Gelesen: 304866# 189 @  
@ bayern klassisch



Ein Brief des k. Oberstaatsanwalts bei dem k. Appellationsgerichte von Schwaben und Neuburg in Neuburg an der Donau lief an die K. Regierung von Mittelfranken Kammer des Inneresn nach Augsburg. am 9.5.1855.

Da wundert sich der Laie und knobelt der Fachmann, wieso eine Behörde für Mittelfranken im schwäbischen Augsburg residieren soll.

Tatsächlich kam der Brief am Folgetag am Bahnhof Augsburg (Siegelseite) an, wurde auch in die Stadt zum Filialpostamt (das mit dem Zweikreisstempel) weiter geleitet, dort jedoch der offensichtliche Anschriftenfehler bemerkt, Augsburg gestrichen und Ansbach vermerkt, wo man tatsächlich für mittelfränkische Belange örtliche zuständig war. Als Zeichen der erneuten Postaufgabe (wer hatte ihn denn entgegen genommen?) stempelte die Stadt jetzt Aufgabe und leitete ihn am selben Tag weiter, wo er scheinbar noch am selben Tag ankam!

Unten links lesen wir den Insinuationsvermerk der Absenderbehörde: Ins. d. neunten Mai 1855.

Der Brief passt hier in 4 Sammlungen (Besonderheiten bei Dienstbriefen, Insinuationen, weitergeleitete Briefe und Contraventionen beim Absender) und ich knoble noch, wohin er final wandern wird.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 16:30:55 Gelesen: 304561# 190 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Dienstbrief des Stadtmagistrats Dinkelsbühl vom 23.12.1836 an den Stadtmagistrat Wassertrüdingen. Die Absenderbehörde notierte R.S. Nr. 540 für einen portofreie Regierungs - Sache. Da muss aber jemand der Sache einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, denn R.S. wurde gestrichen, "Partheisache" notiert und der Brief mit 4 Kr. Porto belastet.



Nach einer Verwaltungsvorschrift sollte die linke obere Ecke des Inhalts die Adresse nachspielen, was sie auch tat - nur stand dort noch "frei", was bedeutete, dass man den Brief frankiert nach Dinkelsbühl geschickt hatte (auch als Partei - Sache, steht zu vermuten) und Dinkelsbühl aber falsch das Schreiben retournierte.

Man sieht, dass sich auch bayerische Behörden nicht immer ganz im klaren waren, was wie zu verschicken war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 16:42:14 Gelesen: 304557# 191 @  
Liebe Freunde,



von Landshut nach Asbach, k. Landgericht Arnstorf Gemeinde Ruhstorf Nächst Waisbach steht als Anschrift eines einfachen Briefes vom 24.9.1874, an N. Stahlhöfer, Bäurin von Asbach.

So präzise die Anschrift prima vista auch gewesen sein mag, die Post hatte etwas an ihr auszusetzen und strich die letzte Zeile, um sie durch eine neue oben zu ersetzen: Gehört nach Arnstorf. Post.

Siegelseitig sehe ich nur einen für mich schwer interpretierbaren Halbreisstempel, sonst nichts. Kann ihn wer lesen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 18.10.2017 19:44:22 Gelesen: 304534# 192 @  
@ bayern klassisch [#191]

Hallo Ralph,

schwer zu sagen. B oder R, A, N oder L, D, .. D O R F.

Lg, harald
 
Gernesammler Am: 18.10.2017 19:56:07 Gelesen: 304529# 193 @  
@ bayern klassisch [#191]

Hallo Ralph,

ich habe versucht etwas heraus zu bekommen, aber aus diesem leider sehr schlecht abgeschlagenen Stempel ist das sehr schwer. Der einzige Ort, der zu der Buchstabensuppe und Niederbayern passt, wäre Patersdorf, aber dieser Ort liegt ca. 90 km von Landshut und 70 km von Arnstorf.

Vielleicht hat ja noch jemand anders eine Idee.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 18.10.2017 20:11:04 Gelesen: 304525# 194 @  
Liebe Freunde,

vielen Dank für eure Hilfe - dann bekommen wir halt nicht heraus, wie er lief, das bringt mich auch nicht um.

Schön, dass ihr mir geholfen habt, so macht Forum Spaß.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 21.10.2017 12:24:51 Gelesen: 304343# 195 @  
Liebe Freunde,

frühe Expressbriefe, also noch mit Quadratmarken, sind nicht häufig. Heute kann ich einen vorstellen aus einer Korrespondenz, die mir schon einen mit einer 4I zugetragen hat - jetzt mit einer blauen, was das Sammlerherz sehr erfreut, denn das wird sicher eine Bombenseite werden! Aber der Reihe nach.



Aufgegeben in Regensburg am 18.3.1853 lautete seine Anschrift wie folgt: Seiner Wohlgeboren Herrn Simon Mögginger, k. bay. Landgerichts Assessor u. Gutsbesitzer in Brun bei Fischbach, k. Ldg. Nittenau - Marke durch eigenen Boten frei".

Von Regensburg nach Nittenau (Brunn gehörte zur Postexpedition Nittenau) waren es weniger als 12 Meilen, der Brief wog unter 1 Loth, daher waren 3 Kr. korrekt.

Ein Expressbrief musste nicht eingeschrieben sein, wie manche meinen, das war erst später Vorschrift. Jedoch war jeder Expressbrief mit einem Rückschein (einer Retour - Recepisse) zu versehen, auf der der Empfänger den Erhalt des Expressbriefes zu bescheinigen hatte. Dieser lag auch die Expressgebühr bei, da der dortige Bote von Nittenau im voraus bezahlt sein wollte. Diesen Betrag kannte der Absender offenbar, weil man sich öfters schrieb. Der Rückschein ist natürlich heute nicht mehr vorhanden, aber die beiden Siegelteile, mit denen der Bindfaden, der ihn einst umschlungen hatte, sind heute noch bei geöffnetem Brief gut zu erkennen (wie auch aus dem Attest vom Stegmüller Franz hervor geht).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.10.2017 17:35:04 Gelesen: 303547# 196 @  
Liebe Freunde,

ein Brief, wie man ihn weiß Gott nicht gerade jeden Tag findet - und das in so mancher Beziehung. Er war ab 1832 beim bayerischen König Otto von Griechenland zum britischen Gesandten in Athen bestellt worden.



Geschrieben am 16.8.1845 in Athen von Edmund Lyons [1], dem späteren Befehlshaber der britischen Schwarzmeerflotte im Krimkrieg.

Gerichtet war er an seine Frau Gemahling, Lady Augusta Louisa (1792–1852) Lyons, die dunnemals in Mergentheim in Württemberg weilte.

Der Brief wurde sicher mit der Diplomatenpost Bayerns nach München verbracht und dort mit dem Vermerk "Poste restante" als gewöhnlicher Portobrief aufgegeben.

Bayern taxierte 12 Kr. bis zur Grenze und Württemberg (Taxis) notierte sein Inlandsporto von 6 Kr. auf das Gesamtporto von 18 Kr.. Unterhalb der Summe von 18 Kr. lese ich 1 Kr. als Bestellgeld, was nicht richtig sein konnte, denn ein poste restante gestellter Brief sollte ja eben gerade nicht zugestellt werden, so dass keine Botengebühr hätte anfallen sollen.

Ein besonderer Brief, für den es auch einen besonderen Preis zu zahlen galt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Lyons,_1._Baron_Lyons
 
bayern klassisch Am: 31.10.2017 10:07:21 Gelesen: 303482# 197 @  
Liebe Freunde,

ein Stück, wie man es auch nicht jeden Tag sieht, sei hier vorgestellt:



Am 21.7.1869 als Bamberger Ortsbrief treffend mit 1 Kreuzer grün frankiert, war der Empfänger der Freiherr von Pölnitz wohl nicht mehr zugegen gewesen.

3 Tage später sandte man ihm den Brief, nun frankiert mit einer 3 Kreuzer rot und geänderter Adresse, nach Aschbach bei Burgwinheim (richtig: Burgwindheim) nach. Bei der Aufgabe in Bamberg war die Entwertung der 3 Kr. Marke jedoch vergessen worden, so dass dies in Burgwindheim vom dortigen Postexpeditor nachgeholt wurde.

Sind schon Nachsendefrankaturen selten, kenne ich keine weitere mit vergessener Abstempelung der Nachsendemarke. Die unterschiedlichen Gebühren (Orts-, dann Fernbrief) und Stempeltypen tragen ein weiteres dazu bei.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.11.2017 13:47:29 Gelesen: 302805# 198 @  
Liebe Freunde,

Ortsbrief, oder nicht Ortsbrief, das ist hier (ein von zweimal) die Frage.



Als ich ihn unlängst kaufte, sah es nach einem gewöhnlichen Ortsbrief von Passau nach Passau aus, der mit einer Nr. 22 korrekt frankiert worden war (von J. S. Bauer). Das Datum war der 25.9.187?

Als ich ihn öffnete / wendete, stellte es sich heraus, dass er nach Eingang beim Bezirksamt Passau am 2.10.187? an die Gendamerie Station Hutturm (falsch geschrieben: Hutturn) bei Passau (ca. 12 km entfernt, also kein Ortsdienstbrief mehr, sondern ein Lokalbrief, siehe Ankunftsstempel Einkreis von 2.10.187?) als portofreie Regierungs - Sache weitergeleitet wurde.

So häufig hatte ich das jetzt noch nicht vorliegen und zum Preis einer Pizza.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.11.2017 14:05:54 Gelesen: 302801# 199 @  
Liebe Freunde,

nach Jahren ist mir wieder so ein Rosinchen ins Netz gegangen und das bei einer öffentlichen Auktion - allerhand!



Nürnberg 20.3.1827 an das Kreis- und Stadtgericht in Ansbach als K.D.S. = Königliche Dienst Sache betitelt, doch dann mit 4 Kr. Porto und 4 Kr. für die Chargégebühr belastet verschickt.

In Ansbach mit dem roten Chargé - Stempel nachgestemplt, wie man das dort hin und wieder tat.

Juristisch war das nicht sauber: Recogebühren waren nicht dem Empfänger aufzuerlegen, auch von bayerishen Behörden nicht. Aber es gibt da so ein paar Ausnahmen und das hier ist eine davon.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
cihs Am: 12.11.2017 23:41:34 Gelesen: 302776# 200 @  
Hallo,

kann mir jemand den Postweg erklären? Warum befindet sich der Lindau-Stempel darauf? Es sieht so aus, als ob der Brief mit der Schiffspost von Romanshorn/Lindau befördert wurde und dann mit Banhpost von Romanshorn-Bern nach Mühlehorn Kanton Glarus? Wie setzt sich das Porto zusammen?

Danke und Gruß cihs


 
bayern klassisch Am: 13.11.2017 08:31:19 Gelesen: 302743# 201 @  
@ cihs [#200]

Hallo cihs,

kann mir jemand den Postweg erklären?

den hast du dir selbst erklärt - Lindau - über den Bodensee nach Romanshorn - Bahnpost Romanshorn - Bern - Zürich - Mühlehorn.

Warum befindet sich der Lindau-Stempel darauf?

Weil der Brief aus Lindau kommt. Wenn du mal in den Inhalt schauen möchtest.

Es sieht so aus, als ob der Brief mit der Schiffspost von Romanshorn/Lindau befördert wurde und dann mit Bahnpost von Romanshorn-Bern nach Mühlehorn Kanton Glarus?

Ja, siehe oben.

Wie setzt sich das Porto zusammen?

3 Kreuzer für Bayern im 1. Rayon (Lindau) und 3 Kreuzer für die Schweiz auch im 1. Rayon (Mühlehorn) = 6 Kreuzer total = 20 Rappen. Zugrunde lag der Postvertrag (PV) Bayern - Schweiz vom 1.10.1852 mit Modifikation zum 1.9.1859. Der Brief war bis 1 Loth exklusive = 15g inklusive für die Schweiz schwer. Die Gutschrift von 10 Rappen = 3 Kreuzern wurde von der Schweiz quartaliter an Bayern bonifiziert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
cihs Am: 13.11.2017 09:03:02 Gelesen: 302725# 202 @  
@ bayern klassisch

Vielen Dank.

Wer lesen kann, ist eindeutig im Vorteil. Ich habe mich auf den vorderseitigen Zürichstempel focussiert und bin dadurch nicht auf diese einfache, logische Erklärung gekommen.

Gruß cihs
 
bayern klassisch Am: 13.11.2017 11:25:13 Gelesen: 302700# 203 @  
Liebe Freunde,



der Dienstbrief aus Füssen vom 20.9.1849 zeigt noch, kurz vor der Markeneinführung, einen knallig roten Fingerhutstempel, dessen Farbe man in der Markenzeit wohl vergeblich suchen wird - schade!

Der Ankunftstempel von Nürnberg war da schon farblich angepasst an das kommende Großereignis und zeigt sich uns in kühlem Schwarz am Folgetag.

Aber es wäre doch ein eher langweiliger Brief des Landgerichts Füssen, wenn wir heute nicht mehr den Inhalt hätten, der uns gottlob noch erhalten geblieben ist:

Es war ein Rückschein! Aber es gab Post - Recourrecepissen, also Vordrucke der Postbehörde und es gab welche, die bayerische Behörden außerhalb der Postverwaltung anfertigten und ausfertigten, so wie hier. Die Füssener wollten die Zustellung gerichtsverwertbar wissen und Nürnberg tat, wie gewünscht.

Dergleichen Stücke sind nicht häufig und von außen praktisch nie zu erkennen. Da bei vielen Dienstbriefen kein Inhalt heute mehr vorhanden ist, ist davon auszugehen, dass es weit mehr dieser Belege gab, als wir heute noch vermuten dürfen. Dies ist einer meiner schönsten und ich war sehr froh, ihn zu bekommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.11.2017 11:35:49 Gelesen: 302698# 204 @  
Liebe Freunde,

nur ein Laie kann glauben, dass Dienstbriefe immer langweilig sein müssen - den Beweis für das Gegenteil tritt ein Hin- und Herbrief aus Neuburg an der Donau vom 21.1.1845 nach Ingolstadt an. Es schrieben sich die beiden Gerichte. Zuerst als R.S. portofrei mit der Briefpost.



In Ingolstadt kam er an und wurde als Fahrpostbrief am 27.1.1845 mit 2 3/4 Loth (oben links) gewogen, was nötig geworden war, weil man ihn "Mit 1 fl 9xr baar" (also dem Betrag von 1 Gulden und 9 Kreuzer Bargeld) beschwert nach Neuburg an der Donau retournieren wollte.

Hierfür war:

1) Oben die Absenderbehörde zu ändern, was man tat,
2) eine neue amtliche Expeditionsnummer zu vergeben ("N. 2070"), was man tat,
3) die Korrekturen anzubringen (C1 und C2 = Correctur 1 und 2),
4) den neuen Zielort anzugeben und den alten zu streichen, was man tat und letztlich
5) den Brief neu mit den eigenen Siegeln zu verschließen, was man auch tat.

Am 28.1.1845 kam er dann in Neuberg a. d. D. endlich an, wobei seine Barschaft ihrer Zweckbestimmung zugeführt wurde (wohl Kosten im Gerichtsverfahren).

Das er als Dienstbrief sowohl bei der Brief-, wie auch bei der Fahrpost portofrei war, hat man auch nicht jeden Tag.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.11.2017 12:27:28 Gelesen: 302688# 205 @  
Liebe Freunde,

es gab immer wieder Ärger bei einigen Postexpeditionen, wenn kgl. Advokaten ihre eigenen Scheine zu Einschreibebriefen vorlegten und diese ausgefertigt haben wollten. Das Problem war, dass die Advokaten diesen Dienst kostenlos wollten, während der Postexpeditor seine Scheine ja von der Materialverwaltung der Post zu kaufen hatte, ehe er sie für 4 Kreuzer an den Kunden bringen durfte.



Dies gipfelte dann in einer Verordnung (die ich mühsam nachsuchen müsste), in der die Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten ihre Postbediensteten anwies, diese Scheine der Advokaten kostenlos auszufertigen, andernfalls es eine Strafe für sie gäbe.

Hier haben wir einen der m. E. sehr seltenen Fälle vor uns, in denen wir das nachweisen können:

In Ellingen zur Post gegeben und in Ansbach am 24.7.1824 verfasst vom Advokaten Posching an den Advokaten Loeblein in Pappenheim und mit frei bezeichnet, wiewohl die Siegelseite blank ist und auch von einer Recommandation ist entgegen der Vorschrift vorne nichts zu lesen.

Dennoch mit Chargé gestempelt, blieb nur die Expeditions - Nummer des absendenden Advokaten 2909 erhalten, die auch für den Postschein galt und auf ihm einzutragen war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.11.2017 12:39:16 Gelesen: 302686# 206 @  
Liebe Freunde,

heute ein Brief aus Neu - Ulm vom 28.8.1867 nach Straubing an den Getreidehändler Weiß, der aber, man ahnt es nicht, gar nicht aus Neu - Ulm stammt und, das war für mich eine Sensation, auch nicht aus Ulm stammt, wie bei so vielen Briefen nach Bayern mit Neu - Ulmer Postaufgabe.



Ausweislich seines Inhalts stammte er aus dem badischen Konstanz von C. Klaiber junior. Irgendwie kam er sicher über Ulm nach Neu - Ulm und von dort mit nur 3 Kr. frankiert nach Straubing.

Von Konstanz aus hätte es 9 Kr. nach Straubing gekostet. Von Ulm aus auch. Aber von Neu - Ulm aus war es nur noch ein einfacher Inlandsbrief, der schlappe 3 Kr. kostete, so dass sich unser sparsamer Badener 6 Kr. gespart hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 17.11.2017 15:13:16 Gelesen: 302409# 207 @  
Liebe Freunde,

ich hoffe, ich bin hier damit richtig.



Das ist ein Brief aus der Bundesfestung Landau (die Pfalz gehörte damals doch zu Bayern, oder?) an das königliche Landgericht Sulzheim - lässt sich anhand des Stempels der Zeitraum näher eingrenzen? Inhalt ist leider nicht erhalten.

Das 10. königliche Linien-Infanterie-Regiment war von 1824 bis 1832 in Landau stationiert, also sollte der Brief aus dieser Zeitspanne stammen.

Vielen Dank,
harald
 
bayern klassisch Am: 17.11.2017 17:35:03 Gelesen: 302386# 208 @  
@ bignell [#207]

Lieber Harald,

ein netter Brief und ja, die Pfalz gehörte zu Bayern (oder andersherum, wie man will).

Ich denke, dein Brief stammt von 1830-32, wenn ich mir den Stempel ansehe.

Festungsbriefe werden bei Feuser hoch bewertet - das Gegenteil ist richtig, da sicher 50 - 60% aller Briefe aus Landau in der Pfalz Dienstbriefe aus der Bundesfestung darstellen und sie daher gar keinen Aufschlag verdienen sollten. Ich hoffe daher, du hast nicht allzu viel gezahlt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 17.11.2017 17:45:40 Gelesen: 302378# 209 @  
@ bayern klassisch [#208]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Info. War nicht so schlimm, 50 Euro für vier Briefe mit verschiedenen Landau-Stempeln, drei davon mit Inhalt - da war das Jahr keine Herausforderung. Bei Festungsbriefen interessieren mich hauptsächlich die aus Mainz vom österreichischen Kontingent (wohl keine Überraschung).

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 17.11.2017 18:30:27 Gelesen: 302369# 210 @  
@ bignell [#209]

Hallo Harald,

ja, die zahlreichen Briefe der Österreicher aus Mainz kenne ich auch, weil die allermeisten Bayern transitierten. Wesentlich seltener sind jedoch Briefe IN die Bundesfestung Mainz, da wird es schon deutlich enger.

50 Euro für 4 Briefe - zeig doch mal die anderen 3, dann schreibe ich dir etwas dazu (wenn du willst).

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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