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Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Das Thema hat 54 Beiträge:
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Bendix Gruenlich Am: 10.04.2021 21:03:00 Gelesen: 10396# 1 @  
Liebe Sammler,

Urlaub heißt Erholung, aber sicher auch Abenteuer. Und wer sammelt, der ist auch Jäger.

Was macht also der Sammler, wenn er in Urlaub ist?
Genau, er besucht die örtliche Post.

Einerseits in der Hoffnung auf einen guten Fang für die Sammlung, also auf Beute, ohne die man sich unmöglich zu Hause sehen lassen könnte. Und als Zeichen, dass man sich erfolgreich im Ausland durchgesetzt und zurechtgefunden hat, und welches deshalb für immer zum ewigen Ruhm als Trophäe in die Sammlung aufgenommen wird.

Natürlich muss auch was für die Urlaubsgrüße her, die man nach Hause schickt, und da hat man ja einen Ruf zu verlieren.
Dieser Tage erinnerte ich mich daran und schaute Karten durch, die überlebt haben.

Das älteste Exemplar – sozusagen die Nr. 1 - lade ich einmal hoch. Und das Ergebnis ist.....völlig trivial.

Tja, sieht so aus als, wäre man als ambitionierter Tiger gesprungen und als kastrierter Hauskater gelandet. So etwas kommt vor, wenn es dem bösen Postler nicht gefällt.



Was wäre hier nicht alles möglich gewesen? Praktisch alles ab 1936 – also von Franco (zum Gruseln) bis zu Kathedralen im Stichdruck (zum Niederknien schön). Aber seinerzeit (1990 – 21 Jahre alt – philatelistisch noch jung und dumm, ohne historische Bestände und Doubletten, und das Geld saß auch nicht so locker) gluckten ja alle auf ihren postfrischen Hortungsbeständen und das Preisniveau war ein anderes.

Gott sei Dank, habe ich damals noch in einem anderen Postamt eine Sonderausgabe gekriegt - das war ein Sechser-Zusammendruck historische Schmiedekunst in Stichdruck - und die wärmen mir bis heute noch immer das Herz, wenn ich im Album drüber stolpere.
 
buzones Am: 10.04.2021 21:27:14 Gelesen: 10382# 2 @  
Lieber Bendix,

da hast du eine klassische Erfahrung gemacht was den Briefmarkenkauf in Spanien angeht! Danke für den netten Text.

Die von dir erwähnten Sondermarken zur Schmiedekunst sind wirklich gelungen, nachfolgend ein Beispiel für die anderen Leser hier:



Noch eine kleine Anmerkung zur von dir erwähnten Drucktechnik: Es heißt "Stich tiefdruck", nicht "Stichdruck".

Die obige Abbildung stammt aus dem Onlinekatalog aller spanischen Briefmarken der FESOFI, dem spanischen Pendant zum BDPh. Einsehbar unter [1].

Mit philatelistischen Grüßen
Ralf

[1] http://catalogodesellos.fesofi.es/ - nur auf Spanisch verfügbar!
 
Bendix Gruenlich Am: 10.04.2021 21:52:52 Gelesen: 10363# 3 @  
Und hier noch alle sechs Kostbarkeiten, nicht optimal getrennt, aber wunderschön:


 
Bendix Gruenlich Am: 18.04.2021 21:22:01 Gelesen: 10234# 4 @  
Liebe Sammler,

ich teile heute einmal folgende Erfahrung mit Euch (für Freunde der Jagd, der Gegenwartsphilatelie oder des Sammelgebiets).

1992 fand ich mich im August in der Türkei. Also, wenn man schon mal auf Tour ist, gehört selbstverständlich ein Besuch des Postamtes in der nächsten größeren Stadt für den Philatelisten zum festen Teil des Besuchsprogramms.

Manavgat, mit 200.000 Einwohnern mittelgroße Stadt, befindet sich im Bezirk Antalya, nah an der Küste und in der Nachbarschaft zum antiken Side (Apollon-Tempel, griechisches Theater). Tourismus spielt eine entscheidende wirtschaftliche Rolle, internationale Besucher sind daher allgegenwärtig.

Als man in die Post reinkam, war vielversprechend, dass sich im Eingangsbereich der Post ein Rahmen mit verschiedenen Sondermarken befand, eine Präsentationsform die sich so ähnlich auch in den 1970er bis 1990er Jahren in den Postämtern Deutschlands finden lies.

Allerdings fielen die niedrigen Nominalen und die leichte Verblasstheit der Farben auf (typische Folge lang anhaltender Lichteinwirkung – nun ja, unter anderem wurde ein Block aus dem Jahr 1987 gezeigt, die Ausgaben waren daher ca. fünf Jahre alt).

So war denn auch festzustellen, dass die ausgestellten Marken, gar nicht verfügbar waren. Am Schalter habe ich dann nach „pul“ = Briefmarken und „filateli“ gefragt.

Nachdem der Tarif für Postkarten nach Deutschland klar war (TRL 1.500), habe ich aus den vorrätigen Marken eine Auswahl (siehe unten) mitgenommen. Herrlich, mal lässt sich Seite für Seite im Vorratsbuch zeigen, was da ist.
Vorfinden konnte man Marken aus den Jahren 1990-1992, insbesondere Freimarken – vorrätige Sondermarken waren Einzelwerte aus Sätzen. Ein Angebot vollständiger Sätze im Sinne einer philatelistischen Konfektion gab es nicht.

Daraus schließe ich
• Eine Limitierung des Verkauf von Marken nur satzweise fand daher in diesem Postamt nicht statt, obwohl die Auflagen der Sätze von zwei oder vier verschiedenen Nennwerten zu der Zeit einheitlich 0,6 Mio. Stück betrug
• Verfügbarkeit von Sondermarken = eine bedarfsmäßige Verwendung war einem breiten Publikum möglich

Andere Länder, andere Sitten – das macht das Reisen ja so spannend. So auch die Designs und Themen (siehe unten)

• Allgegenwärtig in der Türkei ist Kemal Atatürk, so auch auf den Freimarken. Er hat es wohl verdient:
- Kriegsheld des ersten Weltkrieges und des anschließenden Verteidigungskrieges gegen die schier maßlosen Annektionsaktivitäten der Ententemächte und ihrer Parteigänger
- Staatspräsident, radikaler Reformer, Schöpfer der modernen westlich orientierten Türkei – ihm haben wir es zu verdanken, dass wir die Beschriftung auf türkischen Briefmarken lesen können (in dem er das lateinische Alphabet eingeführt hat)
- Säkularisierer, aber auch autoritär. Dem Alkohol soll er auch zugetan gewesen sein, nun ja.
• Tiere (nicht mein bevorzugtes Motiv, aber hier mit lokalem Bezug was Tierwelt und Entwurf angeht, auch die Farbauswahl ist nicht kontinentaleuropäisch)
• Olympiade 92 – hier ist es schön zu sehen, dass die in der Türkei und in der Region allgemein populäre Sportart Ringen, es auf den Höchstwert gebracht hat
• Die Marken mit Postbezug (150 Jahre türkische Post und Mittelmeerkabel) haben eher Freimarkencharakter, man findet sie häufig in der Tagespost dieser Zeit.

Die unten gezeigte gestempelten Marken mit Normalstempel sind echt gelaufen und weisen den typischen türkischen Handstempel (am Schalter aufgelieferte Post). Die gezeigte Postkarte wurde hingegen in den Briefkasten geworfen und zeigt eine abweichende Stempelform.

Ebenfalls landestypisch ist der große Respekt und die Hilfsbereitschaft, die in der Türkei dem ausländischen Besucher entgegengebracht werden, was auch hier half, die Sprachbarriere zu überwinden (und da darf man sich nichts vormachen, was vermutlich im umgekehrten Fall schwerer wäre).

Bereits seinerzeit litt das Land an Inflation, die sich in den Folgejahren immer weiter emporschaukelte und 2004 zu Millionennominalen führte (weswegen die Mitnahme von Freimarken höherer Nomialwerte seinerzeit einfach nicht ratsam war).

Den unten gezeigten Block erwarb ich mit meinen letzten Banknoten (alles musste weg!) in einem Souvenir-Shop (dort lagen ca. 100 Blöcke lose übereinander, ich glaube zum Preis von TRL 12.000, was seinerzeit ca. DEM 2,40 entsprach. Die Nominale der prächtigen Atatürk-Ausgabe von 1981 beträgt immerhin TRL 500. Im Ausgabejahr entsprach das einem Gegenwert von ca. USD 4,00 bzw. DEM 7,50 oder dem Porto für rund 50 Inlandsbriefen.

Eine soweit gelungene Erfahrung, die Atatürk-Freimarken und die Sonderausgaben der 1970er blieben aber meine Favoriten.






 

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