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Thema: (?) (46) Alliierte Besetzung: Notmaßnahmen ab 1945
Das Thema hat 57 Beiträge:
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dionysus Am: 21.03.2009 15:07:53 Gelesen: 47057# 1 @  
Hallo,

da ich unter Bemühung der Suchfunktion und des Index keine Ergebnisse zu diesem Thema fand, eröffne ich es mal neu.

Ich möchte den nachfolgenden Beleg aus der Zeit der Notmaßnahmen vorstellen, den ich heute bekommen habe:

Notganzsache von Elmshorn (Holst.) nach Göttingen.

Eindruck: "Freigebühr / vorausbezahlt / 6 Rpf.",
entwertet mit dem Kreisstegstempel "ELMSHORN /e/ 19.7.45. 15-16".

Unten links ein Zweiellipsenstegstempel in rot
"ELMSHORN / Gebühr bezahlt / 12.7.45. 3-4 N"



Mich würde interessieren, wie ich diesen Beleg einzuschätzen habe.

Über eine Referenzangabe, falls es über diese Art Ganzsachen ein Standardwerk gibt, würde ich mich aber noch mehr freuen.

Liebe Grüße
Maico
 
doktorstamp Am: 21.03.2009 15:23:23 Gelesen: 47054# 2 @  
@ dionysus [#14]

Einige sind in den Michel Ganzsachenkatalog aufgelistet.

Eine Neuaufarbeitung wird z.Z. von den zuständigen Argen unternommen.

mfG

Nigel
 
dionysus Am: 21.03.2009 15:38:45 Gelesen: 47049# 3 @  
Hallo Doktorstamp,

danke für den Hinweis, dass einige davon im Michel katalogisiert sind. Leider habe ich nur den Michel Briefe-Katalog, mit Ganzsachen mußte ich mich bisher noch nicht so sehr beschäftigen.

Beim Kauf hab ich übrigens noch ganz übersehen das es eine GA ist, ich hatte es für eine normale Barfreimachung gehalten. Zuhause hatte ich dann zusätzlich eine kleine Freude.

Lieben Gruß
Maico
 
Carolina Pegleg Am: 21.03.2009 15:39:43 Gelesen: 47048# 4 @  
Es handelt sich bei dieser Karte nicht um eine lokale Notmassnahme, sondern um eine Behelfspostkarte (Ganzsache) ausgegeben in der Britischen Zone, Michel-Nummer 766I. Wert gebraucht 16,-- EUR (Michel-Ganzsachenkatalog 2003).

Zum Schutz gegen die Auflieferung unbezahlter Postkarten waren die Karten bei der Abgabe an den Kunden in der linken unteren Ecke mit einem Tagesstempel zu versehen. Bei der Einlieferung waren sie dann oben rechts mit dem Tagesstempel zu entwerten. Diese Vorsichtsmassnahme hatte ihren Hintergrund m.M. in der fälschungsanfälligen Ausführung dieser Karten als reiner Behelf in einer Vielzahl von Varianten in den Inschriften, verschiedenen Papieren etc.

Hier wurde ein ovaler "Gebühr bezahlt"-Stempel zur "Vorabstempelung" verwendet. Normal wäre gemäss Verordnung der Tagestempel gewesen, aber im Michelkatalog sind verschiedene Stücke abgebildet, bei denen dieser ovale Stempel verwendet wurde. Sicher nichts ungewöhnliches; die Verwendung dieses Stempels durch das PA Elmshorn erhöht allerdings sicher die Verwechslungsgefahr mit einer Barfrankierung.

Im Michel-Ganzsachen sind auch die lokalen Ganzsachen-Notmassnahmen aufgelistet, wie es Nigel schreibt. Auch bei denen gibt es eine erhebliche Verwechslungsgefahr mit den wesentlich weniger gesuchten und daher billigeren Barfrankierungen.

Arno
 
dionysus Am: 21.03.2009 15:48:12 Gelesen: 47046# 5 @  
@ Carolina Pegleg [#17]

bei dieser ausführlichen Antwort bleibt kein Wunsch offen. Danke.

Für 1,20 € aus der Belegekiste meines Stammtrödlers habe ich hier also nichts verkehrt gemacht.

Da das Stück nach Göttingen gelaufen ist kommt es auch mit in meine Heimatsammlung.

Liebe Grüße,
Maico
 
Carolina Pegleg Am: 21.03.2009 15:48:57 Gelesen: 47045# 6 @  
Vielleicht noch Ergänzung:

Der Unterschied zwischen einer lokalen Notausgabe und einer Barfrankierung ist, dass im dem einen Fall lokal hergestellte Postkarten-"Formulare" mit Freimachungsvermerken am Schalter verkauft wurden. Die Gebühr wurde also vom Kunden im voraus entrichtet. Bei den Freimachungsvermerken gibt es eine grosse Vielzahl von Varianten, handschriftlich, alle Arten von Stempeln etc.

Bei Barfrankierungen wurde das Beförderungsentgelt an Ort und Stelle bei der Aufgabe am Schalter, also nicht im voraus, entrichtet. Die Unterscheidung ist im Einzelfall wohl recht schwierig, worauf im Vorwort zu diesen Ausgaben im Michel eingegangen wird.

Edit:

Oben habe ich für die Doppelabstempelung vermutet "Hintergrund m.M. in der fälschungsanfälligen Ausführung dieser Karten." Ich habe noch einmal im Katalog geblättert und habe nun folgende bessere Erklärung für die Einführung der Massnahme.

Die ersten Ganzsachenausgaben in der Britischen Zone waren Aufbrauchsausgaben, bei denen der Adolf-Wertstempel auf noch vorhanden Ganzsachenkarten des Deutschen Reichs unkenntlich gemacht wurde. Die Stempelung bei Abgabe des Publikums diente bei diesen Karten also dazu zu verhindern, dass nunmehr ungültige Karten (unkenntlich gemacht) aus Publikumsbeständen in den Poststrom einfliessen könnten. Als dann die ersten behelfsmässigen neu hergestellten Karten (Beispiel oben) an den Schalter kamen, ging es mit der Stempelung einfach so weiter. Die Anordnung scheint nicht widerrufen worden zu sein.
 
dionysus Am: 21.03.2009 18:14:55 Gelesen: 47023# 7 @  
@ Carolina Pegleg [#44]

Danke für diese interessante Ergänzung. Das macht natürlich Sinn.

Gruß
Maico
 

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