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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 379 Beiträge:
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gabriele Am: 25.06.2018 21:36:32 Gelesen: 173323# 55 @  
@ Detlev0405 [#54]

Hallo Detlev,

nach Deinem Hinweis bei meinen "schlechten Belegen" hatte ich dieses Thema durchgelesen. CSR- und Flugpost-Enthusiasten betrachten deine gezeigten Belege bestimmt mit Begeisterung! Für mich gibt es dabei aber einfach zu viele Fluggesellschaften, da komm ich als Außenstehende nicht mehr mit. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich mich zwar schon mit wenigen alten KuK-Postkarten (aus Prag etc.) beschäftigt habe, aber eher wegen der Drucktechnik *schiefes Grinsen*

Zum letzten Beleg habe ich Fragen:

a.) Absender und Empfänger ist wohl der Gleiche?
b.) Gab es da Ansprechpartner in Gleiwitz, die extra zugesendete Briefe auf den richtigen Weg brachten?
c.) Bewirkte der Vermerk Post restante (postlagernd), dass der Brief nach einer Wartezeit zurück an den Absender ging, weil nicht abgeholt?
d.) Ich sehe halt keinen Zurück-Vermerk. Wurde das zusätzlich von den Ansprechpartner aus Gleiwitz organisiert?

Ansonsten zeigst Du manche Belege, die ich auch interessant finde. Naja, leider eher nicht die Erstflüge.

Der Erst _P_flug ist total lustig. :-D

LG, Gabi
 
Detlev0405 Am: 26.06.2018 06:40:07 Gelesen: 173301# 56 @  
@ gabriele [#55]

Hallo Gabi,

das ist wohl eine sehr zutreffende Bemerkung von Dir bezüglich der vielen Luftpostgesellschaften, die sich auf dem Gebiet der Tschechoslowakei bis 1939 tummelten. In erster Linie war das wohl dem fehlenden Kapital geschuldet und den historischen Gegebenheiten nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall der K.u.K Monarchie. Alle Nachbarländer (und darüber hinaus wie bei Frankreich) versuchten, ihre Marktposition zu festigen. Es liegt aber auch gerade darin ein gewisser Reiz herauszufinden, wer denn nun welchen Flug sicher gestellt hat. Das ist ähnlich wie bei verschiedenen Drucktechniken, wo nicht das Gesamtbild einer Postkarte Dein Interesse weckt sondern die technischen Details. Nach 1945 wird es einfacher (und langweiliger), es existiert nur noch die CSA als einzige Fluggesellschaft in Tschechien. Erst nach 1990 wird es wieder komplizierter.

Du hast richtig beobachtet - Absender und Empfänger sind ein und dieselbe Person. Es handelt sich um den sehr bekannten Braunschweiger Briefmarkenhändler Otto Krenge, der sich mit dem Aufkommen der Luftpost auf dieses Gebiet spezialisiert hat. Heutige Sammler bezeichnen diese Briefe auch kurz und bündig als "Krenge - Briefe ", wobei sich hier die Geister scheiden. Ein Teil lehnt sie ab weil eben offensichtlich zu Sammlerzwecken produziert, der andere Teil akzeptiert sie wie sie sind und sehen darin einen Teil der Aerophilatelie. Und im Ernst - eigentlich ist jeder Erstflugbeleg ein "künstlich produzierter" Beleg, um diesen einen Flug zu dokumentieren.

Einen Ansprechpartner in Gleiwitz wie in jedem anderen Ort gab es immer - nämlich das zuständige Postamt, von dem die jeweiligen Flüge abgingen. Dort wurde die Post aufgeliefert per Post, bearbeitet und auf die Linie geschickt.

Ja der Vermerk postlagernd bewirkte automatisch die Rücksendung der nicht abgeholten Post an den Absender. Offensichtlich gab es im internationalen Postwesen eine entsprechende Vereinbarung, dementsprechende Reaktionen gibt es weltweit und bis heute. Nur so sind die vielen Luftpostbelege überhaupt machbar gewesen. Interessant ist dabei zu beobachten, das speziell in Europa bei Luftpostbelegen zu Erstflügen kaum Retourstempel anzutreffen sind , während bei Post in die USA oder Südamerika sehr häufig Retourstempel anzutreffen sind. Vielleicht kann sich ja zu der Frage einer der vielen "alten Hasen" hier äußern, es gibt bestimmt Regelungen beim Weltpostverein.

Ich sehe das auch so wie Du - es sind nicht die Erstflugbelege, die spannend sind sondern die "normalen" Belege, die viel spannendere Geschichten erzählen können. Sonst wäre ein Beleg wie unter [#19] nie zustande gekommen. Die Erstflugbelege zeige ich hier auch nur zur Dokumentation der Eröffnung von Linien, während mein Schwerpunkt weiterhin die echte Bedarfspost von und in die Tschechoslowakei bleiben soll.

LG Detlev
 
Detlev0405 Am: 03.07.2018 11:56:25 Gelesen: 172807# 57 @  
Nachdem uns Gabi ja gesagt hatte, dass sie Erstflugbelege „doof“ findet, versuche ich heute ihrem ästhetischen Blick zu entsprechen mit einem ganz normalen Flugbeleg.



Vom 26.01.1938 stammt dieser Beleg aus der Schweiz, er ging von Basel nach Prag. Um 15 Uhr in Basel abgefertigt, war er um 5 Uhr des nächsten Tages bereits in Strasbourg. Am 27.01. um 14 Uhr landete der Beleg pünktlich auf dem Flugplatz in Prag und war zwei Stunden später bereits am Auslieferungspostamt. Der Durchgangsstempel von Strasbourg verrät uns wieder, das der Beleg durch die französische CIDNA befördert wurde. Die Schönheit des Beleges wird nicht nur durch die recht sauberen Stempel an jedem Ort geprägt, sondern auch durch den verklebten Block 3 der Schweiz und dem attraktiven Luftpostaufkleber.

Wie jede Schönheit hat auch diese ein kleines Geheimnis. Kein Absender aber eine Prägung auf der Verschlussklappe – ein Eigentumszeichen und Hinweis auf den Absender oder ein Siegel des Herstellers des Briefumschlages ?



Es ist bis heute mein einziger Bedarfsbeleg mit einem Block frankiert, wohl eher auch selten in den 20er und 30er Jahren.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 09.07.2018 13:29:38 Gelesen: 172477# 58 @  
Heute sind Flugpostverbindungen innerhalb Tschechiens eher etwas ungewöhnliches als normal. Kein Wunder, es kämen nur Brno und Ostrava in Frage und eine Luftpostverbindung würde keinen Sinn machen auf Grund der Kürze der Strecke.In den 20er und 30er Jahren der Tschechoslowakei zeigte sich die Lage etwas anders, es kamen solche Strecken wie nach Bratislava, Kosice und Ushgorod hinzu, letztere als längste immerhin Luftlinie direkt zwischen Prag und Ushgorod etwa 750 Km (direkt auf der Karte).



Unserer heutiger Brief ist ein Kur Gruß von Bruno Karsten an seine Tochter/Schwester Nelly Karsten. Es erstaunt schon, das für die Strecke Karlsbad – Prag extra die Luftpostgebühr entrichtet wurde – oder steckt da mehr dahinter ? Die Post geht nach Mukacevo. Es ist ein Blick auf die Karte aus der Zeit notwendig, um alles richtig einzuordnen [1].



Ganz unten rechts findet sich der Ort – in der Karpaten Ukraine. Kennzeichnend für alle Orte in der Karpaten Ukraine war der zweisprachige Ortsstempel – hier in Russisch.

Nun ist wieder akribisches Suchen angesagt. Es gab zwei Verbindungen in die Karpaten Ukraine, Prag – Ushgorod direkt auf der Strecke nach Moskau und die Etappenverbindung Prag – Brünn – Bratislava – Kosice – Ushgorod . Die direkte Verbindung zwischen Prag und Ushgorod wurde aber erst am 02.09.1936 eröffnet und fällt somit für unsere Betrachtung aus. Bleibt also die Etappenpost – eröffnet am 06.05.1929.

In Karlsbad am 12.06. um 12 Uhr aufgegeben am Flugplatz, wurde der Brief bereits um 12 Uhr am gleichen Tag in Prag weiter abgefertigt. Auf der Rückseite befindet sich ein Bestätigungsstempel von Mukacevo – am 13.06. um 15 Uhr. 26 Stunden für eine kombinierte Flugpost - und Landbeförderung halte ich für angemessen, da insgesammt 4 Stationen angeflogen wurden.



Gegen eine Landbeförderung spricht die enorme Strecke, die zu bewältigen wäre – über 900 km von Prag nach Mukacevo. Aufgegeben wurde der Brief als Luftpostbrief, also liegt es auch nahe, das er von Prag nach Ushgorod ebenfalls per Luftpost befördert wurde. Auch wenn dort keine Empfangsbestätigung zu sehen ist. Dafür in Mukacevo, was nur bei Sonderbeförderungen üblich war – Eilboten, Einschreiben und Luftpost (als Standardsendungen).

Mukacevo liegt dann noch etwa 60 km von Ushgorod entfernt. Post in die oder aus der Karpaten Ukraine (echt gelaufene Bedarfsbelege) sind heute große Seltenheiten und sehr begehrt. Einen Luftpostbeleg zu haben ist schon ein kleiner Glücksfall.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechoslowakei
 
Detlev0405 Am: 17.07.2018 13:59:23 Gelesen: 171923# 59 @  
Luftpost nach England aus der Tschechoslowakei hat immer einen Makel – in England gibt es kaum Bestätigungsstempel für den Flug. Um so schöner ist es dann, wenn auf dem Flug von London nach Prag die Etappen nachvollziehbar sind.



Mein heutiger Beleg ist ein reiner Geschäftsbrief zwischen zwei Firmen, wie aus dem Absender und dem Adressaten ersichtlich. Aufgegeben wurde er in London am 20.09.1934. Laut dem Sommerflugplan der Lufthansa von 1934 ging er über Köln nach München.



Dort erhielt er einen Luftpostbestätigungsstempel vom Flugplatz München 2 Mi.Nr. F 77-06 und den Aufgabestempel von München 28A d am 21.09.1934 . Da die DLH bereits seit 1927 die Linie München – Prag bediente, war in München nur ein umpacken notwendig in eine andere Maschine. So kam der Brief bereits am 21.09.1934 in Prag gegen Mittag an. Von dort aus ging es weiter nach Mährisch Ostrau. Da es erst ab 1935 eine Flugverbindung nach Mährisch Ostrau von Prag aus gab, wurde der Brief auf dem Landwege befördert.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.07.2018 11:32:08 Gelesen: 171642# 60 @  
Doch auch aus den USA gab es Post in die Tschechoslowakei in diesem Zeitraum. Auch hier das Problem wie bei England, die wichtigsten Etappen auf dem Beleg gut dokumentieren zu können.



Unser heutiger Brief kann den Anspruch in etwa erfüllen. Es ist wieder einmal eine Zusammenarbeit zwischen Wolfgang (saintex) und mir, um die Details nachzuvollziehen. Ein sehr schöner Hotel Brief vom Lincoln Hotel in Urbana Ill. wurde auf Reisen geschickt nach Mährisch Ostrau am 13.09.1929 um 13.30 Uhr. Urbana verfügte aber erst 1945 über einen eigenen Flugplatz, so das die erste Etappe zu Lande überwunden werden musste. Bis Chicago waren es auf dem Landweg ca. 219 km .



So kam der Brief in Chicago recht schnell an und wurde am gleichen Tag gegen 19.30 Uhr per Luftpost abgefertigt. Von dort aus ging es entsprechend dem angebrachten Leitvermerk auf der Vorderseite (privaten Ursprungs) nach New York. Die Luftpostrecke New York – Chicago trug die Bezeichnung C.A.M. No. 17 und wurde ab 01.09.1927 von der us-amerikanischen Fluggesellschaft National Air Transport, Inc. beflogen. Nach den Streckenkarten, die in den im Internet (s.o.) veröffentlichten Flugplänen der National Air Transport, Inc. abgedruckt sind, verlief die Streckenführung der C.A.M. 17 für die Postbeförderung Ende 1929 ab Chicago über South Bend,IN – Toledo, OH – Cleveland, OH zum Flughafen in Newark westlich von New York.

Leider gibt es von New York keinen Ankunfts- oder Abgangsstempel. Bis nach New York hat der Brief nicht mehr als 2 Tage gebraucht. So blieben dem Brief 9 Tage, um es bis nach Paris zu schaffen.



Dort wurde er am Gar du Nord in Paris am 24.09.1929 abgefertigt. Das ist ein eindeutiger Beleg dafür, das der Brief per Schiffspost nach Europa befördert wurde.

Von Paris ging es mit der CIDNA weiter über Straßburg nach Prag. Dort traf er am 25.09.1929 am Flugplatz ein.



Einen Tag später war er dann auf dem Landweg in Mährisch – Ostrau eingetroffen. Auch wenn die 2 im Stempel fehlt, ist der 26.09.1929 festzustellen.



Nach 13 Tagen in Kombination Land – Luft – Seeweg um die halbe Welt gereist, für diese Zeit eine großartige Leistung der Post.

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht bis zu ½ Unze (ca. 14 Gramm) mit 15 Cent portogerecht frankiert. Der Betrag von 15 Cent setzt sich zusammen aus dem Auslandsporto für einen Brief der ersten Gewichtsstufe bis Paris (5 cent) + dem (ermäßigten) Luftpostzuschlag für die inneramerikanische Luftpostbeförderung von Chicago nach New York (4 cent; Normaltarif ab 01.08.1928 5 cent) + dem Luftpostzuschlag für die Luftpostbeförderung von Paris in die Tschechoslowakei (6 cent).

Gruß
Detlev

Literatur:

American Air Mail Catalogue, Band 2 5. Auflage 1977
Davies, R.E.G. Airlines of the United States since 1914, Washington D.C. 1972
Wawrukiewiecz/Beecher U.S. International Postal Rates, 1872-1996, Portland 1996
 
Angelika Am: 25.07.2018 18:51:20 Gelesen: 171391# 61 @  


Am 19 April 1927 fand der Erstflug der Deutschen Luft Hansa von Breslau über Prag nach München statt. Zur Dokumentierung dieses großen Ereignisses wurde eine Ganzsache (Postkarte) aufgelegt und ein entsprechender Sonderstempel eingesetzt.

Die Karte hat die MiNr. LPP 103.



Sonderstempel



Ankunftsstempel Prag

(aus der Sammlung SF Mausbach)

LG
Angelika
 
Detlev0405 Am: 27.07.2018 07:39:20 Gelesen: 171306# 62 @  
@ Angelika2603 [#61]

Hallo Angelika,

danke für die Vorstellung der Ganzsache auf einer Destination in die Tschechoslowakei. Meines Wissens nach gab es in Deutschland 3 Ganzsachen, die Tschechoslowakei tangierten. Zum einen Deine vorgestellte GS LPP 103, dann auf der Strecke Berlin - Prag - Wien die LPP 101 und 102 (sie unterscheiden sich lediglich im Zudruck durch das Datum des Erstfluges 7.3./21.3. des Erstfluges) und die LLP 104 für die Strecke Breslau - Gleiwitz - Brünn - Wien.

In der Tschechoslowakei gab es bis 1938 keine vergleichbaren Ganzsache, die aus Anlass eines Erstfluges editiert worden wären.

LG
Detlev
 
mausbach1 (RIP) Am: 27.07.2018 08:21:36 Gelesen: 171299# 63 @  
Hallo Detlev,

ich bin kein Luftpostsammler; das Ding stammt aus meinem Ausstellungs-Exponat zum Thema "Nepomuk der Brücken-Heilige" und paßt da prima hinein. Das gute Stück fand sich vor etlichen Jahren bei einem deutschen Auktionshaus.

Beste Grüße
Claus
 
filunski Am: 29.07.2018 07:47:04 Gelesen: 171153# 64 @  
@ Detlev0405 [#33]

"Vielleicht kann ja einer der Flugzeugspezialisten die 3 Maschinen identifizieren"


Hallo Detlev,

leider bin ich erst jetzt auf deine Frage gestoßen, aufmerksam geworden durch deinen Hinweis dazu in einem anderen Thema! ;-)

Ich erlaube mir nochmals deine Postkarte hier zu zeigen:



Da ich mir bei diesen "alten Kisten" auch nicht immer ganz sicher bin, habe ich auch nochmals bei ein paar Fliegerkameraden nachgefragt. Es handelt sich bei den drei Flugzeugen ziemlich sicher um folgende Typen, von links nach rechts:

Aero A.23 [1]
Avia BH-25 [2]

Beides tschechoslowakische Verkehrsflugzeuge. Und ganz rechts:

Fokker F.VII [3] und zwar die einmotorige Version F.VIIa. Häufiger gebaut und zu sehen war die später daraus entwickelte dreimotorige Version der Fokker F.VII.

Tolle Karte und das von beiden Seiten! ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Aero_A.23
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Avia_BH-25
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Fokker_F.VII
 
filunski Am: 29.07.2018 13:07:06 Gelesen: 171107# 65 @  
@ filunski [#64]

Hallo Detlev,

noch ein Nachtrag/Verbesserung zu dem Flugzeug ganz rechts. Hier handelt es sich nicht um die Fokker, sondern um eine Focke-Wulf A29 "Möwe" [1]. Eine Weiterentwicklung der FW A17. ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] http://www.histaviation.com/Focke-Wulf_A29.html
 
Detlev0405 Am: 29.07.2018 13:24:38 Gelesen: 171093# 66 @  
@ filunski [#65]

Hallo Peter,

vielen Dank an Dich und Deine Helfer. Nun kann ich die Karteikarte zu dem Beleg vervollständigen. Ich hätte nie eine Chance gehabt, die Typen zu bestimmen. Jetzt ist die Karte komplett beschrieben.

Viele Grüße
Detlev
 
filunski Am: 29.07.2018 13:51:50 Gelesen: 171090# 67 @  
@ Detlev0405 [#66]

Hallo Detlev,

danke, werde ich so auch weiter geben und freut mich! :-)

Manchmal "braucht eben gut Ding auch gut Weil"! ;-)

LG,
Peter

PS und Nachtrag zum Flugzeug ganz links. Das ist eine Aero A.38 (aber bitte nicht bei Wikipedia nachschauen da steht dazu eine Falschinformation). Der link unten (Detlev du kannst das ja wenn ich nicht irre auch lesen, ist besser). [1]

[1] http://www.airwar.ru/enc/cw1/aero38.html
 
Detlev0405 Am: 29.07.2018 16:01:25 Gelesen: 171059# 68 @  
@ filunski [#67]

Hallo Peter,

danke Dir - ja das ist ein Link mit dem ich ohne Probleme etwas anfangen kann. :-)

LG
Detlev
 
Detlev0405 Am: 31.07.2018 07:04:15 Gelesen: 170915# 69 @  
Heute kann ich an meinen Thread [#58] anknüpfen. Bei dem Beleg in die Karpaten Ukraine war eindeutig, das der Beleg über die Etappenpost gegangen ist.

Der heutige Beleg lässt die Möglichkeit offen, das er über die am 02.09.1936 eröffnete direkte Verbindung zwischen Prag und Ushgorod (weiter nach Moskau) befördert wurde.



Am 24.12.1936 um 12 Uhr am Flugplatz Prag abgefertigt, ging auch der Brief nach Mukacevo in die Karpaten Ukraine. Normaler Weise verstehe ich Flugpostbelege mit zusätzlicher Bezahlung für Eilpost nicht, denn schneller als mit Flugpost geht es ja nun nicht. Aber in diesem Fall macht es Sinn – abgeschickt am Heiligen Abend, kam er am Bestimmungsort am 1.Weihnachtsfeiertag an. Durch die Dienstleistung Eilboten/Express wurde die Post gezwungen, den Brief auch am Feiertag zuzustellen.

Adressat war der Chefarzt des staatlichen Krankenhauses in Mukacevo , der Absender Vilem Ekstein. Mit dem Namen Vilem Ekstein verbindet sich ein trauriges Schicksal. Geboren am 30.08.1901 hatte er in Prag in der Skretova 5 ein Briefmarken Geschäft. Er ist auch registriert als Experte [1]. Da er ein Jude war, ging er unter deutscher Besetzung den Weg vieler seiner Leidensgefährten. Am 20.11.42 wurde er mit einem Transport nach Theresienstadt verschickt, von wo er am 20.01.1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Dort wurde er ermordet [2].

Der Brief ist für mich der am höchsten frankierte Inland Luftpostbrief mit 35 Kc. Leider kann ich das Porto nicht nachvollziehen, da keine Gewichtsangabe bei dem Brief vorhanden ist.

Was ich aber inzwischen bestätigen kann und im Beitrag #58 offen geblieben ist – Bestätigungsstempel für die Ankunft in Ushgorod sind eher selten als normal. Mir lag ein Beleg des Erstfluges Prag – Ushgorod vom 06.05.1929 von der Teiletappe Kosice – Ushgorod vor. Selbst dieser Erstflugbeleg weist keinen Ankunftsstempel auf. Dabei ist zu diesem Erstflug ein solcher Stempel aufgelegt worden und bis zum 10.11.1938 in Betrieb gewesen.



Vielleicht kann mir jemand behilflich sein, die Bleistiftnotiz am unteren Rand der Vorderseite zu entziffern, zumal diese mit einem Signum abgeschlossen wurde.

Gruß
Detlev

[1] https://www.filatelia.fi/experts/areasa.html
[2] https://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/82316-vilem-ekstein/
 
Detlev0405 Am: 07.08.2018 12:55:53 Gelesen: 170483# 70 @  
Manche Bedarfsbelege erschließen ihren Reiz erst beim Studium passender Flugpläne aus der Zeit und man dann einen Blick auf die Existenzdauer entsprechender Flugverbindungen wirft.



Unser heutiger Beleg ist eine Karte mit einem kleinen Gruß von Hamburg, von offensichtlich weiblicher Handschrift, an einen Kapitän in der Artillerie Kaserne in Reichenberg (Tschechoslowakei). Bis auf den quietsche gelben Luftpostaufkleber nichts besonderes.

Schauen wir und aber die Details an, wird es schon interessanter. Direkt aufgegeben in Fuhlsbüttel, trägt der Entwertungsstempel noch die Bezeichnung „Flugplatz“ (Mi.Nr. A 33-01), während der Stempel in den 1930er Jahren bereits weltoffen die Bezeichnung „Flughafen“ in sich trug.

Noch interessanter ist es, die Flugverbindung herauszufinden. Es gab keine Direktverbindung zwischen Hamburg und Prag. Bleiben zwei mögliche Flugstrecken. Die erste ist von Hamburg nach Halle / Leipzig auf der Linie 122 und von dort aus weiter auf der Linie 111 nach Prag, die zweite ist von Hamburg nach Bremen auf der Linie 87/126 und von Bremen aus direkt nach Prag über Halle / Leipzig auf der Linie 111 . Für diese beiden Strecken spricht vor allem die Flugzeit des Beleges. Am 04.09.1927 um 7-8 Uhr aufgegeben, kam er in Prag am 05.09.1927 um 14 Uhr am Flugplatz an. Für das Jahr 1927 und diese Entfernung eine recht ordentliche Verbindung.

Die Strecke Hamburg – Halle / Leipzig wurde am 10.10.1927 und die Verbindung Bremen – Prag wurde am 12.11.1927 eingestellt. Somit ist ein solcher Direktbeleg von Hamburg nach Prag mit einmal umladen nur 1927 möglich gewesen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.08.2018 14:01:31 Gelesen: 170217# 71 @  
Bei meinem heutigen Beitrag wird mir bestimmt jeder anmerken, dass ich ein wenig stolz darauf bin, dass ich mich einmal entschlossen hatte, primär die Bedarfspost der Tschechoslowakei bis 1938 dazustellen und wo möglich auch zu untersuchen.

Im Beitrag [#53] habe ich einen neuen Stempelabschlag des Prager Hauptpostamtes in Prag 1 vorgestellt, der laut Horka ab Juli 1938 zum Einsatz kam. Er ist nicht als Sonderstempel als solches konzipiert worden, sondern als ein normaler Luftpost Aufgabestempel für auf gelieferte Luftpost. Trotzdem ungewöhnlich bei diesem Stempel – er hatte nicht den üblichen Durchmesser von 30 mm für normale Tagesstempel, sondern 40 mm. Dadurch wirkt er neben seinem guten Design sehr wuchtig und fällt auf.

Die Frage im Beitrag war offen geblieben – war der Stempelabschlag eine Gefälligkeit vor offizieller Einführung des Stempels ?

Heute kann ich sagen – nein und es sogar beweisen. Der Stempel war bereits seit Juni 1938 in Gebrauch.



Der erste Stempelabschlag zeigt seinen Einsatz am 27.06.1938 auf einem Flugpostbrief von Prag nach Paris. Durch den Beförderungsstempel auf der Rückseite wird auch eindeutig angezeigt, das dieser Brief per Luftpost befördert wurde.



Der zweite Beleg datiert nun auch vom 26.06.1938 auch auf einem Flugpostbrief von Prag nach Paris. Er ist für einen Sammler nahezu perfekt. Vordruck Umschlag von der Air France (die diese Strecke bediente), abgefertigt mit dem neuen Stempel beim Postamt Prag 1, mit Abgangsstempel der Luftpost in Prag 7 und Ankunftsstempel in Paris. Herz was willst du mehr.

Damit ist der Beweis erbracht, das dieser Stempel bereits ab Juni 1938 bedarfsgerecht eingesetzt wurde, frühestes Datum bisher der 26.06.1938.

Gruß
Detlev
 
rudi63 Am: 13.08.2018 19:24:10 Gelesen: 170189# 72 @  
Servus Detlev,

das ist ein Sonderstempel anläßlich der Briefmarkenausstellung PRAGA 1938 und wurde vom 26.06.-04.07.1938 verwendet.

Literatur: Paul Kipp, Die Sonderstempel der Tschechoslowakei von 1919 bis 1939

Schöne Grüße
Rudi
 
Detlev0405 Am: 13.08.2018 20:39:02 Gelesen: 170178# 73 @  
@ rudi63 [#72]

Grüße Dich Rudi,

ich habe nun mal nach den Stempeln der Praga 1938 gegoogelt und stoße nur auf folgenden Stempel:



Quelle [1]

Noch deutlicher wird der Unterschied bei der Verwendung beider Stempel auf einem Beleg:



Quelle [2]

Text unter dem Beleg : Luftpostbrief befördert auf der Linie der CSA Prag - Liberec, Stempel Prag 1 Luftpost, 1938

Der Stempel wird durch Horka in der Systematik auch unter R1 als Tagestempel für Luftpost geführt. Einen Bezug zur Praga 1938 sehe ich unmittelbar nicht ( ich meine damit einen Hinweis auf das Ereignis im Luftpoststempel ) . Der R1 war in dieser Form also bis März 1939 ohne Probleme einsetzbar.

Entweder liegt bei Paul Kipp eine Verwechslung vor oder aber seine Registrierung als Sonderstempel zur Praga 1938 ist fehlerhaft. Das einzige was auffällt, das der R1 zeitnah mit der Praga 1938 in Gebrauch genommen wurde und die Maße eines Sonderstempel hat. Als einziger Tagesstempel für Luftpost.

Beste Grüße
Detlev

[1] https://www.abebooks.com/paper-collectibles/Ansichtskarte-Prag-Praga-1938-Ausstellung-Postkutsche/22608684683/bd
[2] Katalog Trojan Tschechoslowakei Luftpost 1918 - 1939 Prag 1997 ( Horka ) Seite 176
 
saintex Am: 14.08.2018 23:36:45 Gelesen: 170123# 74 @  
@ Detlev0405 [#73]

Hallo Detlev,

ich habe wegen des tschechischen Poststempels PRAHA 1 Letecká Pošta aus dem Jahr 1938 mal in der zeitgenössischen aerophilatelistischen Literatur recherchiert und bin in der französischen Luftpostsammlerzeitschrift L’Aviette Postale Nr. 141 (September/Oktober 1938) auf Seite 117 fündig geworden. Ich füge nachfolgend den kurzen zu diesem Poststempel in der L’Aviette Postale Nr. 141 auf Seite 117 veröffentlichten Artikel bei.



Nach der Beschreibung im letzten Absatz dieses Artikels steht der Poststempel – wie dies rudi63 behauptet hatte – anscheinend doch im Zusammenhang mit der Internationalen Briefmarkenausstellung Praga 1938 in Prag, auch wenn sich im Stempel selber kein ausdrücklicher Hinweis auf diese Ausstellung findet. Nach den Angaben im letzten Absatz des in der L’Aviette Postale Nr. 141 erschienenen Artikels handelte es sich um einen beim Ausstellungspostamt am Schalter für Luftpostsendungen verwendeten Sonderpoststempel zur Entwertung der Frankatur auf Luftpostsendungen (cachet spécial oblitérant). Allerdings enthält der Artikel keine Angaben darüber, ob die Verwendung des Sonderpoststempels auf die Dauer der Ausstellung beschränkt war oder dieser auch danach beim Postamt Prag 1 auf Luftpostsendungen verwendet wurde.

Zum Schluss noch eine Anmerkung zu dem von Dir im Beitrag [#71] gezeigten zweiten Luftpostbrief von Prag nach Paris vom 26.6.1938. Die Anschrift 2, Rue Marbeuf Paris VIIIe passt thematisch zum Luftpostumschlag. An dieser Anschrift befand sich seit ihrer Gründung im Jahr 1933 der Firmensitz der Air France. Wie sich der Eingang zur Rue Marbeuf No. 2 im Laufe der Jahre verändert hat, zeigen die Fotos auf dieser französischen Internetseite http://aviatechno.net/crevette/siege.php

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 15.08.2018 05:26:02 Gelesen: 170099# 75 @  
@ saintex [#74]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für Deine ergänzenden Angaben.

Deiner Argumentation, dass der Luftpoststempel aus Anlass der Internationalen Briefmarkenausstellung Praga 1938 extra aufgelegt wurde durch die tschechoslowakische Postverwaltung, vermag ich zu folgen. Das würde auch das außergewöhnliche Format des Stempels von 40 mm an Stelle von den üblichen 30 mm erklären und Rudis63 Hinweis auf einen Sonderstempel im Zusammenhang mit der Praga 1938 stützen.

Bleiben mir also zwei weitere Aufgaben, die ich zu klären hätte -

1. von wann bis wann war der Stempel im Einsatz am Postamt Prag 1 und
2. welchen Charakter hatte dieser Stempel (Sonderstempel für Luftpost zur Praga 1938 oder neuer Luftpoststempel zur Aufgabe von Luftpostsendungen ab 26.06.1938).

Ich werde das Ergebnis meiner Recherchen hier veröffentlichen und hoffentlich dann Klarheit verbreiten können.

Dass der zweite Beleg im Beitrag [#71] direkt an die Air France ging, macht mich noch stolzer auf den Beleg. Danke für Deinen Hinweis dazu.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.08.2018 13:40:30 Gelesen: 170002# 76 @  
@ Detlev0405 [#75]

Ich werde das Ergebnis meiner Recherchen hier veröffentlichen und hoffentlich dann Klarheit verbreiten können.

Ich bin froh Euch mitteilen zu können, das das Postmuseum in Prag sich der Problematik angenommen hat und entsprechende Recherchen anstellen wird. Im September werde ich Bescheid haben und das Ergebnis hier veröffentlichen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 20.08.2018 13:53:38 Gelesen: 169897# 77 @  
Unser heutiger Beleg ist ein Geschwister von der Karte aus dem Beitrag [#33] und eine schöne Ergänzung.



Die Karte geht von Karlsbad nach Jesenice im ehemaligen Jugoslawien. Jesenice ist eine kleine Stadt in der Oberkrain / Slowenien und liegt unmittelbar an der Grenze zu Österreich und war eine Waffenschmiede Österreichs während der K.u.K. Zeit.

Aufgegeben wurde die Karte direkt am Flugplatz Karlsbad früh um 6 Uhr. Man muss sich den Stempel schon sehr genau ansehen, um den 28.03.1933 zu identifizieren.



Von Karlsbad aus ging der Flug nach Prag. Eine andere Luftpostverbindung gab es nicht. Hier wurde der Anschluss an die Verbindung Prag – Bratislava – Zagreb erreicht. Diese Verbindung gab es seit dem 01.07.1930 und wurde durch die CSA bedient. Es gäbe auch noch die Möglichkeit, über Klagenfurt den Brief zu befördern, aber diese Verbindung wurde erst 1937 für die CSA geöffnet.

Zum Glück haben wir einen Ankunftsstempel von Zagreb (in kyrillischen Buchstaben unter dem Datumssteg). Demzufolge war die Karte am nächsten Tag, also am 29.03.1933, eingetroffen gegen 12 Uhr.



Auch auf dieser Flugplatzkarte haben wir einen Nebenstempel vom Flugplatz Restaurant. Während es sich in Marienbad offensichtlich um ein privates Restaurant handelt, ist hier in Karlsbad das Flugplatz Restaurant im Besitz der Gemeinde Karlsbad.

Auf der Bildseite ist neben dem Restaurant auch eine Maschine aus der Zeit zu sehen. Vielleicht kann ja jemand den Typ der Maschine identifizieren – ich vermute eine Aero 23, die auf der Karte abgebildet ist.

Gruß
Detlev
 
saintex Am: 20.08.2018 16:31:53 Gelesen: 169882# 78 @  
@ Detlev0405 [#77]

Hallo Detlev,

wenn ich das Luftfahrzeugkennzeichen auf dem Flugzeugrumpf und der oberen Tragfläche richtig lese lautet dieses OK-ACB.

Nach dem im Internet veröffentlichten Civil Aircraft Register[1] war dieses Luftfahrzeugkennzeichen ab 05.10.1929 an ein Flugzeug der tschechoslowakischen Fluggesellschaft CSA des Typs Aero A-38 vergeben.

Grüsse Wolfgang

[1] http://www.airhistory.org.uk/gy/reg_OK-.html
 
Detlev0405 Am: 20.08.2018 18:06:54 Gelesen: 169867# 79 @  
@ saintex [#78]

Hallo Wolfgang,

danke für Deine Suche an den richtigen Stellen - darauf hin konnte ich auch ein Bild ausfindig machen [1]. Ich habe eben doch nicht so die Typen Ahnung.



Gruß
Detlev

[1] https://www.flickr.com/photos/sludgeulper/4254858726
 

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