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Thema: Österreich: Aufgabs-, Abgabsrecepissen, Aufgabescheine
Das Thema hat 106 Beiträge:
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Cantus Am: 12.04.2016 00:33:18 Gelesen: 39115# 1 @  
Hallo,

ich denke, die Vielfalt der Formulare und Stempel hat ein eigenes Thema verdient. Dabei reizen mich Scheine von der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts ebenso wie solche, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgefertigt worden sind. Zum Start zeige ich zwei Beispiele.

Ich beginne mit eine Aufgabs-Rezepisze vom 25.1.1841 aus Budwitz. Budwitz, auch Mährisch Budwitz, war damals eine Kleinstadt in Mähren und meines Wissens Teil des Kaiserreichs Österreich-Ungarn.



Als Zweites zeige ich eine Aufgabs-Recepisse vom 16.3.1872 auf zweisprachigem Formular, vorne in deutsch, rückseitig in slovenischer Sprache. Hier wurde die deutsche Seite vom K.K.Postamt in Gross Sonntag verwendet.
Velika Nedelja (deutsch: Großsonntag; auch Groß Sonntag) ist ein Dorf, das heute zur Gemeinde Ormož in Slovenien gehört [1].



Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Velika_Nedelja
 
Erdinger Am: 13.04.2016 15:43:34 Gelesen: 39074# 2 @  
Hallo Cantus,

danke für die Eröffnung des schönen Themas!

Kleine Berichtigung: Vor dem sogenannten Ausgleich von 1867 spricht man vom Kaisertum Österreich, danach von der österreichisch-ungarischen Monarchie. Kürzel und Begriffe wie "k.k.", "k.u.k." sowie "trans- und cisleithanisch" sind für uns Deutsche etwas verwirrend, aber die Beschäftigung damit lohnt sich, auch in posthistorischer Hinsicht. Niemand hat die damit verbundenen bürokratischen Auswüchse literarisch liebenswerter aufs Korn genommen als Fritz von Herzmanovsky-Orlando, der unbedingt lesenswert ist. Aber das führt schon zu weit. Als Philatelist sollte man wahrscheinlich eher die Vorphilafibel von Hubert Jungwirth [1] lesen ...

Ich freue mich auf weitere Scheine und kann später ein oder zwei Beispielbriefe beitragen.

Viele Grüße aus Erding!

[1] http://www.bdph.de/index.php?id=1254&no_cache=1&tx_bdphliteraratur_pi1[detail]=34906
 
Cantus Am: 14.04.2016 01:28:31 Gelesen: 39049# 3 @  
@ Erdinger [#2]

Hallo Erdinger,

an Material mangelt es nicht. Ich habe bisher allerdings erst die Hälfte meines Bestandes eingescannt, denn die Bearbeitung dieser doch recht dünnen und oft unregelmäßig geschnittenen Papiere ist nicht immer ganz einfach. Es freut mich aber, dass du dich zu Wort gemeldet hast.

Heute zunächst zwei Aufgabe-Scheine aus Bludenz. Ich denke, die Stadt ist groß genug, dass ich auf eine nähere Beschreibung verzichten kann. Leider sind die Schriften auf solchen Scheinen meist so hingeschmiert, dass man nur wenig entziffern kann. Hier ist zu erkennen, dass der erste Schein, ausgefertigt am 2.5.1882, und der zweite Aufgabeschein, ausgefertigt am 7.1.1888, je einen Brief an Privatadressen betreffen.



Als zweites Beispiel habe ich noch eine Aufgabs-Recepisse, die am 28.1.1850 in Bärn, einer Stadt in Mähren, ausgefertigt worden ist. Im Gegensatz zu meinem Beispiel vom 12.4.2016 sind hier beide Seiten des Vordruckes in deutscher Sprache abgefasst; dabei bildet die Vorderseite das Formular, die Rückseite die Hinweise dazu.

Moravský Beroun (dt. Bärn) ist heute eine Stadt mit 3.118 Einwohnern (Stand 1. Jan. 2014) in Tschechien. Sie liegt auf 525 m Höhe über NN im Niederen Gesenke in Mähren und gehört dem Okres Olomouc an. Die Stadt liegt in einem Talkessel an der Einmündung des Čabová (Sommeraubach) in den Důlní potok (Stollenbach) [1]. Diese Aufgabs-Recepisse bestätigt die Aufgabe eines Briefes an eine militärische Adresse.



Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Moravsk%C3%BD_Beroun
 
Filigrana Am: 14.04.2016 11:44:22 Gelesen: 39033# 4 @  
Hallo Ingo,

ein schönes und interessantes Thema.

So wie du dieses Thema genannt hast und zugefügt hast, dass dir die aus 19. Jahrhundert gefallen, vermute ich, dass du ausschließlich diese Scheine sammelst. Es erschließt sich noch nicht ganz bei mir, ob du dich nur mit den Orten diese Scheine beschäftigen möchtest oder näher?

Orte:

Wie dir schon Erdinger geschrieben hat, kann es auch für einen Sammler sehr interessant sein und es zahlt sich aus, wenn man sich ein wenig mit der Historie damaligen Geschehens beschäftigt.

Siehe hier – war vor paar Wochen bei mir auch der Fall:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=7763

Papier/art und Schrift:

Es gibt Sammler, welche sich auch mit der Größe (Folioformat) beschäftigen, auch Sammler, welche interessiert von welchen Postamt sie geliefert als Vordruck waren usw.

Bei dünnen Papier tust dich leichter bei scannen, wenn du ein schwarzes Papierblatt drauf legst oder ein Buch als Gewicht.

Nur wenn wir uns bemühen, die Schrift zum entziffern, können wir die Scheine näher beschreiben. Es sind viele Sammler hier, welche dir sicher helfen.

Sammlung sortieren:

Weil es an Material bei dir nicht mangelt, würde ich es an deine Stelle tun. Wie – es ist natürlich dir überlassen, hängt von Interessen wie du deine Sammlung aufbauen möchtest.

Ich sammle keine Postscheine, hier gibt dir sicherlich erfahrene Sammler mit einem guten Vorschlag, vielleicht wenn es nur um die Orte geht, wäre das einfachste nach Ländern zu welchen sie heute gehören. Ich persönlich würde sie nach Briefpost und Fahrpost sortieren, du hast schon hier eine Vielfalt gezeigt.

Es scheint dir jetzt eventuell viel, was ich dazu jetzt erwähne, aber was du dir daraus entnimmst bestimmst du. Wenn du uns die Scheine einzeln vorstellst, eventuell deine Fragen da zu hin fügst, können wir gern was da zu schreiben und über eine oder andere Detail diskutieren falls einer andere Meinung ist usw.

Beispiel Nr. 1
Aufgabs Rezepisse von Budwitz/ 25.1.1841
Budwitz

https://de.wikipedia.org/wiki/Moravsk%C3%A9_Bud%C4%9Bjovice

Historische Post Ortsname: 1750 Budwitz, 1831 auch Mährisch Budwitz
Fahrpost Afgabs – Rezepisse
ausgestellt für einen beschwerten Brief mit 10 f (Gulden) BN (Bank Noten) welcher für Herr Karl Seitzer(?) nach Prag bestimmt war.

Gebühren

Das schwierigste Teil, ohne Literatur kommt man nicht weiter, weil wir hier Tarife benötigen. Vergleiche sind auch zu empfehlen, einiges kannst du aus diesen Scheinen aber gleich raus lesen (Die Post haftet ein einen Verlust in Inland 3, Ausland 6 Monate. Rezepisse Gebühr 3 kr (Kreuzer)).

Bei Fahrpost Scheinen war die Rezepisse Gebühr 3x, nur Wien hatte 4x. Zum Vergleich - bei Briefpost hat man 2x verlangt.

Insgesamt zahlte der Absender 15x Franko,
3x Recepiss Gebühr
12x – hier ist Tarif für einen Wertbrief ab 1.4.1820 gültig bei welchen sich die Taxe von Briefpostgebühr und Wertporto zusammen setzt.

Ich bin hier kein Kenner und auch kein Sammler(in), also nur kleine Vorschläge wie ich vorgehen würde.

LG A
 
Cantus Am: 14.04.2016 15:56:08 Gelesen: 39002# 5 @  
@ Filigrana [#4]

Hallo Filigrana,

vielen Dank für deine ausführlichen Bemerkungen und Hinweise, sie werden aber wohl leider anderen Sammlern dieser Materie mehr weiterhelfen als mir. Wie du richtig erkannt hast, habe ich solche Scheine nach rein geografischen Gesichtspunkten zusammengetragen. Meine Sammlung ist auch nicht sehr groß, vielleicht so etwa zweihundert Scheine. Mir geht es dabei - neben den unterschiedlichen Formularen und Vordrucken - ausschließlich um die Aufgabeorte und die zugehörenden Stempel. Anders als in Österreich gesammelt wird, mache ich bei der Sortierung keinen Unterschied zwischen den einzelnen Kronländern oder Landesteilen. Darüber hinaus bin ich kein Postgeschichtler und habe also auch kein Interesse daran, mich mit Gebühren und Portostufen zu befassen und/oder diese hier im Forum zu erläutern; das können gerne Andere für mich erledigen.

Ich bin und bleibe vor allem anderen ein Ganzsachensammler und habe als dieser sicherlich auch einen ganz anderen Blick auf Belege jeder Art als Briefmarkensammler oder Postgeschichtler. Hinzu kommt, dass ich auch noch andere Sammlungen nach rein geografischen Gesichtspunkten führe (so wie auch meine Frau), dazu gehören auch Landkarten, Atlanten und eine eigene Geografieabteilung in meiner Bibliothek.

Ich pflege meine philatelistischen Hauptsammelgebiete Privatganzsachen von Österreich, Fracht- und Paketpost im Österreich des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, österreichische Ganzsachenpostkarten mit privaten Zudrucken, überwiegend gelaufene Bildpostkarten von Österreich, Frankreich und der Schweiz, Publibelkarten von Belgien sowie die Sammelgebiete mit Ortsrundstempeln des Deutschen Reiches und die deutschen Poststellenstempel aller Zeiten außerordentlich zeit- und auch kostenintensiv, da bleibt einfach kein Raum mehr, um mich nun auch noch mit Portostufen und spezieller Postgeschichte in Österreich zu befassen. Auch mein Zeitmanagement als Rentner lässt sich nicht unendlich dehnen und schließlich gibt es auch noch andere Dinge im Leben als nur die Philatelie.

Du kannst dich aber gerne mit Erläuterungen zu meinen Bildbeiträgen versuchen. Hier aber nun zwei weitere Bildbeispiele. Zunächst eine Recepisse vom 2.10.1831 (?) aus Wittingau, einem Ort in Böhmen [1] für ein Schreiben nach Scheibs.



Zum Zweiten ein Aufgabe-Schein vom 17.12.1899 aus Egg. Da es bereits im heutigen Österreich insgesamt 21 verschiedene Orte oder Ortsteile mit diesem Namen gibt, vermag ich nicht zu definieren, zu welchem Egg mein Beleg gehört. Der zugehörige Brief ist als Ortspost (= loco) in Egg gelaufen.



Viele Grüße
Ingo

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/T%C5%99ebo%C5%88
 
Baber Am: 14.04.2016 16:23:43 Gelesen: 38994# 6 @  
@ Cantus [#5]

Hallo Ingo,

dem Namen Sutterlütty nach zu schließen, kann es sich nur um EGG im Bregenzer Wald/Vorarlberg handeln, denn dort ist der Name Sutterlütty verbreitet.

Gruß
Bernd
 

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