Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Literatur für Ganzsachensammler
Das Thema hat 93 Beiträge:
Gehe zu Seite:  1   2 3 4 oder alle Beiträge zeigen
 
Cantus Am: 01.04.2018 17:16:28 Gelesen: 37424# 1 @  
Dieses Thema soll nicht nur die Literatur auflisten, die es für Sammler von Ganzsachen gibt, sondern auch für potentielle Käufer ein paar Hinweise geben, was in den einzelnen Werken zu erwarten ist. Ich beginne mit Spezialliteratur zum Sammelgebiet Malaysia mit malaiischen Teilstaaten, Singapur und Brunei.

Das älteste Werk, das ich besitze, ist ein Katalog, der sowohl die Briefmarken als auch im Anhang die Ganzsachen enthält, die etwa bis zum Jahr 1990 erschienen sind. Die Abbildungen sind in schwarz-weißer Farbe, die Preise sind in malaiischen Dollar. Verfasser ist Steven Tan, der eine Vielzahl von malaiischen Ganzsachenkatalogen verfasst hat.



Das Nachfolgewerk datiert aus dem Jahr 2001. Die bildlichen Darstellungen sind nun in Farbe, die Beschreibungen im Katalog sind ausführlicher als in der Ausgabe von 1991 und insbesondere zum Sammelgebiet Singapur finden sich erheblich mehr Informationen, sowohl zu Briefmarken als auch zu Ganzsachen.



Im Jahr 2003 erschien ein besonderes Werk von Steven Tan, das sich besonders ausführlich ausschließlich mit den Fiskalmarken und den Ganzsachen von Malaysia, Singapur und Brunei beschäftigt. Die meisten Dinge sind als gute Abbildung in Farbe dargestellt, es ist wirklich ein sehr gutes Nachschlagewerk.



Wer noch ausführlichere oder auch zeitlich aktuellere Literatur zu malayischen Ganzsachen erwerben möchte, der kann diese hier kaufen:

Peter Cockburn
High Garth
Stockcroft Road
Balcombe
West Sussex RH17 6LG

pfcockburn@aol.com

Erläuternde Informationen zu dieser Literatur findet man im Forum der http://www.malayastudygroup.com/ und dort im Abschnitt MSG PUBLICATIONS LIST.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 24.04.2018 03:10:20 Gelesen: 37250# 2 @  
Wer als deutscher Sammler beginnt, sich mit Ganzsachen zu beschäftigen, wird sich sicherlich zuerst mit deutschen Ganzsachen beschäftigen. Für die amtlichen deutschen Ganzsachen, also solche, die von den deutschen Postverwaltungen aller Zeiten geplant und gedruckt worden sind, gibt es, wie auch für die Briefmarken, einen Michel-Katalog vom Schwaneberger Verlag. Ich selber besitze eine Ausgabe des Jahres 2014.



Anfang Februar 2018 ist die aktuelle Ausgabe erschienen, sie kostet 98,00 Euro. Die katalogmäßige Erfassung von Ganzsachen und Briefmarken sind zwei gänzlich unterschiedliche Dinge, weshalb es völlig abwegig ist, Ganzsachen nach dem Michel-Briefmarkenkatalog beschreiben zu wollen.

Im Rahmen der amtlichen deutschen Ganzsachenausgaben gibt es auch die sogenannten Bildpostkarten, die so vielfältig sind, dass es dafür einen eigenen Ganzsachenkatalog gibt. Ich besitze so einen Katalog für die amtlichen Ausgaben von Bildpostkarten und Motivganzsachen, Ausgabe 1999.



Gegenwärtig ist eine neuere Auflage nicht verfügbar, wann die letzte Neuauflge war, weiß ich nicht.

Für Teile der deutschen Privatganzsachgen, also solcher Ganzsachen, die nicht etwa durch Abänderung amtlicher Ganzsachen, sondern gänzlich als Folge von privatem Auftrag hergestellt worden sind, erschienen vor Jahrzehnten Michel-Spezialkataloge, so im Jahr 1999 für Privatpostkarten des Deutschen Reiches



oder im Jahr 1982 für die Privatganzsachen von Bund, Berlin und die DDR.



Neuere Auflagen von Michel gibt es meines Wissens davon nicht. Der gesamte aktuelle Katalogbestand für deutsche Privatganzsachen oder amtliche Ganzsachen mit irgendwelchen Zudrucken werden im Rahmen der NGK-Kataloge (Neuer Ganzsachen-Katalog) vom Berliner Ganzsachensammler-Verein herausgegeben oder von Privapersonen oder von ARGEn, aber davon ein anderes Mal mehr.

Viele Grüße
Ingo
 
GSFreak Am: 24.04.2018 22:17:54 Gelesen: 37164# 3 @  
Auch der Ganzsachen-Spezial-Katalog Deutschland ab 1933 von Hans Meier zu Eissen ist für Ganzsachensammler dieses Gebietes/Zeitraumes zu empfehlen. Der Katalog ist 1980 im BOREK-Verlag erschienen und nur noch antiquarisch zu erhalten.

Gegenüber dem Michel-Ganzsachen Deutschland-Katalog ist der BOREK-Katalog m.E. zwar teilweise etwas unübersichtlicher gestaltet, vermittelt aber oftmals mehr Details zu einzelnen Ausgaben einschliesslich Privatganzsachen.



Gruß Ulrich
 
sentawau Am: 26.04.2018 12:42:48 Gelesen: 37078# 4 @  
@ GSFreak [#3]



Der Borek Ganzsachenkatalog erschien in zwei Teilen. Der hier abgebildete erste Teil ist besonders für Altdeutschlandsammler wichtig und bis heute nicht ersetzt. Auch sonst enthält er viele Information, die im Michel fehlen.

Gegenüber dem Michel-Ganzsachen Deutschland-Katalog ist der BOREK-Katalog m.E. zwar teilweise etwas unübersichtlicher gestaltet, vermittelt aber oftmals mehr Details zu einzelnen Ausgaben einschl. Privatganzsachen.

Die scheinbare Unübersichtlichkeit rührt daher, dass der Borek Katalog anders strukturiert ist als der Michel Deutschlandkatalog. Dazu Folgendes:

Alle Ganzsachenkataloge gehen zurück auf die Altmeister Carl Lindenberg und Siegfried Ascher. Durch sie wurde es üblich, Umschläge, Postkarten, Rohrpostkarten, Streifbänder usw. getrennt aufzuführen. An diesem Prinzip orientieren sich noch jetzt alle Kataloge, die der Berliner Ganzsachensammler-Verein herausgibt. Dadurch, dass der in den USA erschienene Katalog von Higgins & Gage, an dem bedeutende deutsche Sammler aus dem Umkreis des BGSV mitarbeiteten, sich an den „Großen Ascher“ [Weltganzsachenkatalog] anschloss wurde dieses Ordnungsprinzip auch international üblich. Meier zu Eissen und sein Stab von Mitarbeitern, alle Mitglieder im BGSV, folgten ihm im Borek Katalog natürlich auch.

Beide Bände verfügen übrigens eingangs über gute Register. Der einzige Fehler dieses großartigen Katalogwerks war sein konkurrenzlos hoher Verkaufspreis. Der Nachteil dieses Ordnungsprinzips ist, dass Ganzsachen mit gleichem Wertstempel an unterschiedlichen Stellen verzeichnet sind, wenn sie z. B. sowohl als Postkarten wie auch als Rohrpostkarten ausgegeben wurden.

Als 1974 der erste Michel Deutschland-Ganzsachenkatalog auf den Markt kam, wollte der damalige Bearbeiter dieses Manko beheben und wählte ein anderes Ordnungsprinzip. Es orientiert sich an den Dauerserien. Die Ganzsachen mit deren Wertstempeln gingen voran, ihnen folgten die Sonderwertstempel bis zum Erscheinen der nächsten Dauerserie und so fort. Dadurch kamen Umschläge, Postkarten usw. zusammen, allerdings auf Kosten der chronologischen Abfolge. Wenn Sie im Michel Ganzsachen Katalog den Abschnitt Hindenburgpostkarten ansehen, erkennen Sie, was ich meine.

Trotz anfangs heftiger Kritik setzte sich der Michel Ganzsachen Katalog durch, nicht zuletzt dank des günstigeren Preises, der besseren Vertriebsorganisation und des regelmäßigen Erscheinens. Das neue Ordnungsprinzip bewährte sich jahrelang – bis die einfache Postkarte immer mehr aus der Mode kam und die Post stattdessen das Land mit Sonderpostkarten flutete. Da die bisherige Dauerserie noch nicht durch eine neue ersetzt war, konnten die laufend weiter erscheinenden Sonderpostkarten keine endgültige Katalognummer erhalten und mussten provisorisch mit römischen Ziffern bezeichnet werden. Als man auf diese Weise bis etwa XX gezählt hatte, war offensichtlich, dass das schöne neue Ordnungsprinzip gegen die Wand gefahren war.

Das ist der Grund, weshalb ab der 14. Auflage 1999 bei der Bundesrepublik - und nur dort! – die Sonderpostkarten seit 1949 aus der normalen Zählung herausgenommen und mit einer eigenen Nummerierung als PSo verzeichnet wurden. Entsprechend gibt es bei den Umschlägen neben der Zählung mit U auch eine mit USo. Damit verbunden wurden für alle Ganzsachen der Bundesrepublik neue Katalognummern vergeben. Das muss man wissen, wenn man Michel Ganzsachenkataloge vor 1999 benutzt.
 
DerLu Am: 27.04.2018 07:33:02 Gelesen: 36989# 5 @  
@ sentawau [#4]

Danke für die gute Erklärung der Entwicklungsgeschichte der Ganzsachen Kataloge. Ich konzentriere mich auf die Zeit 1900 bis 1923 und besitze beide Kataloge (eigentlich drei, da ich auch eine Ausgabe des "Ur-Ascher's" habe), und muß zugeben, dass die unterschiedlichen Ordnungsprinzipien manchmal schon etwas verwirrend sind, aber man gewohnt sich dran. Und jedes Ordnungsprinzip hat seine Vor- und Nachteile.

Was zumindest für die Ausgaben Deutsches Reich und früher gilt, ist die Tatsache wie viel mehr an Informationen der Ascher bzw. Borek Katalog im Vergleich zum Michel beinhaltet. Ich finde es sehr traurig, wie viel philatelistisches Wissen mit der Durchsetzung des Michel-Kataloges verloren gegangen ist. Aber vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass es kein Michel- Spezial-Katalog ist.
Die alten Kataloge scheinen aber auch immer noch sehr gefragt zu sein, wenn man sich die Preise bei ebay und Co. ansieht.

Gruß DerLu
 
Cantus Am: 27.04.2018 12:36:37 Gelesen: 36946# 6 @  
Hallo zusammen,

vielen Dank für die sehr ausführliche Besprechung der Borek-Kataloge, so kann ich mir diesen Teil sparen. Ich muss erst noch ein wenig scannen, dann mache auch ich hier weiter.

Ich verbinde mit der Vorstellung der Ganzsachenliteratur die Hoffnung, dass nicht nur die wenigen Ganzsachensammler, die hier im Forum bereits aktiv sind, aus diesen Literaturvorstellungen neue Anregungen entnehmen können, sondern dass auch noch einige andere Sammler den Schritt wagen, sich der Ganzsachenphilatelie zuzuwenden, wenn sie denn wissen, was es so alles an Literatur zu dem Sammelgebiet gibt und wo oder wie man diese Literatur gegebenenfalls erwerben kann. Auch wenn ich selber nur zwei deutsche Ganzsachen-Sammelgebiete intensiv betreibe, so besitze ich doch fast alles, was es allgemein an Ganzsachenliteratur zu deutschen Ganzsachen gibt, denn auch zu Themen, die man nicht vertieft sammelt, sollte man sich informieren und fortbilden, so wie das Heinz7 an anderer Stelle immer wieder für die Themenbereiche Briefmarken, Stempel und Postgeschichte betont.

Viele Grüße
Ingo
 
sentawau Am: 27.04.2018 16:17:06 Gelesen: 36911# 7 @  
@ DerLu [#5]

Der Borek Katalog hat einen Vorläufer: Den Katalog „Die Deutschen Ganzsachen“ von Siegfried Ascher und Theodor Junker. Er sollte zur IPOSTA 1930 erscheinen, schaffte es aber nur zu einem Vorabdruck und kam erst 1932 in den Handel. Der Ascher/Junker ist der erste Deutschland-Spezialkatalog. Theodor Junker war von Beruf Offizier. Er hat sich auch um die Katalogisierung der Bildpostkarten verdient gemacht. Postkarten von und an ihn befinden sich in vielen Ganzsachensammlungen. Hier auf den Phil/Seiten habe ich eine unter dem Thema „Alliierte Besetzung SBZ Dauerserie Köpfe Ganzsachen“ als [#12] veröffentlicht.

Der Ascher/Junker ist im antiquarischen Handel nicht häufig anzutreffen. Außerdem ist er auf stark holzhaltigem Papier gedruckt und deshalb sehr empfindlich. Die Seiten zerbröseln schon bei unvorsichtigem Blättern. Ich habe dennoch versucht, das Titelblatt zu scannen. Besser geht es nicht.


 
Detlev0405 Am: 27.04.2018 18:33:36 Gelesen: 36882# 8 @  
Wer sich mit den Ganzsachen der Tschechoslowakei beschäftigen möchte, ist mit diesem Katalog bestens bedient. Er ist 1988 in Prag erschienen.



Bis 1984 werden dort auf 120 Din A 4 Seiten alle Arten von Ganzsachen abgehandelt. Bestechend sind die vielen Untertypen einzelner Ausgaben, die für jeden hohen Informationswert haben.

Briefe, Karten, Bildpostkarten, Künstlerkarten, Aerogramme, Telegrammformulare mit eingedrucktem Wertzeichen, Formulare für den innerbetrieblichen Postdienst und vieles mehr werden dort lückenlos aufgeführt. Auch wenn der Katalog nur in tschechischer Sprache verfügbar ist, wird einem geübten Sammler die Orientierung durch die Vielzahl der Abbildungen sehr leicht gemacht. Für etwa 10 € ist ein sehr gut erhaltenes Exemplar hier auf dem antiquarischen Markt erhältlich.

Gruß
Detlev
 
Cantus Am: 04.05.2018 11:01:48 Gelesen: 36774# 9 @  
@ sentawau [#7]

Ich habe bei mir mal nachgeschaut, aber den ersten Ur-Ascher aus der Zeit um 1923 habe ich nur von den Ländern, die ich gesammelt habe, das Deutsche Rech gehörte nicht dazu. Es gab aber Vorläufer davon, die von Herrn Lindenberg speziell zu den einzelnen Altdeutschen Staaten herausgegeben worden waren. Drei solcher Beispiele kann ich euch zeigen.



Die Briefumschläge von Baden



Die Briefumschläge von Bayern



Die Briefumschläge von Braunschweig

Viele Grüße
Ingo
 
sentawau Am: 05.05.2018 12:27:52 Gelesen: 36716# 10 @  
@ Cantus [#9]

Die drei abgebildeten Hefte stammen aus Lindenbergs Handbuch „Die Briefumschläge der deutschen Staaten“, das seit 1892 in Lieferungen erschien. Die letzte Lieferung betraf Preußen. Sie erschien, obwohl das Vorwort von 1943 datiert, gedruckt erst 1948 zur Debria und ist von Franz Kalckhoff verfasst. Das Gesamtwerk wurde 1987 von Peter Feuser nachgedruckt.



Vom Lindenberg-Handbuch abgesehen, datiert mein ältester Ganzsachenkatalog von 1914. Es handelt sich um den separat als zweiten Band erschienenen Ganzsachenteil des „Illustrierten Postwertzeichen-Katalogs der Gebrüder Senf“. Zu seiner Zeit war er das Standardwerk. Verfasser war Carl Lindenberg, der von einer eigens gebildeten Katalogkommission des 1901 gegründeten Berliner Ganzsachensammlervereins (BGSV) unterstützt wurde. Mit von der Partie waren schon damals Siegfried Ascher und Franz Kalkhoff.

Ich muss an dieser Stelle nochmals erwähnen, dass alle vor 1945 gedruckten Kataloge auf stark säurehaltigen Papier gedruckt sind, dass beim unvorsichtigen Blättern bricht oder zerbröselt. Überdies sind die Bände mit Metallklammern geheftet, die rosten und das Neubinden stark verteuern. Deshalb sind sie in guter Erhaltung alle sehr selten.

Nach dem Ersten Weltkrieg erschienen die Senf-Kataloge nur noch ohne Ganzsachenteil. Der BGSV nahm die Katalogherausgabe deshalb selber in die Hand. In Robert Noske, Borna bei Leipzig, hatte man einen Verleger gefunden, der ein begeisterter Ganzsachenphilatelist war und den schwierigen Katalogsatz und -druck übernahm. Eigentlich war sein Verlag auf den Druck von Dissertationen spezialisiert.



Zunächst erschien, bearbeitet von Sigfried Ascher, ein als Fortführung des letzten Senf-Katalogs erschienener Band für die Jahre 1913 bis 1920. Er wird antiquarisch nur noch selten angeboten. 1925 und 1928 wurden dann die in Lieferungen ausgegebenen beiden Bände des Weltganzsachenkatalogs, bekannt als „Großer Ascher“, fertig gestellt. Davon gibt es Nachdrucke, am besten benutzbar die gebundene Ausgabe von 2004 (auch als CD).

So viel für heute. Demnächst mehr. Zum Wochenende grüßt
Sentawau.
 
sentawau Am: 08.05.2018 12:01:20 Gelesen: 36633# 11 @  
Hier die angekündigte Fortsetzung.

Ich muss sie mit einer Entschuldigung für einen Fehler beginnen: die DEBRIA in Leipzig fand nicht 1948, sondern 1950 statt.



Auf den „Großen Ascher“ von 1928 folgte 1930/1932 der Deutschland-Spezialkatalog von Siegfried Ascher und Theodor Junker, über den ich bereits in [#7] berichtet habe. 1938 brachte der BGSV dann noch als Kurzfassung den „Weltganzsachenkatalog“ auf 880 Seiten heraus. Er baute auf dem Großen Ganzsachenkatalog auf und war für Sammler bestimmt, die keinen Wert auf Besonderheiten und Abarten legten. Bearbeiter waren Walter Beckhaus, Otto Krause, Albert Maaß und sicherlich auch Siegfried Ascher, dessen Name aber nirgends erscheint, denn er war ja Jude. Immerhin hat er in der Vereinszeitschrift noch, wenn auch zuletzt anonym, bis 1938 publiziert. 1939 konnte er sich in letzter Minute nach Palästina retten.

Schließlich ist noch der „Weltkatalog der Bild-Ganzsachen“ zu nennen. Er erschien zur Jahresmitte 1933 im Verlag Horodisch & Marx in Berlin-Wilmersdorf und war auf Veranlassung des BGSV und des Wiener Ganzsachensammler-Vereins von Theodor Junker bearbeitet.

Dieser Katalog wirft Fragen zur Vereinsgeschichte des BGSV auf. Warum erschien er nicht im „Hausverlag“ des BGSV in Borna bei Noske? Horodisch & Marx war ein bedeutender und bekannter jüdischer Verlag. Ich empfehle, die Biografie Abraham Horodischs (emigriert 1933) in der Wikipedia nachzulesen. Im Januar 1933 war Hitler an die Macht gehievt worden. In den Straßen Berlins grölte der braune Mob antisemitische Hassgesänge. Trotzdem brachte der BGSV, ein typischer Honoratiorenklub von stramm konservativer Gesinnung, noch 1933 eine Veröffentlichung bei einem jüdischen Berliner Verlag heraus! Der Verfasser Theodor Junker war im Majorsrang verabschiedeter kaiserlicher Offizier, der es reaktiviert als Kommandant eines Kriegsgefangenenlagers noch bis zum Oberst brachte.

Meine Darstellung beruht auf der Interpretation einer Postkarte, die in der „Ganzsache“ 86. 2012, S. 134 veröffentlicht ist.

Junkers Bildganzsachenkatalog ist extrem selten und fehlt auch in meiner Sammlung. Ich vermute, dass der geächtete jüdische Verlag schuld ist. Die Idee zu einem solchen Spezialkatalog wurde erst wieder 1985 und nochmals 2008 in der Reihe der Michel Kataloge wieder aufgegriffen. Bearbeiter war Gerhard Weileder vom Münchener Ganzsachensammlerverein. Sie sind für Spezialisten ersetzt durch die drei Handbücher, die Michael Bokisch seit 2010 für die Gebiete Österreich, Deutsches Reich und Deutschland nach 1945 herausbrachte (Abbildungen bei Google. Die Deutsche Post gibt seit 1999 keine herkömmlichen Bildpostkarten mehr heraus.
 
Olivier Nosbaum Am: 08.05.2018 20:30:12 Gelesen: 36578# 12 @  
Folgend auch ein früher Ganzsachen Katalog von 1889 aus Frankreich, herausgegeben von der damals sehr renommierten "Société Française de Timbrologie".

Dies ist der mir älteste bekannte Katalog, der ausschliesslich Ganzsachen beinhaltet.



freundliche Grüsse

Olivier
 
mausbach1 (RIP) Am: 09.05.2018 08:07:56 Gelesen: 36540# 13 @  
Das größte Land der Welt wurde noch nicht erwähnt - nämlich die VR China.

Hier gibt es ein Werk von Wolfgang Textor, welches von der FG China-Philatelie 1999 in 3. neu bearbeiteter und erweiterter Auflage (400 Exemplare) mir vorliegt: Die Ganzsachen der Volksrepublik China.
 
sentawau Am: 15.05.2018 18:26:19 Gelesen: 36414# 14 @  
[#11]

Fast hätte ich einen wichtigen Ganzsachen-Spezialkatalog bei meiner Aufzählung vergessen: Im 5. Jahr des Zweiten Weltkrieg erschien 1943 als Band 2 des Handbuchs der Deutschen Privat-Postwertzeichen (Bd.1.1939) noch der Ganzsachenkatalog, eingeleitet mit einer Widmung an den Reichspostminister W. Ohnesorge. Der Katalog leistete auf 527 Seiten Pionierarbeit. Verfasser war der Deutschrusse Carl Schmidt, zur Zarenzeit Stararchitekt in St. Petersburg (er baute dort u. a. für den Hofjuwelier Faubergé). Nach seiner Flucht vor der Revolution ließ es sich in Deutschland nieder und wurde als Philatelist bekannt. Er war Besitzer einer bedeutenden Semstwo-Sammlung, die er dem Reichspostmuseum schenkte, und Inhaber der Lindenbergmedaille.

Von Schmidts Katalog haben nur wenige Exemplare den Krieg überlebt, er ist aber als Nachdruck (Peter Feuser) verfügbar.



Von 1979 bis 1997 erschienen mit Hans Meier zu Eissen als Verfasser vier Bände des großartigen, aber leider unvollendet gebliebenen Handbuchs und Katalogs „Die deutschen Privatpostanstalten“ (abgebildet sind die Bände 1 und 4). Dieses Katalogvorhaben überstieg auf Dauer die Arbeitskraft eines Einzelnen und für Borek, der es zunächst verlegte, wurde es unrentabel. Deshalb erschien es schließlich ab Band 2 im Selbstverlag.



Meier zu Eissens Handbuch wurde seit 2003 ersetzt durch den mehrbändigen „Ganzsachenkatalog der deutschen Privatpost 1873 – 1914“ von Horst Müller, das von der Arbeitsgemeinschaft Privatpost-Merkur herausgegeben wurde.
 
Cantus Am: 16.05.2018 03:07:00 Gelesen: 36356# 15 @  
@ sentawau [#14]

Unabhängig von ihrem Erscheinungsdatum sind für mich die Bände 1 bis 4 von Meier zu Eissen eine Gesamteinheit, die man nicht trennen sollte. Ich zeige daher die beiden Bände, die du weggelassen hast, Band 2 und Band 3.



Horst Müller ist der Verfasser eines weiteren Werkes zu Ganzsachen der deutschen Privatpost für den Teil Düren bis Lübeck; dieses Buch erschien im Jahr 2006.



Viele Grüße
Ingo
 
sentawau Am: 17.05.2018 17:20:28 Gelesen: 36285# 16 @  
@ Cantus [#15]

Danke für die Abbildungen!

Soeben ist in der Serie „Neuer Ganzsachen-Katalog“ (NGK) des Berliner Ganzsachensammler-Vereins ein weiterer Band erschienen.



Die Verzeichnung der deutschen Ganzsachen mit privaten Zudrucken vor 1945 war bislang Joachim Strahlendorff zu verdanken, der 2009 eine gedruckte Auflage seines Katalogs – er verzeichnete die Jahre 1919 bis 1945 – herausbrachte und die Pionierarbeit leistete. Der BGSV hat sich nunmehr für eine Neuauflage die Erfassung der Zeit von 1870 bis 1945 zum Ziel gesetzt. Davon ist als erster Teil die Neubearbeitung der Jahre 1933 bis 1945, dazu der Dienstpostkarten und eines Teiles der Nebengebiete erschienen. Bearbeiter ist Hartmut Hampe. Fast 60 Karten sind seit 2009 hinzugekommen, alle Karten sind nunmehr abgebildet und zwar in Farbe! Der Preis ist mit 24,- (22,- für Mitglieder) plus Versand niedrig angesetzt.

Der Neue Ganzsachen-Katalog begann 1956 zu erscheinen und brachte es auf 13 (nicht 11!) Lieferungen. Sein Ziel war zunächst, den Sammlern nach den Kriegsverlusten wieder einen umfassenden Katalog an die Hand zu geben. Bearbeiter war anfangs der durch seinen „Weltganzsachenkatalog“ bekannte Walter Beckhaus. Nach dessen Tod führte Fritz Beyer das Unternehmen weiter, bis etwa 1975 die Druckkosten die Fortführung unmöglich machten. Die erschienenen Teile betrafen die Staaten Europas von Albanien bis Österreich. Die Lieferungen 2 – 6 (1956 – 1959) bildeten den ersten Deutschland – Ganzsachenkatalog der Nachkriegszeit. Hier lernte ich einst als Schüler, dass man Ganzsachen wie Briefmarken sammeln kann.

Als die Computertechnik es möglich machte, am häuslichen Schreibtisch druckfertige Manuskripte zu erstellen und bezahlbar vervielfältigen zu lassen, nahm der BGSV die Katalogarbeit wieder auf. Seit 2002 erschienen weitere Bände des NGK, nunmehr jedoch nicht mehr als Lieferungswerk, sondern in abgeschlossenen Bänden. Es erschienen Kataloge für Erdteile (Afrika, Karibik), für Aerogramme und für deutsche Sondergebiete (Privatganzsachen, Ganzsachen mit Zudruck). Zum Teil wurden davon bereits Neuauflagen notwendig.

Die nachfolgende Abbildung bietet eine Übersicht über das Katalogwerk.



Ein erholsames Pfingstfest wünscht Sentawau
 
Cantus Am: 18.05.2018 03:24:01 Gelesen: 36237# 17 @  
@ sentawau [#16]

Hallo,

den von dir vorgestellten neuen Katalog habe ich noch nicht, das ist aber nachvollziehbar, denn ich sammle das Gebiet nicht und wohne auch nicht mehr in Berlin, werde mir den Band aber dennoch von Norbert oder Linus zuschicken lassen.

Zu deinen sehr schönen Ausführungen möchte ich noch ergänzen, dass weitere Ausgaben bzw. Neuauflagen des jetzt erschienenen Bandes "DR mit Zudrucken 1933 bis 1945" nur dann realisiert werden können, wenn Abbildungen von Neufunden dem BGSV zur Verfügung gestellt werden, und zwar sowohl von Mitgliedern des BGSV als auch von sonstigen Sammlern. Dieses Sammeln von bisher unbekannten Informationen und entsprechenden Ganzsachen erstreckt sich bei deutschen Ganzsachen jedoch nicht nur auf diesen Zeitraum von 1933 - 1945, sondern der BGSV und damit die Autoren der verschiedenen Bände freuen sich über die Zuleitung jedes entsprechenden Neufundes. Ich zum Beispiel konzentriere mich dabei auf den Zeitraum DR bis 1918, da ich aus der Zeit danach fast nichts Passendes besitze.

Der von dir erwähnte Band "Zudrucke auf amtlichen Postkarten-Ganzsachen Deutsches Reich und Nebengebiete 1919 bis 1945" bietet eine Vielzahl wohl weitestgehend unbekannter Zudrucke und ist insgesamt ein spannendes Nachschlagewerk zu einem Ganzsachenbereich, der üblicherweise stiefmütterlich behandelt wird, weil Michel solche Ganzsachen weder erfasst noch beschreibt. Ich zeige nachstehend die Titelseite des Werkes und das Inhaltsverzeichnis.



An dem Band für die Zeit davor wird noch gearbeitet.

Für den Zeitraum nach dem 2.Weltkrieg gibt es bereits mehrere Werke, die sich den Zudrucken auf amtlichen Ganzsachen-Postkarten widmen. Den Band für die Zeit der alliierten Besetzung besitze ich noch nicht, aber ich kann auf die Zudrucke von Berlin (West) hinweisen.



Darüber hinaus gibt es bereits seit einigen Jahren ein zweibändiges Werk zu den Zudrucken auf den amtlichen Ganzsachen-Postkarten der DDR. Dabei nehmen die Zudrucke der Pflanzenschutzämter der DDR einen recht breiten Raum ein, allerdings fehlt da noch diverses Bildmaterial, denn solche Karten sind am Markt kaum zu finden.





Viele Grüße
Ingo
 
sentawau Am: 22.05.2018 16:20:09 Gelesen: 36141# 18 @  
@ Cantus [#17]

Bislang war noch kaum von der Verzeichnung der Privatganzsachen die Rede. Das will ich noch nachholen. Privatganzsachen hatte schon Ascher in seinen Katalogen in Kurzform mit verzeichnet. Nach dem Krieg war es zunächst Hans Meier zu Eissen, der sich in seinem Katalogwerk um die Erfassung der privaten Umschläge und Postkarten bemühte. Außerdem erschienen für die Privatganzsachen vor und nach 1945 Michelkataloge in mehreren Auflagen, bearbeitet von Hanspeter Frech bzw. Alfred Schürgers, die allerdings einer Gewohnheit des Schwaneberger Verlags gemäß in den Katalogen nicht genannt werden. Zwei dieser Kataloge hat Cantus [#2] bereits abgebildet. Diese Michelkataloge sind inzwischen wegen vieler Neufunde und geänderter Nummerierungen überholt.

Als nach 1994 der Schwaneberger Verlag das Interesse verlor, setzten engagierte Sammler aus dem Kreis des BGSV und MGSV die Katalogarbeit fort.

1. Für die Zeit nach 1945 übernahm für den verstorbenen Alfred Schürgers zunächst Karl-Heinz Göpfert und nach dessen Tod Norbert Sehler die Fortführung. Dieses Werk liegt inzwischen in 4 Bänden abgeschlossen in der Reihe des Berliner Neuen Ganzsachen Katalogs (NGK) vor. Ich bilde den zuletzt erschienenen Band ab.



2. Alle Privatganzsachen – ausgenommen die Privatpostkarten – sind seit Hans Meier zu Eissen erstmals wieder durch Joachim Strahlendorff und Peter Mette verzeichnet worden. Ihr Katalog erschien 2005 ebenfalls innerhalb des NGK, siehe Abbildung.

3. Die Privatpostkarten der Reichspostzeit, dazu die von Bayern, Württemberg, den Kolonien und der Nebengebiete hat Hanspeter Frech in einem handbuchartigen Katalog verzeichnet, der zuletzt (und vermutlich auch letztmalig) von ihm in 4. Auflage im Selbstverlag veröffentlicht wurde. Durch die Mítarbeit von Peter Mette und Thomas Werner erreichte das dreibändige Werk eine solche Vollständigkeit, dass eine weitere Auflage nicht mehr zu erwarten ist. Es wird auf Dauer das Standardwerk bleiben!



4. Hans Frech ist nicht nur wegen seines Katalogs, sondern auch als Verfasser weiterer Standardwerke für den Ganzsachensammler zu nennen. Sie sind alle auf eigenes Risiko im Selbstverlag erschienen.

[I]

- "Philatelistisch-Historisches Ganzsachen-Handbuch des Dritten Reiches anhand amtlicher Ganzsachenkarten und ihrer Verwendung inklusive Luftpost". 2014. 656 S.

- "Die Correspondenzkarten und Postkartenformulare der ehemaligen Postvereinsländer und des deutschen Kaiserreiches". 2. Aufl. 2015. 672 S.

Und schließlich die Monographie einer Postkarte:

"Die eigene Ganzsachen-Postkarte: 'Nur für Marine-Schiffsposten“. 2014. 176 S.

Die United Postal Stationary Society der USA ehrte Hanspeter Frech zweimal, 2010 und 2015, mit der Verleihung der Lewandowski-Medaille. Er ist außerdem Inhaber der Kalckhoff- und der Koboldmedaille.
 

Das Thema hat 93 Beiträge:
Gehe zu Seite:  1   2 3 4 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.