Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2863 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2   3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 22 32 42 52 62 72 82 92 102 115 oder alle Beiträge zeigen
 
Christian Am: 21.02.2009 20:02:08 Gelesen: 1113986# 14 @  
@ bayern klassisch

Hallo Ralph,

eine Frage zu Deinem 36 Kreuzer Beleg aus Nürnberg. Hast du die Marken bestimmt? Beim Typ würde mich festlegen auf Type II. Leider ist es immer schwer die Farbe zu erkennen. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich auf die 5c II tippen.

Wie ist Deine Meinung?

Herzliche Grüße
 
Richard Am: 21.02.2009 20:43:03 Gelesen: 1113981# 15 @  
@ bayern klassisch

nachdem ich mit PNs zugeschüttet wurde

Hallo bayern klassich,

ich frage mich, warum Du mit PNs zugeschüttet wirst ?

Sind das Fragen zu den Belegen ? Diese sollten besser hier ins Forum geschrieben werden ! Dafür ist das Forum gedacht, hier soll die Diskussion stattfinden ! Es fehlen nämlich nicht nur die Fragen, sondern auch Deine Antworten.

Um ein Thema dauerhaft interessant zu machen, nutzte ich unter anderem den monatlichen Philaseiten Brief. Dort werden 10 interessante aus den meistgelesenen Themen seit dem letzten Brief vorgestellt und damit automatisch Liebhaber und Interessenten des jeweiligen Gebiets aufmerksam gemacht. Der nächste Brief erscheint am 10. März.

Schöne Grüsse, Richard
 
bayern klassisch Am: 21.02.2009 21:30:32 Gelesen: 1113975# 16 @  
Hallo HEFO58,

danke fürs Zeigen deiner Stücke.

Der erste war ein sogenannter Lokalbrief, der von Feuchtwangen für 1 Kr. bis 15g Gewicht nach Dentlein lief. Der Postexpeditor hat ihn seinem Landpostboten übergeben, der ihn in dem Ort Dentlein zugestellt hat. So häufig ist das gar nicht.

Der 2. Brief von Landshut nach München wog ebenfalls einfach, hier jedoch noch bis 1 Loth (16,66g).

Der 3. Brief von Würzburg nach Augsburg trägt hinten 2 verschiedene Stadtbriefträgerstempel, woraus zu ersehen ist, dass der 1. Briefträger ihn nicht zustellen konnte und ein Oberbriefträger (in Augsburg im Gegensatz zu München und Nürnberg ohne O.B - Stempel) die richtige Lokalität ermitteln musste, ehe er ihn einem anderen Stadtbriefträger gab. Die Nummer des Stempels war personenbezogen; starb der Stadtbriefträger, wurde sie nicht mehr vergeben.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen, dir solche Briefe etwas näher ans Herz zu rücken.

Hallo Christian,

Herr Pfenninger und ich sahen/sehen das genauso - 5cIII, 5cIII, 5cII und 5cIII. Aber das ist wirklich bei der Betrachtung dieses Briefes nicht ausschlaggebend (außer es wäre eine 5aa oder 5b, dann schon). So aber dominiert der postgeschichtliche Charakter des Briefes vor Typen und Farben.

Hallo Richard,

meine Aussage war ironisch gemeint - ich habe bis dato noch keine PN bekommen.

Ich habe mich nur gewundert, warum ein gut frequentiertes Forum beim Anblick von Poststücken, die nicht gerade alltäglich sind, bis auf einen Sammlerfreund sich nicht regt. Wenn ich vor vielen Jahren solche Stücke im damals noch nicht existierenden Internet gesehen hätte, hätte ich tausend Fragen dazu gehabt.

Mit deiner Ansicht zur offenen Diskussion liegst du natürlich vollkommen richtig. Gerade die kommt hier nicht in Gang.

Also zeige ich mal einen Brief aus Bayern nach Österreich, von dem ich gerne wüsste, was der Absender am Postschalter in München hat bezahlen müssen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
HEFO58 Am: 21.02.2009 22:00:32 Gelesen: 1113969# 17 @  
@ bayern klassisch

Hallo

Vielen Dank für die Informationen, einen Kreuzerbrief habe ich noch, der ist allerdings irgendwann mal Vandalen in die Finger gefallen.

Gruß
Helmut



 
Jürgen Witkowski Am: 21.02.2009 22:12:15 Gelesen: 1113968# 18 @  
@ bayern klassisch

Obwohl Du leider so gut wie nie Maschinenstempel auf Deinen Belegen hast und immer alles von mehreren Personen mit zumeist für mich unleserlicher Handschrift vollgeschrieben ist, lese ich die Beiträge in diesem Thema mit viel Interesse und Vergnügen.

Daher traue ich mich, selbst auf die Gefahr hin, mit meinem Deutungsversuch voll daneben zu liegen, aus der Deckung.

Die zu zahlende Summe betrug 26 Kreuzer. 20 Kreuzer für den Brief und 6 Kreuzer Charge-Gebühr (Einschreibe-Gebühr). Es hegen sich aber bei mir leichte Zweifel, ob die gesamte Summe am Schalter in München gezahlt wurde. Den Vermerk "Franco" kann ich nämlich nicht entdecken.

Bei zwei weiteren Vermerken tappe ich im Dunkeln. Ist die 24 oben rechts so etwas wie eine Registriernummer für das Einschreiben? Was bedeuten die vier unterstrichenen Worte unten auf dem Brief?

Mit unsicheren Sammlergrüßen
Jürgen
 
bayern klassisch Am: 21.02.2009 22:35:27 Gelesen: 1113960# 19 @  
Lieber ConcordiaCA,

es spricht klar für dich, dass du die Deutung so weit vorangetrieben hast. Prima!

So einfach ist die Kiste denn nämlich nicht und du hast schon vieles erkannt, wenngleich noch nicht alles. Aber das würden 98% aller Bayernsammler auch nicht.

Es war ein Porto - Chargébrief aus 1861, den es so erst seit den neuen Postvereinsvertrag ab dem 1.1.1861 geben konnte.

Der Absender hatte keine Zeit und kein Geld, daher schrieb er in Eile und verklebte auch kein Franko von 9 Kr. für den einfachen Brief über 20 Meilen in den Postverein.

Er war ihm aber dennoch wichtig, denn er wollte ihn eingeschrieben haben. Nur sollte der Empfänger alle Gebühren zahlen.

Daher gab er ihn am Bahnhof Münchens auf und bekam den Postschein mit der Nummer 24, die sich auch oben rechts auf dem Brief befindet. Der Annahmebeamte musste nun in der Währung der Abgabepost in Wien taxieren, denn Bayern stand ja das Porto voll zu.

Also rechnete er: Unfrankierter Brief von Bayern = 12 Kreuzer rheinisch = 20 Neukreuzer, die wir vorne in blau (diese Farbe war Vorschrift) sehen.

Da die Chargégebühr von 6 Kreuzer rheinisch aber in Bayern dem Annahmebeamten gehörte, hatte er ein Problem mit der Umrechnung (Reduktion) in die österreichischen Neukreuzer: 6 Kr. rheinisch waren = 10 Neukreuzer. Aber 10 Neukreuzer waren gleich 7 Kr. rheinisch! Diese Unlogik kannte unser treuer Staatsdiener. Er wollte auf keinen Fall die Postverwaltung um einen Kreuzer betrügen, denn ihm standen ja laut Dienstvertrag nur 6 Kr. zu und eben keine 7 Kr., die ihm nach der Zustellung aus Österreich überwiesen worden wären!

Daher schrieb er die Chargégebühr mit 6 Kr. rheinisch an und überließ seinen österreichischen Kollegen die Reduktion. Korrekt war das nicht.

Der Empfänger hat sicherlich 30 Neukreuzer bezahlt und die österreichische Post hat auch nach dem vorgegebenen Reduktionsverhältnis Bayern ausbezahlt (bzw. am Quartalsende verrechnet). Dem bayer. Postler wurden auch nur 6 Kr. gutgeschrieben, von daher war alles bestens.

Im Falle eines Verlusts des Briefes hätte Österreich an Bayern 24,5 Gulden rheinisch zahlen müssen, die die bayerische Post dem Inhaber des Postscheines erstattet hätte (auf Antrag).

Ich finde es toll, dass du auf den wichtigen fehlenden "Frei" oder "franko" - Vermerk geachtet hast. So weit sind nur wenige.

Ich hoffe, ich konnte dir zeigen, dass auch in markenlosen Briefen viele Informationen stecken können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch, der sich erlaubt, noch ein kleines Schmankerl anzuhängen, das man auch erst einmal beschreiben können sollte. :-)


 
Christian Am: 24.02.2009 11:37:36 Gelesen: 1113915# 20 @  
Hallo zusammen,

Nachdem sich der Kreis der Teilnehmer doch erweitert hat, hier noch ein Beleg aus Nürnberg vom 17. August 1855, versandt nach Bremen, portogerecht frankiert. Vom 1.7.1850 bis zum 1.7.1858 betrug die Gebühr für Briefe im Fernverkehr (über 20 Meilen) bis 1 Loth, 9 Kreuzer. 1855 galt für das Loth folgendes 1 Loth = 1/32 Zollpfund (500g), also ca. 15 2/3g



Bei der Marke würde ich mich nur beim Typ auf Type III festlegen wollen. Die Farbe lässt meiner Ansicht auch die Möglichkeit offen, dass es sich um eine Nr. 5b handelt, aber wahrscheinlich ist wohl doch eine 5d.

Die "Kehrseite" der Philatelie ist auch ganz schön. Ich vermute, dass es sich bei dem Rechnungsinhalt um Kräuter handelte. Wer kann hier weiterhelfen?


 
bayern klassisch Am: 24.02.2009 13:14:52 Gelesen: 1113909# 21 @  
Hallo Christian,

na ja, groß erweitert hat sich der Kreis leider nicht. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Dein Brief hat eine 5dIII. Die Auflösung des Inhalts ist nicht sehr hoch, aber da ich das Wort Ballen lesen kann, dürfte es sich um Spinnstoffe gehandelt haben.

Die Rückseite des Briefes wäre noch interessant - gibt es da Transitstempel?

Deine Beschreibung ist schon ganz gut - aber das zeitliche Limit für die Korrespondenz Bayerns nach Bremen im Postverein et vice versa war der 1.5.1851 bis zum 31.12.1867. Davor und danach war das anders.

Hast du dir mal Gedanken über meine schöne Farbfrankatur aus Landau / Pfalz nach der Schweiz gemacht?

Stell dir vor, auf einem Tauschtag würde dir jemand einen solchen Brief anbieten. Was würdest du dann tun?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Christian Am: 24.02.2009 15:39:57 Gelesen: 1113894# 22 @  
@ bayern klassisch

Hallo Ralph,

es gibt nur einen sehr schlecht lesbaren Stempel auf der Rückseite, den ich als aus Bremen stammend interpretieren würde. Ich will ihn Dir nicht vorenthalten:



Zum Inhalt des Briefes: Vielleicht haben wir auch beide Recht. Ich konnte das Wort altehae entziffern. Das ist der lateinische Name von Eibischwurzeln. Bei der Firma Sagsteiger vormals Andreas Loewel handelt es sich um ein Handelshaus.

Zu Deiner Frage:

Leider bin ich im Vergleich zu Jürgen ein Stempel-Novize. Aber ich versuch's trotzdem einmal.

Der Unterschied zwischen Mischfrankatur und Farbfrankatur besteht darin, dass es sich bei Farbfrankaturen um Sendungen handelt, die nachgesendet wurden und somit oftmals einen unterschiedlichen Stempel auf den Marken aufweisen. Diese kann ich, genauso wie den Ort leider nicht entziffern. Da die Nummer 10 allerdings über dem Werbestempel des Absenders klebt ist davon auszugehen, dass es sich zuerst um einen Ortsbrief oder eine Brief innerhalb der Pfalz gehandelt haben müsste. Die zusätzliche Frankatur für einen Brief im Postverein nach Zürich dürfte wohl mit 6 Kreuzern richtig sein.

Ich werde den Brief später noch etwas studieren. Ich bin mir sicher, dass es noch die eine oder andere Besonderheit geben wird.

Herzliche Grüße

Christian
 
bayern klassisch Am: 24.02.2009 16:06:36 Gelesen: 1113887# 23 @  
Hallo Christian,

danke für den Scan der Rückseite: Es handelt sich um den Ankunftsstempel von Bremen Thurn und Taxis, denn die Post von und nach Bremen mit Richtung Bayern war im August 1850 der fürstlichen Lehenspost übertragen worden (was sehr einträglich war).

Bei meinem Brief liegst du, leider, daneben.

Ich beschreibe ihn dir mal.

Nach dem Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1.10.1852 gab es nur noch voll frankierte Briefe, oder gänzlich unfrankierte Briefe zwischen beiden Staaten.

Von der Pfalz kosteten sie immer 9 Kr., da alle Orte der Pfalz zur Schweizer Grenze über 20 Meilen entfernt waren. Innerhalb der Schweiz kosteten Briefe bis 10 Meilen von der Grenze 3 Kr., darüber 6 Kreuzer. Der Brief hätte also mit 12 Kr. frankiert werden müssen.

Der Absender klebte aber nur 9 Kr., was 3 Kr. zuwenig war. Da Bayern den Postvereinsanteil von 9 Kr. komplett der badischen Post vergüten musste für ihren Transit in die Schweiz (gilt nur für die Pfalz!), notierte man unten links "ohne Weiterfranko", denn für die Schweiz blieb ja nichts mehr übrig.

Bei seiner Ankunft in Basel wunderte man sich, warum ein bayerischer Brief aus Lindau mit 9 Kr. unterfrankiert sein soll, denn man las nicht Landau sondern Lindau. Und von Lindau aus hätten die 9 Kr. allemal gereicht. Daher erhob man das zuwenig frankierte von 3 Kr. = 10 Rappen nicht vom Empfänger, worüber sich der sicher freute.

Der Brief war wohl noch etwas zu schwierig zu interpretieren. Ich werde zukünftig einfachere Briefe einstellen, die leichter nachzuvollziehen sind.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Christian Am: 24.02.2009 21:35:44 Gelesen: 1113862# 24 @  
@ bayern klassisch

Hallo Ralph,

wenn die Marken im gleichen Ort abgestempelt wurden und vom Empfänger stammen handelt es sich meiner Meinung nach nicht um eine Farbfraktatur sondern um eine Mischfrankatur.

Darüber hinaus vermisse ich ein weiteren Beleg von Dir.

Liebe Grüße

Christian
 
bayern klassisch Am: 25.02.2009 08:35:28 Gelesen: 1113841# 25 @  
Hallo Christian,

eine Farbfrankatur hat man vorliegen, wenn auf einem Brief 2 oder mehr Marken der gleichen Ausgabe mit unterschiedlichen Farben (bei Bayern Nominalen) kleben. Beide Marken wurden am 1.10.1862 verausgabt, daher ist es eine Farbfrankatur.

Was ich hier anfüge, ist eine Mischfrankatur, also eine Marke 2II, der 3 Kr. blau von 1850, eine 3I von Dezember 1850 und eine Nr. 6, 12 Kr. rot der Ausgabe von 1858.

Dazu noch eine Farbfrankatur der Ausgabe von 1862 mit der 9 Kr. braun und 18 Kr. rot, damit dir das klarer wird.

Mischfrankaturen bei Bayern sind in der Kreuzerzeit immer selten bis höchst selten; Farbfrankaturen sind es nur, wenn es nicht die üblichen 3 + 6 Kr. Kombinationen sind.

Sag mir noch, welchen Beitrag du vermisst, damit ich das nachholen kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch




 
Christian Am: 27.02.2009 23:07:34 Gelesen: 1113799# 26 @  
@ bayern klassisch

Lieber Ralph,

Deine Belegsammlung scheint ja unerschöpflich zu sein und ich möchte dir ganz herzlich dafür danken, dass du diese hier vorstellst.

Abgesehen von meinem philatelistischen Interesse, finde ich die Inhalte oder die Angaben, die etwas über den Sender bzw. Empfänger aussagen spannend. Bei Deinem zweiten Brief hat sich der Empfänger den Brief in ein Cafe in Rom schicken lassen.

Der vermisste Beleg bezog sich auf Deinen Beitrag , der ungewohnter weise ohne einen Deiner schönen Belege abschloss. Ich freue mich jedes mal über diesen schönen Stücke. Den Begriff der Farbfrankatur würde ich, wie gesagt, enger fassen. In der Literatur gibt es durchaus auch unterschiedliche Meinungen.

Meine Frage wäre, ob es auch Belege nach Übersee gibt. Auf jeden Fall freue ich mich schon auf einen weiteren Beleg.

Herzliche Grüße

Christian
 
Mozart Am: 28.02.2009 00:25:35 Gelesen: 1113787# 27 @  
Am 17. April 1862 sandte Herr J.L. Wolf Senior einen Brief von Wachenheim nach Wien.

Frankiert wurde der Brief mit einer 9 Kreuzer MI 5d, entwertet mit geschlossenem Mühlradstempel 549, den der Postbeamte herrlich zentrisch platzierte.
Leider hat man beim Schnitt der Marke die Schere etwas zu knapp an das Markenbild angesetzt, und die Marke allseits knapp geschnitten (Zwergenschnitt).



Der Ankunftsstempel dokumentiert, dass der Brief bereits 2 Tage später am 19. April 1862 in Wien eintraf.


 
bayern klassisch Am: 28.02.2009 10:56:22 Gelesen: 1113768# 28 @  
Hallo Mozart und Christian,

vielen Dank für das Zeigen eines Briefes aus der Pfalz (meiner Heimat) nach Österreich mit einem seltenen Stempel. Der Postaustausch zwischen der Pfalz und Österreich war überschaubar, so dass man keinen Fehler macht, dergleichen Briefe in seine Sammlung aufzunehmen.

Mit meinem Posting Nr. 23 habe ich ja eine Frage gestellt und keinen Brief zeigen wollen.

Ich kann aber mal einen Überseebrief in die USA zeigen, der Spaß machen kann, wenn man sich für dergleichen interessiert.

Er lief vom 30.10.1853 mit 41 Kreuzern frankiert (Farbfrankatur) über Bremen nach Muscatine in Iowa, also recht weit westlich.

Wer etwas über diese Zeit in den USA erfahren will, kann gerne mal googlen - einfach war das Leben der dortigen deutschen Auswanderer sicher nicht (dem 1. den Tod, dem 2. die Not, dem 3. das Brot...).

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
bayern klassisch Am: 01.03.2009 20:47:42 Gelesen: 1113738# 29 @  
Kein Feedback - was ist, nicht schön genug?
 
Jürgen Witkowski Am: 01.03.2009 21:21:40 Gelesen: 1113728# 30 @  
@ bayern klassisch

Die Stempel aus dem oberfränkischen Burgebrach zeugen von der Akribie des Postbediensteten. Er war wohl, wie Du immer schreibst, ein echter "Schönstempler".

Als mit dieser Zeitepoche nur wenig vertautem Sammler stellt sich mir die Frage, warum das Porto derart gestückelt wurde. Waren die höheren Werte nicht vorhanden, oder wurde hier "Resteverwertung" betrieben?

Zum USA-Teil des Briefes wäre noch zu fragen, warum neben den im New Yorker Transitstempel vorhandenen Paid-Vermerk noch ein weiterer Paid-Stempel abgeschlagen wurde. Stammt er aus dem Zielort Muscatine, Iowa oder wurde er bereits in Bremen vor der Verschiffung angebracht?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
bayern klassisch Am: 02.03.2009 08:14:17 Gelesen: 1113711# 31 @  
Hallo Concordia CA,

guten Fragen, die ich gerne beantworten will, so ich das vom Büro aus kann. :-)

Eine Resteverwertung kann man heute natürlich nicht ganz ausschliessen, aber die 18 Kr. gelb, Sem - Nr. 7, kam ja erst im Juli 1854 an die Schalter, so dass er diese Marke noch gar nicht verwenden konnte. Außerdem war es fraglich, ob ein Expeditor überhaupt diese hohen Nominalen vom Bezirksamt anforderte, denn er bekam ja nur die Marken zugesandt, die er auch bestellt hatte.

Zum USA - Teil: Der New York Stempel ist kein Transitstempel, sondern ein Eingangsstempel (auch wenn der Brief dann über NY hinaus lief). Die dortigen Beamten hatten zu prüfen, ob der für die USA frankierte Teil ausreichend war. In dem Paid - Stempel New Yorks rechts stand auch der für die USA vertraglich fixierte Betrag, der in Verbindung mit dem Wort "PAID" die Bezahlung dieser USA - Inlandsgebühr bestätigte.

Der links unten angebrachte "PAID" - Stempel verdeutlichte dies nur noch.

Ein Ämtchen wie Muscatine hat keinen Paid - Stempel besessen - diese blieben den Ämtern überlassen, die mit ausländischen Postverwaltungen im Korrespondenzaustausch standen, also Boston, New York, Baltimore, Philadelphia usw.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Jürgen Witkowski Am: 03.03.2009 12:06:11 Gelesen: 1113683# 32 @  
@ bayern klassisch [#31]

Den New Yorker "Multifunktionsstempel" habe ich in dieser Form noch nicht gesehen. Sage noch einer, die bayrischen Belege seien nur etwas für die Liebhaber altdeutscher Spezialitäten.

Mir fallen bei näherer Betrachtung noch einige Marken auf, bei denen der Stempel nicht auf den Beleg übergeht. Kann es sein, dass dort Vorausentwertungen verwendet wurden?

Mit heute wieder besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
bayern klassisch Am: 03.03.2009 15:13:18 Gelesen: 1113670# 33 @  
Hallo Concordia CA,

ich halte die rechte 3 Kr. blau für nachträglich appliziert, da die Originalmarke die evtl. abgefallen war oder von frühen Sammlern abgelöst wurde. Bei Laufwegen dieser Art ist/war das nicht ungewöhnlich. Um die Portogerechtheit zu demonstrieren, replatzierte man dann später ein schönes Stück mit gleicher Mühlradnummer.

Das hast du gut beobachtet. Ansonsten halte ich hier Vorausentwertungen für unwahrscheinlich, denn dergleichen ist von diesem Ort bisher nicht bekannt und bei einigen Marken gehen die Stempel ja auch über.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
duphil Am: 03.03.2009 15:20:47 Gelesen: 1113669# 34 @  
@ bayern klassisch [#33]

Ich finde allerdings, dass die 9 Kr. links oben aussieht, als wenn sie vorausentwertet worden wäre. Besonders gut sieht man das am unteren Rand der Marke. Dort geht der Stempel deutlich nicht über den Markenrand auf das Briefpapier.

Das Gegenteil sieht man ja an der 9 Kr. rechts.

Mit freundlichen Gruß
Peter
 
bayern klassisch Am: 03.03.2009 15:30:33 Gelesen: 1113667# 35 @  
Hallo duphil,

ja, das könnte man meinen. Aber es kann auch genauso gut etwas in dem Brief (ist heute nur eine Hülle ohne Inhalt) gelegen haben, dass für das abrupte Nichtdrucken des Stempels verantwortlich war.

Dergleichen habe ich bei mehreren Briefen schon gesehen, so dass es ein Indiz ist, aber eben halt nicht mehr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Christian Am: 15.03.2009 18:33:35 Gelesen: 1113470# 36 @  
Hallo zusammen,

hier noch ein Beleg aus der Kreuzer-Zeit.

Der Brief wurde am 18. Juli, frankiert mit 7 Kreuzer (Michel Nr. 25Xa), in Wasserburg aufgegeben und erreichte Stadtamhof am 20. Juli 1873 oder 1879 (ist leider nicht exakt lesbar). Absender ist das Königliche Bezirksgericht Wasserburg, Empfänger das Königliche Landgericht.

Kurioserweise datiert der Brief vom 22. Juli. Vielleicht hat ja jemand eine Erklärung dafür.





Noch eine Anmerkung: Stadtamhof war bis zur Eingemeindung im April eine eigenständige Stadt. Heute ist sie der Stadtbezirk 02 von Regensburg.

Herzliche Grüße

Christian
 
bayern klassisch Am: 15.03.2009 18:54:38 Gelesen: 1113465# 37 @  
Hallo Christian,

dein Brief datiert aus dem Jahr 1873, denn 1879 gab es in Bayern keine Kreuzermarken mehr.

Es war eine Parteisache über 15 - 250g Gewicht, also die 2. Gewichtsstufe.

Dass die Daten innen und außen etwas unharmonisch wirken, hängt mit dem Inhalt zusammen. Bei Gerichtsbriefen, bei denen es fast immer auch um die gerichtsverwertbare Zustellung von Urteilen, Aufforderungen, Fristsetzungen und Bescheiden ging, war diese erst zu vollziehen, ehe die Rücksendung erfolgte.

Diese Rücksendung musste nicht zwangsläufig durch einen Wendebrief erfolgen, sondern konnte auch in einem neuen Umschlag erfolgen, was man dann nach der Plünderung des Gerichtsarchivs durch Trennung der Briefe / Hüllen / Akten nicht mehr 100%ig belegen kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Christian Am: 15.03.2009 19:58:49 Gelesen: 1113451# 38 @  
@ bayern klassisch [#37]

Hallo Ralph,

ich weis sehr wohl, dass die ersten Pfennig-Marken am 1. Januar 1876 ausgegeben wurden. Allerdings habe ich nichts über die Gültigkeit der alten Marken gefunden. Aus diesem Grund ließ ich den Punkt mit dem Datum offen.

Im Verordnungsblatt Nr. 97 vom 9. August 1874 wurde die 1 RM-Marke zu 35 Kreuzern bewertet. Demnach entsprechen 7 Kreuzer 20 Pfennigen.

Der Vollständigkeit halber noch die Verordnung zur Ausgabe dieser Markenserie:

Verordnungsblatt vom 14. Juni 1870.
Die Einführung neuer Briefmarken betreffend.
Von den bayerischen Briefmarken in den Wertbeträgen von 1, 3, 6, 7, 12 und 18 Kreuzer ist eine neue Auflage hergestellt worden, welche nach Verbrauch des Vorrats aus der bisherigen Auflage ausgegeben wird. Die neuen Briefmarken unterscheiden sich von den bisherigen nur dadurch, daß dabei Papier mit durchzogenen roten Seidenfäden nicht mehr in Verwendung gebracht ist, die Ränder der einzelnen Marken dagegen bogenförmig ausgezackt erscheinen.
Herstellungsart und Form sowie die Farbe des Druckes der einzelnen Markengattungen bleiben unverändert. Ebenso erfolgt die Abgabe wie bisher in Blättern zu je 60 Stück und in Heften zu 50 Blättern. Die Postanstalten haben mit der Abgabe der neuen Auflage erst dann zu beginnen, wenn der Vorrat der betreffenden Markengattungen aus der bisherigen Auflage völlig aufgebraucht ist. Die bisherigen Marken haben neben den neuen unverändert die gleiche Gültigkeit, und findet daher ein Umtausch von Marken der bisherigen Auflage gegen neue nicht statt. Die Portomarken bleiben unverändert.
München, den 12. Juni 1870. Generaldirektion der k. Verkehrsanstalten
(gez.) Baumann (gez.) Le Sage


Wie wäre es mit einem weiteren Beleg von Dir?

Herzliche Grüße
 

Das Thema hat 2863 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2   3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 22 32 42 52 62 72 82 92 102 115 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.